Tagesordnungspunkt
TOP Ö 4: Vollzug des Bayer. Katastrophenschutzgesetzes und des Bay. Feuerwehrgesetzes: Ertüchtigung der Funkinfrastruktur durch die Neuerrichtung eines Gleichwellenfunknetzes für den Bereich der Feuerwehr im Landkreis Miltenberg, hier: Auswertung der Fachplanung, Beauftragung zur Ausschreibung und Bevollmächtigung zur Auftragsvergabe
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 21.03.2011 KT/001/2011 |
Beschluss: | einstimmig beschlossen |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Regierungsrat Rosel und Kreisbrandrat Lebold erläuterten
den Sachverhalt:
Mit Beschluss vom 21.07.2010 beauftragte
der Kreisausschuss die Verwaltung, die Fachplanung für die Errichtung eines
Gleichwellenfunknetzes für die Feuerwehr im Landkreis Miltenberg zu veranlassen.
Vor dem Hintergrund, dass die Firma
Kai-Tec GmbH auch die Funknetzplanung des Zweckverbandes für Rettungsdienst und
Feuerwehralarmierung für die Integrierte Leitstelle plant, hat die Verwaltung
zur Nutzung von Synergieeffekten mit Schreiben vom
- Untersuchungsergebnis des Ingenieurbüros (zur optischen Verdeutlichung
wird auf die beigefügten Ausdrucke verwiesen):
· Die Gesamtplots zeigen jeweils die zu erwartende
Funkversorgung mit den beiden Bestandsstandorten Pfaffenberg
und Mainbullau sowie einzelnen zusätzlichen Standorten (Guggenberg, Reißberg,
Geierberg, Hochbehälter Obernburg). Um eine zufriedenstellende Funkversorgung
im gesamten Zuständigkeitsbereich zu erreichen, sind die beiden Standorte
Pfaffenberg und Mainbullau um weitere Relaisstandorte zu ergänzen.
· Mit den beiden zusätzlichen Standorten Reißberg und
Geiersberg kann die Versorgung bereits deutlich gesteigert werden.
· Der Standort Guggenberg verbessert die Funkversorgung
im Bereich des Erftals, jedoch ist hier keine Erreichbarkeit von Funkmeldeempfänger
zu erzielen.
· Der Standort „Hochbehälter Obernburg“ beschränkt sich
auf geringe Optimierungen in Mömlingen sowie in die Täler bei Hofstetten und
Rück.
- Empfehlung des Ingenieurbüros:
· Aufgrund der Prädiktionsberechnungen sollten das
zukünftige Gleichwellenfunksystem mit den Bestandsstandorten Pfaffenberg und
Mainbullau um die drei Relaisstandorte Geiersberg, Reißberg und Guggenberg
erweitert werden.
· Am Standort Hochbehälter Obernburg ist neben der
Errichtung der Funktechnik auch die Errichtung eines Funkmastes erforderlich,
wodurch die Investitionskosten wesentlich höher anzusetzen sind als an den
übrigen Standorten. Der zusätzliche Nutzen des Standortes im Verhältnis zu den
Investitionskosten ist jedoch fraglich. Eine endgültige Empfehlung der zu
verwendenden Standorte kann jedoch allein anhand der Prädiktionsberechnungen
nicht getroffen werden, da neben der zu erwartenden Funkversorgungsvorhersage
weitere Kriterien, wie Investitionskosten und Betriebskosten zu berücksichtigen
sind.
Die Verwaltung schließt
sich der Empfehlung des Ingenieurbüros dahingehend an, neben den „gesetzten“
Standorten Pfaffenberg und Mainbullau das künftige Funknetz um die drei
Relaisstandorte Geiersberg, Reißberg und Guggenberg zu erweitern. Zweifelsfrei
besteht in den unterversorgten Gebieten ein potentielles Sicherheitsrisiko, das
in dem Wissen, daß das Digitalfunknetz frühestens in ca. acht Jahren zur
Verfügung steht, nicht hingenommen werden kann. Im übrigen ist es der
Bevölkerung auch nicht vermittelbar, wenn nun ein neues Gleichwellenfunknetz
errichtet wird, aber gleichzeitig bei dieser Gelegenheit nicht die hinlänglich
bekannten Versorgungslücken geschlossen werden.
