Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Sachstandsbericht: Ausbildungsinitiative für junge Flüchtlinge
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 09.11.2015 BKS/002/2015 |
Beschluss: | zur Kenntnis genommen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Scherf trägt zur Ausbildungsinitiative
Asyl vor, dass im Mai 2015 auf Initiative des Unternehmers Johannes Oswald im
Landratsamt unter Verantwortung von Landrat Scherf eine Ausbildungsinitiative
Asyl vereinbart worden sei. Kooperationspartner seien neben dem Landratsamt (Sozialamt,
Jugendamt, Ausländeramt, Schulamt) die Caritas Asylsozialberatung, die IHK, die
HWK und die Kreishandwerkerschaft sowie das JobCenter und die Berufsberatung
der Agentur für Arbeit.
Zielgruppe seien junge
Flüchtlinge, d.h. unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bzw. Jugendliche oder
junge Erwachsene aus den 32 Unterkünften von Asylsuchenden im Landkreis
Miltenberg, in der Projektphase (zunächst) 5 Plätze, erweiterbar auf 10.
Ziel sei der
erfolgreiche Abschluss einer betrieblichen Ausbildung und eine möglichst
dauerhafte berufliche Eingliederung.
Laufzeit der
Maßnahme sei vom 01.06.2015 (Beginn) bis 28.02.2019 (Ende), davon seien drei
Monate für die Ausbildungsvorbereitung vom 01.06.2015 bis 31.08.2015 und für
die Ausbildungsphase vom 01.09.2015 bis längstens 28.02.2019, also 42 Monate,
geplant.
Geplant gewesen
seien fünf Teilnehmer ab Juni 2015.
Die
Eintrittstermine seien abhängig von
· der Teilnahme an der
3dreimonatigen Vorbereitungsphase
·
der
Schlussfrist der Eintragung in die Lehrlingsrolle (31.10.)
Eine mögliche Aufstockung der Teilnehmerzahl in 2015 war
bis spätestens 31.07.2015 möglich, ansonsten wieder im Juni 2016.
Das Konzept bestehe aus folgenden
Bestandteilen, so Landrat Scherf.
3monatige
Ausbildungsvorbereitung
mit
folgenden Leistungen:
· Profiling/Standortbestimmung
(intensiver Eingangscheck mit Erfassung der bisherigen Lebens- und
Lerngeschichte, Kompetenzfeststellung)
· Berufsorientierung
(u.a. regionaler Ausbildungsmarkt, Anforderungsprofile)
· Berufserkundung (u.a.
begleitete Betriebsexkursionen)
· Betriebliche
Orientierungspraktika (Kurzpraktika bei ausgesuchten potentiellen
· Ausbildungsbetrieben
aus dem Lkr. Miltenberg)
· Berufspraktische
Erprobungen (bei ausgesuchten potentiellen Ausbildungsbetrieben aus dem Lkr.
Miltenberg mit dem Ziel einer Anbahnung eines Ausbildungsverhältnisses)
· Soziokulturelle
Orientierung (die Flüchtlinge sollen die deutsche Arbeits- und Alltagskultur kennenlernen
und begreifen, inkl. Betriebsknigge)
· Deutschunterricht
(Ziel: Alltagssprache verbessern und berufsspezifische Grundkenntnisse erwerben)
· Ausbildungsstellenakquise
(In Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft und Handwerkskammer)
· Passgenaue
Vermittlung (in ausgewählte Betriebe des Landkreises Miltenberg)
betriebliche
Ausbildung (je nach Ausbildungsberuf 24-42 Monate Dauer)
· Während der
betrieblichen Ausbildungsphase
- absolvieren die Auszubildenden die fachpraktische Ausbildung im Betrieb
- besuchen sie die jeweilig zuständige Berufsschule (Block oder tageweise)
- erhalten Sie i.d.R. 8 Unterrichtsstunden pro Woche Stütz- und
Förderunterricht durch die GbF,
aufgeteilt 2mal pro Woche (i.d.R. 1mal
an einem Arbeitstag abends, 1mal samstags) in einem
der GbF-Geschäftsstellen Miltenberg
oder Obernburg
· Das
Ausbildungscoaching umfasst weiterhin
- Einzelfallkoordination der verschiedenen Netzwerkakteure (Betrieb,
Berufsschule, ggf. Jugendamt, Kammer,
sonst. Stellen)
- Krisenintervention (Ziel: Stabilisieren des Ausbildungsverhältnisses)
-
Unterstützungsleistungen für die Ausbildungsbetriebe
- Vorbereitung auf Zwischen-/Abschlussprüfung (ggf. Erhöhung des Umfangs des
Stütz- und Förderunterrichts)
- Freizeitpädagogische Maßnahmen
Aktueller
Stand:
8 Jugendliche in beruflicher Ausbildung im
Rahmen des Konzepts Ausbildungsinitiative Asyl:
·
ein
Altenpflegehelfer
·
eine
Altenpflegehelferin
·
zwei
Bäcker
·
ein
Metzger
·
ein
Maler & Lackierer
·
ein
Kfz-Mechatroniker
·
ein
Hochbaufacharbeiter
Zusätzlich haben zwei Jugendliche ohne das
Begleitkonzept ihre berufliche Ausbildung als Produktdesigner (Elektromotoren
Oswald) und Bankkaufmann (Sparkasse Miltenberg) begonnen. Ab 1. Januar 2016
stehe seitens der Agentur für Arbeit das Instrument „Assistierte Ausbildung“
auch zur Unterstützung der beruflichen Ausbildung von Flüchtlingen und
Asylbewerber/innen zur Verfügung.
Die Ausbildungsinitiative werde von anderen
Landkreisen sowohl innerhalb Bayerns als auch deutschlandweit mit Interesse
verfolgt.
Die Erfahrungen aus der
Ausbildungsinitiative Asyl fließen mit ein in die Konzeptumsetzung der ersten
Klasse zur Berufsausbildungsvorbereitung für Flüchtlinge an der Berufsschule
Miltenberg – Obernburg. Regierungspräsident Dr. Beinhofer sei von ihm bereits
um Unterstützung hinsichtlich der Einrichtung weiterer Berufsschulklassen
angeschrieben worden und habe seine Unterstützung hierzu schriftlich zugesagt,
so Scherf.
Weitere Maßnahmen zur beruflichen
Integration seien am 1. November über die Agentur für Arbeit angelaufen:
· Sprachkurse über Bildungsträger
· Berufliche Integration von Flüchtlingen aus
den Ländern Iran, Irak, Syrien und Eritrea
Ferner habe die Handwerkskammer von Unterfranken mit einem Schreiben vom 16. Oktober 2015 bei den Landräten der Landkreise Miltenberg und Aschaffenburg sowie beim Oberbürgermeister der Stadt Aschaffenburg angeregt, analog zur Vereinbarung der Stadt Nürnberg eine Vereinbarung zur Förderung von Flüchtlingen in der beruflichen Ausbildung zwischen der Handwerkskammer und der jeweiligen Verwaltungsbehörde zu schließen. Seitens der drei Gebietskörperschaften bestehe hierzu die Bereitschaft, es werde eine Vereinbarung auf Ebene der Region Bayerischer Untermain der drei Gebietskörperschaften mit der Handwerkskammer unter Einbindung der IHK angestrebt.