Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Integriertes Energie- und Klimakonzept Bayerischer Untermain: Präsentation der Kerninhalte - Beschluss über Leitsätze und Leitlinien, Verschiedene Anträge zum "Integrierten Energie- und Klimakonzept"
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 22.03.2012 NU/001/2012 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat
Schwing wies darauf hin, es sei eine Fülle von Anträgen eingegangen, der letzte
Antrag der Freien Wähler an diesem Vormittag. Er schlug vor, entgegen der
Geschäftsordnung, auch diesen noch mit aufzunehmen, woraufhin sich der
Ausschuss einverstanden erklärte. Er erklärte weiterhin, dies sei heute nicht
der Abschluss, sondern der Einstieg in einen Prozess, der wahrscheinlich
Jahrzehnte dauern werde, daher müsse man sich keine Gedanken machen, wenn man
heute noch nicht alles lösen könne.
Er
führte weiterhin aus:
Das
System der Energieversorgung in Deutschland befindet sich nach den Ereignissen
von Fukushima im Umbruch. Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie hat die
Bedeutung der erneuerbaren Energien deutlich zugenommen und dessen Funktion
wird sicherlich noch mehr an Bedeutung gewinnen. Die Gestaltung der
Energiewende vollzieht sich auf vielen Ebenen und wird auch die kommunale
Familie im Landkreis Miltenberg (Gemeinden und Landkreis) die nächsten
Jahrzehnte beschäftigen:
Wir
stehen nun am Beginn einer großen Aufgabe mit einer Vielzahl an
Herausforderungen:
-
Wir sind
aufgefordert, Weichenstellungen vorzunehmen, welche die Richtung für die
nächsten zwei bis drei Jahrzehnte im Themenfeld Energieversorgung vorgeben.
-
Wir sind alle
aufgefordert, die neue Aufgabe anzunehmen und sie gemeinsam zu bewältigen.
-
Wir müssen uns
auf den Weg begeben und die Energiewende „Schritt für Schritt“ umsetzen.
Welche Bedeutung dieses Thema hat, zeigt auch die Fülle an Anträgen, welche zu
dieser Sitzung von den Fraktionen eingereicht wurden. Für mich sind folgende
Rahmenbedingungen entscheidend:
1.
Gemeinsame
Vorgehensweise:
Wir
haben uns in der Region Bayerischer Untermain schon vor Fukushima gemeinsam
dazu entschlossen, das integrierte Energie- und Klimakonzept zu erstellen. Die
gemeinsame Vorgehensweise hat sich bewährt und wird sich weiter bewähren, auch
wenn damit ein nicht unerheblicher Abstimmungsbedarf gegeben ist.
Aber
das Thema Energiewende kann nur dann wirkungsvoll angegangen werden, wenn wir
dies nicht zu kleinteilig sondern gemeinsam in unserer Region als ganzheitliches
Projekt angehen.
Das
integrierte Energie- und Klimakonzept wurde entwickelt mit einer intensiven
Bürgerbeteiligung und Einbindung aller relevanten Interessensverbände. Dies war
ein guter Weg, um damit die unterschiedlichen Interessenslagen berücksichtigen
zu können. Dies soll auch ein Kennzeichen des weiteren Weges sein.
Mir
ist es wichtig, möglichst alle mit auf den Weg zu nehmen um gemeinsam diese
Energiewende zu verwirklichen. Denn ein Miteinander ist besser als ein
Gegeneinander und Konsens ist besser als Konflikt. Das bedeutet allerdings auch
die Bereitschaft zu Kompromissen.
2.
Rolle des
Landkreises
Dem
ländlichen Raum wird beim Umbau der Energieversorgung eine besondere Rolle
zukommen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien findet überwiegend in der Fläche
statt. Gleiches gilt für den im Rahmen der Energiewende unumgänglichen Bau
neuer Speicheranlagen und Übertragungsleitungen sowie die erforderlichen
Anpassungen der Verteilernetze an eine zunehmend dezentralisierte
Energieversorgung. Ob die Energiewende zu einem Erfolgsmodell wird, entscheidet
sich daher vor allem im kreisangehörigen Raum.
