Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Schulbauprogramm - aktueller Maßnahmenstand (baulich) bei HSG und JBG

BezeichnungInhalt
Sitzung:12.03.2018   BAUV/001/2018 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Wosnik berichtet zu den aktuellen Maßnahmen bei HSG und JBG:

 

Hermann-Staudinger-Gymnasium Erlenbach

 

Termine:

Die Baustelle befindet sich im Zeitplan. Die Fassade ist mit fast allen Fensterelementen nahezu geschlossen, was sich sehr günstig auf den Fortgang der Innenarbeiten auswirkt. Die Rohmontagen der Haustechnikgewerke sind weit fortgeschritten, so dass die Trockenbauer in vielen Bereichen bereits die Unterkonstruktionen montieren konnten. Auch die Innenputzfirma hat kürzlich die Arbeit an der Baustelle aufgenommen und den Haftgrund für den späteren Putz auf Mauerwerkswände aufgebracht.

 

In Kürze beginnt die Fassadenbaufirma mit der Montage der Unterkonstruktionen für die Vorhangfassade.

 

Qualitäten:

Es fanden keine planerischen Änderungen mit Auswirkungen auf den Qualitätsstandard seit der letzten Ausschusssitzung statt.

 

 

Johannes-Butzbach-Gymnasium Miltenberg

 

Termine:

In der letzten Sitzung des Ausschusses für Bau und Verkehr Anfang Dezember wurde dem Gremium bereits mitgeteilt, dass der Bauabschnitt 2 noch vor Beginn der Sommerferien 2018 fertiggestellt werden soll. Als Zwischenziel bzw. Teilfertigstellung ist ebenfalls geplant, die Schüler-WC-Anlagen im Erdgeschoss und Obergeschoss bis zum Ende der Osterferien wieder in Betrieb zu nehmen.

Zurzeit arbeiten die Firmen der Haustechnikgewerke mit Hochdruck an deren Fertigstellung für die nachfolgenden Ausbaugewerke. Speziell die Firmen für Trockenbau-, Maler- und Putzarbeiten, die die Wand- und Deckenbereiche schließen müssen, sind hier gefordert.

 

Für die Haustechnikgewerke kann man folgenden Stand festhalten:

Beim Gewerk Heizung sind mittlerweile ca. 80% der Arbeiten erledigt; die Arbeiten liegen im Terminplan und es wurden keine Änderungen zum FAG-Antrag hinsichtlich Qualitäten vorgenommen.

Die vorgezogene Maßnahme Erneuerung Heizungsverteiler ist abgeschlossen. Die Rohrmontage im Gebäude ist bis auf einige Heizkörperanschlüsse größtenteils fertiggestellt.

Beim Gewerk Lüftung liegt der Baustellenstand bei ca. 90%. Die Arbeiten liegen ebenfalls im Terminplan und es wurden gegenüber dem FAG-Antrag keine Änderungen hinsichtlich Qualitäten vorgenommen. Die Rohmontage ist abgeschlossen und als letzte Maßnahme steht die Fertigmontage mit der Inbetriebnahme noch aus.

Beim Gewerk Sanitär ist der Baustellenstand bei ca. 85%. Die Arbeiten liegen auch im Terminplan und hier ist ebenfalls die Rohinstallation größtenteils fertiggestellt. Als nächste Arbeiten steht die Fertigmontage mit der Inbetriebnahme an.

 

Mit der Vergabe der heute im nichtöffentlichen Teil anstehenden Ausbaugewerke ist der letzte größere Ausschreibungsblock für den BA 2 abgeschlossen. Für die Fertigstellung werden dann lediglich noch die Ausstattung (lose Möblierung) und die Bauendreinigung als Abschluss des Bauabschnittes ausgeschrieben.

 

Kosten:

Die Kostensituation hat sich gegenüber der letzten Ausschusssitzung nicht wesentlich verändert.

 

Qualitäten:

Die Qualitäten haben sich nach der letzten Ausschusssitzung nicht geändert.

 

 

BNB-Evaluierung:

Bereits mehrfach wurde an dieser Stelle auf die „Prüfung der grundsätzlichen Erreichbarkeit einer BNB_UN-Zertifizierung“ zu beiden Schulbauprojekten JBG Miltenberg und HSG Erlenbach eingegangen.

 

Ende 2017 ist im UB5 die vom IB B+P erstellte Dokumentation zur grundsätzlichen Erreichbarkeit eingegangen. Sie enthält ein Vorgehensmodell mit methodischen Bausteinen, das auch für beliebige Bauvorhaben - mit oder ohne Zertifizierung - im Rahmen einer sinngemäßen Anwendung Nachhaltigkeitsforderungen im gesamten Planungs- und Baugeschehen konsequent unterstützen kann.

