Landkreis-Geschäftsjahr 2024 schließt besser ab als erwartet
Der Landkreis Miltenberg hat das Geschäftsjahr 2024 besser als erwartet abgeschlossen.
Wie Kreiskämmerer Steffen Krämer im Kreistag am Dienstag, 21. Oktober, sagte, habe man Ende 2024 wieder liquide Mittel in Höhe von rund 7,1 Millionen Euro zur Verfügung gehabt. Davon seien rund 5,35 Millionen Euro für den Landkreis, der Rest seien zweckgebundene Mittel, etwa für die Kommunale Abfallwirtschaft.
So habe die Ergebnisrechnung – in der freien Wirtschaft entspricht diese der Gewinn-und-Verlust-Rechnung – 2,8 Millionen Euro betragen, 2,2 Millionen Euro mehr als der Ansatz (620.000 Euro). Die Finanzrechnung habe mit fast 7 Millionen Euro abgeschlossen, etwa 6,7 Millionen Euro über dem Ansatz. Beim Blick auf die nun deutlich angestiegene Liquidität bemerkte Krämer, dass diese noch Ende 2023 nur 417.000 Euro betragen habe. Nun, sagte er, habe man wieder „Normalmaß erreicht.“
Als Summe der Aktiva – die die Mittelverwendung beschreiben –, nannte Krämer rund 247 Millionen Euro. Der größte Teil davon, 193 Millionen Euro, sind dem Anlagevermögen zuzuschreiben – etwa den Sachanlagen wie Grundstücke, Gebäude, Maschinen und Straßen (188 Millionen Euro). Dazu kommen ein Umlaufvermögen von 52,5 Millionen Euro und rund eine Million Euro aus der aktiven Rechnungsabgrenzung. Die Passiva – die die Mittelherkunft beschreiben –, schließen ebenfalls mit 247 Millionen Euro. Davon sind fast 99 Millionen Euro Eigenkapital (darunter 95 Millionen Euro allgemeine Rücklagen), 62 Millionen Euro sind Sonderposten (unter anderem FAG-Zuschüsse), 54 Millionen Euro Rückstellungen und 32 Millionen Euro Verbindlichkeiten, darunter 22,7 Millionen Euro für Investitionskredite.
Mit einigen Kennzahlen verdeutlichte Krämer die finanzielle Situation des Landkreises. So beträgt die Eigenkapitalquote I, ein Indikator für die finanzielle Substanz des Landkreises, 40 Prozent. Die Eigenkapitalquote II, die zusätzlich Sonderposten aus Zuwendungen enthält, liegt bei 60,4 Prozent. 9,2 Prozent des Landkreisvermögens sind mit Fremdkapital finanziert, die Personalaufwandsquote liegt bei 18,4 Prozent. Rechnet man die Personalkosten auf Einwohner um, liegt der Landkreis mit 225 Euro leicht über den durchschnittlichen Werten in Unterfranken (216 Euro) und Bayern (218 Euro). Die Transferaufwandsquote bezifferte Krämer auf 45,6 Prozent. Diese setzt die Transferaufwendungen – Ausgaben, die ohne direkte Gegenleistung an Dritte gezahlt werden wie etwa ÖPNV und Sozialleistungen – ins Verhältnis zu den ordentlichen Aufwendungen. Diese Kennzahl ist in den letzten Jahren gestiegen – unter anderem aufgrund deutlichen Mehrkosten beim ÖPNV und höheren Sozialleistungen. In Zahlen heißt das, dass der Transferaufwand in den letzten sechs Jahren von 47 Millionen Euro (2018) auf 80,5 Millionen Euro (2024) gestiegen ist.
Anhand der Umlagequote ist laut Krämer zu ersehen, dass der Landkreis zu 43,1 Prozent durch die Kreisumlage finanziert ist. Allerdings liege der Kreis sowohl beim Kreisumlagesatz (43 Prozent) wie auch in der Umlage pro Einwohner (597 Euro) unter dem bayerischen und unterfränkischen Durchschnitt.
Beteiligungsbericht: Laut Miriam Zimmerling-Faulhaber, Mitarbeiterin der Kämmerei, ist der Landkreis Miltenberg mit 33,33 Prozent an der Aschaffenburg Miltenberg Nahverkehrs-GmbH (AMINA) beteiligt, an der Gemeinschaftskraftwerk-Schweinfurt (GKS)-GmbH mit 6,25 Prozent, an der Strukturwandel und Qualifizierung gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (SQG) mit 16 Prozent sowie an der ZENTEC (Zentrum für Technologie, Existenzgründung und Cooperation GmbH), mit 17 Prozent. In allen genannten Organisationen ist der Landkreis durch Landrat Jens Marco Scherf vertreten.
Stiftungsauflösung: Einstimmig sprach sich der Kreistag für den Vorschlag der Verwaltung aus, die Allgemeine Wohltätigkeitsstiftung des Landkreises aufzulösen und das verbleibende Vermögen der Stiftung Altenhilfe zu übertragen. Bereits der Kreisausschuss hatte dies empfohlen. Laut Pascal Nowak (Sozialamt) sei die Stiftung seit Jahren nicht handlungsfähig und schaffe es angesichts von gerade einmal 200 Euro Zinsertrag pro Jahr nicht einmal, den Grundstock inflationsbereinigt zu erhalten oder zu erhöhen. Aus diesem Grund sei es der Stiftung seit dem Jahr 2016 nicht mehr möglich, Förderungen zu genehmigen. Darüber hinaus beträgt der Arbeitsaufwand für die Stiftungsverwaltung etwa 30 Stunden pro Jahr, zusätzlich müsste man 10.000 Euro für die Umstellung des Buchungsprogramms aufwenden. Da die aktive Stiftung Altenhilfe einen ähnlichen Stiftungszweck verfolgt, sei Nowak zufolge der Übertrag des Vermögens auf diese Stiftung die beste Lösung. Die Stiftungsaufsicht an der Regierung von Unterfranken befürworte im Übrigen die Auflösung.
Haushalt 2026: Auf Anfrage aus dem Gremium erklärte Kämmerer Steffen Krämer, dass geplant sei, den Haushalt des Jahres 2026 am 2. Februar 2026 im Kreisausschuss und am 9. Februar im Kreistag zu behandeln. Bislang habe man nur Kenntnis von der vorläufigen Umlagekraft des Landkreises. Die steige um 9,2 Millionen Euro (5,1 Prozent), damit liege man aber deutlich unter dem bayerischen und unterfränkischen Durchschnitt. Krämer erhofft sich von den kommunalen Spitzengesprächen am 30. Oktober weitere belastbare Zahlen.
Förderantrag für Berufsschule: Auf die Anfrage aus dem Kreistag, wann der Landkreis den Förderantrag für Generalsanierung/Neubau der Berufsschule stellen wird, antwortete Kreisbaumeister Andreas Wosnik. So seien noch finale Besprechungen in der Schule notwendig, auch müssten wichtige Fragen der Fachplaner geklärt werden. Ob der Förderantrag 2025 gestellt werden kann, sei fraglich. Angesichts eines frühestmöglichen Baubeginns im Jahr 2027 sei der Zeitpunkt der Antragstellung aber unkritisch.