Tagesordnungspunkt

TOP Ö 6: Zukunftsuntersuchung Madonnenlandbahn

BezeichnungInhalt
Sitzung:09.12.2019   KA/004/2019 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Landrat Scherf führt die Thematik mit dem Hinweis auf die Bedeutung der Bahnstrecken im südlichen Landkreis Miltenberg ein, weshalb Landrat Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis) gemeinsam mit ihm die nun fertig gestellte Potentialanalyse zur sogenannten Madonnenlandbahn von Miltenberg über Amorbach ins badische Walldürn bzw. Seckach angestoßen habe. Grundproblem der Strecke sei, dass im Rahmen des Taktverkehrs nicht gute Anschlüsse in Miltenberg (Richtung Aschaffenburg / Frankfurt-Rhein-Main) und in Seckach zur S-Bahn Richtung Mannheim/Heidelberg gewährleistet werden könnten. Dies gelinge nur bei einer hohen Standzeit in Walldürn, was die Attraktivität der Strecke signifikant reduziere.

 

Herr Maier vom Beratungs- und Softwareunternehmen SMA stellt Möglichkeiten dar, die Madonnenlandbahn zu ertüchtigen und somit für die Fahrgäste attraktiver zu gestalten. Das geht aus der Potenzialanalyse hervor, die Herr Maier dem Kreisausschuss vorstellt.

 

Bezahlt vom Freistaat Bayern, der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg sowie den Landkreisen Neckar-Odenwald und Miltenberg, legt die Untersuchung dar, welche Möglichkeiten sich anbieten. Herr Maier stellt zunächst die Ausgangslage, die Rahmenbedingungen sowie die Methodik vor, ehe er sich mit dem Potenzial der Strecke beschäftigt und das Jahr 2030 als Zielhorizont nennt. Am wichtigsten sei es, die Strecke soweit zu ertüchtigen, dass die Fahrzeit zwischen Miltenberg und Seckach von derzeit knapp einer Stunde auf eine Dreiviertelstunde sinkt. Das sei mit zwei Maßnahmen zu erreichen: Zum einen müsse man mehrere Bahnübergänge technisch sichern, zum anderen müsse man die Strecke durchgehend oder zumindest abschnittsweise so ausbauen, dass die Züge Tempo 80 fahren können. Es müsse gelingen, die Strecke zwischen Miltenberg und Walldürn vier Minuten schneller zu fahren als zurzeit, zeigt Maier mit einer Fahrplananalyse auf.

 

Als Voraussetzung für die Umsetzung dieser Maßnahmen nennt Maier die Elektrifizierung der Maintalbahn zwischen Aschaffenburg und Miltenberg. Südlich von Walldürn müsse man das Verkehrsangebot ausweiten, um schnelle Verbindungen nach Mosbach und Osterburken zu gewährleisten – entweder mit einer Verlängerung der Madonnenlandbahn, der Verlängerung der S-Bahnlinie 2 oder zusätzlichen Buslinien.

 

„Wenn nichts getan wird, werden die Fahrgastzahlen abnehmen“, prognostiziert Herr Maier. Auch wenn es bis zur Elektrifizierung noch einige Jahre dauern wird, so könne man schon kurzfristig etwas tun – etwa die Bahnübergangssicherungen schnellstmöglich planen und umsetzen. Wichtig für den optimalen Anschluss der Madonnenlandbahn sei zudem, dass der Bahnhof Miltenberg als sogenannter Nullknoten fungiert – das heißt, dass die Züge aus jeder Richtung kurz vor der vollen Stunde in Miltenberg ankommen und kurz nach der vollen Stunde in jede Richtung abfahren.

 

Er erklärt, dass die Rückmeldungen noch mit aufgenommen würden und somit die Studie dann abgeschlossen sei.

 

Kreisrat Schötterl fragt nach, ob Qualität und Pünktlichkeit auch mit in der Studie einbezogen worden sei.

 

Herr Maier antwortet, dass die Qualität aus seiner Beobachtung bei der Westfrankenbahn relativ gut sei, weil sie ein halbwegs unabhängiges Netz habe und wenige Verspätungen eingetragen würden. Bei der Ausarbeitung würden die gängigen und vorgeschriebenen Parameter der DB-Netz AG berücksichtigt. Diese sehen Reserven vor, die von vornherein dafür sorgten, dass kleinere Unregelmäßigkeiten im Betrieb abgefangen werden können.

Die Fahrzeugausstattung sei Sache der beteiligten Länder.

 

Landrat Scherf ergänzt, dass der Untersuchungsauftrag gewesen sei, die Potentiale auf der Strecke zu ermitteln.

 

Kreisrat Weber fragt, ob die Züge getauscht werden müssten, um Zeiten an Steilstrecken einzuhalten.

