Tagesordnungspunkt

TOP Ö 2: Antrag der CSU-Fraktion vom 01.02.2012: Entwicklung und Durchführung des Ehrenamtsforums "Fit fürs Ehrenamt"

BezeichnungInhalt
Sitzung:08.10.2012   KA/003/2012 
Beschluss:(nicht beschlossen)
DokumenttypBezeichnungAktionen

Herr Rüth erklärte, am 01. Februar 2012 habe die CSU-Fraktion beantragt, über die koordinierende Ehrenamtsstelle ein Ehrenamtsforum „Fit fürs Ehrenamt“ konzeptionell zu entwickeln und durchzuführen. Diese Einrichtung soll

 

-       den Erfahrungsaustausch unter den Vereinen und Verbänden fördern

-       gemeinsame Anliegen artikulieren

-       Hilfen bei Problemen bieten

-       als Informationsplattform und zur Qualifizierung von ehrenamtlichen Führungskräften dienen.

 

Die verspätete Behandlung des Antrages sei auf die Erkrankung von Frau Nadja Schillikowski zurückzuführen.

Das Landratsamt Miltenberg habe erstmals am Internationalen Tag des Ehrenamtes am 05. Dezember 2011 haupt- und ehrenamtliche Vertreter von Vereinen, Verbänden und Institutionen zu einem Meinungsaustausch eingeladen. Hier sei bereits der Wunsch nach regelmäßigem Meinungs- und Erfahrungsaustausch deutlich geworden. Bei einem von der CSU-Kreistagsfraktion durchgeführten Hearing im Januar 2012 seien weitere Problemfelder sichtbar geworden, welche die Arbeit der Ehrenamtlichen erschweren. Angeregt worden seien die Einrichtung eines Forums für einen regelmäßigen Informationsaustausch sowie Hilfestellungen bei konkreten Fragestellungen. Am 13. Februar 2012 sei ein weiteres Treffen mit Vertretern von Vereinen und Verbänden sowie Institutionen durchgeführt worden. Dabei seien die Anregungen aus dem Hearing der CSU-Fraktion mit eingeflossen. Drei Hauptthemen seien behandelt worden: Gewinnung von Ehrenamtlichen, Erhaltung von Ehrenamt, Gesellschaftspolitische Fragen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde der Startschuss für das Qualifizierungsprogramm „Fit fürs Ehrenamt“ gegeben. Es habe eine Auftaktveranstaltung mit Frau Prof. Dr. Rosenkranz am 16. April in Miltenberg stattgefunden. Des Weiteren sei ein Seminar zum Thema „ Ehrenamtliche gewinnen und Engagement erhalten“ sowie ein Seminar „Vereine und Steuern“ durchgeführt worden. Aufgrund der großen Nachfrage seien im Herbst noch zwei weitere Seminare hierzu geplant. Diese seien alle ausgebucht. Weitere Themenfelder seien die Einrichtung einer Ehrenamtsbörse sowie die Frage, welche Form der Anerkennungskultur für das Ehrenamt wichtig sei.

Für den Landkreis ergebe sich eine weitere interessante Perspektive. Neben der Fortsetzung des begonnen Prozesses im Netzwerk erscheine es auch notwendig, eine vertiefte Analyse von Art, Umfang, Innovationskraft und Problemdruck des Ehrenamtes in Vereinen, Verbänden und Institutionen des Landkreises anzugehen. Diese Analyse könne gemeinsam mit dem Netzwerk Ehrenamt zu einem passgenauen Modellprojekt für das Engagement und Ehrenamt im ländlichen Raum fortgeschrieben und in den Folgejahren im Landkreis Miltenberg umgesetzt werden. Für die Analyse und auch mögliche Umsetzung könne auf die Arbeit von Frau Prof. Dr. Rosenkranz sowie von Freiwilligenmanager Joachim Schmitt zurückgegriffen werden.

 

Kreisrat Andre erklärte, es handele sich um ein wichtiges Thema. Er erinnerte an den Antrag auf Einrichtung der Koordinierungsstelle für Bürgerschaftliches Engagement. Man habe den Antrag rechtzeitig gestellt und erfolgreich abschließen können, was die Besetzung 2010 zeigte. Man habe sich mit einer Arbeitsgruppe innerhalb der Fraktion intensiv mit dem Thema beschäftigt und festgestellt, dass in verschiedensten Bereichen neue Schwerpunkte gesetzt werden. Das gesellschaftliche Leben müsse weiterhin geprägt werden von Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und dass diese Menschen besonders geschützt werden müssen. Auch oder gerade in den traditionellen Strukturen. Dies sei der Anlass für die Veranstaltung der CSU am 19.01.2012 gewesen. Die Beiträge der Veranstaltung seien in den Antrag mit eingeflossen.

