Tagesordnungspunkt
TOP Ö 6: Fortführung der Gesundheitsregion plus Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 09.05.2019 KA/005/2019 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Der Kreisausschuss fasst den einstimmigen
E m p f e h l u n g s
b e s c h l u s s:
Die Gesundheitsregion plus Miltenberg wird
über den 31. Dezember 2019 hinaus fortgeführt, und zwar unabhängig davon, ob
die Geschäftsstelle weiterhin vom Freistaat Bayern gefördert oder nicht
gefördert wird.
Sollte eine Weiterförderung durch den Freistaat Bayern möglich sein, ist die Weiterförderung zu beantragen.
Landrat Scherf trägt vor, dass mit Beschluss
des Kreistags vom 18. Dezember 2014 der Landkreis Miltenberg am 22. Dezember
2014 seine Aufnahme in das Modellprojekt „Gesundheitsregionen plus“ des
Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege beantragte. Dieser
Antrag wurde mit Bescheid des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit vom 18. Februar 2015 positiv beschieden und seit der
Einrichtung und Inbetriebnahme der Geschäftsstelle der Gesundheitsregion plus
am 18. Mai 2015 erhält der Landkreis Miltenberg eine zweckgebundene Förderung
für die Personal- und Sachkosten der Geschäftsstelle bis zu 70 % der
zuwendungsfähigen Ausgaben, höchstens 50.000 € pro Haushaltsjahr, derzeit
befristet bis zum 31. Dezember 2019.
Inzwischen gibt es in Bayern 50 geförderte
Gesundheitsregionen plus.
Vorbehaltlich einer positiven Beschlussfassung
des Landtags bei den Beratungen des Doppelhaushaltes 2019 / 2020 in der 20.
Kalenderwoche 2019 war seitens des Bayerischen Staatsministeriums für
Gesundheit und Pflege geplant, die 24 Gesundheitsregionen plus der ersten
Förderwelle, zu denen auch die Gesundheitsregion plus Miltenberg gehört, und
auch die neun Gesundheitsregionen plus der zweiten Förderwelle um weitere fünf
Jahre zu fördern.
Der Doppelhaushalt 2019 / 2020 des Freistaates
Bayern wurde am 16. Mai 2019 vom Landtag beschlossen und verabschiedet. Das
Ergebnis bezüglich der Fortführung der Gesundheits-regionen plus wurde am 17.
Mai 2019 bereits beim Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege
nachgefragt. Eine Antwort von dort liegt bisher noch nicht vor und wird, sollte
sie bis zur Kreistagssitzung vorliegen, dort bekanntgegeben.
Die Gesundheitsregion plus Miltenberg hat in
den vergangenen vier Jahren ein breites Themenspektrum bearbeitet und bereits
einiges aufgegriffen und auf den Weg gebracht. Dieses müsste in den nächsten
Jahren noch weiter vorangetrieben und weiterverfolgt werden. Vieles steht aber
auch noch an und müsste in den kommenden Jahren noch aufgegriffen, angepackt
und ebenfalls umgesetzt werden. Aufgrund der großen Herausforderungen durch den
demographischen Wandel, den Fachkräftemangel auch in den Gesundheits- und
Pflegeberufen sowie den ständigen Umbruch und die ständigen Veränderungen im
Gesundheitswesen und in der Pflege ist dabei für die nächsten Jahre und
Jahrzehnte von einer Daueraufgabe auszugehen, der sich Landkreis Miltenberg
weiterhin stellen und die er durch die Fortführung seiner Gesundheitsregion
plus weiterhin aktiv und positiv begleiten und mitgestalten sollte.
Zum einen ist es mit der Gesundheitsregion plus in den
vergangenen vier Jahren gelungen, ein großes und sehr engagiert arbeitendes
Gesundheitsnetzwerk aus allen relevanten Akteuren des Gesundheitswesens und der
Pflege, wie Ärzte- und Apothekerschaft, Helios-Kliniken und Krankenkassen,
Pflegekräfte und Heilmittelerbringer, Rettungsdienst, Palliativ- und
Hospiz-einrichtungen, Beratungsstellen und Anbieter von Präventionsangeboten
sowie Vertreter der Selbsthilfegruppen und andere, und der Kommunalpolitik im
Landkreis aufzubauen, welches sehr eng, intensiv und vertrauensvoll in den
Gremien der Gesundheitsregion plus, dem Gesundheits-forum und den gebildeten
drei Arbeitsgruppen, zusammenarbeitet, sich gegenseitig informiert und
gemeinsam nach Lösungen sucht und Lösungen erarbeitet. Teilnehmerinnen und
Teilnehmer an den Sitzungen und Treffen sind im Schnitt 15 bis 20 Personen.
