Tagesordnungspunkt

TOP Ö 7: Digitale Bildung an den Landkreisschulen

BezeichnungInhalt
Sitzung:04.12.2017   KA/005/2017 
Beschluss:einstimmig beschlossen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Der Kreistag fasst den einstimmigen Beschluss:

 

Die Landkreisverwaltung wird beauftragt, für die Systemadministration an der Berufsschule Miltenberg-Obernburg -im Stellenplan 2018 eine Planstelle in der Entgeltgruppe EG 10- einzuplanen.


Herr Rüth, UB 2 Organisation und Personal, trägt vor:

 

Sachverhalt:

 

Die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Digitalisierung und deren Einfluss auf Arbeitsweisen und Methoden sind von zentraler Bedeutung für den Bildungsauftrag von Schule, Hochschule und Kultur. Damit ist Digitalisierung sowohl Gegenstand von Bildung als auch Werkzeug im Bildungsprozess.

 

„Der Bildungsauftrag in Bayern ist eindeutig: Die Schülerinnen und Schüler sollen sich inhaltlich mit der Digitalisierung und den Folgen für die Gesellschaft und die Arbeitswelt auseinandersetzen. Sie müssen mit der fortschreitenden Digitalisierung umgehen können. Dabei müssen sie nicht nur reagieren, sondern sie müssen auch digitale Bildung selbst gestalten und im Bildungsprozess zielgerichtet nutzen können“, so der Bayerische Staatsminister für Bildung und Kultus, Dr. Ludwig Spaenle.

 

Die Bayerische Staatsregierung hat im Januar 2016 unter dem Titel „Digitale Bildung in den Schule, Hochschule und Kultur“ eine umfassende Zukunftsstrategie vorgelegt. Folgende Leitgedanken wurden dabei festgelegt:

 

·         Bayerische Schülerinnen und Schüler erwerben im Laufe ihrer Schulzeit kontinuierlich und systematisch alle notwendigen Kenntnisse, Fähigkeiten, Kompetenzen und Einstellungen, die ein eigenständiges sowie ethisch verantwortungsvolles Handeln in einer von Digitalisierung geprägten Lebenswelt ermöglichen.

 

·         Bayerische Lehrkräfte verwenden digitale Medien und Werkzeuge souverän und kontinuierlich, um ihren Unterricht qualitativ hochwertig zu gestalten.

 

·         Das Potenzial digitaler Bildung wird von den Schulen systematisch für die Unterrichtsentwicklung genutzt.

 

·         Bayerische Schulen verfügen über eine stabile und zeitgemäße technische Ausstattung sowie über einen professionellen Support.

 

Der Freistaat Bayern hat einen Masterplan BAYERN DIGITAL II aufgestellt und im Nachtragshaushalt zunächst 50, 6  Millionen Euro sowie eine Verpflichtungsermächtigung in Höhe von 158,5 Millionen Euro eingeplant. Alle Schulen sind aufgefordert, in Abstimmung mit den Sachaufwandsträgern schulspezifische Medienkonzepte zu erstellen.

 

IT Haushalt 2018

 

Im Landratsamt Miltenberg wurde eine Arbeitsgruppe Informationstechnik (AIT) eingerichtet, in der alle Projekte im Zusammenhang mit Digitalisierung in den Kreiseinrichtungen besprochen werden. Hierzu zählen u.a. die Haushaltsansätze für den IT-Bedarf eines Haushaltsjahres. Auf Grundlage der Bedarfsabfragen ergeben sich folgende Ansätze:

 

 

1.   Bedarf Landratsamt Miltenberg: 980.000 Euro  

            

2.   Bedarf an Schulen: 330.000 Euro (Soft- und Hardware und Planungskosten, ohne Personal- und Wartungskosten)

 

Darin vorgesehen ist ein Ansatz von 110.000 Euro für Planungsleistungen. Diese sind vorgesehen für die Erstellung der notwendigen Konzepte mit Bestandserfassung als Grundlage für die Teilnahme am Masterplan BAYERN DIGITAL II. Aktuell liegen noch keine Informationen zu den Fördervoraussetzungen bzw. konkreten Förderprojekten vor.

