Tagesordnungspunkt
TOP Ö 2: Beratung und Beschlußfassung über den Haushaltsplan 2003
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 26.02.2003 SZ-04WZFAI |
Beschluss: | noch nicht festgelegt |
Abstimmung: | JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat-Stellvertreter
Eck führte folgendes aus:
Eine
der wichtigsten Kreisausschußsitzungen im Jahresablauf ist immer die Beratung
des Haushaltsplanes. So ist auch heute die Detailberatung des Haushaltsplanes
2003 mit den Erläuterungen des Kämmerers Mittelpunkt der Sitzung.
Bereits im Herbst 2002 wurden die Einzelhaushalte
Sozialhilfe und Jugendhilfe und am 05.02. 2003 der Bauetat einstimmig
verabschiedet. Die Haushaltsunterlagen wurden allen Kreistagsmitgliedern am
23.01.2003 zugestellt. Außerdem haben alle Fraktionen und Gruppierungen des
Kreistages Beratungen mit dem Kämmerer durchgeführt. Im Vorfeld fanden durch
Landrat Schwing und Kämmerer Straub Informationsgespräche mit dem Kreisvorstand
des Bayer. Gemeindetages sowie den Fraktionsvorsitzenden statt. Die
Verabschiedung des Haushaltes 2003 sowie die Bewertung durch die einzelnen
Fraktionen wird in der Kreistagssitzung am 13.03.203 erfolgen.
Schwierige Haushaltssituation
Wir haben im Jahr 2003 eine sehr schwierige
Haushaltssituation zu bewältigen. Dies ist auf allen Ebenen feststellbar, denn
in den öffentlichen Kassen herrscht “Ebbe”. Es ist deshalb natürlich, daß die
Auseinandersetzungen um den “Kuchen”, den es zu verteilen gilt, immer heftiger
werden. Dies darf aber nicht dazu führen, daß die Sachlichkeit außer Acht
kommt. Die kommunalen Ebenen dürfen sich nicht auseinanderdividieren lassen.
Der Erfolg der Vergangenheit bestand immer darin, daß
gemeinsam gehandelt wurde. Ich verweise hierzu insbesondere auf das gemeinsame
Agieren der kommunalen Spitzenverbände in Bayern. Es ist nicht zielführend,
wenn sich einzelne Bürgermeister und Kämmerer mit Äußerungen hervortun, die
sich nur auf einzelne Teilaspekte des Haushaltes beziehen. Damit werden
unzulässige Rückschlüsse über die Wirkung des Kreishaushaltes und insbesondere
über die Höhe der Kreisumlage hergestellt, die letztendlich auch in der
Öffentlichkeit ein falsches Bild ergeben.
Ich halte dies, und das möchte ich ausdrücklich betonen, für
den falschen Weg. Ein Haushalt besteht aus mehr als aus der Krankenhausumlage
und den Schlüsselzuweisungen; er beinhaltet Tausende von Zahlen, die alle
zusammenwirken und in sich ein geschlossenes Werk ergeben. Nur bei einer
gleichzeitigen Beurteilung aller Zahleninhalte können fundierte Aussagen über
den Haushalt getroffen werden.
Kommunalfreundliche Haushalte
Ich denke, keiner kann bestreiten, daß der Landkreis
Miltenberg in den vergangenen 15 Jahren eine kommunalfreundliche Umlagepolitik
betrieben hat. Insbesondere wurden größere Schwankungen vermieden. Das Ergebnis
für den Landkreis Miltenberg und seine Städte, Märkte und Gemeinden ist
eindeutig. Er liegt mit seinem Hebesatz bayernweit an achter Stelle von 71
bayerischen Landkreisen. D.h. rd. 90% der bayerischen Landkreise verfügen über
einen höheren Hebesatz. Dieser lag 2002 im Landesdurchschnitt bei 44,6 % und
damit um 3,3 % höher als der Hebesatz des Landkreises Miltenberg. Dies hat im
Verhältnis zu Mindereinnahmen von rd. 2,5 Mio € pro Jahr für den Landkreis
geführt. Hinzu kommt, daß der Landkreis Miltenberg der Landkreis mit den
meisten “abbudanten” Gemeinden ist. Es sind dies Gemeinden, die wegen ihrer
hohen Steuerkraft keine Schlüsselzuweisungen bekommen. Damit wird der Landkreis
Miltenberg doppelt bestraft. Diese hohe Steuerkraft führt auch zu Einnahmeverlusten
für den Landkreis, weil 80 % der gemeindlichen Schlüsselzuweisungen in die
Umlagekraft mit einfließen. Damit wird die Umlagekraft es Landkreises
geschwächt.
