Tagesordnungspunkt

TOP Ö 11: JaS Mittelschule Elsenfeld

BezeichnungInhalt
Sitzung:30.04.2018   JHA/001/2018 
Beschluss:einstimmig beschlossen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses fassen den einstimmigen

 

B e s c h l u s s:

 

 

Der Landkreis Miltenberg erkennt den Bedarf für eine Vollzeitstelle „Jugendsozialarbeit an Schulen“ an der Mittelschule Elsenfeld an und beauftragt die Verwaltung, die Stelle zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu besetzen.

 


Herr Adams trägt vor, dass der Haupt- und Finanzausschuss des Marktes Elsenfeld in seiner Sitzung vom 28.02.2018 einer möglichen Stundenerhöhung der JaS-Stelle auf 39,5 Stunden / Woche zugestimmt hat und die erforderlichen finanziellen Mittel dafür bereitstellt.

 

Der Markt Elsenfeld hat daraufhin beim Landratsamt Miltenberg am 09.03.2018 für die Mittelschule Elsenfeld eine Vollzeitstelle „Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS)“ beantragt.

Die Marktgemeinde bezieht sich dabei auf den Jugendhilfeausschuss-Beschluss vom 13.11.2017 zur bedarfsgerechten Ausstattung von Schulen mit JaS, der die Möglichkeit vorsieht, Schulen mit mehr als 250 Schüler*innen und bei einem durch den Jugendhilfeausschuss bestätigten Mehrbedarf mit bis zu einer Vollzeitstelle JaS auszustatten.

 

Zurzeit ist die Schule mit einer geförderten 0,5-Stelle JaS ausgestattet. Zusätzlich finanziert die Gemeinde Elsenfeld weitere 10 Stunden / Woche alleine.

Im aktuellen Schuljahr besuchen mehr als 250 Schüler*innen die Mittelschule Elsenfeld.

 

Die Begründungen der Schule für den Mehrbedarf sind:

 

·         Durch die Tatsache, dass die Schule aus den Schulhäusern Rück und Elsenfeld besteht, muss sich die Arbeitszeit der JaS auf die beiden Schulhäuser verteilen.

·         Die hohe Schülerzahl (größte Mittelschule im Landkreis) verursacht viele Anfragen und Aufträge für die JaS, die in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht zu schaffen sind. Eine Priorisierung der Arbeit hat zur Folge, dass sich die JaS- Fachkraft vorrangig um zeitintensive und komplizierte Fälle kümmern muss. Projektarbeit in Kleingruppen oder Klassen ist kaum möglich. Viele Anfragen von Lehrern, Eltern und Schülern können nicht bearbeitet werden.

·         Die Zahl der Kinder mit sozial-emotionalen Problemen, mit Integrationsbedarf, aus stark belasteten Familien, in persönlichen und psychischen Krisen habe in den letzten Jahren stark zugenommen.

·         Die Zahl der Kinder in therapeutischer Behandlung habe stark zugenommen und bedürfe auch einer entsprechenden Begleitung an der Schule.

·         Lange Wartezeiten bei Therapeuten, Überlastung des ASD und Bearbeitung bzw. Hilfe nur in akuten Notfällen belassen viele Probleme, deren Symptome und Folgen an der Schule.

 

Das Förderprogramm „Jugendsozialarbeit an Schulen“ definiert eine Vollzeitstelle als „Regelbedarf“.

Es ist geplant, die Vollzeitstelle auf zwei Teilzeitstellen mit je 0,5 Anteilen einer Vollzeitstelle zu besetzen und so beide Schulhäuser in den „Kernzeiten“ mit JaS abzudecken.

Die staatliche Förderung erhöht sich entsprechend. Die Kostenteilung geschieht analog der „Grundversorgung“.

 

 

Herr Frankenberger, Rektor der Georg-Keimel-Mittelschule Elsenfeld, sagt, dass der Landkreis Miltenberg und der Jugendhilfe bereits vor einigen Jahren die JaS quasi unter ihre Fittiche genommen hätten. Sie in der Schulpraxis seien sehr dankbar dafür, nicht nur wegen des finanziellen Anteils, den der Landkreis übernehme, sondern auch wegen der Organisation, die im Jugendamt angesiedelt sei. Die ganzen Schulfamilien seien sehr dankbar, dass der Landkreis Vorreiterrolle in Bayern übernommen habe. Genauso dankbar sei man, die Möglichkeit zu bekommen, die Arbeit der JaS aufzustocken.

