Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2012 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 03.05.2012 KT/002/2012 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat
Schwing führte zum Haushalt 2012 Folgendes aus:
Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten
Damen und Herren!
„Atem
holen vor großen Ausgaben“ – mit dieser Überschrift war die
Vorberichterstattung des Boten vom Untermain am 30. April zum Haushalt 2012 des
Landkreises Miltenberg überschrieben. In der bereits am vergangenen Montag
stattgefundenen Vorberatung des Etats, die im Kreisausschuss mit viel
Sachlichkeit stattfand, war erkennbar: der Haushalt 2012 ist solide finanziert
und ist ein Rahmen für die weitere zukunftsorientierte Entwicklung des
Landkreises Miltenberg. Große Aufgaben wurden in den vergangenen Jahren in
Angriff genommen und werden in diesem Jahr zum Abschluss gebracht. Damit
wird dann wie in den vergangenen Jahren der Startschuss für neue Großprojekte
gelegt.
1. Länderfinanzausgleich reformieren
Deshalb
möchte ich zunächst einen Blick auf den Freistaat Bayern lenken. Denn alle
Kommunen und damit auch der Landkreis Miltenberg sind z.B. bei der Durchführung
von Investitionsmaßnahmen auf die Unterstützung des Freistaates Bayern
angewiesen. Dieser hat sich immer kommunalfreundlich verhalten und könnte dies
noch im größeren Umfang tun, wenn er seine Finanzreservoirs ausweiten könnte.
Ich halte die derzeit stattfindende Diskussion über die Neustrukturierung
des Länderfinanzausgleichs für absolut richtig.
Es
ist unbestritten, dass Bayern aus dem Finanzausgleich seit Bestehen dieser
Regelung auch profitiert hat. Rund 3,4 Mrd. Euro sind an den Freistaat
Bayern geflossen. Aber der Freistaat Bayern hat seine Hausaufgaben erledigt und
hat sich reformiert und zukunftsfähig aufgestellt. Inzwischen hat der Freistaat
Bayern aufgrund seiner starken Wirtschaftskraft 38,3 Mrd. Euro in den
Länderfinanzausgleich einbezahlt. Die Länder Hessen, Baden-Württemberg und
Bayern sind die Haupteinzahler. Dieses Geld, das natürlich für die schwächeren
Bundesländer sehr wichtig ist, fehlt aber auch dem Freistaat Bayern und damit
unseren Kommunen. Somit ist unsere Finanzsituation noch nicht optimal
abgebildet. Wir sollten deshalb auch von der kommunalen Seite die Anstrengungen
des Freistaates Bayern moralisch unterstützen, um durch eine Begrenzung der Zahlungspflicht,
die vom Freistaat Bayern zu leistenden Länderfinanzausgleichszahlungen
einzuschränken. Die frei werdenden Finanzmittel sollten dafür in eine noch
bessere Finanzausstattung der Kommunen bereit gestellt werden.
2. Investitionen – Stärkung des ländlichen Raumes
Die
Zukunft des ländlichen Raumes und damit die Zukunft des Landkreises Miltenberg
wird davon geprägt sein, inwieweit in Zukunftsprojekte investiert werden kann.
Der Rechnungsprüfungsausschuss hat hierzu bereits in der Vergangenheit
festgestellt:
Trotz
der derzeitigen günstigen finanziellen Grundlage des Kreises sind anstehende
Investitionsmaßnahmen auf ihre Dringlichkeit zu überprüfen. Der in den
vergangenen Jahren eingeschlagene Weg der Schuldenreduzierung sollte konsequent
fortgeführt werden. „Um die Stabilität der Kreisfinanzen zu gewährleisten,
sollte der Landkreis auch weiterhin wirtschaftlich und sparsam handeln.“
Der
Schwerpunkt der bisherigen Investitionsmaßnahmen des Landkreises lag in den
vergangenen Jahren im Schulbau. In diesem Jahr wird mit 40 Mio. Euro das
Großbauprojekt Schulzentrum Elsenfeld abgeschlossen. Parallel dazu gab es noch
eine Fülle von weiteren Maßnahmen an fast allen anderen Schulen. Der Kreistag
hat aber auch hier das Signal bereits auf Zukunft geschaltet. Mit der Verabschiedung
des nächsten Schulbauprogramms und einem Volumen von weiteren 40 Mio. Euro
wurden für die künftigen Jahre ehrgeizige bildungspolitische Ziele formuliert.
Diese werden die Haushaltspolitik der nächsten Jahre ganz entscheidend mitbestimmen.
Auch
in die Verkehrsinfrastruktur wurde immer investiert. Vor einigen Jahren wurde
ein Deckenbauprogramm für Kreisstraßen aufgelegt. Mit diesem Deckenbauprogramm
leistet der Landkreis einen wirkungsvollen Beitrag zur Erhöhung der
Verkehrssicherheit. Dies spart auch enorme Kosten für die sonst notwendigen
Vollausbaumaßnahmen.
Allerdings
haben ausgerechnet die Freien Wähler im vergangenen Jahr eine Senkung des
Tiefbauhaushalts um eine Million Euro beantragt und dafür auch eine politische
Mehrheit errungen. Nur dank eines Kompromissvorschlages durch den Landrat wurde
es ermöglicht, in Einzelfällen durch gezielte Sanierungsmaßnahmen Straßensperrungen
zu vermeiden.
Verwundert
war ich daher, im Frühjahr durch Aussagen des stellvertretenden
Landesvorsitzenden der Freien Wähler, Herrn Bgm. Thomas Zöller aus Mönchberg,
der zu einer politischen Veranstaltung nach Vilshofen mit einem Asphaltbrocken
fuhr, um auf unhaltbare Zustände im Landkreis hinzuweisen. Ich halte dies für
eine pure Parteitaktiererei, aber nicht für eine solide und nachvollziehbare
Politik. Die Zeit für „Wahlkampfgetöse“ ist meines Erachtens noch zu früh. Bei
ihrer Kritik haben die Freien Wähler auch übersehen, dass gerade im Jahr 2012
der Freistaat Bayern die Investitionspauschalen der Kommunen deutlich erhöht
hat (siehe Folie). Insgesamt ist der Zuschussbetrag von 2011 mit 2,05
Mio. Euro auf 3,3 Mio. Euro im Jahr 2012 gestiegen. Allein der Markt Mönchberg
erhält gegenüber einem Ansatz von 29.900 Euro im Jahr 2011 im Jahr 2012 78.200
Euro. Das ist eine Steigerung von 161 %. Mit einer Veränderung des Länderfinanzausgleichs
wären hier für die Kommunen sicherlich noch höhere Finanzpotentiale möglich.
3. Main-Brücke im Südspessart
Verwundert
habe ich ferner in den letzten Tagen auch die Diskussionen um den Bau einer
Brücke bei Dorfprozelten verfolgt. Ich möchte noch einmal betonen, dass mit
solchen Diskussionen die sehr langen Planungen für die Verbesserung der
Verkehrssituation im Südspessart zunichte gemacht werden, bevor
Baden-Württemberg sich hierzu abschließend geäußert hat. Der bayerische Staatsminister
des Innern hat im Februar mitgeteilt, dass sich das Land Baden-Württemberg bis
Sommer festlegen wird, in welchem Maße die Landesregierung Straßenbauprojekte
durchführt und wie sich dies auf die Situation in Freudenberg letztlich
auswirkt.
Festhalten
möchte ich aber deutlich, dass eine Brücke in Dorfprozelten nur in kommunaler
Trägerschaft möglich ist. Wenn die Kommunen des Südspessarts sich hierüber
einig sind, unterstützt der Landkreis die Gemeinden gerne. Aber eines ist klar:
„der Landkreis wird keine Main-Brücke selber bauen“.
Es
ist in diesem Zusammenhang auch nicht redlich, immer wieder Vergleiche zur
Main-Brücke zwischen Sulzbach und Niedernberg anzustellen. Dieses
Brückenbauwerk wurde mit breiter Mehrheit im Kreistag getragen. Der große
Unterschied besteht darin, dass die Brücke Sulzbach-Niedernberg eine Verbindung
innerhalb des Landkreises geschaffen hat und eine wesentlich größere
Fahrzeugbelastung aufweist. Bei der diskutierten Brücke in Dorfprozelten geht
es um eine Verbindung zwischen zwei Bundesländern. Hierzu wäre wenigstens auch
eine Zustimmung des Nachbarn erforderlich, die meines Wissens sehr
unwahrscheinlich ist. Auch wäre als weitere Voraussetzung notwendig, dass sich
überhaupt erst die Südspessart-Gemeinden auf ein einheitliches Konzept
verständigen. Auch dieses ist derzeit nicht gegeben.
Vergessen
wird bei dieser Diskussion auch, dass die Brücke in Sulzbach-Niedernberg mit
finanzieller Unterstützung des Freistaates Bayern und der Privatwirtschaft
gebaut wurde. Inzwischen hat aber auch der Freistaat Bayern die Brücke sowie
die zuführende Kreisstraße in eigene Trägerschaft übernommen. Ein solches
Modell halte ich derzeit für nicht realisierbar im Südspessart. Es kann daher
nicht sein, dass der Landrat die Verantwortung für Entscheidungen zu tragen
hat, die er nicht beeinflussen kann. Am Zug ist die grün-rote Landesregierung
in Baden-Württemberg und dort muss die Verantwortung eingefordert werden, nicht
beim Landrat.
4. Solider Haushalt 2012
Der
Haushalt 2012 – ich habe es bereits erwähnt – ist geprägt von einer soliden
Finanzwirtschaft aber auch von einem stets kostenbewussten Handeln der
Verwaltung. Auch dieser Haushalt wird die Quadratur des Kreises nicht
erfüllen können: Gleichzeitig Investitionsquoten steigern, die
Einnahmen vermindern und die Schulden weiter abbauen und die Kreisumlage
niedrig halten.
Die
alljährliche Diskussion um die Höhe der Kreisumlage können wir uns in diesem
Jahr erfreulicherweise sparen. Bemerkenswert ist, dass trotz einer 4 %igen
Erhöhung der Bezirksumlage die Kreisumlage mit 46 % stabil bleibt. Aufgrund
der veränderten Umlagekraft erhält der Landkreis gegenüber dem Vorjahr sogar
2,4 Mio. Euro weniger an Einnahmen (siehe Folie 2). Trotzdem darf ich mit Stolz
erwähnen, dass wir damit in Unterfranken Platz 1 und uns bayernweit unter den Top
10 von 71 Landkreisen bewegen. Das zeugt auch von kommunalpolitischer
Solidarität und von der guten Übereinstimmung innerhalb unserer kommunalen
Familie.
Stolz
bin ich darüber, dass wir den Haushalt erstmals ohne Neuverschuldung aufgestellt
haben und wir die Schulden seit 5 Jahren kontinuierlich zurückführen. Wir
müssen u. a. 600.000 Euro weniger an Zinsen bezahlen. Das entspricht
etwa 0,7 % Kreisumlage. Die Schulden werden sich am Ende dieses Jahres
voraussichtlich bei 36,6 Mio. Euro einpendeln. Wir haben dann noch eine
Pro-Kopf-Verschuldung von etwa 287,45 Euro. Der Anteil der Schulden am
Gesamthaushalt wird dann nur noch 35,1 % betragen (wie etwa 1995). Das
sind ermutigende Zahlen.
Im
Bereich der Sozial- und Jugendhilfe sind natürlich insgesamt hohe Ausgaben zu
bestreiten. Es zeigt sich aber allerdings im Ausgabenbereich Hartz IV aufgrund
der guten Arbeitsmarktsituation eine Entwicklung ab, die den Haushalt insgesamt
positiv prägen wird. Bei der Grundsicherung im Alter und bei der Erwerbsminderung
sind die Fallzahlen von 481 im Januar 2011 um 8,5 % auf 522 im Januar 2012
angestiegen. Der Bruttoausgaben-Ansatz von 2,3 Mio. Euro wurde auf 2,5 Mio.
Euro erhöht. In diesem Bereich verbessert sich aber die Einnahmensituation
trotzdem: die Bundeserstattung betrug 2011 noch 15 % der Nettoausgaben des
Vorjahres, 2012 liegt sie bei 45 % und 2013 bei 75 %. Ab 2014 erfolgt die volle
Erstattung durch den Bund. Dies bedeutet eine dauerhafte Entlastung des
Landkreises (langjährige Forderung der kommunalen Spitzenverbände).
5. Einsparungen auch im Tourismus
Im
vergangenen Jahr wurde von Herrn Dr. Schüren in der Haushaltsrede auch die
Entwicklung der Tourismuskosten angesprochen und ein Zeitplan angemahnt, wann
und unter welchen Bedingungen der Kreis sich finanziell aus dem Tourismus
verabschieden kann. Wie Sie sich erinnern, haben wir mit dem Büro Projekt M aus
Lüneburg im Jahr 2005 Strategien zur Veränderung der touristischen
Marketingstrukturen entwickelt. Die Konzeptionen sahen vor, dass die Personalkosten
u. a. beim Landkreis zu reduzieren sind, und zwar um 50 % und die
Marketingkosten um 75 %. Im Jahr 2005 sind touristische Gesamtkosten in Höhe
von fast 295.000 Euro angefallen. Die Gesamtkosten wurden im Jahr 2011
auf 176.000 Euro verringert. Damit haben wir eine Kostenreduzierung um
insgesamt 40 % erreicht. Dies ist insbesondere durch Einsparung bei den
Personalkosten erreicht worden. Auf der anderen Seite sind aber weiterhin
Unterstützungsleistungen an unsere touristischen Arbeitsgemeinschaft
erforderlich. Ich darf darauf hinweisen, dass der Tourismus im Rahmen unserer
Wirtschaftsstruktur eine wesentliche Rolle spielt und zu unserem
Arbeitsplatzangebot beiträgt.
