Tagesordnungspunkt
TOP Ö 3: Förderung der Verwendung von Mehrwegwindeln
Antrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN vom 30.06.2019
Bezeichnung | Inhalt |
---|---|
Sitzung: | 15.07.2019 ENU/002/2019 |
Beschluss: | mehrheitlich beschlossen |
Abstimmung: | Nein: 1 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|
Der Ausschuss fasst bei einer
Gegenstimme den
mehrheitlichen Beschluss:
Die Verwendung von Mehrwegwindeln mit finanzieller Förderung als
Abfallvermeidungsmaßnahme soll im familienfreundlichen Landkreis Miltenberg
gefördert werden. Die Verwaltung wird beauftragt, bis zur nächsten Sitzung ein
Konzept auszuarbeiten.
Sachverhalt:
Grundsätzlich sind Abfallvermeidungsmaßnahmen unterstützenswert.
Allerdings muss die Förderung der Verwendung von Mehrwegwindeln in das
Abfallwirtschaftssystem des Landkreises Miltenberg eingepasst und mit anderen
Maßnahmen wie der kostenlosen Ausgabe von Windelsäcken koordiniert werden. Die
Verwaltung schlägt daher vor, bis zur Herbstsitzung des Ausschusses für
Energie, Natur- und Umweltschutz ein Konzept zur Förderung des Einsatzes von
Mehrwegwindeln auszuarbeiten, die damit verbundenen Kosten zu ermitteln und die
Ausgaben ggf. im Haushalt einzuplanen.
Bereits jetzt möchte man aber darauf hinweisen, dass es seitens des
Landkreises Miltenberg nicht möglich ist, bei frischgebackenen Eltern proaktiv
für die Nutzung von Mehrwegwindeln zu werben, da die erforderlichen Daten nicht
vorhanden sind.
Kreisrätin Dr. Schüßler bemerkt, dass die erforderlichen Daten dem Jugendamt
bekannt seien, da die Eltern das Willkommenspaket zugeschickt bekämen. Ihre
Idee sei, dass man diesem Paket gleich ein Anschreiben oder einen Flyer
beilegen könne. Im Moment gebe es in Bezug auf Stoffwindeln für frischgebackene
Eltern keine proaktive Aktion des Landratsamtes. Es gebe zwar ein solches
Paket, aber die Eltern müssten wissen, dass man dieses auch beantragen könne.
Sie berichtet von der Korrespondenz mit dem Mitarbeiter in der
Kommunalen Abfallwirtschaft in Aschaffenburg, die bereits seit 1997
Mehrwegwindeln bezuschussten. Der Zeitbedarf eines Mitarbeiters für einen
solchen Antrag betrage dort 10 bis 15 Minuten. 2017 habe es 116
Bezuschussungen, 2018 ca. 150 Bezuschussungen gegeben. Sie beobachteten auch,
dass es einen deutlichen Zuwachs der Anträge gebe.
Eine große Stellschraube sei ihrer Meinung, das Ganze bekanntzumachen.
Man könne z.B. Flyer im Landratsamt bzw. im Jugendamt auslegen, auch auf den
Gemeinden. Man könne bei Abholung von Windelsäcken auch einen Flyer mitgeben.
Es gebe viele Möglichkeiten, junge Eltern zu informieren.
Kreisrat Wolz teilt den Antrag nicht. Er habe mit jungen Eltern
gesprochen, wonach der Tenor ernüchternd sei. Er habe auf einer Internetseite
nachgeschaut, wie viele Gemeinden, Kommunen und Landkreise bei solch einer
Aktion mitmachen würden. Dies seien ca. 40 deutschlandweit, was nach seiner
Meinung bedeute, dass der Bedarf nicht groß sei.
Ein Problem sehe er in der Kontrolle der Umsetzung. Wenn der Antrag
gestellt werde, müsse dieser auch umgesetzt werden. Diese Umsetzung stehe noch
offen.
Kleine Änderungen, wie z.B. waschbare Unterlagen, Plastikvermeidung usw.
wären auf Dauer sicher sinnvoller und für die Umwelt genauso wichtig.
