Tagesordnungspunkt
TOP Ö 8: Förderungsende Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte und Sozialraumplanung
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 23.04.2018 KA/002/2018 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Frau Seidel trägt den Sachverhalt wie folgt
vor:
1.
Integrierte
Sozialplanung
In
der Sitzung vom 07.09.2015 hat der Kreistag beschlossen, Herrn Gerald Hodapp
zum 01.10.2015 als Fachkraft für integrierte Sozialplanung einzustellen. Für
die Erarbeitung des integrierten Handlungskonzepts wurden Personalkosten von
insgesamt 70.000 Euro gefördert, die Förderung war befristet bis zum
30.09.2017. Der Integrierte Sozialplaner wurde befristet bis zum 30.09.2018
eingestellt, da Bearbeitung der Teilbereiche Bildungsregion,
Jugendhilfeplanung, Seniorenpolitisches Gesamtkonzept, Sozialraumanalyse und
die Zusammenfassung zu einem Gesamtkonzept mit drei Jahren veranschlagt wurde.
Hr. Hodapp war in der Anfangszeit seiner Tätigkeit als Integrierter
Sozialplaner des Landkreises Miltenberg maßgeblich an der Erstellung der
erfolgreichen Bewerbung des Landkreises zur „Bildungsregion in Bayern“ beteiligt. Er nahm an den
Arbeitskreissitzungen und Dialogforen teil.
Im Tätigkeitsbereich „Menschen
mit Migrationshintergrund“ war Hr. Hodapp als Koordinator des „Runden
Tisches zur Frage der Beschulung und beruflichen Integration von Flüchtlingen“
für die Zusammenführung von Daten und Weiterleitung von Informationen zuständig
und fungierte als Schriftführer. Zudem nahm er an den Sitzungen des
Integrationsbeirats teil.
Im Rahmen des Tätigkeitsbereichs „Vergleichsring
Integration der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement
(KGSt)“ nahm der Integrierte Sozialplaner an den Sitzungen und dem
interkommunalen Austausch über Bundesländergrenzen teil. Im Abschlussbericht
werden die gemeinsam erarbeiteten Faktoren für ein erfolgreiches
Integrationsmanagement aufgeführt und Möglichkeiten für ein datenbasiertes
Integrationsmanagement eröffnet. Die Ergebnisse wurden der
Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte zur Verfügung gestellt.
Im Bereich Jugendhilfeplanung
begann die Fachkraft mit dem Aufbau einer empirischen Datenbasis auf Grundlage
der JuBB-Daten aus den Geschäftsberichten des Jugendamtes und zum Teil
zusätzlich beschaffter Daten. Aus den 75 Handlungsempfehlungen in den
Teilplänen der Jugendhilfeplanung wurde eine Synapse erstellt sowie das neue
Konzept der Jugendhilfeplanung im Landkreis Miltenberg auf den Weg gebracht.
Diese dynamische und bedarfsorientierte Jugendhilfeplanung wurde von Hr. Hodapp
in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom 04.05.2016 präsentiert und von
den Mitgliedern beschlossen. In der Folge nahm der Sozialplaner an den
Sitzungen und Klausurtagungen des begleitenden und beratenden Ausschusses teil.
Im Bereich der Allgemeinen
Sozialplanung begann Hr. Hodapp mit dem Aufbau und der Durchführung eines
Sozialmonitorings. Für die zu erstellende Sozialraumanalyse erarbeitete Hr.
Hodapp eine umfassende Indikatoren-Liste mit der Jugendhilfeplanung (3
Gesamtindikatoren mit 18 Teilindikatoren und weiteren Einzelindikatoren). Er
übernahm die Ausschreibung, Angebotseinholung und Bewertung der eingehenden
Angebote verschiedener Institute vor. Daten für eine Pendleranalyse wurden von
ihm eingekauft und die Analyse erstellt. Mit den Bereichen „Bildungsmanagement
und Bildungsmonitoring“ sowie „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“
besteht eine enge Kooperation.
Im Tätigkeitsbereich „Ältere
Menschen“ und „Menschen mit
Behinderung“ war die Fachkraft Mitglied der Steuerungsgruppe „Evaluation
und Fortschreibung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzeptes sowie
Pflegebedarfsplanung“. Dieses wird zukünftig erweitert mit einem
Integrationskonzept für Menschen mit Behinderung. Auch für diesen Teilbereich
wurden von Hr. Hodapp Indikatoren erarbeitet. Des Weiteren erfolgte die
Neukonzeption der Fragebögen für das neu zu erstellende Seniorenpolitische
Gesamtkonzept in enger Zusammenarbeit mit der Steuerungsgruppe. Zur Auswertung
der Fragebogen wurde die Kooperation mit einer Hochschule erfolgreich
angebahnt.
