Tagesordnungspunkt
TOP Ö 7: Beratung und Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2007 des Landkreises Miltenberg
Bezeichnung | Inhalt |
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Sitzung: | 05.03.2007 KT/028/2007 |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Landrat Schwing führte folgendes aus:
„Zum
Bilanzstichtag standen den wachsenden Schulden und sonstigen Verbindlichkeiten
des Landkreises endgültig keine Vermögenswerte mehr gegenüber. Das Eigenkapital
ist vollständig aufgebraucht – so die Prüfer – und verweisen auf einen
ungedeckten Fehlbetrag von fast 6 Mio. €. Handelsrechtlich stellt dieser
Umstand den Sachverhalt der bilanzierten Überschuldung dar, konstatieren sie
und fahren ebenso nüchtern fort, dass es dafür keine Konsequenzen gibt: Ein
Insolvenzverfahren über das Vermögen des Landkreises ist unzulässig, so die
Rechtslage.
Das
Verschuldungstempo des Landkreises hat das nicht beeinflusst. Um zumindest 30
Mio. € jährlich wird der Schuldenberg des Landkreises erhöht. Die kumulierten
Fehlbeträge des Landkreises belaufen sich schon auf 180 Mio. €. Am Kreditmarkt
steht der Landkreis mit rd. 340 Mio. € in der Kreide, aus Leasingverträgen und
anderen Verbindlichkeiten sind 150 Mio. € abzutragen und das
Kassenkreditvolumen wird sich im Jahr 2007 auf 225 Mio. € ausweiten.“
Bevor
Ihnen von noch weiteren Zahlen vielleicht schwindlig werden sollte, möchte ich
an dieser Stelle mit meinem Zitat aus einem Bericht der FAZ vom 12.12.2006 über
die Haushaltsituation eines hessischen Landkreises schließen: Die Zahlen sind
Realität, aber zum Glück nicht bei uns. Aber wir werden ab dem nächsten Jahr
die Doppik einführen und dann auch einen noch klareren Blick auf unsere
Finanzsituation haben. Dieser alarmierende Bericht muss uns warnen. Wir müssen unseren
Haushalt äußerst diszipliniert planen und uns dabei bewusst sein, dass die
nachfolgenden Generationen nicht übermäßig belastet werden dürfen. Die
Jahreshaushalte müssen mittelfristige Perspektiven schaffen, was wir mit dem
Etat 2007 auch überzeugend tun. Aber wichtig ist dabei eine strenge
„Disziplin“.
Wir
dürfen uns auch nicht täuschen lassen von den guten wirtschaftlichen
Nachrichten, die sich in den vergangenen Monaten nahezu überschlagen haben. Ich
möchte an dieser Stelle einen Blick auf den Bund werfen. Danach sinkt das
deutsche Staatsdefizit mit atemberaubendem Tempo. Nach den neuen Zahlen der
amtlichen Statistiker lag dieses bezogen auf die gesamtwirtschaftliche Leistung
nur noch bei 1,7 %. Das ist erfreulich, insbesondere mit Blick auf die
Maastricht-Kriterien. Doch sollte über die Freude darüber nicht vergessen
werden, dass damit nur der halbe Weg geschafft ist. In Zeiten der
Hochkonjunktur sind der Staat und auch die Kommunen gefordert,
Überschüsse zu erzielen, um für schlechtere Zeiten gewappnet zu sein. Wie
schnell sich das Blatt wenden kann, haben wir ja in den vergangenen Jahren
immer wieder erleben können.
Zur
Jahrtausendwende war die deutsche Defizitquote noch niedriger, doch mit dem
Aufschwung durchbrach Deutschland binnen zweier Jahre die von ihm selbst zum
Schutz des Euro durchgesetzte Defizitobergrenze. Die Finanzminister kamen mit
dem Sparen nicht mehr nach, so dass die Defizite und die Schuldenstände immer
weiter anwuchsen. Meine Erkenntnis daraus ist, dass die Probleme der
öffentlichen Haushalte vielfach in der Hochkonjunktur geschaffen werden.
Deshalb darf die Disziplin nicht nachlassen und muss das oberste Gebot bei der
Haushaltsführung sein.
Der
Kreishaushalt ist das Fundament und der Perspektivengeber für die nächsten
Jahre. Deshalb müssen wir uns mit den Zukunftsperspektiven für unseren Landkreis
und unsere Region beschäftigen.
Visionen
für die Zukunft
Es
ist heute eine gute Gelegenheit, noch
einmal zu verdeutlichen, dass wir uns in einem globalen Wettbewerb befinden und
einen Strukturwandel zu bewältigen haben.
Handlungsbedarf aufgrund
negativer Beschäftigungsdynamik
Wie in anderen Regionen
auch, vollzieht sich am Bayerischen Untermain seit Jahren ein tief greifender
Strukturwandel. Besonders sichtbar wird dies bei der Bekleidungsindustrie, die
über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten von ca. über 20.000 Beschäftigten
auf ca. 2.000 Beschäftigte geschmolzen ist. Bislang hat der Strukturwandel zwar
noch nicht zu bruchartigen Verwerfungen in der Wirtschaftsstruktur geführt, die
Region steht jedoch weiterhin in einem starken Wettbewerb mit Standorten, die
wesentlich günstigere Kostenstrukturen aufweisen können. Dies betrifft den
Bayerischen Untermain insbesondere als Region, die einen sehr hohen Anteil
sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in der Industrie und im produzierenden
Gewerbe hat. Gerade in diesem Sektor kam es zum Abbau heimischer Arbeitsplätze.
Zwar wurden im Dienstleistungssektor Arbeitsplätze geschaffen, diese konnten
allerdings in den vergangenen Jahren den Verlust an Arbeitsplätzen im
sekundären Sektor nicht kompensieren. Die stark industriell- und
produktionsorientierte Wirtschaft ist vom Strukturwandel also besonders
betroffen!
Aktuell sind im
produzierenden Gewerbe 44,5 % (Landkreis Miltenberg 53,3 %), im
Dienstleistungsbereich 54,6 % (Landkreis Miltenberg 45,6 %) und in der Land-
und Forstwirtschaft 0,84 % der Beschäftigten tätig. Mit diesem Anteil am
sekundären Sektor liegt die Region über dem bayerischen Durchschnitt von 37,4 %
und im Rhein-Main-Vergleich (hier liegt der Durchschnittswert bei nur 25,6 %)
sogar an erster Stelle.
Strukturell bedingt
verzeichnet die Region daher seit einiger Zeit eine negative
Beschäftigungsdynamik. Insgesamt kam es zu einem Rückgang der Beschäftigten im
Zeitraum von 1999 bis 2005 von 5,4 %. Beim Vergleich sowohl mit bayerischen
Planungsregionen wie auch mit dem Rhein-Main-Gebiet gibt es ernstzunehmende Anzeichen:
Im diesbezüglichen Ranking der 18 bayerischen Regionen rangiert der Bayerische
Untermain mittlerweile auf Platz 17, gefolgt nur von Oberfranken-Ost. Dies
betrifft ebenso die Betrachtung innerhalb der Metropolregion Frankfurt-Rhein-Main.
Auch hier ist eine unterdurchschnittliche Entwicklung zu verzeichnen.
Chance im globalen
Wettbewerb:
Innovationsfähigkeit
erhöhen – attraktive Rahmenbedingungen schaffen
Auch wenn derzeit die
wirtschaftliche Situation konjunkturell bedingt Anlass zur Beruhigung geben
könnte, muss konstatiert werden, dass der Strukturwandel trotz allem weitergeht
und sich die Verlagerung industrieller Arbeitsplätze fortsetzt. Es ist nach wie
vor nötig, in die Standortqualität zu investieren, Kundenbindung zu betreiben
und Image zu bilden.
Ein wesentliches Instrument
hierfür ist die Bildung von regional verankerten Kompetenznetzen (Clustern).
Diese haben eine große Bedeutung in der modernen Regionalentwicklung. Die
räumliche Konzentration von Unternehmen, die untereinander horizontale wie auch
vertikale Beziehungen haben, wirkt sich in aller Regel sowohl positiv auf die
Unternehmen selbst wie auch auf den Standort aus. Die Unternehmen befinden sich
zwar in einem Spannungsverhältnis zwischen Kooperation und Wettbewerb,
profitieren aber letztlich von den vielschichtigen Verbindungen untereinander
und zu den angeschlossenen Einrichtungen wie Kammern, Ausbildungsstätten,
Verwaltungen etc.
Die Schaffung von
Unternehmen orientierten Netzwerken ist also aus regionaler Sicht wichtig, um
- den
Unternehmen in einem „kreativen Milieu“ die Entwicklung innovativer
Produkte zu erleichtern und so deren Bindung an den Standort zu stärken,
- die Vertretung regionaler Interessen
gemeinsam voranzutreiben und
- neue Unternehmen für den Bayerischen
Untermain zu interessieren.
Deshalb
haben wir auch unseren Beitrag zur ZENTEC GmbH um 60.000 Euro erhöht, damit
dieser Prozess aktiv unterstützt wird. Der Haushalt sendet somit auch ein
klares Signal für die Wirtschaftsförderung.
Zentrale Ergebnisse und
Nutzeneffekte
Die Initiative Bayerischer
Untermain hat in vielerlei Hinsicht den Grundstein für eine strukturierte
Zusammenarbeit geschaffen, Akzeptanz und Vertrauen zwischen den regionalen
Akteuren hergestellt sowie den gemeinsamen Willen, den Strukturwandel zu
bewältigen, bis heute klar dokumentiert.
Übergeordnete Ergebnisse
aus der strukturierten Arbeit sind:
- In den
letzten Jahren hat sich in der Region eine Kultur der Zusammenarbeit
entwickelt, die sowohl im Rhein-Main-Gebiet als auch in Bayern einmalig ist: Dauerhaft,
sachlich, Fach orientiert und Partei übergreifend. Das entstandene
Vertrauensverhältnis ist tragfähig und unabhängig von personellen
Veränderungen. Es ist Basis und Fundament für alle Aktivitäten und ermöglicht
schnelles, flexibles, einheitliches und verbindliches Handeln.
- Von ebenso
zentraler Bedeutung ist die übereinstimmende Erkenntnis, dass es eines aktiven
Standortmarketings bedarf. Durch die Tätigkeit des daraufhin aufgebauten
Wirtschaftsförderungsnetzwerks kam es zu zahlreichen Betriebsansiedlungen und
zu einer Verbesserung der Unternehmensbetreuung bzw. –förderung.
- Ein
wichtiger Meilenstein ist die Einbindung in das Rhein-Main-Gebiet. Geprägt von
der Tatsache, dass es enge funktionale Verbindungen in den Großraum Frankfurt
gibt, ist es heute selbstverständlich, sich als Teil der Metropolregion zu
definieren. Durch die etablierte Länder übergreifende Zusammenarbeit ist die
Region in vielen Themenbereichen an Entscheidungen und Maßnahmen beteiligt, die
den Ballungsraum Frankfurt-Rhein-Main insgesamt betreffen. Der Bayerische
Untermain hat dadurch u.a. die Möglichkeit, sowohl die Vorteile der
Metropolregion als auch seine Verankerung in den bayerischen Strukturen für
Vermarktung und Regionalentwicklung zu nutzen.
Ich möchte hier den
Stellvertretenden Vorsitzenden der BASF Mannheim, Eggert Vorscherau zitieren,
der hierzu in einem Vortrag der Wirtschaftsförderung FrankfurtRheinMain
ausführte: „Die Regionen sind die Gewinner der Globalisierung. Allerdings
müssen die Regionen sich immer wieder selber überprüfen: Welche Stärken und
Schwächen haben wir? Dabei dürfen wir uns nicht mit den Nachbarregionen
vergleichen, sondern den Blick weltweit richten. Deshalb können wir uns
Lokalpatriotismus und lokale Kirchtürme nicht mehr leisten“.
Ich kann diese Einschätzung
nur unterstreichen und daraus folgern, dass dies genau auch die Richtung ist,
welche wir seit Jahren im Landkreis Miltenberg und in der Region verfolgen.
Unser Ziel muss es sein, in einigen Jahren eine attraktive Metropolregion
vorweisen zu können. Dabei ist natürlich Mobilität eine Grundvoraussetzung für
das Tempo in der Wirtschaft. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur genießt hohe
Priorität, was wir ja auch in unserem Haushalt mit dem Ausbau der Länder übergreifenden
Verkehrsverbindung Kirchzell – Mudau dokumentieren.
Ebenso wichtig sind
Hochschul- und Forschungseinrichtungen. Wir haben im Rhein-Main-Gebiet ein
dichtes Netz. In der Region ist natürlich die Fachhochschule Aschaffenburg das
Aushängeschild. Es ist ein guter Weg, dass gerade über die ZENTEC GmbH eine
enge Kooperation mit dieser Bildungseinrichtung besteht und somit diese weiter
bei uns verankert wird. Die Fachhochschule Aschaffenburg entwickelt sich zu
einer „Schmiede für Nachwuchskräfte“.
Für unsere
Wirtschaftsunternehmen ist es aber auch wichtig, dass diese Führungskräfte sich
bei uns wohl fühlen, das Angebot muss also stimmen. Die „Lebensqualität“ ist
ein entscheidender Faktor. Der Mix aus attraktiven Angeboten in den Bereichen
Kunst, Kultur, Tourismus, Landschaft, Gastronomie sind entscheidend. Deshalb
sind auch unsere Ansätze zur Optimierung der Tourismus- und Marketingstrukturen
mit ihren vielfältigen positiven Auswirkungen so wichtig. Denn wir haben bei
uns in Rhein-Main eine solche Vielfalt zu bieten, die uns schlichtweg einmalig
macht. Diese Bewertung stammt nicht von mir, sondern wurde von Eggert
Vorscherau vorgenommen. Also, wir müssen unsere Stärken weiter stärken. Und wenn
wir keinen Erfolg haben, was ich nicht glaube, liegt dies nicht an den
Grundvoraussetzungen, sondern an uns selbst.
Sozialausgaben belasten den
Haushalt
Die von mir eingangs
geforderte Disziplin bei der Haushaltsführung ist nur soweit möglich, als wir
nicht von übergeordneten Stellen beeinflusst werden. Trotz des warmen
Geldregens von 1,77 Mio. Ausgleichszahlung für SGB II durch den Freistaat
Bayern ist der Sozialetat immer noch das Sorgenkind.
Mit großer Sorge betrachte
ich die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung. Von Januar 2006 bis
Dezember 2006 ist die Zahl der Leistungsempfänger von 389 auf 434 gestiegen.
Der Zuschussbetrag des Landkreises Miltenberg beträgt 1,5 Mio. €. Dieser Trend
ist besorgniserregend. Ein Blick auf die bundesweite Statistik verdeutlicht
dies: Nach einer Erhebung des Deutschen Landkreistages sind die Ausgaben für
die Grundsicherung im Jahr 2005 gegenüber dem Jahr 2004 um 32 % gestiegen und
betrugen bundesweit 2,8 Mrd. €. Im Landkreis Miltenberg stieg der Zuschussbetrag
von 574.000,00 € auf 1,3 Mio. €. Der Revision bei der Grundsicherung, die seit
2004 aussteht, kommt daher große politische Bedeutung zu. Ich möchte deshalb
heute auch noch einmal mit Blick auf unsere Vertreter im Deutschen Bundestag
betonen, dass den Landkreisen ein Ausgleich für die Mehrkosten, welche durch
die Grundsicherung entstehen, gewährt werden muss.
Für den Landkreis
Miltenberg ergeben sich für die Jahre 2003 bis 2006 folgende Zuschussbeträge:
2003: 499.766,00 €
2004: 574.648,00 €
2005: 1,317.863,00 €
2006: 1,500.838,00 €
3,893.115,00 € (812.599,00 € = 1 %
Kreisumlage).
Der Bund ersetzt von den
angefallenen Kosten der Grundsicherung 7,5 %. Die am 20.07.2006 vom
Kreisausschuss einstimmig verabschiedete Resolution hat also ihre Berechtigung.
