Tagesordnungspunkt

TOP Ö 1: Vorstellung von Frau Sabine Farrenkopf als Gleichstellungsbeauftragte

BezeichnungInhalt
Sitzung:18.05.2015   KT/002/2015 
Beschluss:zur Kenntnis genommen
DokumenttypBezeichnungAktionen

Die Mitglieder des Kreistages nehmen die Ausführungen zur Kenntnis.


Frau Sabine Farrenkopf stellt sich dem Kreistag als neue Gleichstellungsbeauftragte vor. Sie ist seit März dieses Jahres die neue Gleichstellungsbeauftragte des Landratsamtes.

Zu ihrem Werdegang:

„Ich bin 35 Jahre alt und wohne in Walldürn. Ich bin dort aufgewachsen und zur Schule gegangen. Bevor ich mit Ende 20 mein Studium anfing, war ich in der Automobilindustrie beschäftigt, wo ich auch eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolvierte. Mein Studium der Kulturwissenschaften begann ich in Bamberg. Mit Ende des Grundstudiums wechselte ich an die Ludwig-Maximilians-Universität in München, um dort mein Studium zu beenden. Als es auf´s Studienende zuging war ich irgendwann auf der Suche nach einem geeigneten Thema für meine Abschlussarbeit im Hauptfach Europäische Ethnologie. Ich landete bei meiner Suche schließlich bei der Walldürner Wallfahrt.

Es zeigte sich dann bald, dass es für die Recherche und Forschung der Arbeit praktischer war wieder in Walldürn zu wohnen und so zog ich noch vor dem offiziellen Ende meines Studiums wieder zurück in die alte Heimat. Im Anschluss an mein Studium fand ich zunächst eine Stelle als Seminarleitung bei einem Bildungsträger in Bad Mergentheim. Dort betreute ich bis zu meinem Wechsel ans Landratsamt Miltenberg Projekte für Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose und Migranten.“

 

Zu ihrem Aufgabenfeld erklärte Frau Farrenkopf:

„Da das Thema „Frauen und Beruf“ und alles was im weitesten Sinne damit zu tun hat, mir am Herzen liegt, werden sich Inhalte aus diesem Themenfeld auch immer wieder in dem einen oder anderen Vorhaben finden lassen.

Das erste Projekt in diese Richtung knüpft an einem frühen Punkt im Berufsleben von Frauen an, nämlich bei der Berufswahl.

Es ist immer noch so, dass sowohl Frauen als auch Männer mehrheitlich Berufe ergreifen, die für ihr Geschlecht typisch sind. Gerade bei Frauen sind dies meist Stellen in Berufsfeldern, die schlecht bezahlt sind, weniger Aufstiegschancen bieten und weniger Arbeitsplatzsicherheit mit sich bringen. Um hier den Blick für alternative Berufe zu öffnen, sollen zwei Informationsbroschüren mit folgendem Inhalt entstehen:

Die Wegweiser, einer für Mädchen und einer Jungen sollen die jeweils geschlechtsuntypischen Ausbildungsberufe aufführen und die jeweiligen Firmen plus Ansprechpartner, die diese Berufe ausbilden.  Zudem wird angegeben, was genau der jeweilige Betrieb anbieten kann: Ausbildungsplätze? Oder auch regelmäßig Praktikumsstellen? Durch die Angabe der direkten Ansprechpartner in den Firmen können sich die Jugendlichen schnell und unkompliziert direkt mit den Betrieben in Verbindung setzen.

Die Broschüren sollen unter anderem in Schulen ausgelegt werden und gerade auch in DEN Klassen gezielt ausgegeben werden, bei denen es bereits um Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche geht. Die Wegweiser können auch als Einstieg dienen, um das Thema der geschlechtsuntypischen Berufswahl im Unterricht aufzugreifen.

Meiner Ansicht können hier ZWEI Probleme zusammen angegangen werden: Einerseits wird der Blick der jungen Mädchen und Jungen für alternative Ausbildungsberufe geöffnet. Andererseits kann es auch für die Betriebe von Nutzen sein, gerade im handwerklichen Bereich, auf ihre Ausbildungsberufe aufmerksam zu machen.

 

Passend zu Berufswahl und geschlechtstypische Berufsfelder gibt es Wanderausstellung des deutschen Frauenrates, die sich den in erster Linie von Frauen ausgeübten sogenannten Sorgeberufen und den mit ihnen verbundenen Problemen beschäftigt.

