Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Müllhaushalt 2004
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 06.10.2003 NU/012/2003 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing führte aus, daß der vorliegende
Müllhaushalt die gute Nachricht enthalte: Auch im Jahr 2004 werde keine
Müllgebührenerhöhung erforderlich. Sofern keine unerwarteten Ereignisse
eintreten, könne bereits heute die Stabilität der im Landkreis Miltenberg
geltenden Müllgebühren für einen dreijährigen Kalkulationszeitraum, also bis
2006, vorhergesagt werden. D.h. seit der Müllgebührenerhöhung zum 01.04.1994 bleiben
die Müllgebühren auch im 10. Jahr in Folge stabil, was sogar für das 11.
und 12. Jahr erwartet werde. Wenn von stabilen Müllgebühren gesprochen werde,
müsse natürlich auf die beiden
Gebührensenkungen von 5 % im Jahr 1997 und die großzügige Abrundung
anläßlich der EURO-Umstellung hingewiesen werden.
Die
Landkreisverwaltung gebe offen und ehrlich zu, daß das Verdienst hierfür auch
den Mitgliedern des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz zustehe. Sie hätten
die Landkreisverwaltung in diesen 10 Jahren bei Fragen und Problemen des
Müllhaushalts und des Gebührenrechts über alle Parteigrenzen hinweg
unterstützt. Diese Unterstützung habe bei oft nicht einfachen
Vertragsangelegenheiten, schwierigen Ausschreibungssituationen und generell bei
der oft an die finanziellen Grenzen stoßenden Weiterentwicklung des
Abfallwirtschaftskonzeptes geholfen, immer den Geldbeutel der Bürger und
Bürgerinnen im Auge zu behalten.
Der
Landkreis Miltenberg verfüge heute über ein Abfallwirtschaftskonzept mit allen
Leistungen für Bürger und Gewerbe und über moderne Abfallanlagen. Man
verschließe sich nicht der kommunalen Zusammenarbeit bei Projekten, die für den
Landkreis Miltenberg allein zu groß seien, wie z.B. mit dem
Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH (GKS) und dem Kompostwerk Guggenberg.
Der Landkreis Miltenberg arbeite auf vielen Gebieten eng mit leistungsfähigen
Firmen der privaten Entsorgungswirtschaft zusammen und nutze so alle
Möglichkeiten des Entsorgungsmarktes.
Stabile
Müllgebühren für die nächsten drei Jahre soll aber nicht heißen, daß man jetzt
die Hände in den Schoß legen wolle. Fortentwicklung und Anpassung müsse
kontinuierlich stattfinden. Es gibt auch noch einige unerledigte Projekte, z.B.
die im Dezember 2002 zurückgestellte Entscheidung über die Gewerbetonne.
Desweiteren werden derzeit gemeinsam mit dem Bayer. Institut für
Abfallforschung eine Kalkulation für die Müllgebühren und ein aktueller
Betriebsabrechnungsbogen erstellt. Diese können Grundlage für eine
Neustrukturierung des Abfallgebührensystems sein.
Es
seien aber nicht nur neue Leistungen in Angriff genommen worden. Die
Landkreisverwaltung sorge sich auch um die Altdeponien Großheubach, Sulzbach
a.Main und Wörth a.Main. So sei die Deponie Großheubach in den vergangenen 10
Jahren mit einem Aufwand von rd. 3 Mio € saniert und mit einer
Oberflächenabdeckung versehen worden. Als nächstes stehe die Deponie Wörth
a.Main an. Auch hier werde versucht, die Sanierung ohne Gebührenerhöhung
vorzunehmen. Immerhin werden dafür
Kosten in Höhe von 3,5 Mio € erwartet. Die Verwaltung bemühe sich, diese Kosten
so gering wie möglich zu halten oder mit Hilfe von Einnahmen zu reduzieren.
