Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Projekt "Intelligentes Sparen" der Landkreisverwaltung (in diesem Zusammenhang Behandlung des Antrages des Kreisrates Frey (ödp) vom 03.07.2003 auf Kürzung des Kreishaushaltes 2004)
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 21.07.2003 KT/008/2003 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Verwaltungsamtsrat Rüth führte folgendes aus:
Aufgrund der angespannten Haushaltslage in allen öffentlichen
Kassen und der Auswirkungen, die auch im Landkreis Miltenberg zu spüren seien,
sowie unter dem Eindruck der schwierigen Haushaltsberatungen sei das Projekt
“Intelligentes Sparen” für das Landratsamt Miltenberg gestartet worden. Das
bedeute, daß auf “intelligente” Art und Weise (mit eigenen Ideen, Vorschlägen
und Kreativität) nach Einsparungsmöglichkeiten gesucht und nicht mit der
“Rasenmähermethode” pauschal über alle Kostenstellen hinwegegangen werde.
Für das Projekt seien folgende Leitlinien aufgestellt
worden:
Intelligentes Sparen bedeute:
- Umfassende
Beteiligung der MitarbeiterInnen,
- Auswirkungen von Einsparungen
berücksichtigen (welche Wirkung werde bei Mitarbeitern und Kunden erzielt?),
- Sparen in allen Bereichen (keine Tabus),
- Arbeitsabläufe hinterfragen (wo und wie
können Arbeitsabläufe optimiert, müsse diese oder jene Aufgabe erledigt
werden?),
- Leistungsstandards mit geringerem Aufwand
erreichen,
- Wünsche der Politik beachten,
- Neue Einnahmemöglichkeiten suchen,
- Die Aussagen des Leitbildes (Mitarbeiter–
und Kundenorientierung) gelten weiterhin,
- Verändern und anpassen, nicht abschaffen.
Intelligentes Sparen bedeute nicht:
- Personalabbau durch Kündigung,
- Verzicht auf Weiterentwicklung (z.B.
E-Government, Marketing).
Dieses Projekt sei am 27.05.2003 in einem gemeinsamen
Workshop allen Führungskräften vorgestellt worden. Gleichzeitig seien sie
beauftragt worden, Sparvorschläge zu erarbeiten, in ihren Sachgebieten bis
15.07.2003 weitere Workshops durchzuführen und gemeinsam mit ihren
MitarbeiterInnen Vorschläge zu präsentieren. Begleitend dazu habe am 03.07.2003
eine Personalversammlung stattgefunden, in der alle MitarbeiterInnen von
Landrat Schwing und Landrat-Stellvertreter Eck eindringlich für dieses Thema
sensibilisiert worden seien. Gleichzeitig sei Herr Eck gebeten worden, die
Leitung des Projektes zu übernehmen. Es könne versichert werden, daß die
Thematik von den MitarbeiterInnen sehr intensiv behandelt und schon viele
Vorschlägen eingereicht worden seien, die derzeit ausgewertet werden. Der
Kreistag werde über den weiteren Fortgang ständig aktuell informiert werden. Da
durch dieses Projekt Einsparungen zu erzielen sein werden, werde vorgeschlagen,
folgenden Antrag des Kreisrates Frey vom 03.07.2003 abzulehnen, da dieser dem
Projekt “Intelligentes Sparen” entgegenstehe: “Der kommende Kreishaushalt wird
um 5 % gekürzt. Hierfür ist jeder Abteilungsleiter aufgefordert, rechtzeitig
zur Vorlage des kommenden Haushaltsentwurfs einen verbindlichen Vorschlag
auszuarbeiten und diesen dem Kämmerer so rechtzeitig vorzulegen, daß dieser die
Vorschläge aus den einzelnen Abteilungen im kommenden Haushaltsjahr
berücksichtigen kann. Die so eingesparten Mittel sollen je zur Hälfte der
Schuldentilgung und der Senkung der Kreisumlage dienen.”
Landrat Schwing teilte ergänzend mit, daß viele
Einsparungen in den einzelnen Sachgebieten bereits sofort umgesetzt werden.
Dinge, die von der Politik entschieden werden müssen, werden in den dafür
zuständigen Gremien behandelt werden.
Kreisrat Frey erinnerte daran, daß der Kreistag erst
vor wenigen Monaten mit großer Stimmenmehrheit eine Krankenhaus-Strukturreform
verabschiedet habe. Wegen der zu erwartenden wirtschaftlichen Entwicklung der
Krankenhäuser sei der Zwang zum schnellen Handeln als so dringlich dargestellt
worden, daß der Kreistag mehrheitlich der Meinung gewesen sei, eine zeitliche
Verzögerung sei nicht zu rechtfertigen. Kurze Zeit später habe sich der
Kreistag gezwungen gesehen, aufgrund knapper Finanzmittel eine Erhöhung der
Kreisumlage zu beschließen. Für ihn (Kreisrat Frey) bestehe zwischen diesen
beiden Ereignissen ein Zusammenhang, der ihn in seiner Eigenschaft als
Kommunalpolitiker in die Pflicht nehme. Zeige sich doch, daß trotz drastischer
Maßnahmen die Vorlage eines ausgeglichenen Haushaltes mit den vorhandenen
Mitteln aufgrund der rückläufigen Konjunktur nicht zu erstellen gewesen sei.
