Tagesordnungspunkt

TOP Ö 3: Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring - Bericht

BezeichnungInhalt
Sitzung:27.03.2017   BKS/001/2017 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Ausschusses nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Herr Steinbart berichtet, dass sich der Landkreis Miltenberg im Jahr 2015 auf den Weg gemacht hat, Bildungsregion in Bayern zu werden. Die Projekte aus der Bildungsregion werden vom Bildungsmanagement weiterverfolgt, gegliedert in die 5 Säulen der Bildungsregion, und es wird Bericht erstattet, wie sich die Projekte entwickeln. Neue Projekte, Vorschläge und Ideen werden fortlaufend festgehalten. Der nächste Termin für eine aktualisierte Darstellung der Projekte der Bildungsregion ist die offizielle Verleihung des Zertifikats „Bildungsregion in Bayern“ mit Vertretern der Staatsregierung und des Regierungsbezirks.

 

Im Landkreis Miltenberg gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen und Projekten, die Jugendliche beim Übergang aus der Schule in Berufsausbildung und Arbeitswelt unterstützen. Trotz der großen Vielfalt an Orientierungs- und Unterstützungsangeboten verlassen einige Jugendliche die allgemeinbildende Schule ohne Schulabschluss. Teilweise werden sie von den vorhandenen Unterstützungssystemen nicht erreicht. Ein misslingender Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung oder geeignete Maßnahmen zeitigt biographische Langzeitfolgen und markiert häufig den Einstieg in die Abhängigkeit von Transferleistungen. Die Voraussetzungen zur beruflichen Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Landkreis Miltenberg sollen daher optimiert werden.

 

Bildung ist zentraler Standortfaktor für die zukünftige Entwicklung des Landkreises. Zu viele junge Menschen verlassen nach dem Schulabschluss ihre Heimat. Für den Zuzug qualifizierter Fachkräfte und junger Familien sind die lokalen und regionalen Bildungsangebote ein wichtiger Standortfaktor. Gelingende Bildungsverläufe, insbesondere der Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf, tragen dazu bei, Abwanderung junger Menschen entgegenzuwirken und den Fachkräftebedarf der regionalen Wirtschaft für die Zukunft zu sichern.

Ziele:

 

ð  passgenaue Bildungsangebote für junge Menschen, insbesondere am Übergang Schule-Beruf

ð  Berufsausbildung stärken, um den Fachkräftebedarf der regionalen Wirtschaft auch in Zukunft decken zu können

ð  die bisher über die verschiedenen Institutionen verteilten Angebote für die Jugendlichen noch effektiver aufeinander beziehen

 

 

Folgende Maßnahmen werden ergriffen, um die Bildungslandschaft im Landkreis Miltenberg weiterzuentwickeln:

 

 

Projektschwerpunkt 1:

 

Schulabgängerbefragung

Ausgangspunkt für die Optimierung des Übergangs von der Schule in den Beruf soll eine Befragung der Schulabgänger der allgemeinbildenden Schulen sein. Schwerpunkte der Befragung liegen im Stand der beruflichen Orientierung und der Berufswegeplanung der Jugendlichen. So kann erfasst werden, welche Berufsorientierungsangebote aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sinnvoll sind und welche Personengruppen sie am stärksten bei der Planung ihres Bildungswegs sowie bei der Berufswahl beeinflussen. Die Pläne und Absichten der Jugendlichen geben über die Attraktivität der verschiedenen Anschlüsse nach der Schule Auskunft. Der Übergang von Schulabgängern in die Arbeitswelt und weiterführende Bildung wird transparenter, die Arbeitsmarktchancen der Jugendlichen können gezielt verbessert werden.  

