Tagesordnungspunkt

TOP Ö 4: Antrag Schlaraffenburger gGmbH - Teilnahme des Landkreises Miltenberg am Streuobstprojekt

BezeichnungInhalt
Sitzung:27.11.2023   NU/017/2023 
Beschluss:mehrheitlich abgelehnt
DokumenttypBezeichnungAktionen

Folgende Beschlüsse werden gefasst:

 

1.       Der Ausschuss begrüßt die Aktivitäten des Schlaraffenburger Streuobstprojekts im Landkreis Miltenberg.
– einstimmig –

2.       Der Ausschuss spricht sich für eine Beteiligung am Schlaraffenburger Streuobstprojekt aus.
– mehrheitlich bei drei Gegenstimmen –

3.       Der Ausschuss empfiehlt dem Kreisauschuss und Kreistag, dem Schlaraffenburger Streuobstprojekt eine jährliche Zuwendung in Höhe von 10.000 € zu bewilligen, um die ideellen Ziele des Projekts zu unterstützen.

4.
– mehrheitlich abgelehnt –


Herr Scherf begrüßt zu dem TOP Frau Sedelmayer-Oswald vom SG 42 sowie den Geschäftsführer der Schlaraffenburger gGmbH, Herrn Vorbeck, und Herrn Pache, den Leiter der Abteilung 4.

 

Herr Scherf weist zur Einführung in den Sachverhalt auf die hohe Bedeutung der Streuobstwiesen hin. Der Landkreis Miltenberg hat vergleichsweise eine der größten Flächen und höchsten Dichten an Streuobstwiesen in Bayern. Neben lokalen Initiativen zur Vermarktung des Obstes gibt es auch die Schlaraffenburger gGmbH. Diese sowie deren Antrag erläutert Frau Sedelmayer-Oswald als Streuobstberaterin am Landratsamt Miltenberg im Folgenden:

 

Mit E-Mail-Schreiben vom 06.10.2023 und Ergänzung vom 09.11.2023 lädt Herr Alexander Vorbeck, Geschäftsführer der Schlaraffenburger gGmbH, den Landkreis Miltenberg zur Teilnahme am Schlaraffenburger Streuobstprojekt ein.

 

Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt bietet seit 2002 Streuobstbesitzern am Bayerischen Untermain durch gebündelte Biozertifizierung die Möglichkeit, ihr Obst zu deutlich höheren Preisen zu vermarkten. Zudem werden sie durch flankierende Maßnahmen bei ihrer Arbeit unterstützt (z.B. Sammelbestellungen von Obstbäumen). Das Projekt wurde in den letzten 20 Jahren zu einer leistungsfähigen Institution zum Erhalt der Streuobstwiesen in der Region ausgebaut. Träger des Schlaraffenburger Streuobstprojektes ist der Landesbund für Vogel- und Naturschutz. Der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb wird seit Mai 2023 von der gemeinnützigen Schlaraffenburger gGmbH geleistet.

 

Im Projekt sind über 160 Teilnehmer mit mehr als 13.000 Obstbäumen am Bayerischen Untermain organisiert. Etwa ein Viertel der Projektflächen liegen mittlerweile im Landkreis Miltenberg und etwa die Hälfte des Kelterobstes wird hier bei der Kelterei Kuhn verarbeitet.

 

Das Schlaraffenburger Streuobstprojekt soll dabei nicht in Konkurrenz zu anderen lokalen Initiativen (z.B. dem Aktionsbündnis Streuobst Kleinwallstadt) stehen, da lokale Initiativen am besten geeignet sind, um Identifikation und Wertschätzung für das Thema Streuobst vor Ort zu verbessern. Um der enormen Herausforderung zum Erhalt des Streuobstbaus gerecht zu werden, sind jedoch verschiedene Ansätze zu Erhalt und Vermarktung von Streuobst notwendig.

