Tagesordnungspunkt
TOP Ö 5: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2009 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 26.02.2009 KA/001/2009 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing gab zum Haushalt 2009 einleitende
Bemerkungen und stellte fest, dass bei Betrachtung des Haushaltes die Situation
vordergründig nicht schlecht sei. Zum einen sei die Abwicklung des Haushaltes
2008 positiv verlaufen und zum anderen habe man einen der erfolgreichsten
Finanzausgleichsverhandlungen der letzten Jahre mit dem Finanzminister des
Freistaates Bayern durch die kommunalen Spitzenverbände erlebt. Damit sei er
allerdings am Ende der positiven Bemerkungen angelangt.
Das Bild verändere sich sehr rasch, wenn man in das
Zahlenwerk einsteige, insbesondere wenn man sehe, was den Landkreis Miltenberg in
den nächsten Jahren erwarte. Er wolle darauf hinweisen, dass, nachdem der
Haushalt 2009 aufgestellt, das Konjunkturprogramm II des Bundes verabschiedet
worden sei und Mittel für das Konjunkturprogramm vollständig für die Laufzeit der
Jahre 2009 – 2011 eingeplant werden müssen. Für das Jahr 2009 bedeute dies 1.3
Mio. € mehr an Eigenmittel und 1,3 % an Kreisumlage.
Daneben sei festzustellen, dass der Jugendhilfeansatz
gegenüber 2008 um rd. 1 Mio. € gestiegen sei, was ein Zeichen dafür sei, dass
man immer mehr zum Reparaturbetrieb für die Gesellschaft heranwachse. Was die
Zukunft an finanziellen Auswirkungen bringen werde, wage er nicht zu
beschreiben. Mit steigenden Kosten könne weiterhin gerechnet werden.
Nicht vollständig berücksichtigt werden könne die
Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Hier seien durchaus Überraschungen, z. B.
Zahlungen an die ARGE oder auch im Sozialhaushalt denkbar.
Wichtige
Kennzahlen:
- Mit
einer Kreisumlage von 44 % liege man an 13. Stelle von 71 Landkreisen in
Bayern -> Über 80 % der Landkreise in Bayern haben eine höhere
Kreisumlage als der Landkreis Miltenberg. Demzufolge brauche über die
Kommunalfreundlichkeit des Landkreises nicht diskutiert zu werden.
- Die
Steuerkraftzahlen 2008 liegen für den Landkreis Miltenberg pro Einwohner bei
621, 46 €, in Unterfranken bei 601,73 % und in Bayern bei 668,41 €. Hier
liege der Landkreis Miltenberg im positiven Durchschnitt an 31. Stelle.
- Bei
der Pro-Kopf-Verschuldung liegen folgende Zahlen vor: Landkreis Miltenberg
401 €/Einwohner - Bayern
254 €/Einwohner. Somit liege man über 150 % über dem bayerischen
Durchschnitt und an 10. Stelle von 71 Landkreisen. 85 % der Landkreise
haben eine geringere Verschuldung als der Landkreis Miltenberg.
In den drei Bereichen Umlagenhöhe, Steuerkraft und
Verschuldung seien die Haushaltsprobleme begründet. Solange man es nicht
schaffe, diese Zahlen auf Dauer näher aneinander zu bringen, bleiben die Probleme im Haushalt bestehen.
Trotz dieser Situation brauche man Investitionen und
Aufträge für die mittelständischen Unternehmen. Gleichzeitig dürfen nicht alle
finanziellen Probleme auf die nächste Generation abgeladen werden, sonst haben
die zukünftigen Kreispolitikerinnen und Kreispolitiker keine großen politischen
Handlungsspielräume mehr. Schon jetzt müsse versucht werden, diese zumindest
teilweise zu schultern. Die Verwaltung habe versucht, mit ihrem Vorschlag bei
gleich bleibender Kreisumlage möglichst alle diese Überlegungen mit
einzubeziehen.
Auch
in diesem Jahr habe es wieder intensive Vorberatungen in Gesprächsrunden der
Fraktionsvorsitzenden und des Kreisvorstandes des Bayerischen Gemeindetages
gegeben. Alle Fraktionen und Gruppierungen haben Beratungen mit Kämmerer Straub
durchgeführt. Es liegen Empfehlungsbeschlüsse der Teilhaushalte z.B. des Jugendhilfeausschusses
und des Bauausschusses vor.
