Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Jahresabschluss der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zum 31.12.2016

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Sitzung:24.07.2017   KT/003/2017 
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Feußner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Miltenberg-Obernburg, berichtet zum Jahresabschluss der Sparkasse Miltenberg-Obernburg zum 31.12.2016 anhand nachfolgender Präsentation.

 

 

„Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

sehr geehrte Damen und Herren Kreisräte,

 

zunächst bedanke ich mich sehr für die Einladung zur heutigen Sitzung des Kreistags. Diesen Dank darf ich Ihnen auch von meinen Vorstandskollegen, Herrn Kehrer und Herrn Ehni, weitergeben. Denn auch wenn ich als Vorstandsvorsitzender hier sitze, spreche ich natürlich für den Vorstand der Sparkasse insgesamt. Uns ist es wichtig und wir halten es für notwendig, gerade in so unglaublich bewegten Zeiten im Dialog miteinander zu bleiben. 

 

Sie sind die von der Bevölkerung im Landkreis Miltenberg gewählten politischen Vertreter und wir sind die Bank dieses Landkreises. Wir gehören nicht Ihnen, aber wir gehören dem Kreis und den Menschen, die Sie vertreten. 

 

Eine Sparkasse soll der Region dienen, sie hat hier vor Ort einen Auftrag zu erfüllen. Es ist in den letzten Jahren sicher nicht leichter geworden, dabei allen Ansprüchen und Anspruchsgruppen gerecht zu werden. Genau deshalb ist es aber besonders wichtig, zu informieren, zu erklären und gerne auch zu diskutieren. Vielen Dank, dass Sie mir – dass Sie uns – dazu Gelegenheit geben.

 

 

Sie kennen das aus den Vorjahren: Ich beginne meinen Vortrag gerne mit einem Blick auf Weltwirtschaft und Märkte. Dabei kommt man an den großen globalen und politischen Themen nicht vorbei. Natürlich werde ich den Fokus meiner Rede auf das abgelaufene Geschäftsjahr und die Situation unserer Sparkasse legen.

 

In den letzten Jahren – ich habe bewusst mal in den alten Unterlagen geblättert – habe ich wieder und immer wieder betont, was für ein besonders ereignisreiches Jahr hinter uns liegt. Und jetzt? Was fällt mir zu 2016 ein?

 

 

Sie ahnen es, Sie wissen es: Brexit, die Wahlen in den USA und das Referendum in Italien, Terroranschläge rund um den Globus. Jüngst der sensationelle Wahlerfolg von Präsident Macron in Frankreich. Da wird man sehr vorsichtig mit Superlativen und Bewertungen – wer weiß, was die Zukunft noch so alles bereithält.

 

Die gute Nachricht lautet: Die Welt dreht sich trotzdem weiter. Und auch die Märkte verdauen – ich bin darüber offen gestanden immer wieder überrascht – selbst Nachrichten dieses Kalibers einigermaßen unaufgeregt.

 

 

Aber der Reihe nach:

Allen politischen Unsicherheiten zum Trotz lag das weltweite Wirtschaftswachstum mit 3,1 Prozent nahe dem Vorjahresniveau. In den Industrieländern war dabei allerdings insgesamt ein Nachlassen der Dynamik zu beobachten.

 

In Europa bleibt es dabei: Ausgangslage und Entwicklung unterscheiden sich von Land zu Land erheblich. Deutschland hat 2016 einmal mehr einen überdurchschnittlichen Beitrag zum Gesamtwachstum beigetragen. In anderen Staaten sind die Voraussetzungen ungleich ungünstiger. Nicht nur Griechenland, vor allem auch das große Italien sind nach wie vor Unsicherheits- und Risikofaktoren für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa.

 

Mit dieser Situation kämpft seit Jahren die EZB bei der Frage nach dem richtigen geldpolitischen Kurs. Was für das eine Land ein Segen wäre, ist für das andere Land ein Fluch. Steigende Zinsen schwächen das Wachstum und drohen die Staatsschulden-Krise neu zu entfachen. 

 

Was die Sache im vergangenen Jahr für die EZB zusätzlich erschwert hat: Weltweit stehen die Zeichen in verschiedenen Ländern auf „Zinsanstieg“. Allen voran der restriktivere Kurs der US-Notenbank setzt die Währungshüter um Herrn Draghi zusätzlich unter Druck.

 

 

So richtig ablesen lässt sich das an der „Zins-Fieberkurve“ des Jahres 2016 noch nicht. Im Gegenteil: Es ging nochmals abwärts. Die Umlaufrendite – ein „Mischzins“ aus Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten – ist im April 2016 erstmals unter die Null-Linie getaucht. Im Juni war es dann bei der Rendite für 10-jährige Bundesanleihen soweit. Noch vor wenigen Jahren hätte sich das kein Mensch ernsthaft vorstellen können – ich jedenfalls nicht.

 

Zwischenzeitlich – auch das sehen Sie an der Grafik hinter mir – haben die Zinsen wieder ein Stück angezogen, wenn auch immer noch auf niedrigem Niveau. Viel interessanter ist der Blick nach vorne – an den Märkten und auch bei den Zinsen geht es ja bekanntlich um Erwartungen. Langsam aber sicher verändert die EZB ihr Vokabular. Aus unserer Sicht Vorboten für eine weniger expansive Geldpolitik.

 

Aber Achtung: Zu viel versprechen sollten wir uns davon alle nicht, egal ob als Sparer mit Blick auf die mickrigen Zinsen, oder als Sparkassenvorstand, dem mehr und mehr der Zinsüberschuss dahinschmilzt. Wir gehen von einem sehr langwierigen Prozess und bestimmt nicht von schnell steigenden Zinsen aus. Es wird eher in „Trippelschritten“ vorwärts gehen. Und auch wenn die ersten Schritte kommen: Von „Normalität“ – zumindest in Sachen Zinsen – sind wir noch weit entfernt.

