Tagesordnungspunkt
TOP Ö 8: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2008 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 13.03.2008 KA/039/2008 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing wies darauf hin, dass der Landkreis
Miltenberg einer der ersten Landkreise Bayerns sei, der einen Doppik-Haushalt
erstelle. Er danke allen daran Beteiligten, besonders den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Kreiskämmerei und der Revision, die alle Umstellungsarbeiten
ohne Einschaltung eines externen Beratungsbüros durchgeführt hätten. Alle
Vertreter der Politik werden dieses Jahr wohl noch nicht die Vorteile erkennen,
aber im nächsten Jahr werde es bestimmt mehr Transparenz geben. Es müsse aber
auch deutlich gesagt werden, dass die Doppik keinen Euro mehr in die Kreiskasse
bringen werde, aber auf Dauer werde es mehr Transparenz und
Steuerungsmöglichkeiten geben. Die Verwaltung könne heute noch keine Bilanz
vorlegen. Die Bilanz werde voraussichtlich noch im 1. Halbjahr 2008 fertig
gestellt und anschließend vorgestellt werden.
Der Haushalt 2008 könnte die Überschrift
„Unspektakulär und erfreulich“ tragen. Er komme schon zum wiederholten Male
ohne Netto-Neuverschuldung aus und das trotz einer beabsichtigten Umlagesenkung
von 1,5 %. Mit dem Presseartikel, wonach nur eine kleine Umlagesenkung erfolgen
soll, könne man deshalb nicht einverstanden sein. Tatsache sei vielmehr, dass
der Landkreis Miltenberg dieses Jahr die größte Umlagesenkung in ganz
Unterfranken vornehmen werde und dies trotz hoher Investitionen in Schulen und
Kreisstraßen.
Angesichts der vorliegenden Anträge müsse jedoch
deutlich darauf hingewiesen werden, dass der Landkreis Miltenberg nach wie vor
nicht im Geld schwimme. Die Einnahmenseite habe sich zwar verbessert, aber die
finanzielle Situation sei noch so lange angespannt, bis ein Haushalt ohne
Verschuldung verabschiedet werden könne. Sparsame Haushaltsdisziplin sei
Voraussetzung dafür, dass die geplanten Investitionen im Schul- und
Straßenbereich ohne Umlageerhöhung bewältigt werden können. Wenn sich die
Konjunktur in einigen Jahren ändere, werde der Landkreis Miltenberg auch von
der sinkenden Steuerkraft betroffen sein. Wenn dann die Hausaufgaben nicht
gemacht seien, werde es Probleme geben. Die erfreulichen Ausgaben im
Jugendhilfebereich seien nicht nur der guten Konjunktur, sondern auch
vorbeugenden Maßnahmen zu verdanken. Dies könne sich in den kommenden Jahren
ändern und darauf müsse man vorbereitet sein.
Landrat Schwing appellierte sodann an alle
Kreistagsmitglieder, dem Versuch zum Geldausgeben zu widerstehen. Dies wäre das
falsche Signal mit verheerenden Folgen. Der Haushaltsentwurf 2008 sei
traditionsgemäß bereits mit den Fraktionsvorsitzenden, den Vertretern des
Bayerischen Gemeindetages sowie den einzelnen Fraktionen des Kreistages und dem
Kreiskämmerer beraten worden. Für heute seien keine Haushaltsreden, sondern nur
die Detailberatung, die Behandlung der vorliegenden Anträge sowie die Fassung
eines Empfehlungsbeschlusses an den Kreistag vorgesehen. Im Kreistag am
19.03.2008 stehe nach den Reden der Fraktionsvorsitzenden die Verabschiedung
des Haushaltsplanes 2008 an.
Kreisrat Dr. Fahn wies darauf hin, dass 6,4 Mio. € an
Rücklagen zur Verfügung stehen und 52,3 Mio. € für Schulinvestitionen
erforderlich seien. Er fragte, ob die Möglichkeit bestehe, die Rücklagen zu
reduzieren und so den Schuldenstand zu vermindern.