Der
Tourismus ist eine Branche mit guten Zukunftsprognosen. Allein die positive
Entwicklung im Jahr 2011 zeigt, dass es gelungen ist, den schlafenden Riesen
Tourismus neu zu beleben. Für den Landkreis Miltenberg muss deshalb die
Weiterentwicklung des touristischen Potentials und der damit verbundenen
Wertschöpfung große Bedeutung haben. Eine weitere finanzielle Unterstützung der
touristischen Arbeitsgemeinschaften wird daher erforderlich sein. Allerdings
ist mit diesen touristischen Arbeitsgemeinschaften und den Nachbarlandkreisen
Aschaffenburg und Odenwald über eine weitere Abschmelzung des Beitrages zu
verhandeln.
6. Ausblick
Der
Ergebnis-Haushalt 2012 wird bei planmäßiger Abwicklung mit einer schwarzen Null
(+150.000/2011: 1,6 Mio.) abgeschlossen werden. Wir haben also keine freie Finanzspanne! Aber
wir haben weitere Investitionen in den nächsten Jahren zu erbringen. Ich habe
sie bereits erwähnt. Weitere Belastungen – insbesondere im Bereich der
Energieversorgung evtl. auch im Bereich der Breitbandversorgung – werden auf
uns zukommen. Nicht verstehen kann ich daher, dass jetzt schon Erwartungen,
Aussagen und Forderungen nach Senkung der Kreisumlage an den künftigen Haushalt
gestellt werden (Bgm. Zöller und Danninger). Forderungen für 2013 ohne konkrete
Zahlen schränken den Spielraum von Verwaltung und Kreistag ein und sind aus
meiner Sicht nicht sachdienlich.
Sie
haben als Kreisräte – bei allem Verständnis für die Umlagezahler – die
Verpflichtung, ausgewogene zukunftsorientierte Investitionsentscheidungen zu
treffen und damit zum Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger zu handeln. Dieses
Ziel haben wir mit dem Haushalt 2012 erfüllt. Deshalb bitte ich Sie, diesem
Haushalt Ihre Zustimmung zu geben.
Ich
danke dem Kämmerer für die Erstellung des Zahlenwerks sowie die ausführliche
Beratung in den Fraktionen. Den Fraktionen selbst danke ich auch für ihre Zeit,
sich ausführlich mit dem Zahlenwerk zu befassen. Über eine einstimmige
Verabschiedung des Haushalts würde ich mich sehr freuen.
Dietmar
Andre, Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion, führte Folgendes aus:
Sehr
geehrter Herr Landrat,
liebe
Kolleginnen und Kollegen,
aufgrund
der öffentlichen Diskussion in den letzten Wochen und des Verlaufs der
Kreisausschusssitzung bedarf es keiner prophetischen Gaben um vorauszusagen,
dass der vorliegende Haushalt 2012 heute eine breite Zustimmung finden wird.
Dafür gibt es gute Gründe, denn er ist wohl wirklich so, dass alle mit ihm
leben können, auch wenn er nicht alle Wünsche erfüllt. Ein ganz großes Lob
verdient deshalb unser bewährter Kämmerer Kurt Straub, der ein Werk
zusammengestellt hat, in dem sich unter den gegebenen Umständen alle
Gruppierungen wiederfinden können. Ihm gebührt dafür und vor allem auch für die
mit profunder Fachkenntnis und Geduld absolvierte Erläuterungstour im Vorfeld
der Haushaltsberatungen ein besonders
herzlicher Dank. Zu danken haben wir auch unserem Landrat und allen
Bediensteten des Landkreises - ob in diesem Haus oder an anderen Stellen - die
wirklich gute Arbeit geleistet haben. Trotz vermehrten Arbeitseinsatzes, großer Raumnot und dauernden
Zwangs zum Sparen hat die Qualität der Dienstleistungen für unsere Bürger
keinen Schaden genommen.
Liebe
Kolleginnen und Kollegen, ich hatte die unverdiente Ehre, in dem wirklich guten
Artikel über den Kreishaushalt 2012 von
Georg Kümmel zitiert zu werden, obwohl in unserer Presseerklärung unsere
Kollegin und Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses Emmi Fichtl mit dem
Wort vom „Übergangshaushalt“ zitiert ist. Ich teile aber diese Beurteilung, die
in vielerlei Hinsichten zutrifft.
Schon
im Hinblick auf seine wirtschaftlichen Grundlagen stimmt der Begriff. Es ist
paradox: Die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit hat einen kaum für möglich
gehaltenen Niedrigstand erreicht und die Steuereinnahmen steigen - aber
leider noch nicht für den Landkreis. Im Gegenteil: Wegen um zwei Jahre
versetzten Berechnungszeit der Steuerbasis schlägt die Wirtschaftskrise
2009/2010 dieses Jahr noch einmal voll auf den Kreishaushalt durch. Die
Umlagekraft 2012 sank (nachdem sie sich schon 2011 um 5,3 % verringert hatte)
um 5,5 % Die Einbrüche bei der
Gewerbesteuer (- 6 % nach -8,6 % im Vorjahr), der Einkommensteuer (- 4,6 %:
Vorjahr -2,7 %) und bei den Schlüsselzuweisungen (- 15,4 %; 2011: - 11.5 %) sind so groß, dass die
Umlagekraft des Landkreises Miltenberg 2012 sogar überdurchschnittlich
zurückgegangen ist, so dass wir in Unterfranken nur noch Platz 6 (statt Platz
3) und in Bayern Platz 48 statt 27 einnehmen. Das führt dazu, dass bei
gleichbleibender Kreisumlage von 46 % 2.467.320
€ weniger in die Kreiskasse fließen.
Da zu diesem Betrag durch die Bezirksumlage Mehrbelastungen etwa in gleicher
Höhe (+2.695.927 €) hinzukommen, bestand die Gefahr, die Kreisumlage erhöhen
oder vom Prinzip „Keine Netto-Neuverschuldung“ abgehen zu müssen. Trotz dieser
massiven Einbrüche wurden diese Wege
nicht gegangen und die Kreisumlage auf
dem im unterfränkischen Vergleich niedrigsten Stand von 46 % stabil gehalten,
was sonst nur noch dem Landkreis Würzburg gelungen ist, anderen weniger als wir
belasteten Landkreisen aber nicht..
Zum
Glück konnten Wenigereinnahmen und Mehrbelastungen durch einige z. T.
unerwartete Faktoren in etwa aufgefangen werden. So fielen 2011 z.B. im
Jugendamt ca. 1 Million (bei der Jugendhilfe
allein 370.000 €) weniger an. Eine weitere Entlastung erfolgte im Bereich
Sozialhilfe, davon bei der Grundsicherung durch den Ersatz von 850.000 € durch
den Bund. Das sind zwar zunächst nur 45
% unserer Kosten. Aber wenn die Grundsicherung im Alter und bei
Erwerbsminderung bis 2014 – wie beschlossen - schrittweise zu 100 % auf den
Bund übertragen sein wird, ist nach vielen Jahren politischer Anstrengungen
eine wichtige Forderung der Kommunen erfüllt, die deutliche Entlastungen für
die kommunalen Haushalte bringt. Dies ist ein Erfolg der Politik, an dem die
CSU maßgeblich beteiligt war. Damit dem Konnexitätsprinzip nach Art 104 a GG
(Die Ausgabenlast folgt der Aufgabenlast; populär ausgedrückt: “Wer bestellt, soll bezahlen“)
auch künftig Genüge getan wird, bleibt zu hoffen, dass nach diesem Durchbruch
im Sozialbereich die Finanzierungsregelungen künftig zeitgleich mit der
Aufgabenverteilung erfolgen.
Das
überraschend gute Ergebnis 2011 ist aber nicht nur durch glückliche Umstände
und Bundes- und Landesregelungen zustande gekommen, sondern es ist auch Folge
der soliden und vorausschauenden Haushaltspolitik des Landkreises der
vergangenen Jahre. Ohne diese hätten wir mangels Masse keine Möglichkeit
gehabt, so massiv auf Rücklagen zurückzugreifen. Der Haushalt 2012 reagiert auf
die angespannte Lage auch dadurch, dass die Investitionen zurückgefahren
werden. 2011 hatten wir noch einen Ansatz von 12,790 Mio. €; dieses Jahr sind
es nur noch 8,198 Mio. €. Ohne diese Atempause bei den Investitionen wären wir
wohl auch nicht um eine Kreisumlagenerhöhung herumgekommen.
Diese
Möglichkeiten werden wir in den nächsten Jahren nicht mehr haben. Auch erneute Kürzungen etwa beim
Bauunterhalt, der 2011 um mehr als die Hälfte (- 1.388.100 €) zusammengestrichen wurde, sind nicht zu
verantworten. Gleiches gilt auch für den
Straßenhaushalt, der letztes Jahr auf Initiative der FW Federn lassen musste.
Ich habe der Versuchung widerstanden, demonstrativ einen Teerklumpen von einer
der gestrichenen Straßen mitzubringen oder die Ausschreibungsunterlagen des
SPD-Wettbewerbs „Holterdiepolter“ (Untertitel: „Wer findet die kaputteste
Staatsstraße?“) hier zur Verlesung zu bringen. Ich könnte mir vorstellen, dass
so mancher auch mit Blick auf die Kreisstraßen solche Aktionen starten würde,
ohne Rücksicht darauf, wer nun für oder gegen den Straßenausbau gestimmt hat.
Solche
Arten von Doppelstrategie betreffen aber nicht nur Straßen. Wir erinnern uns:
Im Jahr 2009 warf der Kollege Dr. Fahn mit freundlicher Unterstützung der
Presse der CSU und der Landkreisverwaltung vor, die Bemühungen um Zuschüsse für
eine Fachstelle für das Ehrenamt nicht
ernsthaft zu betreiben. Seine Unterstellungen gipfelten in dem Satz. „Alles nur
Bluff!“ Beim Neujahrsempfang 2012 ging
der Kreisvorsitzende der FW hart ins Gericht, nicht etwa mit Dr. Fahn,
der sich als einziger Kämpfer um die Ehrenamtsstelle dargestellt hatte, sondern
mit „der Kreispolitik, insbesondere mit Landrat Roland Schwing. Er stellte den
Sinn der im Landratsamt angesiedelten Stelle. in Frage.“ Und er behauptet
weiter: „ Es gebe ausreichend Sparpotential, um die Gemeinden zu entlasten und
die Kreisumlage zu senken.“ Aber außer der Ehrenamtsstelle wird keine
Konkrete Maßnahme zu Einsparungen genannt, auch nicht im Artikel vom 24.4. über den Kreishaushalt 2012.
Wie
aber soll dann die Senkung der Kreisumlage
finanziert werden? Ich fürchte,
dass dies dann nur auf Kosten einer höheren Neuverschuldung gehen wird. Dies
wäre aber in der Tat ein Bruch mit der Politik des Kreistages seit 2006. Die
hohen Investitionen vor allem im Bereich der Schulen konnten anfangs mit Blick
auf die Finanzlage der Gemeinden nur durch Erhöhung des Schuldenstandes
finanziert werden. Als die Schuldenlast 2006 nach 10 Jahren Steigerung die Höhe
von 55,2 Mio. € und damit 54,46% des Gesamthaushalts erreicht hatte, wurde
umgesteuert. Der Kreistag bemühte sich - beginnend im Jahr 2007 - in den
vergangenen Jahren ernsthaft um das Ziel des Schuldenabbaus. Es gab keine
Netto-Neuverschuldung und damit keinen weiteren Anstieg der Schuldenlast mehr.
Auch 2012 können wir bei dieser Linie bleiben. Wenn alles gut geht, werden die
Schulden des Landkreises 2012 auf ca. 36,8
Millionen zurückgeführt.
Dieses
konsequente Handeln ist in der Tat bemerkenswert. Ich habe in meinen
Haushaltsreden schon das eine oder andere Mal auf die Notwendigkeit
antizyklischen Verhaltens der öffentlichen Hand bei der Gestaltung der
Haushalte hingewiesen. Der erste Teil
dieser Politik – die Forderung, die öffentliche Hand soll die
Auswirkungen einer Rezession mildern,
notfalls durch kreditfinanzierte Investitionen – haben wir, wie alle anderen
auch, gerne befolgt. Der zweite Teil wird aber meist nur zögerlich angegangen;
er fordert nämlich von der öffentlichen Hand, in finanziell besseren Zeiten den
Schuldenstand nicht nur nicht zu erhöhen, sondern möglichst stark abzubauen. Eine
solche Phase guter Jahre hatten wir 2007 – 2009 und wir haben sie zum
Schuldenabbau genutzt. Das verdient Lob; noch mehr zu loben ist aber die
Tatsache, dass wir 2010-2012, also auch in finanziell schlechteren Jahren, das
Ziel Schuldenabbau nicht aus den Augen verloren haben. Ich sage bewusst wir und
meine damit des gesamten Kreistag. Denn dieser hat diese Finanzpolitik seit
2006 stets mit großer Mehrheit gebilligt. Das nötigt mir Respekt ab, zumal ich
eine solche gemeinsame Linie die 20 Jahre vorher im Kreistag nicht erlebt habe.
