Mit Kampagne „wirfürbio“ für reineren Bioabfall

Mit dem Beitritt zur Kampagne „wirfürbio“ will der Landkreis Miltenberg einen Beitrag leisten, die Öffentlichkeit noch besser über die korrekte Entsorgung von Biomüll zu informieren. Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz sagte am Montag, 12. Mai, einstimmig Ja zum Beitritt, der im ersten Jahr 6.500 Euro kosten wird, für die Folgejahre jeweils 2.500 Euro.
Tim Bohle (kommunale Abfallwirtschaft) verwies auf sich verändernde Stoffströme infolge der Umstellung auf die vierwöchentliche Restmüllabfuhr. Daraufhin sei die Bioabfallmenge gestiegen – und das kräftig um fast zehn Prozent von 7.300 Tonnen (2023) auf 8.000 Tonnen im Jahr 2024. Bohle machte zudem auf die Novelle der Bioabfallverordnung aufmerksam, wonach seit 1. Mai 2025 nur noch drei Prozent Störstoffe im Bioabfall vorhanden sein dürfen – etwa Steine, Glas, Keramik, Metalle und Kunststoffe. Auch darf der Kunststoffanteil der aus der Biotonne stammenden Abfälle nur ein Prozent betragen.
Sollten die Prozentsätze überschritten werden, hat der Anlagenbetreiber das Recht, den Abfall zurückzuweisen. Das hätte für den Landkreis zur Folge, dass das Material umgeladen, nach Erlenbach und von dort aus nach Schweinfurt zur Verbrennung gebracht werden müsste. Bei der letzten Hausmüllanalyse im Jahr 2021 habe der Landkreis bei 3,3 Prozent Störstoffanteil gelegen, erklärte Bohle, Stichproben zufolge liege dieser Wert immer noch über drei Prozent. Als großes Problem erkannte er die Zahl der Plastikbeutel im Bioabfall oder noch original in Plastikfolie verpackte Lebensmittel.
Da somit immer noch Handlungsbedarf herrscht, sah Bohle den Beitritt zur Kampagne „wirfürbio“ derzeit als alternativlos an. Als großen Vorteil bezeichnete er den Zugriff auf eine Vielzahl von immer wieder neu erstellten Medien wie Broschüren, Social-Media-Beiträge, Vorlagen für Webseiten, Pressevorlagen, Aufkleber, Fahrzeugwerbung sowie Materialien für Umweltbildung in Schulen und Kindergärten. Alle Inhalte könnten problemlos vom Landkreis Miltenberg auch in eigenen Veröffentlichungen und der Internetseite verwendet werden. Im nächsten Jahr wolle sich die Kampagne auf das Thema Mehrfamilienhäuser und Großwohnanlagen fokussieren, erklärte Bohle. Dass die Kampagne bisher erfolgreich läuft, zeigten Angaben von „wirfürbio“, wonach eine Reduktion der Störstoffe im Bioabfall bei Kampagnenteilnehmern von 50 Prozent erreicht wurde. Die kommunale Abfallwirtschaft sei derzeit nicht in der Lage, eine solch professionelle Kampagne mit eigenem Personal dauerhaft umzusetzen, machte Bohle deutlich. Auch stellvertretender Landrat Bernd Schötterl stand Bohles Beitrittsempfehlung positiv gegenüber und verwies unter anderem auf finanzielle Vorteile, wenn weniger Bioabfall zurückgewiesen und teuer verbrannt werden müsste. Der Ausschuss sah dies ebenfalls so und stimmte ohne große Diskussion dem Beitritt zu „wirfürbio“ zu.
Ebenfalls einstimmig sagte der Ausschuss Ja zur Änderung der Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Bayerischer Odenwald“ im Hinblick auf die Verschiebung der Grenzen des Landschaftsschutzgebietes im Gemeindegebiet Weilbach und empfahl dem Kreistag, dies ebenfalls zu tun. Hintergrund sind Erweiterungspläne des in Weilbach ansässigen Transport- und Logistikunternehmens ID Logistics. Um diese zu verwirklichen, ist unter anderem die Herausnahme von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet direkt neben der Werksfläche im Umfang von etwa drei Hektar erforderlich. Im Gegenzug schlug der Markt Weilbach vor, Flächen „Am hohen Rain“ in den Geltungsbereich des Landschaftsschutzgebiets „Bayerischer Odenwald“ aufzunehmen. Diese Flächen haben eine Größe von etwa 2,9 Hektar und umfassen vorwiegend magere Flachland-Mähwiesen, die als Biotope gesetzlich geschützt sind. Somit findet keine Änderung oder Verschlechterung der aktuellen Bewirtschaftung statt. Untere und höhere Naturschutzbehörde seien sich laut Stefan Pache, Abteilungsleiter Umweltschutz am Landratsamt, einig, dass nicht mit wesentlichen Auswirkungen auf den Schutzzweck des Landschaftsschutzgebiets zu rechnen sei. Durch den „Flächentausch“ erfolge sogar eine naturschutzfachliche Aufwertung.
Einstimmig erkannte der Ausschuss den steuerlichen Jahresabschluss für das Jahr 2023 der kommunalen Abfallwirtschaft, Teilbetrieb Betrieb gewerblicher Art, an. Laut Julia Goldschmitt (kommunale Abfallwirtschaft) umfasste die Bilanz in Aktiva und Passiva eine Summe von 622.507 Euro. Der Jahresverlust von 289.948 Euro wird auf neue Rechnung vorgetragen. Die Umsatzsteuererklärung für das Jahr 2023 ergab eine Erstattung von 49.123 Euro, Körperschafts- und Gewerbesteuerzahlungen fielen nicht an. Das Minus – im Vorjahr war es noch ein Gewinn von 287.149 Euro – sei Goldschmitt zufolge auf stark sinkende Erlöse aus der Papiervermarktung zurückzuführen, aber auch die Erlöse der anderen vermarkteten Wertstoffe sanken.
Mit der RTO-Anlage auf der Deponie Guggenberg zeigte sich Kai Strüber (kommunale Abfallwirtschaft) sehr zufrieden – sowohl finanziell wie auch umwelttechnisch. Von den förderfähigen Kosten in Höhe von 1,27 Millionen Euro konnten 662.093 Euro über Fördermittel gedeckt werden. Mittlerweile gebe es keine Förderung mehr, sodass der Landkreis viel Geld gespart habe, freute sich auch stellvertretender Landrat Bernd Schötterl. Seit die Anlage im Oktober 2024 an den Start ging, wurden fast 150.000 Kubikmeter Deponiegas mit einem mittleren Methangehalt von etwa zwölf Prozent und somit 12.290 Kubikmeter Methan behandelt. Durch die Oxidation des Methans wurden etwa 246 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart.