Tagesordnungspunkt

TOP Ö 8: Sachstand Energieagentur Bayerischer Untermain

BezeichnungInhalt
Sitzung:22.06.2020   EBV/002/2020 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Gasper, Leiter der Energieagentur Bayerischer Untermain, stellt anhand beiliegender Präsentation Regionale Aktivitäten im Bereich Energie- und Klimaschutz vor.

 

Regionale Netzwerkaktivitäten

Kommunales Energieeffizienznetzwerk KEEN6 und kommunales Klimaschutznetzwerk.

 

Zwei Drittel des Energieverbrauchs im öffentlichen Bereich werden in Liegenschaften von Gemeinden und Landkreisen verbraucht. Kommunen können hier Ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und durch Verbesserungen bei Energieeinsparung und -effizienz einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

 

Um Effizienz- und Einsparziele zu erreichen, hat der Bund ein Förderprogramm aufgelegt, um Kommunen für die Einrichtung von Netzwerken mit den Schwerpunkten Energieeffizienz und Ressourcenschutz, Klimaschutz oder Mobilität zu gewinnen und diese zu begleiten.

 

Seit dem 20. August 2017 arbeiten sechs Gemeinden (Goldbach, Hösbach, Kleinostheim, Niedernberg, Rüdenau, und Bad Orb) in dem „Kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk KEEN-E6“ zusammen, das von der Energieagentur Bayerischer Untermain in Zusammenarbeit mit der BfT Energieberatungs-GmbH initiiert wurde. Die Schwerpunkte der Netzwerkarbeit liegen:

 

·         im Aufbau eines systematischen Energiemanagements kommunaler Liegenschaften (mit gleichzeitiger Einführung einer Software für Erfassung, Monitoring und Controlling der Energieverbräuche),

·         der Erstellung von Energie- und Umsetzungskonzepten für Maßnahmen zu Effizienzsteigerung,

·         der Öffentlichkeitsarbeit und dem regelmäßigen Austausch.

·          

Ein erfolgreiches Energiemanagement in kommunalen Liegenschaften verlangt eine systematische Vorgehensweise. Durch die Zusammenarbeit im Netzwerk, können die erforderlichen Strukturen leichter etabliert werden.

 

Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Netzwerk hat eine Laufzeit von 3 Jahren, die Förderung des aktuellen Netzwerks endet im August 2020. Im laufenden Jahr soll ein neues Netzwerk mit dem geänderten bzw. angepassten Schwerpunkt „Klimaschutz“ gegründet werden. Für die Netzwerkphase beträgt die Zuwendung 60 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben. Im ersten Förderjahr max. 20.000 Euro pro Netzwerkteilnehmer, in den Folgejahren max. 10.000 Euro pro Netzwerkteilnehmer.

 

Die etablierte Vorgehensweise bietet den großen Vorteil, dass auf den bislang erarbeiteten Grundlagen aufgebaut werden kann. Insbesondere das Energiemanagement kann systematisch ausgebaut und weiterentwickelt werden, so dass die Verwaltung zukünftig selbstständig damit arbeiten kann.

Sechs Gemeinden haben bereits einen Beschluss zur Mitarbeit in einem neuen „Kommunalen Klimaschutz-Netzwerk“ gefasst. Weitere interessierte Gemeinden haben noch die Möglichkeit, ihr Interesse an der Teilnahme zu erklären.

 

 

Regionale Thermografie-Aktion „Wissen wo Ihre Wärme bleibt“ – Wärmelecks aufdecken

 

Haus- und Wohnungsbesitzer*Innen haben in den letzten Jahren bereits einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs zur Erzeugung von Wärme gleistet. Die Region ist aber noch weit davon entfernt, die Rate der jährlichen Gebäudesanierungen bei Wohnimmobilien auf 2% zu steigern. Demnach besteht nach wie vor ein immenses Einsparpotenzial, jedoch trifft man häufig auf Skepsis gegenüber umfassenden Sanierungsmaßnahmen. Einer der Hebel, mit dem hier angesetzt werden kann, ist die weitere Verbesserung des Beratungsangebotes auch mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen.

 

Um die Beratungsquote zu steigern, hat die Energieagentur in Zusammenarbeit mit den Klimaschutzmanagements der Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg sowie der Stadt Aschaffenburg das Konzept für eine kombinierte Thermografie- und Beratungsaktion entwickelt, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal mit Erfolg durchgeführt wurde.

