Tagesordnungspunkt

TOP Ö 5: Aktuelle Themen ÖPNV Landkreis Miltenberg
Sachstand und Beschlussfassung

BezeichnungInhalt
Sitzung:17.03.2022   EBV/007/2022 
Beschluss:einstimmig beschlossen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Es wird folgender Beschluss einstimmig gefasst:

 

Der Ausschuss für Energie, Bau und Verkehr nimmt die Ausführungen zustimmend zur Kenntnis und

1)   beauftragt die Verwaltung die Neugestaltung des Verkehrs am SZE weiter zu bearbeiten.   
            Zunächst Erarbeitung eines umfassenden Konzeptes und Beauftragung eines Planers;

2)   beauftragt die Verwaltung die Neugestaltung des Verkehrs am ZOB Miltenberg weiter zu
            bearbeiten. Zunächst Erarbeitung eines umfassenden Konzeptes und Beauftragung eines
            Planers.


Herr Haas, UB 5, stellt zum aktuelle Themen ÖPNV Landkreis Miltenberg vor.

 

1.    Neugestaltung des Verkehrs am Schulzentrum Elsenfeld

Die verkehrliche Situation am Schulzentrum Elsenfeld wurde schon in der Vergangenheit mehrfach bemängelt. Die starke Nutzung der Dammsfeldstraße mit unterschiedlichsten Verkehrsteilnehmern sorgt für eine unübersichtliche und teils gefährliche Gesamtsituation: Im Zusammenspiel von PKW-Verkehr, Lieferverkehr, Busverkehr, Radfahrern und Fußgängern kommt es regelmäßig zu kritischen Begegnungen. Ein wesentlicher Faktor für die auftretenden Nutzungskonflikte ist die Vielzahl an sich überlagernden Interessen. Neben den Schulen wird die Straße zur Andienung der Untermainhalle, des Kindergartens und des Schwimmbads genutzt. Darüber hinaus dient das SZE als Umstiegspunkt für den örtlichen Busverkehr, welchen hauptsächlich Schüler verwenden.

Um der unübersichtlichen Situation entgegenzutreten, wurde im Dezember vergangenen Jahres, in einem Gesprächstermin mit den Beteiligten eine Bestandsaufnahme durchgeführt. Vertreter des Landkreises, des Marktes Elsenfeld, der Schulen, der Busunternehmen sowie der Polizei sammelten die in einer Umplanung zu beachtenden Aspekte. Dabei wurden die nachfolgenden Zielsetzungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit sowie zur Verbesserung der Verkehrsabläufe festgesetzt:

·         Eine Entmischung der Verkehre soll erreicht werden. Hierzu Einrichtung separater Bereiche für Elterntaxis, Busverkehr und Parkraum

·         Befahren des Haltebereichs für Busse durch Elterntaxis unterbinden, da diese zwischen Bussen halten, unberechenbar fahren, oft zu schnell sind

·         Schaffung einer sicheren Querung der Dammsfeldstraße

·         Schaffung adäquater Wartebereiche für ÖPNV-Nutzer.

Zur Realisierung dieser Zielsetzungen sind zunächst umfangreiche Abstimmungs- und Planungsarbeiten notwendig.

 

Auf Nachfrage aus dem Gremium verdeutlicht Herr Haas, dass nicht die einzelnen Verkehrsarten wie Busverkehr oder Pkw-Verkehr das Problem seien. Aufgrund der fehlenden räumlichen Trennung der Verkehrsarten funktioniere das Zusammenspiel jedoch nicht. Dies bestätige sich überall durch die Unberechenbarkeit der Elterntaxis.

 

Frau Stellrecht-Schmidt meint, dass Ansätze zur Verringerung der Elterntaxis bereits zu einer Verbesserung der Situation führen dürften.

Herr Wosnik bestätigt, dass die Reduzierung einer Verkehrsart das Problem insgesamt verringere. Verbote seien jedoch keine Lösung. Es gebe schließlich auch Gründe, weshalb die Eltern ihre Kinder zur Schule bringen oder abholen können müssen, z.B. bei Krankheiten. Der Ansatz zur Lösung des Problems sei daher die Entzerrung bzw. Entflechtung der Verkehrsströme und nicht das Verbot. Er gibt auch zu bedenken, dass Elsenfeld nicht nur ein Schulbusbahnhof, sondern auch ein Umstiegspunkt für den ÖPNV sei. Wenn dieser für andere attraktiver bzw. ein Hauptzentrum werden solle, dann müssten ähnlich wie bei Güterverkehr Möglichkeiten geschaffen werden, damit man leichter mit Fahrzeugen hinkommen, diese abstellen und dann auf den ÖPNV umsteigen könne.

Herr Scherf ergänzt, dass bei dem Projekt auch der Radverkehr und die bessere Erschließung des Schulzentrums bzw. des Umstiegspunktes auf den ÖPNV einzubeziehen sei. Die staatsstraßenbegleitende Radwegeführung von Erlenbach bzw. Hausen/Hofstetten seien daher wichtige Punkte im Radwegekonzept des Landkreises.

Von Seiten weiterer Gremienmitglieder wird ein mobiles Leitsystem nur für Busse bzw. eine Schrankenregelung zur Regelung der Zufahrt zu bestimmten Zeiten – vor allem zu Stoßzeiten - in den Raum gestellt.

Herr Wosnik führt hierzu aus, dass derartige Ideen bereits angedacht, aber wegen der gleichzeitigen Nutzung der Dammsfeldstraße als Zufahrt für den in räumlicher Nähe befindlichen Kindergarten nicht weiterverfolgt wurden.

