Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Beratung und Beschlußfassung über den Haushaltsplan 2002
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 11.04.2002 SZ-04G28YM |
Beschluss: | noch nicht festgelegt |
Abstimmung: | JA-Stimmen:0 NEIN-Stimmen:0 Enthaltungen:0 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Landrat Schwing führte folgendes aus:
Wir beraten und verabschieden heute den Haushalt 2002 des
Landkreises Miltenberg. Erstmals ist der Haushalt in Euro-Beträgen ausgedruckt,
was bei dem oberflächlichen Leser den Eindruck erwecken könnte, das Haushaltsvolumen
sei zurückgegangen. Tatsache ist, daß der Haushalt auf dem Niveau der Vorjahre
das vielfältige Aufgabenfeld des Landkreises Miltenberg widerspiegelt. Markante
Kennzahlen sind die gleichbleibende Kreisumlage bei steigendem
Investitionsvolumen. Nachdem der Haushalt ja schon im Kreisausschuß vorberaten
wurde, möchte ich nun einige allgemeine Punkte ansprechen:
1. “Stern”-Umfrage:
“Bayerischer Untermain ist spitze!”
FAZ vom
30.03.2002: “Die glücklichen Deutschen vom Untermain”. 82 % der Einwohner sind mit
der Lebensqualität der Region sehr zufrieden. Der Landkreis Miltenberg ist Teil
dieser Region, ist also an die Spitze der Landkarte der Zufriedenheit
geklettert. Daß dem so ist, kommt nicht von ungefähr. Wer möchte nicht in einem
Landstrich wohnen mit intakter Natur, wunderschöner Landschaft, niedriger
Arbeitslosenquote, hervorragenden Bildungseinrichtungen, hohem Freizeitwert,
niedrigster Kriminalitätsrate usw. Die Befragung war übrigens die größte jemals
durchgeführte Online-Umfrage und wurde von McKinsey bei 170.000 Teilnehmern
vorgenommen. Im Mittelpunkt standen die Bereiche Jobs, Umwelt, Kinderbetreuung,
Bildung, Bereitschaft, sich zu engagieren, usw. Auf die Frage, wo lebt es sich
in Deutschland am besten? gaben unsere Bürgerinnen und Bürger eine eindeutige
Antwort.
2. Dr. Heinz Kaiser, MdL: “Der Bayerische
Untermain – das Schwanzhaar des Bayerischen Löwen” (Zitat aus dem Artikel des
“Main-Echo” vom 12.03.2002):
“Chancengleichheit für alle bayerischen
Regionen” – unter diesem Motto will die SPD im Landtag dem bayerischen
Untermain zu neuer Wirtschaftskraft verhelfen. Die Vorschläge der
SPD-Landtagsfraktion zur künftigen Entwicklung des hiesigen Wirtschaftsraumes
stellten die Abgeordneten Karin Pranghofer, Aschaffenburg, und Dr. Heinz
Kaiser, Erlenbach a.Main, in einer Pressekonferenz vor. Der sozialdemokratische
Forderungskatalog fußt auf einer Erhebung Dr. Kaisers, die belegt, daß der
Untermain und Unterfranken in puncto Wirtschaftsförderung von der
Staatsregierung in München stiefmütterlich behandelt werden. Diesen
“Zentralismus”, sagte Dr. Kaiser, müßten die bayerischen Regionen schon seit
Beginn des 19. Jahrhunderts erdulden. Der Parlamentarier belegte mit Zahlen und
Fakten, daß der Untermain in mancherlei Hinsicht das “Schwanzhaar” des bayerischen
Löwen ist. So wurden lt. Dr. Kaiser 1998 in Oberbayern 41,2 % des
Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet; mehr als viermal so viel wie in
Unterfranken, das mit 9,3 % den letzten Platz unter den Regierungsbezirken
einnahm. Noch deutlicher werden die Unterschiede auf der Ebene der 96
kreisfreien Städte und Landkreise. Das größte Wirtschaftswachstum im Freistaat
Bayern verzeichneten 1991 und 1998 die oberbayerischen Landkreise Freising,
München und Altötting. Abgeschlagen auf Platz 41 landete die Stadt Aschaffenburg
mit einem Wachstum von 27,3 %. Als 58. verbucht der Landkreis Aschaffenburg gar
nur 23,4 %, und der Landkreis Miltenberg gehört mit 17,2 % als 84. zu den
Schlußlichtern.” Soweit der Auszug aus dem Artikel des “Main-Echo”.
3. Dr. Paul Beinhofer, Regierungspräsident:
“Bayerischer Untermain, der Kopf des Bayerischen Löwen”:
Die Aussage
Dr. Heinz Kaisers läßt unseren Regierungspräsidenten nicht ruhen. Er kommt zu
einer ganz anderen Bewertung des Untermains: “.......daß angesichts der
ausgewogenen und breit gefächerten Infrastruktur Unterfrankens mit vielen
zukunftsorientierten Branchen und der zentralen geographischen Lage nahe liegt,
daß wir gut positioniert sind.” Er weist dies mit einigen markanten Kennzahlen
nach:
- Bruttoinlandsprodukt:
Mit 9,3 % deutlich vor Oberfranken 7,8 %,
Niederbayern 7,64 %, Oberpfalz 7,39 %. Also nicht auf dem letzten Platz, wie
Dr. Kaiser behauptet. Stadt Aschaffenburg auf Platz 41 von 96 möglichen Rängen
nicht abgeschlagen: “Boomtown” München auf Platz 56.
- Hightech-Unternehmen:
49 von 134 Gewerbebetrieben in der Kategorie mit mehr als 20 Mitarbeitern im Bereich Maschinenbau bezogen auf Unterfranken haben ihren Sitz am Bayerischen Untermain. Jedes dritte neue Biotechnologie-Unternehmen in Bayern gründet sich in Unterfranken. Nach der Statistik der Europäischen Union steht der Regierungsbezirk Unterfranken auf Platz 8 der führenden Hightech-Regionen Europas. Siehe auch Artikel “Main-Echo” vom 17.3.02: “Auf der CEBIT zeigt der Untermain seine Zukunftskompetenz”.
Gemessen an der allgemeinen Entwicklung kommt Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer zu dem Schluß, daß sich der Untermain durchaus als “Kopf” des Bayerischen Löwen verstehen darf. Ich möchte abschließend bemerken, daß Dr. Kaiser mit dieser “Negativpresse” unserer Region einen “Bärendienst” erwiesen hat, denn dieser Beitrag war “imageschädigend”. Was er damit erreichen wollte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall war dies der falsche Weg.
4. Was hat das alles mit dem Haushalt 2002 zu tun?
Die Kommunalpolitik kann direkt kaum Arbeitsplätze schaffen, sie kann aber durch Bereitstellung möglichst optimaler Rahmenbedingungen dafür sorgen, daß Unternehmer bei uns investieren und neue Arbeitsplätze entstehen. Wir haben in den letzten Jahren eine ganze Reihe solcher Weichenstellungen vorgenommen:
- Schulbauprogramm
- Investitionen in Verkehrsinfrastruktur Verwaltungsmodernisierung usw. Ich möchte an drei konkreten Beispielen noch etwas genauer auf solche Rahmenbedingungen eingehen.
4.1 Initiative
Bayerische Untermain – gemeinsam für eine starke Region
Die zwischenzeitlich vorbildliche Zusammenarbeit in der Region hat u.a. zu den konkreten Maßnahmen Regionalmarketing und -management geführt. Die “Stern”-Umfrage zeigt, daß wir offensichtlich auf dem richtigen Weg sind. Die wirtschaftlichen Rahmen- und Arbeitsbedingungen können sich sehen lassen:
- geringe Arbeitslosenquote
- Vielzahl von innovativen Arbeitsplätzen
- sicherste Region Deutschlands (48 Straftaten/1.000 Einwohner, Bundesdurchschnitt: 80,3 Straftaten/1000 Einwohner)
- gute Verkehrsinfrastruktur.