Das Gesundheitsforum tagt zweimal jährlich im
Frühjahr und Herbst. Die beiden Arbeitsgruppen, Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung
und Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung und Prävention, treffen sich drei- bis
viermal im Jahr. Die ebenfalls gegründete Arbeitsgruppe Pflege, Palliativ- und
Hospizversorgung pausiert momentan zugunsten des im März 2017 gegründeten
PflegeNetz Landkreis Miltenberg.
Zum anderen wurden nach Priorisierung durch die
teilnehmenden Akteure bisher bereits folgende Themen / Handlungsfelder
in den Gremien der Gesundheitsregion plus bearbeitet:
In der Arbeitsgruppe Gesundheitsversorgung:
1. Erhöhung der Zahl der Kinderärzte
2. Sicherung des ärztlichen Bereitschaftsdienstes
3. Förderung der Hausarztgewinnung (àErstellung eines
umfassendes Informations-, Beratungs-, Betreuungs- und Ausbildungskonzepts für
Schüler/innen, Medizinstudierende sowie junge Ärztinnen / Ärzte mit dem Titel
„Main.Landarzt“)
Außerdem fand in diesem Bereich
·
eine Vernetzung der
Heilmittelerbringer aus dem Landkreis Miltenberg unter dem Dach der
Gesundheitsregion plus statt und wurden in diesem Bereich
·
eine
Hebammenvermittlungszentrale und ein Hebammennotfalldienst für den Landkreis
Miltenberg eingerichtet.
In der Arbeitsgruppe Gesundheitsförderung und Prävention:
1. Gesunde Lebenswelten (àBetriebliches Gesundheitsmanagement /
Betriebliche Gesundheitsförderung)
2. Kinder- und Jugendgesundheit
3. Gesundheitliche Chancengleichheit
Außerdem wurde auf der Homepage der Gesundheitsregion plus ein sogen.
„Gesundheitswegweiser“ online gestellt, der inzwischen mit allen
Gemeinde-Homepages verlinkt ist.
In der Arbeitsgruppe Pflege, Palliativ- und
Hospizversorgung:
1. Entwicklung eines nachhaltigen Konzepts und von Rahmenbedingungen gegen
den Fachkräftemangel im Pflegebereich (à Gründung des
PflegeNetz Landkreis Miltenberg)
2. Stärkung und Aufklärung der Bevölkerung und pflegenden Angehörigen über
die Angebote im Landkreis Miltenberg (àU.a. jetzt feste
und regelmäßige Hinweise in den Amtsblättern)
3. Fort- und Weiterentwicklung der Palliativ- und Hospizversorgung im
Landkreis Miltenberg (à Fortbildung für Ärzte 11/ 2016; Unterzeichnung der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland
11/2017)
Zur Zeit beschäftigen sich
·
die Arbeitsgruppe
Gesundheitsversorgung mit den Themen „Allgemeine ambulante Palliativversorgung
(AAPV)“ und „Integrierte Versorgung“ (hier speziell der digitalen Vernetzung)
·
die Arbeitsgruppe
Gesundheitsförderung und Prävention mit der Bearbeitung der Ergebnisse der
Fachtagung „Gesundheitliche Chancengleichheit im Landkreis Miltenberg“ 11/ 2018
Folgende Themen / Handlungsfelder wurden von den teilnehmenden Akteuren bereits
priorisiert und stehen zur zukünftigen Bearbeitung an:
·
Sicherstellung der
Arzneimittelversorgung durch wohnortnahe öffentliche Apotheken
·
Sicherstellung des
Rettungsdienstes und der Notfallversorgung auch in abgelegenen Gemeinden
·
Sicherstellung eines
ausreichenden Reha-Angebotes
·
Schaffung gesunder
Lebenswelten in Gemeinschaftseinrichtungen wie KiTas und Schulen
·
Seniorengesundheit
·
Frauen- und
Männergesundheit
Weitere Informationen und Details dazu wurden
jeweils in der Tagespresse veröffentlicht bzw. finden Sie auf der Homepage der
Gesundheitsregion plus unter www.gesundheitsregion-plus-miltenberg.de
Damit dies alles möglich war und auch weiterhin
gelingt, ist eine gute und funktionstüchtige Geschäftsstelle, welche die
Organisations-, Koordinations- und Netzwerkarbeiten übernimmt, die Mitglieder
im Gesundheitsforum und in den Arbeitsgruppen betreut, die Sitzungen und
Treffen vor- und nachbereitet, den Informationstransfer zwischen dem
Gesundheitsforum und den Arbeitsgruppen sowie zwischen den Arbeitsgruppen
sicherstellt, Arbeits- und Projektaufträge bedarfsweise weiter ausarbeitet,
Kontakt mit anderen Netzwerken und Stellen auf Landkreis-, Regions-, Bezirks-
und Landesebene hält sowie eine aktive und transparente Öffentlichkeitsarbeit
betreibt, von ganz wichtiger, essentieller und entscheidender Bedeutung. Ohne
eine solche Geschäftsstelle kann die Arbeit nicht erfolgreich sein und auch
nicht erfolgreich weitergeführt werden. Hier haben sich unsere bisherigen
beiden Geschäftsstellenleiterinnen, Frau Judith Seidel von Mai 2015 bis Februar
2017 und Frau Lena Ullrich seit April 2017, jeweils als Glücksfälle erwiesen.
