Tagesordnungspunkt
TOP Ö 8: Anfragen
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 11.12.2023 KT/016/2023 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Herr Bohnhoff stellt bezüglich des Glasbodens in der Untermainhalle die Anfrage, ob die bereits angefallenen Reparaturen auf Kulanz erfolgten und wie hoch das Einsparpotenzial bezüglich der Reinigungskosten für dieses und auch das nächste Jahr war. Er bittet um spätere Beantwortung.
Herr Scherf dankt für die Anfrage. Die Verwaltung stellt die Daten gerne zusammen für das neue Jahr.
Herr Scherf sowie die Kreistagsgeschäftsstelle weisen darauf hin, dass der Kalender für die geplanten Sitzungstermine in 2024 im KIS veröffentlicht ist. Evtl. Änderungen sind vorbehalten.
Es folgen die adventlichen Schlussworte
des Landrats:
„Werte Mitglieder des Kreistags!
Werte Mitglieder der Verwaltung!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Auch im zu Ende gehenden Jahr mussten wir als ehren- und
hauptamtliche Kommunalpolitikerinnen
und -politiker mit vielen Belastungen umgehen, nicht zuletzt in Folge furchtbarer Kriege.
In der Ukraine
wehren sich die Menschen nun den zweiten harten Winter gegen den
völkerrechtswidrigen russischen Angriff sowohl auf ihr Land als auch gegen ein
europäisches Land, das sich in mehreren freien Wahlen für den Kurs zu einem
demokratischen und freiheits-basierten Staat auf unserem Wertefundament
entschieden hat. Als eine der Folgen haben aktuell ca. 1.300 Menschen hier im
Landkreis Zuflucht gefunden, ebenso wie aktuell über 1.700 Menschen alleine in
Flüchtlingsunterkünften aus anderen Kriegs- und Krisengebieten.
Angesichts des
Schreckens durch den russischen Krieg in der Ukraine, der Unterdrückung der freien
Bürgergesellschaft im Iran, dessen Regime eines der entscheidenden Unterstützer
des brutalen Terrorangriffs der Hamas auf Israel ist und in der Folge
furchtbares Leid für die Menschen gleichermaßen in Israel und in Gaza
verursacht, …
… angesichts dieses
Schreckens wächst meine Dankbarkeit, dass wir in der Mitte Europas in Freiheit
und Frieden leben. Ebenso wächst meine Sehnsucht nach der Einsicht, dass ein
Leben unserer Kinder in Frieden und Freiheit das wichtigste Ziel allen
politischen Handelns sein muss!
Alle anderen Ansätze
politischen Handelns haben verantwortungs-ethisch keinerlei Anspruch auf
Rechtfertigung. Lassen Sie uns gemeinsam für eine möglichst hohe Akzeptanz des
Friedens- und Verständigungsprojekt Europäische Union gerade im kommenden Jahr
kämpfen, gerade angesichts der freien und demokratischen Wahlen zum
Europäischen Parlament.
Liebe Kreisrätinnen
und Kreisräte,
wir im Landratsamt
mussten 2023 im Landkreis Miltenberg zunächst die Gas- und Stromversorgung
sicherstellen. Hier bin ich ausdrücklich dem Bayerischen Wirtschaftsministerium
und dem Bundeswirtschaftsministerium dankbar für die praktische Unterstützung
bei dieser schweren Aufgabe.
Parallel dazu
arbeiteten wir – gemeinsam mit den Gemeinden und den Einheiten des örtlichen und
überörtlichen Katastrophenschutzes - intensiv an der Vorsorge möglicher
Blackout- oder Brownout-Ereignisse. Auch hier sind wir nun gut aufgestellt.
Dies gilt auch für die Abwehr digitaler Angriffe auf das Landratsamt – leider
gilt hier: Ausruhen wäre ein Fehler!
So große
Unsicherheiten - gemeinsam konnten und können wir diese bewältigen. Danke an
alle, die dazu beigetragen haben! Lassen Sie angesichts auch nachvollziehbarer
Unzufriedenheit mit dem staatlichen Handeln und auch Verunsicherung in der
Bevölkerung immer wieder den Fokus darauf richten, welche Krisen und
Herausforderungen wir gut bewältigen konnten. Hierzu zähle ich auch das
umfassende Pandemiemanagement durch unser Landratsamt.
Auch bei der
Aufnahme geflüchteter Menschen helfen viele mit und ohne eine breite
Unterstützung in den Gemeinden und in der Bevölkerung wäre diese Aufgabe nicht
zu leisten, auch wenn offen ist, wie lange es überhaupt noch leistbar ist bzw.
ob wir die Aufgabe der Betreuung und Integration der Geflüchteten überhaupt
noch bewältigen – dies werde ich heute aber nicht ausführlicher erörtern,
hierzu schreibe ich aktuell an einer Stellungnahme, die ich vor Weihnachten
noch veröffentlichen werde.
Aber es ist mir ein
Anliegen, gerade weil hier die Anstrengungen von Woche zu Woche größer werden,
für die Unterstützung vieler und angesichts vieler schwerer Sorgen und zunehmender
Zweifel auch für Ihre und die in weiten Teilen noch spürbare Besonnenheit
danken!
