Tagesordnungspunkt

TOP Ö 6: Bericht des Energiemanagements

BezeichnungInhalt
Sitzung:12.12.2019   ENU/004/2019 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Der Ausschuss für Energie, Natur- und Umweltschutz nimmt die Ausführungen des Berichts des Energiemanagements zustimmend zur Kenntnis.


Herr Randig, Klimaschutzmanager, und Herr Wosnik tragen vor, dass zu Aufgaben des Klimaschutzmanagements im Landratsamt Miltenberg das Energiemanagement der Landkreisliegenschaften gehört. Ergänzend zum Bericht des Klimaschutzmanagements vom 17.10.2019 folgt der Bericht des Energiemanagements.

 

Im Bereich der Kreisliegenschaften lassen sich im Sinne des Klimaschutzes prinzipiell drei Ansätze verfolgen, auch bekannt unter dem energetischen Dreisprung: 1. Energieeffizienz, 2. Einsatz erneuerbarer Energien und 3. Energieeinsparung. In allen drei Bereichen sind in den vergangenen Jahren bereits Fortschritte erzielt worden, z.B.:

-      Im Bereich der Effizienz durch den Einsatz von Blockheizkraftwerken und LED Beleuchtungstechnik;

-      Im Bereich der erneuerbaren Energien durch die Nutzung von Biomasse in den Heizzentralen und den Einsatz von Photovoltaik auf den Dächern,

-      Im Bereich der Energieeinsparung durch die Nutzersensibilisierung, z.B. durch das Projekt Ökoprofit und diverse Hausmeisterschulungen.

 

Die Einführung des Energiemanagementsystems hat die Zielsetzung, durch die systematische Erfassung und Bewertung der Energieverbrauchsdaten Verbesserungspotentiale zu erkennen und daraus Maßnahmen abzuleiten.

Im vergangen Jahr 2018 sind zwei ausführliche Energieberichte vorgestellt worden, in der Zwischenzeit sind u.a. folgende Themen bearbeitet worden:

-      Optimierung des Nahwärmenetzes im Schulzentrum Miltenberg

-      Planung des Photovoltaik Ausbauprogramms für die Landkreis Liegenschaften um einen möglichst großen Anteil des Strombedarfs durch eigenen Solarstrom zu decken

-      Detaillierte Energieberichte an die Schulkommission

-      Umrüstung der Beleuchtung in der Untermainhalle auf LED im Sommer 2019

-      Neue Betreiberverantwortung Heizzentrale Elsenfeld, erneute Inbetriebnahme Holzhackschnitzel Kessel im Frühjahr 2019

-      Schulbauprogramm (Teilbereich Sporthallen, RSO – Klimaneutral)

-      Verkehrsvermeidung auf Kurzstrecken (Dienstrad)

-      Schulung Hausmeister

-      Photovoltaik Abfallwirtschaft

-      Heizungspumpentausch in diversen Liegenschaften

-      Ladepunkte E-Mobilität des Projekts „Wald erFahren“ an drei Liegenschaften

 

Zu den Aufgaben gehört auch die Energiebeschaffung, der Ausschuss ist u.a. über folgende Beschaffungsmaßnahmen im Detail informiert worden:

-      Bündelausschreibung Strom 2020 – 2022

-      Hackschnitzel Lieferung und Betreiberverantwortung

-      Erdgas Ersatzbeschaffung Landkreis Nord 2019 und 2020 

 

Stromverbrauch

Im Gegensatz zum Gesamtstromverbrauch der Kreisliegenschaften, der vor allem in den Schulen über die vergangenen Jahre angestiegen ist, konnten die Stromkosten durch aufwendigere Vergabeverfahren, zuletzt in Form einer Bündelausschreibung in einem Los gemeinsam mit weiteren Kommunen und insgesamt über 600 Abnahmestellen, im Gegenzug konstant gehalten bzw. sogar etwas reduziert werden.