Kämmerer
Straub gab sodann Erläuterungen zum Haushalt 2009 (Die entsprechende
Powerpointpräsentation ist im Kreistagsinformationssystem eingestellt).
Auf
die Frage von Kreisrat Dr. Kaiser, was hinsichtlich des Konjunkturprogramms II
zu erwarten sei, antwortete Landrat Schwing, dass der Landkreis Miltenberg mit
rd. 14 – 15 Mio. € Fördermittel rechnen könne. Er selbst habe vorgeschlagen,
nur die Investitionen als Maßstab zu nehmen, die auch gefördert werden. Eine
andere Lösung sei gefunden worden, nämlich die der Bayern weiten
Globalbetrachtung.
Kreisrat
Scherf bemerkte, dass die Höhe der Rücklagen Hauptkritikpunkt bei der
Kreisumlage sei und fragte, was mit den
Rücklagen geschehe.
Kämmerer
Straub führte aus, dass Rücklagen durch managementbedingte Einnahmen oder
Ausgaben entstehen. Die Rücklagen werden für die Anfinanzierung von Baumaßnahmen
bereitgestellt; sonst hätte man zu 100 % kreditfinanzierte Bauvorhaben. Man
habe, wie die Kommunen auch, an den Steigerungsraten profitiert. Ohne Rücklagen
hätte man sich nicht für das Konjunkturprogramm II anmelden brauchen.
Die
Rücklagen von knapp 7 Mio. € seien u.a. entstanden durch einen Betrag von 2
Mio. € bei Abwicklung des Verkaufs der Krankenhäuser Miltenberg und Erlenbach.
Diese Summe gehöre nicht in die Kreisumlage, da diese im Jahr 1978 aus der
Rücklage als Kredit finanziert worden sei. Man habe das Geld aus dem Darlehen
zurückholen und in die Rücklagen einstellen können.
Auf
die Bemerkung von Kreisrat Dr. Fahn, dass die Umsetzung des Konjunkturprogramms
II schwierig und ungerecht erscheine und die Richtlinien für den Landkreis
Miltenberg konkretisiert werden müssten, antwortete Landrat Schwing, dass der
Landkreis Miltenberg kein Mitspracherecht habe und die Verteilung durch die
Regierung von Unterfranken nach den Vorgaben des Freistaates Bayern vorgenommen
werde. Wenn man die Pauschalen sehe, werde es für die eine oder andere Kommune eher
uninteressant sein, einzusteigen. Momentan sei es sinnlos, zusätzliche
Maßnahmen zu schultern, die keinen entsprechenden Vorteil bei der Bezuschussung
für die einzelnen Kommunen bringe.
Landrat
Schwing wies darauf hin, dass die Bürgermeister, welche im Kreistag vertreten
seien, als Kreisrat und nicht als Bürgermeister über die Kreisumlage zu
entscheiden hätten.
Kreisrat Scholz, der der Kreisausschuss-Sitzung als
Nichtmitglied beiwohnte, verlas sodann den
Antrag der Kreistagsgruppe ödp/Bürgerliste Untermain
vom 24.02.2009: “Der Kreistag möge beschließen, die Kreisumlage ab dem Haushalt
2009 um einen Prozentpunkt von 44 % auf 43 % zu senken.“
Begründung: Der
Landkreis Miltenberg hat im Jahr 2007 einen Überschuss im Ergebnishaushalt von
9.6 Mio. € und in 2008 von 8.3 Mio. € erwirtschaftet. Auch die Planung für 2009
geht von einem Überschuss von 4.7 Mio. € aus. Aufgrund dieser hohen Überschüsse
ist die freie Liquiditätsreserve auf 7 Mio. € angewachsen. Wir halten es nicht für sinnvoll, dass der Kreis
Liquiditätsreserven in dieser Höhe aufbaut, zumal die Kommunen für 2009 hohe
Rückgänge bei dem Gewerbesteueraufkommen verkraften müssen. Schließlich ist
auch der Kreis im Sinne einer funktionierenden Subsidiarität für das Wohl der
Kommunen mitverantwortlich.