 

ð  die Befragung generiert aussagekräftige Informationen zum Stand der Berufs- und Studienorientierung und zu den angestrebten Abschlüssen der Schulabgänger

 

 

Projektschwerpunkt 2:

 

Aufbau eines kommunalen Übergangsmanagements

Kommunales Übergangsmanagement soll Verbesserungen im Übergang Schule-Beruf erreichen. Angesichts der demografischen Entwicklung ist das Ziel, alle Jugendlichen zur Ausbildungsreife zu führen und zu befähigen, eine begründete Berufswahlentscheidung zu treffen. Ein Übergangsmanagement stellt einerseits einen zwischen verschiedenen Akteuren abgestimmten, strukturierten Begleitungs- und Beratungsprozess dar, der jungen Menschen zum richtigen Zeitpunkt die passenden Informations- und Unterstützungsangebote macht. Im Rahmen des Prozesses „Jugend stärken“ wird mit den an der Kooperation beteiligten Akteuren ein Konzept erarbeitet, um durch regelmäßigen Datenaustausch und intensivere Kooperation Schüler vor und nach dem Verlassen der Schule besser zu unterstützen. Andererseits sollen die tatsächlichen Übergänge an der Schwelle Schule-Beruf nachvollzogen werden, um valide Informationen über Unterstützungsbedarfe und Zielgruppen zu erhalten.

 

ð  Unterstützungsbedarfe werden frühzeitig erkannt und kommuniziert, allen gefährdeten Jugendlichen wird ein passendes Angebot gemacht

 

 

Projektschwerpunkt 3:

 

Aufbau einer Jugendberufsagentur

Das Bildungsmanagement begleitet den Aufbau einer Jugendberufsagentur koordinierend. Der Aufbau einer Jugendberufsagentur zielt auf die Schaffung eines möglichst lückenlosen sowie durchgängigen Fördersystems für den Übergang von der Schule in die Ausbildung bzw. in den Beruf. Zielgruppen sind besonders Jugendliche, die nicht oder nach Abbrüchen nicht mehr erreichbar sind und Jugendliche, die im Übergang von der Schule in die Ausbildung und in den Beruf einer Risikogruppe angehören und Unterstützungsbedarf haben. In Miltenberg soll eine rechtskreisübergreifende Verzahnung der Akteure an den Schnittstellen SGB II, SGB III und SGB VIII dazu führen, dass keine jungen Menschen mehr im Übergang zwischen den Institutionen Arbeitsagentur, Jobcenter und Jugendamt verlorengehen. Eine zentrale Anlaufstelle bündelt die wesentlichen Angebote unter einem Dach. Lücken in den bestehenden Angeboten werden identifiziert und geschlossen. Das Bildungsmanagement begleitet den Aufbau einer Jugendberufsagentur moderierend und koordinierend, lädt zu Arbeitsgruppentreffen ein und bereitet die Ergebnisse für die Diskussion in der Leitungsebene auf. Hauptziele sind die berufliche Integration möglichst aller jungen Menschen in Ausbildung oder Arbeit und die Prävention von Jugendarbeitslosigkeit. Die Arbeit in einer Jugendberufsagentur erfordert neue Verfahren und Abläufe im Entwicklungsprozess. Es gilt, noch viele offene Fragen gemeinsam zu klären. Wie konkret funktioniert die gemeinsame Arbeit, welche Verfahren müssen entwickelt werden?

 

ð  passgenaue Unterstützung im Übergang in Ausbildung und Beruf aus einer Hand

 

 

Projektschwerpunkt 4:

 

Aufbau eines Bildungsmonitorings

Zweck des Bildungsmonitorings ist es, kontinuierlich und methodisch abgesichert Informationen über das Bildungssystem bereitzustellen, um Prognosen abzugeben, aber auch Handlungsbedarfe zu identifizieren. Monitoring stellt so das Wissen bereit, das für die Steuerung und Planung in der Bildung benötigt wird. Entsprechend dem Arbeitsschwerpunkt „Übergang Schule-Beruf“ soll ein erster Berufsbildungsbericht die Situation in der beruflichen Bildung objektiv und datenbasiert darstellen. Neben der amtlichen Statistik werden auch eigene Erhebungen, wie die Schulabgängerbefragung, zur Datengewinnung herangezogen. Es besteht eine enge Verbindung zum Prozess „Jugend stärken“, da besonders wichtige Informationen zum Übergang an der Schwelle Schule-Beruf aus dem Übergangsmanagement gewonnen werden. So werden die Zielgruppen, Lebenslagen und Übergänge erkannt, die stärkere Unterstützung erfordern. Regelmäßige Erhebung und Berichte lassen erkennen, ob sich das Übergangsgeschehen in die gewünschte Richtung entwickelt. Im  Rahmen von „Jugend stärken“ werden Zielindikatoren verabredet, die Aussagen über Effekte der JBA und des Übergangsmanagements zulassen.