 

Wärmeverbrauch

Der Wärmeverbrauch der Schulzentren Miltenberg und Erlenbach ist über die Jahre relativ konstant, wobei berücksichtigt werden sollte, dass sich sowohl das HSG wie auch das JBG seit Jahren in Sanierung befinden. Diese Arbeiten führen zeitweise zu deutlichen Mehrverbräuchen, nach abgeschlossener Sanierung ist ein deutlicher Rückgängig zu erwarten.

Die Heizzentrale Elsenfeld wird bereits über ein Jahrzehnt mit Erdgas in Kombination mit einem Holzhackschnitzel Kessel versorgt. In den letzten Jahren ist sowohl der Gesamtenergieverbrauch als auch der Erdgasanteil in der Ko-Feuerung deutlich angestiegen, was u.a. auf mangelnde Qualität der in diesem Zeitraum gelieferten Holzhackschnitzel zurückzuführen ist.

Um diesen Mangel zu beheben ist im Frühjahr 2019 die Holzhackschnitzellieferung neu im Paket vergeben worden, der Auftragnehmer ist nun auch für die Wartung und den Betrieb der Anlage verantwortlich. Dadurch wird erwartet, dass die Anlagen im Winter 2019/2020 wieder einen großen Anteil des Wärmebedarfs durch Holzhackschnitzel decken kann.

Erfreulich ist die Entwicklung der Heizzentrale Obernburg: hier leistet der Holzhackschnitzelkessel konstant einen hohen Beitrag zur Wärmebereitstellung, insgesamt sind die Wärmeverbräuche rückgängig, was u.a. auf die Sanierung der Realschule zurückzuführen ist.

In der Gesamtbetrachtung ist der Wärmeverbrauch der Kreisliegenschaften in den vergangen Jahren leicht rückgängig, ein Trend der sich nach Abschluss des Schulbauprogramms 2 weiter fortsetzen sollte. Gleichzeitig ist es gelungen, die Beschaffungskosten von Erdgas und Holzhackschnitzeln in den vergangen Jahren signifikant zu reduzieren. Ausschlaggebend war dabei die europaweite Vergabe der Erdgaslieferungen für die Jahre 2018, 2019, 2020, die, wenn man die Schwankungen beim Erdgaspreis betrachtet, rückblickend zu einem günstigen Zeitpunkt durchgeführt wurde.

 

Leuchtturmprojekt Abwärmenutzung am Schulzentrum Miltenberg

Seit dem 10. Oktober 2017 versorgt die Firma FRIPA Papierfabrik Albert Friedrich KG das Schulzentrum Miltenberg über ein Nahwärmenetz mit Wärme. Dabei handelt es sich um ein innovatives Projekt aufgrund der nahtlosen, fairen und nachhaltigen Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten, das auch in das pädagogische Konzept der Schulen eingebunden wird.

Bereits im Jahr der Inbetriebnahme konnten ab Oktober rd. 84%, im gesamten Jahr 2018 dann bereits 88% des Wärmebedarfs des Schulzentrums durch die Abwärme gedeckt werden. Über den Sommer 2018 ist die Anlage optimiert worden und bringt seitdem noch mehr Leistung: Im gesamten Winter 2018/2019 rund 96,5% der Wärmeversorgung des Schulzentrums aus der Abwärme der Fa. FRIPA bereitgestellt worden.

Im Ergebnis ist der Bezug von Erdgas, welches nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommt, z. B. wenn bei der Fa. FRIPA eine Wartung stattfindet, im Jahr 2018 um rd. 87% zurückgegangen, im ersten Halbjahr 2019 ist ein Rückgang von rd. 95% erzielt worden. Aus Sicht des Klimaschutzes konnten durch die Maßnahme 2017 und 2018 bereits 436 t CO2 eingespart werden.