Dies hat natürlich
Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Kommunen. Allein in Bayern ist
die kommunale Verschuldung lt. einer Statistik des Bayerischen Landkreistages
im Jahr 2005 auf 22 Mrd. € angestiegen. Während die Verschuldung bei den
Städten, Gemeinden und Bezirken prozentual abnahm, stieg diese bei den
Landkreisen insgesamt um 4,9 %. Mit dieser Zahl möchte ich erklären, dass der
nachvollziehbare Wunsch der Bürgermeister nach einer Senkung der Kreisumlage
nicht realisiert werden kann. Wir haben inzwischen mit 55,2 Mio. € einen
Schuldenstand erreicht, der uns im Vergleich zu den bayerischen Landkreisen
einen Spitzenplatz einräumt. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt mit 420 € deutlich
über dem Landesdurchschnitt von 290 €. Wir müssen daher alles daran setzen,
unseren Schuldenberg zu vermindern.
Dieser Haushalt setzt ein
klares Signal, dass dank einer wirtschaftlichen Haushaltsführung auch wichtige
Impulse gegeben werden können. Ich verweise auf unsere rege
Investitionstätigkeit insbesondere im Bildungsbereich. Allein weitere 7,3 Mio.
€ sollen in den „Rohstoff Geist“ investiert werden. Ich meine, ein wichtiges
Signal zur Stärkung unseres Standortes.
Es gelingt uns, die
Ausgaben ohne eine Netto-Neuverschuldung zu tätigen. Begünstigt wurde dies
durch eine gute Unterstützung des Freistaates Bayern und die gestiegene
Umlagekraft. Aber wir müssen diese positive Entwicklung für den Landkreis Miltenberg
nutzen, um für schlechtere Zeiten wieder besser gewappnet zu sein. Gleichwohl
lassen wir auch nicht nach, uns selbst weiter zu verbessern bzw. aktuellen
Entwicklungen anzupassen.
Neue Wege in der
Jugendhilfe
Die Einzeletats wurden im
Vorfeld der heutigen Sitzung ausführlich beraten. Lassen Sie mich nur auf
einige Besonderheiten eingehen:
Im Bereich Jugendhilfe ist
eine deutliche Verschiebung der Kostenansätze weg von der Heimunterbringung
(minus 213.500,00 €) hin zu den ambulanten Hilfen (plus 137.500,00 €) vorgesehen.
Dies ist nicht nur Kosten sparend, sondern ist auch für die Kinder und
Jugendlichen viel effektiver.
Das Projekt „Intelligentes
Sparen“ zahlt sich aus. Wir haben den Haushalt systematisch durchforstet
und unnötige Ausgaben gestrichen. Dieser Grundsatz wird weiterhin konsequent
angewandt.
In der Personalbewirtschaftung
sorgen wir für kostenneutrale Personalveränderungen. Derzeit arbeitet eine
interne Projektgruppe intensiv an der Einführung der leistungsorientierten
Bezahlung nach dem TVöD.
Erfolgreich umgesetzt wurde
auch die Prozessoptimierung im Bereich der Bauverwaltung. Hierüber haben
wir berichtet. Die Erfahrungen mit der Neuorganisation sind gut. Für 2007 haben
wir weitere Optimierungsuntersuchungen im Personalbereich vorgesehen. Wir
arbeiten ständig daran, uns zu verbessern und die Qualität der Arbeit zu
steigern. Wir wollen unserem Anspruch als „Kunden orientiertes
Dienstleistungsunternehmen“ gerecht werden.
Ausblick
„Die Zukunft gehört denen,
die der nachfolgenden Generation Mut zur Zukunft geben.“ Der bekannte
Journalist Peter Hahne hat dies einmal so treffend formuliert. Der
Haushalt 2007 des Landkreises Miltenberg ist ein Mutmacher für die Zukunft. Er
sichert wichtige Weichenstellungen zur Stärkung unseres Wirtschaftsstandortes
im globalen Wettstreit der Regionen. Er symbolisiert auch die Verantwortung
gegenüber den nachfolgenden Generationen. Disziplin und maßvolles Wirtschaften
prägen das Zahlenwerk, das von Kreiskämmerer Straub in gewohnt souveräner Art
vorbereitet wurde. Dafür danke ich ihm. Mit diesem Haushalt vermeiden wir
Prüfungsfeststellungen, wie ich sie eingangs zitiert habe. Wir legen damit eine
gute Basis für die nächsten Jahre. Ich bitte Sie deshalb, dem Haushalt 2007 mit
einem Volumen von
84,7 Mio. € im Verwaltungshaushalt
15,5 Mio. € im Vermögenshaushalt und
100,2 Mio. € im Gesamthaushalt
zuzustimmen.
Der Kreisausschuss hat am
26.02.2007 bereits mit deutlicher Mehrheit einen entsprechenden
Empfehlungsbeschluss gefasst.
Kreisrat Andre, Vorsitzender der CSU-Fraktion, sagte
folgendes:
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, betrachtet man den
Kreishaushalt 2007, so könnte man leicht in Versuchung geraten, wegen einiger
sehr positiver Indikatoren - keine Kreisumlageerhöhung, keine Netto-
Neuverschuldung, breite Zustimmung - schnell zur Tagesordnung überzugehen. Aber
Vorsicht! Ein Blick zurück auf die Haushalte der letzten fünf Jahre zeigt uns,
dass der Haushalt 2007 ein Sonderfall ist und deshalb eine gewisse
Schlüsselfunktion einnimmt. Um dies besser erkennen zu können, sollten wir das
Vergangene noch einmal Revue passieren lassen.
2002
wurde in Zusammenhang mit dem Haushalt des Landkreises Miltenberg in der Presse
noch von einem Land gesprochen, „wo Milch und Honig fließen.“ Schnell wendete
sich das Blatt und man musste eher von einem Land sprechen, „wo Heulen und
Zähneknirschen herrschen“. 2004 und auch 2005 wurde die Situation noch
schlechter, so dass die Zeitung des Deutschen Landkreistages die Situation mit
dem Schlagertext von Christian Anders „Es fährt ein Zug nach nirgendwo und niemand
stellt von grün auf rot ………“ charakterisierte. Parallel dazu druckte die
Zeitung Auszüge aus der eindrucksvollen Erzählung „Der Tunnel“ von Friedrich
Dürenmatt ab. In dieser wird
dargestellt, wie ein Zug durch einen nicht enden wollenden Tunnel ins Nirgendwo
rast. Die Masse der Mitreisenden merkt nichts, aber tröstet sich mit dem
Gedanken, dass man schließlich fahrplanmäßig abgefahren sei, auf festen
Schienen dahinfahre und es in der Schweiz viele lange Tunnel gebe. Da der
Lokomotivführer längst abgesprungen war, fragt der Zugführer schließlich
verwirrt die Hauptfigur, einen 24-Jährigen, der die Situation als erster
durchschaute, was man tun kann. Dieser antwortet mit einer gespensterhaften
Heiterkeit: „Nichts“.
Irgendwie
konnten wir in den vergangenen Jahren die Situation nachvollziehen, allerdings
ohne diese gespensterhafte Heiterkeit. Ausgelöst wurde die Situation durch den
desolaten Zustand der Gemeindefinanzen, der eng mit dem Niedergang der
Gewerbesteuer zusammenhing, der zum Teil aus der Konjunktur, hauptsächlich aber
aus der Steuergesetzgebung und vor allem aus der Erhöhung der
Gewerbesteuerumlage resultierte. Sehr viele Gemeinden und 2005 auch 50 % der
deutschen Landkreise hatten unausgeglichene Haushalte. Die Hebesätze der Kreisumlage stiegen zum Teil drastisch
an. Die Finanzen der Landkreise wurden zusätzlich durch Ausgaben für die Grundsicherung, die
Jugendhilfe und den Reformen am Arbeitsmarkt (Stichwort Hartz IV) belastet.
Ganz
so tatenlos wie die Menschen im Zug haben wir allerdings die Entwicklung nicht
hingenommen. Zunächst wurde gespart. Es gab Kürzungen der freiwilligen
Leistungen, bei den Lehr- und Unterrichtsmitteln, beim Bauunterhalt und bei der
Unterhaltung der Kreisstraßen. Weitere Einsparungen brachte die Aktion
„Intelligentes Sparen“ und der moderate Anstieg des Verwaltungshaushalts zeigt,
dass unsere Verwaltung weitere Kostenfaktoren wie „Personalkosten“ im Griff
behält. Wenn wir nun Anfang 2007 – um im Bild zu bleiben - endlich Licht am Ende
des Tunnels sehen und feststellen, dass es sich tatsächlich um Tageslicht und
nicht um künstliches Licht oder gar Irrlichter handelt, so hat das mit der
Verbesserung der Einnahmesituation zu tun. Die Umlagekraft stieg nach dem
erfreulichen Plus von 5,1 % im Jahr 2006 dieses Jahr noch einmal um 4,8 % auf
81,259 Mio. € und erreicht damit einen historischen Höchststand. Ursache dafür
ist die Gewerbesteuer, die sich von ihrem Tiefstand im Jahre 2005 - nämlich
15,5 Mio. € – erholt hat. 2007 stieg sie auf den Rekordstand von 25,939 Mio. €,
was einer Steigerung von 60 % entspricht.
