Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Bericht des Energiemanagements
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 12.12.2019 ENU/004/2019 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Der Ausschuss für
Energie, Natur- und Umweltschutz nimmt die Ausführungen des Berichts des
Energiemanagements zustimmend zur Kenntnis.
Im Bereich der Kreisliegenschaften lassen sich im Sinne des Klimaschutzes prinzipiell drei Ansätze verfolgen, auch bekannt unter dem energetischen Dreisprung: 1. Energieeffizienz, 2. Einsatz erneuerbarer Energien und 3. Energieeinsparung. In allen drei Bereichen sind in den vergangenen Jahren bereits Fortschritte erzielt worden, z.B.:
- Im Bereich der Effizienz durch den Einsatz von Blockheizkraftwerken und LED Beleuchtungstechnik;
- Im Bereich der erneuerbaren Energien durch die Nutzung von Biomasse in den Heizzentralen und den Einsatz von Photovoltaik auf den Dächern,
- Im Bereich der Energieeinsparung durch die Nutzersensibilisierung, z.B. durch das Projekt Ökoprofit und diverse Hausmeisterschulungen.
Die Einführung des Energiemanagementsystems hat die Zielsetzung, durch die systematische Erfassung und Bewertung der Energieverbrauchsdaten Verbesserungspotentiale zu erkennen und daraus Maßnahmen abzuleiten.
Im vergangen Jahr 2018 sind zwei ausführliche Energieberichte vorgestellt worden, in der Zwischenzeit sind u.a. folgende Themen bearbeitet worden:
- Optimierung des Nahwärmenetzes im Schulzentrum Miltenberg
- Planung des Photovoltaik Ausbauprogramms für die Landkreis Liegenschaften um einen möglichst großen Anteil des Strombedarfs durch eigenen Solarstrom zu decken
- Detaillierte Energieberichte an die Schulkommission
- Umrüstung der Beleuchtung in der Untermainhalle auf LED im Sommer 2019
- Neue Betreiberverantwortung Heizzentrale Elsenfeld, erneute Inbetriebnahme Holzhackschnitzel Kessel im Frühjahr 2019
- Schulbauprogramm (Teilbereich Sporthallen, RSO – Klimaneutral)
- Verkehrsvermeidung auf Kurzstrecken (Dienstrad)
- Schulung Hausmeister
- Photovoltaik Abfallwirtschaft
- Heizungspumpentausch in diversen Liegenschaften
- Ladepunkte E-Mobilität des Projekts „Wald erFahren“ an drei Liegenschaften
Zu den Aufgaben gehört auch die Energiebeschaffung, der Ausschuss ist u.a. über folgende Beschaffungsmaßnahmen im Detail informiert worden:
- Bündelausschreibung Strom 2020 – 2022
- Hackschnitzel Lieferung und Betreiberverantwortung
- Erdgas Ersatzbeschaffung Landkreis Nord 2019 und 2020
Stromverbrauch
Im Gegensatz zum Gesamtstromverbrauch der Kreisliegenschaften, der vor allem in den Schulen über die vergangenen Jahre angestiegen ist, konnten die Stromkosten durch aufwendigere Vergabeverfahren, zuletzt in Form einer Bündelausschreibung in einem Los gemeinsam mit weiteren Kommunen und insgesamt über 600 Abnahmestellen, im Gegenzug konstant gehalten bzw. sogar etwas reduziert werden.
Wärmeverbrauch
Der Wärmeverbrauch der Schulzentren Miltenberg und Erlenbach ist über die Jahre relativ konstant, wobei berücksichtigt werden sollte, dass sich sowohl das HSG wie auch das JBG seit Jahren in Sanierung befinden. Diese Arbeiten führen zeitweise zu deutlichen Mehrverbräuchen, nach abgeschlossener Sanierung ist ein deutlicher Rückgängig zu erwarten.