 

Trotzdem: Wir bewerten die Tendenzen positiv, wenn auch mit aller Vorsicht. Ein Kurswechsel der EZB ist längst überfällig. Ich sage das natürlich auch, aber eben nicht nur im Interesse der Sparkasse. Haben Sie sich zum Beispiel schon mal die jährliche Information zum Stand Ihrer Lebensversicherung angeschaut? Vergleichen Sie die Zahlen mal mit der Information von vor fünf oder vor zehn Jahren. Oder denken Sie daran, welche Stilblüten die Diskussion um Negativzinsen und Verwahrentgelte inzwischen treibt. Beide Beispiele kennen Sie unmittelbar aus dem privaten Bereich oder aus Ihrem Engagement in der Kommunalpolitik. Dass da etwas aus den Fugen geraten ist, ist glaube ich unstrittig. Es wird höchste Zeit, dass diese ungesunde Marktverzerrung zumindest allmählich wieder zurückgedreht wird.

 

 

Nicht zurückdrehen lassen sich die fundamentalen politischen Veränderungen, die wir im Jahr 2016 erlebt haben, an erster Stelle natürlich das Brexit-Votum und die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten.

 

Das hat natürlich auch die Märkte nicht kalt gelassen. Wenn man sich aber die Dimension der Entscheidungen anschaut, dann ist die Reaktion – insbesondere am Aktienmarkt – doch deutlich unter den Befürchtungen geblieben. Wir haben das mal anhand des europäischen Aktienmarktes für Sie greifbar gemacht. Per Saldo steht hier für 2016 eine „schwarze Null“ zu Buche. Der DAX konnte im gleichen Zeitraum sogar knapp 7 Prozent zulegen.

 

Für mich zeigt das dreierlei: Erstens darf man den Einfluss politischer Veränderungen auf Wirtschaft und Märkte nicht überschätzen. Nicht umsonst spricht man von den „kurzen Beinen politischer Börsen“.  Zweitens ist nach wie vor extrem viel „billiges Geld“ im Umlauf, das angelegt werden will – das stützt auch in solchen Situationen. Es herrscht aus meiner Sicht aber – und damit bin ich bei drittens – inzwischen auch ein gewisser Fatalismus bei den Marktteilnehmern. Wie alles im Leben hat auch diese Medaille zwei Seiten. Denn ich finde, das ist keine ungefährliche Kombination.

 

 

Für uns als Sparkasse – mein sehr geehrten Damen und Herren – gilt im Kleinen Ähnliches: Schaut man sich das Ausmaß der Veränderungen ins unserer Branche an, dann können wir mit der Stabilität unserer Sparkasse und auch mit dem Geschäftsjahr 2016 sehr zufrieden sein. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, mit welchen Widrigkeiten wir und alle anderen kleinen und mittelgroßen Institute in Deutschland zu kämpfen haben.

 

 

Was ich damit meine, zeigt schon der erste Blick in die Bilanz des Jahres 2016:  Unser Geschäft wächst – das Plus bei der Bilanzsumme konnten wir vollständig durch einen Ausbau im Kundengeschäft erreichen. Unsere Kunden vertrauen uns trotz „Null-Zins-Niveau“ mehr Geld an. Wir vergeben Kredite auf Rekord-Niveau und trotzdem gehen Ergebnis und Gewinn zurück.

 

Warum das so ist, ist schnell erzählt: Die Einlagenzinsen sind längst bei „Null“ angekommen. Abgesehen von Großeinlagen bei Firmen und Kommunen geben wir die Strafzinsen der EZB und die negativen Marktrenditen nicht an unsere Kunden weiter. Bei unseren Zinserträgen aus Kundenkrediten und eigenen Geldanlagen schlägt das Zinsniveau allerdings voll durch. Je länger diese Phase andauert, desto massiver wird sich dieser Effekt in unserer Gewinn- und Verlustrechnung auswirken. 

 

Die gute Nachricht: Unsere Sparkasse steht sehr solide da. Wir haben unsere Hausaufgaben bisher gemacht und wir haben unsere Risiken im Griff.

 

 

Unsere Hausaufgaben machen wir auch wenn es darum geht, unseren Kunden zeitgemäße und innovative Lösungen für ihre Finanzgeschäfte zu bieten. „Digitalisierung“ ist in aller Munde, sogenannte Fin-Techs schießen wie Pilze aus dem Boden und auch die „digitalen Platzhirsche“ wie Google und Apple haben erkannt, dass man mit Finanzdienstleistungen Geld verdienen kann. Genauer gesagt mit Daten, denn darum geht es diesen Unternehmen in erster Linie. 

 

Ich finde, wir Sparkassen und auch wir als Sparkasse Miltenberg-Obernburg brauchen uns hier gleich aus mehreren Gründen nicht verstecken:

 

  • Erstens: Daten sollen sicher sein, mit Daten muss vertraulich und sensibel umgegangen werden. Das macht die Sparkasse. Nicht umsonst vertrauen uns die Menschen mehr als jedem anderen Geldinstitut – und ganz sicher mehr als Google, Apple und Amazon. Deshalb rechne ich dem Bezahlsystem „paydirekt“ auch gute Chancen aus, den Rückstand auf „paypal“ auf Sicht aufzuholen.

 

  • Zweitens: Wir sind am Ball. Die Zahlen hinter mir zeigen eindrucksvoll die Dynamik: Über die Hälfte unserer Girokonten werden schon online genutzt. Unsere Internet-Filiale ist mit rund 2,8 Millionen Besuchern jährlich schon längst die größte Geschäftsstelle. Und innovative Services wie die preisgekrönte Sparkassen-App, das elektronische Postfach, die Fotoüberweisung und die „Handy-zu-Handy-Bezahlfunktion“ KWITT kommen super bei unseren Kunden an.

