Ja zu Beratungsstelle für junge Süchtige

Großer Sitzungssaal
Foto: Medienzentrum Landratsamt Miltenberg

Einstimmig hat der Jugendhilfeausschuss die Notwendigkeit einer Suchtberatungsstelle für Minderjährige im Umfang einer halben Vollzeitstelle anerkannt. Er empfahl, diese an der Suchtberatungsstelle der Caritas anzusiedeln. Die Sachkosten für die Stelle liegen abzüglich einer staatlichen Förderung (8.750 Euro) und eines Eigenanteils der Caritas (3.500 Euro) bei rund 32.000 Euro pro Jahr. Bis der Beschluss zustande kam, dauerte es aber einige Zeit, denn es ging um die Frage, wer finanziell zuständig ist.

Hintergrund: 2024 hat es in der Region Bayerischer Untermain fast doppelt so viele Menschen gegeben, die an illegalen Substanzen gestorben sind wie im restlichen Regierungsbezirk zusammen. Beobachtungen der Jugendhilfe und den Bereichen Prävention und Beratung zeigen laut Stefan Adams (Jugendamt), dass Suchtentwicklungen häufig im Jugendalter beginnen und riskanter Konsum oder eine Abhängigkeitsentwicklung oft vor Erreichen der Volljährigkeit gegeben ist. Belegt wurde dies auch in einer Umfrage der Fachstelle für Suchtprävention an den Schulen des Landkreises zum Suchtmittelkonsum von Schülerinnen und Schülern. Als zentrale Problemlagen seien übermäßiger Medienkonsum, Konsum von Vapes/E-Zigaretten, unsicherer Umgang von Eltern mit Medien und Suchtmitteln sowie der Bedarf an Beratung und Aufklärung für Lehrkräfte, Eltern und Schülerschaft erkannt wordenIn der Psychosozialen Beratungsstelle der Caritas würden Menschen über 18 Jahren beraten, für Jugendliche gebe es aber kein eigenes Beratungsangebot. Bisher werde diese Zielgruppe in der Erziehungsberatungsstelle beraten.

Die Beratung von Jugendlichen mit problematischem Konsumverhalten erfordere aber eine fachspezifische Beratung, die sich von Erziehungsbedarfen und Suchterkrankungen (für die das Gesundheitssystem zuständig ist) unterscheidet. Durch die Teillegalisierung von Cannabis und die daraus resultierenden, ausbleibenden Zuweisungen jugendlicher Konsumenteninnen und Konsumenten durch das Gericht an das Präventionsprogramm „FreD“ sei darüber hinaus eine Versorgungslücke in der präventiven Beratung von Jugendlichen mit problematischem Suchtverhalten entstanden. Der beratende und begleitende Ausschuss zur Jugendhilfeplanung habe den Beratungsbedarf anerkannt und dem Jugendhilfeausschuss empfohlen, das bestehende Suchtberatungsangebot um weitere 0,5 Vollzeitäquivalente für Einzelberatungsangebote zu erweitern, so Adams. „Es brennt lichterloh“ im Landkreis, wurde ein Kreisrat deutlich, der sich für die Stelle aussprach. Allerdings, so äußerten sich andere Kreistagsmitglieder, sei der Landkreis dafür eigentlich nicht zuständig. Dies sei vielmehr eine freiwillige Leistung – schwierig in Zeiten einer angespannten Haushaltslage, in der gespart werden müsse. Einige Mitglieder verorteten die Zuständigkeit beim Bezirk Unterfranken, der aber laut Jugendamt bislang keine Bereitschaft signalisiert habe, die Beratung zu finanzieren. Für stellvertretenden Landrat Bernd Schötterl gerate der Kreis unter „moralischen Druck“, wenn er eine unbestritten notwendige Beratung finanzieren solle, ohne dass er dafür zuständig sei. Der Beschlussvorschlag wurde daher mit dem Satz ergänzt, dass die Verwaltung weiter mit dem Bezirk über die Zuständigkeit und eine Finanzierung reden soll. Kreisrat Michael Schwing, der im Bezirkstag sitzt, will das Anliegen auf der politischen Ebene einbringen.

Kreisjugendring: Alison Wölfelschneider, Vorsitzende des Kreisjugendrings, berichtete von Neuwahlen (ein Beisitzer-Amt ist vakant) sowie von mehreren aktiven Arbeitsgruppen:
Die AG Nachhaltigkeit arbeite eng mit Stadt- und Kreisjugendring Aschaffenburg zusammen und habe sich Nachhaltigkeitsprojekte vorgenommen. 2026 wolle man regelmäßig auf Instagram aktiv werden. Ebenfalls mit Sozialen Medien und dem Thema Künstliche Intelligenz befasse sich die AG Bildung, in der AG Ehrenamt habe man einen gut besuchten Kinoabend organisiert und die AG Zuschussrichtlinien habe viel Arbeit in die Aktualisierung und Anpassung der Zuschussrichtlinien investiert. Der Kreisjugendring arbeite mit Stadt- und Kreisjugendring Aschaffenburg auch im Hinblick auf die Bearbeitung gemeinsamer Zuschussanträge zusammen, sagte Wölfelschneider, ebenso bei den Jugendleiterkarten. Man wolle verstärkt soziale Medien nutzen, kündigte sie an, die Homepage werde ebenfalls überarbeitet. Finanziert werde man mit knapp 85.000 Euro vom Landkreis Miltenberg, davon schütte man 40.000 Euro für die Förderung der Verbände aus, rund 32.000 Euro koste die Geschäftsstelle. Der Rest werde für Vorstandarbeit und Veranstaltungen verwendet. In 2026 wolle man Podcasts zur Kommunalwahl ins Netz stellen und ein Speed-Dating mit Kandidatinnen und Kandidaten organisieren. Man werde man Daten zur Qualitäts- und Ressourcensicherung erheben, sagte sie, Fortbildungen für die Verbände seien geplant.

Jugendhilfeplanung Schwerpunktthema: Laut Ursula Weimer (Jugendamt) habe der Beratende und Begleitende Ausschuss zur Jugendhilfeplanung (BBA JHP) am 6. Oktober 2025 das neue Schwerpunktthema „Lebensphase Jugend“ für 2026/2027 identifiziert und empfehle dem Jugendhilfeausschuss, dieses zu beschließen. Da der Fokus der Jugendhilfeplanung in den vergangenen Jahren in erster Linie auf jüngere Kinder gerichtet war, wolle man nun die Zielgruppe der Jungen ab zwölf Jahren in den Mittelpunkt zu stellen und so das Konzept der bedarfsgerechten, dynamischen Jugendhilfeplanung weiterführen. Zum neuen Schwerpunktthema gehören insbesondere die Planungsaspekte „junge Menschen im Spannungsfeld der digitalen und realen Welt“ sowie eine Analyse der offenen Jugendarbeit im Landkreis Miltenberg. Der Ausschuss sagte dazu einstimmig Ja.

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