 

In Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Dienstleister wurden Gebäudethermografien mit finanzieller Unterstützung der Gebietskörperschaften angeboten. Teilnehmer erhalten so einen Überblick über den energetischen Zustand der Gebäudehülle. Um den Nutzen zu erhöhen, wurde in Kooperation mit der Energieberatung der Verbraucherzentralen, eine nachgelagerte fundierte Beratung durchgeführt.

 

  • Im Jahr 2019 wurden in kurzer Zeit 125 Beratungspakete vergeben.
  • Im Jahr 2020 wurden innerhalb von drei Tagen 138 Beratungspakte vergeben.

 

Die Gesamtkosten von 10.674 EUR für die Thermografie-Aufnahmen werden von den drei Gebietskörperschaften übernommen. Die weiteren Beratungskosten werden über das Bundesprogramm zu Förderung von Erstberatungen gedeckt. Die Teilnehmer zahlen lediglich einen Eigenanteil von 30 Euro.

 

 

EEA – European Energy Award im Landkreis Miltenberg – Wie ist der Sachstand

 

Der European Energy Award ist ein europäisches Gütezertifikat für die Nachhaltigkeit der Energie- und Klimaschutzpolitik von Gemeinden. Mittlerweile sind europaweit über 1500 Gemeinden mit ca. 50 Millionen Einwohnern beteiligt, und über 800 Gemeinden zertifiziert. Dem Zertifizierungsverfahren liegt ein Qualitätsmanagementsystem zugrunde, mit dem die Aktivitäten der Kommune im Bereich des Klimaschutzes erfasst, bewertet, geplant, gesteuert und regelmäßig überprüft werden. Potentiale des nachhaltigen Klimaschutzes sollen darüber identifiziert und besser genutzt werden können. Dabei handelt es sich um einen Kriterienkatalog, der EEA wird ab 50 % erfüllten Punkten, EEA Gold ab 75 % verliehen. Der EEA versteht sich dabei als umsetzungsorientiertes Instrument.

 

Die Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg haben sich 2017 für die Teilnahme am Programm „European Energy Award (EEA) entschieden, um die Aktivitäten im Bereich Energieeinsparung/Klimaschutz systematischer und verwaltungsübergreifend angehen zu können. Die Finanzierung der Teilnahme sollte mit einem Förderprogramm des Bayerischen Umweltministeriums umgesetzt werden, das für spätestens Anfang 2018 angekündigt worden war. Der tatsächliche Start des Programms hat sich bis Dezember 2019 hingezogen.

 

Die Energieagentur Bayerischer Untermain möchte in den nächsten Wochen ihre personellen Kapazitäten ausbauen und schlägt daher vor, das Projekt anzugehen, sobald die personellen Rahmenbedingungen gegeben sind. Fachlich sollte das Projekt in der Anfangsphase von einer Energieagentur aus dem Netzwerk der bayerischen Energieagenturen unterstützt wurden, um auch die fachlichen Kompetenzen in der Region auszubauen. Abstimmungsgespräche haben bereits mit den Agenturen Allgäu und Nürnberg stattgefunden.

 

 

Solarpotenzialkataster Bayerischer Untermain

 

Ist mein Dach für Photovoltaik oder Solarthermie geeignet? Wie groß muss eine Photovoltaik-

Anlage sein, damit sie den Eigenverbrauch deckt? Wie wirkt sich der Einsatz eines Batteriespeichers auf meinen Eigenverbrauch aus? Diese und weitere Fragen beantwortet seit nun fünf Jahren das Solarkataster der Region Bayerischer Untermain online unter www.solarinitiative-untermain.de .

 

Mit wenigen Klicks können Hausbesitzer hier ermitteln, wieviel Strom oder Wärme auf dem eigenen Dach erzeugt werden kann und ob sich eine Investition in Photovoltaik oder Solarthermie rechnet. Dabei berücksichtigt das System sogar, ob und wie lange ein Dach möglicherweise durch Vegetation oder benachbarte Häuser verschattet wird.

 

Das System, das von den Klimaschutzmanagern der Stadt Aschaffenburg und der beiden Landkreise Aschaffenburg und Miltenberg initiiert und unter der Regie der Energieagentur Bayerischer Untermain umgesetzt worden ist, ein wichtiger Baustein der regionalen Energie- und Klimaschutzstrategie. Jährlich werden Aktionen zur Bewerbung des Katasters durchgeführt und die Entwicklung der Zugriffzahlen ausgewertet, die bis Mitte Juni 2020 erhoben werden.