Dass
wir trotz der erfreulichen Entwicklung noch im Tunnel und nicht im freien Feld
sind, lehren uns die Erfahrungen mit der Sprunghaftigkeit der Gewerbesteuer.
Besonders wir Erlenbacher können davon ein Lied
singen. Zur Vorsicht rät auch ein Blick auf die Einkommenssteuer. Diese
stieg trotz der erfreulichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt nur um 408.763,00
€ auf 30,5 Mio. €. Von dem Wert von 2002, nämlich 35,3 Mio. €, sind wir noch
sehr weit entfernt. Insgesamt kann also festgestellt werden, dass unsere
Einnahmensituation keineswegs als rosig bezeichnet werden kann.
Die
Tatsache, dass sich die Erhöhnung der Beschäftigtenzahlen nicht sofort auf die
Haushalte der Kommunen auswirkt, zeigt sich vor allem durch einen Blick auf unser
weiter bestehendes Ausgabenproblem: Stichwort Hartz IV. Für Wohngeld und SGB II
müssen dieses Jahr wieder 9,739 Mio. € angesetzt werden. Hoffen wir – auch im
Interesse de Leistungsempfänger -, dass wir diesen Betrag infolge einer
weiteren positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht vollständig ausgeben
müssen. Ohne die auch noch für 2007 zugesagte Ausgleichszahlung des Freistaates
Bayerns in Höhe von 1,77 Mio. € sähen wir aber „alt“ aus und wären um eine Kreisumlageerhöhung
nicht herumgekommen, wovon wir Ende des letzten Jahres noch ausgingen. Zu dem
Ausgabenproblem unseres Haushaltes gehören
natürlich auch die schlecht voraussehbaren Ausgaben in der Jugendhilfe
und schließlich der Betrag von ca. 5,4 Mio. € für Zins und Tilgung, davon
allein 2,6 Mio. € für Zinsen, von denen wir so schnell nicht loskommen werden.
Damit
sind wir bei einem weiteren zentralen Punkt des Haushaltes 2007 angelangt,
nämlich dem Schuldenberg von 55,2 Mio. €. Bei dessen Betrachtung sind folgende
Tatsachen festzuhalten:
1. Der
Schuldenstand, der bereits 54,46 % des Kreishaushaltes ausmacht, ist zu hoch.
2. Die aufgenommen Gelder wurden nicht für konsumtive Ausgaben verbraucht, sie dienten also
nicht dazu, etwa Löcher im Verwaltungshaushalt zu stopfen. Mit ihnen wurden
ausschließliche Investitionen finanziert und zwar Investitionen in Schulen,
d.h. in unseren wichtigsten Rohstoff Geist. Es zeugt von Mut, dass dieser
Kreistag es auch in den zurückliegenden schweren Zeiten auf sich genommen hat,
die eklatante Raumnot im Schulzentrum Elsenfeld zu beseitigen. Denn die größte
Raumnot an unseren Schulen herrscht jetzt: Mit 7.837 Schülern - ohne Gymnasium
und Realschule Amorbach und die Gastschüler z.B. in den Aschaffenburger Schulen
- erreichen die Schülerzahlen in diesem Schuljahr eine Rekordhöhe. Eine
deutlich spürbare Entlastung wird es bis 2015 nicht geben. Die Baumaßnahme in
Elsenfeld war also notwendig und der Zeitpunkt richtig. Leider lassen große
Summen der zugesagten Staatszuschüsse von 10 Mio. € auf sich warten und müssen vorfinanziert werden, was
natürlich den Schuldenstand in die Höhe treibt.
Nicht
eingeplant war auch die Erhöhung des Schuldenstandes durch die IZBB- Maßnahmen
an den Gymnasien in Erlenbach a.Main (2,929 Mio. €) und Miltenberg (2,875 Mio.
€). Hätten wir wegen unserer Finanznot nicht an dem 4 Milliarden-Programm der
Bundesregierung teilnehmen und auf insgesamt 2,3 Mio. € Zuschüsse verzichten
sollen? Niemand wollte den beiden ebenfalls zur Sanierung anstehenden Schulen
diese Maßnahmen vorenthalten, die doch erhebliche Verbesserungen und Chancen
mit sich bringen. Aber mit diesen Maßnahmen waren eben auch eigene Ausgaben in
Höhe von 3,5 Mio. € verbunden, die den Schuldenstand in die Höhe getrieben
haben.
An
diesen Beispielen wird deutlich, dass dieser Kreistag und seine Ausschüsse im
Bereich der Investitionen für die Schulen Kürzungen und Sparmaßnahmen nur im
Notfall in Angriff nimmt. Die zeitliche Verschiebung der Durchführung der
Bauabschnitte III und IV im Schulzentrum Elsenfeld kann dazu gerechnet werden.
Ich habe schon beim Baubeschluss auf die Möglichkeit der Spreizung des
Zeitfensters verwiesen, was mir harsche Kritik einbrachte. Die Dringlichkeit
der Raumnot und der Zeitrahmen des IZBB-Programms ließen einen Gebrauch dieses
Instrument bisher nicht zu. Jetzt benutzen wir es einvernehmlich, und das ist
gut so. Neben der Überzeugung, dass die Zukunftsinvestitionen in unsere Schulen
wichtig sind, spielten bei vielen Kreistagsmitgliedern auch wirtschaftliche
Überlegungen eine Rolle. Schließlich galt es, niedrige Zinsen und billige
Preise auf dem Baumarkt auszunutzen. Außerdem wird die Überzeugung, dass in
Zeiten der Stagnation und Rezession antizyklisches Verhalten der Öffentlichen
Hand angesagt ist, allgemein geteilt. Dieser Partei übergreifende Konsens ist
übrigens ein Erbe der ersten großen Koalition, die am 01.12.1966 mit so
klangvollen Namen wie Kiesinger, Brandt, Leber, Katzer, Stoltenberg, Wehner
usw. ihre Arbeit begann. Das Prunkstück dieses Zweckbündnisses waren Karl
Schiller und Franz Joseph Strauß, im Volksmund nach Wilhelm Busch auch „Plisch
und Plum“ genannt, die das „Stabilitäts- und Wachstumsgesetz“ schufen. Diese
beiden Minister machten vor 40 Jahren wirtschaftspolitische Fragen populär.
Damals gab es ein seither nie mehr gekanntes Zusammenspiel von
Volkswirtschaftstheorie und politischer Praxis. Man diskutierte heftig über das
deficit spending, das magische Viereck und die antizyklische Fiskalpolitik und
anscheinend haben sich Teile der Theorie bis heute erhalten. Die Forderung,
dass die öffentliche Hand die Auswirkungen einer Rezession abschwächen soll,
wobei sie sogar kurzfristig Schulden machen kann, ist richtig, aber nur die
halbe Wahrheit. Genauso gilt, dass in Aufschwungphasen der Schuldenstand nicht
erhöht werden soll und in Boomphasen Schulden abgebaut werden müssen. Das ist
aber der Teil der Theorie, der schon immer schwerer zu verwirklichen war. Und
weil nicht danach gehandelt wurde, ist die öffentliche Hand heute so verschuldet.
Wir
befinden uns in solch einer schwierigen Entscheidungsphase. Noch letztes Jahr,
als alle Ebenen der öffentlichen Hand bereits Schulden abgebaut haben, haben
wir – wie die Landkreise insgesamt - noch einmal an der Schuldenschraube
gedreht. Deswegen und angesichts der zarten Zeichens des Aufschwungs ist es
notwendig , den Schuldenanstieg - wie schon in den letzten Jahren eigentlich
von allen Gruppierungen und vom Rechnungsprüfungsausschuss gefordert - zu
stoppen und zumindest auf eine Nettoneuverschuldung zu verzichten. Eine Senkung
der Kreisumlage auf Kosten der Verschuldung wäre in dieser Situation nicht zu
verantworten. Aber auch eine Senkung der Kreisumlage auf Kosten der Rücklagen
wäre sehr kurzsichtig, weil damit in den nächsten Jahren mit Sicherheit an der
Schraube Kreisumlage gedreht werden
müsste, schon allein um das Minimalziel, keine weitere Verschuldung zu
erreichen. Und wie sollten, wenn sich die Anzeichen der Konjunkturbehebung
weiter verstärken, - was wir alle ja erhoffen - unsere Schulden abgebaut
werden? Nur mit dem Instrument Kreisumlage wird das nicht gelingen!