Bei der Kreisumlage handele es sich um einen prozentualen Anteil der
Gemeindefinanzen, der mit der aktuellen Wirtschaftskraft der Gemeinden
variiere. Dies verlange auf der Empfängerseite allerdings auch die Fähigkeit,
sich schwankenden Einnahmen anzupassen. Es sei unvernünftig, diese variablen
Einnahmen sozusagen zu fixen Einnahmen umzufunktionieren, indem man die
prozentuale Umlage bei Bedarf verändere.
Entscheidender als die Frage wie gespart werde, sei
die Notwendigkeit überhaupt zu sparen. Die Ausgaben für Bürokratie müßten
reduziert und die hohe Staatsquote gesenkt werden. Die Bürokratie unterliege offenbar einer unwiderstehlichen
Eigendynamik, die sie aus eigener Kraft nicht durchbrechen könne, weil genau
dies nicht zu ihren Aufgaben zähle. Im Unterschied zur freien Wirtschaft gebe
es in der öffentlichen Verwaltung keine unmittelbaren Sanktionen, die durch
mangelnde Effizienz bestraft würden. Die Pflicht der Verwaltung bestehe
stattdessen darin, die gestellten Aufgaben emsig zu bearbeiten, seien sie auch
noch so fragwürdig. Über die Notwendigkeit von Verwaltungsaufgaben und damit
über die Effizienz der Bürokratie entscheide die Politik. Daß dies
funktioniere, werde bezweifelt.
Was also wäre zu tun? Als kurzfristig wirksamste
Maßnahme bleibe wohl realistischerweise nur der Rasenmäher, wenn man eine
Kürzung des Gesamthaushaltes sofort realisieren wolle. Mittel- und langfristig
hingegen gebe es wesentlich vernünftigere Lösungsansätze. Mittelfristig könnten
Maßnahmen realisiert werden, die sich auf das eigene Haus beziehen und ohne
konstruktives Mitwirken anderer Kammern, Gremien oder übergeordneter Parlamente
realisierbar wären. Langfristig umsetzbare Maßnahmen seien diejenigen, bei
denen der Landkreis, die Gemeinden oder der Landrat bei den zuständigen Stellen
bis hin zur Landesregierung mit allem Nachdruck darauf hinwirken müßten, daß
der Landkreis von der Flut der Pflichtaufgeben entlastet werde, damit er sich
seiner eigenen Belange und die seiner Bürgerinnen und Bürger annehmen könne.
Die Krankenhaus-Strukturreform und das Projekt
“Intelligentes Sparen” seien nach Meinung von Kreisrat Frey Schritte zu
wirklichen Einsparungserfolgen. Den Beweis dafür gebe es jedoch erst dann vor, wenn Einsparungen in Form eines
reduzierten Haushaltes vorliegen.
Viele Kreisrätinnen und Kreisräte seien
“Laienpolitiker”, deren Aufgabe in erster Linie darin bestehe, Erfahrungen und
Überlegungen der Bürgerinnen und Bürger in den Kreistag einzubringen. Während
der Zeit, in der er (Kreisrat Frey) dem Kreistag angehöre, habe er jedoch den
Eindruck, die Politik laufe am Gängelband der Verwaltung. Er wünsche sich, daß
der Kreistag Leitlinien vorgebe, die dann in Zusammenarbeit mit der Verwaltung
sinnvoll umgesetzt werden. Im vorliegenden Fall bedeute dies, daß der Kreistag
Kürzungsvorschläge in der genannten Größenordnung beschließe, über deren
Gewichtung in einem weiteren Schritt noch einmal gesprochen werde. Die
Umsetzung müßte dann durch die Verwaltung erfolgen.
Der vorliegende Antrag stehe somit dem Projekt
“Intelligentes Sparen” nicht entgegen, sondern ergänze ihn, da er eine
Selbstverpflichtung zum Erfolg vorgebe. Landrat Schwing habe ihn (Kreisrat
Frey) nicht richtig interpretiert, wenn er sage, er rede einer Kürzung mit dem
Rasenmäher das Wort. Aufgrund des Antrages werden vielmehr Kürzungsvorschläge
in der genannten Größenordnung erwartet. Die Bewertung und Gewichtung müsse der
Politik vorbehalten bleiben. Nach Meinung von Kreisrat Frey seien die von der
Verwaltung formulierten Leitlinien ein guter Ansatz, die bestehende
Finanzsituation zu verbessern.
