Tagesordnungspunkt
TOP Ö 8: Blühender Landkreis
Antrag der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen und ÖDP sowie Dr. Hans Jürgen Fahn (FW) sowie Jürgen Reinhard und Dietmar Fieger
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 28.05.2019 KT/002/2019 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der Kreistag nimmt die
Ausführungen zur Kenntnis.
Landrat Scherf
trägt anhand beiliegender Präsentation vor.
Der Natur- und
Artenschutz im Landkreis einen hohen Stellenwert hat, so Landrat Jens Marco
Scherf. Rund eine Stunde nahm sich der Landrat im Kreistag Zeit, dem Gremium
Antworten auf drei Anträge zu geben.
Landrat Scherf
ging zunächst auf Jürgen Reinhards Antrag, der Landrat möge sich persönlich des
Themas annehmen, die unterschiedlichen Interessensgruppen zusammenbringen und
die Flächen des Landkreises zum Erblühen bringen, ein.
Er antwortetet mit
der Feststellung, dass er 2014 den Vorsitz des Landschaftspflegeverbands
übernommen und diverse Patenschaften – unter anderem Baumklimapark Elsenfeld,
Bienenvölker am Landratsamt – übernommen habe, Schirmherr von „Action for Kitz“
sei und einen Runden Tisch zur Artenvielfalt initiiert und geleitet habe. Der
Landkreis wandele seine Flächen schrittweise natur- und artenschutzgerecht um,
belegte er mit zahlreichen Bildern – beispielsweise am Landratsamt Miltenberg
und dem Schulzentrum Elsenfeld. „Knapp 4.900 Quadratmeter Fläche wurden in
blütenreiche Flächen umgewandelt“, fasste Landrat Scherf zusammen.
Im
Landschaftspflegeverband wirkten Gruppierungen aus Land- und Forstwirtschaft,
Naturschutz und Kommunen gemeinsam, wies der Landrat auf vielfältige Aktionen
dieses Zusammenschlusses hin wie der Sicherung und Entwicklung der
Kulturlandschaft in Breitendiel, Mömlingen, Sommerau und im Fechenbachtal.
Kooperation werde
auch im Naturschutzbeirat großgeschrieben, verwies der Landrat auf dieses
Gremium an der Unteren Naturschutzbehörde, wo Fachleute aus Naturschutz,
Erholung, Landschaftspflege, Agrar und Forst sowie Jagd und Fischerei gemeinsam
Verantwortung für den Naturschutz wahrnehmen.
Eine neue
Initiative sei der Runde Tisch Artenvielfalt, so Landrat Scherf.
Zum Antrag von
Kreisrat Dietmar Fieger nach Auflistung der Flächen, auf denen sich
Landschaftspflegeverband und Landkreis um die Artenvielfalt kümmern, verwies
Landrat Scherf auf die Projektgebiete des Landschaftspflegeverbandes, die auf
der Internetseite www.lpv-miltenberg.de
aufgelistet sind und legte eine lange Liste von umgestalteten Flächen auf
Landkreisliegenschaften vor.
Als Reaktion auf
einen Antrag der Kreistagsfraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, ÖDP und
Kreisrat Hans Jürgen Fahn, die mehr über die bisherigen und geplanten
Aktivitäten zum Artenschutz wissen wollten, antwortete Landrat Scherf ebenfalls
ausführlich. Er nannte die Umsetzung eines Begrünungskonzepts für sämtliche
bepflanz bare öffentliche Flächen, die Anlage von Blühstreifen an Kreisstraßen
in Kooperation mit dem Staatlichen Bauamt, die Schaffung von Biotopverbünden
und die Vernetzung von landkreiseigenen Flächen in Ab-stimmung zwischen
Landschaftspflegeverband sowie den Behörden für Naturschutz, Land-wirtschaft,
Forst und Wasserwirtschaft, Grundstückseigentümern, Naturschutzverbänden und
Kommunen.
Auf
landkreiseigenen Flächen würden Insektenhotels und Nisthilfen errichtet, auch
achte man auf eine insektenfreundliche Mahd. Bei der Anlage von
Blühlandschaften und Baumpflanzungen kooperiere der Kreis mit den Schulen und
biete Baumpatenschaften an, dem Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten trage
man etwa mit der Anlage von Krötenschutz-tunnels im Ohrnbachtal Rechnung.
Themen wie Wanderfalken- und Uhu-Schutz sowie Fledermaus- und
Feuersalamander-Schutz stünden ebenfalls auf der Agenda. Selbstverständlich sei
der Verzicht auf Insektizid- und Herbizid Einsatz auf kreiseigenen Flächen.