Trotzdem dürfen wir uns nicht zurücklehnen. Langfristig muß es uns gelingen, Zukunftsbranchen für die Region zu gewinnen. Aber auch hier sind wir auf einem guten Weg: Von den vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik definierten 12 Hightech-Feldern sind bereits 11 am Bayerischen Untermain vorhanden. Lediglich die Luft- und Raumfahrttechnik ist noch nicht vertreten. Der regionale Hightech-Atlas weist 69 Unternehmen mit 26.687 Beschäftigten aus.
4.2
ZENTEC – Keimzelle für Startups und attraktives Innovationszentrum
Die Entwicklung von ZENTEC ist Ihnen
bekannt. Nach knapp vier Jahren müssen wir heute fragen: Was macht die
Attraktivität dieses Zentrums aus? ZENTEC ist ein Ort, an dem innovative
Startups mit einem hohen Anspruch an sich und ihr Geschäft in einem
professionellen Umfeld an den Markt gehen können. So ganz nebenbei sind dadurch
auch ca. 70 Arbeitsplätze entstanden. ZENTEC ist das einzige Zentrum in Bayern,
das im Normalbetrieb in der Lage ist, einen Überschuß zu erwirtschaften. Damit
ist der Beweis erbracht, daß bei einer sauberen Konstruktion, klar definierten
Arbeitspaketen und gegenseitiger Unterstützung ein wirtschaftlicher Betrieb
möglich ist. Mit diesem Alleinstellungsmerkmal unterscheidet sich ZENTEC
von allen anderen Zentren im Rhein-Main-Gebiet und in Bayern. Kooperationen
gelten als größte Produktivitätsreserve in Industrienationen. Deshalb ist die
Anbahnung von Kooperationen zwischen Unternehmen in der Region und außerhalb
zwischenzeitlich Tagesgeschäft bei ZENTEC. Das Konzept des
“Nur-Gründerzentrums” hat sich überlebt, eine Weiterentwicklung zu einem
attraktiven Innovationszentrum ist der nächste anstehende Schritt, den sich das
ZENTEC-Team unter Leitung von Dr. Heimann vorgenommen hat. Darüber hinaus hat
ZENTEC auch wichtige Bereiche der Wirtschaftsförderung der drei kommunalen
Partner übernommen. So ist es dank ZENTEC gelungen, im Rahmen der
Hightech-Offensive Bayern 5 Mio € an
Fördermitteln für die Region Bayerischer Untermain zu gewinnen. Die Liste der
Aktivitäten ließe sich noch fortsetzen. Damit sind unsere jährlichen Beiträge
von Wirtschaftsförderungsdienstleistungen von 95.000,-- DM (48.572,-- €)
absolut gerechtfertigt. Ebenso notwendig und gut angelegt sind unsere
Mitgliedsbeiträge von 60.000,-- DM (30.677,-- €) an die Initiative Bayerischer
Untermain, welche die Regionalmarketingaktivitäten in unserer Region
koordiniert.
4.3 Arbeiten am sozialen Landkreis
Miltenberg
Wie Sie leicht am Beispiel des Einzelplanes 4 feststellen
können, bewegen Sozial- und Jugendamt jährlich viele Millionen Euro. Diese sind
für die sozial schwachen Mitbürger unverzichtbar. Daß neben einer
wirtschaftlichen Arbeitsweise die soziale Sensibilität nicht zu kurz kommt,
wird uns immer wieder bestätigt. Beispiel dafür sind u.a. die zwei
Heilpädagogischen Tagesstätten (HPT). Diese werden für je neun Plätze im April
2002 in Miltenberg und voraussichtlich im Mai 2002 in Elsenfeld eingerichtet.
Gedacht sind beide Einrichtungen für Kinder mit Verhaltens- und
Erziehungsschwierigkeiten im Alter von sechs bis zu 12 Jahren. Sie sind mit
400.000,-- € bis 500.000,-- € pro Jahr die teuersten Einzelmaßnahmen des
Sozialhaushaltes. Daß wir im Sozialamt qualitativ und wirtschaftlich gut
arbeiten, zeigt ein Vergleich, der
- Bedarfsgemeinschaften bei der HLU (Hilfe zum
Lebensunterhalt)
- Einzelpersonen bei der HLU mit Unterfranken und Bayern
Bedarfsgemeinschaften, die laufende
Hilfe HLU (ohne AsylbLG) außerhalb von Einrichtungen zum Stichtag 31.12.2001
erhalten haben:
|
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
2000 |
Entwicklung |
Landkreis |
954 |
1.108 |
988 |
882 |
802 |
-16% |
Unterfr. |
12.385 |
13.685 |
13.764 |
13.184 |
12.690 |
2% |
Bayern |
123.355 |
133.903 |
130.416 |
123.717 |
118.131 |
-4% |
Einzelpersonen,
die laufende HLU außerhalb von Einrichtungen zum Stichtag 31.12.2001 erhalten
haben:
|
1996 |
2000 |
Entwicklung |
|
insgesamt |
insgesamt |
|
Landkreis |
1.936 |
1.698 |
-12
% |
Unterfranken |
25.370 |
24.992 |
-1
% |
Bayern |
234.325 |
214.342 |
-9
% |
Auch beim “Pro
Kopf-Aufwand” liegen wir deutlich unter dem unterfränkischen und bayerischen
Durchschnitt.
5.
Kommunalhaushalte: Verschiebebahnhöfe von Bund und Land
Dieses Thema zieht sich seit vielen
Jahren durch alle Haushaltsberatungen. Trotz gegenteiliger Versicherungen
unserer Bundes- und Landespolitiker werden nach wie vor immer wieder
systemfremde Leistungen auf die Kommunen abgewälzt, ohne daß dafür ein
vollständiger Kostenausgleich erreichbar ist. Bei der letztjährigen
Haushaltsberatung habe ich bereits das Grundsicherungsgesetz des Bundes
angesprochen. Gegen die entsprechenden Forderungen der kommunalen
Spitzenverbände und der Länder wird wohl eine gesetzliche Änderung des
Grundsicherungsgesetzes erfolgen. Niemand bestreitet das Recht des Bundes, dies
zu tun aber dann muß er auch die gesamten Kosten, den zusätzlichen
Personalaufwand und die zu erwartenden Einnahmeverluste der Kommunen
übernehmen. Dies ist alles noch sehr im unklaren. Die Grundsicherung ist eine
staatliche Aufgabe, die auf die Landkreise übertragen worden ist. Die Kosten
haben deshalb die Verursacher, also der Bund vollständig zu tragen.
6. Warum
keine Kreisumlagenerhöhung 2002?
Bei der
letztjährigen Haushaltsberatung habe ich die äußerst günstige Umlagensituation
des Landkreises dargestellt (8. Stelle in Bayern) und ein Ende dieser Talsohle
für 2002 angekündigt. Aber auch bei den Kommunalfinanzen gibt es manchmal
(äußerst selten) auch positive Entwicklungen, so auch bei uns: Es kam besser
als erwartet. Vielleicht haben wir auch einfach nur Glück gehabt, von dem Golo
Mann sagt: “Glück setzt Aktivität voraus. Glück hat man nur, wenn man etwas
wagt.”
1. Der Abschluß 2001 beschert uns eine
zusätzliche Zuführung zur Rücklage von 2,2 Mio €.
2. Der
Freistaat Bayern hat auf die Situation der Kommunen reagiert und seine
Schlüsselzuweisungen um gut 3,1 % erhöht.
Für den Landkreis Miltenberg bedeutet dies +1,4 Mio € oder 13,3 % mehr
in der Kasse.