Landrat Schwing sagte dazu, daß verschiedene Ansätze
richtig seien, denn es müsse auf allen Ebenen gespart werden. Genau das habe
man mit dem Projekt “Intelligentes Sparen” vor. Wenn Kreisrat Frey die
Kreisumlage anspreche, müsse darauf hingewiesen werden, daß es dafür, wie diese
umzulegen sei, gesetzliche Vorschriften gebe. Die Kreisumlage 2003 sei nur um
0,7 % erhöht worden. Der Landkreis Miltenberg stehe mit seiner Kreisumlage
jetzt an 5. Stelle in Bayern (71 Landkreise) und sei vom Landesdurchschnitt
weit entfernt. Was Kreisrat Frey bezüglich Einsparungen anrege, werde bereits
durchgeführt. So seien alle MitarbeiterInnen gebeten worden, Sparvorschläge aus
ihren Bereichen einzubringen. Es wäre zwar interessant, ein Ziel vorzugeben,
aber man stehe erst am Anfang und wolle die MitarbeiterInnen nicht
demotivieren. Deshalb die herzliche Bitte, das prozentuale Sparen
fallenzulassen.
Kreisrat Dr. Fahn bestätigte, daß der Vorschlag der
Landkreisverwaltung in die richtige Richtung gehe. Was dabei seiner Meinung
nach zu kurz komme: Die Beachtung der Wünsche der Politik. Die Freien Wähler
wünschen, daß das Konzept der Landkreisverwaltung in den politischen Gremien
diskutiert werde und alle Einsparungsmöglichkeiten mit den Ressortleitern
überprüft werden. Kreisrat Frey habe sich die Mühe gemacht und einen Antrag
gestellt, der in die richtige Richtung gehe. Der Kreistag sollte diesen Antrag
nicht ablehnen, sondern als Material in die Beratungen einbeziehen.
Landrat Schwing erinnerte daran, daß bereits gesagt
worden sei, daß die politischen Gremien laufend über das Projekt “Intelligentes
Sparen” informiert werden und das, was die Politik entscheiden müsse, in den
zuständigen Gremien behandelt werde.
Kreisrat Dr. Schüren sagte, ihn interessiere nur
“effektives” Sparen. Unter Hinweis darauf, daß von “Rasenmähermethode”
gesprochen worden sei, bat er zur Kenntnis zu nehmen, daß die Schulen schon
immer nach dieser Methode sparen, denn ihnen stehen jährlich nur 80 % der
Haushaltsansätze zur Verfügung. Es müsse daher überlegt werden, ob es weitere
Bereiche geben, in denen auch so gespart werden könne.
Landrat Schwing bemerkte, daß von allen
landkreiseigenen Schulen bestätigt werde, daß ihre Budgets im Vergleich zu
Schulen anderer Landkreise gut ausgestattet seien.
Kreisrat Andre sprach sich dafür aus, dort zu sparen,
wo es möglich sei. Sparen erfordere differenzierte Vorgehensweise. Es stimme
nicht, wie von Kreisrat Frey behauptet, daß die Staatsquote ständig zunehme.
Diese habe vielmehr abgenommen. Der von Kreisrat Dr. Fahn geäußerte Wunsch der
Freien Wähler sei gut. Nachdem Leiter des Projektes “Intelligentes Sparen”
Landrat-Stellvertreter Eck sei, werde dem Kreistag voraussichtlich schon im
Herbst 2003 ein Bericht vorgelegt werden, aufgrund dessen entschieden werden
könne, ob eine Behandlung der Angelegenheit im Kreisausschuß erforderlich sei.
Kreisrat Frey äußerte, was Landrat Schwing gesagt
habe, überzeuge. Das im Landratsamt Miltenberg laufende Projekt decke sich im
wesentlichen mit seinem Antrag. In einem Punkt sei er jedoch anderer Meinung:
Sparen sei nicht erst dieses Jahr angesagt, sondern wäre schon in den letzten zehn
Jahren notwendig gewesen. Nachdem der Haushalt jedes Jahr umfangreicher werde,
müsse unbedingt ein Sparerfolg erzielt werden.
Landrat Schwing sagte dazu, das stimme nicht. Tatsache
sei, daß der Landkreis Miltenberg, was die Kreisumlage betreffe, durch Sparen
bereits vom 25. auf den 5. Platz in Bayern gelangt sei.
Der Kreistag faßte sodann einstimmig folgenden
B e s c h l u ß :
Das von der Landkreisverwaltung initiierte Projekt
“Intelligentes Sparen” wird unterstützt. Der vorliegende Antrag des Kreisrates
Frey vom 03.07.2003 auf eine 5 %-ige
Pauschalkürzung des Haushaltes 2004 hat sich damit erledigt.