Nachdem der Freistaat
Bayern lediglich die Errichtung einer Gleichwellenfunkanlage für die
Bestandsstandorte Pfaffenberg und Mainbaullau mit einem Fördersatz von 70 % bei
max. anzuerkennenden Baukosten von insgesamt 100.000 Euro (=77.000,00 Euro)
fördert, sind die entstehenden Mehrkosten vom Landkreis Miltenberg zu tragen.
- Kosten
Nach Ermittlungen des Ingenieurbüros
fallen für die Ertüchtigung der bestehenden Standorte Pfaffenberg und
Mainbullau sowie für die Ertüchtigung der drei neu hinzukommenden Standorte Geiersberg,
Reißberg und Guggenberg zusammengefasst folgende Investitionskosten an:
Lieferung/Leistung |
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Gesamtkosten
Lieferung und Materialkosten (Euro) |
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Umrüstung Bestandsstandorte Pfaffenberg und
Mainbullau |
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107.000,00 |
Systemtechnik |
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20.710,00 |
Standortkosten |
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Realisierung,
Baustelleneinrichtung, Projektrealisierung, vor-Ort-Termine,
Systemdokumentation (10 % der Investitionskosten) |
10% |
12.771,00 |
Summe
Bestandsstandorte |
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140.481,00 |
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Erweiterung
zusätzlicher Standorte Geiersberg, Reißberg, Guggenberg |
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Systemtechnik |
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120.500,00 |
Standortkosten |
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31.015,00 |
Realisierung,
Baustelleneinrichtung, Projektrealisierung, vor-Ort-Termine,
Systemdokumentation (10 % der Investitionskosten) |
10% |
15.151,00 |
Summe
Erweiterungsstandorte |
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166.666,00 |
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Summe
Gesamtinvestition |
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307.147,00 |
Neben den Investitionskosten können zusätzlich noch Betriebs- und
Unterhaltungskosten anfallen:
· Reißberg: keine laufenden Betriebskosten
(Mastmiete, …), da dem Landkreis Miltenberg ein kostenloses Nutzungsrecht des
Mastes der Firma O² eingeräumt wurde
· Guggenberg: keine laufenden Betriebskosten
(Mastmiete, …), da sich der Mast im Eigentum des Landkreises Miltenberg
befindet
· Geiersberg: Verhandlungen zur Mitbenutzung
des bestehenden Mastes der Firma Vodafone dauern noch an
Gemäß den Vorgaben des Gesetzes über die Errichtung und den Betrieb Integrierter
Leitstellen (ILSG) soll die u. a. für den Landkreis Miltenberg zuständige
Integrierte Leitstelle (ILS) „Untermain“ im Oktober 2011 in den Probebetrieb
und im Januar 2012 in den Echtbetrieb gehen. Die Nutzung des momentan für den
Katastrophenschutz und die Feuerwehr vorhandenen, analogen Funknetzes an die
ILS ist aufgrund der staatlich vorgegebenen Standards (bevorrechtigter Zugriff
der ILS zum Sprechfunknetz durch VPN) nicht möglich ist. Damit ab dem Zeitpunkt
der Inbetriebnahme der ILS
die flächendeckende Alarmierung sämtlicher
Einsatzkräfte und die uneingeschränkte Kommunikation der ILS mit den
Hilfsorganisationen vor Ort (Feuerwehr, Rettungsdienst, THW, …) möglich ist, muss
bis spätestens Herbst 2011 das neue Gleichwellenfunknetz errichtet sein.
Um das vorgegebene Zeitfenster einhalten zu können,
wird gebeten, die Verwaltung mit der Ausschreibung zu beauftragen und Herrn
Landrat Schwing zur Auftragsvergabe zu bevollmächtigen. Bei der nächsten
Sitzung des Kreisausschusses wird ein aktueller Sachstandsbericht vorgelegt
werden.