3. Der Bezirk Unterfranken hat die Bezirksumlage
um 0,25 % oder 0,6 Mio € gesenkt.
Dies führt
dazu, daß die Manövriermasse des Haushaltes 2002 um 4,5 Mio € höher ausgefallen
ist als im Vorjahr. Daneben ist die Entwicklung des Sozialetats (Einzelplan 4)
sehr positiv und auch die ohnehin günstige Entwicklung der Personalkosten der
letzten Jahre setzt sich 2002 fort. Das bedeutet, daß ohne Kreisumlagenerhöhung
die Zuführung an den Vermögenshaushalt um 0,5 Mio € auf 3,261 Mio € erhöht und
damit auf den früheren Stand verbracht werden konnte. Dies bringt dem Kämmerer
Vorteile bei der Finanzierung der gewaltigen Investitionsvorhaben, besonders
beim Schulbauprogramm.
Trotzdem
steigt die Verschuldung weiter an und wird zum Jahresende wohl bei ca. 42,9 Mio
€ oder 84 Mio DM liegen. Das ist
der Wermutstropfen bei diesem Haushalt. Dieser Umstand wird dazu führen, daß
der Druck, die Umlage in den nächsten Jahren dann endgültig erhöhen zu müssen,
weiter bestehen bleibt. Ich kann damit auch alle beruhigen, die diesen Schritt
ebenso wie ich für dieses Jahr erwartet hatten. Keine Angst, verschoben ist
nicht aufgehoben!
Der Haushalt 2002 ist ungeachtet der anstehenden
Kommunalwahlen in den letzten Monaten mit seinen Teilhaushalten vorberaten
worden. Der Kreisausschuß hat am 28.03.2002 die Annahme des Zahlenwerkes
einstimmig empfohlen.
Der Haushalt 2002 ist in Einnahmen
und Ausgaben ausgeglichen und sieht bei einer unveränderten Kreisumlage von
41,3 % vor:
Verwaltungshaushalt: 78,425.000,-- €
Vermögenshaushalt: 15,520.000,-- €
Gesamthaushalt:
93,945.000,-- €
Ich bitte Sie herzlich um Ihre Zustimmung. Vorher möchte ich
aber unserem umsichtigen Kämmerer Kurt Straub für die Ausarbeitung des
Haushaltsplanes und seiner jederzeitigen Informationsbereitschaft den
Fraktionen gegenüber danken. Er hätte es verdient, daß er nach langer Zeit
wieder einmal einen einstimmig beschlossenen Haushalt erhalten würde.
Der Vorsitzende der CSU-Fraktion, Kreisrat Andre, trug
folgendes vor:
Der vorliegende Haushalt für das Jahr 2002 ist der 6. und
letzte des Kreistages der Legislaturperiode 1996 bis 2002. Schon allein
deswegen bietet sich ein Rückblick auf die Amtszeit an, zumal auch 21
Kolleginnen und Kollegen aus dem Gremium ausscheiden, die die sehr erfolgreiche
Arbeit dieses Kreistages mitgetragen haben. Die Einbeziehung eines Rückblickes
in diese Haushaltsberatungen bietet sich auch deshalb an, weil alle sechs
Haushalte unter vergleichbaren Rahmenbedingungen zustandegekommen sind. So
mußten z.B. in die Überlegungen jeweils sowohl die Auswirkungen einer hohen
Arbeitslosigkeit einbezogen, als auf beispielsweise sinkende
Gewerbesteuereinnahmen Rücksicht genommen werden.
Erschwerend kommt hinzu, daß sich
unsere Arbeit vor dem Hintergrund eines grundlegenden Wandels abspielt. Ich
möchte jetzt nicht auf die Auswirkungen der Globalisierung eingehen, wiewohl
diese natürlich auch das Geschehen bei uns beeinflußt. Ich meine vielmehr den
Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft, der sich
auch bei uns deutlich bemerkbar vollzieht. Anfang der 90-er Jahre betrug der Anteil
des Dienstleistungssektors in unserem Raum nur etwa 45,6 %, während er anderswo
bei 60 % und mehr lag. Aus der Veröffentlichung der IHK Aschaffenburg vom April
2001 ging hervor, daß auch bei uns erstmals die Zahl der Beschäftigten im
Dienstleistungsbereich höher war als im vergleichsweise bei uns immer noch
starken produzierenden Gewerbe. Der Wandel ist also auch bei uns in vollem
Gange und gerade im ehemaligen Agrarstaat Bayern, wo noch 1950 33,1 % der Menschen in der Landwirtschaft
tätig waren, erleben wir quasi im Zeitraffer einen bemerkenswerten Vorgang.
Es würde den Rahmen dieser Haushaltsberatung sprengen,
wollte man im einzelnen untersuchen, welche Maßnahmen den Wandel gefördert bzw.
welche ihn eher gehemmt haben. Tatsache ist aber, daß in den letzten sechs
Jahren sehr viel geschehen ist. Das geht schon aus der zentralen Aussage der
sechs Haushalte hervor, die insgesamt eine Summe von über 1 Mrd DM ausmachen.
Mehr als 12 % davon, nämlich 130 Mio DM sind Investitionen; das macht pro Jahr
mehr als 20 Mio DM oder weit mehr als 10 Mio € aus. In diesem Jahr erreichen die Investitionen sogar die Höhe
von 12,37 Mio €. Das ist der dritthöchste Wert an Investitionen überhaupt und
der zweithöchste Wert nach dem Rekordjahr 2000 mit dem Bau der Main-Brücke (13,75
Mio €). Diese gleichbleibend hohen Investitionen sind wegen ihrer
antizyklischen Wirkung gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten und auch
im Hinblick auf den gesellschaftlichen Wandel, der sich vollzieht, an sich
schon wertvoll, da sie die Wirtschaftskraft des Landkreises insgesamt natürlich
sehr gestärkt haben. Wir haben diese Investitionen (auch in den Bauunterhalt)
immer auch unter dem Aspekt der Wirtschaftsförderung, besonders des
Mittelstandes gesehen.
Von Bedeutung ist aber auch, was mit dem Geld angefangen
wurde. Lassen Sie mich hier an drei Aspekte erinnern:
Zum einen ist es uns gelungen, auf dem Gebiet der
Abfallbeseitigung wichtige Investitionen zu tätigen. Ich erinnere an die
Müllumladestation Erlenbach a.Main, die Sickerwasserreinigungsanlage Guggenberg
und die Beseitigung der Altlasten der Deponien Großheubach und Wörth a.Main.
Außerdem sind wir dabei, die Klärschlammdeponie Schippach einer Lösung
zuzuführen, die auch von den Bewohnern der näheren Umgebung akzeptiert werden
kann. Täuschen wir uns aber nicht: Die Kosten, die dadurch anfallen werden,
stehen noch nicht in diesem Haushalt. Sie werden aber auf uns zukommen und wenn
sie auf die Gemeinden umgelegt werden, wird jedermann sehen, daß es unsinnig
ist, hier von Kostenneutralität zu sprechen. Wir von der CSU akzeptieren die
beschlossene Lösung und werden uns mit um eine kostengünstige Ausführung
bemühen.
Der zweite Punkt ist die neue Main-Brücke, die mittlerweile
schon zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Ich kenne niemanden, der
behauptet, daß sich diese Investition nicht gelohnt hat und daß diese nicht
große Auswirkungen auf die Zukunft unseres Landkreises, ja die gesamte Region
hat.
