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TOP Ö 6: Bericht "Runder Tisch Artenvielfalt des Landkreises Miltenberg", u.a. Antrag der ödp

BezeichnungInhalt
Sitzung:29.06.2020   NU/001/2020 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Landrat Scherf und Abteilungsleiter Pache beantworten Die zwei zentralen Fragen des Antrags wie folgt:

 

Erstmals hatte Landrat Scherf gemeinsam mit Stellvertreter Thomas Zöller und dem Leiter der Umweltabteilung Stefan Pache für den 7. Mai 2019 in den Kleinen Sitzungssaal im Landratsamt Miltenberg zu einem Runden Tisch zum Thema „Erhalt der Artenvielfalt im Landkreis Miltenberg eingeladen. Es trafen sich in der ersten Runde. Erschienen waren u.a. vom Bayerischen Bauernverband Josef Schiepeck, vom Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten Eberhard Heider, vom Verband für landwirtschaftliche Fortbildung Marcus Link, von der Initiative des Volksbegehrens u.a. Dr. Steffen Scharrer, Willi Stritzinger, Christina Ulshöfer und Dr. Nina Schüßler sowie Thomas Staab, vom Kreis-Imkerverband Matthias Meidel sowie aus dem Kreistag mit beruflich landwirtschaftlichem Hintergrund Ulrich Frey,  Matthias Ullmer und Kreisbäuerin Monika Schuck.           

 

Intention der Initiative des Landrats zu einem ersten Austausch von Persönlichkeiten aus den Bereichen der Landwirtschaft und des Naturschutzes soll der Aufbau eines Dialogs miteinander sein. Dies wurde nach vielen Einzelgesprächen für sinnvoll erachtet, da im Zuge des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ die Debatte teilweise sehr kontrovers und trennend, Gräben schaffend verlaufen sei. Ein Wirken zum Erhalt der Artenvielfalt ist, so Auffassung von Landrat und vielen Bürger*innen, jenseits gesetzgeberischer Möglichkeiten nur im gemeinsamen Wirken von Politik und Gesellschaft, von Landwirtschaft und Naturschutz möglich. Bayernweit unterstützten 1,7 Millionen Bürger*innen das Volksbegehren, welches im Juni 2019 mit großer Mehrheit vom Bayerischen Landtag als Gesetz angenommen wurde. Im Landkreis Miltenberg hatten 18.246 Bürger*innen das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ unterstützt.

 

Langjährig wirkende Initiativen und Projekte wie der Landschaftspflegeverband im Landkreis Miltenberg zeigen, dass im Landkreis Miltenberg der Weg des Miteinanders ein bewährter und erfolgreicher Weg sei.

 

Beim ersten Runden Tisch gab es abseits aller unterschiedlichen Wahrnehmungen einen Konsens,

  • dass das Artensterben ein drängendes Problem ist und Maßnahmen zur Gegensteuerung umgehend notwendig sind.
  • dass gemeinsam und nicht gegeneinander gearbeitet werden soll.
  • dass Regionalität einen hohen Stellenwert haben soll.
  • die Landwirtschaft unter enormem Druck steht (u.a. gesetzliche Vorgaben bei der Vermarktung von Produkten & wenig Rücksicht auf kleine Betriebe, veröffentlichte Meinung, Fokussierung auf negative Themen).

 

In den Sitzungen im Juli und im November 2019 wurden konkrete Projektansätze erarbeitet:

  1. Projekt „Flächenkataster“ unter Leitung von Steffen Scharrer. Projektziel ist die öffentlichkeitswirksame Darstellung positiver Bewirtschaftungsbeispiele in Form eines Blühflächenkatasters mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit.
  2. Das Thema „Grundwasser“ wurde in Form eines gemeinsamen Besuchs der Wasserausstellung der Regierung von Unterfranken im Foyer des Landratsamtes auf Vorschlag von Willi Stritzinger diskutiert und bearbeitet. Sehr gut nachgefragt wurde diese Ausstellung von den Schulklassen des Landkreises Miltenberg. Hierzu musste das Sachgebiet 43 sogar Zusatzführungen organisieren.
  3. Das Thema „Förderung regionaler landwirtschaftlicher Produkte“ zur Unterstützung einer nachhaltigen Bewirtschaftung der Flächen im Landkreis Miltenberg soll über ein symbolträchtiges und identitätsstiftendes Produkt angegangen werden. Unter Leitung der Arbeitsgruppe durch Matthias Ullmer wurde Hr. Vollhardt von der Ottenmühle in Eichenbühl sowie Bäckerinnungsmeister Hr. Mayer gewonnen, um ein Landkreisbrot zu entwickeln. Die Rohstoffe hierzu sollen regional und nach den Kriterien des Volksbegehrens erzeugt werden. Ergänzend zum Landkreisbrot sollen geschmacklich und unter Artenschutzaspekten passende Genussprodukte wie ein Weißwein, passende Wurst- und Käseprodukte angeboten werden.