Der
vorliegende Haushalt 2007 enthält neben dem oft geforderten Stopp der
Verschuldung in Ansätzen weitere Optionen zur Stabilisierung der Kreisfinanzen.
Wenn jemand mit ihnen einen gangbaren Weg
auch zur Verminderung der Schulden findet, so ist es unserer Kreiskämmerer Straub,
dem ich im Namen der CSU-Kreistagsfraktion
für seine umsichtige Haushaltsführung, seine Sorgfalt bei der
Aufstellung und seine Geduld bei der Erläuterung des Haushalts herzlich danken
möchte. Gleichzeitig gilt unser Dank Landrat Schwing und allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern des Landkreises für ihre engagierte, zuverlässige und
bürgerfreundliche Arbeit. Wir sollten es nicht zulassen, dass diese im Zuge von
parteipolitisch motivierten Kampagnen abgewertet wird.
Kreisrat Dr. Schüren, Vorsitzender der SPD-Fraktion,
trug folgendes vor:
Sehr
geehrter Herr Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, unserer Wirtschaft geht
es gut und der Landkreis kann sich deshalb freuen über gestiegene Einnahmen in
zahlreichen Bereichen, aber auch über moderate Ausgaben oder unerwartete
Zuflüsse, mit denen in dieser Größenordnung niemand gerechnet hatte. Der
vorliegende Haushalt ist, wenn man einmal vom Schuldenstand absieht - ich komme
darauf später noch zurück - eher
unproblematisch.
Und
trotzdem sind die Haushaltsberatungen, wie ich sie nun seit 1996 mitmache,
immer wieder eine rituelle Veranstaltung, in deren Vorfeld stimmungsvolle
Szenarien von Klage, Mahnung oder gar Drohung heraufbeschworen werden, die
zwischen Untergang und Auferstehung
schwanken. Die Partitur, vom Landrat komponiert, immer wieder meisterlich
orchestriert von unserem Kreiskämmerer Straub.
Lieber
Herr Straub, zumindest mir haben diese Inszenierung immer Vergnügen bereitet.
Aber seien wir ehrlich, auch nachdem Hartz IV und andere „Unbilden“ der
Rot-Grünen Bundesregierung über den Landkreis hinweggefegt sind, sieht er nicht
ganz so aus wie New Orleans im Jahre 2005 nach Katrina. Wie alljährlich also
ganz herzlichen Dank an Sie, Herr Straub, für die Bereitschaft, uns ausführlich
und kompetent durch das Zahlenwerk und seine Hintergründe, oder wie Sie
vielleicht lieber sagen würden „Abgründe“ zu
führen.
Die
wesentlichen Daten und Zahlen sind heute bereits von Herrn Landrat Schwing genannt
worden und die Presseberichterstattung im Vorfeld war ja umfassend und so
informativ, dass ich nicht nach dem Motto verfahren möchte: „Es ist zwar schon
alles gesagt, aber noch nicht von allen!“ Lassen Sie mich, sehr geehrter Herr
Landrat, liebe Kolleginnen und Kollegen, deshalb den Blick auf einige wenige
Punkte lenken, die uns als Sozialdemokraten wichtig sind.
1.
Schulzentrum Elsenfeld
Wir
alle haben den Neubau sowie die Generalsanierung des Schulzentrums Elsenfeld
gewollt und auch so beschlossen und ich denke, es gibt wohl niemanden hier, der
diese Entscheidung im Licht der tatsächlichen Kosten revidieren wollte. Es ist
nun einmal so, dass es sich hierbei um eine der wohl wichtigsten
Pflichtaufgaben des Landkreises handelt und um einen entscheidenden Beitrag zur
Daseinsvorsorge. Ich freue mich, dass für die Sicherung und den Ausbaus des
Bildungsstandortes Landkreis Miltenberg bisher immer alle politischen Kräfte
mobilisiert werden konnten, um unsere Zukunft zu sichern und auch in den
kommenden Jahrzehnten moderne, zeitgemäße Ausbildung gewährleisten zu können.
Angesichts
der enormen finanziellen Belastungen haben auch wir einer Verschiebung der
Baumaßnahmen der Abschnitte III und IV um jeweils ein halbes Jahr zugestimmt.
Dies verhindert eine zusätzliche Kreditaufnahme und ist mit Blick auf das
Gesamtergebnis, der zügigen Fertigstellung des Schulzentrums, akzeptabel.
Die
SPD hat es sehr bedauert und deswegen auch nicht die öffentliche Diskussion
weiter munitioniert, dass der Schulneubau nach der Einweihung so sehr im
Zentrum öffentlicher Kritik gestanden
hat. Dabei wurden wirkliche Mängel mit angeblichen Mängeln vermengt, was in der
Öffentlichkeit den Eindruck erwecken konnte, die ersten 11 Mio. € seien nicht
immer zweckdienlich ausgegeben worden. Ich denke, es sollte mit Blick auf die
weiteren Bauabschnitte künftig auf allen Seiten dafür gesorgt werden, dass der
Informationsfluss offen und zügig vonstatten geht, damit weitere Friktionen
verhindert werden.
2.
Berufsschulen
Es
geht uns aber nicht nur um Realschulen oder Gymnasien. In diesem Zusammenhang
möchte ich noch einmal ausdrücklich den Willen der SPD-Fraktion bekräftigen,
alles dafür zu tun, dass die berufliche Bildung, vor allem in den
zukunftsorientierten Sparten, nicht aus dem Landkreis Miltenberg nach
Aschaffenburg oder anderswohin abwandert. Die SPD wird sich mit allen Mittel
dagegen zur Wehr setzen, dass auf diesem wichtigen Feld der Landkreis
ausgeblutet werden soll zugunsten von Oberzentren und Städten. Wir wissen, dass
auch die Sicherung der beruflichen Bildung mit nicht unerheblichen finanziellen
Mitteln (z.B. IT-Ausstattung) künftige Haushalte belasten wird. Aber berufliche
Bildung kann und darf nicht Bildung zweiten Grades werden, sondern muss in
Ausstattung und Qualität der Bildung an unseren weiterführenden Schulen
entsprechen. Bei dieser Forderung nach der Sicherung der beruflichen Bildung im
Landkreis handelt es sich keineswegs um Kirchturmpolitik nach dem Motto:
Miltenberg contra Aschaffenburg, sondern um die Sicherung eines ganz
wesentlichen Bildungsangebotes für unsere Schulabgänger, die kein Studium
aufnehmen wollen oder können.
3.
Deponie Guggenberg
Die
SPD bekennt sich eindeutig zum Deponie-Standort Guggenberg. Wir sind der
Meinung, dass die Deponie erhalten und ggf. auch erweitert werden sollte, da
die Schaffung einer weiteren neuen Deponie im Landkreis unmöglich erscheint und
zudem ein äußerst langwieriges Verfahren eröffnet würde. Wenn wir schon eine
eigene Deponie betreiben und die Möglichkeit der Erweiterung gegeben ist, dann
sollte man diese sehr sorgfältig prüfen, ehe man sich erneut für einen weiteren
Mülltourismus entscheidet. Ich darf auch daran erinnern, dass die
Nachsorgekosten der Deponie von der Fa. ICP 2004 mit ca. 16 Mio € beziffert
wurden. Nicht zuletzt spricht „die schönste Brücke Deutschlands“ („Main-Echo“
vom 19.10.1993) dafür, dass man sie auch weiterhin entsprechend nutzen sollte.
In
diesem Zusammenhang lassen Sie mich sagen, dass wir den Plan, den Restmüll per
Bahn nach Schweinfurt zur Verbrennung zu transportieren, keineswegs ad acta
gelegt haben. Im Gegenteil. Angesichts der geänderten Verhältnisse werden wir
mit der Westfrankenbahn Gespräche führen, um die Konditionen für einen
Bahntransport des Restmülls von Erlenbach a.Main nach Schweinfurt auszuloten.