Er stellte fest, dass aufgrund der bisherigen Geschehnisse der Antrag weitgehend inhaltlich erfüllt sei.

 

Kreisrat Dr. Schüren meldete sich zu Wort, man hätte dies alles zu einem Satz zusammenfassen können, denn der Vorschlag sei erledigt. Er wundere sich über eine so intensive Beschäftigung.

 

Landrat Schwing erklärte, viele Kollegen seien bei dieser Veranstaltung nicht dabei gewesen, daher sei es ein notwendiger Statusbericht gewesen, der für alle Kreisräte wichtig sei, insbesondere aufgrund der kontroversen Diskussionen in der Vergangenheit.

 

Kreisrat Dr. Fahn fasste dies ebenfalls als Sachstandsbericht auf, an dem er sehr interessiert sei. Er bemerkte ausdrücklich, es sei nicht allein basiert auf die Idee der CSU. Insgesamt engagieren sich 36% in Bayern ehrenamtlich, dies scheine viel zu sein, aber im Vergleich zu anderen Bundesländern sei es dort noch mehr. Daher müsse man in Bayern noch etwas nachlegen und daher seien die geplanten Aktionen wichtig und gut. Herr Rüth habe von Anerkennungskultur gesprochen, dies sei wichtig zu steigern. Da gehe es unter anderem auch um Ehrenamtsnachweise und die Ehrenamtscard, die zum Teil in Bayern eingeführt sei. 7.000 Karten seien bereits ausgegeben worden. Es sei das größte Defizit im Landkreis, dass die Ehrenamtscard noch nicht eingeführt sei. Er frage sich warum, wenn es doch bayernweit ein Erfolg sei.

 

Landrat Schwing beantwortete ihm diese Frage, die er schon längst wissen müsse. Man habe auf mehreren Bürgermeisterdienstbesprechungen diese Frage gestellt, denn hierzu benötige man die Kommunen im Kreis. Außerdem benötige man hier eine Halbtagsstelle allein für die Ausstellung der Karten. Momentan könne man aber nicht einmal die Aufgaben erfüllen. Die große Mehrheit der Bürgermeister habe dies abgelehnt.

 

Kreisrat Dr. Linduschka meldete sich zu diesem Thema ebenfalls zu Wort. Da Netzwerk und die Beratung sei gut. Aber gerade beim Thema Ehrenamt gehe die Diskussion in die falsche Richtung. Ehrenamt sei eine ganz persönliche und individuelle Entscheidung etwas zu tun. Und da habe man im Landkreis großes Potential auf allen möglichen Gebieten. Sicher müsse man die traditionellen Wege gehen und Vereine und Verbände mit einbeziehen, aber auch die privaten Initiativen seien wichtig, daher auch die einzelnen Bürger, deren man weiter Mut machen müsse. Er frage sich daher, ob es nicht ein verheerendes Signal sei, gerade die Ehrenamtscard nicht einzuführen. Eine individuelle Anerkennung sei notwendig. Auch wenn die Bürgermeister dies ablehnen, habe man als Landkreis die Aufgabe, Anstöße zu geben und Aufwendungen in Kauf zu nehmen. Vieles sei nicht möglich ohne Ehrenamtliche. Man sollte die Leute daher nicht entmutigen.

 

Landrat Schwing antwortete, seine Ausführungen seien für ihn durchaus nachvollziehbar. Aber die Ehrenamtskarte sei nicht Voraussetzung für jegliches Ehrenamt. Es gebe viele Möglichkeiten und der Landkreis habe viel eingeführt, was andere nicht haben. Jeder könne dies individuell umsetzen.

 

Kreisrat Reinhard betonte, das Ehrenamtsforum könne nur der Anfang sein. Viele seiner Kollegen sehen genauso wie er, wo es bröckele. Es gehe um den fehlenden Nachwuchs und das Umdenken der Gesellschaft. Hier müsse man viel Kraft einsetzen, es sei ein wichtiges Thema. Bei der genannten Veranstaltung seien viele Vereinsvorstände dabei gewesen, aus den verschiedensten Bereichen, die klares Signal gegeben haben, dass die Unterstützung nicht in Form der Ehrenamtscard, sondern woanders notwendig sei.