 

  • Drittens: Wir können beides. Wir haben die meisten Geschäftsstellen und wir haben die meisten Online-Konten. Wir wollen digitaler werden und dabei trotzdem Sparkasse bleiben. Denn die wirklich wichtigen Entscheidungen im Leben – davon bin ich fest überzeugt – wollen Menschen mit Menschen besprechen: die Finanzierung der eigenen vier Wände, die Altersvorsorge oder die Absicherung der Familie. Fakt ist: wir müssen in beiden Welten leben und Geld verdienen. Das gilt für uns als Sparkasse genauso wie für jedes andere Unternehmen im Jahr 2017.

 

 

Nähe und Vertrauen bleiben dabei wichtig: Belege für diese These finden sich in den Zahlen zum Geschäftsjahr gleich mehrfach. Starten wir mit dem Kreditgeschäft:

 

Obwohl die Messlatte bereits sehr hoch lag, konnten wir 2016 nochmals mehr Kredite vergeben und das Geschäft um weitere 6 Prozent ausbauen. Mit insgesamt über 200 Millionen Euro an neuen Krediten sind wir mit weitem Abstand die Nummer 1 im Landkreis Miltenberg.

 

 

Besonders freut uns der Erfolg im Kreditgeschäft mit unseren Geschäfts- und Firmenkunden. Mit über 12 Prozent Zuwachs bei den Zusagen für Unternehmenskredite konnten wir auch in 2016 einen ganz wichtigen Beitrag zum Wachstum in unserer Region beisteuern. 

 

 

Dass unsere Berater ihren Kunden dabei ganzheitliche und hochwertige Lösungen bieten, zeigt die Auszeichnung zum „Förderprofi“. Schon zum wiederholten Mal hat uns die BayernLB für das höchste Förderkreditgeschäft in Unterfranken ausgezeichnet. Darauf sind wir stolz.

 

 

Stichwort: Ganzheitliche Lösungen. Für uns heißt das, mehr zu sein als reiner „Kreditgeber“ oder „Zahlungsabwickler“. Uns geht es darum, unsere Handwerker, Handels- und Industriebetriebe umfassend zu begleiten – in betrieblichen und in privaten Fragen. Dazu gehört für uns selbstverständlich die Einbindung von Förderkrediten in unsere Finanzierungskonzepte. Dazu gehören leistungsstarke Verbundpartner in der Sparkassen-Finanzgruppe. Hier können unsere Kunden in zahlreichen Spezialfragen von exzellentem Know-How profitieren und das einfach und direkt über ihren Ansprechpartner bei der Sparkasse. Dazu gehört aber unter anderem auch das Identifizieren von Förderungen und Zuschüssen abseits von Sonderkreditprogrammen. Wir arbeiten hier mit einem auf diese Themen spezialisierten Partner zusammen. Wir verstehen uns aber auch als „Netzwerker“ im Sinne des Kunden. Vor wenigen Wochen zum Beispiel waren wir zusammen mit einer Unternehmensberatungsgesellschaft aus der Region Gastgeber für unsere Firmenkunden zum Thema „Nachfolgeplanung“. Und als „Netzwerker“ wollen wir „online“ wie „offline“ – in beiden Welten eben – Kooperationen schmieden und Plattformen bieten, die unsere Unternehmen hier im Landkreis und natürlich auch die Sparkasse nach vorne bringen. Wir sind überzeugt: Es gewinnen beide.

 

 

Und auch beim Blick auf die Passivseite unserer Bilanz können wir mit Zuwächsen aufwarten. Trotz ultraniedriger Zinsen hält der Trend an: Unsere Kunden vertrauen uns Jahr für Jahr mehr Geld an. Das Dilemma: Im Einlagengeschäft ist momentan kaum etwas zu verdienen – ich hatte es erwähnt. Wir freuen uns trotzdem. Wir leben vom Kundengeschäft und es kommen auch wieder andere Zeiten. Deshalb stemmen wir uns so lange es geht gegen Verwahrentgelte bei Privatkunden.

 

 

Außerdem – und auch das zeigt das abgelaufene Geschäftsjahr – sind unsichere und schwierige Zeiten gute Zeiten für gute Beratung. Die richtige Mischung aus verschiedenen Anlageformen hilft auch und gerade bei niedrigen Zinsen. 

 

„Richtig“ heißt für uns: Zu den Bedürfnissen und Zielen des Kunden passend. Für die „Mischung“ haben dabei in 2016 viele Kunden Investmentfonds-Lösungen genutzt. Trotz insgesamt rückläufigem Wertpapierumsatz konnten wir im Investmentfonds-Geschäft deutlich zulegen. 

 

Wir wissen auch: Gerade die Anlage- und Wertpapierberatung bei Banken wird von Öffentlichkeit, Aufsicht und Verbraucherschützern kritisch beäugt. Für uns ist das ein wichtiges Geschäftsfeld und unsere Kunden müssen sich auf gute Qualität in der Anlageberatung verlassen können. Wir haben uns deshalb ganz bewusst in diesem Bereich einem externen Qualitäts-Audit unterzogen. Mit der Zertifizierung beauftragt haben wir das renommierte Institut für Vermögensaufbau. Geprüft wurden dabei unsere Qualitäts-Standards und Beratungs-Prozesse aber vor allem natürlich die Kundenberatung in der Praxis. Das Ergebnis ist noch druckfrisch und erfreulicherweise sehr positiv ausgefallen: Wir wurden mit der Bestnote ausgezeichnet: 5 von 5 Sternen. Damit schneiden wir im Vergleich zu den anderen bereits geprüften Kreditinstituten überdurchschnittlich gut ab. Eine tolle Nachricht für uns, aber besonders für unsere Kunden.