 

Ein Schwerpunkt im kommenden Jahr wird die Verbesserung der IT-Ausstattung an der Berufsschule Miltenberg-Obernburg sein. Hier sind umfangreiche Arbeiten erforderlich, um das IT-Netzwerk an beiden Standorten auf einen aktuellen Stand zu bringen. Die Netzwerk- und Computertechnik ist stark veraltet. Da die Berufsschule u.a. IT-Kompetenzzentrum für die Region Bayerischer Untermain ist, muss hier dringend eine angemessene  IT-Ausstattung zur Verfügung gestellt werden. Hierfür sind entsprechende finanzielle Mittel bereitzustellen.

 

3.   Es hat sich gezeigt, dass die vorhanden Personalressourcen für eine ausreichende Administration der IT-Infrastruktur an der Berufsschule nicht ausreichen. Die Stundenkapazitäten für die Lehrkräfte vor Ort zur Übernahme von Administrationsaufgaben sind zu gering. Aufgrund der Komplexität des Systems und der Anzahl der zu betreuenden Rechner (ca. 600 Stück) sowie 7 Server wird es seitens der Verwaltung für notwendig erachtet, eine zusätzliche Personalressource für diese Aufgaben seitens des Sachaufwandsträgers bereitzustellen. Deshalb soll im Stellenplan 2018 eine zusätzliche Stelle eingeplant werden.

 

 

Kreisrat Dr. Linduschka sagt, dass der Antrag schlüssig begründet sei. Wenn die Stundenkapazitäten für die Lehrkräfte vor Ort nicht ausreichten, werde das extrem auch die anderen Schulen betreffen. Man dürfe grundsätzlich nicht aus dem Auge verlieren, dass die Bildungspolitik Landesaufgabe sei. Wenn das Land Bayern nicht in der Lage sei, für zusätzlichen IT-Unterricht, der dringend nötig und gewünscht sei, endlich die Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen und zu bezahlen, dann sollte sich der Landkreis hüten, in deren Lücken zu springen. Die Bayerische Regierung wurstele sich seit 20 Jahren in Sachen Computer durch, es sei auch in der Kollegstufe nie eine Kraft eingestellt worden. Dies dürfe man mit einem neuen Masterplan nicht so weitermachen. Man müsse versuchen, möglichst frühzeitig auf kommunale Ebene hier einen Pflock einzuschlagen.

 

Landrat Scherf stimmt Kreisrat Dr. Linduschka einerseits zu, dass es grundsätzliche Aufgabe des Freistaates Bayern sei. Er warne allerdings davor, zu warten, denn das könne man den Schulen nicht antun, man müsse jetzt handeln. Die schulischen Administratorenstunden seien extrem wenig. Dann leiste der Landkreis als Sachaufwandsträger bei der Betreuung die Arbeit. Dazwischen sei ein großer Bereich, bei dem der Landkreis gezwungen sei, Dienstleistungen „einzukaufen“ von Dienstleistern in der Region bei der Betreuung. Aber man benötige mehr Administratorentätigkeit, deshalb hier die empfohlene und im Praktischen dringend notwendige Stelle für die Berufsschule Miltenberg-Obernburg. Man müsse sich darauf vorbereiten, wenn das Förderprogramm des Freistaates Bayern komme, dass dann die Konzepte und die Umsetzung schon stünden, damit man gleich loslegen könne.

 

Herr Rüth ergänzt, es sei richtig, dass man nach den Zuständigkeiten schauen muss. Es gehe aber nicht darum, dass man Lehrkräfte auf Kosten des Landkreises einstelle, sondern man müsse für die Schule ein funktionsfähiges „Auto“ zur Verfügung stellen, aber fahren müssten die Lehrer dann selbst.

 

Kreisrat Reinhard sagt, dass jetzt verschiedene Themen zusammengeschmissen würden. Es sei klar, dass die Lehrer, die im IT-Bereich tätig seien, mehr Stunden bräuchten. Die andere Sache hier seien die Administratorenstunden für die Organisation des Netzwerkes. Im Juli habe man die Anschaffung vieler PCs beschlossen. Auf seine damalige Nachfrage, ob die Infrastruktur, die Betreuung dahinter gesichert sei, konnte damals noch nicht geantwortet werden. Er befürwortet den Vorschlag und findet ihn sinnvoll, damit dieses große Netzwerk besser betreut werden könne.