Frage:
Werden wir diesen Konsens, der sich sehr segensreich auf die Finanzsituation
des Kreises ausgewirkt hat, auch in Zukunft weiter durchhalten können? Die
äußeren Zeichen stehen gut, denn die Gemeinden profitieren von Wirtschaftswachstum
und hoher Beschäftigung. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamtes nahmen
die Steuereinnahmen der Gemeinden 2011 um 9,1 % auf 69.7 Mrd. € zu.
Ausschlaggebend war ein Zuwachs von 13,2
% (= 30,5 Mrd. €) bei der Gewerbesteuer und 6,8 % (= 24,4 Mrd. €) bei dem
Gemeindeanteil an der Einkommensteuer. Das zeichnet sich nicht nur ab, sondern
das sind bereits Fakten, die sich 2013 auf den Kreishaushalt insofern
auswirken, als die Umlagekraft steigen wird. Mehr wissen wir aber noch nicht,
denn die Höhe der Schlüsselzuweisungen, der Bezirksumlage und des
Zuschussbedarfs in den Bereichen Soziales und Jugendhilfe für 2013 sind noch
völlig unbekannte Größen.
Anders
die Situation bei uns: Dieser Kreistag hat durch einstimmige Beschlüsse seinen
Willen bekundet, wichtige Zukunftsaufgaben gemeinsam anzugehen, was ebenfalls
ein höchst bemerkenswerter Vorgang war.
Sowohl für des „Integrierte Energie- und Klimakonzept“ als auch für das
Schulbauprogramm müssen in diesem Haushalt noch nicht sehr viele Mittel bereitgestellt
werden. Immerhin ist sich der Kreis seiner
Vorbildfunktion bei der Energiewende bewusst. Obwohl der Kreisanteil
eher symbolisch ist, da er nur 2 bis 3% ausmacht, wurden 380.000 € für
energetische Maßnahmen im Bereich
Bauunterhaltung ausgewiesen.
Im
Bereich Schulen ist von ganz anderen Beträgen die Rede. 3,7 Mio. € dienen der
Schlussfinanzierung des Schulzentrums Elsenfeld, ca. 1 Mio. € den Kompetenzzentren an den
Berufsschulen. Während sich aber die
Investitionen in Grenzen halten, sind die Aufwendungen des Landkreises für
seine Schulen dieses Jahr wieder gestiegen, und zwar von 9,647 Mio. € auf
10,364 Mio. €; dazu kommen die Aufwendungen für die Schülerbeförderung in Höhe
von 1,397 Mio. €.
Diese
steigenden Ausgaben betreffen zwar „nur“ 8598 Schüler (2010/11: 8987). Die
sinkenden Schülerzahlen veranlassen so manchen, die Notwendigkeit der
Investitionen im Schulbereich zu hinterfragen. Dies ist legitim. Dazu ist aber zu sagen, dass die starke
Abnahme dieses Jahr hauptsächlich mit dem doppelten Abiturjahrgang
zusammenhängt. Ansonsten befinden wir uns noch in der Nähe der Höchstzahlen um
die 9000, so dass der Raumbedarf in absehbarer Zeit nicht geringer wird. Zum
Vergleich: Als es um den Bau des Schulzentrums Elsenfeld ging, lagen die
Schülerzahlen bei 7881.
Gehen
wir also unser Schulbauprogramm mutig und entschlossen an. Allerdings sollten
wir uns davor hüten, wieder auf den Weg der Verschuldung zu gehen. Damit würden
wir die Kosten auf die abladen, denen wir eine gute Zukunft sichern wollen. Diesen
Weg können und dürfen wir nicht gehen: Angesichts der schon vorhandenen und
weiter steigenden Schuldenlast und der immer geringer werdenden Zahl junger
Leute wäre es unverantwortlich von uns, da auch noch draufzusatteln.
Wir
haben in der Vergangenheit bewiesen, dass durch umsichtige und vorausschauende
Finanzpolitik bei gemeinsamen Anstrengungen aller auch große Vorhaben ohne
Anstieg der Schulden gestemmt werden können, vor allem wenn es
Zukunftsinvestitionen geht. Und was sind bessere Zukunftsinvestitionen als gute
Schulen und eine Finanzsituation, die auch den nachfolgenden Generationen
Gestaltungsmöglichkeiten lässt? Dieser Haushalt bereitet dazu den Weg, und
deshalb stimmt ihm die CSU-Fraktion zu.
Dr.
Ulrich Schüren, Fraktionsvorsitzender der SPD-Fraktion, führte Folgendes aus:
Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und
Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und
Herren,
bei
der Durchsicht meiner Unterlagen fiel mir eine Auflistung in die Hand, die –
auf Betreiben der CSU seitens der Verwaltung zusammengestellt - wohl eine
heilsam -disziplinierende Wirkung auf
die Haushaltsredner entfalten sollte. Bei Lichte besehen ist diese Auflistung
aber Ausfluss nur mühsam unterdrückter Verärgerung darüber, dass in den
vergangenen Jahren die Redezeiten nicht die Stärke der Fraktionen
widerspiegelten, sondern den Willen der jeweiligen Redner, sich mit dem
Haushalt detailliert auseinander zu setzen.
Ich
nehme an, Herr Kollege Spinnler, die Auflistung ging auf Ihr Konto.
Dennoch
möchte ich festhalten, dass mir im vergangenen Jahr 36 Minuten Hermann Spinnler
erheblich kurzweiliger waren als 19 Minuten Hansjürgen Fahn im Jahr zuvor.
Die
SPD jedenfalls hat die in den vergangenen 3 Jahren vom Landrat vorgelegte
Redezeit nie überboten, anders übrigens als die sog. „Neue Mitte“, die - im Unterschied zur SPD - ja immer auch
Tiefsinniges und Überraschend - Neues zu vermelden hatte.
Ich
will mich heute bemühen, nicht länger als 1 Minute pro Fraktionsmitglied zu
sprechen. Herr Andre, nach dieser Vorgabe dürften Sie Ihre Rede anschließend
nochmals halten. Nun ja, Sie dürften, Sie sollten nicht.
Meine
Damen und Herren,
Gern
wird die Floskel strapaziert, der Haushalt sei „auf Kante genäht“.
Will
sagen, eine falsche Bewegung, eine nicht planbare Ausgabe und die Naht reißt
oder platzt. Ich fürchte dies in 2012 nicht, denn ich weiß, dass der Kämmerer
seine Nähte sorgfältig und auch mit dem richtigen Faden genäht hat und - trotz
Doppik - immer noch ein bisschen Tuch herauslassen kann, falls es eng werden
sollte. Ich komme noch darauf zurück.
Lieber
Herr Straub, auch in diesem Jahr möchte ich Ihnen danken für die Erläuterung
des Haushaltsplanes sowie Ihre Offenheit in der Diskussion über diese oder jene
Detailfrage.
Mein
Dank gilt auch dem „Main-Echo“, namentlich Georg Kümmel, dem es auch in diesem
Jahr gelungen ist, den komplizierten Kreishaushalt so aufzubereiten, dass er
auch Nichtfachleuten verständlich ist. Es soll ja sogar Kreistagsmitglieder
geben, die den Haushalt erst dann verstehen, wenn er im „Main-Echo“ mundgerecht
grafisch aufbereitet ist.
Schuldenabbau
Unbestreitbar
ist es ein Erfolg der gemeinsamen politischen Bemühungen dieses Kreistages,
dass der Schuldenstand 2011 mit knapp 40 Millionen so niedrig ist wie zuvor nur
noch im Jahr 2001, und dies, obwohl erhebliche Investitionen in das
Schulzentrum Elsenfeld geflossen sind.
Immerhin
hat sich das Verhältnis der Schulden zum Gesamthaushalt deutlich verbessert.
Lag der Schuldenstand 2001 bei einem Gesamthaushalt von 88,8 Millionen bei 38,6
Millionen, waren es 2011 bei einem Hauhaltsvolumen von 109,3 Millionen nur noch
39,9.
Wenn
der Beschluss: Keine Nettoneuverschuldung auch künftig konsequent
umgesetzt wird - dies wollen wir
Sozialdemokraten -, wird der Schuldenstand Ende 2012 um weitere 3 Millionen
Euro gesunken sein.
Sicher
hat diese positive Entwicklung auch mit
den historisch niedrigen Zinsen zu tun, aber entscheidend ist der politische
Wille, die Hypotheken, die wir der nachfolgenden Generation auf die Schultern
packen, so gering als möglich zu halten.
Ganz
besonders erfreulich ist es, dass in 2012 überhaupt keine Kreditaufnahme
geplant ist, damit also eine Genehmigung des Hauhaltes durch die Regierung von
Unterfranken nicht erforderlich ist.
Personalsituation
Es
ist bekannt, dass wir uns in den vergangenen Jahren mit Anträgen zur Ausweitung
des Personalbestandes äußerst zurückgehalten haben. Auch in diesem Jahr haben
wir keinen entsprechenden Antrag gestellt, obwohl im Bereich Integration dafür
eine Notwendigkeit besteht.
Wir
wissen, dass die Personalsituation im Amt zurzeit sehr angespannt ist, selbst
nach der Einstellung eines neuen Leiters für den UB 5 (Bauwesen). Wir sehen
auch, dass die Nettopersonalkosten mit insgesamt 12,6 Millionen Euro sich mit
vergleichbaren Landratsämtern sehr wohl messen können. Und wir wissen
ebenfalls, dass die angespannte Lage zu einer Arbeitsverdichtung und Belastung
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier im Hause geführt hat.
Sehr
geehrter Herr Landrat, ich bitte Sie, den Beschäftigten für ihre Arbeit und
ihren Einsatz, der in zahlreichen Fällen über das alltägliche Maß hinaus
reicht, zu danken und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sagen, dass die
SPD-Fraktion ihren Einsatz und ihre qualifizierte Arbeit sehr zu schätzen weiß.
Schulbauprogramm
Ein
anschauliches Beispiel für unseren Dank ist das
von der Verwaltung ausgearbeitete und am 26.März 2012 verabschiedete
Schulbauprogramm für die kommenden Jahre.
Diese
Programm betrifft die Main-Limes-Realschule Obernburg, das Johannes
-Butzbach-Gymnasium Miltenberg sowie das Hermann-Staudinger-Gymnasium
Erlenbach.
Wir
begrüßen dieses Programm im Gesamtumfang von ca. 40 Millionen Euro, weil es
politisch klug gestaltet ist, indem keine starre zeitliche Abfolge der
geplanten Sanierungen festgelegt, und damit keine „Gewinner“ und „Verlierer“
produziert werden. Wir werden den Prozess der Umsetzung dieser Baumaßnahmen, in
dem Schulleitungen, Lehrer, Schulforen und Elterbeiräte eingebunden sind,
konstruktiv und kritisch begleiten. Wichtig ist aber auch, und dazu stehen wir
Sozialdemokraten, dass alle Planungen und Maßnahmen unter dem Vorbehalt einer
soliden Finanzierung und strikten Kostenkontrolle stehen müssen.
Klimaschutz
und Energiewende
Sehr
geehrter Herr Landrat, meine Damen und Herren,
gestatten
Sie mir einige Worte zur Energiewende, wie wohl ich weiß, dass - finanziell gesehen - nicht der Landkreis der Hauptträger dieser
Jahrhundertaufgabe sein wird, es sei denn, er beteiligte sich als Unternehmer
an regenerativen Anlagen.
Was
wir als Kreistag vermögen, was die Kreisverwaltung tun kann, ist, mit gutem
Beispiel voranzugehen und die Bedingungen vor Ort so zu gestalten, dass das
Mammut-Projekt konsequent und im geplanten Zeitrahmen umgesetzt werden kann.
Dies kann und soll auch durch Bereitstellung von man-power im Landratsamt
geschehen.
Die
Energiewende ist als Folge des Atomausstiegs von oben herab beschlossen worden.
Sie wird aber nur dann funktionieren, wenn bürgerschaftliches Engagement, wenn
aktive Teilhabe der Menschen vor Ort gewährleistet sind.
Ich
habe vor vielen Jahren mit meinem Freund Ferdinand Kern, mit Dr. Fahn, Dr.
Trost und zahlreichen anderen gegen den autobahnähnlichen Ausbau der B 469
gekämpft.
Nun
ist sie da samt dem dadurch enorm angestiegenen Verkehr. Wenn jetzt der weitere
Ausbau bis Kleinheubach geplant wird, sollten wir eine moderate Lösung suchen
und keiner maximalen das Wort reden.
Wenn
nur annähernd die Summen, die in den Ausbau der B 469 geflossen sind, künftig
zum Ausbau der Maintal-Bahn, ihrer Zweigleisigkeit und Elektrifizierung
verwendet würden, sähe unser ÖPNV anders aus und auch unsere CO2 –Bilanz.
Ich
weiß sehr wohl, dass wir hier den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke nicht
beschließen können, aber wir können und sollten gemeinsam politisch dafür
kämpfen, wenn wir es mit Klimaschutz und Energiewende ernst meinen.