 

 

Kreisrat Schuck fragt, ob die Energieagentur auch mit Schulen zusammenarbeite.

 

Herr Gasper sagt, dadurch, dass die Energieagentur bislang eine One-Man-Show gewesen sei, sei es schwer für ihn gewesen, an Schulen zu gehen. Momentan sei man dabei, Personal aufzubauen. Es habe allerdings einige Projekte mit Schulen gegeben, z.B. Ökoprofit. Kolleg*innen von der Zentec würden auch Projekte mit Schulen durchführen.

 

Herr Wosnik ergänzt, dass das Interesse der Schulen an dem Projekt Ökoprofit in der letzten Runde nicht besonders groß gewesen sei. Es müssten dafür mindestens fünf Schulen zusammenkommen, was aber auch nach mehrfachen Versuchen nicht gelungen sei.

 

Auf Nachfrage von Kreisrat Schuck erklärt Herr Gasper, dass das Messwertprojekt ein internes Projekt sei und momentan nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sei.

 

Kreisrat Dr. Fahn kritisiert, dass Herr Gasper nichts zum Energiebeirat vorgetragen habe. Es gebe den Energiebeirat der Energieagentur Bayerischer Untermain und in dessen Satzung stehe, dass er regelmäßig, mindestens halbjährlich, tage. Er habe im Internet geschaut und festgestellt, dass die letzte Sitzung vor langer Zeit stattgefunden habe. Das könne nicht sein, weil sich der Energiebeirat als koordinierendes Bindeglied sehe, er unterstütze die Energieagentur, er zeige Probleme und Lösungswege auf und er gebe Empfehlungen auch auf Beschlussvorlagen. Das sei ein ganz wichtiger Punkt. Herr Gasper habe zwar seine Arbeit dargestellt, aber es wäre ganz wichtig, den Energiebeirat konkret mit einzubinden.

Er habe jetzt gehört, dass die erste Sitzung am 10.07.2020 stattfinden werde.

Dazu äußert er folgenden Wunsch: Bei der ARGE ÖPNV gebe es einen Vertreter und einen Stellvertreter. Bei der Energieagentur habe man nur ein Mitglied. Er bittet, das analog auch beim Energiebeirat so einzuführen.

Er fragt Herrn Gasper, wie man den Energiebeirat, der von der Satzung vorgeschrieben sei, besser einbindet und wann die letzte Sitzung gewesen sei.

 

Herr Gasper stimmt zu, dass der Energiebeirat länger nicht mehr getagt habe, aber es gebe auch noch die Steuerungsgruppe. In der Sitzung am 10.07.2020 würde die Arbeitsweise und Organisation im Energiebeirat geändert werden. Es habe auch bei der Zentec einige Änderungen gegeben., dann habe man warten müssen, bis die Wahlen gelaufen seien, bis sich die Räte konstituiert hätten. Man habe von einer Gebietskörperschaft auch noch nicht die Mitglieder genannt bekommen. Das seien einige organisatorische Hemmschuhe. Es sei wichtig, dass die erste Sitzung des Energiebeirats vor der Sommerpause noch stattfinde. Die zweite Sitzung werde Ende des zweiten Halbjahres koordiniert. Da laufe die Koordinierungsarbeit jetzt schon an. Es sei intern jetzt komplett anders organisiert, so dass man sicher sei, dass nichts mehr verloren gehe. Man werde Steuerungsgruppe und Energiebeirat zeitlich im engen Zusammenhang durchführen. Die Steuerungsgruppe werde zukünftig unmittelbar vor dem Beirat tagen.

Zur Vertretungsregelung sagt Herr Gasper, dass das im Vorfeld aufgrund der Größe des Gremiums so entschieden worden sei. Dies sei auch bereits auf anderer Ebene diskutiert worden. Hier könne er allerdings nichts entscheiden.

 

Kreisrat Scholtka sagt, dass man 2011 ein Integriertes Energie- und Klimakonzept für den Bayerischen Untermain erstellt habe. Damals habe man ca.200.000 Euro ausgegeben, was staatlich gefördert worden sei. Hier seien dezidiert Bilanzen usw. gemacht worden, es seien konkrete Projektsteckbriefe gemacht worden, die Öffentlichkeitskonzept sei ausgearbeitet worden. Er möchte wissen, ob das IEKK Grundlage für die Arbeit von Herrn Gasper sei. Er habe den Eindruck, dass Herr Gasper ganz neu anfange, weil die Förderkulissen sich total geändert hätten.