Wenn
es nicht gelingt, die Landkreise, die Gemeinden mit ihrer Bevölkerung von der
Notwendigkeit eines Umbaus des Energiesystems
zu überzeugen und Akzeptanz für erneuerbare Energien ebenso wie für die
Errichtung neuer Energieleitungen und Speicheranlagen zu schaffen, wird die
Energiewende scheitern. Ich erlaube mir den Hinweis auf die derzeit in einigen
Gemeinden laufenden Klageverfahren gegen die vorgesehene 110-KV-Leitung. Anspruch
und Wirklichkeit müssen immer wieder
sorgsam abgewogen werden.
3.
Welche Rolle kann der Landkreis Miltenberg einnehmen?
Der
Landkreis ist nur ein „Mitspieler“ bei der Energiewende. Aufgefordert sind die bereits erwähnten Gemeinden,
aufgefordert sind die gesellschaftlichen Gruppen, aufgefordert ist vor allen Dingen
auch die Wirtschaft und aufgefordert sind die Bürger. Doch für all diese
Gruppen und Gruppierungen können die Landkreise und daher der Landkreis
Miltenberg keine verbindlichen Vorgaben treffen. Hierfür sind gesetzliche
Regelungen notwendig. Dazu hat der Landkreis Miltenberg keine Befugnis. Der
Landkreis kann Impulse geben, er kann Anreize schaffen, er kann hinsichtlich
der Energieeffizienz seiner Liegenschaften Vorbild sein.
4.
Energie zu akzeptablen Preisen
Unverzichtbare
Voraussetzungen für den Erfolg der Energiewende ist eine gerechte und ausgeglichene
Verteilung der Vor - und Nachteile. Dazu bedarf es eines eindeutigen Bekenntnisses
zur Sicherheit, Nachhaltigkeit und gleichen Preisen der Energieversorgung im
ländlichen Raum. Hinsichtlich der Energieversorgungssituation und der
Energiepreise sind im ländlichen Raum keine Abstriche zu den Ballungsräumen
hinnehmbar. Für mich ist wichtig, dass wir mit der Energiewende auch weiterhin
für die Bürgerinnen und Bürger und besonders für die Wirtschaft Energie zu
bezahlbaren Konditionen anbieten können.
Ich
bekenne mich an dieser Stelle ausdrücklich zum Wirtschaftsstandort Landkreis
Miltenberg mit seinem hohen Industrialisierungsgrad. Über 50 Prozent der
sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse sind im
produzierenden Gewerbe angesiedelt.
Das
bedeutet aber auch, dass wir einen hohen Energiebedarf auch in
Zukunft haben werden, der zu decken ist. Wenn wir im Durchschnitt
bundesweit liegen ist das für unsere Verhältnisse relativ gut. Daneben haben
wir in Deutschland und weltweit eine arbeitsteilige Struktur. D. h. jeder
produziert das was er am Besten kann. Dies gilt auch für die Energie.
Dies
bedeutet, dass wir auch zukünftig auf Energiezufuhr von außen angewiesen sind,
z.B. die großen Strommengen aus Windkraft von der Nord- und Ostsee müssen in
den Süden der Bundesrepublik (Bayern, Baden-Württemberg und Hessen)
transportiert werden. Augenblicklich geschieht das über das polnische Netz.
Unsere
mittelständischen Unternehmen können nur dann überleben und weiterhin ihrem
Standort im Landkreis Miltenberg treu bleiben, wenn sie eine zuverlässige
Energieversorgung zu akzeptablen Preisen haben. Die Bedeutung der
Energieversorgung als Standortfaktor wird gerade für Unternehmensentscheidungen
deutlich zunehmen. Wir dürfen nicht außer Acht lassen: Wir brauchen für
unsere Menschen Arbeitsplätze vor Ort, diese dürfen nicht aufs Spiel
gesetzt werden (s. Ausführungen beim
WIPO zu den Strompreisen).