Kreisumlage
Der
Hebesatz der Kreisumlage, wir haben es bereits gehört, bleibt bei unveränderten
46%. Dies kommt unmittelbar den Kommunen zugute und eröffnet ihnen finanzielle
Spielräume. Dem Kreis bleiben immerhin noch ca. 3,2 Millionen in seiner
Rücklage.
Apropos
finanzieller Spielraum: Eigentlich sollten wir alle eine Ursula-von-der-Leyen-Gedenkminute
einlegen; denn ihr famoses Bildungs- und Teilhabepaket - eine Totgeburt wie die
geplante Herdprämie, die eigentlich CSU- Mutterorden heißen sollte, hat dem
Landkreis immerhin 800.000 Euro in die Kasse gespült, von denen in 2011 nur ca.
200.000 abgerufen worden sind. Den Rest dürfen wir behalten, immerhin 0,65
Punkte der Kreisumlage, und das auch in
den kommenden Jahren bis einschließlich 2013!
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen,
der
vorgelegte Kreishaushalt für das Jahr 2012 ist unserer Ansicht nach unproblematisch,
weil drei wesentliche Forderungen der SPD erfüllt sind:
-
Stabilität der Kreisumlage
-
Rückführung der Schulden
-
Sinnvolle Investitionen in unsere Bildungseinrichtungen.
Die
SPD-Fraktion wird folglich dem vorgelegten Haushaltsentwurf zustimmen. Ich
danke Ihnen.
Dr. Hansjürgen Fahn, Fraktionsvorsitzender der
Fraktion der Freien Wähler, führte Folgendes aus:
1.Wir sitzen alle in
einem Boot bzw. wir sind eine kommunale Familie
Unser Kämmerer Kurt
Straub bereitet seit über 20 Jahren immer gewissenhaft den Kreishaushalt vor.
Wir bedanken uns auch dieses Jahr für seine Informationen, wobei ich
ausdrücklich auch das Jugendamt in Person von Wolfgang Leiblein erwähnen
möchte, das uns viele Infos schickte und alle Fragen beantwortete. Kurt Straub
beachtet immer streng des kaufmännische Prinzip; die Ausgaben setzt er immer
höher als notwendig und die Einnahmen geringer als sie dann in der Realität
sich ergeben, an. Am Ende des Jahres kann man immer anhand der Ergebnisrechnung
stets sehen, dass er eigentlich noch viel Luft übrig hat:
Diese Luft betrug
2011 2,6 €; 2010 6 Mio. € und 2009 3,7
Mio. €. Wenn man weiß, dass 1% ca. 1 Mio. € entspricht, kann man erkennen, dass
Jahr für Jahr im Kreishaushalt viel
Luft, andere sprechen von Fettpolster, vorhanden ist. Und dies obwohl es viele
Gemeinden sind, die wenig Luft zu Atmen haben
Im Jahre 2011 betrug
die Kreisumlage 44,9 Mio. € und war mit 46% der höchste Satz, den der Kreistag
jeweils beschlossen hat .1992 waren es nur 45, Mio. DM.
Aber bereits 2011
konnte unser Kollege Hermann Spinnler mehrmals nachweisen, dass es 2011 voll
auf genügt hätte, die Kreisumlage maximal nur um einen Punkt, nämlich auf 45 %
zu erhöhen.
Damals beschloss der
Bauausschuss, den Straßenetat um 1 Mio. € zu kürzen. Damals wurde mehrmals vom
Kämmerer vorgetragen, dass bei einer Verringerung des Straßenhaushalts von 1
Mio. € zwingend die geplante Schuldenaufnahme des Landkreises um 1 Mio. €
gekürzt werden müsse, Wir haben diese Aussage bzw. dieses Vorgehen juristisch
prüfen lassen und alle kommen eindeutig zu dem Schluss, dass diese
Argumentation „Weniger Investitionen = weniger Schulden“ als zwingende Vorgabe
falsch war.
Es gibt keine
Vorgabe, die besagt, dass eingesparte Investitionsmittel im Rahmen des
Haushaltsausgleichs zur Verminderung der Schulden verwendet werden müssen.
Es muss nochmals klar
heraus gestellt werden: Der Kreistag ist das oberste Souverän, der im Rahmen
der gesetzlichen Bestimmungen und unter Berücksichtigung der Finanzlage der
kreiseigenen Gemeinden zu einer eigenständigen Meinung berechtigt; dies kann
auch heißen: Weniger Investitionen = weniger Kreisumlage.
Wir Freie Wähler
haben scheinbar stärker als andere politischen Gruppierungen im Kreistag die
Sorgen und Ängste der 32 Gemeinden im Visier, die natürlich an einer
niedrigeren Kreisumlage interessiert sind, sofern dies finanztechnisch machbar
ist. Und dies war in den vergangenen Jahren immer der Fall. Wir weisen darauf
hin, dass Gemeinden und Landkreis alle in einem Boot sitzen und wir betonen an
dieser Stelle: Wir sind eine kommunale Familie.
Natürlich können wir
die Freude des Kämmerers nachvollziehen („seine Freude ist auch unsere
Freude“), wenn er stolz sagt:
·
Seit
2008 hatten wir einmal eine Neuverschuldung, ansonsten immer keine
Nettokreditaufnahme
·
Die
Schulden des Landkreises gehen immer mehr zurück: 2006 betrugen sie noch 55,2
Mio. €, 2011 nur noch 39.9 Mio. und 2012 werden es voraussichtlich nur 36, 9
Mio. € sein.
·
Damit
kein Missverständnis entsteht. Schuldentilgung ist natürlich eine positive
Sache, vor allem auch deshalb, weil es um die Zukunft unserer Kinder geht und
da wollen wir keinen Schuldenberg bzw. eine schwere Hypothek hinterlassen. Aber
alles darf nicht auf dem Rücken der Kommunen geschehen. Das gleiche Spiel
passiert auch im Landtag, wenn Ministerpräsident Seehofer einen schuldenfreien
Haushalt des Freistaates für 2030 ankündigt und die Koalition jubelt, obwohl
kein Mensch in Bayern so weit in die Zukunft schauen kann. Auch hier ergibt
sich immer die Frage: Schuldenfreier Haushalt auf dem Rücken der Kommunen?
Diese Frage konnte bisher noch niemand von der schwarzgelben Koalition in
Bayern verneinen.
·
Natürlich
ist es positiv zu bewerten, dass es gelungen ist, trotz einer Erhöhung der
Bezirksumlage um 4% unsere Kreisumlage 2012 nicht erhöhen zu müssen.
·
Und
mit diesen 46% liegen wir bayern- und unterfrankenweit relativ günstig.
·
So
weit so gut; leider ist da noch der Bezirk.
Würgegriff Bezirk
Die hohe
Bezirksumlage war schon immer auch hier ein Thema im Kreistag. Auch in diesem
Jahr ist die Bezirksumlage mit 20,7 Mio. € der größte Ausgabenposten. Und
gegenüber 2011 war dies eine Steigerung von 2,696. Mio. € (unterfrankenweit :
45 Mio. €). Dies sei natürlich immer gerechtfertigt, so die Mehrheit im
Bezirkstag, selbst wenn die Steigerung 4 % beträgt. Kein Bezirk in Bayern
erhöht so extrem wie Unterfranken. Daher darf ich einmal einen CSU Kollegen,
den Landrat von Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann, zitieren der am 15.3.
folgendermaßen argumentierte: „Der Bezirk Unterfranken sollte überlegen, was er
falsch macht .Diese Umlageerhöhung von oben nach unten führt zu einem eisernen
Sparzwang im Kreishaushalt, um die Gemeinden nicht noch weiter zu belasten. Fazit
von Thomas Habermann zum Bezirk Unterfranken: „Weit weg vom Menschen “.
Die Sozialausgaben im
Bezirk steigen um ca.43 Mio. € und der Freistaat beteiligt sich mit einem Mehr
von 3,3 Mio. € und dies ist, wie Tamara Bischof richtigerweise bemerkte, einfach
lächerlich. Wenn wir unsere unterfränkische Situation ansehen, fragen wir uns,
was da im Finanzausgleich verhandelt wurde. Wahrscheinlich hat gar niemand die
ufr. Position vertreten.
Seit der Übernahme
der ambulanten Eingliederungshilfe durch den Bezirk haben sich die Kosten
innerhalb von vier Jahren fast verdreifacht. Wir fragen uns, wie dies ohne ein
Bundesleistungsgesetz noch finanziert werden soll? Dabei hätte die
Bezirksumlage nicht so drastisch steigen müssen, Investitionen hätten
verschoben werden können, die Auffüllung der Mindestrücklage hätte auch im
nächsten Jahr erfolgen können. Auch ist die Verschuldung des Bezirks mit 8,4
Mio. € außerordentlich gering.
2. Der Haushalt 2012
ist ein Übergangshaushalt mit positiven Zukunftsperspektiven
Uns fällt beim
Landkreis und Bezirk auf, dass die
Zukunftsperspektive von allen positiv gesehen wird. Jeder weiß, dass 2013 die
Einnahmen durch eine deutliche Umlagekraftsteigerung steigen werden (im Bezirk
sind dies Mehreinnahmen im zweistelligen Bereich) und auch im Landkreis
Miltenberg werden es viele Mio. € sein. Unser Kämmerer Kurt Straub sprach in
der KA-Sitzung von einer kräftigen Erhöhung der Gewerbesteuern. Kreisvorstand
und Fraktion der Freien Wähler schauten eben in die Zukunft der nächsten beiden
Jahre, als wir über den Kreishaushalt diskutierten und feststellten, dass wir
wahrscheinlich in den nächsten beiden Jahren
eine Senkung der Kreisumlage kommen muss bzw. wird. Überall ist es ja zu
lesen: Ab 2013 sprudeln die Steuereinnahmen
Daher stimme auch ich
vollkommen der CSU-Kreistagsfraktion zu, die den Haushalt 2012 einen
unproblematischen Übergangshaushalt bezeichnet. Daher haben wir uns im Oktober
2011 zurückgehalten, als ein CSU-Bürgermeister und Kreisrat eine Senkung der
Kreisumlage bereits für 2012 forderte, denn damals kannten wir noch nicht die
Pläne des Bezirks. Wenn die Umlagekraft deutlich steigt, der Bezirk nicht schon
so erbarmungslos zuschlägt wie heuer, dann wird es Zeit, 2013 bzw. 2014 die
Kreisumlage zu senken.
3.Zuschussbetrag
Jugendhilfe
Seit vielen Jahren
steigt der Zuschussbetrag der Jugendhilfe immer mehr an. Darauf weist unser
Landrat Roland Schwing dankenswerter Weise immer wieder hin. Ich zitiere aus
einem Brief von Wolfgang Leiblein, dem stellvertr. Jugendamtsleiter vom 25.4.2012:
„Grundsätzlich ist festzustellen, dass die Kosten der Jugendhilfe nicht nur im
Landkreis Miltenberg, sondern auch landes- und bundesweit gestiegen sind und
auch weiterhin ansteigen“. Dies ist scheinbar der SPD- Fraktion noch nicht
bekannt. Die kostenintensivsten Produkte sind hier:
·
Heimerziehung
·
Eingliederungshilfe
·
Pflegekinderwesen
·
Erziehung
in der Tagesgruppe
·
Förderung
von Kindern in den Tageseinrichtungen
Im Vergleich zu 2009
stiegen die Kosten in 2010 z.B. um 1,3 Mio. €. Auch im Jahre 2011 gab es große
Probleme, weil der Zuschussbetrag entgegen zunächst um 800000 € zu niedrig
ausgerechnet wurde. Und dazu brauchten wir eine eigene Kreisausschusssitzung im
Mai 2011, bei der uns Herr Winkler diesen „Ausreißer“ erklären musste.
Wir freuen uns, dass
im Jahre 2012 die Situation sich kurzfristig entspannt hat. Die Kosten konnten
2011 um rund 738000 € zurückgefahren werden. Daher wurde der Ansatz für 2012
auch um 370000 € niedriger angesetzt, was einer Anpassung an die
Kostenentwicklung des Vorjahres entspricht. Ob der Ansatz 2012 so eingehalten
werden kann, weiß niemand. Die Kosten der Heimunterbringungen sind vorher nicht
abschätzbar. Laut dem Jugendamt ist bereits für 2013 mit weiteren
Ausgabensteigerungen zu rechnen, denken wir zum Beispiel an die Inklusion und
den vermehrten Bedarf an Schulbegleitern oder die Begrenzung der
Vormundschaften auf 50 Fälle pro Mitarbeiter mit einem erhöhten Bedarf an
Sachbearbeitern.
Natürlich wissen wir,
dass die Kosten des Jugendamts nur begrenzt steuerbar sind, aber von Gott
gegeben und nicht veränderbar sind die Ansätze auch nicht und es gibt schon
Möglichkeiten des Landkreises, die Kosten zu senken (gerade im Bereich der
Heimunterbringung)
Daher brauchen wir ein breiter aufgestelltes
Kontrollgremium, das insbesondere bei Fremdunterbringungen tätigt wird .Wichtig
ist, dass in dieser „Hilfskonferenz des Jugendamtes“ nicht nur Pädagogen,
sondern auch Juristen und auch der Kämmerer vertreten sind. Dies wird im
Landkreis Kitzingen bereits seit 2007 so gehandhabt und dies ist auch gut so.
Dann kann man nämlich bereits im Vorfeld besser die Kostenseite betrachten und
gegebenenfalls vorher entgegensteuern, damit so etwas wie im Jahre 2011 nicht
mehr passiert.