Geringer Nutzen der
Kreisumlage
Auch möchte ich die Verwendung der Kreisumlage für den
Landkreis Miltenberg selbst deutlich machen, denn 54 % der Kreisumlage müssen
an den Bezirk abgeführt werden. Hinzu kommen
2,1 Mio € Krankenhausumlage. Somit verbleiben für den Landkreis nur 40 %
der Kreisumlage als Verfügungsmasse. Dabei wird eines vergessen: Während der
Landkreis umlagefinanziert ist, sind die Städte, Märkte und Gemeinden
steuerfinanziert und haben einen deutlich niedrigeren Anteil an gesetzlichen
Aufgaben. Dieser liegt bei etwa 60 %, während die Landkreise einen
Pflichtaufgabenanteil von rd. 95 % haben. Ich erwähne hier beispielhaft die
Sozial- und Jugendhilfe. Wenn diese Ausgaben aufgrund zunehmender Fallzahlen
steigen, haben die Landkreise keine Chance zur Verminderung, sondern müssen
diesen Mehraufwand tragen.
Der Landkreis Miltenberg
arbeitet sparsam
Der Landkreis Miltenberg hat sich stets durch eine
wirtschaftlich sparsame Haushaltsführung ausgezeichnet. Insbesondere wurde
vermieden, Kostensteigerungen bei den Sachkosten nicht über die Kreisumlage zu
finanzieren. Es wurde hier vielmehr nach Einsparpotentialen gesucht. Ich denke
dabei besonders an die Bereiche Energie und Reinigung. Entgegen anderslautenden
Meldungen ist der Personalanteil nicht gestiegen. Es kam zu keinen
Neueinstellungen aufgrund von Stellenmehrungen. Der Personalkostenanteil hat
sich aufgrund der Tariferhöhungen verändert. Alle Statistiken belegen, daß wir
uns in Bayern, also auch in Unterfranken, mit unserer Personaldecke am unteren
Level bewegen. Allerdings reicht der Personalkostenansatz nicht aus, da die
Tarifvereinbarungen wirklich nicht kommunalfreundlich waren.
Sozial- und Jugendhilfe mit
Steigerung
Hinzu kommt, daß gerade im Sozial- und Jugendhilfebereich
zusätzliche Kostensteigerungen zu verzeichnen sind. Allein von 2002 bis 2003 haben wir eine
Zunahme von über 813.000,00 €, was mehr als 1 % Kreisumlage verursacht. Hinzu
kommen auch Mehrbelastungen aufgrund der neu eingeführten Grundsicherung.
Noch nicht absehbare
Entwicklung
Zu all diesen bekannten Entwicklungen kommen die hinzu,
deren Auswirkungen noch nicht abschließend planbar sind. Ich nenne hier die
Verpflichtung des Landkreises, die in der Krankenhaus-GmbH entstehenden
Defizite zu übernehmen. Außerdem die Verpflichtung, bei allen Bauprojekten eine
örtliche Beteiligung von 17,5 % zu übernehmen, sowie die Kosten zu erstatten,
die nicht staatlich gefördert werden. Da sich die Einnahmesituation der
Krankenhäuser weiter verschlechtert, werden die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen
des Landkreise weiter zunehmen. Weitere Kostenbelastungen sind durch das neue
Zuwanderungsgesetz und die noch nicht abschließend erkennbaren Auswirkungen in
der Schul- und Bildungspolitik zu erwarten. Ich nenne hier nur die Stichworte
Schulsozialarbeit, Ganztagsbetreuung, Integration Behinderter in Regelschulen,
Frühförderung, Kompetenzzentrum Berufsschule, Schülerbeförderung. Ebenso noch
nicht absehbar sind die Entwicklungen aufgrund der Zusammenführung der
Arbeitslosenhilfe und der Sozialhilfe. Die Bundesregierung und die meisten
SPD-Länder befürworten die künftige Wahrnehmung dieser Aufgabe durch die
Arbeitsämter. Seriöse Berechnungen des Deutschen Landkreistages haben ergeben,
daß durch diese Zusammenlegung bei den Arbeitsämtern allein für Bayern
Mehrbelastungen von 1 Mrd € pro Jahr zu finanzieren sind. Ich kann hier nur
noch einmal an alle politisch Verantwortlichen appellieren, dieser Entwicklung
mit allem Nachdruck entgegenzutreten. Am Wochenende war bereits der Presse zu
vernehmen, daß sich auch in Baden-Württemberg heftiger Widerspruch erhebt, da
dieses Land der zweitgrößte Zahler aufgrund dieser Regelung sein wird.