Wir hoffen hier auf konstruktive Mitarbeit und Unterstützung der anderen
Fraktionen dieses Hauses.
4.
Krankenhaus–GmbH
Nach
wie vor ist dem Kreistag die Abschlussbilanz der Krankenhaus-GmbH nicht bekannt.
Dies hat zu Spekulationen über Millionen-Verluste der GmbH im Jahr 2005 geführt
und auch zu erheblicher Missstimmung in unserer Fraktion. Wir haben auch
deshalb die Initiative des Kollegen Frey unterstützt, weil wir sein Anliegen
für berechtigt halten. Dass diese Zahlen heute nicht bekannt sind, obwohl sie
längst vorliegen, ist mehr als ärgerlich, auch wenn vielleicht formale oder
Termingründe ins Feld geführt werden können oder der Abschluss 2007 nicht
haushaltsrelevant ist.
Die
Liquidation der Krankenhaus-GmbH ist ein sehr sensibles Thema. Gerade deswegen
ruht der Fokus des öffentlichen Interesses zu Recht auf den Krankenhäusern und
dem neuen Betreiber Rhön-Klinikum AG. „Was bleibt unterm Strich übrig?“, habe
ich gefragt („Main-Echo“ vom 14.01.2007). Auf die Antwort sind wir sehr
gespannt.
5.
Tourismus
Der
viel zitierte „schlafende Riese“ Tourismus ist längst noch nicht erwacht, auch
wenn man ihn mit der Bildung der TAGs schon kräftig gekitzelt hat. Wir waren
und sind dafür, dass der Landkreis Geld in die Hand nimmt, um dieses
wirtschaftlich wichtige Feld zu beleben. Aber dazu müssen dann auch alle ins
Boot: die Gemeinden, die noch abseits stehen, weil sie glauben, in anderen
Verbünden besser zu fahren oder nicht genug von einer TAG zu profitieren, aber
vor allem auch die Privatanbieter, die noch lange nicht in ausreichender Zahl
und mit hinreichend finanziellem Volumen ihren Beitrag zur Finanzierung des
Tourismus geleistet haben. Hier gilt unser Appell, dass die Anschubfinanzierung
mit öffentlichen Mitteln durch den Landkreis nur dann sinnvoll ist, wenn sie
auch eine große Offensive der Privatanbieter auslöst. Wir sind da optimistisch.
Sollte das Projekt aber an der mangelnden Mitwirkung der privaten Anbieter
scheitern, werden wir die ersten sein, die für einen vollständigen Rückzug des
Landkreises aus der Finanzierung streiten werden. Auf Dauer jedenfalls darf
sich der Landkreis finanziell im Sektor Tourismus, der ja nicht zu den
klassischen Pflichtaufgaben gehört, nicht binden.
6.
Kreisumlage
Sehr
geehrter Herr Landrat, meine Damen und Herren, wir haben einen Haushalt im
Gesamtvolumen von 100 Mio. € vorliegen, davon 15,5 Mio. € im Vermögenshaushalt,
wovon allein 6,3 Mio. € auf das Schulzentrum Elsenfeld entfallen. Wenn ich die
im Vorfeld der Beratungen des Haushaltes 2007 diskutierten Themen rekapituliere, dann könnte man meinen, wir
berieten nicht einen 100 Millionen–Haushalt, sondern würden, wie in den Jahren
zuvor auch, nur die Möglichkeiten einer Senkung oder allenfalls einer
Beibehaltung der Kreisumlagenhöhe ausloten. Bei dieser Diskussion ist die
Gefechtslage immer dieselbe: Plötzlich mutieren Kreisräte zu Gemeinde- oder
Stadträten und wenn sie gar Bürgermeister sind, zu mutigen Kämpfern gegen die
Landkreisverwaltung, besonders gegen die Kämmerei. Im Abwandlung des markigen
Wortes Wilhelms II. handeln sie dann nach dem Motto: „Ich kenne keinen
Landkreis mehr, ich kenne nur noch Kommunen!“ Aus dieser Fehleinschätzung
heraus wird dann alles getan, um die jeweilige Gemeinde vor einer Umlagenerhöhung
zu bewahren. Ich erspare mir Beispiele aus den vergangenen Jahren. Jeder wird
sich erinnern. Plötzlich ist der Landkreis Gegner der Kommunen und sein
gieriger Zugriff auf die Gemeindekasse gilt es abzuwehren.
Nehmen
wir als Beispiel einmal die weiterführenden Schulen in unserem Landkreis. Wenn
es um die Festsetzung der Kreisumlage geht, sind weiterführende Schulen
plötzlich Kreisschulen, die man deswegen auch nur widerwillig mitfinanziert,
weil ja die einzelne Gemeinde nichts damit zu tun hat. Ja, wer besucht denn
diese Schulen? Kreisschüler, die keiner Gemeinde des Landkreises angehören?
Oder sind es nicht vielmehr die Kinder aus Miltenberger, Großheubacher,
Klingenberger, Elsenfelder, Niedernberger
und Leidersbacher Familien? Solange die Kreisumlage, gesetzlich
verankert, die größte Einnahmequelle für den Landkreis darstellt, obliegt den
Gemeinden und ihren Vertretern im Kreistag auch die Pflicht, dafür zu sorgen,
dass der Landkreis seine Pflichtaufgaben erfüllen kann, ohne von Jahr zu Jahr
weiter in die Verschuldung abzudriften.
7.
Schuldenstand
In
diesem Zusammenhang noch etwas zum Schuldenstand des Landkreises, der mit 55,2
Mio. € Ende 2006 einen Höchststand erreicht hat und damit 54,46 % des
Gesamthaushaltes beträgt. Würden wir die Verschuldungskriterien von Maastricht
auch auf den Landkreis anwenden, sähe es nicht so rosig für uns aus. Wir feiern
heute als eine tolle Errungenschaft, dass es 2007 keine Nettoneuverschuldung
geben wird. Das begrüßen wir Sozialdemokraten wie alle anderen natürlich auch.
Aber hat schon einmal jemand daran gedacht, wie man die Schulden zurückführen
könnte, weg von diesen bedrohlichen 55 Mio. € mit steigender Tendenz? Ich
denke, auch wenn es in diesem Hause (noch?) nicht mehrheitsfähig ist und auch
in meiner Fraktion nicht ernsthaft diskutiert wurde, dass gerade in Zeiten, in
denen Gemeinden wie Landkreis finanziell recht gut dastehen, angesichts der
enormen Zukunftsinvestitionen in Bildung eine Erhöhung und nicht eine
Beibehaltung oder gar Senkung der Kreisumlage zur Debatte stehen sollte.
Welchen
anderen Weg sollte man denn gehen, wenn man ernsthaft beabsichtigt, Schulden
real abzubauen, statt sie nur zu begrenzen? Nichts mehr zu investieren? Das
kann es ja wohl nicht sein! Wann, wenn nicht in wirtschaftlich prosperierenden
Zeiten, wäre die geeignete Gelegenheit, Schulden zurückzuführen? Der
alljährliche Tanz um das Goldene Kalb „Kreisumlage“ jedenfalls ist dabei nicht
zielführend.
Liebe
Kolleginnen und Kollegen, ich weiß, dass ich ein Auslaufmodell bin (wenn auch noch
nicht im urologischen Sinne) und dass ich mit diesem Redebeitrag keinen Applaus
ernten werde, ist mir ohnehin klar. Aber zum Glück muss ich ja mein Geld nicht
in oder mit der Politik verdienen.
Die
SPD hat im Kreistag bei den Haushaltsberatungen noch nie das Haar in der Suppe
gesucht, um den Haushalt ablehnen zu können. Der von der Verwaltung vorgelegte
Haushalt 2007 gibt uns keinen Anlass, ihm unsere Zustimmung zu versagen. „SPD
sieht keinen Grund, Kreishaushalt abzulehnen“, so stand es in der Tagespresse
zu lesen und dabei bleibt es.