5.
Schutz vor Natur und Umwelt
Der
für die Energiewende notwendige dynamische Ausbau der erneuerbaren Energien
geht mit erheblichen Herausforderungen einher. Es zeichnet sich ab, dass der
Bau neuer Windkraft – und Biogasanlagen nicht grenzenlos verwirklicht werden
kann.
Der
Bau neuer Windkraftanlagen kann das Erscheinungsbild der wachsenden Natur- und
Kulturlandschaften beeinträchtigen und durch Lärm- und Lichtimmissionen das
Wohlbefinden von Menschen und den Lebensraum von Tieren negativ beeinflussen.
Der
bisher weitgehend ungesteuerte Ausbau von Biogasanlagen hat deutschlandweit in
einzelnen Regionen bereits eine kritische Konzentration überschritten. Der
Anbau von Energiepflanzen kann nicht nur unerwünschte Monokulturen (Mais) zur
Folge haben, sondern vor allem, wenn er in industriellem Maßstab erfolgt, auf
Grund der Flächenkonkurrenz auch die Grundlagen einer gewachsenen bäuerlichen
Landwirtschaft zerstören. Hier ist ein insgesamt behutsames und sorgsames Vorgehen
notwendig.
Wir
haben aus meiner Sicht die große Chance, den langen Weg der Energiewende mit
einem guten Start zu beginnen. Mein Ziel ist es, dass wir diesen Weg möglichst
ohne Umwege erreichen. Dazu ist eine schrittweise Vorgehensweise notwendig. Denn
die Energiewende ist kein Projekt, sondern ich verstehe die Energiewende als
einen langfristigen und lang andauernden Prozess. Dabei geht
Nachhaltigkeit vor Schnelligkeit. Für diesen Prozess haben wir als Ausgangsposition
das integrierte Energie- und Klimakonzept erarbeitet. Dieses ist eine sehr
ergiebige Datengrundlage und ein Richtungsgeber für den Weg der Energiewende.
Wir
sollten in einem zweiten Schritt uns darauf verständigen, realistische und
machbare Ziele zu erreichen. Das Energie- und Klimakonzept enthält hierzu klare
Aussagen in den Leitlinien und Leitsätzen. Diesen sollten wir unsere Zustimmung
geben. In einem dritten Schritt ist es notwendig, zu überlegen, welche
Strukturen, welche Ressourcen werden benötigt, um diesen Weg zu beschreiten.
Deshalb schlage ich vor, dass wir uns heute vor allem über einige
Grundsatzbedingungen gemeinsam verständigen und diese beschließen (wie z.B. die
Annahme des integrierten Energie- und Klimakonzeptes, dem Beschluss zur
Einrichtung einer gemeinsamen Energieagentur, die Beantragung einer Förderung
für ein Klimaschutzmanagement).
Herr Michael Wedler erläuterte ausführlich die
Kerninhalte anhand der beiliegender Präsentation.
Kreisrat Dr. Steidl bedankte sich bei Herrn Wedler für
die Ausführungen. Das Gutachten sei damals mit knapper Mehrheit von CSU und
Neuer Mitte beschlossen worden, dies sei aber richtig gewesen, wie sich heute
zeige. Wichtig sei auch gewesen, dass keine Prozentzahl als Vorgabe gemacht
worden, sondern ergebnisoffen eine Potentialanalyse erstellt worden sei, um zu
sehen, was möglich sei. Er halte die Ziele für ambitioniert, aber man wolle es
angehen. Die Fraktion der CSU habe bewusst keine Anträge gestellt, um einen
Prozentzahlenwettlauf zu starten. Wichtig sei für die CSU der Beginn und dass
die Umsetzungsstrukturen auf den Weg gebracht werden.