Bei
der Finanzierung dieser großen Aufgabe helfe aber auch die langfristige Planung
zur Neuregelung der wichtigsten Entsorgungsverträge. Die Ausschreibung für den
Müllabfuhrvertrag aus dem Jahr 2001 bringe ab 2004 deutliche
Ausgabeneinsparungen. Die Neuregelung der Papierentsorgung, die aufgrund der
zum Jahresende 2003 auslaufenden Verträge in Angriff genommen worden sei,
bringe ebenfalls hohe Einsparungen. Daraus entstehen Überschüsse, die aber auch
benötigt werden, um
- die
ständigen Kostensteigerungen, auch aus Ökosteuer und LKW-Maut, aufzufangen,
- die Rückstellungen für die Kreismülldeponie
Guggenberg den neuen gesetzlichen und technischen Anforderungen anzupassen und
- die Sanierung der Deponie Wörth a.Main zu
finanzieren.
Der
Teil des Müllhaushaltes, der die Deponie Schippach betreffe, habe noch nicht
fertiggestellt werden können. Der Abschluß der Restverfüllung werde
Auswirkungen haben, die z.Z. noch nicht berücksichtigt werden können. Dort
werden natürlich auch wieder die anteiligen Kostensätze für Personal- und
Sachbedarf angesetzt. Dies habe aber auf mögliche Gebührenfragen im allgemeinen
Müllhaushalt keinen Einfluß.
Regierungsamtmann
Röcklein gab sodann die wichtigsten Zahlen und Veränderungen des
Müllhaushaltsentwurfes für 2004 bekannt:
Einnahmen:
72xx.1120:
Bei den
Gewerbeabfallanlieferern auf der Müllumladestation Erlenbach a.Main werde mit
einem kleinen Anstieg von 2,1 % gerechnet. Die in den letzten Jahren zur
Deponie Schippach geflossenen Abfallmengen aus dem Landkreis Miltenberg kehren
zur Kreismülldeponie Guggenberg zurück.
72xx.1121:
Es
werde ein leichter Rückgang bei den
Gebühreneinnahmen Mülltonnen, begründet durch das anhaltende Wegbrechen von
Kleingewerbe, insbesondere der Handelsketten,
erwartet.
72xx.1122:
Deutlicher
werde der Einnahmenrückgang beim Geschäftsmüll von 2,9 %, der weiter anhalte
und durch den grauen Entsorgungsmarkt verursacht werde.
72xx.1670:
Von
der Duales System AG werden nach heutigem Stand 442.000,00 € inkl. USt. für die
sog. Nebenentgelte und die Erfassung der Verpackungspapiere erwartet. Hierfür
liegen noch keine unterschriebenen Verträge vor, deshalb müssen hinter diese
Beträge noch Fragezeichen gesetzt werden.
Insgesamt
steigen die Einnahmen, aber nur dank der neuen Zahlungen der DSD AG, um 3,8 %
auf 14,280.200,00 €.
Wichtige
Ausgabenpositionen seien:
Personalausgaben:
Diese
steigen ohne Personalmehrung um 10,4 % auf knapp 838.000,00 €. Lediglich bei
drei Teilzeitkräften seien die Stundenzahlen angehoben worden, um die Arbeiten
mit dem neuen Behälterverwaltungsprogramm und die Abwicklung auf der Deponie
Schippach bewältigen zu können. Ebenfalls vollständig enthalten seien die
Personalkosten der in der kommunalen Abfallwirtschaft tätigen Staatsbeamten und
Personalkostenanteile der Tiefbauverwaltung. Der Löwenanteil der Erhöhungen sei
nach Auskunft der Personalstelle auf den Tarifabschluß des Jahres 2003 und auf
den Alterszuschnitt der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zurückzuführen. Auch
ein junges Team werde älter und damit steigen auch die Personalkosten.
7213.5044:
Nachdem
nun Erfahrungswerte über den Betrieb der Sickerwasserreinigungsanlage
vorliegen, seien die Haushaltansätze angepaßt worden. Dies habe beispielsweise
auch Auswirkungen auf die Haushaltsstellen 7213.5440, 7213.5441 und 7213.5443.
7211.5152: Für die Druckerhöhungsanlage der
Löschwasserversorgung Guggenberg stehe eine größere TÜV-Prüfung an.
72xx.5180:
Die
Pflege der Deponiegrundstücke werde deutlich teuerer. Als Beispiel werde die
Pflege der Deponie Großheubach genannt, früher nahezu 0, heute rund 7.000,00
€/Jahr.