 

Ziele der Bundes- und Landesverwaltung

Im Klimaschutzprogramm 2030 des Bundes heißt es: „Die Bundesverwaltung nimmt ihre Vorbildfunktion ernst und wird weitere Aktivitäten hin zu einer treibhausgasneutralen Bundesverwaltung bis 2030 umsetzen“; und später „BMU und BMZ entwickeln für ihre Geschäftsbereiche einen Maßnahmenplan und eine entsprechende Roadmap, um ihre Dienststellen bereits bis 2020 klimaneutral zu stellen, soweit erforderlich auch über Kompensation. Die Erfahrungen von BMU und BMZ und „beste Beispiele“ werden der gesamten Bundesverwaltung zur Verfügung gestellt.“ Bereits 2019 soll ein „Energieeffizienzerlass des Bundeskabinetts für klimaneutrale Neu- und Erweiterungsbauten sowie Gebäudesanierungen des Bundes zur verbindlichen Festlegung der Anforderungsniveaus für neu zu errichtende Gebäude und Bestandsgebäude des Bundes“ verabschiedet werden. Diesen Erlass gilt es dann auf Anwendbarkeit für die Kreisliegenschaften zu prüfen.

 

In der Pressemitteilung zur Verhandlung des Bayerischen Klimaschutzgesetztes im Kabinett heißt es unter der Überschrift „Bayern startet Klimaschutzoffensive / Zehn-Punkte-Plan mit 96 Maßnahmen für Klimaschutz in Bayern beschlossen“ weiter:  „Die bayerische Staatsverwaltung soll bereits bis zum Jahr 2030 die Klimaneutralität erreichen. Dazu wird eine Kompensationsplattform für staatliche Stellen aufgebaut.“

 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Weg zur Klimaneutralen Verwaltung auf Landes- und Bundesebene noch nicht im Detail feststeht. In beiden Fällen steht auch im Raum, dass ein Teil der Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen erfolgen könnte. Die Verwaltung beobachtet die Entwicklung und wird in Zukunft über Neuigkeiten berichten.

 

Ausblick Aktivitäten Energiemanagement

Das Energiemanagement der eigenen Liegenschaften wird thematisch durch das Management System European Energy Award (EEA) ausgeweitet. Neben den Klimawirkungen der Gebäude werden durch den EEA u.a. die Maßnahmenbereiche Entwicklungsplanung, Raumordnung, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation und Kommunikation und Kooperation systematisch bewertet.

Des Weiteren wird geprüft, welche Ziele auf dem Weg zu einer Klimaneutralen Landkreisverwaltung in den nächsten Schritten angegangen werden können. Dafür dienen der Bund sowie die Staatsregierung als Vorbild.

 

 

 

Kreisrat Weber fragt, ob bei den Ansätzen zum Klimaschutz in Gebäuden die Hausmeister auch eingebunden seien.

 

Herr Wosnik antwortet, dass der Hausmeister und die Firma Einblick in dieselbe Software hätten. Der Hausmeister sei erfahren im Betrieb der Anlage und bringe positive Kritiken vor, die den Betreiber in die Lage versetzen würden, noch besser zu werden.

 

Kreisrat Weber möchte wissen, ob es sich in Obernburg und in Elsenfeld jeweils um den gleichen Lieferanten von Holzhackschnitzeln handle.

 

Herr Wosnik erklärt, dass man bei der Entscheidung der Vergabe des Betreibers am Schulzentrum Elsenfeld einen Vorteil in der systematischen Vorgehensweise sehe. Man habe aber nicht gleich mit beiden Liegenschaften in diese Richtung gehen wollen. Die Brennstofflieferung sei mit Ausschreibung ermittelt worden und in Obernburg habe derselbe Lieferantwie in Elsenfeld die Ausschreibung gewonnen. Beide Heizzentralen würden also aktuell mit demselben Hackschnitzelmaterial betrieben. Bei der einen habe der Betreiber die Betriebsführung der Kesselanlage unter sich, bei der anderen sei es der Hausmeister. Die Heizzentrale in Obernburg sei in die Jahre gekommen, deswegen habe man jetzt Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, sodass sie jetzt wieder die volle Leistung bringe.