Der
eine oder andere von Ihnen vermisst vermutlich meine obligatorische Bemerkung
zur Existenzberechtigung des Bezirks Unterfranken. Ich kann Sie trösten, auch
wenn diese Einlassung heute - mutatis mutandis - anders ausfällt, als manche es
vielleicht erwarten. Sehr geehrter Herr Bezirkstagspräsident Dotzel, ich
gratuliere Ihnen auch im Namen der SPD-Kreistagsfraktion herzlich zum neuen Amt
und wünsche Ihnen Tatkraft und Erfolg bei der nicht einfachen Aufgabe. Vor
allem wünsche ich Ihnen persönlich, dass die Bezirke in Bayern erst dann
abgeschafft werden, wenn Sie aus Altersgründen ohnehin nicht mehr kandidieren
können.
Kreisrat Dr. Fahn, Vorsitzender der Fraktion Freie
Wähler, äußerte folgendes:
Die Freie
Wähler sagen JA zum Haushalt 2007. Es ist ein solider Haushalt ohne
Neuverschuldung, der auch Perspektiven für die nächsten Jahre bietet. Wir
brauchen eine aktive Klimaschutz- und Familienpolitik sowie eine schnelle
Umsetzung des neuen Tourismuskonzeptes.
Der
Haushalt 2007 ist für Kreiskämmerer Straub ein besonderer Haushalt. Bereits zum
25. Mal legt er dem Kreistag einen Haushalt vor und geht natürlich von einer
breiten Zustimmung aus und hofft auf einen einstimmigen Beschluss. Wir danken
ihm für seine bereitwilligen mündlichen und schriftlichen Auskünfte.
In den
vergangenen Jahren wurde das Thema Bezirk und Bezirkstag immer wieder
thematisiert. In diesem Jahr lege ich hier einmal eine gewisse Pause ein. Die
Freien Wähler gratulieren dem neuen Bezirkstagspräsidenten Dotzel recht
herzlich zu dieser verantwortungsvollen Tätigkeit und hoffen auf positive
Auswirkungen auf den Landkreis Miltenberg. Die Freien Wähler haben ja im
Bezirkstag dem Haushalt zugestimmt, obwohl die Bezirksumlage durchaus um zwei
Punkte hätte gesenkt werden können. Aber jetzt wird beim Bezirk alles besser,
wenn nicht nur ein neuer Präsident da ist, sondern auch ein neuer Kämmerer.
Kommen
wir zurück zum Haushalt des Landkreises Miltenberg.
1. Priorität 2007: Keine Neuverschuldung
Das ist sinnvoll, aber auch eine Frage der
politischen Bewertung. Wir alle preisen heute das große Lied eines Haushalts
ohne Neuverschuldung und können so gut begründen, dass die Kreisumlage nicht
gesenkt werden kann. Wir alle mahnen heute die hohe Verschuldung des Landkreises
mit rd. 55 Mio. € an und argumentieren, dass es so nicht weiter gehen kann,
denn die Verschuldung belastet die künftigen Generationen. Wir können das
Problem der Verschuldung von zwei Seiten betrachten:
- In
absoluten Zahlen: Hier haben wir mit 55 Mio. € einen Spitzenwert erreicht. Dies
gilt auch Bayern weit. Unsere durchschnittlich Pro-Kopf-Verschuldung beläuft
sich auf 420,00 €, der bayerische Durchschnitt liegt bei nur 290,00 €.
- In
Prozent vom Gesamthaushalt: Hier lagen wir 2006 bei ca. 55 % Ende der 80-er
Jahre und Anfang der 90-er Jahre wurden Werte von 57 % oder gar 67 % erreicht,
aber niemand „malte damals den Teufel an die Wand“.
Wenn aber Schulden zugunsten hoher
Investitionen z.B. in die Infrastruktur oder in die Bildung gemacht werden,
dann kann man dies auch so wie Kreisrat Dr. Schüren im Jahr 2006 begründen:
„Diese Investitionen in den Rohstoff Bildung werden sich für unsere Kinder und
Enkel amortisieren“. Und Kreisrat Dr. Linduschka sprach in der gleichen Sitzung
sogar von „guten Schulden“, die der Landkreis Miltenberg mache, weil die
Investitionen dreimal so hoch wie die Neuverschuldung seien. Das Thema Schulden
wurde schon oft thematisiert, aber nicht ernst genommen. 1999 lehnten die
Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen den Haushalt wegen der zu hohen
Verschuldung ab und argumentierten damals so: „ Die Altschulden fressen heute
schon fast die Hälfte des Vermögenshaushalts auf und wir haben heute bereits
eine Pro-Kopf-Verschuldung, die weit über dem bayerischen Durchschnitt liegt.“.
Hatten sie unrecht? Ich meine nein, aber damals war die politische Bewertung
eine andere. So hielt z.B. der Fraktionsvorsitzende der CSU, Kreisrat Andre
damals auch eine Neuverschuldung für vertretbar, weil ja viele
Zukunftsinvestitionen wie der Bau der Brücke zwischen Sulzbach a.Main und
Niedernberg anstanden.
In einem Pressartikel vom 08.03.2006
wandte sich die Junge Union strikt gegen weitere Schulden, weil es auf Dauer
nicht möglich sei, auf Kosten der künftigen Generationen zu leben. Hatte die
Junge Union unrecht? Ich meine nein. Aber die politische Bewertung war 2006
wieder eine andere. Kreisrat Dr. Schüren empfahl der Jungen Union sogar einen
Bildungskurs in aktueller Betriebswirtschaftslehre. 2007 hätte man durchaus
auch wieder die Neuverschuldung leicht erhöhen und dies mit den
zukunftsweisenden Investitionen in die Bildung und des noch tolerierbaren
Verhältnisses von Schulden und Gesamthaushalt begründen können. Dann wäre
vielleicht auch noch Luft für eine Senkung der Kreisumlage gewesen. Sie sehen
also: Alles ist nur eine Frage der politischen Bewertung.
Im Jahre 2007 steht das Thema Verschuldung wieder auf der
Agenda des Landkreises Miltenberg. Und in diesem Jahr stehen die Zeichen
günstig, eine Neuverschuldung zu vermeiden und trotzdem die geplanten
Investitionen, vor allem Schulzentrum Elsenfeld voranzutreiben. Und dies ist
auch gut so.
2. Der Haushalt 2007
lebt von günstigen Rahmenbedingungen
Bei einer Gesamtverschuldung von 55 Mio. € (im Jahr 2000
lag die Verschuldung nur bei ca. 35 Mio. €) muss man endlich auf die Bremse
treten. Daher schlägt die Verwaltung einen Haushalt mit unveränderter
Kreisumlage von 45,5 % ohne Neuverschuldung vor. Auch in Zukunft müssen die
Investitionen (wenn auch um sechs Monate gestreckt) für die Landkreisgymnasien
zügig fortgesetzt werden und hier sind finanzielle Anstrengungen notwendig. An
einen Abbau der Schulden kann man heute noch nicht denken. Im Jahr 2007 müssen
die Baumaßnahmen in den Landkreisgymnasien zügig fortgesetzt werden. Immerhin
verschlingt die Generalsanierung von Julius-Echter-Gymnasium/Staatl. Realschule
im Schulzentrum Elsenfeld fast 4 Mio. € (der Vermögenshaushalt hat ein Volumen
von 15,5 Mio. €).
Ansonsten ist die finanzielle Lage des Landkreises
Miltenberg nach Auffassung der Freien Wähler recht positiv. Landrat Schwing
sagte bei der Verabschiedung des Haushalts 2006: „Von den exakt 20 Haushalten,
die ich bisher als Landrat eingebracht habe, gehört der Haushalt 2006
sicherlich zu den eher unproblematischeren.“ Der Haushalt 2007 ist eigentlich
noch unproblematischer. Dazu einige Zahlen:
- Die
Umlagekraft erreicht 2007 mit 81,3 Mio. € den bisher höchsten Wert in der Geschichte
des Landkreises Miltenberg (+ 3,7 Mio. € gegenüber 2006 + 4,8%). Für das Jahr
2007 erwartet der Landkreis Miltenberg bei unveränderter Kreisumlage von 45,5 %
1,706 Mio. € Mehreinnahmen. Immerhin müssen die 32 Gemeinden in 2007 dem
Landkreis knapp 37 Mio. € an Kreisumlage zahlen, wovon der Landkreis 13,5 Mio. €
an den Bezirk überweisen muss.