Er schlug für seine Fraktion vor, die Anträge mit den
Ziffern 3, 4, 7, 8, 9, 10, 11 und den heutigen (Erweiterungs-)Antrag der Freien
Wähler an die zu gründende Energieagentur (und deren Beirat) zu verweisen. Einige
Anträge würden fordern, zusätzliche Leitsätze zu ergänzen. Seine Fraktion sehe
hier keinen Mehrwert. Man wolle die Anträge nicht ablehnen, aber man wolle auch
keine festen Zahlen in bestimmten Zeiträumen festhalten, die dann nicht
realisierbar seien. Außerdem könne man nicht erst für viel Geld ein Gutachten
in Auftrag geben, die Experten ausarbeiten lassen, und dann selbst ernannte
Ziele darin formulieren.
Landrat Schwing wies darauf hin, dass die genannte
Energieagentur grundsätzlich natürlich erst auf den Weg gebracht werden müsse.
Weiterhin habe man das Gutachten gemeinsam ausgearbeitet, nicht nur die
Experten (deren Sachverstand man natürlich benötige). Es sei breit angelegt
gewesen und wer nicht dabei war, sei selbst schuld. Jeder sei eingeladen
gewesen und man habe wirklich auf breiter Basis diskutiert.
Kreisrätin Münzel erklärte, sie wolle auf die Anträge
ihrer Fraktion nicht im Detail eingehen, aber einige Dinge grundsätzlich
ansprechen. Im Voraus erklärte sie, mit dem Vorschlag von Kreisrat Dr. Steidl
einverstanden zu sein.
Ihre Fraktion halte an dem Ziel einer 100%-Versorgung
des Landkreises Miltenberg aus erneuerbaren Energien fest. Dies sei eine
Vision. Auch wenn Herr Wedler erklärt habe, dass dies im Moment nicht machbar
sei. Man wolle sich dies aber als Vision und angestrebtes Ziel im Hinterkopf
behalten. Die technische Entwicklung sei nicht voraussehbar. Sie erwarte hier
in den kommenden Jahren einen enormen Fortschritt. Wie enorm dieser sein könne,
sehe man heute an den Kommunikationsmitteln. Hier sei ein Stück Hoffnung
enthalten, dass die technische Entwicklung einen großen Schritt vorangehe.
Eigentlich finde sie auch interessant, dass man heute
doch diese Diskussion sehr ernsthaft führe. Als das Gutachten beauftragt worden
sei, habe die CSU abgelehnt, 100%-Szenarien zu untersuchen. Im Nachhinein sei
dies nun doch gemacht worden und die Aussage, dass man im Landkreis Miltenberg
bis 90% im Strombereich erreichen könne, sei schon ein enormer Schritt. Sie
erinnerte sich, dass ihre Fraktion vor Jahren bereits einen Antrag auf 100%
gestellt habe, dies aber damals nicht ernsthaft diskutiert worden sei. Ein paar
Jahre später sei man nun ein ganzes Stück weiter.
Nun, ein Jahr nach Fukushima, habe man intensiv geredet
und nun sei es Zeit zu Handeln. Für sie sei sehr wichtig, wie die
Organisationsstruktur aussehe. Sie sei fest davon überzeugt, wenn man
erfolgreich sein wolle, brauche man eine schlagkräftige Organisationsstruktur. Es
sei auch kein Geheimnis, dass die Grünen eine Organisationsstruktur bevorzugen,
die von der Wirtschaft unabhängig sei. Ihnen sei eine Energieagentur unabhängig
von der Wirtschaft am liebsten.
Kreisrätin Münzel führte weiterhin aus, sie empfinde
die Wirtschaft als Bremse. Die Wirtschaft habe in den Foren erfolgreich
verhindert, dass konkrete Einsparziele genannt werden. Die Wirtschaft habe wohl
gesagt, dass es keine ideologische Begründung für die Energiewende gebe. Sie
erklärte, für sie sei die Energiewende ganz weit weg von Ideologie. Hier gehe
es um Klimaschutz und die Zukunft unseres Planeten.
