Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Klimaneutralität der Landkreisverwaltung
Antrag der Fraktion FREIE WÄHLER vom 01.07.2019
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 15.07.2019 ENU/002/2019 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Die Mitglieder des Ausschusses
fassen den einstimmigen
B e s c h l u s s:
Der Ausschuss nimmt die Ausführungen zum klimaneutralen Post- und
Paketversand zustimmend zur Kenntnis.
Im Übrigen wird auf die unterschiedlichen Aktivitäten zur Reduzierung
der klimaschädlichen Gase in den Liegenschaften des Landkreises in den
einzelnen Bereichen und den Klimaschutzbericht im Herbst verwiesen.
Bezüglich
des Entwurfs des sog. „Versöhnungsgesetzes“ und der bereits vom Landrat in der
Kreistagssitzung am 28. Mai bekannt gegebenen Empfehlung der Klimaneutralität
(bis 2030) wird seitens der Verwaltung empfohlen, sowohl den Abschluss des
Gesetzgebungsverfahrens als auch die zur Umsetzung wichtigen Richtlinien
abzuwarten.
Die
bisherigen und umfangreichen Maßnahmen zur Reduzierung der Klimagase im
direkten Wirkungsfeld des Landratsamts sowie der zum Landkreis Miltenberg
gehörenden Liegenschaften (z.B. Schulen) werden auch ohne einen „neuen
Stufenplan“ konsequent in enger Abstimmung mit dem Kreistag fortgesetzt.
Im
Bereich der systematischen Energiedatenerfassung und Gebäudesteuerung:
- Aufbau
eines Energiemanagement Systems für die kreiseigenen Liegenschaften
- Erstellung
von Energieberichten mit Energiekennzahlen zur Identifizierung von
Verbesserungspotentialen
- Schwerpunktthema
Energie im Rahmen der Begehungen der Liegenschaften durch die Schulkommission
des Kreistags
-
Aufbau einer landkreisweiten
Gebäudeleittechnik zur effizienten Steuerung der technischen Anlagen in den
Landkreisschulen
Im
Bereich Wärmeversorgung der Gebäude des Landkreises:
- Abbau
von Überkapazitäten bestehender Heizungsanlagen und Ersatz von Anlagen durch
energieeffizientere Anlagen
- weitgehende
Dekarbonisierung der Wärmebereitstellung des Schulzentrums Miltenberg durch die
Nutzung der industriellen Abwärme der Firma Fripa in einem Nahwärmeverbund. Im
vergangenen Winter konnten laut dadurch deutlich über 90 Prozent des
Wärmebedarfs des Schulzentrums mit der Abwärme der FRIPA gedeckt werden.
- Vorbereitende
Planungen zur Optimierung der Wärmeversorgung des Landratsamtes in Miltenberg
- Einsatz
von Blockheizkraftwerken in der Berufsschule in Miltenberg und im
Hermann-Staudinger-Gymnasium in Erlenbach zur effizienteren Nutzung der
eingesetzten Energie, durch gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme
- Nutzung
von Biomasse durch den Einsatz von Holzhackschnitzel-Kesseln im Schulzentrum
Obernburg und Schulzentrum Elsenfeld
- Einbau
von Lüftungssystemen mit Wärmerückgewinnung zur Minimierung von Wärmeverlusten
bei den Sanierungen der Realschule in Obernburg, dem Gymnasium in Erlenbach und
dem Gymnasium in Miltenberg sowie in den sanierten Bereichen der Berufsschulen
- Optimierung
der Warmwasserversorgung in der Dreifachturnhalle in Miltenberg durch
Frischwasserstationen
- Austausch
der Lüftungsanlagen im Landratsamt Miltenberg durch energieffizientere Anlagen
mit WRG
Im
städtebaulichem Kontext:
- Vorrang
von Sanierungslösungen vor Neubauten zur Optimierung der grauen Energie (RSO,
HSG, JBG)
Energetische
Optimierung der Gebäudehüllen durch:
- Reduzierung
des spezifischen Energiebedarfs pro Kubikmeter beheiztem Raum bei sonst
gleichen Bedingungen durch Verbesserung der Kompaktheit der Gebäude im Rahmen
von Generalsanierungen, das heißt Verringerung des A/V-Verhältnisses
(Main-Limes-Realschule Obernburg, Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg)
- Dämmung
der Gebäudehüllen und der Versorgungsleitungen über den gesetzlich
vorgeschriebenen Standard hinaus (RSO, JBG, HSG, BSO)
Im
Bereich der Stromversorgung und des Stromverbrauchs:
- Bezug