 

Die Akquise und Betreuung der Teilnehmer im Landkreis Miltenberg erfolgte bisher nur eingeschränkt. Es besteht aber ein großes Potential, mehr Streuobstbewirtschafter einzubinden. Eine vergleichbare Sammelzertifizierung wurde bis vor wenigen Jahren auch von einem anderen Betrieb angeboten, der jedoch schließen musste. Ende des Jahres 2023 wird ein weiterer Betrieb mit 300 Teilnehmern (Frankenfrucht Behl GbR in Heppdiel) aufgeben.

 

Bei Beteiligung des Landkreises bietet Schlaraffenburger den Streuobstbewirtschaftern eine wirtschaftliche Perspektive durch die Möglichkeit der Sammelzertifizierung und die regionale Verarbeitung und Vermarktung der Streuobstäpfel. Gleichzeitig hat die hiesige Kelterei Kuhn einen hohen Bedarf an regionalem Bio-Streuobst und möchte die Vermarktung in der Region weiter stärken. Auch der Runde Tisch Streuobst und die Streuobstberaterin streben diese Stärkung der Streuobstvermarktung an.

 

Für den Landkreis Miltenberg ergeben sich bei einer Beteiligung mehrere Vorteile:

 

               Nutzung des vorhandenen Potenzials. Ein Neuaufbau vergleichbarer Strukturen wäre deutlich teurer und langwieriger.

               Den 40 bestehenden und zusätzlichen 300 Streuobstbewirtschaftern im Landkreis wird eine wirtschaftliche Perspektive zur Fortführung des Streuobstbaus gegeben.

               Durch die besseren Vermarktungsmöglichkeiten und die Verarbeitung in der Region wird die regionale Wertschöpfung aus Streuobst gesteigert.

               Die Schlaraffenburger gGmbH kann gemeinsam mit den Akteuren vor Ort (z.B. LPV) Projekte umsetzen und so zum Erhalt der heimischen Kulturlandschaft beitragen und umfangreiche Fördermittel in den Landkreis holen (Bsp. Leader Projekt)

 

Das Projekt finanziert sich zum allergrößten Teil mit Eigenmitteln aus dem Zweckbetrieb der gGmbH über die Vermarktung des Kelterobstes und der Produkte. Darüber sind die Kosten der Biozertifizierung und der Annahmelogistik abgedeckt. Über die reine Erfassung und Vermarktung von Kelterobst hinaus werden u.a. folgende ideellen und Naturschutzansätze im Projekt umgesetzt:

 

                  Repräsentation der Kooperationspartner in Presse, auf Produktetiketten, Flyern usw.

              Bereitstellen einer funktionsfähigen Projektinfrastruktur zur Sammelzertifizierung von Streuobstbewirtschaftern (Vertragsabschlüsse, Betreuung/Verwaltung der Vertragsteilnehmer)

              Gewährleistung eines Kelterobstpreises über dem Marktpreis

              Organisatorische Abwicklung von Annahmeterminen und Biokontrolle

              Sicherstellung der Einhaltung der naturschutzfachlichen Kriterien (Nachpflanzung, Mindestpflege, Regionalität)

              Bereitstellung von Erntemaschinen, Infoveranstaltungen, Schnittkursen

              Organisation von Sammelbestellungen für Bio-Streuobstbäume

              Pflege eines Streuobst-Infoportals für die Region Bayerischer Untermain, Öffentlichkeitsarbeit

              Förderanträge für das Projekt stellen und betreuen (z.B. Leader)

 

Hierfür werden folgende Kosten veranschlagt:

 

Arbeitszeit 48 Tage x 500 €                                                                                                                                    24.000 €

Streuobst-Infoportal                                                                                                                                               11.000 €

Fahrt-/Sachkosten                                                                                                                                                      2.000 €

                                                                                                                                                                                                         

Kosten ideeller Bereich gesamt:                                                                                                                        37.000 €

 

 

Diese Kosten können nicht über den Zweckbetrieb der gGmbH gedeckt werden, sondern werden von den Kooperationspartnern getragen. Die Schlaraffenburger gGmbH schlägt folgende Verteilung unter allen Kooperationspartnern vor.