Sie habe sich bei zwei Workshops (auch zusammen mit
Kreisrat Dr. Fahn) in vielen Parteien und Gebietskörperschaften dafür
eingesetzt, eine entsprechende Struktur am bayerischen Untermain auf den Weg zu
bringen. Heute liege ein Kompromiss vor, so wie er bei dem Treffen der beiden
Landräte mit den beiden Oberbürgermeistern verhandelt worden sei. Und
Kompromisse würden manchmal eben weh tun und seien nie das zu 100%, was man
selbst wolle. Aber durch die Einrichtung einer Energieagentur, ein bisschen
weggerückt von Wirtschaft und ZENTEC und außerdem befristet, rechne sie mit
einer größeren Unabhängigkeit. Sie akzeptiere diesen Kompromiss, werde auch
zustimmen – ob letztendlich diese Lösung dann auch akzeptabel sein werde, das
entscheide sie für sich dann bei der Besetzung des Beirates und dem Umgang mit
Lenkungskreisen. Zum jetzigen Zeitpunkt stimme sie aber zu.
Die Leitsätze und Leitlinien seien für sie in erster
Linie ein erster Schritt. Sie möchte dies nicht als endgültig sehen, daher
stimme sie in der vorliegenden Form zu, werde aber in der nächsten Zeit
kritisch mitgestalten und begleiten.
Landrat Schwing bedankte sich bei Kreisrätin Münzel
für eine wirklich verantwortungsvolle Stellungnahme, die er in vielen Punkten
unterstreichen könne. Er wolle aber darum bitten, von der Vorstellung Abschied
zu nehmen, dass die ZENTEC von der Wirtschaft beherrscht oder gesteuert werde.
Die ZENTEC sei eine rein kommunal gesteuerte Einrichtung. Zwar sei bei den
Gesellschaftern die IHK und HWK dabei, aber nur mit einem einzigen Sitz, alles
andere sei kommunal. Man habe über 60% kommunales Stammkapital. Außerdem
wechsele alle zwei Jahre die Leitung. Die Wirtschaft habe überhaupt keine
Chance, dies zu majorisieren. Sicherlich gehe es in vielen Bereichen um die
Wirtschaft, aber dies sei normal.
Dass sie an Visionen festhalten, sei natürlich auch in
Ordnung. Und dass man erst am Anfang stehe, da sei man wohl einer Meinung. Die
zentrale Aussage sei, eine arbeitsfähige Struktur zu schaffen.
Kreisrat Klimmer dankte Herrn Wedler für sein
hervorragendes Werk, analytisch sehr gut aufgebaut und eine echte Grundlage für
das weitere Handeln. Er wolle die 100%-Forderung einmal aus einer anderen
Perspektive betrachten: Erneuerbare Energien wachsen ja nicht in den Städten,
sondern im ländlichen Raum. Somit habe man einen sehr hohen Flächenverbrauch. Der
Landkreis Miltenberg habe in den letzten 15 Jahren bereits 9% an
landwirtschaftlichen Flächen verloren, und dies schon ohne die Energiewende. Er
könne sich nicht vorstellen, dass das so weitergehe, auch im Hinblick darauf,
dass die Landwirtschaft neben der Erneuerbaren Energie auch ursächlich noch
andere Aufgaben habe. Insofern sei er gegen die 100%-Versorgung, weil er sie nicht
für vertretbar und nachhaltig sehe. Er bat in der Diskussion um eine hohe
Sensibilität für den ländlichen Raum.
Auch finde er, die Wirtschaft müsse beim Energiebeirat
dabei sein, natürlich nicht alleine. Natürlich gehöre für ihn die Bevölkerung
als Betroffene maßgeblich hinein.