Die Heizzentrale Elsenfeld wird bereits über ein Jahrzehnt mit Erdgas in Kombination mit einem Holzhackschnitzel Kessel versorgt. In den letzten Jahren ist sowohl der Gesamtenergieverbrauch als auch der Erdgasanteil in der Ko-Feuerung deutlich angestiegen, was u.a. auf mangelnde Qualität der in diesem Zeitraum gelieferten Holzhackschnitzel zurückzuführen ist.
Um diesen Mangel zu beheben ist im Frühjahr 2019 die Holzhackschnitzellieferung neu im Paket vergeben worden, der Auftragnehmer ist nun auch für die Wartung und den Betrieb der Anlage verantwortlich. Dadurch wird erwartet, dass die Anlagen im Winter 2019/2020 wieder einen großen Anteil des Wärmebedarfs durch Holzhackschnitzel decken kann.
Erfreulich ist die Entwicklung der Heizzentrale Obernburg: hier leistet der Holzhackschnitzelkessel konstant einen hohen Beitrag zur Wärmebereitstellung, insgesamt sind die Wärmeverbräuche rückgängig, was u.a. auf die Sanierung der Realschule zurückzuführen ist.
In der Gesamtbetrachtung ist der Wärmeverbrauch der Kreisliegenschaften in den vergangen Jahren leicht rückgängig, ein Trend der sich nach Abschluss des Schulbauprogramms 2 weiter fortsetzen sollte. Gleichzeitig ist es gelungen, die Beschaffungskosten von Erdgas und Holzhackschnitzeln in den vergangen Jahren signifikant zu reduzieren. Ausschlaggebend war dabei die europaweite Vergabe der Erdgaslieferungen für die Jahre 2018, 2019, 2020, die, wenn man die Schwankungen beim Erdgaspreis betrachtet, rückblickend zu einem günstigen Zeitpunkt durchgeführt wurde.
Leuchtturmprojekt Abwärmenutzung am
Schulzentrum Miltenberg
Seit dem 10. Oktober 2017 versorgt die Firma FRIPA Papierfabrik Albert Friedrich KG das Schulzentrum Miltenberg über ein Nahwärmenetz mit Wärme. Dabei handelt es sich um ein innovatives Projekt aufgrund der nahtlosen, fairen und nachhaltigen Zusammenarbeit aller Projektbeteiligten, das auch in das pädagogische Konzept der Schulen eingebunden wird.
Bereits im Jahr der Inbetriebnahme konnten ab Oktober rd. 84%, im gesamten Jahr 2018 dann bereits 88% des Wärmebedarfs des Schulzentrums durch die Abwärme gedeckt werden. Über den Sommer 2018 ist die Anlage optimiert worden und bringt seitdem noch mehr Leistung: Im gesamten Winter 2018/2019 rund 96,5% der Wärmeversorgung des Schulzentrums aus der Abwärme der Fa. FRIPA bereitgestellt worden.
Im Ergebnis ist der Bezug von Erdgas, welches nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommt, z. B. wenn bei der Fa. FRIPA eine Wartung stattfindet, im Jahr 2018 um rd. 87% zurückgegangen, im ersten Halbjahr 2019 ist ein Rückgang von rd. 95% erzielt worden. Aus Sicht des Klimaschutzes konnten durch die Maßnahme 2017 und 2018 bereits 436 t CO2 eingespart werden.
Ziele
der Bundes- und Landesverwaltung
Im Klimaschutzprogramm 2030 des Bundes heißt
es: „Die Bundesverwaltung nimmt ihre
Vorbildfunktion ernst und wird weitere Aktivitäten hin zu einer
treibhausgasneutralen Bundesverwaltung bis 2030 umsetzen“; und später „BMU und BMZ entwickeln für ihre
Geschäftsbereiche einen Maßnahmenplan und eine entsprechende Roadmap, um ihre
Dienststellen bereits bis 2020 klimaneutral zu stellen, soweit erforderlich
auch über Kompensation. Die Erfahrungen von BMU und BMZ und „beste Beispiele“
werden der gesamten Bundesverwaltung zur Verfügung gestellt.“ Bereits 2019
soll ein „Energieeffizienzerlass des
Bundeskabinetts für klimaneutrale Neu- und Erweiterungsbauten sowie
Gebäudesanierungen des Bundes zur verbindlichen Festlegung der
Anforderungsniveaus für neu zu errichtende Gebäude und Bestandsgebäude des
Bundes“ verabschiedet werden. Diesen Erlass gilt es dann auf Anwendbarkeit
für die Kreisliegenschaften zu prüfen.
