Tagesordnungspunkt
TOP Ö 8: Antrag der Freien Wähler vom 21.10.2019 zur Förderung eines klimafreundlichen Schienenverkehrs
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 09.12.2019 KA/004/2019 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der
Kreisausschuss fasst den einstimmigen
B e s c h l u
s s:
Die Kreisverwaltung wird die Elektrifizierung der Maintalbahn zwischen Aschaffenburg und Miltenberg mit Nachdruck unterstützen sowie die Umstellung des Betriebs auf den Eisenbahnstrecken im südlichen Landkreis Miltenberg hin zu einem emissionsfreien Antrieb begleiten und berichten.
Kreisrat Dr. Fahn begründet den Antrag der Freien
Wähler zur Förderung eines klimafreundlichen Schienenverkehrs, das mit
Schreiben vom 21.10.2019 eingegangen ist.
Unter Ziffer 1) wird zur Unterstützung der
Elektrifizierung der Maintalbahn, incl. Anbindung Hafen Aschaffenburg,
aufgefordert. Dies soll eine bessere Verbindung nach Frankfurt sowie die
Stärkung des Güterverkehrs ermöglichen.
Unter Ziffer 2) wird die Einführung von
Wasserstoffzügen als Ersatz für die Dieselzüge eingefordert, auf der
Hauptstrecke bis zur Elektrifizierung, auf den Strecken Miltenberg - Wertheim
bzw. Seckach dauerhaft. Dafür soll mit der BEG und Westfrankenbahn auf
Grundlage des Verkehrsdurchführungsvertrags verhandelt werden.
In Ziffer 3) wird eine länderübergreifende
Machbarkeitsstudie zum konzeptionellen Einsatz aller Zugtechnologien, unter
finanzieller Beteiligung des Freistaates gefordert.
In Ziffer 4) soll Herr Landrat zur Gesprächsführung
mit den benachbarten Landkreisen zur Unterstützung der Machbarkeitsstudie
beauftragt werden.
Kreisrat Dr. Fahn erklärt, dass die FW dem
Vorschlag der Verwaltung zustimmen.
Landrat Scherf antwortet, dass zur Vorbereitung der
Sitzung das zuständige Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und
Verkehr, um eine fachliche Aussage zu diesen Themen gebeten wurde.
Zusammenfassend hat Herr Ministerialrat Stefan
Schell zu dem Antrag bzw. den Sachverhalt folgendes aufgeführt.
Zu Ziffer 1): Die Elektrifizierung ist auch seitens
des Freistaates unbedingt erforderlich und sinnvoll. Dies schließt die
Maintalbahn sowie den Aschaffenburger Hafen ein.
Zu Ziffer 2): Es gibt es bereits eine vom Freistaat
in Auftrag gegebene Studie der TU Dresden, wonach die Elektrifizierung die
wirtschaftlichste Lösung ist. Als Zwischenlösung für die Maintalbahn ist die
Wasserstofftechnik, auch aufgrund der hierfür benötigten Infrastruktur viel zu
teuer. Zudem sollte die Entscheidung nach Auffassung des Staatsministeriums
technologieoffen betrachtet werden. Weiter könnte eine Zwischenlösung mit
Wasserstoffzügen dem Bund das falsche Signal geben, mit der Folge, dass
aufgrund der begrenzten Fördermittel, die Elektrifizierung zurückgestellt
wird.
Zu Ziffer 3):
Die Wasserstoff Fahrzeugtechnik bedarf einer millionenteuren
Infrastruktur, weswegen kleinteilige Demonstrationsprojekte seitens des
Staatsministeriums als nicht sinnvoll erachtet werden. Es gibt bereits einen
Vorserienbetrieb von Wasserstofffahrzeugen in Niedersachsen, welcher die
wesentlichen Erkenntnisse bringen wird. Weiter wird der RMV ab wohl 2023
ebenfalls ein Wasserstoffprojekt mit 27 Fahrzeugen vergeben. Allein die
Fahrzeuge werden hier 360 Millionen Euro kosten.
Die Thematik behandelt auch ein Beschluss des
Bayerischen Landtags vom 15.10.2019 (Drucksache 18/4175). Dieser lautet:
Brennstoffzellenzüge als Teil der Klimaoffensive
Die Staatsregierung wird aufgefordert, zu prüfen
und dem Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr zu berichten, auf welchen
Strecken ein Pilotprojekt zum Test eines wasserstoffbetriebenen Zuges gestartet
werden kann.
