Tagesordnungspunkt
TOP Ö 11: Umsetzung Nahverkehrsplan: Wettbewerbliche Vergabe zur Einrichtung einer neuen Buslinie Kleinwallstadt – Dudenhofen S1
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 06.07.2020 KA/002/2020 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.
Herr Betz,
Nahverkehrsbeauftragter, trägt vor:
- Projekt im Rahmen des Nahverkehrsplans
Im Nahverkehrsplan
der Region Bayerischer Untermain ist die Herstellung einer Querverbindung von
Kleinwallstadt über Niedernberg, Großostheim, Schaafheim und Babenhausen nach
Dudenhofen an die S-Bahn S1 als Projekt benannt.
Das Vorhaben unter
der Bezeichnung BG1 hat auch bei den hessischen Landkreisen Darmstadt-Dieburg
und Offenbach eine hohe Priorität.
Die Linie soll
zusammen mit weiteren, nur den Bereich der DADINA betreffenden Linien,
wettbewerblich vergeben werden.
Die Busse sollen
von Montag bis Freitag im Stundentakt von 5:30 bis 20:30 ab Kleinwallstadt
fahren, am Wochenende ist ein Zweistundentakt von 5 bis 19 Uhr vorgesehen.
Die werktäglich
stündlichen Rückfahrten beginnen in Dudenhofen ab 5:30 bis 20:30 am Wochenende
zweistündlich von 6:30 bis 20:30 Uhr.
Vorgesehen ist
eine Betriebsaufnahme zum 30.08.2021 und eine Laufzeit von 8 Jahren.
Als Kommune mit
dem größten Leistungsanteil übernimmt die DADINA die Federführung in diesem
Vergabeverfahren. Die Kosten des Vergabeverfahrens sowie auch die eigentliche
Leistungserbringung nach Betriebsaufnahme sollen nach Leistungsanteilen auf die
vier beteiligten Kreise aufgeteilt werden. Der Anteil des Landkreises
Miltenberg beträgt dabei ca. 20,7 %, des Landkreises Aschaffenburg ca.
28,9 %, von Darmstadt-Dieburg ca. 31,9 % sowie von Offenbach ca. 18,5 %.
Kreisrätin Becker
möchte wissen, warum die Verbindung erst in Kleinwallstadt beginnt und nicht
schon z.B. in Obernburg.
Herr Betz
antwortet, dass dies auf dem Fahrzeugbedarf fuße. Die Strecke sei 33 km lang,
dafür benötige man 51 Minuten, d.h. um hin- und zurückzufahren, brauche man
zwei Busse für den Stundentakt. Wenn man die Fahrtzeit auf länger als eine
Stunde strecke, benötige man ein drittes Fahrzeug, womit die Kosten deutlich
höher sein werden.
Kleinwallstadt
habe auch den Vorteil, dass man dort alle zwei Stunden Zugkreuzungen habe
zwischen den Zügen kommend von Aschaffenburg und Miltenberg. Diese Fahrgäste
könnten dann aufgenommen werden zuzüglich der Passagiere der Busse von der
„Höhe“.
Herr Betz habe
untersucht, dass man auch die Möglichkeit hätte, mit relativ wenig Aufwand den
Bereich Soden-Sulzbach-Dornau ebenfalls an dieses Konstrukt anzudocken, damit die
Leute eine kurze Umsteigezeit in Kleinwallstadt am Bahnhof hätten Richtung
S-Bahn in Dudenhofen.
- Reisezeiten
und Anschlüsse
Die Fahrzeit auf
der rund 33 km langen Gesamtstrecke Kleinwallstadt – Dudenhofen beträgt 51
Minuten, der Übergang auf die S-Bahn Rhein-Main ist mit 7 Minuten sicher
gestaltet, in der Gegenrichtung beträgt der Puffer 12 Minuten.
In Kleinwallstadt
bestehen Anschlüsse von der Maintalbahn aus beiden Richtungen, in Babenhausen
von bzw. nach Frankfurt, Wiesbaden, Aschaffenburg und Groß-Umstadt.
Nach einer ersten
vorsichtigen Einschätzung wäre es wohl möglich auch den Bereich der Buslinie 63
Soden – Sulzbach – Dornau passend an den Knoten Kleinwallstadt Bahnhof
anzubinden.
In Niedernberg lassen sich weitere Anschlüsse über die von Süden kommende Linie 60 herstellen.
Kreisrat Reinhard
möchte von Herrn Betz wissen, wie hoch er das Potential einschätze, was diese
Linie an Fahrgästen mitnehmen könne.
Wenn man davon
ausgehe, dass die Alternative die Fahrt aus den Gemeinden nach Aschaffenburg an
den Hauptbahnhof wie und dort der Umstieg erfolge, sei das mitunter auch
staubehaftet, weil gerade Großostheim ein Nadelöhr sei. Seiner Einschätzung
nach würden Fahrgäste eher die S-Bahn wählen würden, weil hier immer eine
Rückfallebene vorhanden sei, da innerhalb einer Viertelstunde die nächste
S-Bahn fahre.