Was im Rückblick auf
2023 eine zentrale Botschaft ist:
All das Management
von Krisen und Herausforderungen hat uns weder im Kreistag noch im Landratsamt
davon abgehalten, Zukunft zu gestalten:
- Wir haben die Weichen gestellt für eine gute Weiterführung der
Abfall- und Wertstoffentsorgung im Landkreis Miltenberg – Danke an den zuständigen
Ausschuss und die Kommunale Abfallwirtschaft. Gemeinsam wird uns der
Veränderungsprozess zum 1.7.2024 gelingen.
- Wir haben die Weichen gestellt für eine leistungsstarke, kunden-
und unternehmensorientierte Sparkasse Aschaffenburg – Miltenberg ab dem
1.4.2024 – Danke an die aus dem Kreistag entsandten Mitglieder des
Verwaltungsrats und den gesamten Kreistag, welche diese historische
Entscheidung gut abgewogen einstimmig getroffen haben!
- Wir haben die Weichen gestellt für den schwersten Kreishaushalt
2024 seit Jahrzehnten. In den Jahren 2024 bis 2027 müssen die deutschen
Kommunen alleine aufgrund gesetzlicher Änderungen mit 30 Milliarden Euro
weniger auskommen! Demgegenüber sind für die bayerischen Kommunen alleine
im 1. Halbjahr die Kosten um 3 Milliarden Euro gestiegen – alleine zwei
Milliarden durch Steigerungen der Sozialhilfe und der Kosten der
Unterkunft. Diese zwei beispielhaften Posten zeigen, dass die
Kommunalfinanzen in Deutschland im Jahr 2024 strukturell in eine extrem
gefährliche Schieflage geraten. Mein Dank gilt unserem Kämmerer Steffen
Krämer, der bereits sehr früh diese Entwicklung transparent gemacht hat.
Denn auch, wenn wir dieses Delta, seien es nun 9 oder 7,5 Millionen Euro,
nicht durch zusätzliche eigene Sparbemühungen schließen müssen, ist es
doch notwendig, dass auch wir alle vertretbaren Optionen nutzen, um das
Delta soweit wie möglich zu reduzieren. Sowohl die Entlastung des
Bau-Investitionsprogramms in 2024 um ca. 3 Millionen Euro als auch die 13
Beschlüsse des Kreisausschusses am vergangenen Montag zeigen – wir handeln
in schweren Zeiten!
Danke
an den UB 3 und Steffen Krämer für die Unterstützung der historisch früh
begonnenen Haushaltsvorberatungen im September dieses Jahres mit den
Kreistagsfraktionen und dem Vorstand des Bayerischen Gemeindetags.
Wir haben aber neben
einer Fluchtkrise und einer Haushaltskrise auch eine Wirtschaftskrise mit einer
erwarteten Rezession im Jahr 2024 („Krisenmodus“ Wort des Jahres 2023 à Leitwort für 2024):
Das deutsche
Wirtschafts-Erfolgs-Modell des vergangenen Jahrzehnts, welches neben dem hohen
Qualitätsniveau vor allem auf Basis außerordentlich günstiger Rohstoffpreise
extrem erfolgreich war, ist zum Erliegen gekommen. Für 2024 droht eine Rezession
und der industriell geprägte Landkreis Miltenberg ist in besonderer Weise von
den Fragestellungen der Transformation betroffen.
Aus diesem Grund
sind Fragen
- der sicheren, bezahlbaren und deshalb regionalen und regenerativen
Energieversorgung,
- der Versorgung mit hoch qualifizierten Fachkräften und
- die Gestaltung des Transformationsprozesses von existentieller
Bedeutung für die Zukunft des Wirtschaftsstandort Deutschlands ebenso wie
des industriell geprägten Standortes Landkreis Miltenberg.
Es handelt sich
nicht nur um eine ernste haushaltspolitische, sondern um eine
wirtschaftspolitische Krise, die wir als stark industriell geprägter Landkreis
in besonderer Weise spüren werden.
Aber wir sind nicht
blank, weil wir nicht untätig waren und sind in Fragen der Energieversorgung,
der Fachkräfteversorgung und der Gestaltung des Transformationsprozesses durch
unser Handeln wichtige Schritte gegangen.
- Energieversorgung: Während auf Ebene des Regionalen Planungsverbandes mit Beteiligung
der Gemeinden das Verfahren zur Ausweisung von Windvorranggebieten
vorbereitet wird, hat sich aus dem einstimmigen Konsens des Kreistags im
Dezember 2022 für eine Umsetzung der Energiewende in gestaltender
regionaler Hand das Regionale Energiewerk entwickelt, um unserer energieintensiven
Energie-Import-Region eine verlässliche regenerative und somit bezahlbare
sowie Wertschöpfung vor Ort schaffende Energieversorgung zu gewährleisten!
- Fachkräfte:
nach der Generalsanierung zweier großer Kreisschulen, JBG und HSG,
schaffen wir mit dem Bau der Schulturnhalle in Obernburg den Übergang ins
Schulbauprogramm 3 und die Generalsanierung unserer Berufsschule
Miltenberg nimmt konkrete Formen an.
- Seit 5 Jahren gibt es nun den Hochschulcampus der TH Aschaffenburg
in Miltenberg und damit herausragende Führungskräfte für unsere
Unternehmen. Dies ist nur möglich dank der guten Arbeit der TH und der
steten Förderung durch den Landkreis Miltenberg, was auch für ZeWis und
ZENTEC gilt.
- Der Transformationsprozess ist Kernaufgabe unserer ZENTEC und
unseres Technologietransferzentrums ZeWis. Letzteres stellt mit der TH
Aschaffenburg und unseren Unternehmen die Weichen für unsere Wirtschaft
unter anderem in Sachen KI. In dem strategisch neu aufgestellten Zentrum
für Technologie und Kooperation, der ZENTEC, schmieden wir an der Zukunft
unserer klimaneutral und mit neuen Technologien produzierenden Industrie,
egal ob in den Netzwerken Automotive, Weiterbildung und Qualifikation oder
Transformation und Innovation, in den Projektgruppen zum grünen
Wasserstoff oder bei der Erarbeitung eines neuen Strategiekonzepts für den
Weg zur klimaneutralen Region.
Mir ist es wichtig,
dass die Menschen im Landkreis Miltenberg wahrnehmen, dass wir auch unter
anspruchsvollen Rahmenbedingungen die Zukunft gestalten, auch als Beitrag, das
Grundvertrauen in staatliches Handeln zu stärken.
Auch beim Thema ÖPNV
sind wir zukunftsorientiert aufgestellt mit unseren konzeptionellen Ansätzen zu
einem für teilweise ländlich strukturierte Landkreise passenden ÖPNV.
Es ist nicht alleine
die Finanzierung, wir müssen uns auch angesichts des sich entwickelnden
dramatischen Fachkräftebedarfs an Busfahrern und der sehr individuellen
Kundenbedürfnisse öffnen für jede Form technischer Unterstützung, seien es
digitale bedarfsgesteuerte On-Demand-Systeme oder die Perspektive des autonomen
Fahrens.
Damit, liebe
Kolleginnen und Kollegen, wollte ich Ihnen angesichts der von mir
thematisierten Dreifachkrise doch etwas „politische Lust“ aufs neue Jahr
machen. Nicht nur im Projekt „neuer Nahverkehrsplan“ werden wir multipler
Krisen zum Trotz die Möglichkeit zum kreativen Gestalten haben.
Deshalb danke ich
Ihnen nicht nur für Ihren Einsatz in diesem Jahr, ich schlage auch vor, wir
freuen uns einfach auf die gemeinsame Arbeit im kommenden Jahr an den
vielfältigen Herausforderungen.
Nun aber gehen wir
zunächst und endlich in die adventliche Zeit und hoffen auf weihnachtliche Ruhe
und ein Erahnen des Friedens.
Nehmen wir diese
Zeit bewusst an, ebenso wie die Erinnerungen an die Momente, in denen wir uns
gemeinsam Problemen und Herausforderungen gestellt haben.
Angesichts der
globalen Herausforderungen, der Folgen ungelöster politischer Aufgaben auf
Landes- und Bundesebene sowie umfangreicher Aufgabenstellungen in der
Kreisentwicklung wird es in 2024 in besonderer Weise auf unser Miteinander
ankommen.
Mein Wunsch: Gehen
wir das Jahr 2024 mit Besonnenheit und Verantwortungsbereitschaft an! Es gilt
auch für uns:
Der Frieden, von dem
in der Weihnachtsbotschaft gesprochen wird, er kommt nicht einfach so über uns
Menschen, er kann nur aus uns und durch uns wirken.
In diesem Sinne
danke ich Ihnen allgemein für Ihr Engagement im vergangenen Jahr und persönlich
für die positiven Momente sowie meiner Stellvertreterin Monika Wolf-Pleßmann,
meinen Stellvertretern Bernd Schötterl und Günther Oettinger für die
Unterstützung in einem wahrlich anspruchsvollen Jahr, ebenso unserer
Kreistagsgeschäftsstelle, und wünsche Ihnen und Ihren Lieben ein gutes, ein
gesundes neues Jahr mit vielen Sinn stiftenden und glücklichen gemeinsamen
Momenten.“
Es folgt die Rede
des Stellvertreters des Landrates, Bernd Schötterl:
Er dankt darin dem Landrat
für das Vertrauen, die Freundschaft und die Zusammenarbeit. Ebenso dankt er der
Kreisverwaltung. Ihre Vorarbeiten für die Stellvertreter des Landrates und die
Kreisrät*innen macht es denen um so vieles einfacher und verständlicher, die
verantwortungsvollen Aufgaben, die sie haben, zu lösen.
Er wünscht allen
eine frohe Weihnachtszeit, verbunden mit den besten Wünschen für das neue Jahr und
bringt seine Hoffnung zum Ausdruck, dass alles besser werden möge und wieder
Friede einkehre.