Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Jahresabschluss 2020 der Sparkasse Miltenberg-Obernburg

BezeichnungInhalt
Sitzung:19.07.2021   KT/003/2021 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Beschluss:

 

Der Kreistag nimmt die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Feußner, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, präsentiert den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2020. Einleitend weist Herr Scherf auf das anspruchsvolle Geschäftsjahr hin mit den extremen Herausforderungen von Niedrigzins, Hochregulatorik und Pandemie, die das Geschäftsmodell erschweren. Zum einen besteht der Druck der Digitalisierung der Sparkassen, zum anderen lebt die Sparkasse vom direkten Kundenkontakt.

 

Herr Bohnhoff hinterfragt die personelle Vergrößerung des erweiterten Vorstandes von vier auf fünf Personen, ob es Änderungen im Filialnetz gibt und regt die gemeinsame Nutzung von Geldautomaten durch Volksbanken und Sparkassen an, um eine flächendeckende und günstige Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld sicherzustellen.

Herr Feußner verweist auf die massiven Anpassungen der Führungsstrukturen und Filialnetze. Der Verwaltungsrat wurde bereits von 15 auf sechs Personen reduziert. Der Vorstand verkleinerte sich von drei auf die Mindestzahl von zwei Personen. Der erweiterte Vorstand umfasst Nachwuchskräfte, die als Personalentwicklungsmaßnahme aufgebaut werden sollen, um perspektivisch älteren Vorstandskollegen*innen nachzufolgen. Die Sparkasse folgt damit der Strategie, vakante Positionen intern zu besetzen. Die Aufnahme von Herrn Österlein in den erweiterten Vorstand als stellvertretendes Vorstandsmitglied war somit nur eine interne Versetzung und hat nicht die Anzahl der Personalstellen der Sparkasse erhöht. Bezüglich des Filialnetzes führt Herr Feußner aus, dass die letzte Schließungsstruktur nur Geschäftsstellen mit keiner oder weniger Bedeutung betroffen hat. Es waren wenige bis keine Kundenverluste zu verzeichnen. Die meist frequentierte Geschäftsstelle ist das Internet. Die aktuellen Filialen befinden sich grundsätzlich immer auf dem Prüfstand. Es gibt keine Bestandsgarantien. Es wird auch auf die Topographie und Wanderbewegungen geachtet und Entscheidungen in Abhängigkeit zur Kundenfrequentierung und zur Wirtschaftlichkeit getroffen. Bezüglich der Anregung zur Bargeldversorgung mittels Geldautomaten verweist Herr Feußner auf bereits gemeinsam genutzte Automaten mit den Genossenschaftsbanken, beispielsweise in Eisenbach oder im Südspessart. Ein Geldinstitut betreibt den Automaten, das andere zahlt ihm dafür eine Nutzungsgebühr. Der Kunde selbst kann kostenlos Bargeld abheben. Dieses Modell funktioniert gut und kann auch auf andere Ortschaften ausgerollt werden.

 

Herr Reinhard fragt nach der Ertragslage, dem Benchmarking der Sparkasse sowie nach den Kreditausfallrisiken, insbesondere nach den Corona-bedingten Ausfallrisiken.

Herr Feußner verweist auf das überdurchschnittliche Eigenkapital der Sparkasse, mit dem die Sparkasse sich bayernweit auf einem der vorderen Plätze befindet. Er versichert, dass keinerlei Bestandsgefährdung vorliegt. Bezüglich der Ertragslage befindet sich die Sparkasse im bayernweiten Vergleich mit 0,5 Prozent der Bilanzsumme in den hinteren Rängen. Daher besteht ein Handlungsbedarf zur Anpassung der Kostenstrukturen. Die Einsparmaßnahmen müssen fortgeführt werden. Das Kreditportfolio beläuft sich auf 1,1 Milliarden Euro. Im letzten Jahr wurde ein Bewertungsergebnis und damit potenzielle, aber nicht zwingend eintretende Kreditausfälle in Höhe von 1,8 Millionen Euro realisiert. Im Verhältnis bedeutet dies bei dem Gesamtvolumen zwar eine ärgerliche, aber gut verkraftbare Zahl. Diese ist nicht zwingend auf Corona zurückzuführen. Die Corona-geschädigten Fälle nutzen das Angebot der Hilfs- und Förderprogramme wie beispielsweise der LfA oder KfW. Die von Kreditausfall bedrohten Fälle waren meist schon vor der Pandemie in wirtschaftlicher Schieflage.

 

Herr Fahn bezieht sich auf die Aussage von Herrn Feußner, dass nur zwei Prozent der Bankkunden vom Verwahrentgelt betroffen sind. Er fragt nach der konkreten Kundenzahl. Des Weiteren interessiert ihn, ob eine Erhöhung der Depotentgelte vorgesehen ist, eventuell in Abhängigkeit zur Höhe der Aktienpakete.

Herr Feußner hat die exakte Zahl nicht parat, schließt aber aufgrund der 60.000 Girokonten, dass bei zwei Prozent ca. 1.000 bis 1.015 Personen von Verwahrentgelten betroffen sind. Bei den Depotgebühren sind Preiserhöhungen eine Abwägung aus Angebot und Nachfrage. Die Sparkasse ist bestrebt, das liquide Kundengeld in Höhe von 150 Mio. Euro möglichst anzulegen, unter anderem auch in Aktien. Die dafür erhobene Gebühr in Höhe von 1,9 Prozent ist marktkonform. Es gibt im Internet günstigere Anbieter in Bezug auf die Preise, dafür bieten diese aber keine Beratung an. Die Sparkasse ist bestrebt, ihre Beratungsleistung auch in der Fläche anzubieten. Diese Leistung führt zur Erhebung von Gebühren und ggf. auch zu deren Erhöhung.