Die Nahwärmeversorgung in Miltenberg würde in einem Amortisationsverfahren betrieben, sodass man bis zur Amortisation der Anlage keine Wärmebezugskosten zahlen müsse. Im Moment sei man mit der FRIPA in der Diskussion, wie die Investitionen der FRIPA wieder an diese zurückfließen. Deswegen habe man noch keinen festen Wert für die Kosten.

 

Landrat Scherf erwähnt, dass der Ausschuss im nächsten Jahr den Energiebericht 2020 erhalten würde, der neben dem Schulzentrum Miltenberg Nord auch die CO2 Bilanz der anderen Schulzentren enthalten werde.

 

Kreisrat Dr. Fahn führt an, dass der Wärme- und Stromverbrauch konstant hoch sei bzw. kaum sinke und fragt, welche Ziele man für die Zukunft habe. Beim Thema Klimaneutralität solle das Ziel sein, den CO2 Ausstoß zu senken. Der CO2 Verbrauch pro Kopf und Jahr beträgt in Bayern 9t, am Untermain 11t. Am Gesamtenergieverbrauch betrage der Anteil der landkreiseigenen Gebäude nur 0,3%. Die Vorbildwirkung des Landkreises sei sehr wichtig.

 

Landrat Scherf erklärt, dass der Bayerische Untermain der industrielle Kern der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main sei, was den überdurchschnittlich hohen CO2 Verbrauch erkläre. Man fände in der gesamten Metropolregion nicht so viel Produktion wie am Bayerischen Untermain. Im Landkreis Miltenberg habe man aktuell über 44.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, davon die Hälfte in der Produktion. Alleine deswegen sei der Energieverbrauch sehr hoch. In der ersten Evaluierung der Klimabilanz könne man sehen, dass die Industrie- und Gewerbebetriebe mit über 10% bereits überdurchschnittlich viel eingespart hätten. Die Frage sei, ob man den Verbrauch bei der Produktion messe oder man nicht am Ende die Pro-Kopf-Bilanz danach berechnen müsse, was jemand verbrauche. Der tatsächliche Verbrauch im Landkreis Miltenberg sei eigentlich niedriger. In vielen anderen Landkreisen würde nichts produziert, deswegen dürfe man das nicht vergleichen.

Deutlich besser sei der Landkreis Miltenberg bei der Produktion des Stroms. 36% würden regenerativ erzeugt.

Bezüglich seiner Vorbildfunktion habe der Landkreis in den vergangenen Jahren viel getan. Man denke an die beiden Generalsanierungen nach einer nachhaltigen Lebenszyklusbetrachtung oder das innovative und CO2 einsparende Nahwärmenetz. Das Landratsamt in Miltenberg würde weiterhin mit zertifiziertem Ökostrom versorgt. Der zweite Schritt sei die Installation einer weiteren Photovoltaikanlage. Der dritte Schritt sei die Planung einer möglichst CO2 neutralen Wärmeerzeugungsanlage.

Beim Energieverbrauch werde man das Energiemanagement im Landratsamt professionalisieren, die bestehende Lüftungsanlage umbauen, die zentrale Kaltwasseranlage für die Klimatisierung erneuern, den Austausch der restlichen Multi-Split-Klimaanlage und den CO2 Verbrauch bei der Beschaffung im Landratsamt beachten, zum Beispiel die erfolgte Klimaneutralstellung des Postversandes.

Man werde perspektivisch auch die Beleuchtungsanlage des Landratsamtes auf LED umstellen, die Verglasung umtauschen, die Wärmedämmstandards verbessern und eine nachhaltige Beschaffungsstrategie zu etablieren.

Insgesamt sei die Brückenstraße 2 ein Gebäude mit etwas älterer Baustruktur, weshalb man nur mit technischen Maßnahmen hier mittelfristig keine Klimaneutralstellung erwarten könne und deswegen natürlich auch den CO2 Verbrauch durch Kompensationsmaßnahmen ausgleichen müsse.