Verwaltungsoberamtsrat Straub stimmte zu, dass mit 6
Mio. € aus der Rücklage Kredite (alle zwischen 2,9 % und 3 %) getilgt werden
könnten. Nachdem die Rücklagen des Landkreises mit 4,5 % bis 4,7 % verzinst
seien, würde das bedeuten, dass gut ausgehandelte Darlehen getilgt werden und
wenn im Jahr 2009 im Schulzentrum Elsenfeld Maßnahmen in Höhe von 7 Mio. €
anstehen, diese über Kredite finanziert werden müssten. Es sei aber nicht
bekannt, wie hoch dann die Kreditzinsen seien.
Landrat Schwing bemerkte, dass bereits
Sanierungsmaßnahmen verschoben worden seien. Würde der Idee von Kreisrat Dr.
Fahn entsprochen, gäbe es keine Möglichkeit mehr zu reagieren. Nach Meinung von
Landrat Schwing sei der eingeschlagene Weg richtig.
Auf Befragen von Kreisrat Dr. Schüren teilte
Verwaltungsoberamts Straub mit, dass der Kassenbestand an liquiden Mitteln zum
02.01.2008 18,880.000,00 € (Rücklage und Sonderrücklage Abfallwirtschaft)
betragen habe.
Bezüglich der vorliegenden Anträge entschied der
Kreisausschuss sodann wie folgt:
1. Antrag der Fraktion Freie Wähler vom
26.02.2008: „Der Landkreis Miltenberg leistet einen Beitrag zur kommunalen
Familienpolitik, indem Familien ab der Geburt des dritten Kindes einen
finanziellen Zuschuss von 200,00 € pro Kind erhalten (ab 02.04.2008).“
Landrat Schwing erklärte
zu diesem Antrag, dass der Landkreis Miltenberg hier nicht zuständig sei,
sondern der Bund bzw. der Freistaat Bayern. Würde der Kreisausschuss dem Antrag
stattgeben, wäre das eine freiwillige Leistung. Mit Bürgermeister Berninger,
dem Vorsitzenden des Bayerischen Gemeindetages, Kreisverband Miltenberg, sei
kürzlich darüber gesprochen worden, dass Familien mit Kindern Probleme mit der
Beseitigung von Windeln hätten. Er beabsichtige daher, in der nächsten Sitzung
des Ausschusses für Natur- und Umweltschutz am 31.03.2008 beschließen zu
lassen, dass Familien für Kinder bis zum Alter von zwei Jahren sowie
Pflegefälle kostenlose Windelsäcke erhalten. Im Landkreis Miltenberg gebe es
bereits eine Gemeinde, die dies praktiziere. Es sei auch bereits abgesprochen,
dass sich die beteiligten Gemeinden und der Landkreis Miltenberg die Kosten
dafür teilen. Nach Meinung von Landrat Schwing könne damit außerhalb des
Gebührenhaushaltes das Problem von Familien mit Kleinkindern gelöst werden.
Kreisrat Dr. Fahn
erklärte, dass er den vorliegenden Antrag trotz dieser positiven Idee aufrecht
erhalte, weil alles unternommen werden müsse, um den Landkreis Miltenberg
familienfreundlich zu gestalten. Aufgrund der bestehenden Haushaltslage seien
die dafür entstehenden Kosten verantwortbar.
Kreisrat Andre sprach
sich für die Zustimmung zum Vorschlag von Landrat Schwing aus. Dieser Vorschlag
berücksichtige nämlich das erste und zweite Kind einer Familie.
Selbstverständlich müsse noch weiter überlegt werden, wie Familien mit Kindern
gefördert werden können.
Kreisrat Scherf hielt den
Vorschlag, Familien kostenlos Windelsäcke zur überlassen für gut, hielt aber
auch den Antrag der Freien Wähler als sinnvoll. Dieser Antrag setze dort an, wo
ein großes Problem bestehe, nämlich bei größeren Familien. Die Zustimmung zum
vorliegenden Antrag hätte auch Signalwirkung, dass der Landkreis Miltenberg kinderfreundlich
sei.