Fazit
Unter diesen Prämissen und bei einer vorsichtigen
Kalkulation des ungedeckten Bedarfs halten wir eine Erhöhung der Kreisumlage um
1 % für richtig und notwendig. Als Kompromiß zeichnet sich eine Erhöhung um 0,7
% Punkte ab. Auch wenn wir aus Sicht des Landkreises mit dieser Erhöhung nicht
zufrieden sein können, sind wir bereit, im Interesse unserer Städte, Märkte und
Gemeinden zuzustimmen. Trotz dieser Erhöhung bedeutet dies, daß die Gemeinden aufgrund
der verminderten Umlagekraft 700.000,00 € weniger als in den vergangenen Jahren
zahlen müssen.
Ich erwarte deshalb, daß wir nun konstruktiv über den
eingebrachten Haushaltsentwurf 2003 diskutieren und dabei bitte auf polemische
Bewertungen verzichten. Ich möchte aber auch deutlich machen, daß wir den
Haushalt immer wieder ganzheitlich betrachten müssen und nicht nur einzelne
Zahlen herauspicken und dann möglicherweise falsche Schlüsse ziehen.
Gestatten Sie mir auch einen Blick auf die Städte, Märkte
und Gemeinden. Mit allem Respekt vor den Umlagezahlern – zuständig für die
Verabschiedung des Haushaltes sind nach wie vor die Kreisgremien, d. h.
Kreisausschuß und Kreistag. Ich erwarte daher, daß sich alle
Kreistagsmitglieder dieser Verantwortung
bewußt sind und nicht nur die Sichtweise der Gemeinden, sondern die Sicht des
Landkreises als Ganzes einnehmen. Ich bitte Sie deshalb alle,
verantwortungsbewußt diesem vorgelegten Haushaltsentwurf zuzustimmen.
Kreiskämmerer Straub teilte mit, daß er in den letzten
Wochen mit allen Fraktionen Haushaltsberatungen durchgeführt, aber bis heute
keine Rückmeldung erhalten habe, wo Einsparungen möglich seien. Der Haushalt
2003 des Landkreises Miltenberg sei mit “heißer Nadel gestrickt”. Es sei
wiederholt darauf hingewiesen worden, wo der Landkreis Miltenberg Risiken
übernommen habe, damit die Kreisumlage nicht bei X liege, sondern die Erhöhung
nur 1 % betrage. Entscheidend sei, wie sich der Kreishaushalt 2002 entwickelt
habe. Auf diesem Ergebnis müsse der Kreishaushalt 2003 aufgebaut werden.
Nach ausführlichen Erläuterungen von Kreiskämmerer Straub
wies Landrat-Stellvertreter Eck darauf hin, daß von der CSU-Fraktion und der
Fraktion Freie Wähler je ein Antrag zum Haushalt 2003 vorliegen. Die beiden
Anträge könnten in die Wortmeldungen einfließen. Bisher sei es immer so
gewesen, daß die Reden der einzelnen Fraktionen zum Haushalt in der
Kreistagssitzung gehalten werden. Sollte jemand dem Haushalt nicht zustimmen,
wäre es ehrlich, Einsparungsvorschläge zu unterbreiten, damit der Haushalt 2003
einstimmig verabschiedet werden könnte.
Kreisrat Andre dankte Kreiskämmerer Straub für die
Erläuterungen zum Haushalt 2003 und wies darauf hin, daß dieses Jahr eine
Situation bestehe, wie bisher noch nie. Die Finanzlage der Städte, Märkte und
Gemeinden sei allen bewußt. In diesem Zusammenhang dürfe nicht vergessen
werden, daß auch der Landkreis Miltenberg eine Kommune sei.
Landrat-Stellvertreter Eck habe bereits gesagt, daß die Städte, Märkte und
Gemeinden steuerfinanziert und der Landkreis umlagefinanziert seien. Über die
Haushaltsberatungen der einzelnen Fraktionen sei in der Presse zu lesen
gewesen, daß Einsparungen möglich seien. Leider habe man nicht erfahren, wo und
was konkret eingespart werden könnte. Die CSU-Fraktion habe sich intensiv um
Einsparungen bemüht, sei jedoch zum Ergebnis gekommen, daß Einsparungen nicht
möglich seien. Es gebe aber die Möglichkeit eines Kompromisses: Im Hinblick auf
die Entlastungen bezüglich der Bezirks- und Krankenhausumlage bzw. die
vorhandenen Risiken bezüglich Jugendhilfe, Beamtenbesoldung, Errichtung von
Kompetenzzentren, Auswirkungen der Einführung der R 6 und Grundsicherung
scheine eine Erhöhung der Kreisumlage um 0,7 % auf 42 % ein fairer Kompromiß zu
sein. Die CSU-Fraktion habe dies am 18.02.2003 beantragt und bitte um
Zustimmung zu diesem Antrag.
