Tagesordnungspunkt
TOP Ö 1: Eröffnung der Sitzung durch Herrn Landrat Roland Schwing
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 02.05.2008 KT/041/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat
Schwing führte folgendes aus:
„Ich
erkläre hiermit die erste Sitzung des Kreistages Miltenberg der siebten
Wahlperiode seit Gründung des Landkreises Miltenberg für eröffnet und heiße Sie
herzlich willkommen.
Diesen
Willkommensgruß entbiete ich in gleicher Weise allen Kreisrätinnen und
Kreisräten, welche durch die Entscheidung der Wähler erneut in die Verantwortung
berufen wurden wie auch jenen Kollegen, die erstmals dem Kreistag angehören. Ihnen
allen wünsche ich ein erfolgreiches Wirken zum Wohle unseres Landkreises
Miltenberg!
Ich
stelle fest, dass der Kreistag heute beschlussfähig ist; es hat sich kein
Mitglied entschuldigt.
Meine
sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben mit der Wahl am 02. März 2008 das
Vertrauen der Bevölkerung erneut oder neu erhalten und stehen somit für die
Dauer von sechs Jahren in der Pflicht gegenüber den Wählern und in der Pflicht
gegenüber dem Landkreis in seiner Gesamtheit. Sie haben die Aufgabe, gemeinsam
Heimat zu gestalten. Kommunalpolitik ist Politik für die Menschen und mit den
Menschen unserer Gemeinden im Landkreis.
Es
geht darum, unsere Bürgerinnen und Bürger aktiv zu beteiligen und in die
Verantwortung für ihr unmittelbares Lebens- und Wohnumfeld einzubeziehen. Alle
Erfahrungen zeigen: Das vertraute Umfeld bedeutet den Menschen sehr viel. Sie
fühlen sich dort geborgen und spüren Halt. Dies gilt um so mehr, als unsere
Welt immer unübersichtlicher und komplizierter wird.
Als
Garanten für Selbstverantwortung, Bürgernähe, soziales Miteinander und
Transparenz haben die Kommunen und die Landkreise eine entscheidende Funktion.
Wir verkörpern den für uns so wichtigen Aufbau der Demokratie von unten nach
oben. Deshalb ist es wichtig, die kommunale Selbstverwaltung zu bewahren, zu
stärken und auch auszubauen.
Die
zu Ende gegangene Legislaturperiode war nicht einfach. Besonders in den ersten
Jahren war die finanzielle Situation sehr angespannt. Erst in den beiden
letzten Jahren hat sich die Situation gebessert. Dennoch war es eine Periode
mit „Weichenstellungen für die Zukunft“. Diesen Auftrag gilt es nun zu erfüllen
und fortzuführen.
Die
Bildungspolitik, die Sozialpolitik mit einem besonderen Augenmerk für die
Familien und natürlich auch die Wirtschaftspolitik werden die Schwerpunkte der
kommenden sechs Jahre sein.
Seit
der Gebietsreform im Jahre 1972 hat sich der Landkreis Miltenberg zu einer
harmonischen Einheit entwickelt. Wir
müssen aber immer darauf achten, dass wir die uns gestellten Aufgaben
pflichtbewusst und sorgfältig erledigen und damit nie den Anschluss an die
notwendigen Entwicklungen der Gegenwart versäumen. Deshalb gehört es dazu,
unsere ehrgeizigen Pläne im Bereich des Schulbauprogrammes konsequent
fortzuführen. Insbesondere müssen wir unsere Berufsschulstandorte erhalten.
Unser
Augenmerk muss allen gesellschaftlichen Gruppen, den Jugendlichen, den Familien
und den Senioren in gleicher Weise gelten, damit diese in einem harmonischen
Umfeld leben und sich entfalten können.
Die
Globalisierung und der damit einher gehende Wettbewerb der Regionen fordern von
uns eine noch aktivere Rolle. Wir müssen deshalb unsere Kräfte bündeln, weil
wir nur gemeinsam stark genug sind, unsere Interessen durchzusetzen. Bei
unseren Aktionen ist unser Zielgebiet besonders das Rhein-Main-Gebiet. Dabei
wollen wir unsere Identität als bayerische High-Tech-Region mit hoher
Lebensqualität nicht verlieren.