 

Ferner wurde in den ersten vier Sitzungen des Runden Tischs ein gemeinsames Ziel und sechs verschiedene Handlungsfelder ermittelt sowie priorisiert. Pandemiebedingt stockt seit März 2020 die Arbeit in den einzelnen Arbeitsgruppen, ebenso tagte der Runde Tisch zuletzt im Februar 2020 zur Erstpräsentation des Landkreisbrotes.

 

Der für April in Miltenberg geplante bezirksweite „Tag der Bienen“ musste ebenso pandemiebedingt abgesagt werden.

 

Die nächste Sitzung des Runden Tisches findet auf Einladung von Landrat Scherf am 15. Juli 2020 um 18.30 Uhr im Großen Sitzungssaal des Landratsamtes statt.

 

Seitens der Kreistagsfraktionen ist pro Fraktion eine Person zur Mitarbeit am Runden Tisch eingeladen:

 

CSU:                                       (bislang) Monika Schuck

Freie Wähler:                          (bislang) Hans Jürgen Fahn

Bündnis 90 / Die Grünen:       (bislang) Nina Schüssler

SPD:                                       (bislang) Roland Weber

Neue Mitte:                             (bislang) Matthias Ullmer

FDP:                                        N.N.

ÖDP:                                       Regina und Ulrich Frey

Linke:                                      bislang nicht vertreten

 

Landrat Scherf bietet den Kreistagsfraktionen an, jeweils ein*e Vertreter*in nachzumelden.

 

 

Die Umsetzung von Gesetzen, so erläutert Abteilungsleiter Pache, fällt in den staatlichen Aufgabenbereich und gehört gemäß der §§ 1 und 4 nicht zu den Zuständigkeitsbereichen des Kreistags. Wir informieren über die Umsetzung:

 

Rückblende: Das Volksbegehren zur Artenvielfalt und Naturschönheit wurde von rd. 18,3 % der bayerischen Wahlberechtigten (1,75 Mio. Unterschriften) unterstützt. Am 17. Juli 2019 wurde das Volksbegehren vom Bayerischen Landtag zeitgleich mit einem begleitenden „Gesamtgesellschaftlichen Artenschutzgesetz (sog. „Versöhnungsgesetz“)“ verabschiedet und ist zum 01. August 2019 in Kraft getreten. Um einen gesellschaftlichen Konsens zu erarbeiten, wurde ein Runder Tisch „Arten- und Naturschutz“ unter Leitung des früheren Landtagspräsidenten Alois Glück einberufen.

 

Der Präsident des Bayerischen Landkreistags Bernreiter hatte gegenüber Herrn Ministerpräsidenten Dr. Söder, MdL, mit Schreiben vom 14. August 2019 3 x 71 Stellen als Personalforderung benannt: je Landratsamt ein Biodiversitätsberater und überdies mindestens zwei weitere Stellen pro Landratsamt für die Untere Naturschutzbehörde. Die Forderungen der Bayerischen Landkreise sind jedoch weder im Gesetzgebungsverfahren noch bei den Haushaltsverhandlungen berücksichtigt

 

Bereits vor dem Volksbegehren und dessen Beschlussfassung im Bayerischen Landtag war in den vergangenen Jahren ein vermehrter öffentlicher Stellenwert auf Fragen des Naturschutzes festzustellen in vermehrten Anfragen an die Untere Naturschutzbehörde. Auch die vermehrte Bautätigkeit in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts führte zu einem gestiegenen Arbeitsaufkommen in der Unteren Naturschutzbehörde. Es ist nun zu beobachten, dass seit dem erfolgreichen Volksbegehren die Anfragen zum Naturschutz und auch die Hinweise auf mögliche Verstöße weiter zunehmen. Hier ist eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit wahrzunehmen, was sich auch durch eine stärkere öffentliche Beteiligung der Bevölkerung im Rahmen von Verfahren am Thema Naturschutz-Artenschutz auszeichnet. Dadurch ist der Bedarf an Aufklärung sowie Beratung und insbesondere an fachlicher Begleitung von Verfahren (Bauleitplanung, Planfeststellungen) gestiegen.