 

Herr Rüth fügte hinzu, man habe dieses Thema bei den Ehrenamtsnetzwerktreffen bereits diskutiert. Natürlich schaue man nicht nur auf die Vereine und Verbände, sondern auch darüber hinaus. Aber das Herzstück der ehrenamtlichen Arbeit werde in den Vereinen und Verbänden geleistet. Die Ehrenamtskarte sei nicht der Schlüssel zur Problemlösung. Das Argument der Vereine sei auch: Wer und wer nicht erhalte diese Karte!? Darüber hinaus könne auch ein monetärer Ansatz nicht der Beweggrund für ein Ehrenamt sein. Dies resultiere aus innerer Überzeugung und persönlicher Erfüllung. Daher sei die Ehrenamtskarte, auch aus Sicht der Praktiker, nicht oberste Priorität.

 

Kreisrat Dr. Schüren wies darauf hin, die Ehrenamtskarte dürfe in ihrer Funktion auf keinen Fall gekürzt werden auf Stabilisierung oder Reanimierung von Vereinsarbeit. Dies sei der Knackpunkt, andere Bereiche seien genauso wichtig. Vereine müssten anders stabilisiert werden.

 

Landrat Schwing wies darauf hin, die Ehrenamtskarte könne man nicht differenzieren, sie stehe jedem zu.

 

Kreisrat Stappel wunderte sich über die geäußerte Kritik. Es gehe hier um eine gute Sache, die allen Bürgerinnen und Bürgern im Kreis diene. Und daher müssten alle zusammenstehen und helfen, den richtigen Weg zu finden. Die meisten Menschen leisten ihr Ehrenamt aus Liebe, Herz und Verantwortungsgefühl.

 

Kreisrat Scherf erklärte, man habe viel Engagement in Vereinen, habe auch aber viel Potential für Ehrenamt, was nicht in Vereinen gebunden sei. Er habe aber die Befürchtung, dass die Karte ein Politikum werde. Man müsse sowieso die Personalsituation abwarten, daher schlug er vor, den Prozess einfach einmal einige Monate weiterlaufen zu lassen und Rückmeldungen abzuwarten. Er bat darum, dies nicht mit der Diskussion kaputt zu machen.

 

Landrat Schwing gab zu bedenken, es seien damals viele von ihnen gegen die Halbtagsstelle Ehrenamt gewesen. Diese kritisieren nun die Nicht-Einführung der Ehrenamtskarte.

 

Kreisrat Ritter meldete sich zu Wort, in ca. acht Wochen werde er den Bayerischen Landessportverband abgeben, den er nun über 45 Jahre als Vorsitzender geleitet habe. Niemand im Landkreis kenne die Sportvereine so gut wie er. Die reine Karte bringe seiner Meinung nach überhaupt nichts, sie müsse ja mit etwas „vergoldet“ werden. In den Vereinen werde nicht danach gefragt. Er sei dankbar, dass die Kommunen nun mithelfen, dass es im Ehrenamt weitergehe. Das Problem sei, dass junge Leute nicht mehr bereit seien, sich auf lange Zeit zu engagieren, wie dies in der Vergangenheit der Fall gewesen sei. Daran werde auch die Ehrenamtskarte nichts ändern.

 

Kreisrat Andre fügte hinzu, die meisten Vereine seien gegen die Einführung der Ehrenamtskarte, da sie bürokratische Vorschriften und Kontrolle gebunden sei und außerdem müsse man Firmen finden, die entsprechenden Vergünstigungen zu bieten.

 

Landrat Schwing griff den Vorschlag von Kreisrat Scherf auf und bat darum abzuwarten. Man habe momentan kein Personal und die Ehrenamtskarte alleine löse die Probleme nicht. Man habe bereits vieles auf den Weg gebracht, trotz der eingeschränkten Möglichkeiten, und es seien wichtige Informationen für die Kreisräte gewesen.

 

Das von der CSU-Kreistagsfraktion beantragte Ehrenamtsforum wurde eingerichtet und ein Qualifizierungsprogramm „Fit fürs Ehrenamt“ begonnen. Die gewünschten Maßnahmen wurden umgesetzt, so dass der Antrag erfüllt ist.

 

 

 

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