In einer
Haushaltsrede ist es auch wichtig, auf Zukunftsprojekte des Landkreises
einzugehen. Ich möchte vier Beispiele nennen
4.1. Beispiel 1:
Umsetzung der Müllgebührenwende
Wir werden uns dafür
einsetzen, dass die Müllgebühren weiter gesenkt werden. Daher ist es völlig
unverständlich, dass die CSU unseren Antrag bezüglich eines Benchmarking
abgelehnt hat. Wir wissen, dass dadurch noch ein großes Einsparpotential da
ist, das wir den Bürgern zurückgeben wollen. Wir müssen 2012 über die
Müllgebührenstruktur diskutieren und verlassen uns auf ihre diesbezügliche
Zusage von der Sitzung im Dezember. Wir erwarten von Ihnen Herr Landrat eine
konkrete Äußerung in der nächsten Kreistagssitzung im Juli.
4.2.Beispiel 2:
Umsetzung der Energiewende
·
Wir
Freie Wähler begrüßen die Energiewende, die jetzt auch im Landkreis und
in der Region Untermain umgesetzt wird. Wir begrüßen es auch, dass bereits im
Haushalt 2012 insgesamt 380000 € für die Energieeinsparung in öffentlichen
Gebäuden angestellt sind. Dabei kann es aber nicht bleiben. Wir wollen auch,
dass der Landkreis in anderen Bereichen seine Vorbildfunktion beweist. Dazu
gehört auch, dass er auch wie z.B. bei der Elektromobilität, Zeichen setzt und
sich E-Autos anschafft und öffentliche Ladestationen einrichtet, wie dies
bereits der Landkreis Aschaffenburg getan hat. Wir möchten auch, dass der
Landkreis Miltenberg seinen Müll auf der Schiene nach Schweinfurt
transportiert. Wir wollen, dass die Westfrankenbahn gestärkt wird. Dies heißt
zum Beispiel Elektrifizierung und Doppelgleisigkeit. Dies steht auch schon im
Klimaschutzprogramm der CSU. Man muss es nur umsetzen. Unsere Unterstützung
haben sie jedenfalls.
Energiewende heißt
auch Förderung der regionalen Wertschöpfung gemäß dem Leitsatz von Wilhelm
Raiffeisen: Das Geld des Dorfes im Dorfe lassen. Wir Freie Wähler wollen
auch, dass dezentrale Strukturen gestärkt werden. Daher sehen wir auch den
Wunsch unterfränkischer Landräte nach einem Gaskraftwerk in Grafenrheinfeld
sehr kritisch. Gaskraftwerke sind mittel- und langfristig der falsche Weg. Hier
kommt man von einer Abhängigkeit in eine neue. Wir kommen in eine neue
Abhängigkeit von Energiemultis, die das Gas liefern, das Kraftwerk betreiben
und am Ende der Wertschöpfung die Endkunden beherrschen. Zudem behindern
Gaskraftwerke den Ausbau erneuerbarer Energien. Außerdem werden die Gaspreise
in den nächsten Jahren parallel zu den Ölpreisen stark ansteigen, wodurch die
Rentabilität der Gaskraftwerke kontinuierlich sinken wird. Daher ist es viel
besser, statt auf Gaskraftwerke auf dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zu
setzen, die den Bürgern gehören.
Wir weisen darauf
hin, dass unsere größte Energiequelle das Energiesparen darstellt. Und
bevor wir immer weiter überlegen, wie wir weiterhin die „Goldgräberstimmung“
anheizen, die dauernd neue Windräder sucht, sollten wir das Energiesparen
vorantreiben und hier unser Engagement verstärken. Gerade die Gebäudesanierung
stellt noch ein erhebliches Sparpotential dar.
Wir Freie Wähler sind
froh, dass unsere Forderung nach einer 100% - Region (100% Strom aus
erneuerbarer Energien) inzwischen schon gar keine Vision mehr ist, sondern
sogar von Baum - Consult als realistisches Szenarium angesehen wird.
Wir wünschen uns,
dass möglichst bald der geplante Steuerungskreis unter Einbeziehung aller
Beteiligten wie zum Beispiel auch Umweltverbänden tagt, um die Energiewende
praktisch umzusetzen. Wir wollen, dass die Energiewende auch im Kopf
stattfindet; damit meinen wir eine Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit und
die Einbeziehung der Bildungseinrichtungen, wie zum Beispiel Schulen.
·
4.3.Beispiel
3: Stärkung des Ehrenamts ist der
richtige Weg, den wir ausbauen müssen
Wir Freie Wähler
unterstützen das Ehrenamt, weil es einen sehr großen gesellschaftlichen Wert
hat; mit einem Einsatz von 1 € erreicht man einen Nutzen von 7,24 € für die
Gesellschaft. Im letzten Jahr hat der Landkreis eine wahre Flut von
Ehrenabenden durchgeführt. Wir freuen uns, dass
viele Menschen endlich für ihre jahrzehntelange Arbeit eine gebührende
Anerkennung erhalten. Viele Bürgermeister haben uns aber auch mitgeteilt, dass
dies den Gemeinden unheimlich Arbeit macht, bis die entsprechenden Fragen alle
beantwortet und die Listen ausgefüllt sind.
Und mit welchem Ergebnis ? Dass die Gemeinden oft gar nicht mehr wissen,
wen sie eigentlich selbst noch ehren können oder gar dürfen. Eine Inflation von
Ehrungen hat längst eingesetzt und eine Ehrung durch die Gemeinde wird immer
weniger wert. Auf der anderen Seite wehren sich viele im Landkreis gegen die
Einführung einer Ehrenamtskarte und bezeichnen diese als Bürokratiemonster. Ich
darf an dieser Stelle klar sagen: Die Ehrenamtskarte ist von der Staatsregierung
bzw. von Staatssekretär Markus Sackmann eingeführt worden; inzwischen haben
schon über 40 Landkreis in Bayern diese von der CSU/FDP Staatsregierung
gewollten Ehrenamtskarte eingeführt.
Fast alle Nachbarlandkreise wie z.B. Aschaffenburg, Main-Spessart oder
Würzburg haben diese Karte schon. Nur im Landkreis Miltenberg gibt es dazu eine
akademische Diskussion. Ich denke, wir haben auch eine moralische
Verpflichtung, diese einzuführen und zwar deshalb, weil der Landkreis eine
hauptamtliche Stelle für das Ehrenamt eingeführt hat, die mit Mitteln des
Freistaates finanziert wird. Diese Ehrenamtskarte hat auch den Vorteil, dass
nicht nur immer die geehrt werden, die sich jahrzehntelang engagiert haben,
sondern auch jüngere Leute, wie z.B. die Jugendleiter, die bereits die
Juleicakarte haben. Wir müssen durch Ehrungen nicht nur Personen für ihr
Lebenswerk würdigen, sondern auch jüngere Personen ermutigen, ihr Engagement
fortzusetzen und wie bereits gesagt, den Kommunen noch genügend Spielraum
lassen, eigene Ehrenabende durch zu- führen.
·
4.4. Beispiel 4:Umsetzung des senioren- politischen
Gesamtkonzepts
Unser
seniorenpolitisches Gesamtkonzept ist eine hervorragende Grundlage für die
weitere politische Diskussion und die notwendige Umsetzung. Der Grundsatz
„ambulant vor stationär“ heißt bei uns „Eigenheim vor Alten- bzw. Pflegeheim“.
Trotzdem sind wir froh, dass es hervorragende Pflegeheime im Landkreis Miltenberg
gibt. Und hier ist nicht nur das Pflegeheim der Roheschen Stiftung in
Kleinwallstadt zu nennen, welches vor kurzem mit der Traumnote 1,0 bewertet
wurde. Wir schlagen zusätzlich vor, dass auch im Landkreis Miltenberg ambulante
Wohngemeinschaften (eine gibt es bisher am Untermain nur in Kleinostheim)
gegründet werden. Hier können bis zu 12 Menschen im häuslichen Umfeld und der
familiären Atmosphäre die Vorteile einer ambulanten Betreuung erleben. Gerade
für Demenzkranke ist dies ein echter Vorteil. Fördern sollte man auch die
echten Mehrgenerationenhäuser, bei denen wirklich jung und alt gemeinsam in
einem Haus wohnen. Dies ist in Aschaffenburg (Konzept: WiGe) schon realisiert
und wurde vor kurzem im Erlenbacher Seniorenbeirat vorgestellt. Um sich zu verbessern,
muss man sich auch Anregungen holen und daher haben wir einen Antrag
eingereicht, dass der Landkreis Miltenberg Mitglied in der
Landesseniorenvertretung Bayern (LSVB) wird. Die LSVB ist die offizielle
Dachorganisation der kommunalen Seniorenbeiräte und Seniorenvertretungen in
Bayern und wird vom Sozialministerium unterstützt. Die Kommunikation,
Vernetzung und der Austausch von Erfahrungen und Konzepten ist ein wichtiger
Baustein für die Weiterentwicklung unseres seniorenpolitischen Gesamtkonzepts.
Fragen Sie mal in den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg, die bereits
Mitglied sind. Und fragen Sie einmal bei Franz Josef Zöller aus Collenberg
nach, der hier sehr engagiert ist (Collenberg ist natürlich Mitglied im der
LSVB) und es sich nicht nehmen ließ, den Kommunalkongress der Freien Wähler zum
generationenfreundlichen Einkaufen vergangenen Freitag im Landtag zu besuchen.
Fazit: Freie Wähler
stimmen dem Haushalt 2012 zu
Der Landkreis
Miltenberg ist derzeit finanziell zwar nicht auf Rosen gebettet, aber wir
können zufrieden sein. In anderen Teilen Bayerns sieht es anscheinend ganz
anders aus. Vor einigen Tagen wurden alle Bürgermeister im Landkreis Wunsiedel
im Finanzministerium vorstellig und verlangten, dass wegen der unzureichenden
Finanzausstattung ihrer Gemeinden der Freistaat für 5 Jahre die Kreisumlage
übernehmen solle. Der eingesparte Betrag sollte je zur Hälfte für die
Schuldentilgung und für Investitionen verwendet werden. Natürlich haben die
Bürgermeister aus dem Landkreis Wunsiedel bei Finanzminister Söder nichts
erreicht, aber immerhin ein gutes Gespräch geführt und auch auf den kommunalen
Finanzausgleich hingewiesen, der in den nächsten Jahren dringend zu Gunsten der
Kommunen verbessert werden muss. Dies würde auch dem Landkreis Miltenberg
helfen und damit auch die finanzielle Situation unserer 32 Gemeinden spürbar
verbessern. Die Freien Wähler werden dem Übergangshaushalt mit Perspektiven 2012
geschlossen zustimmen und freuen sich, dass unsere Vorschläge bei den anderen
Fraktionen zu einem konstruktiven Diskussionsprozess geführt haben, der den
Landkreis insgesamt nach vorne bringt.
Landrat Schwing bemerkte an Dr. Fahn gerichtet, wenn Finanzminister Söder für fünf
Jahre die Kreisumlage übernehmen würde, würde er dies für den Landkreis
Miltenberg sofort annehmen. Weiterhin habe er sich eigentlich vorgenommen, zum
Mülltransport Schweinfurt nichts mehr zu sagen, da es nicht stimme, was Dr.
Fahn sage. Zum Mülltransport nach Schweinfurt per Bahn brauche man erst einmal
ein Angebot. Jedes Mal habe man bei der Ausschreibung dies mit ausgeschrieben,
aber nie ein Angebot erhalten. Ohne Angebot könne man auch keinen Auftrag
vergeben. Außerdem lebe man in einem Rechtsstaat und man habe auszuschreiben
und dementsprechend zu vergeben. Man habe keine andere Wahl, alles andere sei
rechtswidrig.
Außerdem befinde man sich mitten in einer
Senkungsaktion der Müllgebühren für dieses und die nächsten vier Jahre, über
zwei Millionen jedes Jahr weniger Müllgebühren. Er bat ihn darum, nicht nur die
halbe, sondern die ganze Wahrheit zu nennen!
Jens-Marco Scherf, Fraktionsvorsitzender der Fraktion
Bündnis 90/Die Grünen, führte Folgendes aus:
Sehr
geehrter Herr Landrat,
sehr
geehrte Damen und Herren der Presse,
ein
besonderes Willkommen auch den Gästen des Boten vom Untermain bzw. des
Main-Echos auf der Zuschauertribüne,
liebe
Kolleginnen und Kollegen sowie liebe Vertreterinnen und Vertreter der
Landkreisverwaltung!
Da
beschließen wir heute einen Haushalt, der auf den ersten Blick wenig Spannendes
verheißt, ich möchte ihn eine Art „Zwischenhaushalt“ nennen. Und dennoch
erfreuen wir uns heute an gut gefüllten Besuchertribünen.
Das
ist gut so, wenn die Bürgerinnen und Bürger zum einen wissen, was wir hier tun,
und zum anderen überhaupt Interesse daran haben.
Als
der Landkreis, genauer der schwarze Block zu meiner Rechten, vor einigen Jahren
die Krankenhäuser im Landkreis gegen die Stimmen der Grünen privatisierte, war
ich etwas überrascht gewesen, wie wenig das Thema überhaupt auf Widerhall in
der Bevölkerung stößt. Umso größer waren jedoch im Nachhinein die Proteste
gegen angebliche oder tatsächliche Missstände in den Häusern – nach der
Privatisierung. Doch ist eine Grundsatzentscheidung erst getroffen, so ist es
schwer, das Ruder herumzureißen, wenn man, wie bei den Krankenhäusern, das
Ruder aus der Hand gegeben hat.
