Ehrlich, mutig und beeindruckend: Kunst für psychische Gesundheit
Umrahmt von der inklusiven Musikgruppe Saitensprung der Lebenshilfe, ist am Dienstag, 28. Oktober, im Foyer des Miltenberger Landratsamts die Wanderausstellung „(Aus-) Druck der Seele – Kunst für psychische Gesundheit“ eröffnet worden. Monika Wolf-Pleßmann, weitere Stellvertreterin des Landrats, zeigte sich sehr angetan von den Linoldrucken, die im Workshop „Meine Krisenkraft“ entstanden sind.
Die gezeigten Bilder seien nicht einfach nur Kunstwerke, sagte sie vor über 30 Gästen, es seien vielmehr „Spuren von Lebenswegen, Erfahrungen und innerer Stärke.“ Sie gäben Antworten auf die zentralen Fragen, was Menschen in schwierigen Zeiten geholfen hat und was ihnen guttut. Im Workshop hätten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit gehabt und auch genutzt, der Seele und dem Erleben Raum zu geben. Die Werke, die unter Anleitung von Kunsttherapeutinnen entstanden sind, seien „ehrlich, mutig und berührend.“ Für Wolf-Pleßmann zeigt die Ausstellung, dass Kunst Räume öffnet, in denen Worte nicht nötig sind. Sie schaffe Verbindungen zwischen Menschen, zwischen Erfahrungen und zwischen dem, was innen sei und dem, was sichtbar werde. Sie dankte allen Teilnehmenden, die sich auf diesen Prozess eingelassen und sich geöffnet hätten. Auch den Kunsttherapeutinnen und der Projektgruppe „Untermain psychisch stark“ galt ihre Anerkennung. Sie, Wolf-Pleßmann, freue sich besonders, dass die Ausstellung im Anschluss auf Wanderschaft geht.
Sowohl in Alzenau wie auch in Aschaffenburg werde die Ausstellung zu sehen sein, kündigte Frank Rothenbücher, Vorsitzender der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) der Region Bayerischer Untermain, an. Er wies auf die Woche der seelischen Gesundheit hin, in deren Rahmen die Werke entstanden seien. Seelische Gesundheit gehe jeden Menschen etwas an, fand er und stellte fest, dass statistisch gesehen jeder Dritte mindestens einmal im Leben an einer psychischen Krise leidet. Die Ausstellung spiegele die vielfältigen Perspektiven von Menschen wider, sagte er. Die Werke seien Ausdruck von Mut, Kraft und der Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Im Endeffekt gehe es darum, psychische Krankheiten zu entstigmatisieren, fand er und verwies auf einen Infostand im Foyer. In seinen Dank schloss es die Aktion Mensch ein, die den Workshop unterstützt habe. Kunsttherapeutin Dorothee Köstlin blickte zurück, dass alles hervorragend geklappt habe, und sprach von „einem tollen Erlebnis für alle.“ Der Workshop habe den Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, sich in einem geschützten Rahmen ausprobieren zu können.
Nadja Schillikowski, kommunale Behindertenbeauftragte, dankte am Ende allen an der Realisierung der Ausstellung Beteiligten und revanchierte sich bei der Gruppe Saitensprung mit Präsenten für die wundervolle musikalische Umrahmung. Sie lud alle Gäste zu einem Rundgang durch die Ausstellung ein – und der lohnte sich: Darin ist beeindruckend zu sehen, woher Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen ihre Kraft hernehmen: Für den einen ist das Lachen wichtig, andere schöpfen ihre Kraft aus der Sonne und der Natur. Manche Künstlerinnen teilten ihre Gedanken mit Worten mit, andere ließen die Bilder für sich sprechen. Eine Frau erschuf beispielsweise Blumenwiesen mit Bäumen, einem See, der Sonne und einem Weg als Ausdruck ihrer Freude, wenn sie hier spazieren geht – für sie ist das „Balsam für die Seele“. Aus den gezeigten Werken sprechen viel Lebensfreude und Optimismus, dass psychische Krisen auch überwunden werden können.
Die Ausstellung ist noch bis Dienstag, 18. November, zu den üblichen Öffnungszeiten des Landratsamts Miltenberg zu sehen.