 

 

Ziehen wir einen Strich drunter, meine sehr geehrten Damen und Herren Kreisräte. Wie fällt unser Fazit zum Geschäftsjahr aus? Wo steht die Sparkasse Miltenberg-Obernburg? Vielleicht aber auch: Wie passen das gebetsmühlenartige Jammern der Bank- und Sparkassenvorstände und die guten Geschäftszahlen unserer Sparkasse zusammen? Da stimmt doch etwas nicht, oder?

 

Die erste Botschaft lautet: Wir sind mit dem Jahr 2016 zufrieden. Wir konnten unserem Versorgungsauftrag in der Region sehr gut gerecht werden. Wir verzeichnen in nahezu allen Geschäftssparten erfreuliche Zuwächse. Und wir haben nach Steuern und Risikokosten Geld verdient. Wo ist dann eigentlich das Problem?

 

 

Es fällt uns immer schwerer, trotz wachsendem „Umsatz“ dauerhaft auskömmliche Gewinne zu erzielen. Das ist paradox. Wir benötigen dringend Luft zum Atmen, wenn wir – und hier spreche ich für die Sparkassen und Genossenschafts-Banken gleichermaßen – wenn wir auch in Zukunft die tragende Rolle in  der Mittelstandsfinanzierung und bei der Versorgung in der Fläche einnehmen sollen. Dazu braucht es ein gesundes Zinsniveau und dazu braucht es Verhältnismäßigkeit in der Regulierung.

 

 

Der Vortrag ist nicht neu, er ist deswegen aber noch lange nicht falsch. Die sicher sinnvollen Regeln nach der Finanzkrise wurden für große, international tätige und kapitalmarktorientierte Banken gemacht. Wir Sparkassen tragen – unabhängig von der Größe – deutlich weniger Risiko. Umsetzen müssen wir die Regeln aber trotzdem. Das ist Wettbewerbsverzerrung. Das schadet den Instituten. Das schadet aber auch der Industrie und dem Handwerk.

 

Inzwischen haben das auch die Politik und die Aufsicht erkannt – das ist zumindest unser Eindruck. Die Forderung nach Regulierung mit Augenmaß wird lauter, die Überschrift lautet: „Small & Simple Banking Box“. Der Schulterschluss von Wirtschafts- und Bankenverbänden scheint Früchte zu tragen.

 

 

Für uns sind diese Themen immens wichtig. Ich gehe aber sogar noch einen Schritt weiter: Geht es der Sparkasse gut, geht es auch der Region gut und umgekehrt. Wir haben in dieser Frage die gleichen Interessen und deshalb werbe ich bei Ihnen dafür, die gemeinsame Position von Wirtschaft und Bankenverbänden in der politischen Diskussion zu unterstützen.

 

 

Sie haben – stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger – aber natürlich zu Recht auch ein großes Interesse daran, wie wir unserer Rolle im Landkreis gerecht werden. In Zeiten von Geschäftsstellen-Schließungen, Personalabbau und Preiserhöhungen können wir gut nachvollziehen, dass Sie auch kritisch nachfragen. Und wir verstehen unsere Kunden, die die Veränderungen ebenfalls spüren und sich selbstverständlich auch damit auseinandersetzen.

 

Wir stellen uns diesen Diskussionen, so wie ich das zum Beispiel heute hier tue. Denn ob eine Partnerschaft wirklich hält, zeigt sich bekanntlich immer erst wenn’s mal schwieriger wird. Unterschiedliche Standpunkte und Interessen gehören dazu. Am Ende bleibt die Frage, ob die Zusammenarbeit beide Seiten weiterbringt. Und damit unsere Kunden etwas von uns haben, müssen wir leistungs- und wettbewerbsfähig bleiben. Deshalb passen wir Filial- und Personalstrukturen an, deshalb investieren wir in zeitgemäße Technik und deshalb haben Leistung und Qualität bei uns ihren Preis.

 

 

Wir sind überzeugt: Ein klarer, berechenbarer Kurs und offene Kommunikation auf Augenhöhe sind auch weiterhin nachhaltige Erfolgsrezepte. Das zeigen unsere Geschäftszahlen und das zeigt auch die Marktforschung. Ich hatte es bereits erwähnt: Die Menschen vertrauen der Sparkasse. Eine Infratest-Umfrage aus 2016 belegt das wirklich eindrucksvoll. Wir konnten – trotz aller Veränderungen – im Vergleich zum Jahr 2014 nochmals deutlich zulegen. Der Abstand zu den Nächstplatzierten ist schon beeindruckend.

 

 

Natürlich können wir uns darauf nicht ausruhen, das wäre fatal. Die Menschen wissen aber ganz offensichtlich, was sie an ihrer Sparkasse haben. Wir leisten in verschiedenen Bereichen einen wichtigen Beitrag in der Region. Bei uns werden die Entscheidungen vor Ort getroffen. Wir kennen unsere Kunden und unseren Kunden kennen uns. Wir wollen das aber gar nicht zu hoch aufhängen, deshalb gibt es uns ja schließlich. 

 

 

Wenn ich die Bedeutung der Sparkasse für die regionale Wirtschaft betone, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann auch deshalb, weil die Attraktivität des Lebensraumes Landkreis Miltenberg natürlich sehr viel mit der Leistungsfähigkeit des Wirtschaftsraums Landkreis Miltenberg zu tun hat. Menschen brauchen Arbeit und Infrastruktur. Die Unternehmen bieten Arbeitsplätze und machen Infrastruktur durch ihre Wertschöpfung finanzierbar. 