 

Landrat Scherf erklärt, dass man jetzt an dem Punkt sei, wo die IT-Infrastruktur nicht mehr belastbar sei. Man brauche eine Generalsanierung der IT-Infrastruktur.

 

Kreisrat Oettinger führt an, dass man sich nicht über die Notwendigkeit der Maßnahme streite. In Deutschland sei man viel zu spät. Man beobachte seit Jahren an den Grund- und Mittelschulen der Kommunen, dass man plötzlich Aufgaben habe, von denen man im Jahr 1990, als er Bürgermeister geworden sei, an den Schulen keine Ahnung gehabt hätte. Man wurde eingeladen zur Eröffnung und zur Abschlussfeier, und das sei es dann gewesen. Er möchte wissen, ob bei der Einstellung auch daran gedacht worden sei, die Aufgabe outzusourcen, d.h. nicht nur Personal, sondern auch die gesamte Hardware, die die Gemeinden im Landkreis machten, die ihre EDV-Ausstattung komplett über Leasingträger habe.

Weiterhin fragt er nach der Vertreterregelung, wenn dieser eine Systemadministrator ausfalle.

 

Landrat Scherf antwortet, dass man beides brauche. Man brauche an jeder Schule diese Serviceleistung, die Fachunternehmen vollbrächten. Man benötige aber auch einen Administrator, der regele und steuere. Am Ende habe man noch den schulischen Systemadministrator, der vor Ort der erste Ansprechpartner sei.

 

Herr Rüth ergänzt, dass Berechnungen zum Outsourcing angestellt worden seien. Dies sei auch der Ansatz, dass man das Netz der zuständigen Kolleg*innen erweitere, um eben auch aufgrund der gestiegenen Anforderungen und möglicher Ausfälle dann auch reagieren könne. Ziel sei, dass alle an Bord seien, aber es gebe immer wieder einmal diese Situation, deswegen müsse man das Ganze noch etwas erweitern und ausbauen.

 

Herr Bornkessel, Leiter B 2.2 Informationstechnik, stellt dar, dass Outsourcing in Vollbetreuung durchgerechnet worden sei. Man wäre bei rund 160.000,00 € im Jahr, was sehr teuer sei. Man habe sich folgenden Punkt dabei gedacht: Wenn man etwas outsourct, habe man immer gewisse Reaktionszeiten. Diese Reaktionszeit bezahle man auch. Wenn er in einem Konstrukt mit 600 PCs und sieben Servern einen Netzwerkfehler oder einen einfachen Kabelfehler suche, könne es sich um einen halben Tag handeln, bis jemand vorbeikomme, weil es kein Totalausfall sei. Es sei keinem damit geholfen, wenn es nur extrem betreut werde. Die externe Betreuung brauche man für den Krankheits- oder Urlaubsfall oder für Projekte. Dies werde je nach Schule ein Regelstundenkontingent sein.

 

Kreisrat Oettinger fragt, ob die Schulen Glasfaseranschluss hätten.

 

Herr Bornkessel antwortet, dass die Schulen keinen Glasfaseranschluss hätten, aber zumindest an 60 – 70% der Schulen habe man Breitbandanschlüsse von Kabel Deutschland mit 50 – 200 Mbit.

 

Herr Rüth fügt hinzu, dass entsprechende Anschlüsse die Grundvoraussetzung seien, wenn man digital aufrüsten wolle. In der Bürgermeisterdienstbesprechung am folgenden Tag werde ein aktueller Stand zum Breitbandausbau dargelegt und Vorschläge gemacht, wie man das Thema angehe.

 

Kreisrat Stich sagt aus schulischer Sicht, dass man mit diesem Mix, wie es aktuell laufe, gut funktioniere. Ein Teil der Computer an seiner Schule seien geleast, ein Teil gehöre der Schule bzw. dem Landratsamt und werde dann dort entsprechend verwaltet. In diesem Mix bekomme man genau das, was man an der Stelle brauche.

Eine bessere Ausstattung wolle immer jeder. Woran es nicht scheitere, seien die Lehrer. Alle Lehrkräfte könnten die Computer bedienen. Es scheitere oft daran, dass es oftmals noch an der Hardware hänge. Wenn in dieser Hinsicht die richtigen Schritte gemacht würden, käme es an der Schule gut an und er sei optimistisch, dass die Digitalisierung kein großes Problem sein werde.