Nachtrag für das Protokoll: Herr Feußner reicht schriftlich die Information nach, dass derzeit

ca. zwei Prozent und damit ungefähr 1.200 der Sparkassenkunden kurzfristig fällige Einlagen in der Höhe unterhalten, die ab Oktober 2021 zur Berechnung von Verwahrentgelten führt. Bezüglich der Nachfrage zur Preisgestaltung im Wertpapier- und Depotgeschäft verweist er auf die aktuelle Preisübersicht der Sparkasse. Änderungen an der Preisstruktur sind derzeit nicht vorgesehen, können für die Zukunft aber nicht ausgeschlossen werden.

 

Herr Fieger fragt, ob es erste Signale für ein Ende der Niedrigzinsphase gibt und erkundigt sich nach dem Sachstand des Umzuges der Geschäftsleitung von Obernburg nach Miltenberg im Zuge der Hauptstellenschließung in Obernburg.

Herr Feußner ist ebenfalls betroffen und hat nun einen weiteren Fahrtweg zur Geschäftsstelle nach Miltenberg. Er führt aus, dass der Zinssatz von der EZB festgelegt wird. Dabei ist die Sparkasse nur ein Teilnehmer am Markt. Herr Feußner hat wenig Hoffnung, dass eine Änderung in der Mittelfristperspektive eintritt. Eine europäische Zentralbank hat die Interessen aller Mitgliedsländer zu vertreten, insbesondere auch bei den südlichen Ländern wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland hat sich an der grundsätzlichen Problemstellung nichts geändert. Griechenland und Italien haben noch immer so eine hohe Staatsverschuldung wie vor fünf Jahren. Somit hat die politische Mehrheit der EU ein Interesse an einem Zinssatz von null Prozent oder an einem Negativzins, da ansonsten die Staatsfinanzierung nicht mehr gegeben ist. So muss beispielsweise der Kauf von Staatsanleihen nicht mehr mit Eigenkapital unterlegt sein. Als Signal wird die Aufrechterhaltung der Finanzierungskreisläufe innerhalb der EU gesendet. Dafür bedarf es dieser niedrigen Zinssätze. Diese Erkenntnisse veranlassen Herrn Feußner zu der Vermutung, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren keine Änderung der Niedrigzinsen zu erwarten ist. Aktuell ist zwar eine kleine Inflation zu verzeichnen. Dennoch wirken lokale Effekte wesentlich stärker. Für Herrn Feußner sind auch keine Struktur- oder Reformbewegungen im südlichen Raum zu bemerken. Die aktuelle Geldpolitik verleitet zum Nichtstun, wie beispielsweise in Griechenland, Italien und Portugal, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Dennoch ist diesen Staaten eine problemlose Finanzierung möglich.

 

Frau Weitz fragt nach Details der Personalstruktur: warum in 2020 mehr Teilzeit- als Vollzeitkräfte in der Sparkasse tätigt waren, ob diese überwiegend Frauen und wie viele Frauen in Führungspositionen beschäftigt sind. Es sollen in unterschiedlichen Bereichen Routierungen erfolgen. Sie wünscht sich mehr weibliche Führungskräfte.

Herr Feußner wünscht sich ebenfalls mehr weibliche Führungskräfte und führt aus, dass die Sparkasse eine Frauenquote von über 60 Prozent hat, ebenso hoch ist die Teilzeitquote. Das Durchschnittsalter beträgt 34 Jahre. Es herrscht ein hoher Durchfluss aufgrund Heirat, Umzug, Schwangerschaften usw. Dem wird die Sparkasse durch verschiedene Arbeitszeitmodelle gerecht. Die Teilzeitquote resultiert aus Frauen mit einem wohnortnahen Arbeitsplatz. Die Sparkasse fördert Frauen bewusst und hat eigene Förder- und Mentoringprogramme für die weibliche Belegschaft. Die Sparkasse hat sehr gute Erfahrungen gemacht, insbesondere die Frauen liefern überzeugende Statistiken in den Vertriebsbereichen. Daher besteht ein großes Interesse an der Förderung der Frauenquote. Auf der ersten Ebene gibt es zwei männliche Vorstandsmitglieder. Die zweite Vorstandsebene umfasst sieben Personen, darunter zwei Frauen. Die dritte Führungsebene, bestehend aus Abteilungs-, Bereichs- und Geschäftsstellenleiter*innen, umfasst rund 30 Personen, davon sind 40 Prozent weiblich. Zwischen der zweiten und dritten Geschäftsstellenebene besteht bezüglich Engagement, Zeitfaktor und Gehalt ein großer Sprung. Dies lässt sich für weibliche Führungskräfte oft schwer mit einem Familienleben vereinbaren. Herr Feußner informiert über das erstmalige Jobsharing in der Sparkasse bei einer Führungsposition. Aufgrund der Schwangerschaft der bisherigen Leiterin des Vorstandsstabes wird die Vertretung durch zwei Teilzeitkräfte wahrgenommen. Er ist optimistisch und gewillt, weibliche Führungskräfte zu fördern und zu stärken.

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