 

Vor dem Hintergrund des steigenden Arbeitsaufkommens hat sich das Landratsamt beim Freistaat Bayern für eine dritte Fachkraft für Naturschutz eingesetzt und war im Frühjahr 2020 endlich erfolgreich. Derzeit läuft bei der Höheren Naturschutzbehörde das Bewerbungsverfahren und voraussichtlich noch im Spätsommer/Herbst 2020 soll die Stelle besetzt werden. Bei der Verteilung der Stellen für Biodiversitätsberater (bayernweit 50 Stellen), die die neuen Aufgaben durch das Volksbegehren umsetzen sollen, ging das Landratsamt bedauerlicherweise vorerst leer aus.

 

Der Verfasser des Antrags fragt beispielhaft nach der Umsetzung verschiedener Aspekte des vom Bayerischen Landtag beschlossenen Gesetzes:

 

In den Bereich des Immissionsschutzes (Sachgebiet 41) fällt der Bereich „Beleuchtung im Außenbereich“. Das Landratsamt hat bislang keine Beschwerden oder Anzeigen über beleuchtete Anlagen im Außenbereich zu Nachtstunden erhalten. Vielmehr haben die Gemeinden rechtskonform die Vorgaben umgesetzt, so wird z.B. die Beleuchtung des städtischen Brückenbogens unserer Kreisstadt um 23 abgeschaltet. Eine Kontrolle nach 23 Uhr durch den Immissionsschutz war bislang wegen fehlender Hinweise nicht angezeigt. Kämen hier konkrete Verdachtsmomente, würden wir selbstverständlich aktiv werden.

 

Den Bereich Naturschutz (Sachgebiet 42) betrifft die Nachfrage zum Vorkaufsrecht Gewässerrandstreifen. Seit Änderung des Bayerischen Naturschutzgesetzes (BayNatSchG) wird aufgrund des Volksbegehrens viermal zugunsten des Wasserwirtschaftsamt ein Vorkaufsrecht ausgeübt.

 

In den Bereich Wasserrecht (Sachgebiet 43) fällt das Thema „Gewässerrandstreifen“: In diesem Kontext ist zu beachten, dass trotz Verabschiedung eines Gesetzes im Vollzug die Kreisverwaltungsbehörden erst dann vollumfänglich tätig werden können, wenn es verbindliche Vollzugshinweise gibt. So folgte erst im November 2019 ein UMS bezüglich Definition der Uferlinie gemäß Art. 16 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 BayNatSchG und Gewässerrandstreifenkulisse. Darin ist u.a. ausgeführt, dass Ansprechpartner zur Einstufung der Gewässer in die Gewässerrandstreifenkulisse das zuständige Wasserwirtschaftsamt sei. Auskünfte bezüglich der Auswirkungen der Gewässerrandstreifen auf die bestehenden Agrarumweltmaßnahmen (KULAP, VNP) erteile das zuständige Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).

 

Dem Landratsamt liegen hierzu keine weiteren Erkenntnisse vor. Für das Thema Ausweitung des ökologischen Landbaus liegt die Zuständigkeit beim AELF, über die im Antrag angesprochenen staatlichen Kantinen im Landkreis Miltenberg liegen dem Landratsamt Miltenberg keine Erkenntnisse vor. Im Rahmen der durch den Landkreis Miltenberg verpachteten Kantinen bemüht sich das Landratsamt im Einvernehmen mit dem Schulforum der betreffenden Einrichtungen um ein gesundes, fair und regional sowie ökologisch hochwertigen Essens. Für den Herbst 2020 ist ein Runder Tisch unter Leitung des Landrates mit den Anbietern der Mittagsverpflegung in den Schulen in Sachaufwandsträgerschaft des Landkreises geplant.