Der von Kreisrat Scherf in der Presse verlauteten Äußerung,
es handele sich bei diesem Antrag um einen “Schaufensterantrag”, hielt Kreisrat
Andre entgegen, daß der Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen vor
zwei Jahren gesagt habe (Zitat aus dem Pressebericht), “es wäre grob
fahrlässig, wenn die Kreisumlage nicht erhöht würde”. Nach Meinung von Kreisrat
Andre müsse alles angesprochen werden, was eingespart werden könne, auch das
Konnexitätsprinzip.
An Kreisrat Dr. Fahn gewandt, sagte Kreisrat Andre, niemand
sei gegen die Grundsicherung. Es werde nur auf die Rückerstattung seitens des
Bundes gehofft. Alterssicherung und dauernde Existenzsicherung seien nämlich
Aufgaben des Bundes. Ein weiterer Punkt sei, daß den Gemeinden noch die
Fluthilfemittel fehlen. Tatsache sei, daß auf die Kommunen Belastungen zukommen
werden. Und wenn dieses Jahr wieder in die Verschuldung gegangen werde, werde
man zukünftig nicht mehr zurechtkommen. Deshalb ergehe die herzliche Bitte an
alle, Einsparungsmöglichkeiten bekanntzugeben.
Kreisrat Dr. Fahn wies darauf hin, daß am 09.12.2002 ein
Gespräch der kommunalen Spitzenverbände mit Staatsministerin Stewens
stattgefunden habe, bei dem eine Reduzierung der Krankenhausumlage um 112 Mio €
beschlossen worden sei. Das Ergebnis sei den Kommunen am 12.12.2002 mitgeteilt
worden. Anläßlich des Gespräches zwischen Landrat Schwing, Kämmerer Straub und
den Fraktionsvorsitzenden am 17.12.2002 sei die beabsichtigte Erhöhung der
Kreisumlage um 1 % bekanntgegeben worden, von einer Reduzierung der
Krankenhausumlage sei nichts gesagt worden. Nachdem das Ministerium die
Reduzierung der Krankenhausumlage am 14.01.2003 veröffentlicht hatte, habe er
(Kreisrat Dr. Fahn) am 27.01.2003 an Kämmerer Straub eine Anfrage gerichtet und
die Antwort erhalten, daß für 2003 noch kein Umlagebescheid vorliege. Stimmt,
aber es sei bereits bekannt gewesen, daß die Umlage reduziert werde. Dies sei
keine offene Informationspolitik. In der Fraktionssitzung am 19.02.2003 sei
dann von Kämmerer Straub erneut gesagt worden, es liege noch kein endgültiger
Bescheid vor. Erst auf mehrmalige Nachfrage hin habe er bekanntgegeben, daß die
Umlage um 370.000,00 € reduziert werde. Gleichzeitig habe er gesagt, daß das
Defizit der Krankenhaus-GmbH, welches sich für das Jahr 2002 auf rd. 800.000,00
€ belaufen werde, berücksichtigt werden müsse und vorgeschlagen, den Betrag von
370.000,00 € mit dem Krankenhaus-Defizit zu verrechnen. Unklar sei in diesem
Zusammenhang, warum Kämmerer Straub das Defizit aus dem Jahr 2002 nicht im
Haushaltsentwurf 2003 berücksichtigt habe. Ein weiteres Zahlen-Problem sei
folgendes: Anläßlich der Entscheidung über die Krankenhaus-Strukturreform sei
das Defizit 2002 auf 1,2 Mio € beziffert und darauf hingewiesen worden, daß
sich dieser Betrag im Jahr 2003 voraussichtlich verdoppeln werde. Es frage
sich, wie man sich um 400.000,00 € verschätzen könne oder ob mit Zahlen
jongliert werde.
Ein weiterer Punkt sei das Grundsicherungsgesetz. Nachdem
dieses Gesetz ein Bundesgesetz sei und der Bayer. Landkreistag dagegen klage,
sollte der Landkreis Miltenberg auf keinen Fall Mittel bereitstellen. Es
handele sich hier um einen typischen Fall von Konnexitätsprinzip. Auch sei noch
nicht bekannt, wie hoch die Bewilligungsquoten sein werden. Der Landkreis
Main-Spessart z.B. habe für dieses Gesetz keine Mittel in seinem Haushalt
eingeplant.