Besonders stolz können wir aber auf das Schulbauprogramm
hinweisen, in das die meisten Investitionen hineingeflossen sind. Hier zahlt es
sich aus, daß wir konsequent die vorhandenen Probleme Schritt für Schritt
angegangen sind und auch bei auftauchenden Problemen bzw. Schwierigkeiten nicht
die Planungen über den Haufen geworfen haben. So konnten weit über 30 Mio DM in
den Neubau der Heinrich-Ernst-Stötzner-Schule Miltenberg, die Erweiterung der
Janusz-Korczak-Schule Elsenfeld, die Erweiterung und Generalsanierung der
Staatl. Realschule Miltenberg und die Integration der Staatl. Fachoberschule in
die Staatl. Berufsschule Obernburg a.Main investiert werden. Auch dieses Jahr
liegt der Schwerpunkt der Investitionen im Schulbereich. Zum einen wird der
letzte Bauabschnitt der Sanierung der Staatl. Realschule Miltenberg mit einer
halben Mio € finanziert, zum anderen wird die Baumaßnahme Schulzentrum
Elsenfeld, für die Gesamtinvestitionen von rd. 15 Mio € zu erwarten sind, mit
685.000,-- € anfinanziert. Schließlich muß auch die Generalsanierung der
Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld zu diesem Bereich gerechnet werden, weil
eine der wichtigsten Funktionen dieses Bauwerkes der Schulsport ist. Ich halte
es für sehr wichtig, daß das Schulbauprogramm auch in den nächsten Jahren
konsequent geplant und durchgeführt wird. Schließlich stehen mit dem
Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach a.Main und dem
Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg Sanierung an Gebäuden an, die bald ein
Alter von 40 Jahren erreichen.
Aber nicht nur mit seinem Schulbauprogramm zeigt der
Landkreis Miltenberg, daß ihm seine Schulen besonders wichtig sind. Jahr für
Jahr wurden bisher mehr als 12 Mio DM in die Schulen gesteckt, das sind
durchschnittlich mehr als 1.500,-- DM pro Schüler. Besonders erfreulich ist
dieses Jahr die Tatsache, daß aufgrund der vielen Anmeldungen im Landkreis
Miltenberg wieder eine Berufsoberschule eingerichtet werden kann. Als
gemeinsame Zukunftsaufgabe steht der Kampf um Kompetenzzentren in modernen
Berufen, besonders im High-Tech-Bereich an.
Die hohen Investitionen des Landkreises Miltenberg wären
trotz ihrer Konzentration auf wichtige Zukunftsaufgaben nicht so ohne weiteres
positiv zu bewerten, wenn sie durch eine zu hohe Verschuldung, durch eine
überhöhte Kreisumlage oder durch zu hohe Gebühren für die Bürger erkauft worden
wären. Dies ist, wie der vorliegende Haushalt zeigt, Gott sei Dank nicht der
Fall. Trotz der hohen Investitionen stieg die Verschuldung in den letzten
Jahren nur um 14,2 Mio DM auf 75,6 Mo DM an. Sollte sie dieses Jahr aufgrund
der hohen Investitionen auf über 80 Mio DM ansteigen, so ist dies angesichts
der Zukunftsinvestitionen immer noch vertretbar. Allerdings sollten wir den Weg
der Verschuldung nur sehr vorsichtig weitergehen. Für die Zeit von 1996 bis
2002 bleibt festzuhalten, daß die Investitionen nicht hauptsächlich durch
Schulden finanziert, sondern daß weit über 80 % erwirtschaftet wurden. Ein
Grund dafür, daß dies gelungen ist, liegt in der Tatsache, daß von Sparen nicht
nur geredet, sondern auch sparsam gewirtschaftet wurde. Als Beleg möchte ich
die Entwicklung des gesamten Verwaltungshaushaltes anfügen. Dieser lag 1995
schon bei 153 Mio DM, heute liegen wir bei 78,4 Mio €, was etwa der gleichen
Höhe entspricht. Es ist der Verwaltung also gelungen, die Sach- und
Personalkosten in Grenzen zu halten. Als glückliche Umstände erwiesen sich hierbei
auch die Kostenersparnisse, die sich im Zusammenhang mit dem
Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH (GKS) ergeben haben. In den letzten
beiden Jahren muß besonders auf den Sozialhaushalt hingewiesen werden. U.a.
durch Maßnahmen zur Hilfe zur Arbeit konnten fast 1 Mio DM pro Jahr eingespart
werden. Und ohne die großen Erfolge der Krankenhaus-GmbH Landkreis Miltenberg
wäre eine solche Begrenzung des Verwaltungshaushaltes nicht möglich gewesen.
Eine erfreuliche Bilanz kann dieser Kreistag auch bei der Entwicklung
der Kreisumlage aufweisen. Ich weiß nicht, ob es vorher schon einmal einen
Kreistag gegeben hat, der während der Legislaturperiode die Kreisumlage einmal
kräftig senken konnte, nämlich in unserem ersten Haushalt von 43,3 % auf 41,3 %
und sie kein einziges Mal erhöhen mußte. Die Stabilität der Kreisumlage auf
dieser Höhe hat dazu geführt, daß der Landkreis Miltenberg mittlerweile den 8.
Platz unter den 71 bayerischen Landkreisen einnimmt. Da der Hebesatz z.Z. 3,7 %
unter dem Landesdurchschnitt liegt, bleiben unsere Gemeinden im Vergleich zum
Landesdurchschnitt jährlich 5 Mio DM oder 2,5 Mio € mehr. Das heißt auch, daß
90 % aller Landkreise in Bayern ihren Gemeinden deutlich mehr abnehmen als der
Landkreis Miltenberg. Und in Unterfranken hat nur der Landkreis Aschaffenburg
günstigere Hebesätze als wir. Dies ist ein Ergebnis, auf das wir stolz sein
können.
Der Landkreis Miltenberg ist auch nicht den Weg gegangen,
den viele andere Landkreise gehen, indem sie den Bürger bei den Gebühren stärker
in die Tasche greifen. Der Anteil an den Gebühren und den Einnahmen liegt bei
ca. 19 % und hat sich auch in diesem Jahr nicht erhöht. Dieser Kreistag hat
also den Bürgern keine Gebührenerhöhung zugemutet. So sind z.B. die
Abfallgebühren seit 1994 trotz der hohen Investitionen in diesem Bereich
konstant. Ja wir haben sogar eine geringfügige Senkung vorgenommen, indem wir
letztes Jahr beschlossen haben, gegen den allgemeinen Trend bei der Umstellung
auf EURO nicht aufzurunden, was den einzelnen Bürger vielleicht nicht so sehr
entlastet haben mag, den Kreishaushalt aber immerhin mit über 150.000,-- €
belastet hat. Gerade jetzt im nachhinein, wo wir merken, daß die Preise überall
angestiegen sind, halte ich unseren Beschluß für ein wichtiges Signal an unsere
Bürgerinnen und Bürger.
Will man zusammenfassend die Haushalte der letzten Jahre
werten, kann man feststellen, daß es diesem Kreistag gelungen ist, die Balance
zwischen den Interessen des Landkreises, der Gemeinden und der Bürger zu
wahren. Der Haushalt 2002 steht in dieser guten Tradition. Damit gewährleistet
er, daß die Träger unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung,
der Landkreis, die Gemeinden und die Bürger auch weiterhin zukunftsfähig sind
und bleiben.
Berücksichtigt man die von mir vorgetragenen Fakten und
weist dazu auf Punkte wie Verwaltungsmodernisierung, Ausbau der Fachhochschule,
ZENTEC, Reginalmarketing und Mitgliedschaft der Wirtschaftsförderung Region
Frankfurt Rhein-Mein hin, kann man feststellen, daß eine ganze Reihe sichtbarer
und wirksamer Antworten auf den von mir anfangs angesprochenen Strukturwandel
von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft gegeben wurden. Die
CSU-Fraktion ist stolz darauf, daß sie zusammen mit anderen Entscheidendes zu
diesem Wandel beitragen konnte. Gerade in den letzten zwei Jahren, als wir
wieder über die absolute Mehrheit verfügten, haben wir zusammen mit Landrat
Schwing die Politik immer so angelegt und gestaltet, daß auch andere
mitarbeiten konnten. Wir haben uns immer als Kern breiter Mehrheiten für eine
langfristig angelegte, auf breiten Konsens ausgerichtete und berechenbare
Politik verstanden. Ich möchte deshalb allen, die zu konstruktiver
Zusammenarbeit bereit waren, sehr herzlich danken.
