Tagesordnungspunkt

TOP Ö 8: Empfehlungsbeschluss aus dem EBV – Durchführung eines Testbetriebes für On-Demand-Verkehre im Raum Amorbach

BezeichnungInhalt
Sitzung:23.10.2023   KT/015/2023 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Kreistages nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Scherf begrüßt zu diesem TOP Herrn Wosnik und Herrn Haas vom UB 5. Herr Haas berichtet zur Durchführung eines Testbetriebes für On-Demand-Verkehre im Raum Amorbach.

 

In der letzten Sitzung des Ausschusses für Energie, Bau und Verkehr wurden folgende Inhalte berichtet:

 

Flexible Bedienungsformen wie Anruf-Sammeltaxen und Taxibusse sind im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) seit vielen Jahren weit verbreitet. Sie zählen mittlerweile zum Instrumentarium einer effizienten ÖPNV-Gestaltung, auch in ländlichen Regionen.

 

Aktuell werden unter dem Namen „On-Demand-Verkehr“ neue flexible Angebote geschaffen, die sich an den bisherigen flexiblen Bedienungsformen orientieren, aber eine digitale Buchungsmöglichkeit nutzen sowie Algorithmen für die Fahrtenplanung verwenden. Als On-Demand-Verkehr werden Mobilitätsangebote auf Bestellung bezeichnet. Beim On-Demand-Verkehr kommt der Fahrdienst nur auf Bestellung und wird in der Regel mit Pkw oder Kleinbussen betrieben.

 

Die Aschaffenburg Miltenberg Nahverkehrs-GmbH (AMINA) beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit den neuen bedarfsgesteuerten Verkehrsangeboten. So wurde bereits im März 2022 der Auftrag für eine Voruntersuchung zur Einführung von On-Demand Verkehren am Bayerischen Untermain in Auftrag gegeben. Hierbei wurde untersucht, wo in unserem Verbundraum die Einführung von On-Demand-Verkehren besonders sinnvoll umgesetzt werden könnte. Die Untersuchung identifizierte u. a. den Verkehrsraum Amorbach als besonders geeignet und mit hohem Potential, das Mobilitätsangebot zu verbessern. Dieses Ergebnis deckt sich mit den im Regionalen Mobilitäts- und Siedlungsgutachten (REMOSI) enthaltenen Erkenntnissen.

 

Zum 22. Mai 2023 wurde vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) ein neuer Förderaufruf im Rahmen der Förderrichtlinie „Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme“ veröffentlicht.

Das Förderprogramm sieht einen Basisfördersatz von 65 % für Projekte mit einer Laufzeit bis zum 30.06.2026 vor.

Die AMINA hat sich mit dem Projekt On-Demand Amorbach an diesem Förderaufruf beteiligt. Die Bewerbung für das Förderprogramm erfolgte in einem zweistufigen Verfahren. Zunächst musste die Projektskizze bis 2. Juli 2023 eingereicht werden. Der Projektträger bewertete das Projekt als förderwürdig und forderte die AMINA zur Antragseinreichung auf.

 

Projektziel ist der Aufbau eines On-Demand-Verkehrs im Bereich Amorbach. Das geplante Bediengebiet soll die Stadt Amorbach sowie die Gemeinden Kirchzell, Schneeberg und Weilbach umfassen. Der On-Demand-Verkehr soll zudem das funktional eng mit Amorbach verflochtene Gottersdorf umfassen.

 

Entsprechend der Raumtypologie des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr fällt das gesamte Gebiet in die Kategorie „kleinstädtischer, dörflicher Raum einer ländlichen Region (RegioStaR-7-Typ 77). Im geplanten Bediengebiet ist die Bevölkerungsdichte zu gering, um Busse mit fester Streckenführung und aus Kundensicht attraktiver Frequenz effizient zu betreiben. Die Taktung auf den Linien ist oft lang und an den Bedarfen des Schülerverkehrs orientiert.

Ein On-Demand-Verkehr bietet den Fahrgästen einen flexiblen, bequemen und leicht zugänglichen Service. Fahrten können bedarfsorientiert gebucht werden – ohne Bindung an einen vorgegebenen Takt. Fahrgäste können mittels virtueller Haltestellen in sehr kurzer Entfernung zu ihrem Start- oder Zielort abgeholt und abgesetzt werden.

 

Das geplante On-Demand-Angebot soll vor diesem Hintergrund verschiedene Funktionen erfüllen:

Den bestehenden Linienverkehr ergänzen, den Tourismus stärken und perspektivisch den Linienverkehr effizienter gestalten.