Zynisch
könnte man auch sagen, es hat den Kreistag befriedet, denn: Es geht uns hier
nun nichts mehr an, wenn Rhön seine Dividende pro Aktie um fast 22% erhöht (von
37 auf 45 Ct), gleichzeitig aber die Ergebnisbeteiligung der Pflegekräfte
senkt.
Dasselbe
gilt für die Aufregung wegen der drohenden Übernahme von Rhön – gerade bei den
Kreisrät/innen, die FÜR den Verkauf unserer Krankenhäuser gestimmt haben. Da
hilft es jetzt auch nichts, den Landrat – wie im Ausschuss am Montag geschehen
- in die Pflicht nehmen zu wollen, dass die Bevölkerung „gut und zeitig
informiert“ werden soll. Nach dem Verkauf haben wir überhaupt nichts mehr zu
fordern!
Auch
deshalb ist es heute eine etwas ruhigere Haushaltsberatung, da wir ein
wichtiges Thema „outgesourct“ haben.
Deshalb
ist mir die Frage so wichtig, die Politik und Bürger/innen gleichermaßen
betrifft: Wie erreichen wir mehr Beteiligung?
Deshalb
nochmals meine Freude und meinen Respekt dafür, dass sie sich heute die Zeit
für einen Besuch hier genommen haben.
Zum
Haushalt, meine Damen und Herren!
Es
wurde ja bereits vieles gesagt: ausgeglichen, keine neuen Schulden, stabile
Kreisumlage, Schuldenabbau, wir sind nicht mehr die Schulden-Nr.-1 in Ufr. und
2013 erwarten wir deutlich größere Steuereinnahmen – da kann uns die CSU im
Wahljahr vielleicht sogar eine Senkung der Kreisumlage schenken – allen
Aufforderungen am Montag zum Trotz, keinen Popanz um die Kreisumlage zu machen.
Ich setze heute schon einen Kasten alkoholfreies Faust-Hefe-Weizen darauf!
Eine
beliebte und gerne gewählte Plattitüde habe ich heute aber – von Seiten der CSU
- vermisst! Die der „kommunalen Familie“: Wo ist deren Solidarität?
Es
klang bereits an: Der historische Griff des Bezirks: 4 %-Punkte mehr bei der
Bezirksumlage. Ist zwar schon ein Rekord und offenbart doch erst in absoluten
Zahlen den tatsächlichen Irrsinn:
2,7
Mio. Euro mehr Abgabe bei im Vorjahr 18 Mio. Euro fälliger Bezirksumlage
bedeuten eine Steigerung um 15%! Bei allem Respekt vor den Aufgaben des
Bezirks, Herr Landrat, auch der Landkreis muss für vielfältige Sozialaufgaben
geradestehen, da hätte ich mir lauteren Widerspruch erhofft!
Sie
sprechen in der CSU ja so gerne von der „komm. Familie“; naja, das kennen wir
auch aus der echten Familie, dass einer immer aus der Art schlägt, aber für die
CSU ist es offensichtlich kein Problem, mit unserem Bezirkstagspräsidenten ein
tiefschwarzes Schaf in Sachen interkommunaler Solidarität zu integrieren …
Das
engt den Spielraum natürlich sehr ein, was eine Verschnaufpause bei den
Investitionen und einen Griff in die Rücklagen notwendig macht.
Und
dennoch wartet eine sehr große und wichtige Aufgabe auf uns:
Nach
Abschluss der Baumaßnahmen im Schulzentrum Elsenfeld ist die Generalsanierung
von RS Obernburg, GY Erlenbach und GY Miltenberg unerlässlich und dringlich:
Dass
Schulkinder im Winter ein warmes Klassenzimmer suchen müssen, in dem die
Heizung stärker als der Wärmeverlust durch die Fenster ist, ist nicht nur ein
Problem des Klimaschutzes, sondern auch eines von angemessenen
Rahmenbedingungen für unsere Kinder!
Zu
guter Bildung gehört es auch, dass unsere Kinder im Winter nicht frieren
müssen!
Damit
wären wichtige Kernthemen der Grünen Kreistagsfraktion angesprochen, zu denen
ich mich noch kurz äußern möchte:
Bildung
/ Familie / Kinder / Jugend:
·
Die
flächendeckende Jugendsozialarbeit an unseren Haupt-/Mittelschulen zu
ermöglichen, war eine zentrale Forderung der GRÜNEN. Deren Nicht-Umsetzung war
2010 auch Grund für die Ablehnung des Haushalts durch die Grünen! Heute stehe
ich hier und weise darauf hin, dass wir zur Begleitung, Stärkung und
Qualitätssicherung von JaS unbedingt den Beirat brauchen: Wir müssen die SozialpädagogInnen
an den Schulen und den Sachbearbeiter am Jugendamt begleiten und stärken, denn
sie sind Einzelkämpfer! Seit Herbst 2011 könnte der Beirat arbeiten – er sollte
wenigstens vor den Sommerferien 2012 beginnen!
Auch
wenn in diesem Gremium gelegentlich über Stellenmehrungen „gemeckert“ wird: Das
Beispiel der neuen Stelle des Koordinierenden Kinderschutzes zeigt, dass Geld
sinnvoll investiert wird à 2 Beispiele sind es
wert genannt zu werden:
·
Elternseminare
am WE, die 2012 zum 2. Mal veranstaltet wurden und wieder sehr schnell
ausgebucht waren
·
Vortragsreihe,
zuletzt Ende April ein eindringlicher und fundierter Vortrag der
AB-Gerichtsmedizinerin Frau Schäfer zum Kindesmissbrauch (für Ärzte und
Pädagogen)
Wir
Grünen stehen hinter diesem Einsatz – personell wie finanziell.
Auch
bei der Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepakets haben die Mitarbeiter/innen
in diesem Haus Großes geleistet, um den bürokratischen Aufwand zu minimieren:
à Zum Beispiel bei der Unterstützung des Mittagessens wurde erreicht,
dass vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien der Besuch der GTS
ermöglicht wird;
à Die Anträge wurden auf eine Seite minimiert! Das ist auch schon ein
guter Erfolg!
Neben
dem Einsatz für Kinder, Jugendliche und Familien ist ein weiteres Kernthema für
uns die Energiewende / Klimaschutz:
Eines
der Dauerthemen der Grünen erlebte 2011/12 den Erfolg, dass es wenigstens den
Konsens gibt, dass wir die Energiewende realisieren müssen.
Angesichts
von 14 Milliarden Litern Öl, die TÄGLICH verbraucht werden, oder angesichts der
Katastrophe von Fukushima, liegt mir die Frage auf der Zunge, warum nicht
früher die Mehrheit für diesen Politikwechsel möglich gewesen ist und wir nicht
früher ein Konzept für die Region haben erarbeiten können.
Doch
ich möchte an dieser Stelle nicht nachkarten. Wir Grünen haben in der
Vergangenheit immer konstruktiv gearbeitet und Vorschläge gemacht:
-
Mal
erfolglos mit dem Antrag auf Brauchwassernutzung im Schulzentrum Elsenfeld
-
Mal
erfolgreich mit dem Antrag auf Photovoltaik auf unseren alten Mülldeponien
Deshalb
haben wir auch trotz Detailkritik dem Klimakonzept der Region zugestimmt und
wir begrüßen die 380 000 € im Haushalt unter der Arbeitsüberschrift
„Klimaschutz“.
Sie
selbst, Herr Landrat, sagten am Montag im Ausschuss ganz offen, dass dies nur
eine „Fußnote“ sei. Ich kann Ihnen da nicht widersprechen und hoffe deshalb
sehr auf die Umsetzung Ihrer Ankündigung zur Energiewende: „Da wollen wir aktiv
einsteigen. Da wollen wir Vorbild sein!“
Dies
sehen wir auch so und erinnern daran, dass es auch höchste Eisenbahn ist. Es
geht dabei nicht nur um konkrete Maßnahmen des Landkreises – und nicht nur bei der
anstehenden Sanierung von Gebäuden.
Es
geht vor allem um die Initiativkraft des Landkreises! Ähnlich wie beim
Tourismus-Konzept, eine „freiwillige“ Aufgabe des Landkreises, muss der
Landkreis bei diesem existenziell bedeutenden Thema Kommunen und Unternehmen
sowie Bürger/innen an einen Tisch holen und Anstöße zur Umsetzung der
Energiewende geben.
Deshalb
werden wir weiter für den Antrag der Grünen auf Einsetzung eines
Energiemanagers werben. Wir brauchen einen Menschen im Landratsamt, der
Initiator, Moderator und Umsetzer der Energiewende, der zentrale Anlaufstelle
für den Klimaschutz im Landkreis Miltenberg ist.
Denn
ohne Kopf für die Energiewende passiert uns sonst das, was aktuell im Land und
im Bund passiert: Dort hatte sich Minister Söder der Energiewende verschrieben
und große Hoffnungen geweckt, doch nun macht er einen auf Finanzminister und
wir warten weiter auf die entscheidenden Schritte, und der entscheidende Mann
im Bund, Minister Röttgen, ist „out of order“, er muss ja Wahlkampf machen!
Kein
Wunder, dass selbst Kanzlerin Merkel die schwarz-gelbe Energiepolitik am
gestrigen Mittwoch mit einem „im Großen und Ganzen zufriedenstellend“
abqualifiziert hat à man muss kein Lehrer
sein … kaum mehr als Note 5!!!
Wir
brauchen im Landkreis die Initiativkraft, dazu braucht es einen Kopf, eben
einen Energiemanager, um die Weichen zu stellen: Bezahlbare Energie möglichst
regional erzeugt und am Ende zu 100% regenerativ! Nur wie Manna vom Himmel wird
dies nicht fallen!
Ein
Energiemanager für 100% nachhaltige Energieversorgung ist unerlässlich für
unseren Landkreis Miltenberg!
Auf
Grundlage dieses Haushalts müssen wir uns diesen von mir beschriebenen
Kernaufgaben in den kommenden 12 Monaten stellen!
Wir
Grünen stimmen dem Haushalt zu.
Und
ich danke Ihnen für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit!
Erich
Stappel, Fraktionsvorsitzender der Fraktion der Neuen Mitte, führte Folgendes
aus:
Sehr
geehrter Herr Landrat Schwing!
Werter
Herr Kreiskämmerer Straub, Herr Fieger,
meine
Damen und Herren der Verwaltung!
Verehrte
Kolleginnen und Kollegen des Kreistages!
Anwesende
Zuhörer und Gäste
Zunächst bedanke ich mich, dass ich auch heute wieder
für die „Neue Mitte“ und hier, stellvertretend für meine Kollegen Bruno Fischer
und Hubert Klimmer, einige Bemerkungen und Gedanken zum Kreishaushalt 2012
vortragen darf!
Wenn ich nun von der Vergangenheit ausgehe und die
hinter uns liegenden Haushaltsberatungen und Beschlüsse mit dem uns heute
vorliegenden Kreishaushalt 2012 etwas vergleiche, dann ist das Ganze wohl wie
alljährlich ein Riesenzahlenwerk.
Doch ich finde dabei, dass im Vergleich zu den
vorausgegangenen Jahren dieser Kreishaushalt 2012 nicht nur inhaltlich, sehr
übersichtlich, sondern auch von der Aufstellung der geplanten Maßnahmen sowie
der bevorstehenden Investitionen gegenüber den Bürgern unseres Landkreises
positiv zu vertreten und zu verantworten ist!
Doch Entscheiden heißt für uns auch, die Verantwortung
mit zu übernehmen.
Deshalb haben wir von der „Neuen Mitte“, also Bruno
Fischer, Hubert Klimmer sowie meine Wenigkeit, den vor uns liegenden
Kreishaushalt 2012 gemeinsam überarbeitet, sorgsam geprüft, beraten und
besprochen.
Natürlich haben wir dabei einige in diesem Haushalt
angeführten Schwerpunkte – wie die Bau- und Sanierungsmaßnahmen an unseren
Schulen, den Straßenbau, wirtschaftliche Einrichtungen oder neue Investitionen,
sowie die anstehende Sozialhilfe, die Jugendhilfe, sowie die Personalkosten,
Darlehen oder den Schuldenstand – besprochen und einer wirklich sehr kritischen
Hinterfragung und Beurteilung unterzogen.
Sehr unterstützt wurden wir hier von unserem Herrn
Kreiskämmerer Straub, bei dem ich mich im Namen meiner Kollegen nicht nur für
die sehr gute Beratung, sondern auch für die sehr übersichtliche Erstellung des
Haushaltsplanes 2012 bedanken möchte!
Leider habe auch ich die Aufforderung bekommen, meine
Redezeit zu kürzen, da sich sonst alles in die Länge zieht.
Und wenn ich meinen Vorrednern so richtig gefolgt bin,
hatten einige davon auch dieselbe Aufforderung, nur wurde sie bis jetzt nicht
befolgt.
Ich möchte mich ganz kurz halten, ohne auf die
einzelnen Zahlen einzugehen.