In der Pressemitteilung zur Verhandlung des
Bayerischen Klimaschutzgesetztes im Kabinett heißt es unter der Überschrift „Bayern startet Klimaschutzoffensive /
Zehn-Punkte-Plan mit 96 Maßnahmen für Klimaschutz in Bayern beschlossen“
weiter: „Die bayerische Staatsverwaltung soll bereits bis zum Jahr 2030 die
Klimaneutralität erreichen. Dazu wird eine Kompensationsplattform für
staatliche Stellen aufgebaut.“
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Weg zur Klimaneutralen Verwaltung auf Landes- und Bundesebene noch nicht im Detail feststeht. In beiden Fällen steht auch im Raum, dass ein Teil der Emissionen durch Kompensationsmaßnahmen erfolgen könnte. Die Verwaltung beobachtet die Entwicklung und wird in Zukunft über Neuigkeiten berichten.
Ausblick Aktivitäten Energiemanagement
Das Energiemanagement der eigenen Liegenschaften wird thematisch durch das Management System European Energy Award (EEA) ausgeweitet. Neben den Klimawirkungen der Gebäude werden durch den EEA u.a. die Maßnahmenbereiche Entwicklungsplanung, Raumordnung, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation und Kommunikation und Kooperation systematisch bewertet.
Des Weiteren wird geprüft, welche Ziele auf
dem Weg zu einer Klimaneutralen Landkreisverwaltung in den nächsten Schritten
angegangen werden können. Dafür dienen der Bund sowie die Staatsregierung als
Vorbild.
Kreisrat
Weber fragt, ob bei den Ansätzen zum Klimaschutz in Gebäuden die Hausmeister
auch eingebunden seien.
Herr
Wosnik antwortet, dass der Hausmeister und die Firma Einblick in dieselbe
Software hätten. Der Hausmeister sei erfahren im Betrieb der Anlage und bringe
positive Kritiken vor, die den Betreiber in die Lage versetzen würden, noch besser
zu werden.
Kreisrat
Weber möchte wissen, ob es sich in Obernburg und in Elsenfeld jeweils um den
gleichen Lieferanten von Holzhackschnitzeln handle.
Herr
Wosnik erklärt, dass man bei der Entscheidung der Vergabe des Betreibers am
Schulzentrum Elsenfeld einen Vorteil in der systematischen Vorgehensweise sehe.
Man habe aber nicht gleich mit beiden Liegenschaften in diese Richtung gehen
wollen. Die Brennstofflieferung sei mit Ausschreibung ermittelt worden und in
Obernburg habe derselbe Lieferantwie in Elsenfeld die Ausschreibung gewonnen.
Beide Heizzentralen würden also aktuell mit demselben Hackschnitzelmaterial
betrieben. Bei der einen habe der Betreiber die Betriebsführung der
Kesselanlage unter sich, bei der anderen sei es der Hausmeister. Die Heizzentrale
in Obernburg sei in die Jahre gekommen, deswegen habe man jetzt
Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, sodass sie jetzt wieder die volle
Leistung bringe.
Die
Nahwärmeversorgung in Miltenberg würde in einem Amortisationsverfahren
betrieben, sodass man bis zur Amortisation der Anlage keine Wärmebezugskosten
zahlen müsse. Im Moment sei man mit der FRIPA in der Diskussion, wie die
Investitionen der FRIPA wieder an diese zurückfließen. Deswegen habe man noch
keinen festen Wert für die Kosten.