Monitoring sei wichtig, aber für ihn sei Monitoring die Aufgabe des jeweiligen Stromverbrauchers. Für ihn sei selbstverständlich, dass er als Bürgermeister in seiner Kommune wisse, wie hoch der Verbrauch von Strom oder anderen Energien sei. Die Frage sei nur, wie oft er abgelesen werde. Dadurch würden auch Kosten entstehen. Man solle jetzt mit dem begonnenen Photovoltaikprogramm voll in die Umsetzung gehen und damit CO2 sparen.

Zum Klimakonzept sagt Kreisrat Scholtka, dass Mömlingen keinen Cent des Energieverbrauches generell habe. Im Konzept seien Leuchtturmprojekte, was auch alles richtig sei. Man habe auch eine Vorbildfunktion, die man erfülle. Wichtig sei, die Industrie und die Privatleute zu motivieren, was zu tun. Das sei 97% des Potentials. Selbst wenn die komplette Energie eingespart würde, was die Kommunen brauchen, wäre null Energie vorhanden, weil insgesamt nur 3% eingespart werde. Ganz wichtig sei, alle zu sensibilisieren und entsprechend Bildungsarbeit zu leisten. Das werde in vielen Kommunen schon getan, aber das würde er sich von seiner Seite aus von Herrn Gasper ein bisschen mehr wünschen.

 

Herr Gasper antwortet, dass das Konzept grundsätzlich natürlich noch Grundlage seiner Arbeit sei, was genauso für die Klimaschutzmanager in der Region gelte. Viele von den Projekten stünden in dem Konzept drin, vielleicht nicht explizit, da es immer Maßnahmenblöcke gewesen seien. 2013 habe er als Leiter der Energieagentur angefangen, wo bereits erste Maßnahmen abgehakt oder aufgrund geänderter Fördervoraussetzung oder komplett anderer politischer Voraussetzung bereits durch gewesen seien.

Dennoch versuche er auf unterschiedlichster Ebene, mit Hausbesitzern ins Gespräch zu kommen, indem Beratungsprojekte koordiniert würden wie z.B. die Thermografie-Aktion. Bei den kommunalen Liegenschaften sei es auch so, dass eine sanierte Liegenschaft noch lange keine betriebsoptimierte Liegenschaft sei.

Der Energie Award z.B. sei eine Maßnahme, die im Konzept so enthalten sei. Warum es so lange gedauert habe, habe er bereits aufgezeigt. Ob man 100% oder 30% der Kosten bezahlen müsse, sei durchaus ein Unterschied, der seiner Meinung nach auch rechtfertige, ein Projekt etwas zu schieben.

Grundsätzlich arbeite er mit dem Konzept, welches 2017 evaluiert worden sei. Die nächste Evaluierung soll in den nächsten ein bis zwei Jahren stattfinden.

Zum Thema Monitoring gebe er Kreisrat Scholtka recht, dass es Sache des Verbrauchers sei. Wenn man allerdings genau hinschaue, sehe man, dass regelmäßiges Monitoring nicht unbedingt stattfinden würde. Ein regelmäßiges Ablesen mache einen Unterschied, z.B. beim Wasserverbrauch. Bei größeren Liegenschaften könnten man alleine durch das regelmäßige Ablesen schon feststellen, ob irgendetwas nicht passe. Genau deswegen mache man Projekte zum kommunalen Energiemanagement.

Mit dem Solarkataster habe man ein perfektes Werkzeug, um mit den Leuten zu reden. Man könne gerade Zweifler dadurch oft im Gespräch Wege aufzeigen.

Die Industrie sei an dem Thema dran, sie seien auch Träger von ÖkoProfit. Im Rahmen von Öko-Profit habe z.B. die OWA komplette energetische Prozesse umgestellt und immense Energieverbräuche reduziert. Das könne er für jeden Teilnehmerbetrieb sagen.

 

Kreisrat Köhler möchte zum PV-Kataster wissen, ob es die Möglichkeit gebe, eine Schnittstelle zu schaffen.

 

Herr Gasper antwortet, dass es die Möglichkeit gebe, über Schnittstellen die Daten weiterzugeben oder einzuspeisen.

 

Kreisrat Dr. Fahn hält es für sinnvoll, dass Herr Gasper personell unterstützt werde.

 

Herr Gasper sagt, dass bei der Zentec mindestens eine Stelle aufgebaut werde. Sein Ziel sei es, künftig auch Projekte umzusetzen, die sich selbst tragen würden.

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