Beim Thema hausinterne Mobilität habe man bereits das Jobticket für Mitarbeiter eingeführt und den Fuhrpark bereits schrittweise auf E-Mobilität umgestellt, dies werde man weiter ausbauen.

Dienstfahrten sollen durch möglichst viele Personen gemeinsam in einem Auto reduziert werden und dass man so oft wie möglich die Bahn oder das Fahrrad nutzen solle.

Ergänzend dazu werde man bei Schulsanierungen im Bau, in der Sanierung und im späteren Betrieb Einflussmöglichkeiten nutzen, um möglichst viel Energie zu sparen.

 

Herr Wosnik ergänzt, dass bei der aktuellen Neuplanung der Realschulturnhalle Obernburg die Aufgabenstellung sei, ein Niedrigst-Energiehaus zu bauen. Als Landkreis läge man deutlich über den gesetzlichen Anforderungen mit dem, was man im eigenen Baubereich als Zielstellung formuliere. Das Landratsamt Miltenberg habe einen hohen Anteil an grauer Energie geschluckt, deshalb sei die Weiterentwicklung des Gebäudes deutlich sinnvoller als ein Neubau.

 

Kreisrätin Dr. Schüßler rät, dass man bei der Neuanschaffung und beim Ersatz von Elektrogeräten auf eine niedrige Energieeffizienzklasse achten solle und fragt, ob es möglich sei, dass BürgerInnen sich am Photovoltaikausbauprogramm beteiligen, da viele keine eigene Anlage haben können oder wollen, zum Beispiel in landkreiseigenen Liegenschaften oder auf landkreiseigenen Flächen.

 

Herr Wosnik antwortet, dass man zunächst erstmal mit dem Eigenverbrauch der eigenen Liegenschaften beginnen wolle. Es sei aber in der Vorstellung des Programms schon einmal Thema gewesen. Theoretisch sei es möglich, die organisatorischen Voraussetzungen dafür müsse man aber erst noch erarbeiten.

 

Kreisrat Maurer merkt an, dass das Ergebnis des vernünftigen Austarierens von klimafreundlichen Maßnahmen und der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung die geringe Arbeitslosenquote von unter 3% sei. Der Einkommensindex der Bevölkerung im Landkreis Miltenberg sei nicht zurückgegangen, sondern gestiegen. Man sei auf dem richtigen Weg, doch Optimierung sei immer gut. Klimafreundlichkeit und wirtschaftliche Entwicklung sähen zwar zunächst nach einem Konflikt aus, aber letztendlich könne man dies gut austarieren. Zufriedenheit in der Bevölkerung und eine stabile Einkommensstruktur seien für die Zukunft des Landkreises Miltenberg sehr wichtig.

 

Herr Wosnik sagt, dass man im Rahmen des Klimaschutzmanagements auch verstärke Gewichtung auf die Beratung der privaten Haushalte gelegt habe und die Beratungsintensität zusammen mit der Verbraucherzentrale gesteigert habe. Im privaten Bereich seien gute Rückgänge zu verzeichnen, was sehr positiv sei. Was jetzt auch von der großen Politik angegangen werden müsse, sei der Verkehr. Dabei werde es schwierig, eine Vorbildwirkung durch den landkreiseigenen Verkehr zu zeigen. Aber hieran werde auch bereits gearbeitet, zum Beispiel durch das Radverkehrskonzept. Man versuche die Vorbildwirkung, die man entwickeln könne, auch wirklich umzusetzen. Dies sei wichtig, denn rund ein Drittel des CO2-Ausstoßes ließe sich auf den Verkehr zurückführen und bisher sei dort noch kein Rückgang zu verzeichnen. Der Appell an jeden sei, den Verkehr auf das Sinnvolle zu beschränken.

 

Landrat Scherf ergänzt die entscheidenden Weichenstellungen, wie die Initiative für die Verdichtung des Taktverkehrs des Regionalexpress oder das Radwegekonzept. Es seien viele Maßnahmen, die man Schritt für Schritt umsetzen müsse.