Das Kultusministerium versteife sich darauf, nur die Lehrer an den Schulen zu bezahlen. Dies sei ein veraltetes Modell. Genau wie die Jugendsozialarbeiter an Schulen aus dem Ministerium finanziert werden müssten, müsste es eigentlich der schulische Systemadministrator auch.

 

Kreisrat Fieger hofft, dass alle Mitglieder des Gremiums diesem Beschluss zustimmten, weil er es für richtig, erforderlich und notwendig halte. Vor einigen Jahren sei ein Kollege in der EDV eingestellt worden, der für die Systembetreuung an den Schulen zuständig sei. Bei so vielen weiterführenden Schulen, für die der Landkreis der Sachaufwandsträger sei, reiche eine Person nicht aus. Es handele sich um über 600 zu betreuende Geräte. Der Ansatz sei richtig, jemanden speziell für die Berufsschulen und für die Betreuung der IT an den Berufsschulen vorzuhalten. Der Sachaufwand sei Aufgabe des Sachaufwandsträgers, also des Landkreises Miltenberg, und dazu gehöre die EDV-Ausstattung und auch die Systembetreuung. Die Berufsschule Miltenberg-Obernburg habe seinerzeit im Rahmen der Organisationszuteilungen den Schwerpunkt IT bekommen, sei also IT-Kompetenzzentrum. Dies sei Grund genug für ihn zu sagen, man dürfe nicht hinterherhinken und müsse diesen Anspruch auch erfüllen.

 

Kreisrat Dr. Fahn sagt, dass die Freien Wähler dem Antrag zustimmen werden. Es sei klar, dass man so eine Person brauche. Trotzdem gehe es im Prinzip darum, wie Kreisrat Dr. Linduschka schon erwähnt habe, dass man sich überlegen müsse, wie die Finanzierung insgesamt gehe. Vor 14 Tagen habe es einen Antrag im Landtag gegeben zu einem digitalen Hausmeister, was so etwas ähnliches sei. Dieser sei abgelehnt worden.

Es gehe nicht nur um die Computer, sondern es gehe auch konkret um die Lehrer. Es gebe schon gewisse Defizite. Hinsichtlich der Lehrerbildung sei der Staat noch gefordert, damit man mit den Medien sachgerecht umgehen könne. Die Kommunalen Spitzenverbände würden auch mit Recht sagen, dass das digitale Klassenzimmer nicht ein ähnliches Schicksal erleide wie einst das Sprachlabor. Er zitiert die Kommunalen Spitzenverbände, die ganz klar sagen würden, dass die Finanzierung dieser Zukunftsaufgabe nicht allein auf die Kommunen fallen dürfe. Jetzt den Einstieg zu machen, sei richtig, aber man müsse immer wieder den Freistaat auffordern, das zu machen, da er besonders in der Pflicht stehe.

 

Kreisrat Weber fasst zusammen, dass die IT-Branche ein Bereich mit einem rasenden Wachstum sei. Man sei die ganze Zeit hinterhergelaufen. Es sei notwendig, dass man hier an dieser Stelle eine Fachkraft habe, die auch das ganze in einem Blick habe, zusammenbringe und auch zukunftsfähig mache. Man sei ein Bildungslandkreis, der die jungen Leute hier halten möchte, daher sei gerade an der Berufsschule wichtig, dass man auch im IT-Bereich zu denen an der Spitze gehörte und dazu die Sachmittel und auch den Administrator zur Verfügung zu stellen.

 

Landrat Scherf fasst zusammen, dass alle sich einig seien, dass die Digitalisierung an den Schulen hohe Bedeutung habe. Weiterhin sei man sich darüber einig, dass man aufgrund der hohen Anforderungen an dem Berufsschulzentrum Miltenberg-Obernburg, u.a. IT-Kompetenzzentrum, für die Administrationstätigkeit eine Fachkraft bräuchten.

 

Herr Rüth ergänzt abschließend, dass das Medienkonzept, das die Schulen erstellen sollen, bestehe aus drei Punkten. Ein wichtiges Thema sei die Fortbildungsplanung, d.h. die Schulen müssten sich auch intensiv darüber Gedanken machen, was sie tun müssten, um ihr eigenes Personal entsprechend zu qualifizieren, um genau diesem Aspekt Rechnung zu tragen.

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