Markt für Alttextilien ist zusammengebrochen

Altkleidercontainer
Altkleidercontainer Foto: Antranias

Seit Anfang des Jahres 2025 sind die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger – konkret also der Landkreis Miltenberg – für die Getrenntsammlung in ihren Zuständigkeiten verantwortlich, also auch für die Sammlung von Alttextilien. Der Markt hierfür sei aber, wie Abfallwirtschaftsleiter Tim Bohle in der Sitzung des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz am Donnerstag, 9. Oktober, sagte, zusammengebrochen. Das hat auch Auswirkungen auf den Landkreis.

Aufgrund einer Insolvenzwelle von Verwertern würden immer mehr Altkleidercontainer abgezogen, aus dem einst guten Geschäft sei ein Zuzahlungsgeschäft geworden. Die Sammler fänden keine Verwerter mehr, diese wiederum keine Käufer. Mittlerweile liege man bei einem Minus von 100 Euro pro Tonne Sammelware, machte Bohle deutlich. Er sprach von einer „dramatischen Entwicklung“, alle Lager seien voll. So hätten gewerbliche und gemeinnützige Sammler ihre Container abgezogen, das Bayerische Rote Kreuz dagegen sei noch aktiv – wenn auch mit weniger Containern als früher.

Durch den Abschluss eines Vertrags zwischen Kreis und BRK versuche man, die Sammlung in der Fläche zu erhalten, sagte Bohle. Um das in Zahlen zu verdeutlichen: Von einst 1.000 Tonnen Alttextilien im Jahr im Landkreis Miltenberg habe das BRK bis zu 500 Tonnen gesammelt und verwertet. Angesichts der Entwicklung sei es Bohle zufolge umso wichtiger, dass nur verwertbare Sammelware in die Container eingegeben werde. Kaputte, verschlissene, verschimmelte und verdreckte Textilien dürften auf keinen Fall der Sammlung zugeführt werden, sondern gehörten in den Restmüll. Dass es zu dieser Marktsituation gekommen sei, führte Bohle auf mehrere Faktoren zurück: den Wegfall großer Absatzmärkte wie Russland und Ukraine, die Überschwemmung des Markts mit Ramschtextilien („fast fashion“) und großen Textilmengen aus Ländern, die bislang nicht auf dem Markt vertreten waren.

Edwin Pfeifer, Geschäftsführer des BRK-Kreisverbands Miltenberg, bestätigte Bohles Erkenntnisse. Seit über 30 Jahren sei man mit den Ehrenamtlichen bei der Kleidersammlung aktiv, „aber so dramatisch war es aber noch nie.“ Für das BRK sei die Sammlung wichtig, denn mit den Erlösen konnten die Bereitschaften bislang Dinge anschaffen – etwa Fahrzeuge –, die sonst nicht gekauft werden konnten. Das habe bislang gut funktioniert, so Pfeifer. Allerdings lande auch viel Müll in den Containern. Mit dem Sozialkaufhaus in Obernburg leiste man einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit, stellte er heraus. „Wir wollen die Struktur erhalten“, formulierte er den Willen des BRK, zusammen mit dem Landkreis die Alttextil-Misere zu bewältigen.

Aber, so sagte er, man brauche eine auskömmliche Vergütung – und Verwerter, die das Material auch abnehmen. Er sei dennoch guter Dinge, dass sich der Markt in ein bis zwei Jahren wieder bessern werde, so Pfeifer. Denn, glaubt er, „wenn das Sammelsystem erst einmal weg ist, wird es nicht wieder kommen.“

„Wir brauchen das BRK“, stellte stellvertretender Landrat Bernd Schötterl fest und bezeichnete die Hilfsorganisation als „kompetenten und langjährigen Partner“. So habe man einen Jahresvertrag mit der Organisation abgeschlossen, um weiterhin Alttextilien sammeln zu können. Der Ausschuss kam anschließend einer Bitte der Verwaltung nach, dass diese schnell handeln darf, sollte sich die dynamische Situation ändern, ohne dass nochmals Rücksprach mit dem Ausschuss genommen werden muss.

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