Die
Landkreisschulen unterstütze man im Bereich Artenschutz durch Fortbildungen,
die Öffentlichkeit werde regelmäßig über verschiedene Kanäle über Möglichkeiten
zum Artenschutz informiert – in Medien, im Internet sowie in Ausstellungen und
Vorträgen.
Der Landrat hielt
zudem die Aktualisierung der 30 Jahre alten Biotop-Kartierung für den Landkreis
Miltenberg für dringend notwendig. Nach dem Stopp der Kartierung durch
Staats-minister Glauber habe er sich an diesen gewandet und auf die Notwendigkeit
der Kartierung hingewiesen. Als sinnvoll sieht Landrat Scherf zudem die Stelle
eines weiteren Naturschutz-wächters an. Die bisherigen Maßnahmen zum
Artenschutz gelte es fortzusetzen, sagte der Landrat, ebenso müsse man
regionale Produkte weiter fördern. Als wichtig erachtete er auch die umfassende
Öffentlichkeitsarbeit – beispielsweise für die Kommunale Abfallwirtschaft.
Landrat Scherf listete viele weitere Vorhaben auf, die allesamt dem Schutz von
Natur- und Artenvielfalt auch künftig hohen Stellenwert einräumen. Das
entspreche auch dem „Versöhnungsgesetz“, mit dem der Landtag alle
Gebietskörperschaften sowie Bürgerinnen und Bürger in die Pflicht nehmen werde.
Landrats Scherfs
Fazit: Landkreis und Landratsamt haben in verschiedenen Wirkungskreisen viel getan,
um gemeinsam mit anderen die Artenvielfalt zu erhalten und zu stabilisieren.
Kreisrat Hans
Jürgen Fahn, verdeutlichte dies: Es könne nicht sein, dass der Landtag dem
Landkreis und den Kommunen immer mehr Aufgaben zuweist ohne einen finanziellen
und personellen Ausgleich zu bieten; dies gelte insbesondere für die Untere
Naturschutzbehörde. Beispielsweise werden Biotope besser vernetzt und
Gewässerrandstreifen besser geschützt. Insgesamt soll sollen Naturschutz und
Landschaftspflege aufgewertet werden. Das Volksbegehren sieht pro Landratsamt
zwei neue Stellen vor und dazu kommen noch Wildlebensraumberater; bayernweit
sind dies 200 neue Planstellen. Leider erfüllt der Gesetzesentwurf der
Staatsregierung diese Forderungen nicht. Im Art 5a geht es um das
Landschaftspflegeprogramm oder in Art. 5 b um das Bayer.
Vertragsnaturschutzprogramm. Bezüglich der Umsetzung schreibt die
Staatsregierung „im Rahmen der bestehenden Haushaltsmittel“ oder was ganz krass
ist: Bei der Biodiversitätsberatung
(Art. 5 d) sollen u.a. zum Aufbau eines neuen Biotopverbundes solche
Personen eingesetzt werden, aber im Rahmen der bestehenden Stellen“. Mit anderen Worten: Den Landkreisen
werden neue Aufgaben zugewiesen, aber die Finanzierung wird nicht zugesichert.
Es kann auch bedeuten, dass die Landkreise diese Stellen neu schaffen müssen.
Hier müssen wir als Landkreis und möglichst alle Landkreise dagegen steuern und
die Staatsregierung dazu bringen, diese Stellen auch zu finanzieren.
Kreisrätin Nina
Schüßler dankte Jens Marco Scherf für die umfangreichen Ausführungen zum
Antrag. Die Bilanz sei absolut vorzeigbar und es sei begrüßenswert, dass den
Kreisrätinnen und Kreisräten heute eine Zusammenfassung präsentiert wurde.
Besonders erfreut sei sie über die letzten Folien der Präsentation, die
zahlreiche weitere Ideen und Pläne auflisten und zeigen, dass man noch viele
Handlungsfelder erkannt habe und angehen wolle. Des Weiteren dankte sie Landrat
Scherf ausdrücklich dafür, dass er die Initiative zur Einrichtung des runden
Tisches für Artenvielfalt im Landkreis Miltenberg ergriffen habe. Man hätte
auch vorerst „die Hände in den Schoß“ legen und weitere Vorgaben aus München
abwarten können, jedoch gäbe es auch auf Kreisebene politische Handlungskompetenz
und außerdem Ideen und engagierte Menschen, die sich für eine schnelle
Umsetzung der geplanten Maßnahmen einsetzen wollen.
Die Kreisräte Jürgen Reinhard und Dietmar
Fieger erklärten ihre Anträge für erledigt.