LAG-Steuerkreis entscheidet über Kleinprojektefonds und bereitet vier weitere Projekte vor

Vier neue, antragsreife Projekte sind den Mitgliedern des Steuerkreises der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Main4Eck am Donnerstag, 10. Juli, im Eschauer Haus der Regionalentwicklung (EHRE) vorgestellt worden.
Laut Tim Haas, dem Mobilitätsbeauftragten des Landkreises Miltenberg, wollen im „Verkehrsmodell zur Planung und Verbesserung der Mobilität am Bayerischen Untermain“ Stadt Aschaffenburg, Landkreis Aschaffenburg und Landkreis Miltenberg mithilfe eines modernen Verkehrsmodells Erkenntnisse über die Verkehrsmittelnutzung der Bevölkerung im AMINA-Raum gewinnen. Dabei soll ermittelt werden, welche Streckenanteile mit welchen Verkehrsmitteln oder zu Fuß bewältigt werden. Mit Hilfe von Zähldaten aus dem Öffentlichen Personennahverkehr und dem Radverkehr soll das Modell – das derzeitige verfügt im Wesentlichen über Daten der Jahre 2017 und 2018 – gefüttert werden. Dazu kommen Daten aus geplanten Haushaltsbefragungen. Daraus sollen mit der Software VISUM Simulationen erstellt werden können. Das Verkehrsmodell wird allen Nutzergruppen kostenfrei zur Verfügung gestellt, so dass sie damit arbeiten können.
Sowohl die Einbindung von Zähldaten aus dem ÖPNV wie dem Radverkehr in das Verkehrsmodell sind neu, auch eine Haushaltsbefragung wurde noch nie eingearbeitet.
Mit dem Modell lassen sich Haas zufolge die Wirkungen von Maßnahmen im Verkehr bereits im Vorfeld abschätzen. Verwendet werden können die Daten etwa von Kommunen, dem Staatlichen Bauamt, Verkehrsunternehmen, der Wissenschaft und der Bevölkerung. Das Projekt soll vom zweiten bis vierten Quartal 2026 umgesetzt werden. Das Kooperationsprojekt mit der LAG Spessart soll netto 128.260 Euro kosten, LEADER würde davon 106.841 Euro übernehmen, die AMINA 45.789 Euro.
Die Touristische Arbeitsgemeinschaft (TAG) Munteres Mümlingtal möchte mit dem Projekt „Werbekampagne Munteres Mümlingtal“ die Sichtbarkeit der Region erhöhen. Mit einer ganzheitlichen Kommunikationsstrategie werden soziale Medien, Print- und Messe-Materialien, Fotografie, Videos und ein Neustart der Webseite miteinander kombiniert, um ein einheitliches und professionelles Markenbild zu erschaffen. Die Bruttokosten belaufen sich auf 89.916 Euro. Da aber sechs weitere TAG-Gemeinden in Hessen liegen, die einen größeren Anteil bei der hessischen Interessengemeinschaft Odenwald beantragen, ist die LEADER-Förderung in Bayern mit 10.640 Euro entsprechend geringer.
Ein voller Erfolg war laut Julian Bruhn (Naturpark Spessart) das LEADER-Projekt „Schutz- und Infohütten im Naturpark Spessart“, in dem 23 Schutzhütten erbaut wurden. Nun sollen weitere 20 Hütten dazukommen, um das Netz zu verdichten. Die neuen Schutzhütten werden an neuralgischen Punkten im Naturpark aufgestellt und sollen aus regionalem Holz erbaut werden, auch werden Infotafeln zu Spessart-Themen aufgestellt. Dies führt zur Verbesserung und Aufwertung der Freizeitinfrastruktur und trägt einen Teil zur Besucherlenkung bei. Gerechnet wird mit Bruttokosten von 501.157 Euro, von denen über LEADER 299.403 Euro kommen sollen. Der Naturpark Spessart muss aus Eigenmitteln 201.754 Euro beisteuern, welche anschließend auf die teilnehmenden Kommunen umgelegt werden.