Beide arbeiteten bzw. arbeiten äußerst engagiert und zielstrebig und tragen
damit nicht unerheblich zum bisherigen Erfolg unserer Gesundheitsregion plus
bei.
Das Gesundheitsforum der Gesundheitsregion
plus hat in seiner Sitzung am 20. März 2019 die Fortführung der
Gesundheitsregion plus für die Gesundheitsversorgung und Pflege im Landkreis
Miltenberg für äußerst wichtig und zentral und daher für unbedingt erforderlich
und notwendig gehalten.
Herr Landrat Scherf hat sich mit Schreiben vom
04. Dezember 2018 auch bereits an Frau Staatsministerin Huml mit der Bitte
gewandt, die Förderungen der Gesundheitsregionen plus über das derzeitige
Förderende am 31. Dezember 2019 hinaus fortzusetzen.
Der Kreisausschuss hat in seiner Sitzung am
09.05.2019 dem Kreistag einstimmig empfohlen, den obengenannten Beschluss zu
fassen.
Bisherige finanzielle Auswirkungen:
Jahr |
Personalkosten |
Sachkosten |
Gesamtkosten |
Erstattung LGL (absolut) |
Erstattung LGL (%) |
2015 |
36.855,20 |
7.000,00 |
43.855,20 |
31.573,91 |
72,0 |
2016 |
61.121,51 |
2.860,37 |
63.981,88 |
48.751,38 |
76,2 |
2017 |
52.176,56 |
2.772,95 |
54.949,51 |
34.781,01 |
63,3 |
2018 |
58.615,70 |
5.643,98 |
64.259,68 |
46.594,22 |
72,5 |
2019 |
|
|
|
|
|
2015 - 2018 |
208.768,97 |
18.277,30 |
227.046,27 |
161.700,52 |
71,2 |
Zukünftige finanzielle Auswirkungen:
·
Personalkosten für eine/n Geschäftsstellenleiter/in
in der Entgeltgruppe EG 11 TVöD
·
Sachkosten im Rahmen der jährlich zur Verfügung
gestellten Haushaltsmittel
Der Kreisausschuss lobt fraktionsübergreifend die Arbeit der Gesundheitsregion plus und die Geschäftsstellenleiterin Lena Ullrich. Es sei unstrittig, dass Geschäftsstelle und Gesundheitsforum erfolgreich gestartet seien, aber unbedingt weiter arbeiten müssten. Das Gremium möchte mit dem Beschluss auch ein Zeichen an Frau Ullrich senden, dass es mit der Arbeit sehr zufrieden gewesen sei und die Fachfrau mit einer Perspektive für die nächsten Jahre für den Landkreis weiterarbeiten könne.
Auf die Hausarztgewinnung angesprochen antwortet Herr Dr. Dittmeier, dass zurzeit 6,5 freie Hausarztstellen im Landkreis zu besetzen und günstig zu haben seien, es aber an Ärzten fehle. Anders sehe es bei den Kinderärzten aus, wo man weitere Stellen benötige, aber die Niederlassungsbeschränkung greife. Es sei traurig, dass hier noch mit Zahlen aus den 90er Jahren hantiert würde. Junge Kinderärzte wären auch im Landkreis genügend vorhanden.
Auf die Forderung, dass man beim Freistaat Bayern einer Weiterförderung Nachdruck verleihen solle, antwortet Landrat Scherf, dass er sich an Staatsministerin Huml gewandt hätte. Der entsprechende Antrag sei von ihr bereits befürwortet. Sicherheit habe man aber erst, wenn der Landtag in seinen Haushaltsberatungen die Mittel freigebe.