Landrat
Scherf erwähnt, dass der Ausschuss im nächsten Jahr den Energiebericht 2020
erhalten würde, der neben dem Schulzentrum Miltenberg Nord auch die CO2 Bilanz
der anderen Schulzentren enthalten werde.
Kreisrat
Dr. Fahn führt an, dass der Wärme- und Stromverbrauch konstant hoch sei bzw.
kaum sinke und fragt, welche Ziele man für die Zukunft habe. Beim Thema
Klimaneutralität solle das Ziel sein, den CO2 Ausstoß zu senken. Der CO2
Verbrauch pro Kopf und Jahr beträgt in Bayern 9t, am Untermain 11t. Am
Gesamtenergieverbrauch betrage der Anteil der landkreiseigenen Gebäude nur
0,3%. Die Vorbildwirkung des Landkreises sei sehr wichtig.
Landrat
Scherf erklärt, dass der Bayerische Untermain der industrielle Kern der
Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main sei, was den überdurchschnittlich hohen CO2
Verbrauch erkläre. Man fände in der gesamten Metropolregion nicht so viel
Produktion wie am Bayerischen Untermain. Im Landkreis Miltenberg habe man
aktuell über 44.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, davon die
Hälfte in der Produktion. Alleine deswegen sei der Energieverbrauch sehr hoch.
In der ersten Evaluierung der Klimabilanz könne man sehen, dass die Industrie-
und Gewerbebetriebe mit über 10% bereits überdurchschnittlich viel eingespart
hätten. Die Frage sei, ob man den Verbrauch bei der Produktion messe oder man
nicht am Ende die Pro-Kopf-Bilanz danach berechnen müsse, was jemand
verbrauche. Der tatsächliche Verbrauch im Landkreis Miltenberg sei eigentlich
niedriger. In vielen anderen Landkreisen würde nichts produziert, deswegen
dürfe man das nicht vergleichen.
Deutlich
besser sei der Landkreis Miltenberg bei der Produktion des Stroms. 36% würden
regenerativ erzeugt.
Bezüglich
seiner Vorbildfunktion habe der Landkreis in den vergangenen Jahren viel getan.
Man denke an die beiden Generalsanierungen nach einer nachhaltigen
Lebenszyklusbetrachtung oder das innovative und CO2 einsparende Nahwärmenetz.
Das Landratsamt in Miltenberg würde weiterhin mit zertifiziertem Ökostrom
versorgt. Der zweite Schritt sei die Installation einer weiteren
Photovoltaikanlage. Der dritte Schritt sei die Planung einer möglichst CO2
neutralen Wärmeerzeugungsanlage.
Beim
Energieverbrauch werde man das Energiemanagement im Landratsamt
professionalisieren, die bestehende Lüftungsanlage umbauen, die zentrale
Kaltwasseranlage für die Klimatisierung erneuern, den Austausch der restlichen
Multi-Split-Klimaanlage und den CO2 Verbrauch bei der Beschaffung im
Landratsamt beachten, zum Beispiel die erfolgte Klimaneutralstellung des
Postversandes.
Man
werde perspektivisch auch die Beleuchtungsanlage des Landratsamtes auf LED
umstellen, die Verglasung umtauschen, die Wärmedämmstandards verbessern und
eine nachhaltige Beschaffungsstrategie zu etablieren.
Insgesamt
sei die Brückenstraße 2 ein Gebäude mit etwas älterer Baustruktur, weshalb man
nur mit technischen Maßnahmen hier mittelfristig keine Klimaneutralstellung
erwarten könne und deswegen natürlich auch den CO2 Verbrauch durch
Kompensationsmaßnahmen ausgleichen müsse.
Beim
Thema hausinterne Mobilität habe man bereits das Jobticket für Mitarbeiter
eingeführt und den Fuhrpark bereits schrittweise auf E-Mobilität umgestellt,
dies werde man weiter ausbauen.
