Tagesordnungspunkt
TOP Ö 10: Region Bayerischer Untermain als Pilotregion für das 365-Euro-Ticket
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 08.07.2019 KA/002/2019 |
Beschluss: | mehrheitlich beschlossen |
Abstimmung: | Nein: 1 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der Kreisausschuss fasst bei einer Gegenstimme den
mehrheitlichen B e s c h l u s s
Die Verwaltung wird beauftragt, beim Freistaat Bayern anzuregen, im VAB-Gebiet ein 365- Euro-Jahresticket zu unterstützen bzw. das VAB-Gebiet als Pilotregion zu bestimmen.
Nach Vorliegen einer Entscheidung des Freistaates berichtet die Verwaltung über das
Ergebnis und legt ggf. weitere Berechnungen vor.
Herr Betz, Nahverkehrsbeauftragter
berichtet über die Region Bayerischer Untermain, die als Pilotregion für das
365 Euro Ticket vorgesehen sei. In
seiner Sitzung vom 06.06.2019 beschloss der Ausschuss für Umwelt und ÖPNV
desLandkreises Aschaffenburg, beim Freistaat Bayern anzuregen, im VAB-Gebiet
ein 365 Euro Jahresticket zu unterstützen bzw. das VAB-Gebiet als Pilotregion
für das vom Ministerpräsidenten beabsichtigte 365 Euro Ticket zu bestimmen.
Zweck ist die Verbesserung der Akzeptanz und die vermehrte Nutzung des
ÖPNV durch die Ausgestaltung als kostengünstige Alternative zum
Individualverkehr. Für die Überlegung, ob die Umsetzung grundsätzlich möglich
ist und welche Kosten damit einhergehen, sind verschiedene Punkte zu bedenken.
So werden etwa die Preise der Fahrkarten im Tarifverbund VAB von den
Verkehrsunternehmen festgelegt und von der Regierung von Unterfranken
genehmigt; die Preise müssen dabei grundsätzlich auskömmlich sein. Das
bedeutet, dass der Landkreis den Differenzbetrag auf die regulären
Monatskartenpreise erstatten müsste.
Eine realistische Abschätzung, mit welchen Beträgen zu rechnen wäre,
ist gegenwärtig aber nicht möglich und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Die Preise der Fahrkarten im Tarifverbund VAB werden von den
Verkehrsunternehmen festgelegt und von der Regierung von Unterfranken
genehmigt; die Preise müssen dabei grundsätzlich auskömmlich sein. Das
bedeutet, dass der Landkreis den Differenzbetrag auf die regulären
Monatskartenpreise aufstocken müsste (analog zu den Ausgleichszahlungen beim
letztjährigen Ferienticket oder bei den Sondertarifen in den Gemeinden).
Eine realistische Abschätzung, mit welchen Beträgen zu rechnen wäre,
ist gegenwärtig nicht möglich und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Aktuell erstattet der Freistaat Bayern dem Landkreis um die 60 % der
Ausgaben im Bereich des ÖPNV. Eine ähnliche Refinanzierungsquote von zuletzt
64,5% besteht bei der Schulwegekostenfreiheit für den Landkreis. Sofern der
Freistaat bereit wäre,
diese Regelung in
gleicher Höhe für
die Aufstockungsbeträge anzuwenden, würden zumindest die Kosten der
Landkreise für die rund 12.000 „Schülermonatsnetzkarten“ (beide Landkreise) für
Schüler*innen in weiterführenden Schulen unverändert bleiben.
Etwas anders ist die Situation bei Schüler*innen der Grund- und
Mittelschulen, die von den
Gemeinden
preisstufenbezogene
Monatskarten (keine Netzkarten)
erhalten. Hier würden – bei rund
4.800 Schülern (beide Landkreise und Stadt) - nach aktueller Einschätzung
Mindereinnahmen von rund 1 Mio. Euro bei den Unternehmen entstehen, die
auszugleichen wären.
Für die aus der Schulwegekostenfreiheit fallenden Schüler*innen in den
oberen Jahrgängen, für die in beruflicher Ausbildung stehenden Jugendlichen
sowie für Studenten (zusammen heute ca. 5000 Kunden pro Monat in der Region)
gibt es heute das „Ticket- Easy“ als netzweit gültiges Abonnement zum Preis von
64 Euro pro Monat. Bei einem reduzierten Preis von 30 Euro für die Monatskarte
ergäbe sich eine Ausgleichsverpflichtung in Höhe von jährlich rund 2,9
Millionen Euro.
Ausgehend von der aktuellen Zahl an Monatskarten für Berufstätige in
der Region (derzeit etwa 3.000 Stück pro Monat, teils preisstufenbezogen teils
als netzweit gültige Abos) ist mit weiteren Erlösausfällen von rund 1 Million
Euro zu rechnen. Da dieser Personenkreis wohl in erster Linie die Zielgruppe
für das reduzierte Monatsticket wäre, müsste davon ausgegangen werden, dass
hier der Ausgleichsbetrag noch deutlich höher ausfällt.
Anders sähe die Situation nur aus, wenn der Freistaat seine
Überlegungen für ein 365- Euro-Ticket im VAB-Bereich umsetzen würde. Aus Sicht
der Verwaltung sollte daher vorrangig geklärt werden, ob der Freistaat im
VAB-Gebiet, ggf. als Pilotregion, das angekündigte 365-Euro-Ticket umsetzen
will.
Gegen eine Stimme beauftragte der Kreisausschuss die Verwaltung, beim
Freistaat Bayern anzuregen, das VAB-Gebiet für das von der Staatsregierung
konzipierte 365-Euro- Jahresticket als Pilotregion zu bestimmen. Das Gebiet der
VAB wäre eine ideale Region zu dieser Idee des Aschaffenburger Landrats Ulrich
Reuter. Es wäre wichtig, dass der Freistaat neben einer Metropolregion auch
eine eher ländliche Region auswählt, so Landrat Scherf. Er sprach sich dafür
aus, beim Freistaat Interesse zu bekunden und die Bedingungen für eine
Beteiligung anzufragen.
Der Großteil der Kreisräte sprach sich dafür aus, es unbedingt zu
probieren. Die Erfahrungen des Projekts – egal ob positiv oder negativ – wären
für den Freistaat sehr wichtig. Bedenken äußerte Dr. Fahn, und verwies auf eine
Expertenanhörung des Verkehrsausschusses des Landtags in München. Ende Juni
hatten Fachleute in allen Regionen ein einfacheres Tarifsystem angemahnt. Das
365 Euro Ticket fand hingegen wenig Zustimmung. Man müsse zunächst das Angebot
ausbauen, so Herr Dr. Fahn. Dafür brauche man das Geld aus den regulären
Tickets. Er plädierte dafür, zunächst die Reaktion der Staatsregierung auf das
Ergebnis der Anhörung abzuwarten, bevor man sich als Pilotregion bewerbe.
Landrat Scherf verwies darauf, dass er inhaltlich die Zweifel
nachvollziehen könne, es aber wichtig sei, gerade als ländlicher Raum sich zu
zeigen, um bei der Konzipierung eines derartigen Versuchs Einfluss nehmen zu
können. Wenn am Ende des Tages alle Gelder wieder nur in die Ballungsräume
gehen, stehe der Bayerische Untermain als dritte bayerische Metropolregion
abseits und als Verlierer fest. Deshalb sei die Initiative von Stadt und
Landkreis Aschaffenburg gemeinsam mit dem Landkreis Miltenberg sinnvoll.