Landrat Schwing führte aus, dass dieser Antrag an der
Realität vorbeigehe und nicht umsetzbar sei. Kreisrat Scholz wisse, dass man
immer 2 Jahre hinterher hinke, was bedeute, dass die Kommunen Geld, das bezahlt
werden müsse, 2 Jahre vorher einnehmen müssen, was zudem gesetzlich festgelegt
sei. Ein guter Kämmerer müsse Rückstellungen bilden, damit das Geld, auch bei
Rückgang der Steuereinnahmen, ausreiche. Der Vorwurf, nicht kommunalfreundlich
zu sein, gehe an der Realität vorbei. Bei dem Argument, dass es Landkreise in
Unterfranken gebe, die ihre Kreisumlage zurückführen wollen, müsse beachtet
werden, dass in Unterfranken außer dem Landkreis Miltenberg nur der Landkreis
Aschaffenburg eine günstige Kreisumlage vorweisen könne.
Weiterhin wolle er darauf aufmerksam machen, dass es
um den Haushalt 2009 gehe und nicht um dessen Folgen. Hier seien Investitionen
nicht mehr verschiebbar, da der Hauptinvestitionsschwerpunkt im Schulzentrum
Elsenfeld liege und einstimmig beschlossen worden sei, den Bauabschnitt III und
IV gemeinsam auszuschreiben, um Kosten zu sparen. In der Zwischenzeit seien mindestens
80 % vergeben.
Kämmerer Straub erläuterte, dass es in der
Landkreisordnung keinen Paragraphen gebe, der besage, dass Überschüsse aus dem
vorangegangenen Jahr unmittelbar an die Kommunen zu zahlen seien. Was den
Müllhaushalt anbelange, seien die Müllgebühren entsprechend neu kalkuliert
worden. Im Jahr 2008 habe man 2.9 Mio. € Überschuss im Müllhaushalt erzielen
können; dieser Betrag müsse in der Bilanz in den Gebührenüberschuss eingestellt
werden und sei in den nächsten Jahren in der Kalkulation entweder dem Haushalt
zurückzuführen oder sei bei evtl. Überschüssen in den nächsten 3 Jahren Grund
für eine nochmalige Müllgebührensenkung.
Landrat Schwing fügte an, dass man keinen Zickzackkurs
fahren könne und bislang immer versucht worden sei, die Kreisumlage möglichst
stabil zu halten.
Kreisrat Dr. Fahn meinte, dass es für die Kommunen und
deren Kämmerer vor Ort wichtig sei, eine berechenbare Kalkulationsgrundlage zu
haben. Er wolle wissen ob es möglich sei, folgender Ausführung zuzustimmen:
„Die Kreisverwaltung ist bestrebt, die Kreisumlage die nächsten 2 – 3 Jahre
möglichst konstant zu halten, um eine berechenbare Kalkulationsgrundlage für
die Gemeinden zu erreichen.“
Landrat Schwing entgegnete, dass man im nächsten Jahr
bei Vorliegen der Fakten sehen müsse, ob es passe. Er weigere sich, eine
Politik mit untauglichen Beschlüssen zu betreiben.
Kreisrat Stappel bemerkte, dass nicht ausgegeben werden
könne, was man noch nicht habe.
Kreisrat Luxem sprach sich dafür aus, zu Projekten
„Nein“ zu sagen, wenn die Verschuldung mittel- bzw. langfristig reduziert
werden müsse. Er plädiere für eine konstante Kreisumlage.
Kreisrat Dr. Linduschka stellte hinsichtlich der
Äußerungen von Kreisrat Dr. Fahn fest, es sei darum gegangen, klar zu machen,
dass die kommunenfreundliche Politik der letzten Jahrzehnte beibehalten werde.
In seiner 19-jährigen Tätigkeit als Kreisrat habe er noch nie erlebt, dass
wichtige Investitionen gegen den Willen von nennenswerten Gruppierungen
durchgesetzt worden seien. Aus keiner der großen Fraktionen und auch nicht von Seiten
der Bürgermeister habe er große Proteste vernommen. Es habe sich immer um
kommunenfreundliche, sachbezogene Politik gehandelt.
Der Kreisausschuss lehnte sodann einstimmig den Antrag
der Kreistagsgruppe ödp/BLU ab.
Kreisrat Andre verlas sodann den Antrag der
CSU-Kreistagsfraktion vom 16.02.2009:
„Der Kreistag möge beschließen: Im Landratsamt wird
eine hauptamtliche Fachstelle zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements
eingerichtet. Diese Fachstelle hat insbesondere folgende Aufgaben:
- Sie
soll als neutrale und unabhängige Informations-, Beratungs- und
Servicestelle das gesamte bürgerschaftliche Engagement von bereits
bestehenden und aktiven Vereinigungen
und Zusammenschlüssen sowie interessierten und motivierten
Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis fördern, unterstützen und weiterentwickeln.