Zur Aufforderung, die Fraktionen sollen
Einsparungsvorschläge unterbreiten, teilte Kreisrat Dr. Fahn mit, daß die
Freien Wähler im November 2002 beantragt hätten, daß der Kämmerer ein Konzept
erarbeiten soll, wonach die Kreisumlage 2003 nicht erhöht werden müsse. Eine
Einsparungsmöglichkeit sehen die Freien Wähler im Jugendhilfeetat. Dort könnte der
Betrag von 30.000,00 € für Familienhilfe eingespart werden. Nach Meinung von
Kreisrat Dr. Fahn sei es aber Aufgabe der Verwaltung, Einsparungsmöglichkeiten
aufzuzeigen. Zum Antrag der Freien Wähler, die Kreisumlage 2003 bei 41,3 % zu
belassen, habe Kämmerer Straub gesagt, bei einer Mehrzuführung von 150.000,00 €
im Jahr 2002 könne im Jahr 2003 kein Haushalt mit unveränderter Kreisumlage
aufgestellt werden. In den vergangenen Jahren hätten die diesbezüglichen Zahlen
allerdings anders ausgesehen. 2001 sei eine vorläufige Zuführung von 8,3 Mio DM
geplant gewesen, ein Jahr später habe man erfahren, daß tatsächlich 10,1 Mio
DM, also rd. 2 Mio DM mehr, zugeführt worden seien. Fazit: Es erscheine
gerechtfertigt, die Kreisumlage 2003 bei 41,3 % zu belassen, denn die
finanzielle Situation der Städte, Märkte und Gemeinden sei wesentlich
schlechter als die des Landkreises Miltenberg.
Kreiskämmerer Straub bestätigte, daß die Freien Wähler schon
frühzeitig beantragt hätten, daß die Verwaltung ein Konzept für 2003 mit einer
Kreisumlage von 41,3 % erstelle. Dieses Konzept liege heute auf dem Tisch. Es
sollte bedacht werden, daß sich der Landkreis Miltenberg nicht aus
Pflichtaufgaben verabschieden könne. So seien z.B. im Jahr 2002 rd. 300.000,00
€ mehr für Jugendhilfe ausgegeben worden. Man sei daraufhin froh gewesen, daß
bei anderen Punkten sparsam gewirtschaftet worden sei. Was die
Krankenhausumlage 2003 betreffe, müsse mitgeteilt werden, daß diese vom
Sozialministerium am 12.12.2002 um 100 Mio € heruntergefahren worden sei. Kurz
darauf sei angeordnet worden, daß die Zahlen nicht weitergegeben werden dürfen.
Der Bayer. Landkreistag habe dann am 14.01.2003 vom Finanzministerium
signalisiert bekommen, daß die Krankenhausumlage um 50 Mio € gesenkt werde.
Bereits am 23.01.2003 sei allen Kreistagsmitgliedern der Haushaltsentwurf 2003
mit Erläuterungen zugestellt worden. In jeder Fraktionsbesprechung sei deutlich
gesagt worden, daß dieses Geld nicht zur Senkung der Kreisumlage verwendet
werden soll, sondern dem Krankenhaus gehöre zum Ausgleich von Defiziten bzw.
zur Vorfinanzierung von Baumaßnahmen. Schließlich gebe es im Landkreis
Miltenberg eine Krankenhaus-GmbH und Defizite müssen innerhalb von fünf Jahren
ausgeglichen werden. Bezüglich der Grundsicherung müsse ebenfalls deutlich
gesagt werden, daß entsprechend dem Gesetz jeder Landkreis Mittel bereitstellen
müsse.
Kreisrat Scherf bemerkte, daß in der Pressemitteilung über
die Haushaltsberatung von Bündnis 90/Die Grünen verschiedenes falsch
dargestellt worden sei. Richtig sei, daß bei der Flutopferhilfe das
Konnexitätsprinzip eingehalten werde. Dazu sei die zum 01.01.2003 geplante
Steuersenkung verschoben und die Mittel für Flutopfer zur Verfügung gestellt
worden. Fragwürdig sei für Bündnis 90/Die Grünen die geplante Kreisumlage. Hier
seien 420.000,00 € “Luft”. Ein weiterer Punkt sei die Grundsicherung. Die Frage
sei hier: Wie könne der Landkreis Miltenberg von seinen Städten, Märkten und
Gemeinden Mittel einkassieren, die später vom Bund erstattet werden? Die
diesbezügliche Zusage des Bundes liege bereits vor, die Zinslast tragen die
Kommunen. Aus all diesen Gründen werde der Haushalt 2003 nicht nur abgelehnt,
sondern auch beantragt, die Kreisumlage 2003 bei 41,3 % zu belassen.