 

Zur Stärkung der Alltagskompetenzen gab es vor der Corona-Krise erste konzeptionelle Ansätze zur Förderung der Akzeptanz der regionalen landwirtschaftlichen Produkte durch Landrat Scherf mit dem Bauernverband sowie in der Arbeitsgruppe „Gesundheitsvorsorge“ zum Thema gesunde Ernährung für Kinder und Jugendliche. Diese Ansätze werden aufgegriffen werden.

 

In der Arbeit der „Initiative Bayerischer Untermain“ unter dem „Dach“ der Zentec hat sich der Regionale Apfelmarkt zu einer jährlichen Messe regionaler und ökologisch hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte am Bayerischen Untermain entwickelt. Im Oktober 2019 fand die Jubiläumsveranstaltung „20 Jahre Regionaler Apfelmarkt“ in Elsenfeld statt, thematisch passend zur Landkreis-Initiative „Fair & regional, einfach genial“ mit der Auszeichnung des Marktes Elsenfeld zu einer weiteren Fair-Trade-Gemeinde im Landkreis Miltenberg. Im Oktober 2020 soll der 21. Regionale Apfelmarkt turnusgemäß in der Stadt Aschaffenburg stattfinden; hierzu soll auch die neue Genussbroschüre der Initiative Bayerischer Untermain mit regionalen und ökologisch hochwertigen Produkten der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

 

Zum sechsten im Antrag konkret nachgefragten Themenfeld der Umsetzung der Klimaneutralität in den staatlichen Einrichtungen des Freistaates Bayern liegen dem Landratsamt keine Erkenntnisse vor. Bezüglich der Bemühungen auf Gemeindeebene verweisen wir auf den Bericht der regionalen Klimaagentur am Bayerischen Untermain in der Zentec sowie auf die Berichte und Projekte des Landkreis-Klimamanagers, z.B. energieautarker Wertstoffhof Süd, Photovoltaikprogramm des Landratsamtes, klimagasarme Wärmeerzeugung im Landratsamt, Austausch der Beleuchtungsanlagen etc.).

 

Eine Aufstellung der Projekte in den Schulen des Landkreises Miltenberg zur Stärkung der Alltagskompetenz in unseren Förder- und Grundschulen, Mittel- und Realschulen, Gymnasien sowie beruflichen Schulen liegt uns derzeit nicht vor, eine Abfrage erfolgte aus Rücksicht auf die derzeit hohe Beanspruchung der Schulen in der Corona-Krise nicht, ergänzend wird der Erkenntnisgewinn für den Kreistag, der aus einer Auflistung aller Projekte in den Schulen zur Stärkung der Alltagskompetenz gezogen werden kann, angezweifelt.

 

Die Notwendigkeit, ausreichender personeller Ressourcen für die Erfüllung der wachsenden staatlichen Aufgaben zu erfüllen, wurde beschlussmäßig auch durch Ausschuss des Bayerischen Landkreistags für Landesentwicklung und Umwelt festgestellt. Ferner bemüht sich der Landkreistag auch um konkrete Vorgaben beispielsweise zur „Empfehlung“, auch kommunale Gebäude bis 2030 „klimaneutral“ zu stellen.

 

Landrat Scherf vertritt die Bayerischen Landkreise im Ausschuss für Landesentwicklung und Umwelt des Bayerischen Landkreistags und wurde in der konstituierenden Sitzung am 22.06.2020 zum stellvertretenden Vorsitzenden neben der ebenfalls neu gewählten Vorsitzenden Landrätin Maria Rita Zinnecker (Landkreis Ostallgäu) gewählt.

 

 

Kreisrat Dr. Fahn dankt für die Antworten. Der Runde Tisch Artenvielfalt sei eine hervorragende Einrichtung und sollte auf jeden Fall weitergeführt werden.

Der Bund Naturschutz hat eine Umfrage in allen Gemeinden zum Thema pestizidfreie Gemeinden gemacht, die sehr interessant sei. Es wäre interessant, das beim Runden Tisch einmal darzustellen.

