Andächtige Stille bei Roman Kempfs Lesung aus „Kleine Nachtmusik“

70 Interessierte hatten sich angemeldet, am Ende waren es knapp 130: Die Lesung des Großheubacher Autors Roman Kempf im Rahmen der Kulturwochen des Landkreises Miltenberg hat am Samstagabend, 18. Oktober, gezeigt, welche große Fangemeinde seine historischen Kriminalromane um die Hauptfigur Abel schätzt. „Kleine Nachtmusik“ heißt der mittlerweile zehnte Band der Reihe, und auch der dürfte wieder viele Krimifans in ganz Deutschland finden.
Ganz Deutschland? Ja, bestätigte Kempfs Verleger Eric Erfurth vom Obernburger Logo-Verlag. Wie er in seiner Einführung im wunderbaren Ambiente des Miltenberger Alten Rathauses sagte, wisse er aus Rückmeldungen seines Großhändlers, dass Nachfragen nach Kempfs Büchern mittlerweile aus ganz Deutschland kommen. Auf knapp 40.000 verkaufte Exemplare kommen die Romane mittlerweile, erzählte er, der Band eins, „Schöner Wein“, sei nach wie vor der am besten verkaufte. Der werde in der mittlerweile achten Auflage nachgedruckt und komme alleine auf eine Auflage von über 10.000. Man könne ganz gut erkennen, dass viele Leserinnen und Leser, die mit Band eins angefangen haben, auch die nächsten Bücher kaufen, verriet Erfurth im Gespräch. Daher würden auch die weiteren Krimis in der Reihe regelmäßig nachgedruckt – und das alles für einen Preis von 12,80 Euro, den der Verleger seit 16 Jahren nicht erhöht hat. Den ersten Band gibt es übrigens sogar als Hörbuch.
Alle zwei Jahre liefert der Großheubacher Autor Roman Kempf einen neuen Band ab, der stets mit neuen Ideen vor einem realistischen historischen Hintergrund aufwartet. Aus dem einstigen Pater Abel, mit dem die Reihe begann, wurde ein erfolgreicher Miltenberger Wein- und Getränkehändler, der immer wieder in Kriminalfälle hineinstolpert. Eine aufwendige Recherche macht es möglich, dass Kempf nicht nur seine Hauptfigur die Täter ermitteln lässt. Vor dem geistigen Auge tauchen auch Städte und Landschaften rund um das Jahr 1800 auf – etwa im aktuellen Buch die Parklandschaften in Städten, die heute weitgehend zubetoniert sind. Unverwechselbar sind auch die Buchumschläge der Romanreihe. Die sehen minimalistisch aus, dahinter steckt laut dem Verleger aber viel Überlegung. Den aktuellen Roman beispielsweise ziert eine einfache Note, die auf einer Holzskulptur des Künstlers Klaus Staab basiert, die dieser auf Kunsthandwerkermärkten anbietet.
Die Geschichte, die Roman Kempf dem aufmerksam lauschenden Publikum vortrug, spielt im August des Jahres 1800, als aus der berühmten Notenfabrique André in Offenbach eine Komposition von Wolfgang Amadeus Mozart gestohlen wird – die Handschrift des Stückes „Eine kleine Nachtmusik“. Der Dieb treibt kurz darauf tot im Main und Abel, der zu Besuch in Offenbach beim Schnupftabakfabrikanten Bernard weilt, wird von diesem mit Ermittlungen beauftragt. Die spannende Suche nach dem Mörder und den Noten in den Manufakturen, Bürgerpalästen und Bankiersresidenzen des blühenden Offenbachs beginnt und Kempf hielt die Spannung hoch, denn im letzten Satz seiner Lesung trug er vor, wie Abel überwältigt wird und die Besinnung verliert. Viele Leserinnen und Leser, die sich bei der Buchpremiere mit Lesestoff versorgten und sich den Band signieren ließen, dürften das 208-seitige Buch in einem Rutsch lesen, um die Auflösung des Falls schnellstens zu erfahren. Danach müssen sie sich aber bis ins Jahr 2027 gedulden, bis der nächste Band kommt. Aber, so verriet Roman Kempf, er sei schon am Schreiben...
Umrahmt wurde die Lesung erneut vom Lebenshilfe-Ensemble Saitensprung. Seit über 25 Jahren spielen die Musikerinnen und Musiker auf Saiteninstrumenten, Violine, Querflöte, Akkordeon, Gitarre und vielen weiteren, teilweise ausgefallenen Rhythmusinstrumenten Stücke aus verschiedenen Ländern und Epochen sowie Volkslieder. Auch im Alten Rathaus zeigten die Musikerinnen und Musiker ihr Können und spielten – passend zum Buchtitel – sogar Mozarts „Kleine Nachtmusik“ an. Langer und lauter Applaus zeigte, wie gut das Ensemble ankam.