Frau Stellrecht-Schmidt meint, dass zur Entschärfung der Problematik der Elterntaxis die Gemeinden im Rahmen der Verkehrsbildung in Kindergärten und Schulen verstärkt an die Eltern appellieren sollten, damit diese ihre Kinder mehr loslassen und ihnen auch den Schulweg auf dem Fahrrad oder zu Fuß zutrauen.

Herr Schötterl hält dem entgegen, dass in seiner Gemeinde seit 10 Jahren Überzeugungsarbeit bzgl. der Verkehrssituation am Kindergarten geleistet werde. Bitten, gutes Zureden, Zettel anbringen usw. hätten nichts gebracht. Lediglich die massive, tägliche Verkehrskontrolle mit anschließender Ahndung eines Verstoßes und ggfs. Abschleppen der Fahrzeuge helfe die Situation zu entschärfen. Aus seiner Sicht handele es sich um ein gesellschaftliches Problem.

Herr Scherf weist abschließend darauf hin, dass Eltern ihren Kindern mit den üblichen Taxifahrten nichts Gutes tun. Für die Entwicklung der Kinder sei es von großem Wert, ihnen den Freiraum für das Miteinander mit Gleichaltrigen, das Vorbereiten und Nachbereiten zu bieten.

 

Anschließend setzt Herr Haas seinen Bericht fort.

 

2.    Neugestaltung ZOB Miltenberg

Eine ähnlich prekäre Verkehrs- und Sicherheitslage herrscht im Busbereich des Bahnhofs Miltenberg vor. Dieser dient als zentraler Umstiegspunkt für den Busverkehr und übernimmt besonders für die Schüler des Miltenberger Schulzentrums eine zentrale Funktion.

Im aktuellen Zustand fehlen grundlegende Ausstattungsmerkmale eines zeitgemäßen ZOBs. Die notwendige Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit sind nicht gegeben, außerdem herrscht ein Mangel an Haltepunkten, sowie Warteplätzen für Busse, sowie eine Echtzeit-Fahrgastinformationsanzeige. Auch fehlt ein durch die öffentliche Hand definiertes Betriebskonzept des ZOBs.

Seit vielen Jahren wurde auf diese Missstände hingewiesen, diese konnten allerdings nicht angegangen werden, da nicht ausreichend Fläche zur Verfügung steht. Das an den Berliner Platz angrenzende Grundstück befindet sich im Eigentum der Bahn. Bis vor kurzem wurde das darauf befindliche Gebäude für den technischen Dienst des Bahnhofs genutzt. Mit der Erweiterung und Sanierung des Bahnhofsgeländes durch die Bahn konnten diese Dienste allerdings verlegt werden. Somit besteht die Möglichkeit, dass die Stadt Miltenberg ein Kaufgesuch an die Bahn richtet, um mit der gewonnenen Fläche einen ZOB einzurichten. Es wurde ein Gutachten erstellt, aus dem u.a. der anzusetzende Kaufpreis ermittelt wurde.

Um die durchzuführenden Schritte mit den Beteiligten zu koordinieren, wurde zu einem Abstimmungstermin ins LRA geladen. Im Januar versammelten sich Vertreter des Landkreises, der Stadt, der Busunternehmen, der Bahn und der Polizei. Dabei wurden die oben aufgeführten Zielsetzungen erarbeitet und zur weiteren Bearbeitung des Vorhabens die Arbeitsgruppe „Berliner Platz“ gegründet. Sie besteht aus Busunternehmen, Stadt und Landkreis und soll zunächst die Anforderungen und Qualitätsstandards an eine erste Beratung durch ein Fachbüro erarbeiten. Dabei wird eine enge Einbeziehung des Nahverkehrsplans erfolgen, welcher 2022 weiterentwickelt wird und somit eine gegenseitige Abstimmung bedingt. In einem nächsten Schritt soll ein Anforderungsworkshop mit den weiteren Interessensgruppen in räumlicher Nähe zum ZOB durchgeführt werden (Unternehmen, Polizei, Bahn, Tourismus, Anlieger, Taxiunternehmung, etc.). Auf Grundlage der somit gewonnenen Kenntnisse über die Rahmenbedingungen soll schließlich die Ausschreibung der Planungsleistungen erfolgen.

 

Herr Schuck erkundigt sich, ob bereits konkrete Konzepte für den Bahnhof entwickelt wurden.

Herr Wosnik führt aus, dass es derzeit noch keinen Planungsauftrag gebe. Das Bahnhofsprojekt befinde sich in der sog. Leistungsphase 0. Die mittlerweile eingerichtete Arbeitsgruppe diene der Bedarfsermittlung und lege grob fest, um was es gehen soll. In den nächsten Schritten folge dann die Grundlagenermittlung, Vorentwurfsplanung sowie die Entwurfsplanung. Bevor eine Planungsleistung vergeben wird, werde das hiesige Gremium informiert.  

Herr Scherf ergänzt, dass jetzt erst einmal analysiert werden müsse, welchen Bedarf Bus-, Bahn- und Radverkehr sowie die Taxiunternehmen haben. Bei Busunternehmen sind hierbei u.a. die Wartezeiten und Antriebstechniken in den Blick zu nehmen. Aufgrund der Bedeutung des Berliner Platzes als Ortseingang von Miltenberg ist auch der touristische Aspekt in die Überlegungen miteinzubeziehen. Danach könne man das politische Gremium über die Ergebnisse informieren.

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