Kreisrat Dr. Schüren
sagte, er sei nicht der Meinung, dass der Betrag von einmalig 200,00 € die
Geburtenrate steigern könne. Den Vorschlag von Landrat Schwing halte er für
sinnvoll, er müsse jedoch wegen des Effekts mit den Bürgermeistern anlässlich
der nächsten Dienstbesprechung erörtert werden.
Kreisrätin Weitz sprach
sich gegen die Antrag der Freien Wähler aus und sagte, es sei wichtig, die
Rahmenbedingungen familienfreundlich zu gestalten und die Städte und Gemeinden
einzubinden.
Nach Meinung von Kreisrat
Ripperger müsse sich der Landkreis Miltenberg auf die Förderung sozial
schwacher Familien konzentrieren. Der Antrag der Freien Wähler ziele auf das
dritte Kind einer Familie ab. Würden einer sozial schwachen Familie, die Hartz
IV-Leistungen beziehe für das dritte Kind 200,00 € gewährt, würde ihr dieser
Betrag angerechnet, während eine Familie mit geregeltem Einkommen den Betrag
behalten dürfte. Er schlage daher vor, ein Paket für sozial schwache Familien
zu schnüren.
Kreisrat Andre sagte, es
stimme, dass die Familienfreundlichkeit gefördert werden müsse. Was Kreisrat
Ripperger vorgeschlagen habe, halte auch er für sinnvoll.
Kreisrat Dr. Fahn
bemerkte, dass der Vorschlag von Kreisrat Ripperger zwar überlegenswert sei, er
den vorliegenden Antrag aber nicht zurückziehen könne.
In der daraufhin
erfolgten Abstimmung lehnte der Kreisausschuss den Antrag der Freien Wähler mit
Stimmenmehrheit ab und empfahl dem Ausschuss für Natur- und Umweltschutz zu
beschließen, dass gemeinsam mit den Städten und Gemeinden an Familien mit
Kindern unter zwei Jahren und Pflegefälle kostenlos Windelsäcke ausgegeben
werden.
2. Antrag der Fraktion Freie Wähler vom
28.02.2008: „Das Selbsthilfe- und Beratungszentrum für Frauen (SEFRA) führt
zumindest einmal pro Woche im Raum Miltenberg (z.B. in der Stadt Miltenberg)
einen Beratungstag durch. Der Landkreis Miltenberg unterstützt dies mit einem
Betrag von bis zu 10.000,00 € im Jahr.
Verwaltungsoberamtsrat
Straub gab die diesbezügliche Stellungnahme der Fachbehörde bekannt, wonach
kein Bedarf bestehe, im Raum Miltenberg SEFRA-Beratungstage durchzuführen. Die
Verwaltung schlage daher die Ablehnung des vorliegenden Antrages vor.
Kreisrat Dr. Fahn
berichtete, dass die Freien Wähler vor Ort gewesen seien und erfahren hätten,
dass im Raum Miltenberg sehr wohl Beratungsbedarf bestehe. Viele Frauen aus dem
Raum Miltenberg möchten ein Beratungsgespräch, der Wunsch werde aber aus den
verschiedensten Gründen nicht umgesetzt. Nachdem im letzten Jahr bei SEFRA in
Aschaffenburg 400 Telefongespräche von Frauen aus dem Raum Miltenberg
eingegangen seien, werde beantragt, auch in Miltenberg SEFRA-Beratungstage
durchzuführen.
Landrat Schwing bemerkte,
dass der Landkreis Miltenberg SEFRA seit vielen Jahren unterstütze. Derartige
Einrichtungen können jedoch nicht in kleinen Städten angesiedelt sein, sondern
benötigen Anonymität. Wenn SEFRA allerdings der Meinung sei, dass auch im Raum
Miltenberg Beratungstage durchgeführt werden müssen, müssen die drei Gebietskörperschaften
darüber sprechen, wie die Finanzierung geregelt werden soll.