Kreisrat
Scholz fragte nach, ob das digitale Funknetz den letzten Standard ersetze.
Kreisbrandrat Lebold antwortete, das digitale Funknetz
für die BOS-Dienste werde vom Bund zusammen mit dem Freistaat Bayern ausgebaut.
Für den Landkreis Miltenberg gebe es eine Netzplanung, diese sei koordiniert
zwischen dem nichtpolizeilichen BOS und der Polizei. Ursprünglich sei angedacht
gewesen, dass 2012 alles betriebsbereit sein sollte. Das Innenministerium habe
sich mittlerweile davon weit entfernt. Man gehe davon aus, dass die technische
Infrastruktur frühestens 2014 betriebsfähig zur Verfügung stehe, bis dorthin
aber noch immer nicht geregelt sein wird, wie der Betrieb vonstatten gehen solle.
Ähnlich wie beim Handynetz müsse man sich später in das Digitalfunknetz
einloggen. Dies bedarf einer technisch-taktischen Betriebsführungsstelle und in
Bayern sei noch nicht geregelt, wer diese übernehmen solle für den
nichtpolizeilichen BOS. Der Wunsch des Innenministeriums sei derzeit die
Beheimatung der Führungsstelle bei der ILS. Dies bedürfe aber mehr Personal,
was wiederum auf die Gebietskörperschaften umgelegt werden würde. Derzeit gebe
es für den Bereich Feuerwehr – Bayern sei eines der wenigen Bundesländer, was
über den digitalen Behördenfunk die Alarmierung durchführen wolle – noch
keinerlei handfeste Lösungen, lediglich einen Prototyp Funkwellenempfänger von
einer einzigen Firma, dies sei im Probebetrieb einmal probiert worden. Es gebe
keine flächendeckende Lösung. Vielmehr seien nun im Netzabschnitt 34 in München
bei rund 1.000 Teilnehmern das Netz vor kurzem abgeschaltet worden, weil es
zusammengebrochen sei. Vieles sei daher zeitlich in die Ferne gerückt.
Kreisrat Schötterl bemerkte, es sei sicherlich
wichtig, sicherheitsrelevante Parameter auszubauen. Seine Frage sei aber, warum
diese drei Standorte dann nicht als sicherheitsrelevant vom Staat gefördert
werden.
Landrat Schwing antwortete, dass das Funkwellennetz
eigentlich überhaupt nicht mehr gefördert werde im Freistaat Bayern. Man habe
in einer gemeinsamen größeren Runde in München im Ministerium die Unterstützung
des unterfränkischen Staatssekretäres Eck erreicht. Tatsächlich sei es so, dass
der Status Quo gefördert werde, aber eine Erweiterung nicht. Man sage aber, man
könne dies der Bevölkerung nicht zumuten, auch den Einsatzverbänden nicht, dass
man Lücken im Netz belasse. Auch wenn dies jahrzehntelang so sei. Wenn etwas
passiere sei man dran. Daher beiße man in den sauren Apfel und baue
flächendeckend aus.
Kreisrat Maurer unterstützte mit seiner Wortmeldung
die Gewährleistung höchstmöglicher Sicherheit.
Der Kreistag fasste aufgrund des Empfehlungsbeschluss des
Kreisausschusses vom 16.03.2011 einstimmig folgenden
B e s c h l u s s :
- Der Landkreis Miltenberg errichtet ein neues
Gleichwellenfunknetz mit fünf Sendestandorten für die Feuerwehr und den
Katastrophenschutz im Landkreis Miltenberg auf Grundlage der
Untersuchungen des Ingenieurbüros Kai-Tec GmbH Hösbach vom 03.03.2011.
- Die Verwaltung wird beauftragt, die Ausschreibung
durchzuführen.
- Herr Landrat Schwing wird bevollmächtigt, die
Auftragsvergabe durchzuführen.