 

Wir sehen uns als Teil dieses Lebens- und Wirtschaftsraums und wollen dazu beitragen, dass wir alle hier im Landkreis Miltenberg gut arbeiten und leben können.  Dabei müssen wir uns verändern, weil die Welt sich verändert – digitaler werden und trotzdem Sparkasse bleiben. Wir sind ein erfolgreiches Unternehmen mit einer 181-jährigen Geschichte – darauf sind wir stolz. So soll das bleiben – und deshalb wollen wir unsere Zukunft aktiv gestalten.“

 

 

Landrat Scherf dankt Herrn Feußner für seinen Bericht. Auch von seiner Seite aus ein großes Dankeschön an Herrn Feußner, den Vorstandsstab und die gesamte Belegschaft für ihre gute und erfolgreiche Arbeit unter sehr schwierigen Rahmenbedingen.

 

Kreisrat Reinhard dankt Herrn Feußner für sein Engagement.

Herr Feußner habe dargestellt, dass die Sparkasse eine gute solide Finanzlage habe. Er habe aber auch gesagt, dass das Ergebnis besser sein könnte. Gemessen im Vergleich zu den anderen bayerischen Sparkassen sei die Ertragslage unterdurchschnittlich. Alle Sparkassen hätten ähnliche Voraussetzungen. Für die Sparkasse entscheidend sei das Feld Aufwand-Ertrag, wo die Kennzahl immer schlechter werde. Kreisrat Reinhard möchte wissen, was die Bank machen will, um den Ertrag zu verbessern. Er fragt, ob der Aufwand reduziert werden müsse, bzw. ob Filialschließungen anstehen würden.

Außerdem erkundigt er sich, wie die Sparkasse sich online abheben wolle.

 

Herr Feußner stimmt zu, dass das Ergebnis und der Gewinn im Verhältnis zu anderen Sparkassen, auch bayernweit, unterdurchschnittlich seien. Dies könne u.a. an der  Cost-Income-Ratio liegen. Da werde das Verhältnis Kosten zu Ertrag gesetzt, z.B. wie viel Aufwand man habe, um 100 Euro zu erwirtschaften. Die Sparkasse habe die Zahl 70 Euro, andere Banken und auch Sparkassen würden auch teilweise 60 Euro schaffen, das heißt, diese Banken müssten weniger dafür aufwenden, 100 Euro zu erwirtschaften. Betriebswirtschaftlich sei es einfach. Man zwei Faktoren, nämlich einmal Cost und einmal Income. Bedeutet also, Kosten runter, Ertrag rauf. Theoretisch ganz einfach. Genau das seien jetzt die Diskussionen, die im Vorstand und im Verwaltungsrat geführt würden. Man habe seit vielen Jahrzehnten schon eine überdurchschnittliche Kostensituation. Genau das habe auch dazu geführt, dass man überdurchschnittlich Geschäftsstellen geschlossen und Personal abgebaut habe. Man habe von 53 auf 28 Geschäftsstellen reduziert. Genau an diesen Stellen müsse man gegensteuern, was die Sparkasse auch tue. Mit dem Verwaltungsrat sei ein klarer Weg und eine klare Zeit abgesprochen. Für die Sparkasse sei wichtig, dass keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen würden. Dies sei vielleicht ein Weg, der etwas länger dauere, aber das sei es wert. In der Leistungszahl verbessere man sich Stück für Stück. Aus nutzenorientierter Sicht frage man sich, was die Region von der Sparkasse habe und ob sie leistungsfähig sei. Die Sparkasse müsse dafür wettbewerbsfähig und leistungsfähig sein. Dafür brauche man eine gute Risikotragfähigkeit, d.h. das Unternehmen muss eine gute Eigenkapitalbasis haben, damit es die Risiken nehmen könne. Darin sei die Sparkasse bisher substanzstark und überdurchschnittlich in Bayern. Was die letzten Jahre verdient worden sei, habe in das Eigenkapital genommen werden können, so dass die Sparkasse gut und stabil dastehe. Man könne mehr Geld verdienen, aber diese Relation passe so für die Sparkasse. Ganz wichtig sei auch, dass der Verwaltungsrat sage, dass es so in Ordnung sei. Man habe keine neuen Geheimpläne für Geschäftsschließungen in der Schublade. Man sei aus Sparkassensicht momentan gut aufgestellt.

Die Sparkasse sei kein digitaler Gründer. Man sei sehr zufrieden mit den Innovationen im Onlinebereich, die in der Sparkasse entwickelt würden. Die Nutzer der Sparkassen-App z.B. hätten sich im letzten Jahr von 6.000 auf fast 10.000 erhöht. Diese Entwicklungen würden weitergehen, und die Sparkasse habe in diesem Bereich eine gewisse Leistungsstärke, sonst würde kein Kunde diese Dinge bepreisen. Insofern sei die Sparkasse auch im virtuellen Netz gut aufgestellt.

 

Kreisrat Dr. Kaiser ist der Meinung, dass sich die Sparkasse in den letzten Jahren bei schwierigen Rahmenbedingungen sehr gut und wacker geschlagen habe. Er denkt, die Sparkasse habe im Geschäftsjahr 2016 erfolgreich gearbeitet und der Sparkassenvorstand, der Verwaltungsrat und die Mitarbeiter verdienten den Dank des Kreistages. Er bedankt sich auch im Namen der SPD-Fraktion.

Zu den Niedrigzinsen habe der Genossenschaftsverband Bayern ein sehr gutes Konzept erstellt. Kreisrat Dr. Kaiser zitiert Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsrecht: „Wir haben ein Maß an Regulierung erreicht, das kleinere Banken über Gebühr unnötig belastet“. Dieses Zitat sage alles aus. Es gebe ein Problem mit der Abgrenzung, was ein kleines Institut sei. Der bislang von der EU vorgeschlagene Schwellenwert von 1,5 Mrd. Euro sei zu niedrig. Die Sparkasse Miltenberg-Obernburg und auch die Raiffeisen-Volksbanken in der Region würden höhere Bilanzsummen aufweisen. Man müsse politisch erreichen, dass diese Grenze angehoben werde.