Wir
sind eine Region mit hohem touristischem Potential, dessen Vermarktung noch
weiter intensiviert werden muss. Den eingeschlagenen Weg mit der Optimierung
unserer Tourismus- und Marketingstrukturen müssen wir konsequent fortführen.
Wir
müssen uns weiter auf die Auswirkungen der demographischen Entwicklung
vorbereiten und ausreichend Möglichkeiten für Jung und Alt schaffen. Der Schutz
der Umwelt ist und bleibt unsere Aufgabe und unser Ziel. Der Schutz unserer
schönen Natur in Odenwald, Spessart und Maintal, die Pflege der Wälder müssen
unser gemeinsames Anliegen sein.
Auch
der verstärkte Einsatz regenerativer Energien und die Zusammenarbeit mit der
neu gegründeten EngergieAgentur Miltenberg werden zu unseren Aufgaben gehören.
Einen
neuen Weg beschreiten wir mit unserer Bewerbung für das EU-Förderprogramm
LEADER in ELER. Ziel des Programmes ist die Stärkung des ländlichen Raumes. Das
Programm soll insbesondere für die Belange von Tourismus, Natur und Umwelt,
Wirtschaft, Kultur und Soziales Zukunftsperspektiven aufzeigen.
Dies
ist nur ein kleiner Ausschnitt. Sie sehen, eine Fülle von Aufgaben wird uns die
nächsten sechs Jahre begleiten.
Gestatten
Sie mir auch einige Worte zu unserer Arbeit und zu unserem Selbstverständnis.
Unsere neuen Mitglieder werden, wie es die Landkreisordnung vorschreibt,
anschließend einen Eid sprechen. Vielleicht haben Sie schon einmal darüber
nachgedacht, warum unseren Bundestags- und Landtagsabgeordneten keine solche
Verpflichtung auferlegt ist. Die Antwort ist folgende: Bundestag und Landtag
sind Parlamente und damit von der lateinischen Wortbedeutung her
Aussprachegremien und vom Recht her Gesetzgebungsorgane. Gemeinderat und
Kreistag dagegen sind ihrem Wesen nach Verwaltungsorgane und ihre Mitglieder
leisten diesen Eid bzw. dieses Gelöbnis wie es auch Bürgermeister, Landräte
bzw. Landes- und Bundesminister tun. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie
Verwaltungsaufgaben korrekt und unparteiisch zum Wohle des Ganzen zu erfüllen
haben. Deshalb kann es im Kreistag keine Regierung und Opposition geben. In
einem Verwaltungsorgan ist nicht Opposition, sondern konstruktive, auch
kritische Zusammenarbeit gefordert. Darum bitte ich Sie sehr herzlich.
Dem
Kreistag gehören 19 „Neulinge“ an und 41 „vielfach lang gediente
Kommunalpolitiker“. Dies ist ein Wechsel, bei dem sich fast ein Drittel des
Kreistages verändert. Dieser Wechsel ist zugleich aber auch wieder eine Chance
und eine Herausforderung, die Arbeit mit neuen Gedanken und neuen Ideen zu
bereichern.
Es
ist schon Tradition, dass Vertreter
übergeordneter Organe auch im Kreistag vertreten sind. Vom Bezirkstag sind wir
mit Frau Ellen Eberth und Herrn Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel vertreten.
Eine ebenfalls zweifache Vertretung haben wir im Bayerischen Landtag mit Herrn
MdL Berthold Rüth und Herrn MdL Dr.
Heinz Kaiser. Herr MdB Wolfgang Zöller ist
unser Repräsentant im Bundestag. Also fünf Damen und Herren tragen überörtliche
Verantwortung und stellen quasi die Vernetzung zu den anderen politischen Ebenen
dar. Ich meine, das ist gut so und so
bietet sich die Chance, unsere Probleme auch auf die überörtliche Ebene
transportieren zu können. Ich möchte aber auch darum bitten, dass Sie nicht im
Umkehrschluss die überörtlichen Probleme in den Kreistag transportieren.