7211.5320:
Für
die Erfassung und Verwertung der verpackungsfremden Wertstoffe seien die Zahlen
der Vorjahre angesetzt worden. Allerdings habe die Duales System AG den Auftrag
für den gelben Wertstoffsack für 2004 noch nicht vergeben, so daß der Landkreis
Miltenberg für die erforderlichen Vertragsgespräche leider noch keinen
Verhandlungspartner habe. Hier seien daher noch Veränderungen möglich.
7211.6320:
Es
werde erwartet, daß die Kosten der Papiererfassung um 193 % sinken. Allerdings
stehe auch hier noch ein Fragezeichen, da dies mit den neuen DSD-Verträgen in
Zusammenhang stehe.
7211.6322:
Die EDV-Ausstattung des Landratsamtes
Miltenberg müsse 2004 fast komplett erneuert werden.
7211.6361:
Die Kosten für die Müllabfuhr sinken
aufgrund des neuen Werkvertrages deutlich.
7211.6366:
Steigende Grüngutmengen bringen höhere
Kosten.
72xx.6790:
Im
Rahmen der Budgetierung seien die Inneren Verrechnungen überprüft worden, was
zu einer Erhöhung um 38,6 % geführt habe.
72xx.6800:
Bei den Abschreibungen sei nun auch
die Deponie-Sickerwasserreinigungsanlage eingerechnet.
72xx.6890:
Die
kalkulatorischen Rückstellungen für die Deponie Guggenberg seien um rd. 90 %
erhöht worden, um diese den neuen gesetzlichen und technischen Anforderungen,
insbesondere der Europäischen Deponierichtlinie und der bundesdeutschen
Ablagerungsverordnung sowie der Deponieverordnung anzupassen. Neu seien die
Kalkulatorischen Rückstellungen für die Deponie Wörth a.Main.
Erstmalig
habe ein neuer Unterabschnitt 7216 in den Müllhaushalt aufgenommen werden
müssen. Er diene der Abwicklung der umsatzsteuerpflichtigen Leistungen aus der
Zusammenarbeit mit der DSD AG.
Insgesamt
steigen die Ausgaben um 2,1 %, was allein durch die kalkulatorischen
Rückstellungen bedingt sei. Der vorliegende Entwurf des Müllhaushalts 2004 sei
ausgeglichen und solide berechnet. Er enthalte lediglich noch unsichere Punkte
bezüglich der DSD-Verträge, der Papierkosten und der Kosten für verpackungsfremde
Wertstoffe. Aber auch diese Positionen werden bis zur Verabschiedung des
Gesamthaushaltes im Frühjahr 2004 geklärt sein. Bei den erforderlichen
Vertragsabschlüssen werde der Ausschuß für Natur- und Umweltschutz eingebunden.
Ausblick
auf die Jahre 2005 und 2006:
In
den Folgejahren werden Kostensteigerungen von 2,5 % pro Jahr erwartet. Diese
können durch eine kontinuierliche Reduzierung der kalkulatorischen
Rückstellungen für die Deponie Wörth a.Main aufgefangen werden, ohne daß das
Ziel, die Sanierungskosten anzusparen, beeinträchtigt werde. Damit sei bei
einem normalen Geschäftsverlauf zu erwarten, daß auch für den
Kalkulationszeitraum 2004 bis 2006 ausgeglichene Müllhaushalte ohne
Gebührenerhöhung vorgelegt werden können.
Kreisrat
Kern sagte, die Mitglieder der SPD-Fraktion seien froh, daß die Müllgebühren
stabil bleiben. Bei den diesbezüglichen Diskussionen in der Vergangenheit sei
es immer nur um die Sache gegangen. Nachdem ab 2004 nur noch ein
Entsorgungsunternehmen im Landkreis Miltenberg tätig sein werde, werde die
Landkreisverwaltung gebeten, bei der Fa. Sita Bormann nachzufragen, wie die
Müllabfuhr künftig erfolgen soll Desweiteren sollte das Thema “Gewerbemüll” im
Jahr 2004 erledigt werden. Ziel der SPD-Fraktion sei die Senkung der
Müllgebühren. Leider sei dies bisher nicht möglich gewesen, weil viel Geld für
Altlasten zur Verfügung gestellt werden müsse.