von zertifiziertem Öko-Strom mit Neubauquote für Anlagen erneuerbarer Energien
für sämtliche Liegenschaften
- Nutzung
von Dachflächen für Photovoltaikanlagen (JBG, LRA, BSO)
- Die
fortlaufende Erschließung der Dachflächen für die Nutzung von Photovoltaik, um
einen großen Anteil des Strombedarfs der Gebäude direkt mit Solarstrom zu
decken
-
Die Umstellung der Beleuchtung auf
energiesparende LED-Technik (Untermainhalle, Schulcampus Hochschule MIL, RSO,
JBG, HSG)
-
Umstellung der sanitären Anlagen
auf wassersparende Techniken, Einbau von wasserlosen Urinalen
-
Optimierung der Heizsysteme durch
den Einsatz von effizienten Pumpen und das Durchführen Hydraulischer Abgleiche
der Heizungsanlagen
Im
Bereich der Mobilität:
- Reduzierung
der notwendigen KFZ-Wege durch Verlegung des Gärtnerstützpunktes nach Elsenfeld
- Einsatz
von sechs Hybrid-Fahrzeugen und zwei Elektroautos im Rahmen der bestehenden
Möglichkeiten der Elektroverkabelung, aktuell Prüfung der notwendigen
Investitionen für den Ausbau des klimaschonenden Fuhrparks
- Prüfung
des Einsatzes von Diensträdern
- Bau
und Betrieb von öffentlichem Ladepunkte an Kreisliegenschaften für E-Autos und
Pedelcs
Im
Bereich der Nutzer:
- Ökoprofit
(Landratsamt, RSM)
- Energieprojekte
für Schulen (RSM)
Zum
beantragten Einstieg in den klimaneutralen Postversand gehört der Bereich der
Beschaffung:
- Paketzustellung:
Kompensationsprogramm „GoGreen“ mit unserem Partner Deutsche Post, mit dem u.a.
erreicht werden soll, dass bis 2025 70% aller Pakete mit dem Rad oder E-Auto
zugestellt werden.
- Briefzustellung:
Kompensationsprogramm „BeBLUE“ mit unserem Partner Main-BriefLogistik,
Umstellung ab 1.8.2019
- Umstellung
des „Blickpunkt MIL“ auf ein ökologisch hochwertiges, mit dem „Blauen Engel“
zertifiziertes Papier
Nicht
näher eingegangen wird auf die Aktivitäten der Energieagentur Bayerischer
Untermain sowie auf Aktivitäten und Projekte zur Förderung des Klimaschutzes
und der Energiewende auf Landkreisebene wie z.B.
-
die Energieberatung für Bürger in
Zusammenarbeit mit dem Verbrauchservice Bayern,
-
die Energieaktionen in den Schulen
und die Teilnahme am Projekt Ökoprofit,
-
die Förderung des Ausbaus der
regenerativen Energien durch das Solarpotentialkataster,
-
die Erstellung des
Radwegekonzeptes des Landkreises Miltenberg,
-
Projekte wie Stadtradeln oder
-
den Ausbau von Bus und Bahn im
Landkreis Miltenberg und das in Konzipierung befindliche Projekt für eine
Flexibilisierung des Busangebots durch einen On-Demand-Verkehr.
-
die Initiierung des bundesweit ausgezeichneten Projekts
Walderfahren zur Förderung des Radfahrens,
-
die Mitwirkung am Gutachten des Regionalverbands
„Mobilität und Siedlung am Bayerischen Untermain“,
-
der Bau eines dritten Wertstoffhofs in Bürgstadt
zur Minimierung der Wege für die Bevölkerung und zur Erhöhung der stofflichen
Verwertung)
-
die vielfältigen Aktivitäten der Energieagentur.
Landrat
Scherf verweist auf die entsprechenden Berichte der einzelnen Bereiche sowie
den Bericht des Klimaschutzmanagers in der Herbstsitzung des Ausschusses für
Energie, Natur- und Umweltschutz.
Kreisrat
Dr. Fahn wisse, was der Landkreis an Energiesparmaßnahmen bereits gemacht habe.
Bei der Klimaneutralität gehe es aber noch einen Schritt weiter. Es werde im
Moment deutschlandweit und europaweit sehr stark diskutiert, dass der
Treibhausausstoß in Deutschland zu groß sei, pro Kopf 11,6 Tonnen. Auch in
Deutschland sei der ökologische Fußabdruck viel zu hoch. Klimaneutralität – was
heißt das? Es geht so, dass man den gesamten Energieverbrauch des Landratsamtes
und der Liegenschaften ermitteln müsse. Der sei bereits ermittelt worden. Dann
gehe es darum, den Energieverbrauch in CO² umzurechnen. Klimaneutralität heißt,
dass man versuchen müsse, diesen CO²-Verbrauch auf 0 zu reduzieren. Dies sei
ein hehres Ziel. Daher müsse man viele Maßnahmen ergreifen.
