Interdisziplinärer Fachtag stößt auf große Resonanz

„Beziehungen mit Kindern im Grundschulalter feinfühlig gestalten“, so lautete der Titel des Interdisziplinären Fachtags am Mittwoch, 19. November, im Bürgerzentrum Elsenfeld, veranstaltet vom Staatlichen Schulamt in Kooperation mit dem Jugendamt Miltenberg. Das Interesse war groß: 320 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen.

Stellvertretender Landrat Bernd Schötterl begrüßte Lehrkräfte der Jahrgangsstufen 1 bis 6, pädagogische Fachkräfte aus dem schulischen Ganztagsbereich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugendsozialarbeit an Schule und dem Allgemeinen Sozialen Dienst sowie weiteren Netzwerkpartnern der Schulen im Landkreis. Kinder verbringen heute einen erheblichen Teil ihrer Lebenszeit in Bildungseinrichtungen, sagte Schötterl und betonte, dass die pädagogischen Bezugspersonen daher immer mehr an Bedeutung gewinnen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Veranstaltung wertvolle Impulse geben könne, um die Beziehungen zu den ihnen anvertrauten Kindern noch feinfühliger und für beide Seiten wirksamer zu gestalten. Er hieß Professorin Dr. Fabienne Becker-Stoll willkommen und freute sich, dass es dem Veranstalter gelungen sei, eine solch hochkarätige Referentin für den Fachtag zu gewinnen. Sie ist seit 2006 Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP) in München und begeisterte bereits im März 2024 als Referentin bei einem Fachtag für vorschulische Bildungs- und Erziehungsarbeit an gleicher Stelle. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Bildungs- und Explorationsentwicklung von der Kindheit bis ins Jugendalter, Bildung und Beziehungsqualität frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung.

Schulamtsdirektor Ulrich Wohlmuth, Mitglied des Organisationsteams, zeigte sich erfreut, dass die große Resonanz der Veranstaltung die Bedeutung der Thematik bestätige und dankte allen, die zum Gelingen des Fachtags beitrugen.

Fabienne Becker-Stoll erläuterte zunächst das Bedürfnis der Kinder nach Bindung und sozialer Zugehörigkeit, nach Autonomie und nach Kompetenzerleben. Nur die Befriedigung dieser psychischen Grundbedürfnisse im Kindesalter führe im weiteren Entwicklungsverlauf zu einer effektiven Regulation eigener Gefühle und zur Fähigkeit, sich selbst motivieren, Pläne zu schmieden und verfolgen zu können. Erst wenn ein Kind sich sicher fühle und sozial eingebunden sei, könne es angstfrei und neugierig seine Umwelt erkunden, neue Kompetenzen erlernen und Herausforderungen meistern. Becker-Stoll zufolge sei es von großer Bedeutung, dass Bezugspersonen – auch im System Schule –einen wichtigen Zusammenhang erkennen: Je besser es gelinge, feinfühlig auf die emotionalen Grundbedürfnisse des Kindes zu reagieren, umso eher werde sich die Beziehung im Laufe der Zeit in Richtung Partnerschaftlichkeit und selbstbestimmte, aktive Kooperation entwickeln. Dabei liege die Verantwortung für das Wohlergehen des Kindes und für das Gelingen der Beziehung zum Kind immer bei der erwachsenen Bezugsperson – das gelte ganz besonders für professionell ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen.

Regeln und Grenzen seien für die Entwicklung wichtig, denn sie böten Schutz und Orientierung in jedem Alter. Entscheidend sei, Grenzen liebevoll im Sinne der Kinder zu setzen und ihre Grundbedürfnisse zu achten. Aus Erziehungsgründen künstliche Frustration herbeizuführen (etwa aus der Angst heraus, Kinder sonst zu sehr zu verwöhnen), sei laut der Expertin auch bei Kindern im Grundschulalter nicht empfehlenswert und könne die Entwicklung behindern.

Mit Hilfe neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und vielen Beispielen aus der täglichen schulischen Praxis verdeutlichte die Professorin, wie sich die Beziehung zwischen Kindern und schulischen Bezugspersonen feinfühlig und somit gewinnbringend gestalten lässt. Besonderes Augenmerk richtete sie auf die Bereiche „Hausaufgaben“ und „Mediennutzung“. Mit einem Kurzfilm über die Maria-Leo-Grundschule, Hauptpreissieger des Deutschen Schulpreises 2025, rundete Becker-Stoll ihren Vortrag ab. Viele Element eines feinfühligen und gelingenden Miteinanders sah sie hier in besonderem Maße umgesetzt.

In den Pausen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, sich auszutauschen und sich zu stärken. Vertreterinnen der Fachschaft Ernährung und Gestaltung der Grund- und Mittelschulen im Landkreis Miltenberg sowie Schülerinnen und Schüler aus der achten, neunten und zehnten Jahrgangsstufe der Georg-Keimel-Mittelschule Elsenfeld kümmerten sich in vorbildlicher Weise um das leibliche Wohl der Gäste.

Einen weiteren Höhepunkt der Veranstaltung bot die Band „Civil Servants“. Die sechsköpfige Rockformation, deren Mitglieder hauptsächlich aus dem schulischen Umfeld stammen, sorgte zum Auftakt der Veranstaltung und in den Pausen für stimmungsvolle Abwechslung und erntete großen Applaus.

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich Schulamtsdirektor Ulrich Wohlmuth bei Fabienne Becker-Stoll für den gewinnbringenden und motivierenden Vortrag. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestätigten diese Einschätzung mit anhaltendem Beifall.

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