Was die Investitionen an den Schulen für den Rohstoff
„Geist“ betrifft, möchten wir auch im Interesse unserer Kinder und Jugendlichen
voll zustimmen.
Hier möchte ich mich in meiner Eigenschaft als
Kreishandwerksmeister im Namen all meiner Obermeisterkollegen des heimischen
Handwerks sowie unserer Ausbildungsbetriebe für die Sanierung unserer Berufsschulen
ganz herzlich bedanken!
Ein hohes Lob und erfreuliches Dankeschön möchte ich
heute auch für die Zurückführung der Schuldenlast von ehemals 56,6 Millionen
Euro Schulen auf momentan 39,9 oder 39,5 Millionen Euro!
Hier sollte in den nächsten Jahren und den
aufzustellenden Haushalten stets darauf geachtet werden, dass keine Erhöhung,
sondern stets eine kontinuierliche Rückführung der Schuldenlast im Interesse
unserer Nachkommen folgt!
Nun meine Damen und Herren,
es gäbe zum Haushalt 2012 von uns, der „Neuen Mitte“,
noch einige Punkte zu erörtern und zu besprechen, doch ich möchte es aus
Zeitgründen dabei belassen!
Nun, Herr Landrat Schwing,
Herr Kreiskämmerer Straub, Herr Fieger und Kollegen,
meine werten Kolleginnen und Kollegen des Kreistages!
Abschließend stellten wir in der Fraktion der „Neuen
Mitte“ fest, dass der Kreishaushalt 2012, wie schon mal erwähnt, sehr gut
erstellt und für die einzelnen Maßnahmen gut aufgestellt sowie aus unserer
Sicht auch vertretbar und verkraftbar ist.
Die Infrastruktur allgemein, die Bildung, die soziale
Fürsorge und Betreuung, Sport und Kultur, sowie vieles andere mehr hat in
unserem Landkreis einen hohen Stellenwert und kostet auch sehr viel Geld.
So wie sich das Jahr 2012 bisher wirtschaftlich zeigt,
wird es wieder ein gutes Jahr und der Aufschwung wird vorerst anhalten.
Hoffen wir doch alle, dass die deutsche Wirtschaft auf
dem Weltmarkt weiterhin so erfolgreich ist.
Mit dieser Zuversicht und einem großen Stück
Vertrauen, das oft die Grundlage des Erfolges ist, stimmt die Fraktion der
„Neuen Mitte“ geschlossen vollinhaltlich diesem uns vorliegenden Kreishaushalt
2012 zu.
Zum Schluss bedanke ich mich, auch im Namen meiner
Fraktionskollegen Bruno Fischer und Hubert Klimmer, bei Ihnen Herr Landrat
Schwing, Herrn Kreiskämmerer Straub, Herrn Verwaltungsdirektor Fieger, bei
allen verantwortlichen Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleitern des
Landratsamtes, bei der stellvertretenden Landrätin Claudia Kappes sowie den
beiden Landrats-Stellvertretern Jürgen Reinhard und Edwin Lieb für die stets
gute Zusammenarbeit!
Ihnen meine werten Kolleginnen und Kollegen danke ich
für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Danke!!
Dr.
Heinz Linduschka, Fraktionsvorsitzender der Fraktion der FDP, führte Folgendes
aus:
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren,
Sparen
ist angesagt und bekanntlich ist Zeit ja Geld. Einer der blödesten Sprüche von
Politikern – ob offen ausgesprochen oder nur gedacht – lautet: Alles ist schon
gesagt worden, aber noch nicht von mir. Das ist meiner Meinung nach auch einer
der Hauptgründe für die oft beschworene Politik- oder besser Politikerverdrossenheit.
Deshalb will ich mich ganz kurz fassen, mich dabei am Kollegen Dr. Schüren
orientieren und ebenfalls nur eine Minute pro Faktionsmitglied sprechen: im
Fall der FDP also nur drei Minuten:
Die
wichtigsten – und auch weniger wichtige – Zahlen des Entwurfs sind mehrfach
genannt, sie sind im Main-Echo schlüssig und nachvollziehbar aufbereitet worden,
deshalb ohne lange Vorrede: Wir als Liberale stimmen dem Haushalt 2012
natürlich zu, weil er schlüssig ist und den knappen Spielraum effektiv nutzt –
eines der Unwörter des Jahres trifft hier mal wirklich zu: er ist tatsächlich
„alternativlos“. Mein Dank an den Kämmerer und sein Team, aber auch an alle
Kolleginnen und Kollegen im Kreistag: Dass wir konsequent bleiben, die
Verschuldung weiter abbauen und trotzdem engagiert langfristige Investitionen
in Zukunft wie das Schulbauprogramm mit Augenmaß und mit Mut in Angriff nehmen,
ist vielleicht der beste Beitrag gegen Politikerverdrossenheit und zur Stärkung
unseres seit 63 Jahren alles in allem bewährten demokratischen Gemeinwesens.
Der Anteil der Schulden am Gesamthaushalt wird Ende dieses Jahres mit rund 36
Prozent auf den niedrigsten Wert der letzten 20 Jahre fallen – einen besseren
Beitrag für die Chancen der nächsten Generationen kann ich mir nicht vorstellen
– zumal das nicht mit Sparen auf Kosten der Bildung erkauft wird – nebenbei: ob
Public Private Partnership ein solcher Beitrag ist, scheint mir dagegen mehr
als fraglich. Und all das wurde erreicht, obwohl in den letzten 2 Jahren die
Steuerkraft des Landkreises um 10 Prozent oder 10 Millionen Euro gesunken ist
und obwohl wir – im Gegensatz z.B. zum Nachbarlandkreis Aschaffenburg - keine
Schulden in „Nebenhaushalten“ von Zweckverbänden verstecken. Dort finden sich
neben den 46 Millionen Schulden im Haushalt noch rund 17 Millionen Schulden in
den Nebenhaushalten - unser Haushalt ist glücklicherweise so offen und
transparent, wie das die Doppik zulässt. Dank an alle Kolleginnen und Kollegen
aller Fraktionen, dass sie heuer auf alle ausgabenrelevanten Anträge verzichtet
haben – obwohl wir alle uns noch so einiges wünschen würden. Dazu zählt vor allem
die Ehrenamtskarte. In Zukunft wird die Arbeit der Ehrenamtlichen immer
wichtiger werden, ob in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, ob bei den
Senioren, ob bei der Integration – um nur drei von zahllosen Feldern zu nennen.
Es wäre ein schönes Zeichen für die Ehrenamtlichen, wenn der Kreis die Ehrenamtscard
einführen würde, um diesen Idealisten ein Beweis zu liefern, dass ihre Arbeit
nicht nur in Sonntagsreden gewürdigt, sondern auch ganz konkret wert geschätzt
wird. Ich biete meine Mitarbeit gerne an, wenn es darum geht, das Institut der
Ehrenamtscard nach dem Muster vieler guter Vorbilder auch im Landkreis
Miltenberg zu installieren und mit Leben zu erfüllen.
Zu
Recht wird vom Landrat und vom Kämmerer immer wieder darauf hingewiesen, dass
die Risiken in der Zukunft durchaus beträchtlich sind – auch für uns, obwohl
wir mit dem Schuldenabbau und mit dem Schulbauprogramm mit Augenmaß unsere
Hausaufgaben gemacht haben. 40 Millionen Euro in rund sieben Jahren wollen erst
mal geschultert werden. Aber ich bin da ganz optimistisch: Zu Recht dürfen wir
2013 mit der üblichen zweijährigen Verzögerung auf deutlich steigende Einnahmen
setzen – hoffentlich ohne damit unverantwortliche Begehrlichkeiten zu wecken.
Mein
Lieblingsthema ganz zum Schluss: Die enorme Steigerung der Bezirksumlage ist
sehr ärgerlich – aber ich weiß natürlich auch, dass die Ausgaben der Bezirke
überproportional gestiegen sind. Ganz wichtig wäre aber, dass den jeweils
niedrigen Ebenen, also im Verhältnis zum Bezirk uns als Kreistag, die Notwendigkeit
dieser Ausgaben transparent würde, so transparent wie wir das gestalten, wenn
wir uns gezwungen sehen, die Kreisumlage zu erhöhen. Es mussten nämlich nicht
erst die sogenannten Piraten kommen, um klar zu machen, dass Transparenz und
Nachvollziehbarkeit unerlässlich sind, wenn Entscheidungen wirklich
mehrheitsfähig und akzeptiert werden sollen. Sonst könnte es tatsächlich
passieren, dass der Bezirk in der breiten Öffentlichkeit so entbehrlich
scheint, wie es vor einigen Jahren beim Senat der Fall war, und andere Ebenen
seine Funktionen durch Umschichtungen ohne Qualitätsverlust und mit spürbaren
finanziellen Einsparungen übernehmen.
Schlussbemerkung:
Wir als FDP stimmen dem Haushalt 2012 gerne geschlossen zu und hoffen darauf,
dass in den nächsten Jahren die insgesamt positive Entwicklung anhält – an uns
soll es nicht liegen. Wer aufmerksam auf die Uhr geschaut hat, weil er
Politikern, und vielleicht sogar einem FDP’ler, nicht über den Weg traut: Ich
habe tatsächlich vier Minuten geredet: Aber das ist genau die Minute mehr für
den Sitz, den wir bei der nächsten Kommunalwahl im Kreistag dazu gewinnen
wollen.
Steffen
Scholz führte für die Gruppierung ödp Folgendes aus:
Sehr geehrte Gäste, sehr geehrter Herr Landrat, liebe
Mitarbeiter des Landratsamts,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
zunächst einmal möchte ich mich bei den Gästen dafür
entschuldigen, dass wir von der ödp vorhin bei der Veranstaltung nicht anwesend
waren, aber der Herr Landrat hatte uns nicht dazu eingeladen.
Nun zum Haushalt: Wie Herr Landrat Schwing sagte, ist der
„Ergebnishaushalt“ entscheidend.
Wie lautet das Ergebnis, das der Kreishaushalt im Jahr 2011
erzielte? 4,8 Millionen Überschuss bei
46% Kreisumlage: In den Jahren 2007 bis 2010 betrugen die Überschüsse des
Kreises sage und schreibe 30 Millionen Euro bei 44% Kreisumlage. In diesen
Jahren wäre also eine Kreisumlage von 37% und im Jahr 2011 von 41% reell
gewesen. In unserer letztjährigen Haushaltsrede sagten wir von der ödp, ich
zitiere: „Es gibt überhaupt keine Veranlassung, die Kreisumlage zu erhöhen.“
Genau so war es.
Was sagen denn berufenere Köpfe als ich oder Rechtsverordnungen
zu solchen dauerhaften Überschüssen des Kreises zu Lasten der Umlagezahler,
also der Kommunen, die den sogenannten „ungedeckten Bedarf“ des Kreises, nicht
aber Kreisüberschüsse, abzudecken haben?
Müssen die Kommunen das hinnehmen? Schauen wir mal in die für
die Landkreis Miltenberg geltende Verordnung für die kommunal doppische
Haushaltsführung. § 24 KommHV Doppik besagt: „Der Ergebnishaushalt soll in
jedem Jahr ausgeglichen sein.“ Klare Aussage, oder?
In einer Ausarbeitung zur
Doppik in kommunalen Haushalten führt Herr Dr. Landsberg folgendermaßen aus:
„Erzielt ein Kreis in mehreren auf einander folgenden Jahren Überschüsse und
mehrt so sein Eigenkapital, ist die Kreisumlage definitiv zu hoch bemessen. Die
Gemeinden haben einen Anspruch auf Umlagesenkung.“ Was geschah im
Landkreis Miltenberg in 2011? Nach mehreren auf einander folgenden Überschüssen
in den Jahren 2007 bis 2010 in Höhe von 30 Millionen Euro fand eine Umlageerhöhung
statt!
Es scheint also eindeutig, dass die Kommunen dies nicht
hinnehmen müssen!
Meine Damen und Herren, wer die Zahlungspflichten des
Länderfinanzausgleichs beklagt, der darf hier im Landkreis nicht andersherum
denken, wenn es um die Zahlungspflicht durch die Kommunen, also ein ebenfalls
umlagefinanziertes System geht. Wir von der ödp haben in 2011 glasklar gegen
die von Landrat, CSU und Neuer Mitte gewünschte Erhöhung der Kreisumlage um 2%
gestimmt. Wir halten diese unsolidarische Handlungsweise für außerordentlich
schlimm und egoistisch. Wen überrascht
es, dass in 2011 der Kreis erneut 4,8 Millionen an Überschuss erwirtschaftet
hat? Wen überrascht es, dass der Kreis ohne Erhöhung der Kreisumlage immerhin
noch knapp 3 Millionen Gewinn gemacht hätte??? Der Landkreis, lieber Kollege
André, hat seine eigenen Schulden ab- und damit direkt eins zu eins die
Schulden der Kommunen aufgebaut.
Das, meine Damen und Herren, ist die Realität im Landkreis
Miltenberg, das ist die in diesem Gremium bei passender Gelegenheit immer
wieder viel gepriesene „kommunale Familie“. Seien Sie, Herr Landrat, meine
Damen und Herren von der CSU und eventuell zwischen den Stühlen sitzende
Landratskandidaten und auch Herr Kreiskämmerer, doch so ehrlich und geben dies
auch einmal zu.
Natürlich reiht sich die
Kreisumlageerhöhung 2011 um 2% in eine lange Reihe von Fehlentscheidungen durch
die Kreistagsmehrheit aus CSU und Neuer
Mitte ein.