 

Die Erstfassung des BNB_UN_2017 Bewertungssystem für die Sanierung von Unterrichtsgebäuden wurde nach Abschluss eines umfangreichen ZukunftBAU-Forschungsprojekts erst im Dezember 2017 zur Verfügung gestellt. Die bis dahin verfügbare Grundlage für die Projektbegleitungen in den beiden parallel durchgeführten Sanierungsprojekten HSG und JBG (beginnend mit dem VOF-Verfahren 2013) erfolgte auf der Grundlage des 2013 veröffentlichten BNB-Systems für Neubauvorhaben von Unterrichtsbauten (BNB_UN). Diese Grundlage erwies sich für die gesamte Bearbeitung als ausreichend detailliert, um innerhalb der Freiheitsgrade einer sinngemäßen Anwendung belastbare Bewertungsergebnisse zu erzielen.

 

Grundregeln einer sinngemäßen Anwendung

 

§  Weitgehende Orientierung an einer verfügbaren BNB-Systemvariante oder an einer eingeführten ähnlichen Systemvariante.

§  Die im konkreten Bauvorhaben ausgewählten bzw. angepassten Kriterien und Bewertungsmethoden sind auch formal für den konkreten Einzelfall zu übertragen.

§  Überprüfung, welche der im BNB festgelegten Nachhaltigkeitskriterien unverändert oder mit Anpassungen und Auslegungen umgesetzt werden. Hierbei ist vom Grundsatz auszugehen, die in den BNB-Steckbriefen enthaltenen Schutzziele in einer möglichst hohen Qualität umzusetzen.

§  Vollständig neue Nachhaltigkeitskriterien, die nicht im BNB enthalten sind, aber in der spezifischen Baumaßnahme adressiert werden, können zusätzlich dokumentiert werden.

§  Bei sinngemäßer Anwendung des BNB ohne Zertifizierung ist mindestens eine Kriterienanzahl mit 50% Gewichtungsanteil je Hauptkriteriengruppe zu berücksichtigen.

 

Basis der sinngemäßen Anwendung des BNB-Systems sind die Kriterienmodule des BNB_UN-Systems, das seit 2013 für Neubauvorhaben von Unterrichtsgebäuden verfügbar ist. Da es sich bei den Schulsanierungen aber ausschließlich um Bestandsobjekte handelt, wurden die Anforderungen dieses Systems nur zur Orientierung verwendet.

 

Für die mögliche Erreichbarkeit einer BNB-Zertifizierungsstufe hat das Landratsamt von Anfang an einen realen Zertifizierungsprozess angedacht. Vielmehr dient die gesamte am BNB_UN System ausgerichtete Vorgehensweise der methodischen Unterstützung der Planungsprozesse und des Projektmanagements.

 

Die fünf Hauptkriteriengruppen des BNB-Systems sind deckungsgleich mit dem 2008 eingeführten DGNB-System. Sie haben sich seitdem in zahlreichen Evaluierungen bewährt. Das gilt uneingeschränkt auch für die begleiteten Schulprojekte des Landkreises Miltenberg.

 

Besonders wichtig war dem Landkreis ein Schwerpunkt in Hinblick auf die angestrebten Nutzungsqualitäten (sozialer Aspekte).

 

Dies umfasst:

  • Thermischer Komfort im Winter und Sommer (Raumtemperatur, Zugluft, Wärmestrahlung)
  • Innenraumhygiene (CO2-Messungen, Vermeidung von Schadstoffemissionen aus Bauteilschichten wie VOC, Formaldehyd)
  • Raumluftqualität
  • Akustischer Komfort (Nachhallzeiten)
  • Visueller Komfort (Tageslicht- u. Kunstlichtqualität, Sichtverbindung nach Außen, Blendfreiheit, Sonnenschutz, Farbwiedergabe, Lichtverteilung, Tageslichtverfügbarkeit Unterrichtsräume und Gesamtgebäude, Steuerung des Tageslichts)
  • Einflussnahme des Nutzers auf Raumtemperaturen, Lüftung, Sonnen- und Blendschutz, Steuerung des Kunstlichts bei gleichzeitiger Bedienfreundlichkeit)
  • Fahrradkomfort (Anzahl Stellplätze, Diebstahlschutz)

 

Ferner wurden folgende ökologisch-energetischen Ziele (ökologischer Aspekt) angestrebt:

 

Weitgehendes Erhalten von Massivbauteilen, insbesondere beim Tragwerk, Einsparen grauer Energie. Die Weiterverwendung von Bestandsbauteilen vermeidet Abrissaufwand und alle dadurch angestoßenen Prozesse der Entsorgung, Aufbereitung, Verwertung, Recycling.

Der Erhalt vorhandener Bausubstanz vermeidet die Zunahme von Bodenversiegelung (Flächenversiegelung).

Diese Ziele beeinflussen folgende Kriterien des BNB-Systems bzw. werden durch die entsprechenden Werte dort abgebildet:

  • Treibhauspotenzial
  • Ozonschichtabbaupotenzial
  • Ozonbildungspotenzial
  • Versauerungspotenzial
  • Überdüngungspotenzial
  • Risiken für die lokale Umwelt (Orientierung an Qualitätsniveau 4 von 5)
  • Nachhaltige Materialgewinnung / Holz
  • Primärenergiebedarf nicht erneuerbar
  • Gesamtprimärenergiebedarf u. Anteil erneuerbare Primärenergie
  • Trinkwasserbedarf und Abwasseraufkommen
  • Rückbau, Trennung und Verwertung

Ein wesentlicher und gut zu beeinflussender Aspekt war hier der Primärenergiebedarf. Hier zeigt natürlich das Projekt Nahwärmeversorgung Miltenberg Nord massiven Einfluss auf die Bewertung.

 

 

Ziele wirtschaftlichen Bauens (ökonomischer Aspekt)

 

Die nachfolgende Übersichtstabelle verdeutlicht den derzeitigen Stand und die erreichbare Zielsetzung der beiden Schulbauprojekte JBG und HSG im direkten Vergleich. Die Bewertung ist noch nicht abschließend, da sich beide Bauvorhaben noch in der Ausführungsphase befinden.

 

 

BNB-Bewertung JBG und HSG - Stand 11-2017                                                                                                                                                                                     

 

Nachhaltigkeitskriterien

BNB Unterrichtsgebäude

Bewertung JBG

Bewertung HSG

 

Min.

Max.

Min.

Max.

Gesamterfüllungsgrad

73,4 %

80,6 %

72,9 %

77,6 %

Erreichbarkeit

Silber

Gold

Silber

Silber

Diese Einschätzung der Erreichbarkeit ist für den Status Silber realistisch.

Ein belastbarer Nachweis für Gold ist nur im Rahmen einer formalen Auditierung möglich, wenn das BNB-System für Komplettsanierungen von Schulgebäuden freigegeben wird (angekündigt für 2018).

1 Ökologische Qualität

77,8 %

91,3 %

73,8 %

78,8 %

Die ökologischen Bewertungen für HSG und JBG haben insgesamt ein sehr hohes Niveau.

JBG hat ökologische Bestwerte:

- Heizung mit FRIPA-Abwärme (energetische Effizienz)

- geringe Flächeninanspruchnahme (Grundstücksfläche für Gebäudeerweiterung)

- Verwendung von Bauteilen in Holz (Aula-Dachkonstruktion)                                                                                                                                                               

2 Ökonomische Qualität

77,0 %

81,5 %

77,0 %

81,5 %

3 Sozio-kulturelle und funktionale Qualität

68,0 %

79,5 %

68,8 %

78,7 %

4 Technische Qualität

71,3 %

71,3 %

71,3 %

71,3 %

5 Prozessqualität

72,3 %

78,3 %

72,3 %

78,3 %

Die nahezu gleichen Bewertungsergebnisse in den Kriteriengruppen 2-5 haben ihre Grundlage in der methodisch einheitlichen Anwendung des BNB-Systems und den parallel mit beiden Planungsteams entwickelten und umgesetzten Optimierungen.                                                                                                                                                                    

 

Die nun nach Einschätzung des Büros Balck und Partner dargestellte erreichbare Qualität ist aus Sicht des UB5 ausreichend, um für den weiteren Planungsprozess Vorgaben zu liefern.

 

Der Arbeitsauftrag des Büros wäre aus Sicht des UB5 damit abgeschlossen, sofern nicht Bedarf an einer regelkonformen Zertifizierung gesehen wird.

 

Hierbei würden jedoch erhebliche Kosten entstehen.

 

 

Kreisrat Schuck wundert sich über die hohen Energie- und Stromkosten und fragt nach dem Grund.

 

Herr Wosnik erklärt, dass gerade 2015 und 2016 der Stromverbrauch stark angestiegen sei, da die Turnhalle als Notunterkunft für Flüchtlinge gedient habe. Auch die Baustellen schlügen mit zusätzlichem Energiebedarf zu Buche. Die drei deutlich länger andauernde Baustellen hätten stark Strom gezogen haben und zudem seien die Wände durch den Baustellenbetrieb nicht so gut gedämmt.

 

Kreisrat Schuck schlägt vor, für die Baustellen einen extra Stromzähler zu installieren, um weitere Verwirrungen zu vermeiden.

 

Herr Wosnik antwortet, dass das Energiemanagement gerade ausgebaut werde. Die Großverbräuche würden auf jeden Fall gezählt, aber Unterzähler würden nicht eingesetzt.

Er weist auf die Initiative „Kommunales Energiemanagement“ der ENERGIEAGENTUR Bayerischer Untermain hin. Das Kommunale Energiemanagement (KEM) ist ein wichtiges Instrument für die energetische Optimierung der kommunalen Liegenschaften. Die Kommunen könnten so überhaupt erst einmal ihrer Verbräuche bewusst werden. Die Anregung, eine Baustelle separat zu zählen, sei eine gute Anregung.

 

Siegfried Scholtka (CSU) erkundigte sich abschließend, ob es eine Übersicht über den Strom-, Gas- und Wasserverbrauch der Anlagen des Landkreises gebe.

 

Laut Andreas Wosnik sei dies möglich und bereits beauftragt. Der Verbrauch jeder Schule sei relativ gut darstellbar und werde dem Ausschuss demnächst vorgestellt.

 

Kreisrat Wolz appelliert, die Zahlen nicht so streng zu beurteilen und erst am Schluss genauer unter die Lupe zu nehmen, wenn abschätzbar sei, was durch den Bau an Energie verbraucht worden sei.

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