Landrat Scherf antwortet auf die Frage von Kreisrat Ullmer, dass es im
Landkreis ungefähr 1.100 Geburten gebe. Im Landkreis Aschaffenburg, der größer
sei als der Landkreis Miltenberg, hätten im letzten Jahr 124 Eltern dieses
Angebot angenommen. Wenn man dem die Größenordnung von 1.100 Geburten
entgegensetze, sei es nur ein geringer Teil der Eltern, die dieses Angebot in
Anspruch nehmen. Die Eltern müssten sich entscheiden. In dem Moment, wo sie den
Windelsack annehmen, bekommen sie hier die Förderung. Die Entscheidung zur
Förderung für Mehrwegwindeln müsste vorher fallen.
Zur Kontrolle erklärt Frau Heim, dass es die Aschaffenburger Kollegen so
handhaben, dass wenn die Rechnung vorgelegt und geprüft worden sei, gebe es bis
zu 100,00 Euro pro Jahr. Eine Verwendungskontrolle fände nicht statt, da der
Aufwand zu groß sei.
Die Frage sei, wo der Schwerpunkt gelegt werde. Alte Ökobilanzen sagten,
dass es durch weniger Abfall günstiger sei. Andere wiederum sagten, durch den
Wasserverbrauch oder gefahrene Kilometer, wenn man einen Windelservice in
Anspruch nehme, werde die Abfallvermeidung an Abwasser oder CO2 wieder dazu.
Kreisrat Ullmer sagt, wenn man Abfallvermeidung in den Vordergrund
stelle, sei die Maßnahme zu begrüßen.
Kreisrat Dr. Fahn fragt, ob es eine objektive Ökobilanz zu diesem Thema
gebe.
Landrat Scherf erklärt, dass es mehrere verschiedene Ökobilanzen gebe.
Kreisrätin Frey sagt, dass die Stoffwindeln ein schlechtes Image hätten.
Dass es aber heute andere und bessere Systeme gebe als vor 40 Jahren, es sei
eine Umgewöhnung.
Eine Option sei, mit dem Willkommenspaket des Jugendamtes für Familien
mit Neugeborenen für die Aktion Werbung zu machen, schlägt Landrat Scherf vor,
egal ob mit oder ohne Zuschuss.
Kreisrätin Dr. Schüßler erklärt, dass es zwei große Studien, eine
britische und eine australische, zu diesem Thema gebe. Beide seien um die 10
Jahre alt. Die eine Studie komme zu dem Ergebnis, dass sich ab dem 1. Kind die
Ökobilanz in etwa gleich verhalte, Stoffwindeln für das zweite Kind vorteilhaft
seien. Die zweite Studie käme zu dem Schluss, dass Stoffwindeln eine bessere
Ökobilanz hätten.
Man könne z.B. einen Trockner verwenden, der eine sehr schlechte
Effizienzklasse habe, oder man lasse die Windeln an der Luft trocknen. Es gebe
auch verschiedene Systeme, die mehr oder weniger gut zur Ökobilanz beitrügen.
Es gebe auch Stoffwindeln auch verschiedenen Materialien.
Es gehe darum, dass der Landkreis Miltenberg ein Signal setze, dass
Stoffwindeln generell eine gute Sache seien. Im Moment würde nur über die
Windelsäcke die Einsetzung von Einwegwindeln unterstützt, aber es sei nicht so,
dass man einen anderen ökologischen Ansatz unterstütze. Die Vorschläge von
Kreisrat Wolz zu weiteren Maßnahmen, wie man positiv und ressourcenschonend
arbeiten könne, könnten in einen Flyer durchaus mit aufgenommen werden.
Kreisrat Weber ist der Meinung, dass die Verwaltung das Konzept auf
jeden Fall ausarbeiten solle und im Herbst darüber entschieden werden solle.
Kreisrat Wolz hat nichts gegen die Abfallvermeidung. Er habe ein
Problem, dass man keine Kontrolle ausüben könne. Er fände es gut, eine
Stoffwindel mit in das Willkommenspaket reinzulegen. Damit habe man mit einem
Flyer geworben, habe den Eltern eine Windel zum Ausprobieren an die Hand
gegeben. Damit wäre seiner Meinung nach mehr geholfen.
Dies wäre im Falle einer Ablehnung des Beschlusses eine Alternative, so
Landrat Scherf.
Kreisrätin Schuck findet, dass junge Eltern bereits informiert seien.
Auch bereits viele Kinderkrippen würden Stoffwindeln benutzen.
Kreisrätin Dr. Schüßler merkt an, dass es eine so große Auswahl an
Stoffwindeln gebe, dass es schwer sei, die passende im Paket beizulegen.