 

Kreisrat Dotzel betont, dass es sehr wohl Erfolge gäbe, die man vorweisen könne. Aber es fehle ihm trotzdem zum Teil ein roter Faden, unter anderem eine Vernetzung zu anderen Landkreisen für eine gemeinsame Lösung, denn man müsse nicht immer das Rad neu erfinden. Daran könne man in den nächsten Jahren noch arbeiten.

 

Landrat Scherf antwortet, dass die Vernetzung am bayerischen Untermain über die Energieagentur stattfände. Dennoch könne man überall voneinander lernen.

 

Man solle den Vergleich mit anderen suchen und nicht fürchten, so Wosnik. Die Vernetzung sei durch Herrn Randig gegeben, der in diversen Vernetzungskreisen mit dabei sei. Nicht nur am bayerischen Untermain, denn durch die Energiegenossenschaft in Würzburg sei man auch mit anderen Energieberatern vernetzt. Allerdings sei Vernetzung auch zeitintensiv und aktuell könne man an den personellen Kapazitäten nicht viel drehen.

 

Kreisrat Dr. Fahn merkt an, dass der Anteil der regenerativen Energien im Landkreis Miltenberg am Stromverbrauch aktuell bei 35% liegt. Momentan gäbe es viele Initiativen, um diesen Prozentsatz bis hin zu 100% zu erhöhen. Er fragt, wie man diesen Anteil von 35% noch erhöhen könnte.

 

Landrat Scherf antwortet, dass die landes- und bundesweiten Rahmenbedingungen dafür schlecht seien und solange man keine besseren Rahmenbedingungen bekäme, könne man der Kommunalpolitik keine Untätigkeit vorwerfen.

 

Kreisrat Ullmer ergänzt, dass es gesteckte Klimaziele nicht zum Nulltarif gäbe. Durch ein Förderprogramm sei die Technologie nun weit entwickelt und sehr effizient. Die einzigen Windräder im Landkreis Miltenberg seien sehr effizient. Dennoch werde man sie nicht weiterlaufen lassen, wenn es keinen wirtschaftlichen Anreiz dafür gäbe. Wenn man aber irgendwo klimaneutral weiterkommen wolle, dann müsse dies einen Preis haben und diesen müsse jeder zahlen.

 

Landrat Scherf fordert eine gesamtgesellschaftliche Diskussion. Wenn man Klimaschutz wolle, müssen alle bereit sein, ihren Beitrag zu leisten, doch man erlebe bei jeder einzelnen Maßnahme Widerstand. Diese Egoismen müssten aufhören, man habe einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Beim Klimaschutz gehe es um die Sicherung der Lebensgrundlagen, dies müsse man gemeinsam anpacken.

 

Kreisrat Blankart ergänzt, dass es hierbei wichtig sei, die Landwirtschaft und die Landwirte mitzunehmen und die Sache realistisch zu betrachten. Die deutschen Landwirte hätten im Schnitt einen Rückgang des Gewinns um 18% erlebt. Aus einem durchschnittlichen Gewinn von knapp 50.000 € müsse der Landwirt die Sozialversicherungen zahlen und Rücklagen bilden für die nächste größere Investition. Im Vergleich mit einem normalen Bruttolohn plus Sozialversicherungen und Investitionszulagen sei dies ein sehr niedriger Gewinn. Es sei eine Illusion zu glauben, dass die Landwirte damit noch viel investieren könnten. Man müsse diesen Bereich wirklich stärken und den Landwirten nicht immer nur mehr Auflagen aufdrücken.

 

Landrat Scherf erklärt, dass die Energiewende nicht am Landratsamt, nicht am Landkreis, nicht an den Bürgermeistern und an keinem einzigen Gemeinderatsgremium im Landkreis Miltenberg scheitere. Man benötige vernünftige Rahmenbedingungen, die man jetzt nicht habe, damit man vor Ort noch konsequenter handeln könne.

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