Er sei nicht gegen erneuerbare Energien, ganz im
Gegenteil, bat aber um eine sensible Betrachtung.
Kreisrat Wendland erklärte, man habe sich in seiner
Fraktion eine ergebnisoffene Analyse gewünscht, und dies sei in seinen Augen genau
gelungen. Man habe es geschafft, die Klimaideologie auf der einen Seite und auf
der anderen Seite den rationalen Nutzwert in Konsens darzustellen. Daher werde
man dem Konzept auch zustimmen.
Er merkte zur Äußerung von Kreisrätin Münzel zum
„Bremsklotz Wirtschaft“ an, diese Aussage sei in seinen Augen überhaupt nicht
verständlich. Er sehe die mittelständige Wirtschaft eher als Motor.
Landrat Schwing fügte dem noch hinzu, die Wirtschaft
habe hier bisher mit Abstand auch die größten Einsparungen gebracht und habe
das größte Motiv.
Kreisrätin Follner erklärte, sie wolle die genannte
gemeinsame Vorgehensweise nicht nur auf die Gebietskörperschaften beziehen,
sondern auch auf Haushalt, Wirtschaft und Kommunen. Es habe sie gestört, dass beim
Haushalt konkrete Zahlen da waren, während dies bei Kommunen und Wirtschaft
nicht der Fall gewesen sei. Alle müssten zusammen arbeiten. Es sei klar, dass
der Landkreis Miltenberg hier nur Mitspieler sei und auch andere mit im Boot
seien, aber vorpreschen könne man hier nicht.
Sie meine auch, Umweltschutz bringe die Wirtschaft
auch weiter. Sie denke auch, die Technologien entwickeln sich rasant und man
könne hier durchaus Visionen haben und höhere Ziele setzen. Als Vorbildregion
könne man ja auch sagen, man versuche in bestimmten Bereichen auch 100% autark
zu werden.
Auch sie wünsche sich eine gewisse Unabhängig des
Energiebeirates und die Mitgliedschaft von Natur- und Umweltverbänden.
Zu den Schulen merkte sie an, man habe vor einigen
Jahren bereits einen Arbeitskreis im Zusammenhang mit Agenda 21 gehabt, dieser
sei leider eingeschlafen. Diesen habe sie für gut empfunden, sie sei damals für
die Realschulen zuständig gewesen. Die Frage sei damals gewesen, wie man
Schülern und Kindern Umweltschutz und Energiesparen nahebringen könne. Dies sei
die Zukunft, denn Kinder seien noch offen für diese Dinge. Hier sollte man auch
die Erzieher und Lehrer mit ins Boot nehmen.
Kreisrat Dr. Fahn erklärte, seine Fraktion halte es
für gut, dass die gestellten Anträge nicht abgelehnt, sondern verwiesen werden.
Man werde auch dem Gesamtkonzept zustimmen. Er sagte, man sei nicht nur ein
Wirtschaftslandkreis, sondern auch ein Landkreis mit schöner Umwelt, die man
erhalten müsse. Dies wolle er auch klar betonen, es gelte, Ökologie und
Ökonomie miteinander zu verbinden. Er sei auch froh über die 100%-Diskussion,
dies habe man durch die Anträge erreicht. Die damalige Abstimmung sei wirklich
knapp gewesen und der damalige Antrag seiner Fraktion sei in eine Arbeitsgruppe
verwiesen worden. Dies bedaure er im Nachhinein, sonst wäre man vielleicht
heute schon einen Schritt weiter. Es dürfe keine Denkverbote geben, erst recht,
da die Entwicklung so rasch vorangehe. Seine Fraktion habe in ihren Anträgen
von mittel- bis langfristigen Zielen gesprochen und keine konkreten
Jahreszahlen genannt. Die Entwicklung gehe so schnell voran, dass man dies
heute noch gar nicht überblicken könne, aber eine Vision brauche man. Auch der
Odenwaldkreis habe dies so gemacht und positive Erfahrungen gemacht.