Seit dem Schuljahr 2011/2012, wo der Landkreis Miltenberg dieses Projekt übernommen habe, habe sich einiges getan. Elsenfeld sei ein ganz besonderer Fall. Die eben dargestellten Fälle von Herr Adams habe man an der Mittelschule Elsenfeld konzentriert. Man habe alles, vom Lügen über Gewaltanwendung bis hin zum Suizidfall. Das Jugendamt könne sicher bestätigen, dass Elsenfeld ein ganz besonderes Pflaster sei, was die Notwendigkeit von Intervention und Prävention betreffe. Auch der Markt Elsenfeld reagiere nun darauf, indem eine Jugendpflegerin angestellt worden sei, die für Angebote sorge, ihm an der Schule aber keine Arbeit abnehme. Die Spitzen dieser Vorfälle gebe es an jeder Schule. Was an Elsenfeld jedoch außergewöhnlich sei, sei die Anzahl der Fälle, die die Schulfamilie auf Trab halte und sowohl die Schulleitung als auch die Lehrkräfte belaste.

Die Mittelschule habe zwei Schulhäuser. Im Schulhaus in Rück sei die 5. und 6. Jahrgangsstufe untergebracht, im anderen Schulhaus die 7. bis 10. Jahrgangsstufe. Inzwischen könne man nicht mehr sagen, dass die „Kleinen“ der 5. und 6. Jahrgangsstufen unbelastet in die Schule kämen, sondern sie brächten zum großen Teil schon Probleme mit wie z.B. familiäre Probleme, aber auch Verhaltensauffälligkeiten. Der Anteil der Schüler mit sozial-emotionalem Bedarf und mit Auffälligkeiten steige ständig an. Die Nähe des Schulzentrums mit Realschule und Gymnasium übe auch eine Sogwirkung aus. Die Kinder, die in der Mittelschule landeten, hätten alle schon ihre Bürde zu tragen. Es seien Schwierigkeiten da, weshalb die Schüler in der Mittelschule seien und nicht zur Realschule wechselten. Die sozio-kulturellen Spannungen hätten deutlich zugenommen. Man habe in den Regelklassen einen Migrantenanteil von 66 Prozent. Im M-Zug sei der Anteil bisher sehr niedrig, aber hier habe sich auch eine deutliche Steigerung auf 34 Prozent Migrationsanteil stattgefunden. Herr Frankenberger wolle damit nicht sagen, dass die Probleme nur von den Migranten kämen, das habe damit nichts zu tun. Auch die Kinder aus „deutschstämmigen“ Familien brächten ihre Probleme mit sich. Die Anzahl der Alleinerziehenden steige, die Anzahl der Kinder, die bereits jetzt in privater psychiatrischer Behandlung seien, nehme auch ständig zu. Es gebe auch Migranten durch Flüchtlinge an der Schule. Die Georg-Keimel-Mittelschule sei auch für die Schule in Himmelthal zuständig und auch für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die im Berufsbildungszentrum untergebracht seien, seien bei ihnen schulpflichtig. Aber das seien nicht die Hauptprobleme, mit der die Jugendsozialarbeit zu kämpfen habe.

Es gebe die zwei Schulhäuser, deshalb wäre es für die Schule ein großer Vorteil, durch die Ganztagsstelle in Aufteilung auf zwei Personen beide Schulhäuser an jedem Schultag betreuen zu können.

Die außerschulischen Konflikte spielten immer häufiger auch in den Schulalltag hinein. Die Jugendsozialarbeiterin der Schule betreue auch Fälle, die am Wochenende und in den Ferien in der Familie oder unter Freunden entstünden. Immer mehr würden diese Vorfälle auch durch die Nutzung der sozialen Netzwerke angebahnt. What´s App & Co. hätten der Schule keinen Gefallen getan. Die Nutzungsbedingungen würden von den Eltern oft nicht eingehalten, da sie oft nicht erkennen würden, welche Problematik sich damit anbahne. Die Schule habe es dann auszubaden.

 

Die Kinder und Jugendpsychiater am Untermain seien ausgelastet. Wenn man Eltern empfehle, ihr Kind bitte untersuchen zu lassen oder in Behandlung zu geben, dann seien die Wartezeiten enorm lang. Der ASD vom Jugendamt Miltenberg sei voll und ganz ausgelastet, so dass auch hier Unterstützung nur in gravierenden Notfällen möglich sei. Im Moment arbeite er auch mit der Erziehungsberatungsstelle zusammen. Ein ganz besonders gravierender Fall momentan, eine „Bande“ von 10 Jungs der 7. Jahrgangsstufe, die nicht mehr ohne weiteres beschulbar seien, würden im Moment von der Erziehungsberatungsstelle etwas mitbetreut und er hoffe, auf diesem Weg zu Rande zu kommen. Auch die Kontaktaufnahme zu Herrn Wotzel, dem Polizeiverbindungsbeamten der Polizeiinspektion Obernburg, sei sehr intensiv. Wenn Herr Wotzel allerdings alle zwei Wochen einen Vormittag bei ihm an der Schule verbringe, dann höre die Freundschaft irgendwann einmal auf. Dies sei nicht Sinn und Zweck.

Deswegen bittet Herr Frankenberger das Gremium ganz herzlich, dem Antrag des Marktes Elsenfeld zuzustimmen, um diese Probleme intensiver bearbeiten zu können, und vor allem auch die Prävention wieder in den Vordergrund zu stellen, nicht nur die akute Notfallarbeit.

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