Der Landkreis
Aschaffenburg z.B. haäte gemeinsam mit dem Landkreis Offenburg für die
Verbindung von Aschaffenburg Hauptbahnhof über Mainaschaff nach Weiskirchen an
die S-Bahn einen dreijährigen Probebetrieb, der im nächsten Jahr ablaufe. Der
Verkehr werde gut genutzt. Dass es nicht eigenwirtschaftliche gehen werde,
wisse man. Der Landkreis Offenbach, weil er die größeren Leistungsanteile habe,
bereite die Vergabe vor für die Linie 58 und der Landkreis Aschaffenburg sei
dann entsprechend des Anteils bei der Finanzierung dabei.
Kreisrat Dotzel
begrüßt die Weiterentwicklung des ÖPNV sehr. Er fragt, ob die Haltepunkte, die
vorgesehen seien, einen zusätzlichen Ausbau mit Parkplätzen oder Infrastruktur
bekommen würden. Es könne auch außerhalb des Ortes ein Stellplatz sein, wo man
ein Auto abstellen könne und wo ein Bus hinfahre.
Herr Betz glaube
das eher nicht, weil die Wenigsten mit dem Auto zur Bushaltestelle fahren
würden. Außerdem sei es relativ schwierig, an einer Bushaltestelle einen
Parkplatz anzulegen, weil das Größenverhältnis nicht so ganz passe.
Landrat Scherf
ergänzt, dass man überlegen müsse, wer die Zielgruppe sei. Er fahre viel mit
dem Zug nach Frankfurt. Er würde als Wörther nicht mit dem Auto nach
Niedernberg fahren und auch nicht in der Regel in Kleinwallstadt umsteigen,
sondern dann gleich nach Aschaffenburg fahren und dort umsteigen.
Wenn einmal sehr
viele Fahrgäste diese Strecke nutzen würden, könnte man sich dem Thema
annehmen, dass an zentralen Bushaltestellen eventuell Fahrradstellboxen oder
einige Parkplätze zur Verfügung gestellt werden.
Herr Betz fügt
hinzu, dass allein die Einwohnerzahlen der hier betroffenen Gemeinden über
40.000 liege, d.h. dass dort auch ein intensiver Binnenverkehr stattfinde. Es
wollten ja nicht alle nach Dudenhofen an die S-Bahn, sondern es gebe auch einen
erheblichen Binnenverkehr innerhalb dieser Gemeinden, der damit eindeutig auch
schneller und damit attraktiver werde.
Kreisrat Oettinger
sagt, dass es eine uralte Forderung von Seiten des Kreistags gewesen sei, dass
man dieses Nadelöhr umgehe, damit niele Pendler, die aus dem Landkreis
Miltenberg nach Frankfurt fahren, eine Möglichkeit haben, komfortabler und mit erheblicher
Verkürzung des Zeitaufwandes nach Frankfurt kommen.
Die
Erlösneuverteilung sei für ihn eine Umverteilung, nämlich zugunsten der Bahn und
zu Lasten der Busunternehmen und letztlich zu Lasten desjenigen, der den Preis
hat. Es seien hier im Plenum immer wieder Mitglieder, die im Landtag gewesen
seien, und der Landtag beschließe ja diese Neuverteilung. Da hätte man
vielleicht auch einmal an die Kommunen denken können. Die Bahn nehme sich die
Sahnehäubchen raus, nämlich die Mainschiene. Dort verdiene sie, kriege noch
einen höheren Zuschuss anhand der Umverteilung, und die Kommunen würden dann
draußen auf der Fläche die unattraktiven Linien mit immer Mitteln stemmen, die sie
zuschießen, damit diese Verkehre überhaupt betrieben werden können. Daran werde
sich aber wahrscheinlich nichts ändern, dass immer mehr Linien zurückgegeben
werden, die bisher eigenwirtschaftlich betrieben waren, und dass der Landkreis
und die Kommunen dann einspringen müssen, weil man zuständig sei.
Herr Betz
bestätigt, dass die Tendenz dorthin gehe.
Landrat Scherf
ergänzt, dass Kreisrat Oettinger absolut recht habe, dass das, was die Bahn
gemacht habe, mit Segen von oben erfolgt sei, das aber jetzt nicht mehr
geändert werden könne.
Man müsse den
Hebel jetzt entscheidend einsetzen, weil man die Unterstützung des Freistaates
Bayern benötige, wenn man z.B. das 365 €-Ticket, das Studierendenticket oder
das Jobticket länderübergreifend wollen. Der Ministerpräsident habe im Februar
in Aschaffenburg seinem damaligen Stellvertreter, Herrn Zöller, die Zusage
gegeben, dass der Bayerischen Untermain auf die Unterstützung setzen könne.
Für all das, was man
länderübergreifend in Sachen ÖPNV angehen wolle, sei diese Strecke von
Kleinwallstadt nach Dudenhofen der Ansatz, der Pilot.