Dabei ist auch zu prüfen, bei welchen künftigen
Ausschreibungen von Schienenpersonennahverkehrsleistungen als Bedingung
aufgenommen werden kann, dass die Bewerber Züge mit Brennstoffzellenantrieb
einsetzen.
Aufgrund dieser Aussagen sollte der Antrag
dahingehend verstanden werden, dass der Landkreis sich für die
schnellstmögliche Elektrifizierung der Maintalbahn einsetzt und für die
Strecken Miltenberg –Wertheim bzw. Seckach die weitere Entwicklung der Technik
im Auge behält, um zeitnah Verbesserungen in Richtung eines emissionsfreien
Antriebs einzufordern. Hierzu wird die Verwaltung, z.B. über das länderübergreifende
Projekt mit Potenzialgutachten zur Madonnenlandbahn im Austausch sowohl mit dem
Staatsministerium als auch mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft bleiben.
Auch wird die Verwaltung unter Bezugnahme auf den Beschluss des Bayerischen
Landtags ein Schreiben fertigen, in dem die Strecken Miltenberg-Wertheim und
Miltenberg-Seckach als Pilot vorgeschlagen werden.
Kreisrat Dr. Kaiser geht d'accord mit dem Antrag
der Freien Wähler aus Sicht des Klimaschutzes. Kreisrat Dr. Fahn habe mit Recht
darauf hingewiesen, dass die Elektrifizierung von Aschaffenburg bis Miltenberg
noch nicht in trockenen Tüchern sei. Man stehe in starker Konkurrenz zu vielen
anderen Strecken, die auch elektrifiziert werden wollen. Er äußert starke
Bedenken, Wasserstoff ins Spiel zu bringen, weil man sonst die Elektrifizierung
aufs Spiel setzen könne.
Kreisrat Dr. Kaiser fragt Kreisrat Dr. Fahn zu
einem Presseartikel vom 30. Juli 2019, in dem erwähnt werde, dass die Fraktion
der Freien Wähler die Bayerische Eisenbahngesellschaft angeschrieben und eine
Petition eingereicht habe. Im Artikel heißt es, dass die Umstellung zwischen
Wertheim und Seckach und zwischen Miltenberg und Aschaffenburg auf die
Brennstoffzellen hin geprüft werden solle.
Kreisrat Dr. Kaiser bittet die Freien Wähler, die
Petition zurückzuziehen, weil dies ebenfalls kontraproduktiv zum Thema
Elektrifizierung zwischen Aschaffenburg und Miltenberg sei.
Man sei mit dem Antrag auch in Konkurrenz zu
Mühldorf, wobei in Mühldorf die Voraussetzungen ganz andere seien. Wichtigste
Voraussetzung ist, dass der Mühldorfer Stern nicht vorgesehen sei für die
Elektrifizierung.
Wasserstoff sei Industrieabfall. In Mühldorf stehe
eine Neuausschreibung für den Verkehrsvertrag an. Aber im Landkreis sei die
Neuausschreibung gelaufen und der neue Vertrag beginne exakt in diesem Monat.
Kreisrat Reinhard stimmt Kreisrat Dr. Kaiser zu.
Kreisrat Fieger stimmt Kreisrat Dr. Kaiser
ebenfalls zu. Seine Argumentation sei wichtig, um sich für die Zukunft keine
Wege zu verbauen.
Kreisrat Schötterl erklärt, dass die Freien Wähler
den Antrag nicht zurückziehen werden. Er sehe kein Gefahrenpotenzial, denn
letztendlich entscheide der gesunde Menschenverstand. Wenn sich bei
Entscheidungsträgern herausstellen sollte, dass es nicht machbar sei, dann habe
man dies schwarz auf weiß.
Kreisrat Dr. Fahn wendet sich an Kreisrat Dr.
Kaiser und erklärt, dass man auch die Petition nicht zurücknehmen werde. Die
Petition enthalte die neue Entwicklung zur Prüfung bei einer Neuvergabe,
deshalb sei sie nicht kontraproduktiv.