Dienstfahrten
sollen durch möglichst viele Personen gemeinsam in einem Auto reduziert werden
und dass man so oft wie möglich die Bahn oder das Fahrrad nutzen solle.
Ergänzend
dazu werde man bei Schulsanierungen im Bau, in der Sanierung und im späteren
Betrieb Einflussmöglichkeiten nutzen, um möglichst viel Energie zu sparen.
Herr
Wosnik ergänzt, dass bei der aktuellen Neuplanung der Realschulturnhalle
Obernburg die Aufgabenstellung sei, ein Niedrigst-Energiehaus zu bauen. Als
Landkreis läge man deutlich über den gesetzlichen Anforderungen mit dem, was
man im eigenen Baubereich als Zielstellung formuliere. Das Landratsamt
Miltenberg habe einen hohen Anteil an grauer Energie geschluckt, deshalb sei
die Weiterentwicklung des Gebäudes deutlich sinnvoller als ein Neubau.
Kreisrätin
Dr. Schüßler rät, dass man bei der Neuanschaffung und beim Ersatz von Elektrogeräten
auf eine niedrige Energieeffizienzklasse achten solle und fragt, ob es möglich
sei, dass BürgerInnen sich am Photovoltaikausbauprogramm beteiligen, da viele
keine eigene Anlage haben können oder wollen, zum Beispiel in landkreiseigenen
Liegenschaften oder auf landkreiseigenen Flächen.
Herr
Wosnik antwortet, dass man zunächst erstmal mit dem Eigenverbrauch der eigenen
Liegenschaften beginnen wolle. Es sei aber in der Vorstellung des Programms
schon einmal Thema gewesen. Theoretisch sei es möglich, die organisatorischen
Voraussetzungen dafür müsse man aber erst noch erarbeiten.
Kreisrat
Maurer merkt an, dass das Ergebnis des vernünftigen Austarierens von
klimafreundlichen Maßnahmen und der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung
die geringe Arbeitslosenquote von unter 3% sei. Der Einkommensindex der
Bevölkerung im Landkreis Miltenberg sei nicht zurückgegangen, sondern
gestiegen. Man sei auf dem richtigen Weg, doch Optimierung sei immer gut.
Klimafreundlichkeit und wirtschaftliche Entwicklung sähen zwar zunächst nach
einem Konflikt aus, aber letztendlich könne man dies gut austarieren.
Zufriedenheit in der Bevölkerung und eine stabile Einkommensstruktur seien für
die Zukunft des Landkreises Miltenberg sehr wichtig.
Herr
Wosnik sagt, dass man im Rahmen des Klimaschutzmanagements auch verstärke
Gewichtung auf die Beratung der privaten Haushalte gelegt habe und die
Beratungsintensität zusammen mit der Verbraucherzentrale gesteigert habe. Im
privaten Bereich seien gute Rückgänge zu verzeichnen, was sehr positiv sei. Was
jetzt auch von der großen Politik angegangen werden müsse, sei der Verkehr.
Dabei werde es schwierig, eine Vorbildwirkung durch den landkreiseigenen
Verkehr zu zeigen. Aber hieran werde auch bereits gearbeitet, zum Beispiel
durch das Radverkehrskonzept. Man versuche die Vorbildwirkung, die man
entwickeln könne, auch wirklich umzusetzen. Dies sei wichtig, denn rund ein
Drittel des CO2-Ausstoßes ließe sich auf den Verkehr zurückführen und bisher
sei dort noch kein Rückgang zu verzeichnen. Der Appell an jeden sei, den
Verkehr auf das Sinnvolle zu beschränken.
Landrat
Scherf ergänzt die entscheidenden Weichenstellungen, wie die Initiative für die
Verdichtung des Taktverkehrs des Regionalexpress oder das Radwegekonzept. Es
seien viele Maßnahmen, die man Schritt für Schritt umsetzen müsse.
