Jugendhilfeausschuss empfiehlt Jugendamtshaushalt 2026

Großer Sitzungssaal
Foto: Medienzentrum Landratsamt Miltenberg

Mit zwei Gegenstimmen hat der Jugendhilfeausschuss am Montag, 17. November, dem Kreistag empfohlen, den Teilhaushalt des Jugendamts in den Haushalt 2026 zu integrieren. Unter dem Strich verbleibt bei Ausgaben von 17.176.900 Euro sowie Einnahmen von 3.028.900 Euro ein Zuschussbedarf des Landkreises Miltenberg von 14.148.000 Euro.

Bevor Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz die wichtigsten Positionen des Etats vorstellte, ging er auf die Zahlen des Jahres 2025 ein. Lege man den voraussichtlichen Stand Ende 2025 zugrunde, werde man wohl einen rund 1,8 Millionen Euro niedrigeren Zuschussbedarf haben als im Ansatz für 2025. Lege man das Ergebnis des Vorjahres zugrunde, seien es rund 2,4 Millionen Euro weniger. Rätz belegte das mit einem Blick auf Produktgruppen wie die „Förderung der Erziehung in der Familie“ (277.000 Euro geringerer Zuschussbedarf), die „Hilfen zur Erziehung“ (389.000 Euro weniger) und „Inobhutnahme, Eingliederungshilfe, Hilfe für junge Volljährige“ (956.000 Euro weniger einschließlich 795.000 Euro weniger für unbegleitete minderjährige Ausländer).

Der Haushalt 2026 ist Rätz zufolge von zahlreichen Ansätzen gekennzeichnet, die sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich nach oben oder unten verändert haben. Rätz trug daher nur die wichtigsten Haushaltsstellen vor. So seien etwa bei der Förderung von Kindern in Tageseinrichtungen 154.000 Euro mehr anzusetzen, da die Kita-Beiträge in zahlreichen Einrichtungen gestiegen seien und somit ein höherer Zuschussbedarf der Eltern zu erwarten sei. 195.000 Euro weniger dürfte die gemeinsame Unterbringung von Elternteilen mit Kind kosten.

Rund 1,25 Millionen Euro mehr Zuschussbedarf sind in der Position „Hilfen zur Erziehung“ eingeplant, darunter 768.000 Euro für Heimerziehung/sonstige Wohnformen. 120.000 Euro beim Posten Heimerziehung sind dabei auf höhere Unterbringungskosten zurückzuführen. Man werde auf jeden Fall eine Steigerung bei den ambulanten Angeboten haben, kündigte Rätz an, denn man wolle mehr ambulante Unterstützungen anbieten, perspektivisch auch zur Unterstützung der Rückführung von Kindern, wenn diese stationär untergebracht sind. So gehe es darum, verstärkt mit den Eltern zu arbeiten, denn diese sollten sich nicht an das Leben ohne ihr Kind gewöhnen, sondern mitarbeiten, um ein gutes familiäres Miteinander zu erreichen, so Rätz.

Da es eine weitere heilpädagogische Tagesgruppe im Landkreis Miltenberg gibt, rechnet das Jugendamt hier mit einem um 169.000 Euro höheren Zuschussbedarf. Für die Vollzeitpflege bei Pflegefamilien geht Rätz von einem um 86.000 Euro höheren Zuschussbedarf aus: Zum einen wird das Angebot vermehrt in Anspruch genommen, zum anderen sehen die Entgeltempfehlungen der Bayerischen Spitzenverbände Erhöhungen um bis zu 7,9 Prozent vor. In diesen Bereich drängten zudem immer mehr private Anbieter auf den Markt, die teilweise Pflegefamilien mit noch höheren Entgeltsätzen abwerben. Das Jugendamt hingegen setze auf eine noch bessere Betreuung seiner Pflegefamilien.

Während bei den Hilfen für junge Volljährige 315.000 Euro mehr anfallen, sind es 116.000 Euro weniger für die Inobhutnahmen (optimistische Planung entsprechend dem aktuellen Jahr) und 277.000 Euro weniger für ambulante Maßnahmen wie die Schulbegleitungen. In letzterem Fall wolle das Jugendamt die Eltern intensiv beraten und gegebenenfalls überzeugen, dass die Schulbegleitung nicht immer das Allheilmittel sei. Der Haushalt wurde schließlich ohne größere Diskussion empfohlen, da die meisten Kosten vom Jugendamt aufgrund diverser Rechtsansprüche nicht beeinflussbar sind. Gelobt wurden von Jürgen Keller, Diakonie die Bemühungen, mittels Pflegefamilien Heimunterbringungen zu vermeiden. Das sei ein Pfund, mit dem man wuchern könne, so eine Wortmeldung.