Die Ausstellung läuft unter dem Titel „Who cares?“

Sie zeigt auf 9 Roll-up-Displays exemplarisch an acht Frauen die Problematik der Pflege- und Erziehungsberufe. Schlechte Bezahlung, wenig Wertschätzung und hohe körperliche sowie emotionale Belastung prägen den Alltag vieler Pflege- und Erziehungsberufe. Doch Who cares? fragt dem Wortlaut nach nicht nur danach WER pflegt und versorgt, sondern auch WEN es interessiert. Die Antwort darauf kann und darf nur lauten: UNS ALLE! Das Pflegen für und Versorgen von Menschen sind Tätigkeiten, ohne die eine Gesellschaft nicht überleben kann. Im Rahmen der Ausstellung stehen die acht Frauen exemplarisch für Vielfalt und Verantwortung der Sorgeberufe. Sie arbeiten gerne und täglich mit viel Engagement. Doch viel Dienst bedeutet in diesen Berufszweigen leider oft trotzdem wenig Verdienst. Die geringe Wertschätzung zeigt sich an niedrigen Löhnen. Der deutsche Frauenrat kämpft für die Anerkennung und Aufwertung frauentypischer Berufe. Aus dieser Arbeit ist die Wanderausstellung Who cares? hervorgegangen, die ich gerne im Foyer des Landratsamtes zeigen würde.

Die Berufswahl ist ein wichtiger Faktor für junge Frauen, um ein Leben lang selbstständig und unabhängig ihren Weg gehen zu können. Doch in Bezug auf den demografischen Wandel ist es auch wichtig, den Landkreis Miltenberg generell attraktiv zu gestalten, so dass junge Frauen und Männer hier für sich eine Zukunft sehen. Momentan scheint die Entwicklung dahingehend zu verlaufen, dass gerade junge Frauen häufig den Landkreis verlassen und in absehbarer Zeit auch nicht zurückkommen. Es ist daher wichtig und nötig, sich der Zielgruppe der jüngeren Frauen zwischen 18-30 zu widmen, und zwar mit folgenden Fragestellungen:

Welche Wünsche haben diese jungen Frauen? Welche Ziele verfolgen Sie? Was muss und sollte ihre Heimatregion ihnen bieten, damit sie langfristig hier bleiben bzw. nach Ausbildung oder Studium wieder zurückkehren?

Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen ist es wichtig, die Zielgruppe direkt befragen zu können. Hierzu muss natürlich zunächst ein Weg gefunden werden, um überhaupt Kontakt aufnehmen zu können. Das Internet wird dabei eine große Rolle spielen. Über die sozialen Medien wird eine breite Öffentlichkeit erreicht. Ich kann mir beispielsweise eine eigene facebook-Seite vorstellen, über die man gerade diese Altersgruppe erreichen kann.

Zudem werden einige Aspekte dieses Themas im Arbeitskreis „Demographischer Wandel“ im Rahmen des Projekts Bildungsregion aufgegriffen, so dass hier eine Zusammenarbeit und Vernetzung durchaus weitere Möglichkeiten bietet.

Während die bis hier genannten Projekte alle um das Thema „Frauen und Beruf“ angesiedelt sind, möchte ich ihnen zum Ende noch zwei Punkte aufzeigen, die jeweils für sich stehen. Es ist dies zum einen der Kinder-mit-bring-Tag im Landratsamt am Buß-und Bettag 2015 und der Internationale Frauentag am 8.März 2016.

Für den Kinder-mit-bring-Tag ist der Wunsch eine Aktion gemeinsam mit dem Verein Kunstnetz durchzuführen. Die Vorgehensweise und der genaue Ablauf des Tages werden noch mit den Experten von Kunstnetz besprochen.

Zum Internationalen Frauentag 2016 lässt sich sagen: Es ist angedacht, an drei aufeinanderfolgenden Tagen ein buntes Programm zusammenzustellen, das so viele Frauen wie möglich anspricht. Angedacht ist ein Film zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltungsreihe und ist eine Lesung zum Abschluss.

 

In den Tagen dazwischen sollen weitere Veranstaltungen stattfinden. Es gibt Überlegungen ein internationales Frauenfrühstück abzuhalten, Frauenstadtführungen anzubieten und/oder Vorträge mit frauenrelevanten Themen anzubieten. Die Details werden mit allen Beteiligten bei einem Treffen besprochen, dass voraussichtlich im Spätsommer stattfinden wird. 

An dieser Stelle enden meine Ausführungen.

Sollten sich mich im Landratsamt erreichen wollen, funktioniert dies am besten telefonisch oder per E-Mail. Meine Durchwahl ist die 425. In meinem Büro, im Zimmer 104, bin ich nicht immer vorzufinden, da ich des Öfteren im Landkreis unterwegs bin und somit nicht täglich persönlich hier vor Ort bin.

Ich freue mich auf die nächsten Monate und die Arbeit an den Projekten. Und ich hoffe, dass ich ihnen dann in meinem ersten Tätigkeitsbericht von gelungenen Umsetzungen berichten kann.

 

Landrat Scherf dankt Frau Farrenkopf für ihre Vorstellung und ergänzt, Frau Farrenkopf sei nicht nur die Gleichstellungsbeauftragte, sondern sie leite auch die Beschwerdestelle nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Weiterhin sei sie die Anti-Korruptions-Beauftragte hier im Landratsamt.

 

Frau Farrenkopf antwortet auf Nachfrage von Kreisrat Dr. Steidl, dass sie Magisterstudiengang mit Hauptfach Europäische Ethnologie und Nebenfach Soziologie und Philosophie studiert habe.

 

Kreisrätin Becker dankt Frau Farrenkopf für ihre Vorstellung und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit.

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