Aber
auch die nachgeordneten Ebenen der Gemeinden sind in unserem Kreistag
ausreichend vertreten. Eine Vielzahl von Gemeinderäten und natürlich auch von Bürgermeistern
gehören dem Kreistag an. Damit werden bei allen Entscheidungen auch die Auswirkungen
auf unsere 32 Städte, Märkte und Gemeinden bedacht und insbesondere auch deren
Finanzlage bei Entscheidungen angemessen berücksichtigt. Ich weiß, dass dies eine
besondere Herausforderung für die Kreisräte und Bürgermeister darstellt. Sie
tragen auf ihren Schultern eine doppelte Last: die Interessen ihrer Gemeinde
und des Kreistages. Bisher haben sie dies bis auf wenige Ausnahmen gut gelöst.
Ich wünsche mir, dass das auch so bleibt.
Lassen
Sie mich noch einige Anmerkungen zur praktischen Arbeit machen:
1. Der Kreistag kann seine Aufgaben nur erfüllen, wenn er
ein informierter Kreistag ist. Von Seiten der Verwaltung haben wir nichts
geheim zu halten, auch nicht unsere Fehler. Wir wollen Sie in dem Umfang
informieren, wie es zu einer sachgerechten Entscheidung möglich und nötig ist.
Haben Sie aber auch Verständnis dafür, dass wir aus dem Grundsatz eines
sparsamen Umgangs mit Ressourcen nicht Papier produzieren wollen, welches von
den meisten dann doch nicht gelesen wird. Eine wirkungsvolle Hilfe bietet dazu
unser Kreistagsinformationssystem. Für die Bürger soll die Arbeit des Kreistages
durch das neue Bürgerinformationssystem transparenter werden.
Wenn Sie Fragen haben, oder
Informationen brauchen, stehen Ihnen jene Sachbearbeiter zur Verfügung, welche
die Tagesordnungspunkte vorbereitet haben. Anfragen vor der Sitzung vermeiden
Fragen in der Sitzung und tragen zu einer schnelleren Abwicklung bei.
2. In einer großen Landkreisverwaltung und den
kreiseigenen Einrichtungen arbeiten auch nur Menschen mit allen
Unvollkommenheiten und Unzulänglichkeiten. Wenn Sie von Dingen erfahren, die
nicht in Ordnung sind oder von denen Sie annehmen, dass Sie nicht in Ordnung
sind, sollten Sie dies den Landrat, als den zuständigen Dienstvorgesetzten
wissen lassen und nicht zuerst an die Presse gehen. Ich sichere Ihnen zu, dass
ich solchen Beschwerden nachgehen werde.
3. Lassen Sie mich auch an die Verschwiegenheitspflicht
bei nicht öffentlichen Sitzungen, vor allem in Personal- und
Vergabeangelegenheiten erinnern. Es sollte uns nicht der Vorwurf treffen, dass
die nicht öffentlichen Sitzungen in Wirklichkeit die öffentlichen sind.
Leidvolle Erfahrungen aus der Vergangenheit sollten uns dies mahnend lehren.
4. Insgesamt 420 Kandidaten haben sich um die 60
Kreistagsmandate beworben. Es ist also ein großes Interesse an der
kommunalpolitischen Arbeit festzustellen. Nachdem Sie nun das Wählervertrauen
gewonnen haben, liegt es an Ihnen, dieses Vertrauen durch eine gute Präsenz im
Kreistag umzusetzen. Nehmen Sie deshalb ihre Präsenzpflicht ernst. Wir geben
langfristig Termine bekannt, planen Sie Ihre Teilnahme ein und halten Sie vor
allem an den Sitzungstagen auch den späten Nachmittag und den frühen Abend von
anderen Verpflichtungen frei. Jede Kreistags- oder Ausschuss-Sitzung kann
länger dauern als es ursprünglich geplant war und es wäre verhängnisvoll,
müsste eine Sitzung wegen Beschlussunfähigkeit vorzeitig beenden werden.
Unentschuldigtes Fehlen wird von mir zukünftig nicht mehr toleriert werden.
Lassen
Sie mich noch einmal zum Abschluss meinen Wunsch für eine gute und konstruktive
Zusammenarbeit aussprechen und Sie einladen, alles in Ihrer Kraft Stehende zu
tun, damit wir in den nächsten sechs Jahren den Landkreis Miltenberg gemeinsam
weiter nach vorne bringen können.“