Radweg eröffnet: Ein Schmuckstück auf 2.675 Meter Länge
Ein „wahres Schmuckstück“ sei er geworden, der ausgebaute Radweg zwischen Kirchzell und Amorbach, so stellvertretender Landrat Bernd Schötterl bei der offiziellen Einweihung am Donnerstagmorgen. Auf dem Fahrrad sitzend, war er von Amorbach bis zur Gemarkungsgrenze zu Kirchzell geradelt und konnte so diesen Eindruck gewinnen.
Schon in den Tagen vor der Eröffnung war auf dem Radweg – trotz Sperrung – viel los, glaubt man den Berichten einiger Gäste. Ihnen allen dürfte der Weg gefallen haben, der auf 2.675 Meter Länge auf vielen Passagen durch schattigen Wald und Flur führt. Zwar ist er nicht, wie es die Empfehlungen zum Bau von Radverkehrsanlagen vorsehen, auf der gesamten Länge mindestens 2,50 Meter breit, dennoch ist er bestens befahrbar. Um in den Genuss einer Förderung zu kommen, hätte der Weg eine nutzbare Breite von mindestens 2,50 Meter aufweisen müssen, dazu beidseitige Bankette. In einem Mittelgebirge wie dem Odenwald sei das aber illusorisch, erklärte Landrats-Stellvertreter Bernd Schötterl. Um auf die geforderte Breite zu kommen, hätte man entweder bergseitig abgraben und abstützen oder talseits aufschütten müssen. Für Schötterl wäre das unverhältnismäßig teuer geworden und auch aus Naturschutzgründen nicht in Frage gekommen.

So kam es, dass der Landkreis für den Bau auf Förderung verzichtete und stattdessen nach eigenen Vorstellungen baute. Das Resultat laut Schötterl: „Dies führte zum erstaunlichen Ergebnis, dass der Radweg mit Förderung den Landkreis teurer gekommen wäre als dies nun ohne Förderung der Fall ist.“ Der sogenannte untermaßige Ausbau mit wassergebundener Decke seit mit 960.000 Euro zubuche geschlagen, dazu kamen Kosten für den Grunderwerb. Der habe sich sehr unproblematisch gestaltet, so Schötterl, der das gute Verhältnis der Bürgermeister Peter Schmitt (Amorbach) und Stefan Schwab (Kirchzell) zu ihren Bürgern dafür verantwortlich machte. Von Seiten des Naturschutzes seien ebenfalls keine kritischen Worte zu vernehmen gewesen.
Auch wenn der Radweg nahe einer Staatsstraße verläuft, so sei es dennoch ein Radweg des Landkreises, klärte der amtierende Landrat auf: Da der Radweg in Amorbach an einer Kreisstraße beginnt und an einer Kreisstraße in Kirchzell-Buch endet, sei dies gemäß Definition ein „abgesetzt geführter Radweg der Kreisstraßen.“
Dass der Lückenschluss zwischen den beiden Odenwaldkommunen notwendig sei, stehe außer Frage, so Schötterl: Der Weg werde von vielen Schülerinnen und Schülern sowie im Alltagsradverkehr rege genutzt und man trage so zum klimaschonenden und gesundheitsfördernden Radverkehr bei. Erstaunlich sei auch die Bauzeit, sagte er: Der Kreistag habe am 21. Oktober 2024 den Auftrag an die Firma Konrad vergeben, Baubeginn war am 24. Februar 2025 und nur vier Monate später sei der Weg fertig. „Rekordverdächtig“ für Schötterl, der nicht vergaß, die Verdienste des erkrankten Landrats Jens Marco Scherf für die Verwirklichung anzuführen. Scherf habe sich immer auch für vermutlich weniger wichtige Verkehrswege eingesetzt, lobte er und verwies darauf, dass man im Landkreis seit 2019 die Radfahrer viel stärker im Fokus habe. Vergessen dürfe man daher nicht, dass der Radverkehr aktuell einen Anteil von 13 Prozent aller gefahrenen Kilometer habe.
Am Ende hob der stellvertretende Landrat alle Akteure hervor, die ihren Anteil am Ausbau des Radwegs haben: die Bürgermeister aus Amorbach und Kirchzell, Kreistag und Bauausschuss, die Planer vom Ingenieurbüro Eilbacher, die Firma Konrad-Bau, das Kreisbauamt mit Projektleiter Roland Dittrich und den Mobilitätsbeauftragten Tim Haas. Musikalisch umrahmt wurde die Einweihung des Radwegs von einem Sextett der Stadtkapelle Amorbach unter Leitung von Hubert Morawetz.