Die hohe Immobilienkreditrichtlinie sei ein sehr wichtiges Thema. Ältere Menschen mit 75 Jahren hätten keinen Kredit mehr bekommen können. Er möchte von Herrn Feußner etwas zur Situation dazu wissen.

Kreisrat Dr. Fahn habe gehört, dass die Bankenklasse in der Berufsschule Miltenberg wegen der Anzahl der Schülerinnen und Schüler gefährdet sei. Er möchte wissen, wieso das so sei.

 

Kreisrat Dr. Fahn bedankt sich für die Freien Wähler bei Herrn Feußner.

Herr Feußner habe gesagt, dass die Probleme aufsichtsrechtliche Anforderungen seien. Kreisrat Dr. Fahn möchte dies erläutert haben.

Als Lösungsvorschlag nenne Herr Feußner u.a.  Anpassung der Kostenstruktur. Kreisrat Dr. Fahn fragt, um welche Kosten es dabei gehe.

Kreisrat Dr. Fahn zitiert einen Bericht aus dem TV: „Banken und Sparkassen erfinden immer neue Gebühren für ihre Kunden. Wer am Geldautomat Bargeld abhebt, soll dafür zahlen. Wer das lieber am Schalter macht, der auch.“ Er möchte wissen, wie bei der Sparkasse die Kostenstruktur aussehe.

 

Kreisrat Dr. Linduschka fragt, was die fünf Sterne des Qualitäts-Audit im Vergleich bedeuten würden.

 

Kreisrat Oettinger nimmt Bezug auf die von Herrn Feußner betonte Regionalität, auf die die Sparkasse Wert lege. Er fragt, welche Überlegungen die Vorstände der Sparkasse bewogen hätten, sich auf diese Initiative bundesweiter Sparkassen mitzumachen, nämlich das neue Sparkassen-Mehrwertportal, das beworben werde, indem man mit der Kreditkarte einkaufen könne. Über 2.200 Firmen seien dabei, wobei regional bedeutsame Firmen wie Zalando o.ä. dabei sein, die mit 9% Preisnachlassen werben würden. Die Regionalität sei auch gewährleistet, es seien 600 regionale Firmen dabei. Die näheste komme aus Homberg (Efze) und aus Jena. Er habe ein anderes Verständnis von Regionalität. Die regionalen Einzelhändler und der Mittelstand hätten genug zu kämpfen mit den Internetgeschäften. Jedes Mitglied der Fraktion der Neuen Mitte sei in einem mittelständischen Zusammenschluss von Handel und Gewerbe daheim, und man höre permanent die Klagen. Die Händler weigern sich auch, in diesem Portal mitzumachen, da andere Institute im Landkreis Miltenberg darüber hinaus z.B. in der Aktion „Lass den Klick in Deiner Stadt“ beteiligen, was speziell für den Landkreis Aschaffenburg und Miltenberg sei, aber auch andere Institute, die massiv für die Region werben würden. Er möchte von Herrn Feußner wissen, ob er das für den hiesigen Mittelstand für vernünftig halte.

Außerdem möchte er wissen, was die Sparkasse mit ihren 2,6 Mio. Euro Bilanzgewinn mache. Der Landkreis Miltenberg, bzw. der Kreistag hat im Haushalt 2017 wiederum eine Schuldenaufnahme beschlossen, die er dringend brauche für wichtige Investitionen im Bereich Bildung. Daher stelle sich die Frage der Ausschüttung.

 

Kreisrat Stappel schließt sich Kreisrat Oettinger an und frage sich, wenn die Sparkasse in der Region jedem Menschen dienen solle, welche Vorteile das Mehrwertportal den Menschen hier in der Region bringen würde. Er gehe davon aus, dass diese Aktion nur die Einzelhandelsgeschäfte und den gesamten Mittelstand hier in der Region schwäche. Dadurch würden Arbeitsplätze verloren gehen. Die Folgen würden negativ für die Region sein.

 

Kreisrat Stich schließt sich den Vorrednern bezüglich des Mehrwertportals an. In den Kommunen würde gegen die Discounter und Amazon gekämpft, und die Sparkasse mache dort eine Plattform für überregionale Internethändler.

Kreisrat Stich möchte wissen, wie viele Frauen bei der Sparkasse in Führungspositionen seien.

In Bezug auf die Gebührenstruktur werde man ängstlich, wenn man die Berichterstattung lese. Wenn Herr Feußner sage, bei den Filialschließungen hätte er keine Pläne, halte er entgegen, dass die letzten Filialschließungen auch sehr kurzfristig gekommen seien. Im Zuge dessen habe er damals zwei Mittel angepriesen. Das eine sei online-banking gewesen. Kreisrat Stich möchte wissen, was getan werde, um den Menschen die Ängste zu nehmen. Das andere seien die Geldtaxis gewesen. Er möchte wissen, wie oft das Geldtaxi im Einsatz gewesen sei.

 

Herr Landrat Scherf entgegnet, dass, wenn seitens der Sparkasse gesagt werde, es keine Pläne für Schließungen gäbe, dann gibt es auch keine Pläne. Man solle bitte nicht in Fragen suggerieren, dass eventuell etwas sein könnte.

 

Herr Feußner sagt zur Small-Banking-Box, dass es ein Problem sei, wenn sich durch die Zahl der Wettbewerb verzerre. Das letzte Mal, als er den Bundesvorstand gehört habe, hätte dieser von 3 Mrd. Euro gesprochen. Unter diesen 3 Mrd. Euro wäre die Sparkasse drunter, aber so richtig würde das die Probleme auch nicht lösen, weil dadurch folgendes passiere. Die Institute, die über diesen 3 Mrd. Euro seien, hätten dann eine andere Regulierungsdichte als die Institute, die drunter seien. Das heißt, die Kleinen könnten dann anders agieren als die Großen. Dies sei auch nicht gesund. Das Problem lasse sich intellektuell nicht lösen, weil wenn man irgendwo zwischen klein und groß unterscheide, es auch irgendwo eine Grenze geben müsse. Damit verändere sich alles ein Stück weit. Von der Tendenz her würde es dann eher dafür sprechen, dass die kleinen wieder mehr dazu gewinnen.