- Sie
vernetzt als Koordinationsstelle das vorhandene bürgerschaftliche
Engagement im Landkreis auf Landkreisebene.
- Sie
arbeitet mit den auf Landkreisebene bereits bestehenden Knotenpunkten
bürgerschaftlichen Engagements zum Beispiel in den Bereichen Kultur,
Sport, Selbsthilfe, Seniorinnen und Senioren, Palliativ-Hospiz, usw.
zusammen.“
Begründung: Im
Landkreis Miltenberg gibt es erfreulicherweise in den verschiedensten Bereichen
und unterschiedlichsten Formen ein sehr intensives und breit gefächertes
ehrenamtliches Engagement innerhalb und außerhalb von Vereinen, Verbänden und
Gruppen. Dieses gilt es, für die Zukunft nicht nur zu erhalten, sondern vor
allem mit Blick auf den demographischen Wandel, die gesellschaftlichen
Veränderungen sowie die sich daraus ergebenden, verändernden Bedürfnisse und
Wünsche der Menschen fortzuentwickeln. Auch muss auf gleichwertige
Lebensverhältnisse in allen Landkreisteilen hingewirkt werden. Die notwendige
Koordination und Unterstützung der unterschiedlichsten Formen
bürgerschaftlichen Engagements ist kreisweit auf Dauer nur von einer
hauptamtlichen Kraft zu leisten. Der Zeitpunkt der Einrichtung der Fachstelle
ist günstig, weil im bayerischen Doppelhaushalt 2009/2010 laut
Koalitionsvereinbarung eine Anschubfinanzierung für die Einrichtung von Koordinationsstellen
von Freiwilligenarbeit auf Landkreisebene bereitgestellt werden soll.
Kreisrat Scherf führte aus, dass die CSU-Fraktion mit
dem Antrag eine gute Absicht verfolge. Er wolle wissen, welche Aufgaben der
Landkreis diesbezüglich habe. Vernetzung sei zwar ein wichtiger Aspekt, doch
sei der Aufgabenbereich für eine Ganztagsstelle etwas dürftig. An Schulen gebe
es das Schulamt als Koordinationsstelle und einen im Aufbau befindlichen Arbeitskreis
für Schule und Wirtschaft, in welchem alle Schularten des Landkreises und die
gesamte Wirtschaft vertreten seien. Als funktionierendes Beispiel sei die WABE, ein seit 2008 bestehendes Freiwilligenzentrum
der Stadt Aschaffenburg, aufzuführen. Die Koordination finde dort auf
Stadtebene statt. Es interessiere ihn, ob diesbezüglich schon Berichte
vorliegen und wie die Vereine, Sozialverbände und die Bürgermeister zur im
Landratsamt Miltenberg geplanten Stelle stehen. Er stelle sich die Frage, ob eine solche
Stelle nicht besser auf kommunaler Ebene aufgehoben wäre.
Kreisrat Dr. Fahn lobte die Absicht der CSU-Fraktion. Kreisrat
Andre habe geäußert, er wolle keine anderen Organisationen tangieren, was aber
leider der Fall sei. Wie bekannt sei, gebe es seit kurzem eine Beratungsstelle
für Senioren und pflegende Angehörige (Geschäftsführer Hermann Hellmuth,
Vorstand: Gisela Zöller, Rüdiger Ehrhardt), in der 15 Träger mit eingebunden
seien, u.a. auch die Stiftung Altenhilfe. Als eigenes Projekt sei ein
Freiwilligenzentrum geplant. Dieses Modellprojekt, eines von 46 in der
Bundesrepublik, sei bereits für Bundesmittel beim Bundesministerium angemeldet
worden. In dieser Beratungsstelle sollen nicht nur Senioren und pflegende
Angehörige beraten werden; es ginge um ein breites Spektrum, wie z.B. auch um
Sport oder Umwelt. Er habe den Eindruck, dass mit einer Fachstelle im
Landratsamt Miltenberg Doppelstrukturen geschaffen werden und schlage ein
gemeinsames Gespräch mit den Verantwortlichen des Freiwilligenzentrums, welche
von den Absichten der CSU-Fraktion überrascht gewesen seien, vor.
