Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Bayerischer Integrationspreis 2017
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 12.07.2017 BKS/003/2017 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Die Mitglieder des Ausschusses
nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.
Landrat Scherf trägt
vor, dass die Landkreisverwaltung zuletzt in der Sitzung des Kreisausschusses
am 16.10.2016 über die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund als wichtiges
Thema im Landratsamt Miltenberg informiert hat. Nachdem bereits 1985 der
Ausländerbeirat als einer der ersten in Bayern auf Landkreisebene gegründet und
mit gewählten Ausländern sowie Vertretern des Landratsamtes, von Behörden und
Verbänden besetzt wurde, löste sich dieses Gremium Ende 2002 mangels Interesse
von Ausländern als Kandidaten für eine
weitere Wahlperiode auf. Mit Beschluss des Kreistages vom 16.12.2002 wurde als
Nachfolgegremium der Integrationsbeirat des Landkreises Miltenberg zum
01.01.2003 ins Leben gerufen, aber auch hier gelang die Motivation zur
Mitarbeit nicht, so dass der Integrationsbeirat Ende 2006 beendet wurde. Danach
wurde eine Projektgruppe Integration im Landratsamt installiert, die regelmäßig
tagte und u.a. den Leitfaden Interkulturelle Öffnung der Verwaltung erarbeitete.
Am 15.02.2016 fand
ein Runder Tisch Asyl, unter Vorsitz von H. Landrat Scherf, im Landratsamt
Miltenberg statt. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter der großen
ausländischen Vereine sowie wichtige Verbände und Personen, die in der Integrations-
und Migrationsarbeit tätig sind. Themen waren der Sachstand der Integration und
Migration im Landkreis Miltenberg verbunden mit der Frage, ob aus dem Runden
Tisch ein dauerhaftes Gremium entstehen sollte. Eine zweite Sitzung fand am
11.07.2016 statt. Dort trug Frau Mitra Sharifi Neystanak, die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der
Ausländer- Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns, zum Thema der Gründung
eines Beirats vor. Die Mitglieder des Rundes Tisches waren sich einig, dass der
Runde Tisch als Integrations- und Migrationsbeirat verstetigt werden sollte.
Auf eine Wahl der Mitglieder sollte zunächst verzichtet werden, gerade vor dem
Hintergrund der bisherigen Erfahrungen im Landkreis Miltenberg.
Der Beirat soll die
Integrationsarbeit im Landkreis Miltenberg vernetzen und eine Plattform des
Austausches bilden. Die Integration von Personen mit Migrationshintergrund im
Landkreis Miltenberg soll unterstützt
und begleitet werden. In der dritten und vierten Sitzung wurde neben
aktuellen Themen das Schwerpunktthema „Gefährdungen für unsere Kinder und
Jugendlichen durch den salafistischen Terrorismus“
behandelt. Hierzu referierten und diskutierten die Mitglieder des
Integrationsbeirates mit Experten, u.a. den Leitern der örtlichen
Polizeiinspektionen, den Salafismus-Experten der
Polizeidirektion Unterfranken sowie in der 4. Sitzung am 26.6.2017 mit Experten
vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz sowie dem Bayerischen Netzwerk
gegen Salafismus. Diese Sitzung dauerte aufgrund des
großen Interesses fast drei Stunden.
Für die 5. Sitzung
ist eine moderierte Klausurtagung zur Klärung der Interessen der Beteiligten
und darauf aufbauend der thematischen Schwerpunktsetzung der zukünftigen Arbeit
geplant.
Der
Integrationsbeirat hat vor allem die Aufgabe der Information und Vernetzung.
Von herausragender Bedeutung ist die Würdigung des bürgerschaftlichen
Engagements im Bereich der Integration im Landkreis Miltenberg im Rahmen der
Verleihung des Bayerischen Integrationspreises 2017: Bayerns Integrationsministerin
Emilia Müller, Landtagspräsidentin Barbara Stamm und die
Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Kerstin Schreyer haben am
20. Juni 2017 gemeinsam den Bayerischen Integrationspreis und den Bayerischen
Asylpreis 2017 verliehen.