Die Stärkung der Alltagskompetenz sei ein wichtiger Punkt. Im Landtag sei vor einigen Monaten das Projekt Alltagskompetenz beschlossen worden. An den bayerischen Schulen soll es vom kommenden Schuljahr an verpflichtende Projektwochen geben, in denen die Schülerinnen und Schüler tatsächlich «fürs Leben» lernen sollen: Ernährung und Landwirtschaft, Gesundheit, Verbraucherverhalten, Umweltverhalten und Haushaltsführung – in diesen Bereichen sollen den Kindern und Jugendlichen praktische Alltagskompetenzen vermittelt werden. Geplant seien mindestens eine fünftägige Projektwoche an den Grundschulen und eine fünftägige Projektwoche an weiterführenden Schulen. Durch Corona werde sich das Ganze etwas verzögern. Schwerpunktmäßig werde das Ganze vom Landwirtschaftsministerium finanziert. Die Schulen bekämen ca. 500 Euro pro Woche und Schule. Nun müsse man sehen, wie das Projekt im Landkreis umgesetzt werden könne.

 

Landrat Scherf hakt ein, dass dieses Thema nicht in den Gremien des Kreistages besprochen werde, weil das weder Zuständigkeit des Landkreises (und damit des Kreistags),noch in die Zuständigkeit des Landratsamtes überhaupt falle.

 

Kreisrat Dr. Fahn betont ergänzend, dass mind. 50% der in (staatlichen Kantinen) verwendeten Waren aus biologischer und regionaler Erzeugung kommen sollen, sei auch im Landtag beschlossen. Dies sei wichtig und sinnvoll. Hier im Landkreis Miltenberg werde es ja bereits gemacht, dass die Schulen mit einbezogen würden. Das sei positiv, was der Landrat mache.

 

Die Umstellung der Landwirtschaft auf 30% Ökolandbau ist auch insgesamt bereits beschlossen. Es wäre sinnvoll, mit den Landwirten zusammenzukommen um zu schauen, wie das im Landkreis umgesetzt werde.

 

Volksbegehren werde bereits insgesamt im Landkreis umgesetzt. Es sei allerdings wichtig zu wissen, ob es in allen Kommunen im Landkreis eingehalten werde.

 

Zur Klimaneutralität in staatlichen Einrichtungen denkt er, dass es ein neue Offensive für den Energiebeirat geben werde, der am 10. Juli tage, damit das Thema dort besprochen werden könne.

 

Der Landkreis Miltenberg habe zwar eine Stelle bekommen, aber das Volksbegehren fordere pro Landratsamt zwei neue Stellen und noch eine Stelle für einen Wildlebensberater. Hier müsse man hartnackig bleiben. Es könne nicht sein, dass neue Aufgaben auf den Landkreis verteilt werden und das Personal nicht dazu bereitgestellt werde. Nur mit ausreichendem Personal werde der Landkreis in der Lage sein, diese Dinge umzusetzen.

 

Das Thema „MainLandBrot“ sei eine gute Sache. Er möchte wissen, wann dieses Projekt anlaufe.

 

 

Landrat Scherf merkt an, dass die Zielrichtung 30% ökologische Landwirtschaft in der Zuständigkeit des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten liege. Dafür sei das Landratsamt nicht zuständig. Man unternehme sehr viel, aber man könne sich nicht noch Aufgaben heranholen, für die weder der Landkreis noch das Landratsamt zuständig sei.

 

Beim Projekt „MainLandBrot“ war in der Arbeitsgruppe vereinbart gewesen, alle Handwerksbäckereien des Landkreises und alle Mühlen einzubinden, weshalb sich das Projekt pandemiebedingt verzögere. Hierzu könne sicher der Arbeitsgruppenleiter und Kreistagskollege Ullmer etwas sagen.

 

Kreisrätin Dr. Schüßler dankt für den Bericht. Er zeige, wieviel sich im Landkreis tue und schon immer getan habe.