Kreisrätin Weitz
berichtete, dass sie in engem Kontakt mit SEFRA stehe. Sie wies darauf hin,
dass die Arbeiterwohlfahrt (AWO) bereits Erfahrungen mit Frauen in
Notsituationen habe. Wenn bei der AWO im Landkreis Miltenberg dafür eine Stelle
geschaffen werden könnte, könnte den betroffenen Frauen besser geholfen werden
und die Kosten dafür wären geringer. Ihrer Erfahrung nach bevorzugen Frauen,
die eine Beratungsstelle aufsuchen müssen, die Anonymität.
Kreisrat Scherf sprach
sich für die Zustimmung zum Antrag der Freien Wähler aus. Der Telefonkontakt
zeige, dass Frauen aus dem Raum Miltenberg verstärkt Beratung benötigen.
Landrat Schwing sollte daher beauftragt werden, mit Vertretern von Stadt und
Landkreis Aschaffenburg ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten.
Kreisrat Ripperger
meinte, wenn SEFRA keinen Bedarf sehe, könne der Landkreis Miltenberg nicht
tätig werden. Seitens des Landkreises Miltenberg könne erst gehandelt werden,
wenn SEFRA ein Konzept vorlege und die Vertreter der drei Gebietskörperschaften
darüber verhandelt haben.
Auf Vorschlag von Landrat
Schwing beauftragte der Kreisausschuss das zuständige Fachreferat im
Landratsamt Miltenberg, mit Vertretern von Stadt und Landkreis Aschaffenburg
sowie SEFRA zu beraten, ob Beratungstage für Frauen im Raum Miltenberg
notwendig sind.
3. Antrag der Fraktion Freie Wähler vom
27.02.2008: „Jeder Bürger des Landkreises Miltenberg kann ein Kfz-Kennzeichen
bei Online-Beantragung kostenlos erhalten.“
Verwaltungsoberamtsrat
Straub teilte mit, dass es hier um staatlich festgelegte Gebühren gehe, die der
Landkreis Miltenberg nicht ändern könne.
Kreisrat Dr. Fahn stimmte
dieser Aussage zu, wies aber darauf hin, dass der Begriff „Wunschkennzeichen“
interpretierbar sei. Und was im Landkreis Würzburg möglich sei, müsste auch im
Landkreis Miltenberg realisierbar sein.
Landrat Schwing bemerkte,
dass der Kreisausschuss, egal was er beschließe, keinen Einfluss auf die
Kfz-Gebühren habe. Außerdem seien diese Gebühren eine gute Einnahmequelle für
den Landkreis Miltenberg. Landrat Schwing bat daher Kreisrat Dr. Fahn, den
vorliegenden Antrag zurückzuziehen.
Nachdem Kreisrat Dr. Fahn
erklärt hatte, dass er den Antrag nicht zurückziehe, lehnte der Kreisausschuss
den Antrag in der daraufhin erfolgten Abstimmung mit Stimmenmehrheit ab.
4. Antrag auf Optimierung der Tourismus- und
Marketingstrukturen im Landkreis Miltenberg - finanzielle Beteiligung im Jahr
2008 ff: Erhöhung des Zuschusses von 104.462,00 € incl. Personalkosten auf
141.312,00 € ohne Personalkosten
Bei Nichtbeteiligung von
Kreisrat Bieber (Vorsitzender des Vereins Mainland Miltenberg – Churfranken
e.V.) an der Abstimmung erklärte sich der Kreisausschuss auf Vorschlag von Landrat
Schwing mit der beantragten Erhöhung des Zuschusses zur Optimierung der
Tourismus- und Marketingstrukturen im Landkreis Miltenberg einstimmig
einverstanden.
Einstimmig empfahl der Kreisausschuss abschließend dem
Kreistag, den Haushaltsplan 2008 unter Zugrundelegung einer Kreisumlage von 44
% zu verabschieden.