Träger des
Bayerischen Integrationspreises 2017, der unter dem Motto "Empowerment für Frauen" stand, ist der Verein Frauen
für Frauen e.V. mit Sitz in Erlenbach am Main. Er bietet Frauen seit 2013
vielfältige Unterstützung. Er unterstützt gezielt Frauen mit
Migrationshintergrund bei der Lösung wirtschaftlicher, sozialer und kultureller
Probleme. Die Vorsitzende Nilüfer Aktürk und ihre Mitarbeiterinnen bieten
hierfür maßgeschneiderte Treffs oder Workshops, wie etwa das Projekt „Starke
Mütter – Starke Kinder“, eine „Mother School“ zur Gewaltprävention oder den
Sprachtreff „Oma lernt Deutsch“, bei dem ältere zugewanderte Frauen es doch
noch in Angriff nehmen können, die Sprache ihrer neuen Heimat zu lernen. Die
Frauen bringen den Besucherinnen auch Fahrradfahren bei und zeigen ihnen
Sehenswürdigkeiten – sie bringen sie auf ganzer Linie mit Miltenberg in
Beziehung.
Integrationsbeauftragte
Kerstin Schreyer betonte die Bedeutung der gezielten Förderung von Frauen in
der Integrationsarbeit: "Es gibt viele Frauen, die aus anderen
Kulturkreisen zu uns kommen und denen das Ankommen in unserer Gesellschaft
erschwert wird. Der Integrationspreisträger 2017 "Frauen für Frauen
e.V." gibt nachhaltige Hilfestellungen, welche zu selbstbestimmten Leben
in Deutschland befähigen. Ich fordere aber weitere Anstrengungen in Politik und
Gesellschaft, damit die Frauen, die zu uns kommen, lernen, mit unseren Regeln,
Normen und Umgangsformen umzugehen und gleichzeitig Ihre Rechte, wie die
Religionsfreiheit, das Recht auf körperliche Unversehrtheit oder die
Gleichberechtigung von Mann und Frau einzufordern. Wenn wir Frauen erreichen
gewinnen wir auch die Familien und die Communities, denen Sie angehören."
Für Bayerns
Integrationsministerin Emilia Müller sind Frauen wichtige Multiplikatoren bei
der Integration: "Wir wollen, dass zugewanderte Frauen ihre
gleichberechtigte Stellung in unserer Gesellschaft kennen und hier
selbstbewusst leben können. Diese Haltung geben sie dann auch an ihre Kinder
und die gesamte Familie weiter. Der diesjährige Integrationspreisträger ist ein
wunderbares Beispiel, wie Frauen mit Migrationshintergrund dabei unterstützt
werden können. Neben der Integration ist aber auch die Stärkung der Frauen in
den Heimatländern wichtig. Beispielsweises durch gute Bildungsmöglichkeiten vor
Ort, für die sich auch der diesjährige Asylpreisträger in Tansania einsetzt.
Denn durch Bildung erhalten die Frauen eine Perspektive für eine bessere
Zukunft in ihrer Heimat."
Landtagspräsidentin
Barbara Stamm lobte bei beiden Preisträgern den Einsatz für Frauen:
"Frauen und Mädchen leiden oft besonders stark auf der Flucht, tragen
schwere körperliche und seelische Verletzungen davon und stehen häufig unter
großem Druck in ihrer neuen Lebensumgebung. Daher ist es besonders wichtig,
dass bei der Bekämpfung der Fluchtursachen und bei der Integration auf Frauen
und Mädchen ein besonderer Fokus gelegt wird. Wie das idealerweise aussieht,
haben die beiden Preisträger eindrucksvoll bewiesen."
Der 2.
Bürgermeister der Stadt Erlenbach, Werner Hillerich, die
Landtagsabgeordneten Berthold Rüth und Dr. Hans-Jürgen Fahn,
gratulierten gemeinsam mit Landrat Jens Marco Scherf persönlich vor Ort in
Senatssaal den Preisträgerinnen.
Link zum Film der
Verleihung: