Sicherheitslage im Landkreis weiterhin sehr gut

Der Landkreis Miltenberg gehört nach wie vor zu den sichersten Landkreisen Bayerns – dies lässt sich aus der Kriminalstatistik für das Jahr 2024 herauslesen, die die Leiter der Polizeiinspektionen Miltenberg und Obernburg, Karsten Heinz und Johannes Streib, am Dienstag, 20. Mai, im Landratsamt im Rahmen eines Pressegesprächs vorstellten.
Im Beisein des stellvertretenden Landrats Bernd Schötterl, der Leiterin der Abteilung Sicherheit und Ordnung, Pia Plappert, sowie dem Sachgebietsleiter Öffentliche Sicherheit und Ordnung, Marcel Fleckenstein, verwies Erster Polizeihauptkommissar Karsten Heinz auf einen leichten Rückgang beim Gesamtunfallaufkommen (2.817/Vorjahr 2.889), Unfälle mit Personenschaden stiegen von 303 auf 323 (+ 6,6 Prozent), zwei Todesopfer waren zu beklagen. Die Unfallzahlen lägen Heinz zufolge in einem Abwärtstrend, lediglich in den Corona-Jahren 2020 und 2021 waren sie niedriger.
Als Hauptunfallursachen gelten weiter nicht angepasste Geschwindigkeit und Vorfahrtsmissachtung. Bei 85 Geschwindigkeitsunfällen wurden 52 Menschen verletzt (Vorjahr: 34). Die Polizei nahm zudem mehr Alkohol- und Drogenunfälle auf: Die Zahl der Unfälle unter Einfluss von Alkohol stieg von 36 auf 41, die unter Einfluss von Drogen von fünf auf sieben. Bei Alkoholunfällen waren 38 Verletzte zu beklagen, bei den Drogenunfällen sogar sieben (71 Prozent). „Da müssen wir eingreifen“, ergänzte der Verkehrssachbearbeiter der Polizei, Jürgen Farrenkopf. Auffällig sei, dass auch tagsüber Alkoholmissbrauch festzustellen sei. Dass es infolge der Legalisierung von Cannabis zu mehr Unfällen gekommen sei, lasse sich aus den Zahlen nicht herauslesen, stellte Karsten Heinz fest.
Die Zahl der Unfallverletzten stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent von 371 auf 407, dabei waren in 340 Fällen leichte Verletzungen festzustellen (2023: 317, + sieben Prozent). 67 Schwerverletzte waren zu beklagen, 24 Prozent mehr als im Jahr 2023 (54). Dazu kamen zwei Todesfälle bei Unfällen in Großheubach und Wörth. Sieben Unfälle mit E-Scootern nahm die Polizei auf, davon sechs mit Personenschaden. Bei Motorradunfällen waren in 75 Prozent der Fälle die Motorradfahrer die Verursacher, die Verletztenquote bei den 57 Unfällen war mit 55 hoch. Auf den bekannten attraktiven Motorradstrecken werde regelmäßig kontrolliert, versicherte er. Die Fahrradunfälle stiegen um über 30 Prozent auf 110, die Zahl der Verletzten von 76 auf 108 im Vergleich zum Vorjahr. Darunter waren 26 Schwerverletzte (+ 100 Prozent). Pedelecs waren an den Unfällen in 51 Fällen beteiligt. Bei vier Schulwegunfällen wurde ein Schüler leicht, ein weiterer schwer verletzt.
Trotz des leichten Anstiegs der Verkehrsunfälle mit jungen Erwachsenen auf 220 (2023: 212) wurde im Vergleich zum Vorjahr eine Person weniger verletzt. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Unfall verletzt zu werden, sei Heinz zufolge in dieser Altersgruppe mit 26 Prozent jedoch deutlich höher als bei allen Altersgruppen (elf Prozent). Bei 56 Prozent der Unfälle mit jungen Erwachsenen waren diese Hauptverursacher. Die Beteiligung von Senioren an Verkehrsunfällen sei weiter rückläufig, so Heinz, in 72 Prozent der insgesamt 236 Unfälle seien sie aber die Hauptverursacher.
Dass die Polizei viele Arbeit in die Prävention steckt, zeigte der Polizeichef unter anderem mit Ausführungen zur Verkehrserziehung im Kindergartenalter bis zum Pedelec-Training für Senioren. Beamte der beiden Jugendverkehrsschulen unterrichteten an den Schulen 1.155 Kinder der vierten Klassen in Verkehrserziehung, 1.116 Vorschulkinder wurden auf den Schulweg vorbereitet.
Als wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit bezeichnete Karsten Heinz die Geschwindigkeitskontrollen mittels des sogenannten Blitzeranhängers, aber auch 303 Messungen mit dem Handlasergerät. Im Jahr 2024 maß die Polizei 582-mal die Geschwindigkeit und verhängte in der Folge 68 Fahrverbote mit 2.643 Anzeigen und 2.436 Verwarnungen.
„Rekordraser“ waren Autofahrer in der Dammsfeldstraße Elsenfeld (Tempo 62 bei erlaubten 30 Stundenkilometern), in der Mainzer Straße in Miltenberg (100 bei erlaubten 50) sowie bei Großheubach auf der Staatsstraße 2309 (152 bei erlaubten 100 Stundenkilometern). Auf der B 469 sei trotz aller Bemühungen die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden im mehrspurigen Bereich von elf auf 15 gestiegen, seit Einführung des Tempolimits 120 werde aber nicht mehr so stark gerast. Auch die Gurtanlegepflicht und das Handyverbot würden kontrolliert, so Heinz. So wurden 2024 645 Mobiltelefonverstöße und 342 Gurtverstöße geahndet.