 

Das Referenzfahrzeug der Studie war der LINT 54, ein zweiteiliger Dieseltriebwagen, mit Starkmotorisierung, auch wegen der Steilstrecke. Mit dem Fahrzeug würden die Fahrzeiten eingehalten. Welches Fahrzeug dann am Ende zum Einsatz komme, sei egal. Die Voraussetzung sei nur, dass diese Fahrzeiten eingehalten werden können. Prinzipiell könnte man sich auch ein Akku- oder Wasserstofffahrzeug, solange dieses Fahrzeug mit der großen Herausforderung Steilstrecke die Zeiten einhalte. Eine Steilstrecke an sich sei von vornherein kein Hinderungsgrund für die Pünktlichkeit.

 

Kreisrat Dr. Kaiser betont, dass die Grundvoraussetzung für die Stärkung der Madonnenlandbahn die Elektrifizierung von Aschaffenburg und Miltenberg sei.

Mit Hinweis auf den nächsten TOP, dass der Landkreis Miltenberg die Teilstrecke Miltenberg-Seckach als Pilot für Brennstoffzellen gewinnen könne, fragt er Herrn Maier, was er davon halte, bis 2030 Brennstoffzellenzüge als Pilot auf dieser Strecke einzusetzen.

 

Solange sie die Fahrzeiten halten, könne man diese Züge einsetzen, so Herr Maier.

Diesel habe natürlich nicht den besten Ruf und auch seine Nachteile, aber ohne Oberleitungen seien diese Fahrzeuge im Vergleich zu den anderen Technologien, d.h. Akku oder Brennstoffzellen, nach wie vor im Vorteil. Sie hätten eine deutlich schnellere Anfahrbeschleunigung, und auch am Berg sei nicht sicher, ob ein Wasserstofffahrzeug die Zeiten halten könne. Man müsse auch sehen, dass Wasserstoff- und Akkufahrzeuge relativ neu seien und es daher noch keine großen Feldversuche gebe. Er sei Wasserstofffahrzeugen gegenüber etwas skeptisch.

Bis ein Fahrzeug spezifiziert und ausgeschrieben worden sei, dauere es mindestens vier Jahre. Wenn man ein Fahrzeug nur sechs Jahre fahre bei einer Lebensdauer von Schienenfahrzeugen, die eigentlich bei 30 Jahren liege, sei das wirtschaftlich zu überdenken. Bei einer Anschlussverwendung könne man darüber nachdenken, aber als Zwischenlösung sehe er das kritisch.

 

Landrat Scherf präzisiert, dass in dem Antrag gefordert gewesen sei, das Pilotprojekt vorzuschlagen. Man sei im Grunde überholt worden, weil das bayerische Verkehrsministerium entschieden habe, Wasserstoffzügen in Dieselnetz rund um Mühldorf zu testen. Danach würden sie auf Steilstrecken im Allgäu getestet. In Zukunft soll bei jeder turnusmäßig anstehenden Neuvergabe von Verkehrsleistungen in bisherigen Dieselnetzen der Einsatz emissionsfreier Fahrzeuge mit innovativem Antrieb geprüft werden. Dies betreffe insbesondere die Strecken, für die auf absehbare Zeit keine Elektrifizierung vorgesehen sei, d.h. die Strecken südlich von Miltenberg, die Madonnenlandbahn, Miltenberg-Seckach sowie Miltenberg-Wertheim-Lauda.

 

Kreisrat Stich appelliert daran, an die Schülerverkehre zu denken.

 

Kreisrat Reinhard möchte wissen, wer die Maßnahmen zu den Bahnübergängen konkret anstoßen müsse.

 

Die Schulzeiten seien ein sehr großes Problem, so Herr Mayer, auch der Neckar-Odenwald-Kreis habe ähnliche Probleme. Wenn man für das Gesamtsystem etwas machen wolle, führe kein Weg daran vorbei, die Schulzeiten zu überdenken.

Bei den Bahnübergängen sei es meistens erforderlich, eine technische Sicherung einzuführen. Bei der Infrastruktur seien viele beteiligt wie Westfrankenbahn und die Städte sowie Gemeinden, der Landkreis im Falle von Kreisstraßen mit Bahnübergang. Dies müsse zusammen vorangetrieben werden.

 

Landrat Scherf ergänzt, dass dazu bereits Gespräche betroffener Städte und Gemeinden zwischen Amorbach und Miltenberg mit der Westfrankenbahn geführt würden.

 

Herr Rosel, Abt. 3, informiert, dass es sich im Wesentlichen um Übergänge im landwirtschaftlichen Bereich handle, die besser gesichert werden müssten.

 

 

© 2011 Landratsamt Miltenberg | Brückenstr. 2 | 63897 Miltenberg | Tel: 09371 501-0
Fernwartung