Durch die
Tätigkeit von der Fachkraft für Integrierte Sozialplanung wurde eine fundierte
Basis für die Erstellung der Teilpläne Jugendhilfeplanung, „Seniorenpolitisches
Gesamtkonzept und Pflegebedarfsplanung sowie Integration geschaffen. Da die
Datenbeschaffung und Auswertungen, deren Bearbeitung bzw. Erstellung im Haus zu
unwirtschaftlich gewesen wäre, wurde eine gute Marktübersicht geschaffen und
entsprechende Aufträge konnten vergeben werden. Der Landkreis ist somit in die
Lage versetzt, die Erstellung der Teilpläne erfolgreich zu Ende zu führen und diese
– wo erforderlich – zu vernetzen. Eine Weiterführung der Stelle der
Integrierten Sozialplanung wird daher als nicht erforderlich erachtet.
2.
Bildungskoordination für Neuzugewanderte
Die
Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte Fr. Heidrun Zeug hat am 10.10.2016
ihre Stelle im Landratsamt angetreten. Der Förderzeitraum endet am 9.10.2018.
Von der Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte wurden erfolgreich
verschiedene Projekte und Maßnahmen durchgeführt.
Bildungsangebote
in Berufsintegrationsklassen
Die
Bildungskoordinatorin leitete im Januar und Oktober 2017
Koordinierungssitzungen zur Beschulung Geflüchteter in den
Berufsintegrationsklassen (BIK) an den beiden Berufsschulstandorten. Sie
übernahm die datenbasierte Zusteuerung für die im Februar und September 2017
neu startenden BIK. Hierbei führte sie Daten des Sozialamts, des Jobcenters,
der Arbeitsagentur und der Asylsozialberatung zusammen, damit Zugewanderte von
16-21 Jahren zum Einstufungstest angeschrieben werden konnten. Somit wurde
ein standardisiertes Verfahren eingeführt und die Ansprache aller potentiellen
Schüler*innen sichergestellt. Zudem wurde die Einführung der Sprachprüfung
„Deutschtest für Zugewanderte“ für Absolventen der BIK erwirkt. So können
Ausbildungsbetriebe das Deutschniveau der Bewerber und die sprachliche
Ausbildungsreife besser einschätzen.
Durchführung
einer Veranstaltungsreihe als Pilotmaßnahme
Die
Bildungskoordinatorin entwickelte ein Konzept für die Veranstaltungsreihe „Mein
Weg in Deutschland“, um die Beratungslücke für Neuzugewanderte im Landkreis zu
schließen. In acht Veranstaltungen informierten Referenten Zugewanderte zu den
Themen:
1. Duales Ausbildungssystem
2. Karriere an einer dualen Hochschule
3. Studium in Deutschland
4. Anerkennung ausländischer Abschlüsse
5. Die Wirtschaftsregion Bayerischer Untermain
6. Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt für
Frauen
7. Das Berufsfeld Gesundheits-, Kranken- und
Altenpflege
8. Existenzgründung - was bedeutet
Selbständigkeit in Deutschland
Aufbau
einer kommunalen Wegweiser-Webseite
Um bestehende
Bildungsangebote transparenter zu machen, empfahl die Bildungskoordinatorin
eine Webseite zu erstellen, um Bildungs- und Beratungsinformationen gebündelt
zu präsentieren. Die Inhalte der Webseite wurden konzipiert, eine sinnvolle
Struktur der Darstellung entwickelt und eine Strategie zum Webseitenstart
erarbeitet. Zugewanderte, Multiplikatoren und Ehrenamtliche sollen die Webseite
nutzen, deren Inhalte auch mehrsprachig dargestellt werden. Die Website gibt
für Neuzugewanderte Orientierung zu Bildungsangeboten und wichtigen
Ansprechpartnern der Integration. Die Webeseite geht in der KW 17 online.
Aufbau
landkreisweiter Kompetenzerhebungsverfahren
Fr. Zeug
initiierte die die Arbeitsgruppe „Kompetenzdialog“ und führte erste Treffen
durch. Die Arbeitsagentur, das IQ Netzwerk, die Berufsschule und die IHK
präsentierten Kompetenzerhebungsmethoden wie MySkills, Kombilaufbahnberatung,
BIK-Einstufungstest und CheckWork. Gemeinsam wurde beschlossen, den
Kompetenzdialog 2018 fortzuführen, um geeignete Kompetenzerhebungsverfahren für
Zugewanderte im Integrationsprozess zu erarbeiten. Dieses partizipative
Dialogverfahren soll die relevanten Akteure miteinander vernetzen und ein
interdisziplinäres Vorgehen hinsichtlich Kompetenzerhebungsmaßnahmen fördern.
Somit wurden von Fr. Zeug wesentliche Projekte initiiert und Maßnahmen
erfolgreich durchgeführt. Die im Bereich der Bildungskoordination für
Neuzugewanderte tätigen Akteure wie Agentur für Arbeit, Jobcenter, Sozialamt,
Berufsschulen, Jugendamt, Kammern und Bildungsträger sowie Wohlfahrtsverbände
wurden erfolgreich vernetzt und Synergien geschaffen. Die Angebote für
Neuzugewanderte werden von den Akteuren weitergeführt und optimiert.