Die
Freien Wähler hätten den Antrag auch deshalb gestellt, weil das Thema diesen
Donnerstag auch in den Landtag käme. Es werde empfohlen, dass Kommunen analog
vorgehen. Natürlich könne man den Kommunen nichts vorschreiben, aber es gehe
konkret um eine Vorbildwirkung. Deswegen wäre es sinnvoll und richtig, wenn der
Landkreis mit seinen Liegenschaften analog vorgehe. Man müsse jetzt konkret
vorangehen, weil Klimaneutralität das Thema der Gegenwart sei. Es gebe schon
einige Bundesländer, die dies beschlossen hätten.
Für
die Herbstsitzung wäre es wichtig, von der Verwaltung eine Bestandsaufnahme des
aktuellen Energieverbrauchs des Landratsamtes und seiner Liegenschaften
bekomme. Danach könne man überlegen, wie man den CO²-Verbrauch reduzieren
könne. Zum klimaneutralen Postversand mit GoGreen erklärt Kreisrat Dr. Fahn,
dass auf der Post, die vom Landratsamt verschickt werde, auch immer GoGreen
stehen solle. Er verweist auf verschiedene Landkreise, die mit GoGreen
arbeiten, und dies auch dementsprechend gut vermarktet würde.
Landrat
Scherf antwortet, dass man sich beim Ziel vollkommen einig sei und die
entsprechenden Daten fänden sich in den jährlichen Energieberichten des
Landratsamtes.
Kreisrat
Dr. Fahn fordere eine Klimabilanz des Landratsamtes, die ihm für das vergangene
Jahr bereits länger vorliege. Im Herbst werde die neue Bilanz im Ausschuss
vorgelegt.
Landrat
Scherf schlägt vor, abzuwarten, wie der Bayerische Landtag die Gemeinden bei
der Umsetzung unterstützen werde.
Kein
einziger seiner Mitarbeiter habe einen halben Tag frei, um noch einmal
zusätzlich ein neues Konzept zu entwerfen. In allen Bereichen arbeite man immer
mit einer hohen Priorität daran, den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Wenn
man für einen Brief einen Cent mehr bezahle, reduziere man erst einmal nicht
den CO²-Verbrauch. Man zahle einen Cent pro Brief, um über Klimaschutzprojekte
eine Kompensationsmaßnahme zu machen. Dies mache man sogar im Landratsamt, aber
noch wichtiger sei die wirkliche Reduzierung von CO².
Als
Übergangsmaßnahme halte er grundsätzlich die Kompensationsmaßnahmen für
sinnvoll. Aber es gehe ihm wirklich um Verbräuche. Man könne keinen Gewinn
erzielen, wenn man alles noch einmal zusammenschreibe. Wenn der Freistaat
Bayern dazu ein Förderprogramm auflege, werde die Verwaltung das gerne
umsetzen.
Ansonsten
stehe noch der Prüfauftrag an, ob der Klimaschutzmanager die Umsetzung des
Radwegekonzeptes mit bewerkstelligen soll. Dies sei so ein enormes Volumen, so
dass andere Klimaobjekte liegenbleiben müssten. Aber darüber werde im Herbst
gesprochen.
Kreisrat
Dr. Fahn habe mehrfach gesagt, dass Klimaneutralität jetzt im Moment das Thema
sei. Landrat Scherf verweigere sich absolut dagegen, dass jetzt und im Moment
Klimaschutz wichtig sei. Er und die Verwaltung haben seit 2014 bei allen
Maßnahmen, egal ob Mobilität, Schulsanierung etc. den Klimaschutz priorisiert.
Klimaschutz sei nicht nur in dem Moment wichtig, wo es einige Monate lang von
den Medien gehyped werde. Man müsse langfristig und nachhaltig an diesem Thema arbeiten.
Kreisrat
Weber findet den Antrag gut, weil das Thema immer wieder angesprochen werden
müsse. Der Landkreis Miltenberg sei bereits gut unterwegs. Wenn es einzelne
Details gebe, könne man diese abfragen. Das Ziel sei, sich mit dem Thema zu
befassen. Auf diesem Weg solle es weitergehen.
Klimaneutralität
bedeute, Energie einzusparen. Man habe im Landkreis Miltenberg keine
Möglichkeit, CO² zu binden. Die Abläufe würden bei allen Projekten beachtet,
damit man diese Ziele erreiche. Der Landkreis sei gut aufgestellt. Man habe den
Bezug von Energie darauf ausgelegt. Man habe das Nahwärmenetz. Das seien alles
gute Beispiele.
Kreisrätin
Frey ist der Meinung, dass eine weitere Statistik in diesem Fall nichts bringen
würde. Man solle bei den einzelnen Maßnahmen schauen, wie der Verbrauch
reduziert werden könne.
Landrat
Scherf plädiert zum Ende der Diskussion dafür, intensiv daran weiterzuarbeiten.
Wenn der Freistaat Bayern im Herbst Anhaltspunkte für Förderprogramme gebe,
könne man mit den vorhandenen Konzepten bereits an den Start gehen.