Die Ehrlichkeit gebietet es aber, auch folgendes zu sagen:
Die Bilanz dieses Kreistages würde mit Sicherheit nicht so positiv ausfallen,
wenn an der Spitze des Landkreises Miltenberg nicht ein Landrat stünde, der
aufgrund seines wirtschaftlichen und politischen Sachverstandes Motor und
Ideengeber beim Strukturwandel ist. Ein Glück ist auch, daß ihm mit
Kreiskämmerer Straub ein sachkundiger Finanzfachmann zur Seite steht, der
Solidität mit finanzpolitischer Schläue zu verbinden weiß und der obendrein
auch in der Lage ist, über sein Haushaltswerk präzise und geduldig zu
informieren und es zu interpretieren. Dank gebührt aber auch allen Bediensteten
des Landkreises Miltenberg, ob sie nun in der Verwaltung, im Krankenhaus oder
anderen Bereichen arbeiten, weil sie die Vorgaben der Haushalte nicht nur konsequent
eingehalten, sondern auch in einem Geiste umgesetzt haben, der die vom Kreistag
angestrebten Ziele nachhaltig unterstützt hat.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion, Kreisrat Dr. Schüren,
sagte folgendes:
Bei der Vorbereitung zu dieser Haushaltsrede ist mir klar
geworden, daß ein langatmiger Rückblick auf die vergangenen sechs Jahre, ein
Aufrechnen, wer wann Recht oder Unrecht gehabt hat, nur ermüdend wirken kann.
Deshalb zunächst ein Dank an Kreiskämmerer Straub für seine hilfreichen
Erläuterungen des Haushaltes 2002. Die aktuellen Themen, über die politisch zu
streiten sich lohnte, sind seitens der SPD im gerade abgelaufenen Wahlkampf in
zahlreichen Veranstaltungen landkreisweit ausführlich zur Sprache gebracht
worden. Die Auseinandersetzung um die Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld, die
politischen Hintergründe dessen, daß die Kreisumlage gerade im Wahljahr nicht
erhöht wurde, der sprunghaft steigende Schuldenstand des Landkreises und
anderes mehr, sind lang und breit öffentlich diskutiert worden.
Die sachfremden Ausflüge in die Landespolitik sowie die
schönfärbenden Worte des CSU-Fraktionsvorsitzenden in seiner Haushaltsrede, vor
allem aber die Hinweise des Landrates auf die im “Stern” veröffentlichte
McKinsey-Studie über die Zufriedenheit der Deutschen haben mir indessen
schlagartig klar gemacht, daß wir das ungeheure Glück haben, im antiken
Arkadien zu leben, das sich, so hat es den Anschein, heute recht profan “Region
1 Bayerischer Untermain” nennt.
Damit unser aller Zufriedenheit noch größer werde und mehr
Raum für die Freizeitgestaltung in diesem bukolischen Landkreis bleibe, nicht
zuletzt aber auch, weil ich der Protokollführerin schon immer einen Gefallen
tun wollte, fasse ich meine Haushaltsrede heute knapper als sonst: Die
Sozialdemokratische Fraktion stimmt dem vorgelegten Haushalt 2002 zu.
Der Vorsitzende der FWG-Fraktion, Kreisrat Dr. Fahn, äußerte
folgendes:
Kreishaushalt 2002 – ein finanzpolitischer Rückblick auf die
Jahre 1996 bis 2001: Bei knappen öffentlichen Kassen ist Sparsamkeit für die
kommenden “mageren” Jahre angebracht.
Die Freien Wähler haben sich in den vergangenen Wochen
mehrmals mit dem Kreishaushalt beschäftigt und möchten sich auf diesem Wege
recht herzlich für die gute, konstruktive
Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung und ganz speziell mit
Kreiskämmerer Straub in den vergangenen sechs Jahren bedanken. Die
Stellungnahme der Freien Wähler ist auch ein Rückblick auf die vergangenen
sechs Jahre im Kreistag.
1. Rückblick auf die vergangenen
sechs Jahre – steigende Verschuldung und kommunale Verschiebebahnhöfe
Der Haushalt 2002 ist vordergründig unproblematisch.
Als bekannt wurde, daß die Kreisumlage nicht erhöht werden muß und in
Anbetracht der nahenden Kommunalwahl, die viel Zeit und Engagement kostete, fand eine öffentliche Diskussion
darüber kaum mehr statt. Dies zeigt sich
auch daran, daß lediglich eine politische Gruppierung des Kreistages darüber
einen Zeitungsartikel verfaßte. Ein weiteres Indiz für einen scheinbar unproblematischen
Haushalt ist die Tatsache, daß erstmals seit über 10 Jahren der
Haushaltsentwurf im Kreisausschuß einstimmig verabschiedet wurde. Da dieser
Kreishaushalt der letzte ist , den der Kreistag der Wahlperiode 1996 - 2002
beschließt, erlaube ich mir, einige Bezüge zu den Vorgängern bis 1996
herzustellen, um einige Tendenzen zu verdeutlichen, mit denen wir es in der
Kommunalpolitik zu tun haben.
Die Umlagekraft liegt 2002 bei 78,55 Mio €;
dagegen betrug sie 1996 nur rd. 65,5 Mio €. Dies entspricht einer Steigerung
von ca. 20 %. Da in die Umlagekraft eine Reihe von wesentlichen Steuern (z.B.
Gewerbe-, Einkommensteuer), die die Bürger oder die Wirtschaft zu entrichten
haben, einfließen, zeigen diese Zahlen, daß entgegen der Ankündigungen einer
steuerlichen Entlastung (der Bürger und der Wirtschaft) durch die sog. große
Steuerreform die Steuern in den letzten Jahren beständig und
überdurchschnittlich in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen, gemessen in
absoluten Beträgen, gestiegen sind. Eine rein prozentuale Betrachtungsweise der
Steuerlast ergibt somit nur ein geschöntes Bild der Steuerwirklichkeit.
Beispiel 1: Die Kreis- und Bezirksumlage –
kommunale Verschiebebahnhöfe
Die Kreisumlage betrug 1996 noch 43,3 % und
wurde 1997 auf 41,3 % gesenkt, seither blieb sie bei diesem prozentual geringen
Wert. Unterfrankenweit haben wir die zweitniedrigste Rate und liegen auch weit unter dem bayernweiten
Durchschnitt, der 2001 bei 45 % lag. Landrat und Verwaltung weisen daher immer
wieder darauf hin, wie kommunalfreundlich der Landkreis Miltenberg gegenüber
seinen 32 Gemeinden ist bzw. wie sehr ihre Kassen durch den Landkreis geschont
werden. Dies ist korrekt, aber nur ein Teil der Wahrheit. Daher ist es auch
einmal sehr interessant, die absoluten Zahlen unter die Lupe zu nehmen. 1996
holte der Landkreis durch die Kreisumlage 55,42 Mio DM von den Gemeinden; in
den folgenden Jahren stieg dieser Wert an (55,9 Mio DM, 53,6 Mio DM, 55,5 Mio
DM, 57,7 Mio DM, 2001: 64,81 Mio DM und
2002: 63,3 Mio DM oder 32,44 Mio €). Im Vergleich zu 1996 wurden den Gemeinden
des Landkreises 2001 immerhin 17 % und 2002 “nur” 14 % mehr Geld “aus den Taschen gezogen”. Im
Kreistag haben wir in den vergangenen sechs Jahren mehrmals die allzu hohe
Bezirksumlage kritisiert. In den Jahren 1996 bis 2001 mußte unser Landkreis
178,92 Mio DM an den Bezirk Unterfranken zahlen, dies sind pro Jahr 29,82 Mio
DM. Im Vergleich dazu nahm der Landkreis durch die Kreisumlage 342,93 Mio DM ein, das sind 57,15 Mio. DM pro
Jahr. Mit anderen Worten: Der Landkreis Miltenberg mußte in den letzten sechs
Jahren durchschnittlich 52 % seiner Einnahmen
von den Gemeinden an den Bezirk abführen. Wir haben diesen Mißstand
parteiübergreifend immer wieder kritisiert, passiert ist aber kaum etwas.