Vorsorglich
wurden von Fr. Zeug in Absprache mit dem Büro des Landrats zwei nicht bindende
Anträge zur Weiterförderung gestellt:
- Zum einen beim Bildungsministerium für
Bildung und Forschung der Weiterförderungsantrag für die bestehende
Förderung, die im Falle der Bewilligung bis Oktober 2020 laufen wird und
für die außer den Sachkosten keine Eigenmittel erforderlich sind.
- Zum anderen handelt es sich um einen
Antrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für die Position einer
Integrationsreferentin. Auch diese Förderung würde bis Oktober 2020
laufen. Hierfür sind Eigenmittel in Höhe von 38.000 Euro erforderlich.
Schwerpunkte der Tätigkeit der Integrationsreferentin wären - Der Aufbau eines kommunalen Netzwerks
Integration im Landkreis Miltenberg
- Die Entwicklung eines Integrationsplans
für den Landkreis Miltenberg
- Die Förderung der Integration unter den
Landkreisbewohnern und
Die Verankerung des Integrationsmanagements in der Landkreisverwaltung.
Herr Oettinger bittet darum, dass dem Kreisausschuss nach Ablauf eines
Jahres ein Bericht zu den gesamten Hilfsmaßnahmen vorgestellt wird, aus dem
hervorgeht, wie viele Hilfesuchende die Maßnahmen tatsächlich wahrgenommen
haben.
Frau Seidel antwortet, dass sie sich darum kümmere, wie die Verwaltung
dies für die Bereiche Bildungsmonitoring und Bildungskoordination für
Neuzugewanderte dem Kreisausschuss vorlegen kann.
Herr Linduschka möchte wissen, ob die Folge des Empfehlungsbeschlusses
sei, dass die Anträge zur Weiterförderung nicht gestellt werden.
Landrat Scherf antwortet, dass die bereits gestellten Anträge dann
zurückgezogen würden.
Herr Linduschka stellt infrage, ob es sinnvoll ist, diese Anträge
zurück zu ziehen. Die beiden Stellen wären seiner Ansicht nach gut tragbar und
er würde nicht dafür stimmen, die Förderungsanträge zurück zu ziehen, da die
Integrationsarbeit und die Unterstützung der Ehrenamtlichen wichtig sei.
Landrat Scherf antwortet, dass bereits eine staatliche Förderung für
den Bereich der Integrationsarbeit für Flüchtlinge und ehrenamtliche
Helferkreise vorhanden sei. Da die Asylsozialberatung beim Caritas-Kreisverband
angesiedelt sei, wurde im Ausschuss für Bildung, Kultur und Soziales jedoch
beschlossen, diese Förderung an den Caritas Kreisverband weiterzuleiten. Dafür
übernehme der Caritas Kreisverband auch die Koordination und Unterstützung der
ehrenamtlichen Helferkreise. Inhaberin der entsprechenden Stelle beim
Caritas-Kreisverband sei Frau Angelika Spalek.
Ergänzend zur Asylsozialberatung für die Flüchtlinge wird die
Migrationsberatung durch den Kreisverband des BRK angeboten.
Die tatsächliche Integrationsarbeit werde vor Ort in den Gemeinden
geleistet, unterstützt durch einen 2015 im Landratsamt geschaffenen offenen
Integrationsbeirat.
Frau Seidel ergänzt, dass für beide Anträge noch keine Entscheidung
vorliege.
Landrat Scherf fügt hinzu, dass die Antworten zu den Förderanträgen,
sobald diese da sind, im nächstmöglichen Kreisausschuss berichtet werden.
Seit 3 Jahren gebe es im Landratsamt einen informellen
Integrationsbeirat, wo Vernetzungsarbeit geleistet werde. Wenn der Wunsch dazu
mehrheitlich bestehe, könne in der entsprechenden Kreisausschusssitzung durch
Herrn Rosel auch vorgestellt werden, welche Integrationsleistungen bereits über
den Integrationsbeirat getätigt wurden.
Dr. Fahn ist ebenfalls der Meinung, dass der Förderantrag beim BAMF für
die Integrationsbeauftragte weitergeführt werden soll.
Aufgrund der Aussagen von Herrn Linduschka und Herrn Dr. Fahn, sieht
Landrat Scherf die Weiterführung des Förderantrags als Antrag der
Kreisausschussmitglieder.
Somit bittet er durch Handzeichen um Beschlussfassung zum gestellten
Antrag, dass die Verwaltung im nächsten Kreisausschuss über die Möglichkeit der
Schaffung einer geförderten Position einer Integrationsreferentin mit einer
entsprechenden Tätigkeitsbeschreibung informieren wird.
Der Antrag wurde mit acht
Stimmen mehrheitlich abgelehnt.
Der Kreisausschuss empfiehlt dem Kreistag einstimmig, die Stelle des Integrierten Sozialplaners und die Stelle der Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte nicht zu verlängern, da die wesentlichen Aufgaben und Maßnahmen erfolgreich abgeschlossen bzw. in die Wege geleitet wurden.