Erziehungsberatung feiert 50-jähriges Bestehen

Stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann überbringt Glückwünsche
Stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann überbrachte die Glückwünsche des Landkreises Miltenberg und lobte die engagierte, wirkungsvolle Arbeit der Mitarbeitenden der Erziehungsberatungsstelle der Caritas. Foto: Winfried Zang

Mit Förderern, Kooperationspartnern sowie aktuellen und ehemaligen Mitarbeitenden hat die Erziehungsberatungsstelle am Mittwoch, 16. Juli, ihr 50-jähriges Bestehen im Franziskushaus Miltenberg gefeiert. Zu den Gästen gesellte sich auch stellvertretende Landrätin Monika Wolf-Pleßmann, denn der Landkreis Miltenberg ist ein bedeutender Förderer dieser Einrichtung.

Die beim Caritasverband des Landkreises angesiedelte Institution unterstützt Eltern mit einem achtköpfigen Team bei schwierigen Erziehungsaufgaben. Die Erziehungsberatung ist ein gesetzlich verankertes Angebot der Jugendhilfe, das die gesamte Familie mit vielschichtigen Problemen im Fokus hat. Es kann sich um Schwierigkeiten in Kindergarten, Schule und Arbeitsplatz handeln, um Unsicherheiten im Umgang mit Kindern, um auffällige Entwicklungen der Kinder und vieles mehr. Die Beratungsstelle ist für alle offen - unabhängig von Konfession, Nationalität oder Alter – und arbeitet selbstverständlich vertraulich.

Das alles kostet Geld und neben dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration ist auch der Landkreis Miltenberg ein großer Förderer. Im Jahr 2024 habe der Landkreis laut der stellvertretenden Landrätin 445.000 Euro zur Verfügung gestellt, im aktuellen Haushaltsjahr stehen 460.500 Euro bereit. Mit dem Geld werden 4,5 Personalstellen gefördert. Dies, so Wolf-Pleßmann, sei ein „eine Investition, die wir als wertvollen Beitrag zur Stärkung von Familien und zur frühzeitigen Hilfe in schwierigen Lebenslagen verstehen.“ Die Erziehungsberatungsstelle sei fester Bestandteil der sozialen Infrastruktur und eine wichtige Anlaufstelle, wenn Familien Unterstützung brauchen – wenn Eltern sich Sorgen machen, Kinder und Jugendliche in Krisen geraten oder wenn Konflikte im Familienalltag belasten. Unsicherheiten im Umgang mit Kindern, seelische Notlagen, Entwicklungsauffälligkeiten oder psychosomatische Beschwerden - hier fänden Familien Unterstützung. Dass dieses Angebot seit 50 Jahren besteht und sich stetig weiterentwickelt, sei dem Engagement vieler Menschen zu verdanken. Wolf-Pleßmann bescheinigte ihnen wertvolle Arbeit in schwierigen, manchmal belastenden Situationen, immer mit viel Empathie und Geduld. Die steigenden Fallzahlen seien herausfordernd, auch die Anforderungen und die Komplexität der Anliegen nähmen deutlich zu. Deshalb sei es gut und wichtig, dass die Beratungsstelle neue Angebote entwickelt und sich veränderten Bedarfen anpasst – auch im Bewusstsein, dass nicht alles Wünschenswerte umgesetzt werden kann. An Caritas-Vorstand Heinrich Almritter gewandt, dankte Wolf-Pleßmann dem Caritasverband als Träger der Einrichtung. Auch der Stadt Miltenberg in Person von Bürgermeister Bernd Kahlert dankte sie für die gute Zusammenarbeit und die verlässliche Unterstützung über viele Jahre hinweg.