Kreisrat Dr. Schüren führte aus, dass die SPD-Fraktion
dem Antrag nicht zustimmen werde, wenngleich er im Kern Gutes beabsichtige. Der
Antrag werde gestellt nach dem Motto „ Es gibt Geld – also lassen wir uns dazu
etwas einfallen“. Die Motivation sei demnach durch die Förderung entstanden.
Langfristig gesehen könne sich der Landkreis eine derartige Stelle nicht
leisten. Er wolle in diesem Zusammenhang an die jahrelangen Diskussionen über
die Einrichtung einer Gleichstellungsbeauftragtenstelle erinnern. Insbesondere
die Informationen des Kreisrats Dr. Fahn seien so gewichtig, dass alleine aus
diesem Grund nicht zugestimmt werden könne. Man sollte versuchen, das von
Kreisrat Dr. Fahn beschriebene Vorhaben zu beobachten und mit den
Verantwortlichen zu diskutieren. Im Zweifelsfall bei Notwendigkeit einer
zusätzlichen Stelle sei diese bei freien Trägern besser angesiedelt.
Kreisrat Dr. Linduschka sagte, er halte den Antrag der
CSU-Fraktion für einen guten Plan. Doppel- oder Parallelstrukturen sollten
vermieden werden. Außerdem dürfe bereits bestehenden Freiwilligen- und
Ehrenamtlichenorganisationen nicht vor den Kopf gestoßen werden. Eine Klärung
im Vorfeld sei unerlässlich.
Landrat Schwing führte aus, dass durch das Landratsamt
seit Jahren Teilbereiche (z.B.
Selbsthilfegruppen,
Seniorinnen/Senioren) gut abgedeckt worden seien. Er persönlich habe sich über Jahre hinweg
dagegen gewehrt, im Landratsamt eine Stelle anzusiedeln. In der Zwischenzeit
habe er sich eines Besseren belehren lassen, nachdem er sich bei anderen
Landkreisen informiert habe. Doppelstrukturen seien keinesfalls beabsichtigt;
das Betätigungsfeld sei enorm umfangreich. Im Landratsamt habe man den Vorteil,
an einer Stelle zu sitzen, bei der viele Fäden zusammenlaufen. Wenn er sehe,
wie viel ehrenamtlicher Einsatz in Zukunft benötigt werde, z.B. bei der
Feuerwehr, dann könne die Aufgabe nicht in z.B. einer Beratungsstelle für
Seniorinnen und Senioren angesiedelt werden.
Medizinaldirektor
Dr. Dittmeier wies darauf hin, dass es im letzten Quartal zahlreiche
Veröffentlichungen zu diesem Thema gegeben habe. Der Main-Kinzig-Kreis z.B. habe
stark ausgeprägte Ehrenamtagenturen mit 5 – 6 Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern. Erkundigungen
haben ergeben, dass die Stadt Aschaffenburg mit Hilfe des Vereins GlobalSozial
e.V. das Freiwilligenzentrum WABE mit 2 Vollzeitkräften betreibe. Zielrichtung sei die ganze Bandbreite bürgerschaftlichen
Engagements. Im Landratsamt Aschaffenburg gebe es seit März 2008 eine
Fachstelle für bürgerschaftliches Engagement mit Zielrichtung demographischer
Wandel und Senioren. Ein Protokoll der
Caritas vom 19.02. von einer Besprechung beim Landesnetzwerk Bürgerschaftliches
Engagement in Nürnberg, bei welcher Herr Konrad Schmitt, Vertreter der
Miltenberger Beratungsstelle, zugegen gewesen sei, verdeutliche, dass Ziel der
Freiwilligenagentur der Bereich Senioren
und Pflege sein sollte. Was im Landratsamt Miltenberg geplant sei, sei eine
übergeordnete Stelle zur Unterstützung und Stärkung anderer Stellen. Es sollen
zusätzliche Ressourcen gebunden werden, die durch Vernetzung auf Landkreisebene
allen zu Gute kommen, in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Vereinen. Das
Landratsamt sei als Schnittstelle am Besten geeignet.
Kreisrat
Dr. Fahn kritisierte, dass mit Herrn Hellmuth, Geschäftsführer, und Frau
Zöller, Vorsitzende, vorher nicht über diese Thematik gesprochen worden sei,
was im Vorfeld der jetzigen Beratungen sinnvoll gewesen sei. Im Gegenzug zu dem
Protokoll vom 19.02. könne er anführen, dass von den Verantwortlichen am 04.02.
in Großheubach ein Konzept vorgestellt worden sei, welches nicht nur auf Senioren
abziele, sondern generationsübergreifend tätig sein solle.