Sie werde häufig gefragt, was der Runde Tisch so mache bzw. was das Landratsamt tue, um das Volksbegehren umzusetzen. Sie antworte immer, dass der Landkreis an seinen Liegenschaften und in seinem Wirkungsbereich sehr viel tun könne und das bereits auch tue, aber dass die große Masse ja eigentlich die Bürger*innen seien. Man müsse sich selbst fragen, was man seit dem Februar 2019, seitdem man die Unterschrift unter das Volksbegehren gesetzt habe, getan habe. Die meisten hätten daheim eine Möglichkeit mitzuarbeiten an der Umsetzung des Volksbegehrens in ihrem eigenen Garten, Balkon oder im Form einer Blühwiese. Sie wolle einfach mal wieder auf den Punkt bringen, dass es selten so große Möglichkeiten gegeben habe für Bürgerinnen und Bürger, hier auch aktiv an der Umsetzung mitzuarbeiten. Diese Message sollte das Gremium als Multiplikatoren immer wieder in die Bevölkerung tragen, damit die Ziele des Volksbegehrens nicht einschlafen.

Sie möchte wissen, warum das Landratsamt bei der Stelle der Biodiversitätsbeauftragten leer ausgegangen sei.

 

Landrat Scherf antwortet, dass die Staatsregierung nur ein gewisses Kontingent an neuen Stellen im Staatshaushalt habe. Das Landratsamt habe den Zuschlag bei der dritten Fachstelle bekommen. Man arbeite zusammen mit dem Bayerischen Landkreistag und gemeinsam mit dem Innenministerium, dass die Landkreise auch das Personal bekommen, um die staatlich verordneten Aufgaben zu bewältigen.

Zu Maßnahmen, die der Landkreis für die Umwelt tue, verweist er auf die Seite des Landschaftspflegeverbandes www.lpv-miltenberg.de. Das sei das Instrumentarium von fast allen Gemeinden im Landkreis Miltenberg plus Landkreis, Landwirtschaft und Naturschutz. Dort seien sehr viele Projekte verzeichnet, um die Artenvielfalt und die Kulturlandschaft zu fördern.

 

Kreisrat G. Rüth weist darauf hin, dass sich der Landkreis auf seine Kernaufgaben konzentrieren müsse. Auch wenn die Versuchung groß zu sein scheine, alles auf das Landratsamt zu fokussieren, dürfe man sich nicht verhebeln, weil es letztendlich andere Einrichtungen und Stellen gebe, die dafür den Auftrag hätten.

Landschaftspflege und Naturschutz habe bereits eine längere Historie im Landratsamt Miltenberg. Die Förderung regionaler Produkte sei bereits seit vielen Jahren ein Thema in der Region. Es sei von der Initiative Bayerischer Untermain bisher –neben dem Regionalen Apfelmarkt- das Thema regionale Produkte intensiv vorangetrieben worden mit beispielsweise einem Führer für heimische Produkte, um Vermarkter zusammenzubringen. Er möchte wissen, wie diese Aktivitäten vernetzt bzw. verzahnt werden.

Er regt an, Anträge zusätzlich ins KIS zu stellen, damit sichergestellt sei, dass alle Fraktionen diese erhalten.

 

Herr Pache nimmt die Frage von Kreisrat Rüth gerne auf und verweist auf folgende Internetseite:

https://www.bayerischer-untermain.de/einkaufsfuehrer.html

Die Initiative Bayerischer Untermain (IBU) sei dabei, dieses Thema weiter zu forcieren, aber durch einen Personalengpass bei der Zentec im vergangenen Jahr und nun die Coronakrise sei es nicht so möglich gewesen, wie man es gerne hätte.

 

Landrat Scherf fasst zusammen, dass alles verknüpft werde. Herr Pache arbeite in der Projektgruppe zum Einkaufsführer mit und Landrat Scherf sei in der Zentec auch verzahnt.

 

Kreisrat Ullmer sagt zum Projekt der Arbeitsgruppe MainLandBrot, dass das Projekt sehr weit fortgeschritten gewesen, sei. Das Rezept sei bereits konzipiert, Probe gebacken und die Arbeitsgruppe habe einen Verkostungstermin im Februar hinter sich. Es sei richtig, dass geplant gewesen sei, bis zum Juni an die Öffentlichkeit zu gehen. Corona habe das Ganze massiv ausgebremst. Man sei in der Phase, dass man sich jetzt wieder treffen könne. Es sei auch noch nichts verloren, weil der Anbau unter den Vorgaben des Begleitgesetzes ab 1. September laufe. Dann könne man nach diesen Bedingungen erst die Felder bestellen, wenn die Betriebe zertifiziert seien für den Anbau des nächsten Jahres.