 

ð  Identifikation von Bruchstellen im Bildungsverlauf und an den Übergängen

 

 

Projektschwerpunkt 5:

 

Stärken der Berufsausbildung

Seit Jahren sieht sich die berufliche Ausbildung mit dem Trend sinkender Auszubildendenzahlen konfrontiert. Insbesondere an Realschulen und Gymnasien orientieren sich die Schüler stark auf ein Studium bzw. weiteren Schulbesuch. Auch am Gymnasium sollen Bildungs- und Karrierewege im Bereich der beruflichen Bildung stärker bekannt gemacht werden, nicht zuletzt, um Schülern, die das Gymnasium vor dem Abitur verlassen, Perspektiven aufzuzeigen. Eine kürzlich erfolgte Abfrage zu den Berufsorientierungsangeboten an Realschulen und Gymnasien wird ausgewertet. Darauf aufbauend erfolgt ein Austausch mit den Realschulen und Gymnasien über den Stand der Berufs- und Studienorientierung. Gegebenenfalls sollen auch neue Angebote in engem Austausch mit den Schulen und externen Partnern entwickelt werden. Die Kenntnis der beruflichen Möglichkeiten stärkt auch die Identifikation mit dem Landkreis. Eine umfassende berufliche Orientierung soll sowohl dem Trend sinkender Ausbildungsvertragsabschlüsse entgegenwirken als auch die gleichbleibend hohe Abbruchquote bei der dualen Berufsausbildung senken. Unterstützende Angebote für den Übergang in eine Berufsausbildung werden bekannter gemacht und vernetzt, die Übergänge zwischen Betreuungs- und Unterstützungsangeboten optimiert.

 

ð  realistische und praxisnahe Berufsorientierung in allen Schularten

ð  junge Menschen in Ausbildung bestmöglich unterstützen

 

 

Projektschwerpunkt 6:

 

Dem demographischen Wandel begegnen – Bildung als Standort und Zukunftsfaktor

Aufbauend auf der Erfahrung der LAG mit Jugendworkshops in zwei Gymnasien des Landkreises, soll den Realschulen und Gymnasien jährlich ein partizipativer Workshop angeboten werden, um ein besseres Bild der Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen im Landkreis Miltenberg zu erhalten. Zentrale Fragestellung ist dabei, wie zufrieden junge Menschen mit den Bildungsangeboten im Landkreis und der Region sind. Daneben sollen aber auch andere Themen wie Freizeitangebote, Erwartungen und Ängste in Bezug auf die Zukunft und die Verbundenheit mit dem Landkreis Miltenberg eine Rolle spielen. Die Ergebnisse sollen in die Planungsarbeit des Landkreises im Bereich Bildung sowie Kinder- und Jugendhilfe einfließen.

Unter dem Titel „Fachkräfteinitiative Landkreis Miltenberg“ wird daran gearbeitet, mit jungen Menschen, die vor dem Übergang in den Beruf stehen, in Kontakt zu bleiben. Regelmäßig wird per E-Mail-Newsletter über Angebote im Bereich Bildung und Berufsorientierung informiert. Zukünftig soll dieser quantitativ und qualitativ noch weiterentwickelt werden. Der Kontakt zu Schulabgängern wird gehalten, auch wenn diese den Landkreis Miltenberg für eine Ausbildung oder ein Studium verlassen. Sie werden regelmäßig über Studien- und Berufsangebote sowie über Angebote der beruflichen Orientierung informiert.

 

ð  zukünftige Entwicklung durch attraktive Lebens- und Bildungsbedingungen sichern

ð  junge Hochqualifizierte gezielt ansprechen

 

 

 

Der Ausschuss diskutiert intensiv die einzelnen Punkte.

 

Landrat Scherf nimmt die Wünsche des Ausschusses entgegen und fasst zusammen, dass Herr Steinbart in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Soziales fassbare Zahlen, Daten, Fakten vorstellen und über die konkreten Umsetzungen der angekündigten Projekte berichten werde.

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