Kreisrat Oberle äußerte aus der Sicht eines Bürgermeisters,
daß es für die Städte, Märkte und Gemeinden erfreulich wäre, wenn die
Kreisumlage 2003 mit 41,3 % gehalten werden könnte. Für den Markt Elsenfeld
würde dies z.B. eine Einsparung von 48.000,00 € bedeuten. Er sehe aber auch die
Sachzwänge des Kämmerers. Außerdem sei allen bekannt, daß der Kreistag in der
Vergangenheit Beschlüsse gefaßt habe, deren Realisierung finanziert werden
müssen. Wenn der Kreishaushalt 2003 nicht an die Wand gefahren werden soll,
dürfe mit einer Erhöhung nicht gezögert werden. Er (Kreisrat Oberle) werde
daher eine Erhöhung der Kreisumlage um 0,7 % mittragen. Schließlich sei nicht
bekannt, was in den Jahren 2004 bis 2008 aufgrund von Gesetzen der großen
Politik auf den Landkreis Miltenberg zukomme.
Kreisrat Dr. Schüren teilte mit, daß die Haushaltsberatungen
der SPD-Fraktion dieses Jahr ungewöhnlich gewesen seien. Er wolle dem Kämmerer
bereits im Vorfeld signalisieren, daß die SPD-Fraktion eine Erhöhung der
Kreisumlage um 1 % nicht mittragen könne. Im Prinzip sei die Zustimmung eine
Frage von politischer und nicht von finanztechnischer Bedeutung. Daß der
Landkreis Miltenberg jetzt in dieser Situation stehe, hänge nicht damit
zusammen, daß sich wirtschaftliche Grunddaten geändert haben. Kreisrat Oberle
(Bürgermeister des Marktes Elsenfeld) habe gut reden, weil er Bürgermeister
einer Gemeinde sei, der es noch verhältnismäßig gut gehe. Nach Meinung der
SPD-Fraktion sei die heutige schwierige finanzielle Situation auf Fehler in der
Vergangenheit zurückzuführen. Wenn die heutige Situation vor zwei Jahren
bekannt gewesen wäre, hätte es bestimmt keine Zustimmung zu einer
Generalsanierung der Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld für 8 Mio € gegeben.
Die Verschiebung der Erweiterung von Julius-Echter-Gymnasium/Staatl. Realschule
Elsenfeld hänge damit zusammen. Landrat-Stellvertreter Eck habe gefragt, wo
gespart werden könne. Es sei zwar nicht Aufgabe eines Kreisrates,
Einsparungsvorschläge zu unterbreiten, aber es gebe einige: So könnten der
Antrag der Maria-Ward-Schule Aschaffenburg auf Gewährung eines
Betriebskostenzuschusses sowie die Zahlung von Gastschulbeiträgen an das
Karl-Ernst-Gymnasium Amorbach abgelehnt werden. Tatsache sei doch, daß viele
Gemeinden finanziell nicht so gut dastehen wie der Landkreis Miltenberg. Der
Kreistag müsse daher künftig zwischen Notwendigem und Freiwilligem
unterscheiden. Ein Beispiel dafür sei die geplante Neugestaltung der Straße
Schippach – Streit. Anläßlich der Fahrt des Bauausschusses am 05.02.2003 sei
diese Straße besichtigt worden. Wenn diese Straße für erneuerungswürdig
gehalten werde, müsse der Landkreis Miltenberg im Geld schwimmen. Der jetzige
Zustand der Straße sei mindestens noch 10 Jahre ausreichend.
Kreisrat Dr. Schüren erklärte sodann, daß es gute Gründe
gebe, dem vorliegenden Haushaltsentwurf sowie dem CSU-Antrag zuzustimmen, aber
auch gute Gründe gebe, nicht zuzustimmen. Die Gesamtsumme der Erhöhung von 1 %
betrage 755.000,00 €. Es dürfte kein Ding der Unmöglichkeit sein, an dieser
oder jener Stelle mehr ins Risiko zu gehen. Die SPD-Fraktion werde weder der
vorgeschlagenen Erhöhung der Kreisumlage 2003 um 1 %, noch dem Antrag der
CSU-Fraktion auf Erhöhung um 0,7 % zustimmen.