Auch sollen in diesem Probebetrieb Erkenntnisse generiert werden, die in zukünftigen ÖPNV-Ausschreibungen eine Substitution der regulären Linienfahrten in Schwachlastzeiten ermöglichen.

 

Für den Förderzeitraum werden Projektkosten in Höhe von rd. 2,2 Mio. Euro angenommen. Abzüglich der Förderung würde ein Eigenanteil von rd. 770 TEUR verbleiben.

  • 2024:                     152.147 EUR
  • 2025:                     410.717 EUR
  • 2026:                     205.932 EUR

 

Neben dem genannten Förderprogramm Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme gibt es zudem auch die Möglichkeit, das Projekt über das Förderprogramm des Freistaats zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum für bedarfsorientierte Bedienformen des allgemeinen ÖPNV fördern zu lassen. Dieses Förderprogramm kann ergänzend zum Bundesförderprogramm beantragt werden und würde perspektivisch den Fördersatz erhöhen und somit den Eigenanteil verringern.

 

Nach eingehender Diskussion hat der Ausschuss für Energie, Bau und Verkehr den Beschluss gefasst, dem Kreistag die Durchführung eines Testbetriebes für den On-Demand-Verkehr im Raum Amorbach, vorbehaltlich einer Förderzusage, zu empfehlen.

 

Beratung:

 

Da aus dem Ministerium noch Rückmeldungen zu den eingereichten Anträgen ausstehen, kann zum aktuellen Zeitpunkt keine verbindliche Prognose über den Teilanteil des Landkreises Miltenberg getroffen werden. Aus diesem Grund erfolgt heute nur die Sachstandsmeldung. In der Sitzung des Kreistages am 11.12.2023 soll eine Beschlussfassung erfolgen, sofern bis dato die Rückmeldungen aus dem Ministerium vorliegen.

 

Es wurden noch weitere Räume auserkoren, bei denen sich ein On-Demand-Verkehr anbieten könnte. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen wurden durchgeführt. Dazu gehört auch der angefragte Raum Erlenbach.

 

On-Demand ist als Zubringer auf bestehende Linie konzipiert. Daher erfolgt eine Abstimmung mit dem ÖPNV. Es soll keine Konkurrenz zu Taxiunternehmen oder bestehenden Linien generiert werden. Eine enge Abstimmung mit den Bürgermeistern der betroffenen Gemeinden erfolgt bereits. Ein ergänzendes und individuelles Angebot soll geschaffen werden.

 

Herr Schmitt begrüßt eine Testphase im Amorbacher Raum. Es gilt, 17 Satelliten zu bedienen. Vor einer Ausschreibung plädiert er für einen engeren Austausch zu vorhandenen Problem- und Schwachstellen, die auszuloten und zu berücksichtigen sind. Nach einer Auftaktveranstaltung ruhte die bisherige Kommunikation zu dem Thema. Die Kostenkalkulation in Höhe von 2,2 Mio. EUR erschüttern ihn und er bittet diesbezüglich um nähere Erläuterung.

Herr Haas erläutert die Kostenzusammensetzung und benennt Einrichtungskosten des Systems als Einmalkostenfaktor. Das System kann im ganzen Landkreis und Verbundsystem verwendet werden. Den größten Kostenfaktor stellt das Personal dar. Autonomes Fahren eröffnet in der Zukunft weitere Einsparpotenziale.

Herr Wosnik ergänzt mit dem Hinweis, dass sich der ÖPNV im Umbruch befindet. Die Tendenz geht zunehmend zum gemeinwirtschaftlichen Betrieb. Damit fallen Kosten für die öffentliche Hand an. Im Landkreis Miltenberg besteht noch ein verhältnismäßig hoher Anteil an eigenwirtschaftlich arbeitenden Verkehrsunternehmen.

 

Der ursprüngliche Beschlussvorschlag der Verwaltung

 

Der Kreistag beschließt den Testbetrieb eines OnDemand-Verkehres im Raum Amorbach, vorbehaltlich der Förderzusage, durchführen zu lassen sowie den Landrat zu ermächtigen, die Vergabe an das wirtschaftlichst bietende Unternehmen vorzunehmen.

 

wird nicht gefasst. Man wartet auf die Förderzusagen der Regierung von Unterfranken und geht dann wieder auf die Gemeinden zu bzw. berichtet in den Gremien.

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