Am 20. Palliativ-Hospiz-Tag: Vorträge, Ausstellungen und Improvisationstheater
20 Jahre Palliativ-Hospiz-Tag – das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Die Veranstaltung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stets weiterentwickelt und immer mehr Gäste angezogen. Auch bei der 20. Auflage am Mittwoch, 5. November, war das Bürgerzentrum Elsenfeld bestens besetzt. Neben zwei Vorträgen und der Ausstellung mehrerer Anbieter kam aus Anlass des Jubiläums mit dem Auftritt des Improvisationstheaters Tabutanten ein besonderer Programmpunkt dazu.
Stellvertretender Landrat Günther Oettinger blickte zurück in das Jahr 2005, als die Idee für die Gründung eines Palliativ-Hospiz-Arbeitskreises im Gesundheitsamt aufkam. Ziel sei es gewesen, die Öffentlichkeit über Palliativ- und Hospizarbeit zu informieren, den Austausch zu pflegen und sich zu vernetzen. Ein Palliativ-Hospiz-Tag einmal im Jahr sollte die Ziele neben Arbeitskreistreffen umsetzen. Der erste Palliativ-Hospiz-Tag fand 2006 im Alten Rathaus Miltenberg statt, aufgrund des immer größer werdenden Interesses wurde dieser 2011 in das Bürgerzentrum Elsenfeld verlegt. Herr Oettinger dankte allen an der Organisation beteiligten Personen. Vielfältige Vorträge habe es gegeben, immer neue Institutionen seien dazugekommen, trug der weitere Stellvertreter des Landrats vor.
Dennoch sei es wichtig, auch über den 20. Palliativ-Hospiz-Tag hinaus weiterzumachen.
Im Namen des Marktes Elsenfeld bezeichnete es stellvertretender Bürgermeister Berthold Oberle als wichtig, sich mit der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen – auch, wenn man noch mitten im Leben steht. Der ökumenische Hospizverein habe sich die Aufgabe gestellt, Menschen in ihren letzten Lebenstagen eine Hand zu reichen, sie friedlich gehen zu lassen und ihnen bis zum letzten Atemzug ihre Würde zu lassen. Diese Begleitung verlange viel ab – nicht nur an Kenntnissen, sondern auch an Seelenstärke. Es sei schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich in der letzten Phase eines Lebens um die betroffene Person und die Familie kümmern und ihnen zur Seite stehen. Dafür gelte es allen Aktiven zu danken, so Oberle.
Mit dem Improvisationstheater der Tabutanten die Organisatoren voll ins Schwarze: „Sie werden lachen, es geht um den Tod“, lautete der Titel des Programms. Die Akteurinnen Christine Holzer und Simone Schmitt spielen dieses Programm schon seit vielen Jahren – und es hat nichts an Faszination verloren, auch weil jede Vorführung anders ist und das Publikum stets einbezogen wird. Warum das Thema nicht einmal humorvoll angehen?
Wer glaubt, dass ginge nicht, hat sich getäuscht. Denn die beiden Frauen auf der Bühne verweigern sich dem platten, derben Witz und plaudern ganz unverfänglich über Wünsche am Lebensende – etwa wie sie sich ihr Begräbnis vorstellen, wie der Leichenschmaus aussehen soll. Sie bauen Stichworte aus dem Publikum in das Programm ein und es ist urkomisch, wenn sie am Ende „dieses berühmte Elsenfelder Lied“ singen, in dem es etwa um Seifenblasen geht. Das Publikum dankte es den beiden Darstellerinnen am Ende mit stehenden Ovationen.
Im ersten Vortrag gab Elisabeth Reinelt-Bienek, Sprecherin des Ethiknetzes Mainfranken, Einblicke in die vielfältigen Aufgaben des Netzwerks. Das über Beiträge der Mitglieder und Spenden finanzierte Netzwerk bietet beispielsweise eine kostenfreie außerklinische Ethikberatung für Betroffene, Angehörige und Fachpersonal, aber auch Vorträge und Fortbildungen. Bei der Begleitung von Menschen und Angehörigen am Lebensende gebe es viele Dinge zu beachten – etwa im Hinblick auf die gewünschte Therapie und die Beachtung der Autonomie des Patienten. Es gelte, ihn mitzunehmen auf dem Weg, ihn aufzuklären – und sicherzustellen, dass er auch in der Lage ist, alles zu verstehen. Dabei müssten seine Würde, seine Autonomie und seine Willensäußerungen beachtet werden – auch wenn er Maßnahmen ablehnt. Zahlreiche weitere Faktoren flössen in die Ethikberatung ein, erklärte Reinelt-Bienek und stellte den Ablauf einer solchen Beratung vor. Wer mehr wissen will: Im Internet wird unter www.ethiknetz-mainfranken.de alles Wichtige erklärt; per E-Mail ist man unter vorstand@ethiknetz-mainfranken.de erreichbar, per Telefon (0931/393-2281) von Montag bis Freitag jeweils von 8 bis 12 Uhr.
Im zweiten Vortrag ging Sabine Schramm (Palliativakademie Bamberg) im Vortrag „Wenn das Leben Abschied nimmt – Leben begleiten auch im Sterben“ auf Geschichte, Bedeutung und Zukunft der Hospiz- und Palliativarbeit ein. Sie forderte dazu auf, Aussagen von Patientinnen und Patienten als Chance und Zugang zu sehen. Zuhören, den Kranken zu vermitteln, dass sie alles denken und sagen dürfen, keine Wertung von Aussagen vornehmen, sich über den Patienten informieren, ihn wertschätzen und neutral zu bleiben, die Wünsche am Lebensende zu beachten – all dies gehöre laut Schramm zu einer guten Begleitung. Fürsorge heiße nicht, den Sterbenskranken Entscheidungen abzunehmen, sondern ihnen zu helfen, dass sie die für sie in ihrer Situation angemessene Entscheidung selbst treffen, formulierte Schramm.
Wie an jedem Palliativ-Hospiztag nutzten zahlreiche Gäste die Möglichkeit, sich bei den Ausstellern zu informieren. Vor Beginn des Programms, aber auch zwischen den Vorträgen waren die Stände dicht umlagert – egal ob es um Palliativ- und Hospizversorgung, soziale, finanzielle und rechtliche Hilfen, stationäre Einrichtungen, medikamentöse und medizinische Hilfsmittel oder Fragen im Zusammenhang mit Ethik und Religion ging.
Musikalisch umrahmt wurde der Tag traditionell vom Duo Eva Reis (Gesang) und Christian Schmitt (Gitarre). Am Stand des Seniorentreffs „Mittendrin“ (Elsenfeld) nutzten viele Gäste die Möglichkeit, sich mit Kaffee, Kuchen und kulinarischen Köstlichkeiten zu versorgen.