Landrat-Stellvertreter Eck erinnerte daran, daß der Kreistag
mit großer Mehrheit entschieden habe, die Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld
generalzusanieren. Was die Gewährung eines
Betriebskostenzuschusses an die Maria-Ward-Schule Aschaffenburg
betreffe, sei zu sagen, daß dies die günstigste Lösung für den Landkreis
Miltenberg sei. Die Schule werde z.Z. von 243 Schülerinnen aus dem Landkreis
Miltenberg besucht. Gäbe es diese Schule nicht, müßten die erforderlichen
Räumlichkeiten in den Gymnasien des Landkreises Miltenberg vorgehalten werden,
was wesentlich höhere Kosten verursachen würde. Daß die Erweiterung von
Julius-Echter-Gymnasium/Staatl. Realschule Elsenfeld noch nicht habe in Angriff
genommen werden können, hänge mit einer anderen Angelegenheit zusammen.
Landrat-Stellvertreter betonte weiter, daß es heute gelte,
das Mandat des Kreistages zu vertreten. In diesem Zusammenhang müsse bedacht
werden, daß der Landkreis Miltenberg in der Jugend- und Sozialhilfe wertvolle
Pflichtaufgaben der Gemeinden übernommen habe, die zu großen finanziellen
Belastungen führen. Der Landkreis Miltenberg mit seinen Städten, Märkten und
Gemeinden bilde insofern eine Gemeinschaft.
Kreisrat Dr. Schüren sagte dazu, die Argumente für die
Bezuschussung der Maria-Ward-Schule Aschaffenburg klingen zwar gut, aber
Eltern, die ihre Kinder diese Schule besuchen lassen, würden sie vermutlich
nicht in eine weiterführende Schule im Landkreis Miltenberg schicken. Nach
Meinung von Kreisrat Dr. Schüren sollten Eltern, die für ihre Kinder etwas
Besonderes wollen, dafür auch zahlen; zwei Drittel der Eltern wären dazu
bestimmt bereit.
Kreisrat Neuser äußerte, ihn habe schon immer gestört, daß
Fachausschüsse einstimmige Beschlüsse fassen und wenn mit der beschlossenen
Maßnahme begonnen werde, das große Geschrei beginne. Ein Kommunalparlament
müsse zu Kompromissen bereit sein. Er sei ursprünglich auch für die Beibehaltung
der Kreisumlage 2003 von 41,3 % gewesen. Man habe sich jedoch dann von beiden
Seiten bewegt, allerdings unter dem Vorbehalt, daß streng geprüft werde, ob
eine Maßnahme notwendig sei oder kostengünstiger ausgeführt bzw. zurückgestellt
werden könne. In der Besprechung der CSU-Fraktion habe er auch seinen Ärger
über die geplanten Sicherungsmaßnahmen im Rahmen des Bauunterhaltes zum
Ausdruck gebracht. Es habe aber keinen Zweck, die Augen vor den dafür auf den
Landkreis Miltenberg zukommenden Ausgaben zu verschließen.
An Kreisrat Dr. Schüren gewandt sagte Kreisrat Neuser, es
sei verwunderlich, daß ausgerechnet beim Karl-Ernst-Gymnasium Amorbach gespart
werden soll. Tatsache sei, daß die Stadt Amorbach für diese Schule wesentlich
mehr zahle als der Landkreis Miltenberg.
Kreisrat Stappel führte aus, daß er als “Neuling” im
Kreistag den Kreishaushalt zum ersten Mal aus der Sicht der mittelständischen
Wirtschaft beurteilen könne. Die Mitglieder der Fraktion Neue Mitte hätten den
gut verständlich und übersichtlich dargestellten Haushaltsentwurf 2003
ausführlich beraten und seien zum einstimmigen Ergebnis gekommen, daß eine
Erhöhung um 1 % notwendig sei, um die geplanten Maßnahmen und Zuschüsse
bewältigen zu können. Man sei aber auch der Meinung gewesen, daß die geplante
Erhöhung zum ungünstigsten Zeitpunkt komme und fast nicht zu realisieren sei.
Mit dem immer geringer werdenden Steueraufkommen falle die Entscheidung für die
Erhöhung schwer. Kommunen und BürgerInnen befinden sich in einer schwierigen
Lage. Es liege daher eine Empfehlung der Fraktion Neue Mitte vor, die
Kreisumlage 2003 um höchstens 0,7 % zu erhöhen. Eine solche Erhöhung könnte
guten Gewissens mitgetragen werden. Sollte der Kreistag einer Erhöhung der
Kreisumlage 2003 nicht zustimmen, werde es im Jahr 2004 noch schwierigere
Haushaltsberatungen geben. Tatsache sei, daß zukünftig nicht mehr so viele
Maßnahmen angegangen werden können wie in der Vergangenheit.