Nur auf Seite 87 des Konzepts steht der Haushalt mit
qualitativen Zahlen, aber es müssten alle genannt werden. Dies erhöhe die
Qualität.
Öffentliche Liegenschaften haben eine Vorbildwirkung,
dies seien auch die Schulen, daher habe man den Vorschlag gemacht, auch hier
ein konkretes Ziel zu formulieren. Bildung und Schule seien wichtig und auch
für Schüler und Lehrer seien solche Ziele wichtig. Er habe mit dem Energieforum
gesprochen, dort sei man bereit, in die Schulen zu gehen und dort die Energiewende
praktischer darzustellen. Die Energiewende finde insgesamt im Kopf statt. Man
müsse daher früh beginnen, die Kinder und Jugendlichen an diese Ziele
heranzubringen.
Daher halte er die Ausführungen auf Seite 149 des
Konzeptes für zu allgemein und ungenau formuliert, dies könne noch verbessert
werden.
Er meinte, auch Zwischenziele motivieren und seien
daher wichtig.
In Bezug auf die ZENTEC erklärte er, sicherlich werde
diese von vielen Kommunen getragen, aber im Hinblick auf den Energiebereich sei
der Schwerpunkt schon bei der Industrie. Es habe ja die TaskForce gegeben,
welche viel Vorarbeit geleistet habe. Hier sei nur Herr Paulus vom Energieforum
dabei gewesen. Natürlich leiste die ZENTEC hervorragende Arbeit.
Insgesamt bewerte er das Gutachten für gut.
Landrat Schwing bemerkte, man habe den Gutachtern
bewusst keinerlei Denkverbote auferlegt. Man habe die Potentiale ermitteln
wollen. Dies sei der Hintergrund der damaligen Diskussion gewesen, aber dies
sei Schnee von gestern.
Der Odenwaldkreis sei allerdings kein Vergleich zum
Landkreis Miltenberg, dieser sei ganz anders, ländlich geprägt und
strukturiert, habe kaum Industrie und weniger Bevölkerung. Bei einem reinen
Wohn- und Schlaflandkreis sei es weniger ein Problem 100% zu erreichen.
Kreisrätin Follner ergänzte ihre vorherige Wortmeldung
noch um ein Lob für das Gutachten, vor allem der Maßnahmenkatalog habe ihr gut
gefallen.
Auf Rückfrage von Kreisrat Dr. Fahn zum Controlling
(Beschluss Ziff. 2) erklärte Landrat Schwing, der Landkreis Miltenberg habe das
Programm genau wie die anderen beiden Gebietskörperschaften aus Aschaffenburg
gekauft. Dies sei Voraussetzung für Bundesprogramme und deren Zuschüsse. Man
müsse natürlich noch klären – unter Vorbehalt der Energieagentur – wo dies
sinnvollerweise zukünftig gemacht werde.
Kreisrat Dr. Steidl stellte klar, dieses Controlling
beziehe sich nicht nur auf die landkreiseigenen Liegenschaften, sondern solle
(die Software gebe diese Möglichkeit auch) für den kompletten Bereich der Energiewende
anzuwenden sein.
Der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz fasste
einstimmig die folgenden
B e s c h l ü s s e:
Der
Ausschuss für Natur- und Umweltschutz empfiehlt, der Kreistag des Landkreises
Miltenberg möge beschließen:
q Der
Abschlussbericht über das „Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept für die
Region Bayerischer Untermain“ wird zustimmend zur Kenntnis genommen und die
Umsetzung bezüglich der für den Landkreis Miltenberg relevanten Zielsetzungen
und Handlungsfelder beschlossen. Der Landkreis Miltenberg stimmt den in dem
Gutachten von B.A.U.M. Consult enthaltenen Leitsätzen und Leitlinien zu und
erkennt diese an.