Angebracht wäre in dieser Angelegenheit auch eine Diskussion über einen
bayernweiten Volksentscheid zur Abschaffung der Bezirke bzw. Bezirkstage.
Beispiel 2: Die steigende Verschuldung
Ab dem Jahr 1995 steigt die Verschuldung im
Landkreis Miltenberg beständig; von damals 59,7 Mio DM auf 75,6 Mio DM im Jahre
2001; im Jahre 2002 werden es dann vielleicht
84 Mio DM (oder 43 Mio. €) sein und in zwei bis drei Jahren könnte sogar die 50 Mio €-Marke
(klingt nicht dramatisch wie die 100 Mio DM-Schallmauer) erreicht sein. An dieser
Stelle sei auch erwähnt, daß es Zeiten mit weitaus geringerer Verschuldung gab
(z.B. 1973: knapp 29 Mio DM). Zurück zum Vergleich 1996 bis 2001: Der Landkreis
hat in den vergangenen sechs Jahren seine Schulden um 15,9 Mio DM erhöht, was
einer Steigerung von 26,6 % entspricht. Dies soll nicht Anlaß sein, die
Finanzpolitik des Landkreises in den vergangenen sechs Jahren zu kritisieren
(schließlich haben ja auch die Freien Wähler in den letzten sechs Jahren dem
Haushalt zugestimmt). Natürlich muß an dieser Stelle auch erwähnt werden, daß
in den vergangen sechs Jahren viele wichtige Investitionen durchgeführt wurden,
die den Landkreis wirtschaftlich nach vorn gebracht haben (angefangen vom
Schulbauprogramm, über die Abfallwirtschaft bis hin zu wichtigen Infrastrukturmaßnahmen).
Vielmehr ist es notwendig, vor dem Hintergrund der finanzpolitisch schwierigen
nächsten Jahren einmal grundsätzlich die Finanzpolitik des Landkreises zu
hinterfragen und nach Alternativen zu suchen.
Beispiel 3: Das Verhältnis von Schulden und
Investitionen:
Addieren wir die Vermögenshaushalte der vergangenen
sechs Jahre, hat der Landkreis bei einem Investitionsvolumen von 144 Mio DM (=
Summe aller Vermögenshaushalte der Jahre 1996 bis 2001) insgesamt 14,2 Mio DM
zusätzliche Schulden aufgenommen (1996: 61,4 Mio DM, 2001: 75,6 Mio DM). Bei
einer unveränderten Finanzstruktur bedeutet dies, daß der Landkreis lediglich
eine jährliche Investitionsquote (= Umfang des Vermögenshaushalts) von 21,6 Mio
DM verkraften kann (Berechnung: 144 Mio DM ./. 14,2 Mio DM = 129,8 Mio DM : 6 =
21,6 Mio DM). Tatsächlich hat er aber jedes Jahr durchschnittlich 24 Mio DM
investiert, d.h. er hat eigentlich jedes Jahr mit rd. 2,4 Mio DM über seine
Verhältnisse gelebt. Diese Tendenz wird sich im Jahr 2002 fortsetzen; durch die
Sanierung der Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld ist der Landkreis gezwungen,
die “Verschuldungsschraube” weiter nach oben zu drehen.
Beispiel 4:
Belastung des Kreishaushalts durch fehlende Finanzausstattung der Kommumen
Am 14.12.1998 beschloß der Kreistag, dafür
einzutreten, daß das Konnexitätsprinzip (“Wer bestellt, soll auch zahlen”) auf
Bundes-, Landes- und EU-Ebene rechtsverbindlich eingeführt wird. Damals wurde
unser Beschluß immerhin als “Material” an die Enquete Kommission verwiesen und
es wurde uns mitgeteilt, daß diese am 30.06.2001 einen entsprechenden Bericht
vorlegen werde. Leider haben wir davon im Kreistag bisher nichts gehört. Bei
Betrachtung der Haushaltes 2002 stellt man natürlich auch wieder fest, daß
einige Defizite (z.B. im Jugendhilfebereich) auf die fehlende Beachtung des
Konnexitätsprinzips zurückzuführen sind. Auch die Erstattungsbeträge für die
Schülerbeförderung sind kontinuierlich zurückgefahren worden, von früher 80 %
bis 90% auf heute rd. 60%. Dies hat der Freistaat Bayern bzw. die
Staatsregierung zu verantworten.
2. Ausblick auf
die nächsten sechs Jahre
In den vergangenen Wochen wurde die
zunehmende Verschuldung immer etwas bagatellisiert und damit begründet, mit den
im Vermögenshaushalt erfolgten Investitionen seien ja Zukunftsinvestitionen
verbunden und so sei es legitim, auch die kommende Generation an den Kosten zu
beteiligen. Bereits jetzt wird eine weitere Verschuldung von rd. 10 Mio € als
unumgänglich dargestellt. Man kann es auch von der anderen Seite sehen: Eine
Kreditfinanzierung erlaubt es, die Steuerlasten in die Zukunft zu verschieben;
die z.Z. lebenden Generationen müssen keine nennenswerten Einkommenseinbußen
hinnehmen. Letztendlich müssen aber die künftigen Generationen doch über höhere
Steuern die Zins- und Tilgungslasten finanzieren. Auf Kreisebene bezogen
bedeutet dies: Der Landkreis muß dann sein Geld über eine höhere Kreisumlage
von den Gemeinden und damit von den Bürgern holen; dies kann auch bedeuten, daß
auf Gemeindeebene die freiwilligen Leistungen (z.B. für Sport oder Kultur)
drastisch reduziert werden müssen. Eine zu hohe öffentliche Verschuldung
bewirkt eine Einkommensumverteilung zu Lasten der künftigen Generationen bzw.
im Ausmaß der Staatsverschuldung lebt die gegenwärtige Generation also auf Kosten der nachfolgenden. Strikter Sparkurs
bei Bund, Länder und Kommunen nötig - sonst kommt ein “blauer Brief” aus
Brüssel. Beim Abbau der Staatsverschuldung müssen alle an einem Strang ziehen:
Bund, Länder und Kommunen.
Im Jahr 2001 betrug die gesamte
Staatsverschuldung Deutschlands 1.222 Mrd €, davon entfielen immerhin 103 Mrd €
auf die Kommunen. In den letzten Monaten war im Rahmen der EU Deutschland in
der öffentlichen Diskussion geraten, als die EU damit drohte, uns den “blauen
Brief” zu schicken, weil die Neuverschuldung nahe an den Grenzwert von 3 % des
Bruttoinlandsproduktes kam. Bundesfinanzminister Eichel versprach eine strikte
Spar- bzw. Konsolidierungspolitik und so ging dieser “Kelch” noch einmal an
Deutschland vorüber. In Zukunft muß dieser Sparkurs strikt eingehalten werden
und dies wird die Kommunen ebenso betreffen wie die Länder und den Bund. Der
Kreistag sollte sich auf diese neue Situation rechtzeitig einstellen und
ernsthaft überlegen, wie eine zunehmende Neuverschuldung in Zukunft vermieden
werden kann. Wir bitten daher bereits heute, daß der Kämmerer uns über die
Entwicklung der finanziellen Lage zeitnah informiert. Und natürlich muß auch
der Bauausschuß die finanziellen Grenzen immer im Auge behalten. Es darf auch
nicht mehr passieren, daß der Kreistag bei großen Projekten die finanziellen
Kompetenzen völlig an einen entsprechenden Ausschuß abgibt. Die Ausschüsse
sollen zwar handlungsfähig und flexibel sein, der Kreistag darf sich aber nicht
selbst entmündigen. Und außerdem: Vor einigen Tagen wurde in der Zeitschrift
“Stern” eine Umfrage über die Lebensqualität veröffentlicht, die den Bayerischen Untermain an erster
Stelle in ganz Deutschland sah. 82 % der Bürger leben recht gern am Untermain.