Im Bereich der Kriminalität verwies Polizeioberrat Johannes Streib auf eine Aufklärungsquote von 74,2 Prozent im Landkreis, was über dem unterfränkischen und bayerischen Schnitt liege. 2024 wurden 3.293 Straftaten (einschließlich ausländerrechtlicher Verstöße) erfasst. Lasse man Straftaten nach dem Aufenthalts-, Freizügigkeits- und Asylgesetz weg, welche nur von ausländischen Staatsangehörigen begangen werden können, reduziere sich die Zahl auf 3.207.
Die Polizeiinspektion Miltenberg zählte 1.156 Straftaten im Jahr 2024 (32 Fälle weniger als 2023), von denen 75,3 Prozent aufgeklärt wurden, ohne ausländerrechtliche Verstöße betrug die Aufklärungsquote 74,4 Prozent. (2023: 1.188 Straftaten, Aufklärungsquote 72 Prozent). Von der Polizeiinspektion Obernburg wurden 2.128 Straftaten erfasst (137 Fälle weniger) bei einer Aufklärungsquote von 74,6 Prozent, ohne ausländerrechtliche Verstöße betrug die Aufklärungsquote 74,1 Prozent (2023: 2.265 Straftaten, 74 Prozent). Einen großen Anteil an der Gesamtkriminalität nahmen die Rohheitsdelikte (20,4 Prozent) ein, aber auch die Diebstähle mit 20,9 Prozent.
Die Häufigkeit der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner liege im Landkreis inklusive ausländerrechtlicher Verstöße bei 2.526 (2023: 2.662), in Unterfranken bei 4.020, in Bayern bei 4.635. Ohne ausländerrechtliche Verstöße ist die Häufigkeitszahl im Landkreis Miltenberg bei 2.460, in Unterfranken bei 3.750 und in Bayern bei 4.218. Das belege das hohe Sicherheitsniveau im Landkreis Miltenberg, so Streib. Zu den gemeldeten 3.293 Straftaten wurden 1.896 Tatverdächtige ermittelt.
Die Anzahl von nichtdeutschen Tatverdächtigen lag bei 631 (33,3 Prozent), ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr (30,8 Prozent). Lege man den im Landkreis vorliegenden Ausländeranteil von 14 Prozent zugrunde, so lag der Anteil ausländischen Tatverdächtiger etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Betrachte man die Straftatenanzahl ohne Delikte, die nur durch Nichtdeutsche begangen werden können, lag der Anteil bei 29,4 Prozent. Daraus dürfe man aber keine falschen Schlüsse ziehen oder Pauschalaussagen tätigen, mahnte Streib, da hier mehrere Faktoren zusammenwirken. So würden ausländische Aussehende mitunter schneller angezeigt, zeigten die Erfahrungen, auch sei die Zusammensetzung dieser Gruppe anders (in der Regel sind hier mehr junge Männer vorzufinden als im Schnitt in der Gesamtbevölkerung).
Vor allem der Alkohol spiele eine Rolle bei Straftaten: So waren in 311 Fällen die Verdächtigen alkoholisiert (12,6 Prozent), bei den Rohheitsdelikten war die Zahl mit 21,6 Prozent höher und lag bei Widerstandshandlungen und tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte und Einsatzkräften sogar bei 63,4 Prozent.
Unabdingbarer Teil der Polizeiarbeit sei auch die Prävention, sagte Streib und verwies auf 180 Präventionsveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen wie etwa Drogen, Jugendkriminalität, Häusliche Gewalt, Mobbing, Enkeltrick, Neue Medien und viele mehr. Insgesamt konnten durch die Veranstaltungen über 4.700 Bürgerinnen und Bürger erreicht werden.
Frank Zimmermann (Polizei Obernburg) ging im Zusammenhang mit der Sicherheit im öffentlichen Raum auf die 20 Beamtinnen und Beamten ein, die als Fahrradstreife unterwegs sind und sich mit Radfahrenden austauschen. Für die ehrenamtlich arbeitende Sicherheitswacht suche man ständig Mitarbeitende, erklärte er. Aktuell seien 23 Aktive nach einer 40-stündigen Ausbildung quasi als „erweiterte Augen der Polizei“ unterwegs.
Beschäftigt war die Polizei weiter mit der Begleitung diverser Versammlungen, die Michaelismesse in Miltenberg sei aus Polizeisicht sehr gut verlaufen – was laut Karsten Heinz möglicherweise mit der Kameraüberwachung zusammenhängt.
„Die Polizeiinspektionen Obernburg und Miltenberg konnten auch 2024 wieder einen gewichtigen Beitrag dazu leisten, die Sicherheitslage auf einem überdurchschnittlich guten Niveau zu halten“, heißt es in der Schlussbemerkung des Sicherheitsberichts. Frank Zimmermann dankte am Ende für die sehr gute Zusammenarbeit der Polizei mit dem Landratsamt. Stellvertretender Landrat Bernd Schötterl gab dieses Lob umgehend zurück, auch in allen Abteilungen des Landratsamts sei man sehr froh über die hervorragende Kooperation mit der Polizei. Er bat die Polizeiführung, den Dank des Landkreises an alle Beamtinnen und Beamten weiterzugeben.