Denken wir mal an unseren ödp-Antrag auf Kreisumlagesenkung um
1%, also rund eine Million Euro aus dem Jahr 2009 zurück: abgelehnt
durch die Kreistagsmehrheitsfraktionen. Wie endete der Ergebnishaushalt des
Kreises seitdem? Rund 8,45 Millionen Überschuss in 2009, rund 6,5 Mio.
Überschuss in 2010, knapp 5 Millionen Überschuss in 2011. Es wären also statt
achteinhalb Millionen Überschuss immer noch siebeneinhalb Millionen Überschuss
in 2009 für den Kreis übrig geblieben. Unser Antrag war also sachlich völlig
richtig und notwendig gewesen, aber abgelehnt.
Unser Antrag auf Reduzierung der Zahl der Verwaltungsräte der
Sparkasse: Abgelehnt. Wem dient das große Gremium denn? Doch nur den Kassen der
Verwaltungsräte. Konnten diese zum Beispiel das Desaster der
Landesbank-Beteiligung für unsere Kreissparkasse verhindern, nur weil mehr
Verwaltungsräte zu bezahlen sind? Nein.
Unser Antrag auf eine Eingabe bei Bund und Land zur Einführung
der Mautpflicht für LKWs auf der vierspurig ausgebauten B 469: Abgelehnt. Wir
haben seit dem Jahr 2008 auf den Mautausweichverkehr hingewiesen; dieser wurde
jedoch immer als nicht existent abgetan. Jetzt, ab 1. August 2012, wird die
Mautpflicht für LKW auf dem vierspurigen Teil der B469, genau wie von uns
beantragt, durch CSU-Bundesverkehrsminister Ramsauer eingeführt, worüber wir
uns natürlich - wahrscheinlich im Gegensatz zu CSU-Fraktion und Landrat – sehr
freuen.
Unser Antrag auf Verzicht des mehrspurigen Weiterbaus der B469:
Er wurde gezielt in die März-Sitzung des Kreisausschusses, wo die ödp kein
Stimmrecht hat, verschoben und mit Wortklauberei um die Anzahl der Spuren abgelehnt.
Am 16.4., also wenige Wochen danach, sind im Main-Echo Herrn Billers Worte zu
lesen, dass ein vierspuriger Ausbau der B469 unwirtschaftlich und unnötig ist.
Unser Antrag auf Senkung der Müllgebühren aus dem Jahr 2008: Abgelehnt,
dann in 2011 wegen der viel zu hohen Überschüsse im Müllhaushalt neu durch Sie,
Herr Landrat, in den Kreistag eingebracht und als Ihr Werk und größte
Gebührensenkung aller Zeiten gefeiert.
Main-Limes-Entdeckerzentrum: Als Mammutprojekt geplant. Der
Kompromiss-Antrag der ödp auf eine reduzierte Version: Abgelehnt.
Zum Thema „Kompromissvorschlag“: Warum konnte die
Mehrheitsfraktion letztes Jahr dem Kompromissvorschlag der Freien Wähler um
Erhöhung der Kreisumlage um nur einen Prozentpunkt nicht einfach zustimmen? Ist
mir absolut unverständlich, warum Kompromisse in diesem Hause nicht möglich
sind.
Auch nicht zu vergessen die Themen „Klimaschutz“ und
„Energiewende“: Seit Jahrzehnten ein von CSU und FDP ignoriertes Thema und
teilweise als Spinnerei abgetan und von ödp und Grünen vehement gefordert. Erst
jetzt – wohl nach Erlaubnis von oben – springt auch die Landkreis-CSU auf
diesen Zug mit auf. Wir regen übrigens ganz konkret an, dass bei der
Generalsanierung des JBG Miltenberg über eine Fernwärmenutzung nachgedacht
wird; große energieintensive Betriebe befinden sich in unmittelbarer Nähe.
Beim Thema „Fehlentscheidungen“ nebenbei noch eine Frage zu den
Krankenhaus-Verkäufen des Rhön-Klinikums an Helios: Wie geht es hier eigentlich
weiter? Es kann ja wirklich nicht sein, Herr Landrat, dass Sie als
Beiratsvorsitzender so viel wissen wie jeder andere Zeitungsleser. Was wurde im
Beirat der Krankenhäuser für dessen morgige Sitzung hierzu erarbeitet? Und: Wie
hat der Beirat auf die Feststellung des stellvertretenden
Betriebsratsvorsitzenden gegengesteuert, als dieser im Main-Echo vom 27. April
sagte, „die Arbeitssituation in den Krankenhäusern könne man ohnehin nicht mehr
verschlechtern.“ Da muss sich doch der Beirat, und an vorderster Stelle Sie,
Herr Landrat, unbedingt einmal für die Mitarbeiter einsetzen. Kommt das morgen
auch mal endlich auf die Agenda des Beirats?
Wie Sie sehen können, wurde VIELE Entscheidungen im Kreistag mit
der Macht der Mehrheit und ohne erkennbare sachliche Gründe in diesem Hause gefällt.
In den Städten und Gemeinden wird das zum Glück großteils anders gehandhabt.
Es handelt sich hierbei um ein antiquiertes
Demokratieverständnis. Ein antiquiertes Demokratieverständnis, das übrigens
besonders großen Parteien seit Stuttgart21 reihenweise um die Ohren gehauen
wird, wie zuletzt auch der Erfolg der Piratenpartei beweist.
Es stellt sich die Frage, ob statt machtpolitischer nicht
einfach nach der sachlich besten Lösung gesucht werden sollte und alle
Ideengeber mit eingebunden werden sollten? Das ist nicht unsere Welt.
Meine Damen und Herren, der Kreistag ist ein kommunalpolitisches
Verwaltungsorgan, wie auch Herr Schwing in seiner ersten Rede der aktuellen
Legislaturperiode betonte, und kein Bundestag, in welchem nach Parteiräson und
mit Fraktionszwang staatstragende Entscheidungen gefällt werden müssen. Hier
werden Entscheidungen gefällt, die für unsere Mitbürger im Landkreis Miltenberg
die möglichst besten Entscheidungen mit
Weitsicht sein sollen und Entscheidungen, die für unsere kommunalen Partner,
die Städte und Gemeinden im Landkreis, möglichst fair sein sollen.
Wie Sie wissen, hatten wir von der ödp einen Antrag auf
Kreisumlagesenkung für den Haushalt 2012 angekündigt. Aufgrund des geplanten
Überschusses des Kreishaushalts von nur 150.000 € werden wir diesen Antrag
aber erst in 2013 stellen. Denn der geplante diesjährige Überschuss ist überschaubar und entspricht damit
erstmals seit vielen Jahren den kommunalrechtlichen Anforderungen eines
ausgeglichenen Haushalts. Wir werden daher dem Haushalt 2012 zustimmen. Kaum
verständlich erscheinen aber trotzdem
die Worte des Kreiskämmerers aus dem Main-Echo vom 30. April, in dem er
mit den Worten zitiert wird: „So können
wir den Haushalt nur ein Mal gestalten;
ein zweites Mal geht das nicht.“ Herr Kreiskämmerer, ein ausgeglichener
Haushalt entspricht ganz einfach nur den kommunalrechtlichen Vorschriften.
Überschusserzielung wie in den letzten Jahren zu Lasten der Umlagezahler ist
nicht Aufgabe des Landkreises.
Und wenn ich mir die Ergebnisse der vielen vergangenen Jahre
ansehe, mache ich mir darum eh keine Sorgen; denn die Ergebnisse des
Kreishaushalts endeten im Schnitt der letzten Jahre immer mit mehr als 3
Millionen höheren Überschüssen als vorher vom Kämmerer geplant worden waren.
Auch hierüber sollte man sich einmal
Gedanken machen. Insbesondere dann, wenn ein großer Teil des Kreishaushalts von
Dritten, also hier den Kommunen, bezahlt wird, die sich nicht wehren und daher
Hausaufgaben vor Ort, seien es die Ausstattung von Schulen und Kindergärten
oder Straßenrenovierungen, nicht mehr leisten können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Atem
holen vor hohen Steuereinnahmen“, das ist die Devise der Zukunft. Das Steueraufkommen
des Kreises für die Jahre 2013 und 2014 wird sehr hoch sein, über eine 12%
höhere Umlagekraft verfügen, wenn ich mich recht erinnere. Das steht schon
heute fest. Wir werden den Antrag zur Senkung der Kreisumlage dann wieder, wie
schon im Jahr 2009, stellen. Wenn sich dann auch die CSU unserem Antrag
anschließen möchte, ist sie dazu herzlich eingeladen.
Landrat Schwing wollte sich zu den abstrusen
Äußerungen von Kreisrat Scholz nicht weiter äußern, allerdings eine Bemerkung
machen zum Krankenhaus: Erstens sei das Krankenhaus noch lange nicht verkauft.
Helios habe lediglich, wie aus der Presse bekannt, Interesse angemeldet und ein
Angebot abgegeben. Es werde ein sehr langer Prozess sein, wenn es überhaupt
zustande komme. Die Krankenhäuser seien verkauft worden, mit einer großen
Mehrheit im Kreistag beschlossen, und man habe sich nicht beteiligt, aber die
Krankenhäuser auch nicht leichtfertig aus der Hand gegeben. Der Prozess habe
damals über ein Jahr gedauert, mit intensivsten Begleitungen und Beratungen. Er
machte darauf aufmerksam, dass mindestens ein Krankenhaus nicht mehr existieren
würde, wenn man dies nicht getan hätte, mit allen Konsequenzen. Es sei eine
schwierige Entscheidung gewesen, wenn nicht die schwierigste Entscheidung
überhaupt. Von Anfang an sei klar gewesen, dass es einen Beirat geben werde und
dass dieser beratenden Charakter habe. Dem Beirat sitze er nicht vor, sondern
jemand vom Rhön-Klinikum, daher mache auch er keine Tagesordnung. Momentan sei
noch nichts passiert. Er verwies auf die FAZ und einen Kommentar, in dem Helios
als ein sehr seriöses Unternehmen in diesem Bereich dargestellt worden sei.
Kreisrat Dr. Steidl erklärte an Kreisrat Dr. Fahn gewandt, dieser habe eine Trendwende bei
der Müllgebührenentwicklung gefordert. Man habe kürzlich eine Senkung
beschlossen, da könne eine Trendwende ja nur eine Steigung bedeuten!? Kreisrat
Dr. Fahn habe gesagt, der Mülltransport solle auf die Bahn verlegt werden, dies
koste mehr, außerdem fordere er immer wieder mehr Wertstoffhöfe, auch dies
koste Geld. Insgesamt passe dies zu seiner Forderung nach einer Trendwende.
Überraschenderweise fordere er aber gleichzeitig eine Senkung.
Über die Ausgabensteigerung des Bezirks sei niemand
glücklich, aber wenn die Fraktion der Bündnis 90/Die Grünen Vorschläge machen
wolle, welche Aufgaben im Sozialbereich realisiert werden können und sollen,
dann könne man darüber gerne diskutieren.
Kreisrat Dr. Schüren habe kritisiert, dass die B469
autobahnmäßig ausgebaut sei und dies auch verantwortlich sei für die
Verkehrszunahme. Es sei natürlich richtig, dass gute Straßen auch Verkehr
anlocken, aber eben nicht nur Verkehr, sondern auch Investoren und damit
Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, und dies sei letztendlich die Grundlage
dafür, dass wir einen soliden Haushalt hier vorlegen können.
Dennoch sei man sich einig, dass ein Ausbau der
Westfrankenbahn wünschenswert und unterstützungswürdig sei.
Kreisrat Scholz habe die Senkung der Kreisumlage
gefordert, aber es sei nicht so, dass der Landkreis Geldwerte anhäufe, sondern
umgekehrt so, dass man noch 39 Mio. Euro Schulden habe. Dies bedeute doch auch,
dass irgendwann in der Vergangenheit eben dieser Grundsatz, dass eben ein
ausgeglichener Haushalt vorzulegen sei, nicht angewendet worden ist, sondern um
die Kommunen zu schonen, weniger Kreisumlage verlangt worden sei als eigentlich
notwendig gewesen wäre. Daher könne es nun durchaus sein, dass man gute Jahre
zum Schuldenabbau nutze.
Kreisrat Schötterl bemerkte, seine Fraktion werde sich zu abstrusen Äußerungen ebenfalls
nicht äußern, solange aus politischen Gründen Informations- und
Diskussionsgrundlagen verhindert werden. Dies sei bei der Müllgebührenstruktur
eindeutig so, und dies sei für ihn abstrus. Man werde sich nicht weiter dazu
äußern, sondern politisch den eigenen Weg gehen.
Der Kreistag fasste sodann auf Empfehlung des
Kreisausschusses vom 30.04.2012 einstimmig folgende
Beschlüsse:
- Das von der
Landkreisverwaltung vorgelegte Investitionsprogramm wird genehmigt. (Art.
64 Abs. 2 LkrO).
- Der Finanzplan,
der von der Verwaltung der Entwicklung angepasst bzw. fortgeschrieben ist,
wird angenommen (Art. 64 LkrO).
- Der Stellenplan
für die Verwaltung wird genehmigt (Art. 58 Abs. 2 LkrO).
- Die
Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2012 wird gemäß Art. 57 ff. der
LkrO erlassen.