Kreisrat Andre hat es sich nicht nehmen lassen, dies in der
Kreisausschußsitzung zu erwähnen. Ich möchte an dieser Stelle Landrat Schwing
aus dem Jahr 1995 zitieren, als er immer wieder auf die FOCUS-Studie hinwies,
die bereits damals den Landkreis Miltenberg als viertattraktivsten in ganz
Bayern bewertete und richtigerweise sagte: “Die hohe Lebensqualität im
Landkreis Miltenberg resultiert aus der Arbeit der Bürger”. Er meinte natürlich
“alle Bürger”. Ergänzend kann man dazu sagen: Die Politik kann nur die
Rahmenbedingungen und kleine Bausteine setzen. Ein solch kleiner Baustein ist
die jährliche Verabschiedung des Kreishaushaltes und damit die Verwendung von
Geldern für unseren Landkreis. Die Tatsache, daß unser Kreishaushalt in den
vergangenen sechs Jahren immer relativ
einmütig verabschiedet wurde, zeigt auch, daß sich alle Kreisräte gemeinsam für
den Landkreis und damit die Lebensqualität eingesetzt haben.
3. Die
wichtigsten Aussagen im Überblick
- Trotz
in den letzten Jahren unveränderter Kreisumlage hat der Landkreis den Kommunen
immer mehr Geld “aus den Taschen” gezogen.
- In
den letzten sechs Jahren nahm der Landkreis Miltenberg von den Gemeinden 342
Mio DM ein, davon mußte er aber 52 % wieder an den Bezirk abgeben. Dies ist den
Bürgern kaum noch plausibel zu erklären. Das Geld fehlt uns im Landkreis!
- Der
Landkreis hat seine Schulden seit 1995 um 15,9 Mio DM erhöht, was einer
Steigerung von fast 27 % entspricht. Diese Verschuldung wird sich
wahrscheinlich fortsetzen.
- Der
Landkreis Miltenberg hat jedes Jahr rd. 24 Mio DM investiert und hier etwas
über seine Verhältnisse “gelebt”.
- Die
Finanzausstattung des Landkreises ist immer noch unzureichend; das
Konnexitätsprinzip wird nicht eingehalten .
- In
den nächsten Jahren müssen wir die Verschuldung auch im Landkreis Miltenberg
zurückschrauben. Zins- u. Tilgungsleistungen belasten v.a. die kommenden
Generationen.
- Bund,
Länder und die Kommunen müssen bundesweit einen Sparkurs fahren, um die
Konvergenzkriterien der EU einzuhalten.
- Wir
sind im Landkreis Miltenberg auf einem guten Weg, unsere Lebensqualität ist
sehr hoch (siehe “Stern”-Umfrage).
4. Die Freien
Wähler stimmen dem Haushalt 2002 zu.
Im “Main-Echo” vom 28.03.2002 war zu lesen:
“Landrat Roland Schwing und sein Kreiskämmerer Kurt Straub haben gezaubert.”
Man kann es auch anders sehen. Beide sind raffiniert und haben jedes Jahr noch
Glück dazu. Sie kündigen jedes Jahr vorab schlechte Nachrichten an; alle
stellen sich darauf ein und wenn alle schon “mit dem Schlimmsten” rechnen,
verteilen sie Wohltaten für die Kommunen. Ein gekonnter Schachzug, der aber
spätestens seit diesem Jahr durchschaut ist. Wahrscheinlich hat der Kämmerer
bereits heute schon wieder finanzielle Polster in den Haushalt eingebaut, damit
wir beim nächsten Haushalt wieder gut abgefedert sind. Wie bereits am Anfang
geschildert, ist der Haushalt sehr unproblematisch; die Freien Wähler stimmen –
wie bereits in den Jahren 1996 bis 2001 – dem Haushalt 2002 zu.
Der Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Kreisrat
Scharrer, führte folgendes aus:
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Kreiskämmerer Straub im
Namen meiner Fraktion bedanken für die ausführliche Information und die Arbeit,
die in dem Zahlenwerk wieder steckt. Es freut mich, daß ich in meiner letzten
Kreistagssitzung das seltene Glück habe, einem Haushalt zustimmen zu können.
Ich denke, unsere Zustimmung zeigt auch, daß wir die Haushalte der vergangenen
Jahre nicht etwa aus ideologischen Gründen – meist als einzige – abgelehnt
haben. Wir machen uns diese Entscheidung nicht leicht. Und so haben wir auch in
diesem Jahr einige Punkte gefunden, mit denen wir nicht einverstanden sind.
Verschiedene Forderungen, die von uns immer wieder gestellt wurden und werden,
sind auch in diesem Haushalt nicht berücksichtigt:
- Die
Stelle der Gleichstellungsbeauftragten ist z.B. noch immer eine Teilzeitstelle,
- ökologische Aspekte werden bei Baumaßnahmen
des Landkreises für unseren Geschmack immer noch zu wenig berücksichtigt
- und ein Wertstoffhof für den südlichen
Landkreisteil wurde im vergangenen Jahr erneut abgelehnt.
Warum stimmen wir dann überhaupt zu?
Zum einen sehen wir in diesem Haushalt einige unserer Ideen verwirklicht, die
wir seit langem vertreten:
- Die Stelle des Personalentwicklers, der wir von
Anfang an skeptisch gegenüberstanden, wird auf einmal nicht mehr benötigt,
- im Schulzentrum Elsenfeld wird nun doch die
Heizungsanlage mit einer umweltverträglichen und wegweisenden
Hackschnitzelheizung verwirklicht,
- und der Haushalt offenbart auch, daß die
Schreckgespenster nicht über uns hergefallen sind, die vor allem von der CSU in
Sachen Klärschlammdeponie Schippach an die Wand gemalt wurden. Von 10 Mio DM
Mehrkosten war die Rede, die auf die Bürgerinnen und Bürger zukommen würden,
wenn Schippach 2000 abgelehnt würde. Inzwischen sind die Scharfmacher von
damals sehr leise geworden. Es macht uns Mut, daß die Leute beim
Bürgerentscheid nicht auf derart unverantwortliche Panikmache hereingefallen
sind!
Entscheidend für unsere Zustimmung
waren aber nicht solche Einzelaspekte, sondern daß die große Linie in die
richtige Richtung geht.
Zuerst zur Einnahmen-Seite: Die
Einnahmen-Seite stellt sich für uns besser dar als in den vergangenen Jahren.
Verantwortlich dafür sind höhere Schlüsselzuweisungen, eine geringere
Bezirksumlage und Einsparungen, die erzielt werden konnten. Aber es sollte uns
schon Sorgen machen, daß weit mehr als die Hälfte der Ausgaben des
Vermögenshaushaltes über neue Schulden finanziert wird. Auch wenn es in Sachen
Verschuldung noch einige Landkreise in Bayern gibt, die schlechter dastehen als
wir, dürfen wir damit nicht leichtfertig umgehen.