Kreisrat Dotzel sagte, die Beratungen hätten gezeigt, daß es
den Kommunen auch in den nächsten Jahren nicht besser gehen werde. Das Ende der
dramatischen Situation sei noch nicht abzusehen. Im Zusammenhang mit der
Erhöhung der Kreisumlage 2003 sollten folgende Punkte beleuchtet werden: Die
Leistungen des Landkreises Miltenberg in den Bereichen Sozial- und Jugendhilfe
haben zur Sicherung des sozialen Friedens in den Kommunen beigetragen. So seien
z.B. in Wörth a.Main 120 Wohnungen gebaut worden, bei denen der Landkreis
Miltenberg ein Mitspracherecht habe. Desweiteren habe der Kreistag zukunftsweisenden
Investitionen zugestimmt, so daß er jetzt verpflichtet sei, für eine
ordnungsgemäße Finanzierung zu sorgen. Einer Erhöhung der Kreisumlage 2003 um
0,7 % könne daher zugestimmt werden. Den Städten, Märkten und Gemeinden würden
dann noch die Mittel verbleiben, die sie benötigen. Allerdings müsse der
Bericht über die Haushaltsabwicklung kritisch betrachtet werden.
Kreisrat Dr. Fahn bemerkte dazu, daß für Sozial- und
Jugendhilfe zum größten Teil Landesgesetze gelten. Zum Vorschlag von Kreisrat
Dr. Schüren bezüglich des Ausbaues der Straße Schippach – Streit vertrat
Kreisrat Dr. Fahn die Meinung, daß es überlegenswert sei, diese Straße vorerst
nicht auszubauen.
Landrat-Stellvertreter Eck stellte fest, die Beratung des
Kreishaushaltes 2003 in den verschiedenen Gremien nicht einfach gewesen sei.
Leider habe er bis jetzt keine Einsparungsvorschläge vernommen. Der Landkreis
Miltenberg brauche die Mitarbeit seiner Städte, Märkte und Gemeinden, um den
Haushalt 2003 auszugleichen. Es sollte in diesem Zusammenhang bedacht werden,
daß die Städte, Märkte und Gemeinden bei einer Kreisumlage von 42 % aufgrund
der veränderten Umlagezahlen um 700.000,00 € weniger belastet werden als im
Jahr 2002.
Bezüglich der vorliegenden Anträge entschied der
Kreisauschuß sodann wie folgt:
1. Zuschußantrag
der Stadt Obernburg a.Main für die Städtische Musikschule
Verw.Oberamtsrat Straub gab den Antrag der
Stadt Obernburg a.Main vom 11.02.2003 auf Bezuschussung der Städtischen
Musikschule bekannt und schlug vor, diesen Antrag abzulehnen. Würde für diese
Einrichtung ein Zuschuß gewährt, müßte mit einer Fülle von gleichartigen
Anträgen gerechnet werden.
Der Kreisausschuß lehnte darauf den
vorliegenden Antrag aus Gründen der Gleichbehandlung einstimmig ab.
2. a) Antrag der CSU-Fraktion vom 18.02.2002 auf Festsetzung der
Kreisumlage 2003 auf
42 % (Erhöhung um 0,7 %)
b) Antrag der Fraktion Freie Wähler vom 20.02.2003 auf Beibehaltung der Kreisumlage 2003 von 41,3 %
Nachdem Landrat-Stellvertreter Eck den
Wortlaut der o.g. Anträge bekanntgegeben hatte, bat Kreisrat Neuser um Aufnahme
folgender Wortmeldung: Künftig dürfen Maßnahmen erst nach vorheriger
Überprüfung hinsichtlich der Dringlichkeit begonnen werden. Erforderlichenfalls
müssen Maßnahmen zurückgestellt oder eine kostengünstigere Ausführung gewählt
werden.
In der sodann erfolgten Abstimmung wurde
dem Antrag der CSU-Fraktion auf Festsetzung der Kreisumlage 2003 auf 42 % mit
Stimmenmehrheit (8 : 5) stattgegeben. Aufgrund dieses Ergebnisses erübrigte
sich eine Abstimmung über den Antrag der Fraktion Freie Wähler auf Beibehaltung
der Kreisumlage 2003 von 41,3 %.
Ebenfalls mit Stimmenmehrheit
empfahl der Kreisausschuß dem Kreistag, den Haushaltsplan 2003 unter
Zugrundelegung einer Kreisumlage von 42 % zu beschließen.