 

Jährliche Projektbeiträge ab 2024:

 

Stadt Aschaffenburg                                                                                                                                                10.000 €

Landkreis Aschaffenburg                                                                                                                                       15.000 €

Stadt Alzenau                                                                                                                                                                2.000 €

Landkreis Miltenberg (beantragt)                                                                                                                      10.000 €

                                                                                                                                                                                                         

                                                                                                                                                                                         37.000 €

 

 

Zur Unterstützung des Schlaraffenburger Streuobstprojekts wird daher eine Teilnahme des Landkreises Miltenberg am Projekt begrüßt. Zudem wird eine jährliche Zuwendung des Landkreises in Höhe 10.000 € zur Finanzierung der Kosten für die Umsetzung der ideellen Ziele empfohlen.

 

Beratung:

 

Herr Scherf erläutert den dreiteiligen Beschlussvorschlag der Verwaltung. Er verweist auf das geplante Vorgehen, alle beschlussfähigen Anträge bzw. gefassten Beschlüsse für freiwillige Leistungen gebündelt im Kreisausschuss am Montag vorzuberaten und im Kreistag für den Kreishaushalt zu beschließen. Heute soll der Ausschuss aufgrund seiner fachlichen Expertise einen Beschluss fassen.

 

Einzelne Gremienmitglieder danken der Streuobstberaterin sowie Schlaraffenburger für ihre Arbeit und Engagement und sprechen sich für eine Unterstützung und den Beschluss zum Projekt aus.

 

Frau Sedelmayer-Oswald erläutert auf Nachfrage ihre Aufgaben wie Beratung, Antragsbearbeitung, Zusammenarbeit mit Akteuren, Öffentlichkeitsarbeit/Kommunikation/Vernetzung mit einem Umfang von 20 Stunden pro Woche am Landratsamt Miltenberg.

 

Herr Vorbeck führt die Vorteile einer Zusammenarbeit, zum Beispiel mit Preisvorteilen bei Sammelbestellungen, an. Schlaraffenburger ist eine gemeinnützige GmbH, darf somit keine Gewinne erzielen bzw. reinvestiert diese in die Streuobstwiesen. Es gibt eine klare Trennung zwischen dem ideellen und wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb.

Genutzt werden Landesmittel und Förderungen. Der Landesbund für Vogelschutz ist Träger des Projekts, Schlaraffenburger setzt das Projekt um. Die Initiative Bayerischer Untermain beteiligt sich nicht finanziell an dem Projekt, sondern hebt vielmehr Synergien.

Herr Vorbeck betont, dass man keine Konkurrenz zu den lokalen Initiativen und Aktionsbündnissen aufbauen möchte, sondern sich gegenseitig austauscht, bereichert und unterstützt, um gemeinsam Synergien zu heben.

 

Herr Reinhard lehnt mit Hinweis auf die Liste der freiwilligen Leistungen die Zustimmung zum Beschlussvorschlag ab.

 

Herr Ullmer lehnt das Ansinnen ab, da andernfalls keine Gleichbehandlung zu den nicht bio-zertifizierten Anbauer*innen gewährleistet wäre.

Herr Vorbeck erläutert das Konzept von Schlaraffenburger, in dem man sich auf Streuobstwiesenbesitzer*innen mit größerem Baumbestand in Bioqualität ausgerichtet hat, da dies wirtschaftlich sinnvoller sei für die Anbauer*innen. Bei der notwendigen Zertifizierung leiste dann Schlaraffenburger Unterstützung.

 

Die Finanzzusagen der Stadt Aschaffenburg und Stadt Alzenau liegen der Schlaraffenburger gGmbH bereits vor. Die Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg haben noch nicht entschieden.

 

Herr Rüth wünscht eine Abstimmung zu den jeweiligen Einzelpunkten.

Herr Scherf stimmt zu.

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