Kreisrätin
Münzel wies darauf hin, daß Landrat Schwing das Abfallkonzept des Landkreises
Miltenberg gelobt habe. Leider fehle im Raum Miltenberg noch immer ein
Wertstoffhof. Der Wertstoffhof Erlenbach a.Main beweise, daß Wertstoffhöfe von
der Bevölkerung sehr gut angenommen werden. Die Mitglieder von Bündnis 90/Die
Grünen mahnen daher nochmals die Errichtung eines Wertstoffhofes im südlichen
Teil des Landkreises Miltenberg an und bitten, dies als Ziel festzuschreiben.
Es sei zwar noch nicht bekannt, wieviele Überschüsse vorhanden seien und was
die Sanierung der Altdeponie Wörth a.Main koste, aber wenn drei Maßnahmen in Angriff
genommen werden, könne auch eine vierte Maßnahme vorbereitet werden.
Kreisrat
Dotzel betonte, daß die CSU-Fraktion maßgeblichen Anteil am positiven
Müllhaushalt habe. Die Stadt Wörth a.Main habe dem Landkreis Miltenberg in
schwieriger Zeit Gelände für eine Deponie zur Verfügung gestellt und erwarte
nun, daß diese Deponie ordnungsgemäß abgedichtet werde. Desweiteren stehe die
Deponie Guggenberg im Raum, wo wenig Anlieferungen erfolgen, jedoch hohe Kosten
entstehen. Die Landkreisverwaltung müsse darauf achten, daß die Kosten hierfür
nicht davonlaufen. Insgesamt sei erfreulich, daß die Müllgebühren im Jahr 2004
gehalten werden können.
Landrat
Schwing erklärte, der Landkreis Miltenberg werde seiner Verpflichtung gegenüber
der Stadt Wörth a.Main nachkommen. An Kreisrätin Münzel gewandt sagte er, es
sei vorrangig, die Altlasten ordnungsgemäß zu bedienen. Den Bürgern und
Bürgerinnen des Landkreises Miltenberg könnten keine neuen Lasten aufgebürdet
werden. Bezüglich des Wunsches, im südlichen Teil des Landkreises Miltenberg
einen Wertstoffhof zu errichten, müsse darauf hingewiesen, daß nicht nur
Investitionskosten, sondern auch hohe Betriebskosten entstehen würden. Und die
beim Wertstoffhof Erlenbach a.Main bestehenden Synergieeffekt werde es an
keinem weiteren Standort geben. Im übrigen sollte berücksichtigt werden, daß
der Landkreis Miltenberg kein Wertstoffhof-System habe.
Kreisrat
Dr. Fahn äußerte, grundsätzlich sei er auch für einen zweiten Wertstoffhof.
Leider sei derzeit aber keine Kommune im südlichen Teil des Landkreises
Miltenberg zur Zusammenarbeit bereit. Die Bemerkung von Kreisrat Dotzel
bezüglich des Anteils der CSU-Fraktion am positiven Müllhaushalt stimme zwar,
richtig sei jedoch, daß dies für alle Kreistagsmitglieder gelte.
Regierungsamtmann
Röcklein teilte mit, daß wegen der künftigen Müllabfuhr im gesamten Landkreis
Miltenberg mit der Fa. Sita Bormann bereits Gespräche geführt worden seien. Es
gebe bereits einen Abfuhrplan für den nördlichen Teil des Landkreises
Miltenberg. Darüber werde die Fa. Sita Bormann bei der Fa. Reinhardt &
Sohn, Obernburg a.Main, eine Ansprechstelle einrichten.
Durch
den Ausschuß für Natur- und Umweltschutz wurde sodann bei einer Gegenstimme
folgendes
b
e s c h l o s s e n :
Dem
vorliegenden Entwurf des Müllhaushaltes 2004 wird zugestimmt. Die Verwaltung
wird beauftragt, die noch offenen Punkte: DSD-Verträge, verpackungsfremde
Wertstoffe und Papier zu klären und den Müllhaushalt in den Gesamthaushalt 2004
des Landkreises Miltenberg einzubringen.
Der
Ausschuß für Natur- und Umweltschutz stellt fest, daß eine Gebührenveränderung
für 2004 nicht erforderlich ist und die Abfallgebühren unverändert auch im Jahr
2004 weitergelten.