q Zur
Umsetzung des Integrierten Energie- und Klimakonzeptes wird ein geeignetes
Klimaschutz-Controlling im Landkreis Miltenberg aufgebaut.
q Der
Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen vom 14.11.2011 auf Aufnahme des Verkehrs in
den Leitsatz des Gutachtens hat sich erledigt.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, die Leitsätze des „Integrierten
Energie- und Klimakonzepts“ um den Zusatz „Der Landkreis Miltenberg bzw. der
Bayer. Untermain orientieren sich im Rahmen der Umsetzung ihres
Klimaschutzkonzepts an den Zielen der Bundesregierung und der Bayer.
Staatsregierung“ hat sich erledigt.
Weiterhin
fasste der Ausschuss für Natur- und Umweltschutz folgende
B e s c h l ü s s
e:
q Der
Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen vom 05.01.2010 auf 100% Energieautarkie des
Landkreises Miltenberg bis 2038, 50% bis 2025 wird an die zu gründende
Energieagentur verwiesen.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 18.07.2010 auf 100% Eigenversorgung mittel- bis
langfristig, auch in der Region 1 wird an die zu gründende Energieagentur
verwiesen.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, die Leitsätze des „Integrierten
Energie- und Klimakonzepts“ um die Angabe konkreter Einsparziele in
Prozentzahlen für alle Beteiligten, nämlich Haushalte, öffentliche Verwaltung
und Wirtschaft, zu ergänzen, wird an die zu gründende Energieagentur verwiesen.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, die Leitsätze des „Integrierten
Energie- und Klimakonzepts“ beim Punkt Nummer 3 „Öffentliche Liegenschaften
übernehmen dazu mit ihrem Energiemanagement wichtige Vorbildfunktionen“ um
konkrete Einsparziele in % zu ergänzen, wird an die zu gründende Energieagentur
verwiesen.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, die
Leitsätze des „Integrierten Energie- und Klimakonzepts“ beim Punkt Nummer 5 „Im
Miteinander von erneuerbarer und konventioneller Energieerzeugung auf regionaler
Ebene ist die Bereitstellung von gesicherter Leistung, Regelenergie und Nutzung
der Koppelwärme anzustreben“ folgende Ergänzung anzubringen: Mittelfristig
strebt der Landkreis Miltenberg bzw. der Bayer. Untermain an, den Strom zu 100%
aus erneuerbaren Energien zu decken, um zumindest im Strombereich eine
Energieautonomie zu erreichen, wird an die zu gründende Energieagentur
verwiesen.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, folgenden neuen Leitsatz in das
„Integrierten Energie- und Klimakonzept“ der Region Bayerischer Untermain
einzufügen: „Bei der Reduzierung des Energieverbrauchs in den Bereichen Strom,
Wärme und Verkehr bzw. in den Sektoren Haushalte, öffentliche Verwaltung und
Wirtschaft sind auch Zwischenziele einzufügen und regelmäßig zu evaluieren“, wird
an die zu gründende Energieagentur verwiesen.
q Der
Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, folgenden neuen Leitsatz in das
„Integrierte Energie- und Klimakonzept“ der Region Bayerischer Untermain
einzufügen: „Bei der Umsetzung des regionalen Energie- und Klimakonzepts sind
die Bildungseinrichtungen ganz konkret einzubeziehen.“, wird als Aufgabe an die
geplante Energieagentur und die Landkreisverwaltung weitergegeben.
q Der
Erweiterungsantrag der Freien Wähler vom 22.03.2012 - Einbeziehung der
Bildungseinrichtungen (Öffentlichkeitskonzept) - wird an die zu gründende
Energieagentur verwiesen.
Der Antrag der Freien Wähler vom 10.03.2012, die Langfassung des
Berichts parteipolitisch neutral zu halten, wurde von Kreisrat Dr. Fahn
zurückgezogen, da dies bereits erfüllt ist.