Die Rohstoffe seien bis jetzt Dinkel und Roggen aus herkömmlichem Anbau gewesen, um das Rezept zu schnüren und es an die einzelnen Bäcker rausgeben zu können. Jetzt könne man das Ganze durch die Kartierung des Biotopverbundes verknüpfen, d.h. an den Feldern würden Schilder mit Logo und QR-Code angebracht, wo man auf die Seite des Landkreises weitergeleitet werde und erfahre, welcher teilnehmende Betrieb sich hinter der Fläche verberge. Ebenso werde dort dargestellt, was auch eine Bedingung an der Teilnahme des Projektes sei, was der Betrieb für den Arten- und Insektenschutz tue. Hier sei das klare Ziel die Offenlegung.

Er hoffe, dass das Projekt bis September so weit sein werde. Zu Kreisrat Dr. Fahn merkt er an, dass der Bund Naturschutz bisher auch noch keine Termine gemacht habe.

 

Zum Arbeitskreis merkt Kreisrat Ullmer an: „Arbeitskreis heißt arbeiten.“ Er lobt die Arbeitsgruppe, die sehr intensiv mitarbeite. Bis jetzt habe man 20000,00 Euro übernommen, weil der Arbeitskreis keinen Topf habe, um solche Dinge zu finanzieren. Das Projekt koste Zeit, Geld, und Arbeit, was zuerst investiert werden müsse, um ans Ziel zu gelangen.

 

Zur Landwirtschaft führt Kreisrat Ullmer an, dass die Landwirte im Landkreis Miltenberg seit 2019 am Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm teilnehmen und nennt Zahlen zu den Flächen im ökologischen Landbau, die massiv gestiegen seien. Alleine die sog, „Vielfältige Fruchtfolge mit blühenden Kulturen“, d.h. der Landwirt müsse mind. 30 % Anteil an blühenden Kulturen bereitstellen, sei von 0 auf 1.300 ha gestiegen. Und dies seien nur die beantragten Flächen. Und dies seien nur die beantragten Flächen. Durch die freiwillig zur Verfügung gestellten Flächen kämen noch 20-25% dazu. Auch die geförderten Streuobstbäume seien von 4800 im Jahre 2017 auf 37.196 im Jahre 2020 gestiegen.

Dadurch zeigten die Landwirte, wie verantwortungsbewusst sie für mehr Artenvielfalt sorgen.

Er möchte signalisieren, dass die Landwirtschaft dazu bereit sei, jede Menge ökologisch wertvolle Bewirtschaftung zu schaffen.

In den Fachzeitschriften gebe es seit einigen Monaten Berichte, wo spezielle Projekte wie hier das MainLandBrot kopiert werde. Der Landkreis Miltenberg stehe ganz weit vorne.

 

Landrat Scherf stimmt zu, dass die Landwirtschaft im Landkreis Miltenberg enorm viel mache und es viele positive Beispiele für eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung der Böden gebe. Die Kernbotschaft sei, dass man den Menschen verdeutliche, dass sie die Landwirtschaft nicht pauschal verurteilen dürften, wenn sie negative Beispiele von industriellen Großbetrieben sehen. Dies habe nichts mit der Wirklichkeit der kleinen und mittelständisch strukturierten Familienunternehmen hier im Landkreis Miltenberg zu tun.

Genau deswegen habe man sich im Rahmen der IBU dahintergeklemmt, dass der Einkaufsführer samt digitaler Variante die Menschen hier in der Heimat dafür sensibilisiere, dass sie mit ihrem Konsumverhalten die Entscheidung treffen, ob sie eine so verantwortungsvolle Landwirtschaft fördern und unterstützen. Wer dies nicht tue, lasse die Landwirtschaft im Landkreis Miltenberg im Stich.

Landrat Scherf unterstreicht, dass der Arbeitskreis davon lebe, wie z.B. auch die Arbeitskreise der Gesundheitsregion, dass viele Leute am Tisch sitzen, die anpacken und etwas tun wollen. Man müsse den Menschen bewusstmachen, dass sie mit ihren Konsumentscheidungen festlegen, wie die Landwirtschaft betrieben werde. Man müsse für eine verantwortungsvolle Landwirtschaft auch die Existenzgrundlage bieten.

 

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