Kindertagesbetreuung: Einstimmig hat der Ausschuss den Stellen-Mehrbedarf im Fachdienst Kindertagesbetreuung anerkannt, so wie dies im Verfahren zur Personalbemessung (PeB) der örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe festgestellt worden war. Dabei handelt es sich um zusätzliche 0,28 Vollzeitäquivalente für die Fachaufsicht und zusätzliche 0,5 Vollzeitäquivalente für die Fachberatung. Der Ausschuss empfahl Kreisausschuss und Kreistag, die Stellenmehrungen im Stellenplan für 2026 zu beschließen.

Die Stellenerhöhung in der Fachaufsicht wird damit begründet, dass der seit 2025 existierende Tagespflegestützpunkt bei der Bemessung der Stellenanteile in der Fachaufsicht nicht eingepreist war. Zudem kommen auf die Fachaufsicht in 2026 zusätzliche Aufgaben im Bereich des Rechtsanspruchs auf Ganztagesbetreuung in der Grundschule zu. Das Organisationsgutachten PeB habe daher einen Stellen-Mehrbedarf für diese Aufgaben festgestellt.

Die Fachberatung Kindertagesbetreuung wird zurzeit von zwei Fachkräften (19,5 Stunden und 10 Stunden pro Woche) wahrgenommen. Die Organisationsüberprüfung habe ergeben, dass die Aufgaben-Mehrungen ohne eine Personalaufstockung nicht mehr zu stemmen sind und es weitere 0,5 Vollzeitäquivalente braucht. Fachkraft Andrea Schäfer gab einen ausführlichen Überblick, welche Aufgaben der Fachdienst wahrnimmt und dass zahlreiche Einzelfallberatungen sowie viel Multiplikatoren- und Netzwerkarbeitet geleistet werden. Die Stellenaufstockungen dürften mit insgesamt rund 55.000 Euro zu Buche schlagen.

Jugendsozialarbeit: Nachdem der Jugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 30. Juni 2025 beschlossen hat, dass Förderschulen grundsätzlich mit Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) ausgestattet werden können, haben sowohl die Janusz-Korczak-Schule Elsenfeld wie auch die Heinrich-Ernst-Stötzner-Schule Miltenberg einen Antrag auf JaS im Umfang von jeweils 1,5 Vollzeitäquivalenten gestellt. Beide Schulen begründen dies mit massiv gestiegenem Bedarf unter anderem aufgrund einer steigenden Anzahl von Kindern mit sozial-emotionalem Förderbedarf und Auffälligkeiten. Der Ausschuss erkannte diesen Bedarf einstimmig an. Im Haushalt 2026 können die Stellen aber noch nicht umgesetzt werden.

Mehrheitlich sagte das Gremium Ja zum Antrag der SPD, an allen Gymnasien im Landkreis Jugendsozialarbeit im Umfang von jeweils einer halben Stelle zu ermöglichen. Für die SPD erklärte Kreisrat Wolfgang Härtel, dass auch an Gymnasien der Bedarf für JaS vorhanden sei. Erziehungsberatungsstellen hätten lange Wartezeiten, auch gebe es mehr psychische Erkrankungen – häufig durch exzessive Nutzung der sozialen Medien. Es würden zudem immer mehr Depressionen und Angststörungen festgestellt. Ohne JaS-Ausbau würden die Kosten für die Jugendhilfe deutlicher nach oben gehen, schließt der Antrag. Da der Landkreis für die Gymnasien zuständig ist, würde im Fall der Umsetzung 75 Prozent der Kosten am Landkreis hängen bleiben, 25 Prozent würden vom Freistaat gefördert.

Anfrage: Zustimmend bewertete stellvertretender Landrat Bernd Schötterl die Anfrage von Kreisrat Michael Schwing, der sich Informationen wünscht, wie das Jugendamt mit Meldungen von Jugendsozialarbeitern an Schulen bei Problemfällen umgeht. Jugendamtsleiter Rüdiger Rätz sicherte zu, dem Ausschuss aufzuzeigen, wie das Jugendamt bei solchen Meldungen vorgeht und welche Maßnahmen ergriffen werden.

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