Ein ganz entscheidender Punkt ist
aber auch, wofür dieses Geld eingesetzt wird. Und da gibt es unseres Erachtens
wenig Grund zum Dissens: Daß der Ausbau und die Sanierung der kreiseigenen
Schulden wichtig und notwendig ist, ist jedem klar. Bildungspolitik ist nicht
unser Ding. Deshalb wollen wir Themen wie die PISA-Studie, über die in den
letzten Monaten schon überall diskutiert wurde, gar nicht vertiefen. Aber wir
sind als Kreistag natürlich verantwortlich dafür, daß die Rahmenbedingungen
stimmen. Und dazu gehören auch Schulhäuser, die nicht nur Zweckbauten sind.
Schulhäuser, die nicht nur Platz, sondern auch ein Klima zum Lernen bieten.
Stein vielerlei Anstöße war in den letzten Monaten der Ausbau der
Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld. Wir als GRÜNE standen von Anfang an hinter
diesem Ausbau, weil er dazu dient, Vermögen des Landkreises zu erhalten und zu
bewahren. Die Halle ist wichtig für das Schulzentrum Elsenfeld. Natürlich
braucht es für den Schulsport keine VIP-Räume und dergleichen. Es gibt an
Bauwerken immer über dieses und jenes Detail geteilte Meinungen. Wir sind aber
auch der Meinung, daß es in unserem Landkreis kein Luxus ist, wenigstens eine
Halle zu haben, die auch für Großveranstaltungen – Sport und Kultur geeignet
ist.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Details in diesem Haushalt,
die ich erwähnen könnte. Aber ich will es beim Wesentlichen belassen. Ein Thema
möchte ich noch kurz ansprechen, weil es unseren Haushalt von Jahr zu Jahr
stärker belastet: Es ist unerträglich, daß staatliche Planstellen, die durch
Altersteilzeit vakant sind, vom Land Bayern einfach nicht mehr besetzt werden.
Es wird stillschweigend davon ausgegangen, daß der Landkreis für diese Kosten
aufkommt. Hier sollte sich die Staatsregierung wirklich einmal an die eigene
Nase fassen, statt immer auf die Kosten zu verweisen, die ihr vom Bund
zugeschoben werden. Wir möchten den Landrat ermuntern, sich im Bayer. Landkreistag
dafür einzusetzen, daß diese Praxis ein Ende nimmt.
Damit bin ich schon am Ende meiner Rede – der letzten in
diesem Kreistag. Persönlich möchte ich mich noch bei der Verwaltung und allen
Kolleginnen und Kollegen für die Zusammenarbeit bedanken. Sie war meist
angenehm, nicht immer ganz harmonisch, aber in jedem Fall, so hoffe ich,
fruchtbar für den Landkreis Miltenberg. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht.
Der Vorsitzende der Ausschußgemeinschaft FDP/UWG-ÖDP,
Kreisrat Dr. Linduschka, sagte folgendes:
Die Zeit des Sparens ist angebrochen – aber auch die Zeit
des sparsamen Umgangs mit Worten. Ich möchte heute einen Beitrag dazu leisten.
Jeder weiß: Etwa 95 % der Posten im Kreishaushalt sind obligatorische Ausgaben,
über die man nicht diskutieren muß. Diskutieren mußte und konnte man im letzten
Jahr über das Ausmaß der Renovierung der Rudolf-Harbig-Sporthalle Elsenfeld.
Hier ist die Entscheidung gefallen: 9 Mio € wird die Renovierung den Landkreis
Miltenberg kosten, nur 8 % dieser Summe fließen uns als Zuschüsse zu. Das war
eine politische Entscheidung, die wir nach wie vor für falsch halten. Aber sie
ist demokratisch gefallen, zunächst hier im Kreistag, bestätigt am 03.03.2002
bei den Kommunalwahlen durch den Erfolg der CSU und der sog. Neuen Mitte. Dieses
Ergebnis kann man aus guten Gründen bedauern, was wir auch tun, als Demokraten
muß man es akzeptieren.
Die Folge: Wir lehnen zwar nach wie vor die Belastungen
durch die genannte Renovierung ab und sind davon überzeugt, daß dadurch in den
nächsten Jahren, auch durch die Folgekosten, erhebliche Belastungen auf den
Kreishaushalt zukommen und den ohnehin kleinen Spielraum noch weiter
einschränken werden. Dennoch akzeptieren wir die demokratische Entscheidung und
stimmen der Vorlage zu. Unser Dank gilt ausdrücklich dem Kreiskämmerer und
seinen Helfern für die stimmige und übersichtliche Erstellung des Planes und
für seine Bereitschaft, uns das Zahlenwerk zu erläutern.
Unter Hinweis auf der Ergebnis der “Stern”-Umfrage bemerkte
Kreisrätin Wright, sie glaube, daß es das Ziel aller politisch Verantwortlichen
im Kreistag sowie im Bundes- und Landtag sei, die Region Bayer. Untermain
voranzubringen. Die Feststellung daß manche Teile Bayerns benachteiligt seien,
sei richtig. Kreisrat Dr. Kaiser habe mit seiner Feststellung nur das Beste für
die Region Bayer. Untermain gewollt. Ziel müsse es weiter sein, Verbesserungen
zu erreichen, z.B. bei den Arbeitslosenzahlen, der Selbständigenquote und der
Ganztagsbetreuung. Wegen dieser Punkte werde der Landkreis Miltenberg in München
vorstellig werden müssen.
Landrat Schwing erklärte, er habe bezüglich der Äußerung
Kreisrat Dr. Kaisers nur gesagt, dies sei nicht der richtige Weg.
Selbstverständlich dürfen Schwachstellen nicht vergessen werden. Was die
Arbeitslosenzahlen betreffe, habe die Region Bayer. Untermain im Vergleich mit
dem Rhein-Main-Gebiet die niedrigste Quote. Was die Region brauche, sei ein
“Wir-Gefühl”, das auf guten Rahmenbedingungen aufbaue.
Kreisrat Dr. Schüren bedauerte, daß Kreisrat Dr. Kaiser
heute nicht anwesend sei. Tatsache sei doch, daß sich alle politisch
Verantwortlichen für die Stärkung der Region Bayer. Untermain und deren gutes
Image einsetzen.
Kreisrat Ritter wies darauf hin, daß die Region Bayer.
Untermain bezüglich der Arbeitslosenzahlen gut dastehe. Weiter teilte er mit,
daß der Bayer. Landtag bereits einen Beschluß bezüglich der
Mittelbereitstellung für die Ganztagsbetreuung an Schulen gefaßt habe.
Auf Empfehlung des Kreisausschusses vom 28.03.2002 faßte der
Kreistag sodann einstimmig folgende
B e s c h l ü s s e :
1. Das von der Landkreisverwaltung vorgelegte
Investitionsprogramm wird genehmigt (Art. 64 Abs. 2 LKrO).
2. Der Finanzplan, der von der Verwaltung der
Entwicklung angepaßt bzw. fortgeschrieben ist, wird angenommen (Art. 64 LKrO).
3. Der Stellenplan für die Verwaltung wird
genehmigt (Art. 58 Abs. 3 LKrO).
4. Die Landkreisverwaltung (Landrat und Kämmerer)
wird ermächtigt, die in § 2 Abs. 1 der Haushaltssatzung aufgeführten Kredite in
Höhe von 7,700.000,-- € im Haushaltsjahr 2002 bei der Bank mit dem günstigsten
Zinssatz aufzunehmen.
5. Von allen Haushaltsansätzen, die
Neuanschaffungen betreffen (Bürobedarf, Lehr- und Lernmittel, Werken, Bücherei
u.ä.) werden bis 01.12.2002 nur 80 % freigegeben. Weitere Beschaffungen dürfen
nur mit Genehmigung des Kämmerers erfolgen.
6. Die Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr
2002 wird gemäß Art. 55 ff LKrO erlassen.