Team der Erziehungsberatungsstelle
Dieses Team der Erziehungsberatungsstelle kümmert sich um die Sorgen und Nöte von Eltern, Kindern und Jugendlichen. Geleitet wird die Einrichtung von (von links) Judith Appel und Stéphanie Vieli. Foto: Winfried Zang

Bürgermeister Bernd Kahlert lobte das Engagement in der Beratungsstelle, diese sei „ein Ort des Zuhörens, der Hoffnung und der Orientierung.“ Ihn beeindrucke besonders das breite Spektrum der Arbeit von der Diagnostik über Therapie und Krisenintervention bis hin zu präventiven Angeboten in Kindergärten und Schulen. Die Offenheit gegenüber allen Menschen sei „ein starkes Zeichen gelebter Menschlichkeit und sozialer Verantwortung“, so Kahlert, der der Beratungsstelle „tiefe und nachhaltige Wirkung“ bescheinigte. Für den Caritas-Diözesanverband Würzburg überbrachte Sabrina Göpfert, Referentin für Jugend und Familie, Grüße von Domkapitular Clemens Bieber und lobte die segensreiche Arbeit der Beratungsstelle an einem Ort, an dem Menschen aufatmen können. Die Mitarbeitenden seien stets da, wenn sie gebraucht werden: in der Hauptstelle in Miltenberg, in der Außenstelle in Wörth und bei den Menschen zuhause. In der täglichen Arbeit komme es in erster Linie darauf an, Ratsuchende in ihrer Not wahrzunehmen und Halt zu schenken, sagte sie und überreichte ein Bronzerelief mit dem Titel „Herr, rette mich.“

Stéphanie Vieli und Judith Appel, beide in der Leitung der Einrichtung tätig, sagten vielen Menschen Danke für ihre Unterstützung: Caritas-Vorstand Heinrich Almritter etwa, der stets ein offenes Ohr habe, Hans Dieter Arnold (Vorsitzender des Caritasrats) für sein langjähriges Engagement, dem Landkreis Miltenberg in Person der stellvertretenden Landrätin und des Leiters der sozialen Dienste des Jugendamts, Rüdiger Rätz, für die tolle und wertschätzende Kooperation, der Regierung von Unterfranken für die gute Zusammenarbeit. Dazu kommen viele Kooperationspartner, deren Liste diesen Artikel sprengen würde, aber auch die ehemaligen und jetzigen Mitarbeitenden.

Stéphanie Vieli und Judith Appel nahmen die Gäste mit auf eine Zeitreise, beginnend mit der Einrichtung der ersten Elternberatung im Jahr 1906 in Berlin, über die Gründung der Beratungsstelle Miltenberg im Jahr 1975 mit wechselnden Standorten, ehe man 1986 das jetzige Zuhause im Franziskushaus fand. Im ersten Jahr habe man mit drei Kräften noch 139 Fälle betreut bei Wartezeiten von bis zu neun Monaten, so Judith Appel, im Jahr 2024 seien es 700 Fälle gewesen. Die Pandemie habe man mit einfallsreichen Angeboten überstanden – etwa mit Beratungsspaziergängen –, sagte sie. Seit dieser Zeit habe sich viel geändert, ergänzte Stéphanie Vieli, die Fallzahlen seien um 20 Prozent gestiegen. Die Zahl komplexer psychischer Belastung habe zugenommen, auch die aktuelle weltpolitische Lage und wirtschaftliche Krisen wirkten sich aus mit der Folge, dass Familien oft überfordert sind. Im multiprofessionellen Team der Beratungsstelle spiele jeder und jede eine wichtige Rolle, sagte sie und freute sich über einen geglückten Generationenwechsel, so dass man auch künftigen Herausforderungen gut begegnen werde.

Gut kam bei den Gästen der Vortrag von Andreas Purschke an, der seit vielen Jahren die Caritas-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in der Stadt Aschaffenburg leitet. Er ging auf die Herausforderungen für Eltern ein, mit denen sie sich heute konfrontiert sehen. Viele Dauerbelastungen seien festzustellen, sagte er, der Stress im Privat- und Berufsleben nehme zu und hohe Erwartungen sorgten für Druck, der häufig Auswirkungen auf die Erziehung der Kinder und Jugendlichen habe. Einen kritischen Blick warf Purschke dabei auf die zunehmende, teilweise exzessive Mediennutzung. Auch die Künstliche Intelligenz führe dazu, dass man genau recherchieren müsse, was man noch glauben kann.

Am Ende der Feierstunde kamen noch sechs Personen zu Wort, die in Videobeiträgen ihre Sicht auf die wichtige Arbeit der Erziehungsberatungsstelle darstellten.

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