Kreisrat
Dotzel betont, dass es sehr wohl Erfolge gäbe, die man vorweisen könne. Aber es
fehle ihm trotzdem zum Teil ein roter Faden, unter anderem eine Vernetzung zu
anderen Landkreisen für eine gemeinsame Lösung, denn man müsse nicht immer das
Rad neu erfinden. Daran könne man in den nächsten Jahren noch arbeiten.
Landrat
Scherf antwortet, dass die Vernetzung am bayerischen Untermain über die
Energieagentur stattfände. Dennoch könne man überall voneinander lernen.
Man
solle den Vergleich mit anderen suchen und nicht fürchten, so Wosnik. Die
Vernetzung sei durch Herrn Randig gegeben, der in diversen Vernetzungskreisen
mit dabei sei. Nicht nur am bayerischen Untermain, denn durch die
Energiegenossenschaft in Würzburg sei man auch mit anderen Energieberatern
vernetzt. Allerdings sei Vernetzung auch zeitintensiv und aktuell könne man an
den personellen Kapazitäten nicht viel drehen.
Kreisrat
Dr. Fahn merkt an, dass der Anteil der regenerativen Energien im Landkreis
Miltenberg am Stromverbrauch aktuell bei 35% liegt. Momentan gäbe es viele
Initiativen, um diesen Prozentsatz bis hin zu 100% zu erhöhen. Er fragt, wie
man diesen Anteil von 35% noch erhöhen könnte.
Landrat
Scherf antwortet, dass die landes- und bundesweiten Rahmenbedingungen dafür
schlecht seien und solange man keine besseren Rahmenbedingungen bekäme, könne
man der Kommunalpolitik keine Untätigkeit vorwerfen.
Kreisrat
Ullmer ergänzt, dass es gesteckte Klimaziele nicht zum Nulltarif gäbe. Durch
ein Förderprogramm sei die Technologie nun weit entwickelt und sehr effizient.
Die einzigen Windräder im Landkreis Miltenberg seien sehr effizient. Dennoch
werde man sie nicht weiterlaufen lassen, wenn es keinen wirtschaftlichen Anreiz
dafür gäbe. Wenn man aber irgendwo klimaneutral weiterkommen wolle, dann müsse
dies einen Preis haben und diesen müsse jeder zahlen.
Landrat
Scherf fordert eine gesamtgesellschaftliche Diskussion. Wenn man Klimaschutz
wolle, müssen alle bereit sein, ihren Beitrag zu leisten, doch man erlebe bei
jeder einzelnen Maßnahme Widerstand. Diese Egoismen müssten aufhören, man habe
einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Beim Klimaschutz gehe es um die
Sicherung der Lebensgrundlagen, dies müsse man gemeinsam anpacken.
Kreisrat
Blankart ergänzt, dass es hierbei wichtig sei, die Landwirtschaft und die
Landwirte mitzunehmen und die Sache realistisch zu betrachten. Die deutschen
Landwirte hätten im Schnitt einen Rückgang des Gewinns um 18% erlebt. Aus einem
durchschnittlichen Gewinn von knapp 50.000 € müsse der Landwirt die
Sozialversicherungen zahlen und Rücklagen bilden für die nächste größere
Investition. Im Vergleich mit einem normalen Bruttolohn plus
Sozialversicherungen und Investitionszulagen sei dies ein sehr niedriger
Gewinn. Es sei eine Illusion zu glauben, dass die Landwirte damit noch viel
investieren könnten. Man müsse diesen Bereich wirklich stärken und den
Landwirten nicht immer nur mehr Auflagen aufdrücken.
Landrat
Scherf erklärt, dass die Energiewende nicht am Landratsamt, nicht am Landkreis,
nicht an den Bürgermeistern und an keinem einzigen Gemeinderatsgremium im
Landkreis Miltenberg scheitere. Man benötige vernünftige Rahmenbedingungen, die
man jetzt nicht habe, damit man vor Ort noch konsequenter handeln könne.