Kreisrat
Dr. Schüren stellte sodann einen Antrag zur Geschäftsordnung und bat darum, den
Antrag der CSU-Fraktion zurückzustellen, um in Ruhe über dieses wichtige Thema
diskutieren zu können.
Der
Kreisausschuss lehnte den von Kreisrat Dr. Schüren gestellten Antrag mit
Stimmenmehrheit ab.
Kreisrat
Andre ergänzte, dass der Zweck des Antrages der sei, eine Stelle im Haushalt zu
schaffen. Das Landratsamt Miltenberg solle mit den Verantwortlichen des
Freiwilligenzentrums Kontakt aufnehmen.
Landrat
Schwing schlug vor, eine Vertreterin/einen Vertreter des Landesnetzwerkes
Bürgerschaftliches Engagement, Nürnberg, zur Beratung in eine Sitzung des
Kreisausschusses oder Kreistages einzuladen. Auch bei dieser Organisation sei
man der Meinung, dass Fachstellen zur Förderung des bürgerschaftlichen
Engagements bei öffentlichen neutralen Stellen eingerichtet werden sollten.
Kreisrat
Stappel bemerkte, dass der Bedarf für eine Fachstelle gegeben sei. Durch eine
Vernetzung dürfte die Gefahr des Wettbewerbs ausgeschlossen werden. Wichtig
sei, Menschen aus allen Bevölkerungsschichten zu beraten.
Kreisrat
Dr. Linduschka wies darauf hin, dass alle Ausgaben gut überlegt sein müssen.
Eine neue Stelle im „Hauruckverfahren“, ohne vorherige Absprache mit bereits bestehenden
Einrichtungen zu schaffen, habe es in seiner bisher 19-jährigen Amtszeit als
Kreisrat noch nicht gegeben. Rein sachlich sei der Vorschlag nicht tragbar.
Landrat
Schwing antwortete, dass das, was Kreisrat Dr. Linduschka behaupte, nicht
zutreffe. Als aktuelles positives Beispiel könne er die Schaffung einer Stelle
für Familienangelegenheiten aufführen, zu der es anfangs ebenfalls keine
konkrete Stellenbeschreibung gegeben habe. Es sollen keine Doppelstrukturen
aufgebaut werden und es soll keine Stelle geschaffen werden, die anderen die
Arbeit wegnehme. Er stelle sich eine Kopfstelle vor, die koordiniere und andere
anstoße und mit der eine Menge bewegt werden könne.
Kreisrat
Bieber schlug vor, das Haushaltsrechtliche vom Fachlichen zu trennen.
Haushaltsrechtlich solle die beantragte
Stelle im Stellenplan eingestellt werden. Weiterhin solle die tatsächliche,
konkrete Einrichtung erst nach Absprache mit den Betroffenen, unter Berücksichtigung
aller vorgetragenen Probleme und Vorhandensein aller Voraussetzungen
eingerichtet werden. Dem CSU-Antrag solle folgender Satz vorausgestellt werden:
„Zur Vorbereitung einer solchen Stelle erfolgt im Stellenplan eine Ausweisung“.
Landrat
Schwing befürwortete diese Vorgehensweise und wies darauf hin, dass nur
Stellen, die noch nicht existieren, gefördert werden und erst nach Genehmigung
des Haushaltes eine Förderung beantragt werden könne.
Kreisrat
Dr. Schüren erklärte sich mit dem Vorschlag von Kreisrat Bieber insofern
einverstanden, dass festgehalten werden müsse, dass bei Nichtförderung die
Stelle nicht besetzt werde.
Der
Kreisausschuss fasste sodann mit Stimmenmehrheit folgenden Beschluss:
Zur
Vorbereitung der Einrichtung einer hauptamtlichen Fachstelle zur Förderung des
bürgerschaftlichen Engagements im Landkreis Miltenberg erfolgt im Stellenplan
eine Ausweisung. Die Stelle wird nur
dann besetzt, wenn sie bezuschusst wird.
Einstimmig empfahl der Kreisausschuss abschließend dem
Kreistag, den Haushaltsplan 2009 unter Zugrundelegung einer Kreisumlage von 44
% zu verabschieden.