Ein schönes Projekt verspricht der Schmetterlingsgarten „Falterparadies“ in Erlenbach-Streit zu werden. Hier will eine gerade in Gründung befindliche Stiftung auf einem Areal nahe dem Friedhof ein Projekt schaffen, bei dem durch geeignete Pflanzenwahl ein Paradies für Schmetterlinge entstehen soll. Trockenmauern sollen das Gelände auflockern. Geplant ist ein frei zugänglicher Raum mit hoher Aufenthaltsqualität mit Bänken, Infotafeln und einer Brunnenanlage. Von 94.759 Euro Bruttokosten würde LEADER mit 47.777 Euro fördern, der Antragsteller hätte einen Eigenanteil von 46.982 Euro beizutragen.
Eine Entscheidung über die Projekte konnte der Steuerkreis aber in der Sitzung nicht treffen. Da zunächst die Lokale Entwicklungsstrategie geändert werden muss und in der Folge auch der Finanzplan, werden die Mitglieder zeitnah im Umlaufverfahren abstimmen.
Zum Kleinprojektefonds, der mit insgesamt 20.000 Euro Vorhaben mit bis zu 2.500 Euro fördert, sind laut LAG-Manager Philipp Wollbeck 14 Anträge eingegangen. Einige mussten abgelehnt werden, weil sie den Kriterien nicht entsprechen, der Rest wurde mittels Bewertungsmatrix unter die Lupe genommen. Am Ende stand eine Liste, in der die Projekte nach der Zahl der erreichten Punkte geordnet wurden. Akzeptiert wurden die Vorhaben „Rollbarer Spessart“ (Träger: Tourismusverband Spessart-Mainland), das „Lego-Mitmachprojekt des Römermuseums Obernburg“ (Förderkreis Mainlimes-Museum),
„Waldvibes – sozioökologische Kultur im Odenwald (Joachim-und-Susanne-Schulz-Stiftung), „Handwerkerausstellung Lenzegehöft Schneeberg“ (Kellerfreunde Schneeberg), „Jubiläumsjahr 2025 Spessartbühne Mespelbrunn (Spessartbühne Mespelbrunn), „Zwangsarbeit im Glanzstoffwerk Obernburg (Arbeitsgruppe mit Eric Erfurth), „Rastplatz im Weinberg“ (RV Wanderlust Mechenhard) sowie „Saubere Aussichts- und Rastplätze am Rotweinwanderweg (Churfranken). Sollten Mittel übrigbleiben, würden diese dem nächstplatzierten Projekt „Infoelement Misteln am Streuobsterlebnisweg“ der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Kleinwallstadt angeboten.
Einstimmig sagte der Steuerkreis Ja zu einigen Änderungen in der Lokalen Entwicklungsstrategie. Eine betrifft die „Resolution für Demokratie und Toleranz“, in der verdeutlicht wird, dass die LAG für Vielfalt, Toleranz und Achtung der Menschenrechte steht, sich aktiv gegen Ausgrenzung wendet und gegen diskriminierende, rassistische und verfassungsfeindliche Äußerungen positioniert. Auch werden künftig Projekte abgelehnt, wenn sie im Kriterium „Beitrag zum sozialen Zusammenhalt“ nicht mindestens einen Bewertungspunkt erhalten. Damit will man laut LAG-Managerin Elisabeth Kluin verhindern, dass extremistische Gruppierungen in den Genuss von Förderungen kommen. Geringfügig verändert werden musste auch der Finanzplan, da dieser in einem Entwicklungsziel um gerade einmal 0,88 Prozent überschritten wurde. Laut Steuerkreisvotum wird auch die Zwischenevaluierung von 2025 auf 2026 verschoben.
Der unterfränkische LEADER-Koordinator Daniel Pascal Klaehre berichtete, dass alle Zahlungsanträge aus der letzten Förderperiode im Amt eingegangen seien und bearbeitet würden. Da man personell aufgestockt wurde, werde man den Rückstand bei den neuen Bewilligungen hoffentlich bald aufgeholt haben. Aktuell hätten die unterfränkischen Aktionsgruppen rund zwei Drittel ihres Budgets ausgeschöpft, wusste er, im Mittel seien zwischen 1,2 und 1,3 Millionen Euro gebunden. Die Mittel sollten bis Ende Januar 2027 reichen, sagte Klaehre. Bei einem Treffen der bayerischen LEADER-Koordinatoren soll das Thema Budgetausschöpfung demnächst diskutiert werden, kündigte er an.
Aufgrund der Budgetknappheit wird laut dem LAG-Management in dieser Förderperiode wahrscheinlich nur noch eine Steuerkreissitzung stattfinden, vermutlich im dritten Quartal 2026.