 

Zum Stichwort Wohnimmobilien und Kreditrichtlinie äußert Herr Feußner, dass es letztes Jahr für die Sparkasse ein riesen Thema gewesen sei, weil der Gesetzgeber aus Sicht der Sparkasse das sehr ungeschickt gemacht habe. Alle Banken, die noch echtes Kundengeschäft hätten, hätten das am Schalter ausbaden müssen, weil genau die Diskussion aufgetaucht sei, ob man einem älteren Menschen, der zwar Vermögenssubstanz, aber kein Einkommen mehr habe, noch Geld geben könne. Dies sei zwischenzeitlich mit einer Novellierung dieses Gesetzes erledigt.

Die Schülerzahl der Bankenklasse an der Berufsschule Miltenberg betreffe auch die Sparkasse. Auch die Sparkasse habe im Rahmen des Personalabbaus weniger Mitarbeiter, somit auch weniger Auszubildende. Die Sparkasse habe eine Ausbildungsquote von ca. 8%. Früher habe man in Miltenberg eine Bankfachklasse mit 18 bis 20 Leuten gehabt, jetzt seien es noch 13 Schüler*innen. Die Bezirksregierungen sagen, dass unter 15 Schüler*innen keine Klasse aufgemacht werde. Die Sparkasse stelle dieses Jahr zehn Auszubildende ein. Es gebe Institute im Landkreis, die überhaupt keine Auszubildenden hätte. Mittlerweile gebe es nur noch Auszubildende bei den Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Seine letzte Information sei, dass dieses Jahr in Miltenberg in der Berufsschulklasse nur noch Sparkassenauszubildende seien. Insofern werde die Berufsschule diese Klasse schließen, außer es käme eine Ausnahmegenehmigung.

 

Zur Regulierung sagt Herr Feußner, dass dies ein sehr breites Feld sei. Geldwäsche sei z.B. ein Thema, welche Radarsysteme im Haus seien, man habe drei Leute, die sich nur um dieses eine Thema kümmerten. Man habe Meldeverfahren für Kredite, es gebe ein sogenanntes FinWeb, wo jedes Vierteljahr berichtet werden müsse. Dies bedeute für die Sparkasse, dass in den Bereichen massiv hochqualifiziertes und hochbezahltes Personal aufgebaut werden müsse. Am Ende habe man dadurch aber keinerlei Mehrwert oder Nutzen als Unternehmen, man müsse nur Regulierungsmoloch abarbeiten.

 

Herr Feußner redet ungern von Bankgebühren, sondern er nennt es Preise, weil man Dienstleistungen verkaufe. Es gebe seit vielen Jahren eine klare Entscheidung im Vorstand dazu, dass die Kunden der Sparkasse kein Geld am Automat oder am Schalter zahlen, wenn sie ihr Geld abheben würden. Dies werde auch so bleiben.

 

Das Zertifikat 4.0 sei nagelneu. Die Sparkasse habe eine Durchschnittsquote von Top-Gesprächen im Sinne von Kundengesprächen. Es seien Mysteryshopper unterwegs gewesen, die in den Geschäftsstellen fiktive Beratungsgespräche geführt hätten. Danach seien die Berater beurteilt worden. Dabei ging es darum, welche Produkte angeboten worden seien und die Prozesse. Die Sparkasse habe einen Wert von 90% erreicht, der Durchschnitt der restlichen Banken liege bei 70-80%.

 

Zum Stichwort Mehrwertportal führt Herr Feußner an, dass er die Antwort gerne in die grundsätzliche und konkrete Diskussion unterteilen wolle.

Grundsätzlich seien die Sparkassen Dinosaurier. Die Sparkasse sei 181 Jahre alt. Man müsse sich verändern und anpassen, sonst ginge es der Sparkasse wie den Donausauriern. Deshalb müsse die Sparkasse in beiden Welten leben. Man müsse virtuell und stationär leben. Auch müsse man in beiden Welten Geld verdienen. Deshalb müsse sich jeder, auch der stationäre Einzelhandel, sehr genau überlegen, welches Geschäftsmodell der Einzelhandel fahre. Die Sparkasse tue das genauso. Die Sparkasse müsse sich auch sehr genau überlegen, welches Geschäftsmodell sie fahre. Er könne nicht ins Schaufenster kleben, dass man das Internet verbieten solle. Dies sei eine Grundsatzdiskussion. Er halte dies für einen Anachronismus, das ihn an die Diskussion von dem Heizer auf der Öllok erinnere. Die Sparkasse müsse Zukunft gestalten, und daher müsse man auch im Internet präsent sein. Die Frage, was die Menschen davon hätten, sei seiner Meinung nach sehr einfach zu beantworten. In dieser Welt gebe es nicht nur Einzelhändler, sondern auch Privatkunden. Die Sparkasse habe insgesamt 55.000 davon, die 55.000-mal Girokonten gekauft hätten. Diese Girokonten würden jeden Monat einen Preis kosten. Deshalb sage die Sparkasse 55.000 Kunden jeden Monat, dass wenn sie Lust hätten, könnten sie gerne über das Mehrwertportal einkaufen. Er glaubt nicht, dass die Sparkasse 55.000 Girokonteninhaber ins Internet treibe, weil sie schon längst da seien. Deshalb sei nur noch die Frage, ob sie es ohne Sparkasse oder mit Sparkasse machen. Die Sparkasse habe das Geschäftsmodell, Nachfrage zu strukturieren und zu zentralisieren und das den Kunden weitergeben. Deshalb zahlten die Zalandos und Amazons dieser Welt sogenannte Cashbags, weil sie damit Nachfrage bündeln. Die genannten Zahlen seien schlichtweg falsch. Auf dieser Plattform seien 4.000 Händler. Es seien auch regionale Händler aus Miltenberg, Klingenberg, Kleinheubach und Niedernberg drauf. Man könne sie vielleicht nicht immer finden, weil folgender Deal dahinter sei. Wenn die Händler keine Rabattangebote zurzeit hätten, würden die aus der Landkarte rausfliegen. Außerdem seien 4.000 Kunden, die Händler in der Region seien, gefragt worden, ob sie mitmachen wollten. Viele wollten nicht mitmachen, weil es nicht deren Geschäftsmodell sei und Onlinebetrieb mit stationärem Vertrieb nicht verbinden könnten. Andere wollten es nicht, weil sie dadurch eine Preisdifferenzierung zwischen Online- und stationärem Verkauf hätten. Das Mehrwertportal würde die Händler nichts kosten, aber sie müssten den dort einkaufenden Kunden Rabatt einräumen. Die Sparkasse Miltenberg sei in jedem Gewerbeverein in diesem Landkreis zahlendes Mitglied. Die Sparkasse wisse sehr genau, was in den Gewerbevereinen diskutiert werde. Er ist der Meinung, dass es völlig unaufgeregt sei. In fast allen Gewerbevereinen im Landkreis brodele nichts. Aus Sicht der Sparkasse gebe es dahingehend kein Problem. Herr Feußner nimmt gerne auf, dass die Sparkasse den Händlern das Portal noch einmal vorstelle. Ganz wichtig sei, dass die Sparkasse in beiden Welten leben müsse. Bei „Lass den Klick in Deiner Stadt“ sei die Sparkasse Gründungsmitglied gewesen. Dort mache die Sparkasse natürlich weiter mit, dennoch müsse man beides tun. Im Internet könne man keinen Schutzzaun um einzelne Städte und Gemeinden ziehen. Die Sparkasse bediene beide Welten.

 

Der Bilanzgewinn von 2,6 Mio. Euro werde behalten und in die Rücklagen gelegt. Dort seien im Moment über 200 Mio. Euro, die auch gebraucht würden wegen der Eigenkapitalquote. Diese vorgeschriebene Quote sei im Moment bei 9,25% und gehe hoch bis ins Jahr 2019 auf 13%. Die Sparkasse habe eine Eigenkapitalquote von 16,x%, so dass sie bereits jetzt schon über der gesetzlich vorgeschriebenen Zahl von 13% sei. Darüber sei er sehr froh, weil man diese Luft über der 13%-Marke brauche. 13 ist im Prinzip die Eintrittskarte, bevor man überhaupt Bankgeschäfte betreiben dürfe. Deshalb brauche man noch Risikopuffer, damit man risikotragfähig sei. Dies müsse man ins Verhältnis zur Eigenkapitalquote setzen. Jetzt könne man darüber diskutieren, welche Zahl über 13 richtig sei. Die Sparkasse wolle bei 17 sein. Der Verwaltungsrat entscheide die Ausschüttung. Diese Diskussion sei mit dem Verwaltungsrat in dem Sinne geführt worden, was ihm am wichtigsten sei, nämlich eine leistungsfähige, starke Sparkasse für die Region oder kommunale Haushaltslöcher stopfen und dafür gesunden Unternehmen das Eigenkapital schmälern. Die Aussage sei ganz klar und man habe eine einheitliche Meinung im Verwaltungsrat, nämlich dass die Sparkasse weiterhin bei Nicht-Ausschüttung und der Stärkung der Sparkasse Miltenberg-Obernburg bleibe.

 

Die Sparkasse habe drei Vorstände, so Feußner. Auf der zweiten Ebene des Hauses befänden sich neun Bereichsdirektoren, die teilweise bis zu 120-130 Mitarbeiter hätten. Dabei gebe es eine Dame im Moment. Auf der dritten Ebene, das seien alle Bereichsleiter und Geschäftsstellenleiter, habe die Sparkasse ca. 30 Personen, wovon ungefähr 20% Frauen seien. Das sei der Sparkasse zu wenig, deshalb tue sie auch etwas dagegen. Man habe ein High-Potential-Programm im Haus für Nachwuchsführungskräfte und ein Mentoring-Programm für Frauen, damit bezüglich Frauenquote etwas passiere. Dies sei allerdings ein langwieriger und langfristiger Prozess. Zwischen dritter und zweiter Ebene sei ein gehöriger Sprung im finanziellen Bereich und im Bereich Engagement und Zeit, was für viele Frauen durchaus schwierig sei. Die Sparkasse hoffe, dass die Zahl der Frauen ansteige. Insgesamt habe man ein Durchschnittsalter von ca. 34-35 Jahren, eine Frauenquote von über 60% und eine Teilzeitquote von über 60%, was auch daran liege, dass die Sparkasse ein beliebter Arbeitgeber, weil wohnortnah.

 

Kreisrat Ullmer informiert, dass die Stadt Würzburg mit einem Onlinemarktplatz ans Netz gegangen sei, wo die regionalen Betriebe und Einzelhändler dabei seien, um der Digitalisierung entgegenzuwirken. Auf diesem Marktplatz könne gekauft und bestellt werden. Er fragt, ob die Sparkasse die Möglichkeit sehe, das Beispiel von Würzburg runter zu brechen auf z.B. „Der Landkreis Miltenberg mit ihrer Sparkasse ist Bayerns erster Kreis mit Online-Marktplatz“.

 

Landrat Scherf antwortet, dass Herr Feußner das Gesprächsangebot für Mittelstand und Einzelhändler gemacht habe, das wahrgenommen werden sollte.

 

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