- Die
geplante Zuführung vom Verwaltungshaushalt zum Vermögenshaushalt beträgt 2007 +
5,561 Mio. €, was einer Steigerung um 2,3 Mio. € entspricht. Auch dies stellt
einen Rekordwert dar. Von diesen geplanten Werten ist die tatsächliche
Zuführung zu unterscheiden. So wurde z.B. 2006 eine Zuführung zum
Vermögenshaushalt von 3,261 Mio. € geplant, tatsächlich betrug die Zuführung
aber 7,71 Mio. €, was dem Landkreis Miltenberg in 2007 ein zusätzliches Plus
von 4,45 Mio. € beschert. Die Gründe für diese positive Entwicklung sind u.a. die
unerwartet eingegangenen 1,7 Mio. € Belastungsausgleich für Hartz IV und
Minderausgaben von 340.000,00 € bei Hartz IV sowie 600.000,00 € weniger
Ausgaben im Einzelplan 4 (Jugendhilfe). Insbesondere bei den
Heimunterbringungen konnten rd. 500.000,00 € eingespart werden. Allerdings
wissen wir aus der Vergangenheit, dass sich die Zahlen der Heimunterbringung
schnell wieder ändern und den Landkreis finanziell belasten können.
- Die
positive Entwicklung zeigt sich auch bei den Rücklagen (die Mindestrücklage
beträgt ca. 826.000,00 €). 2004 trug die Rücklage 1,5 Mio. €, in den Jahren
2005 und 2006 2,8 Mio. € und am 01.01.2007
hat Kreiskämmerer Straub die Rücklage mit 4,1 Mio. € angesetzt. Ich erinnere hier
nur an das Haushaltsjahr 2004, wo eine Erhöhung der Kreisumlage von 3,5 % von
der Mehrheitsfraktion CSU und Neue Mitte durchgesetzt wurde. Damals betrug die
Rücklage nur ca. 1,5 Mio. € und die Freien Wähler wollten die Erhöhung der
Kreisumlage durch Reduzierung der Rücklage auf Null oder die Mindestrücklage
von ca. 780.000,00 € erreichen. Dies wurde abgelehnt. Man könnte sich also in
das Jahre 2004 zurückversetzen und 2007 fordern, die Rücklage wieder auf den
stand von 2004 zu reduzieren. Dies wäre natürlich machbar und man könnte die
Kreisumlage wieder auf 42,5% und damit auf den Stand vor 2004 zurückführen. Warum
eigentlich nicht? Das Thema Senkung der Kreisumlage ist auch in anderen
Landkreisen höchst aktuell und wird politisch angepackt. Im Jahr 2007 senken
die Landkreise Bad Kissingen (- 0,4 %), Hassberge (- 0,5 %), Würzburg (- 0,8%)
und Kitzingen(- 1 %) ihre Kreisumlage. Warum also nicht auch der Landkreis
Miltenberg?
-
Aber hier ist
erst einmal der Kreisverband des Bayerischen Gemeindetages mit seinem
Präsidenten, dem Erlenbacher Bürgermeister Berninger gefragt. Er lässt sich
immer die finanziellen Daten der einzelnen Gemeinden schicken und bewertet sie
im Vorstandes des Bayerischen Gemeindetages, dem Vertreter der drei größten
Fraktionen des Kreistages angehören. Hier wird zwar formal nicht abgestimmt,
aber die Tatsache, dass der Landkreis Miltenberg einen Haushalt ohne
Neuverschuldung aufstellt, stimmte auch den Kreisverband des Bayerischen
Gemeindetages gnädig. Aber hier gibt es auch Ungereimtheiten: Warum stand im „Main-Echo“
vom 16.01.2007 in einem Bericht über eine Bezirksverbandsversammlung des
Bayerischen Gemeindetages u.a. „für gesenkte Kreisumlage“. Da musste ja jeder
interpretieren „für eine gesenkte Kreisumlage im Landkreis Miltenberg“. Diese
Schlagzeile findet sich auch wieder in der Zeitung „Der „Bayerische
Gemeindetag“ 2/2007 auf Seite 61. Alles ist also kein Zufall. Man muss dies nur
so interpretieren: Senkung der Kreisumlage ja, aber nicht bei uns.
- Natürlich
ist es so, dass viele Gemeinden im Landkreis Miltenberg derzeit einen
Investitions- und Reparaturstau haben, was die Lebensqualität mittel- und
langfristig senkt. Warum stimmen die Freien Wähler aber dennoch diesem Haushalt
zu? Dazu einige Zahlen: Die Gemeinden in
Bayern konnten im Jahr 2005 ihre Schulden um 87,7 Mrd. € abbauen, die Schulden
der Landkreise dagegen haben im gleichen Haushaltsjahr um 106,4 Mrd. €
zugenommen. Dies zeigt sich auch im Landkreis Miltenberg. Im Durchschnitt aller
32 Gemeinden liegt die Verschuldung im Verhältnis zum Gesamthaushalt bei 42 %,
beim Landkreis Miltenberg liegt dieser Wert über 54 %. Ergebnis auch hier: Den
Gemeinden geht es im Vergleich zum Landkreis gar nicht so schlecht.
3. Die Rettung 2007 war die Erstattung von 1,7
Mio. € aus dem Ausgleichfond Hartz IV - aber trotz einiger Problemfelder gute Perspektiven
für die nächsten Jahre
Die Freien Wähler haben bereits vor der Beratung des
Haushalts 2006 immer wieder auf diesen Fond hingewiesen und immer wieder die
Weitergabe dieses Betrages an die Kommunen gefordert. Obwohl unserer Kämmerer
vom Finanzreferenten des Bayerischen Landkreistages bereits seit November 2005
wusste, dass es mindestens 270.000,00 € sein werden, stellte er aus Gründen der
kaufmännischen Vorsicht nichts in den Haushalt 2006 ein. In der Haushaltsrede
2006 wies ich wiederum auf diese notwendige Rückerstattung hin und fragte noch
anlässlich der Kreistagssitzungen im Juli und Oktober 2006 nach, wurde aber
immer wieder vertröstet. Die Forderung der Freien Wähler zum Haushalt 2006, man
solle den Kommunen diese Gelder zurückgeben, bezeichnete der Vorsitzende des
Bayerischen Gemeindetages als „Erbsenzählerei“. Gott sei Dank sind es große
Erbsen geworden und wir freuen uns, dass dadurch eine Erhöhung der Kreisumlage
um 2 % uns erspart geblieben. „Die Situation ist recht positiv“, schreibt
Staatsministerin Stewens in einem Brief an alle kommunalen
Gebietskörperschaften. In dem Topf waren 2005 60 Mio. €, im Jahre 2006 schon 78 Mio. € enthalten
und Staatsministerin Stewens schreibt weiter:“Für das Jahr 2007 stehen die
Zeichen ein Stück weit günstiger als für das Jahr 2006. Der Pool wird wegen
einer sinkenden Belastung des Freistaates durch den Ausgleich Ost weiter
steigen. Hinzu kommt, dass sich der Bund im Jahr 2007 stärker an den Kosten für
Unterkunft und Heizung beteiligen wird.“ Unser Kämmerer hat für den Haushalt
2007 wiederum nur 1,7. Mio. (wie 2006) eingeplant, aber es können durchaus mehr
werden und dann können vielleicht einige Kreisräte wie der Mann des Mittelstandes,
unser Kreishandwerksmeister Stappel von einer Senkung des Schuldenstandes
träumen.
Gleichwohl gibt es noch drei
Problemfelder: Die hohen Belastungen der Jugend- und Sozialhilfe und der
Grundsicherung. Landrat Schwing beklagt sich immer wieder, dass die Resolution
des Kreisausschusses gegen die zu hohe Belastung durch die Grundsicherung
bisher nur mit einer „Eingangsbestätigung“ beim Empfänger versehen wurde.
Bereits damals habe ich darauf hingewiesen, dass ohne ein geballtes Auftreten
aller Landkreise das Ergebnis unbefriedigend sein wird und so ist es auch
gekommen. Aber die Resolution musste ja sein. Im Jahr 2003 lehnte es der
Kreisausschuss ab, selbst als Kläger nach Karlsruhe zu gehen, weil dies 6.000,00
€ gekostet hätte. Aber wir haben dadurch die große Chance verpasst, aktiv
mitzuwirken. Landkreis bzw. Kreistag ist also bei diesem Thema leider viel zu
defensiv vorgegangen; das hat unserem Anliegen geschadet. Die Position der
Freien Wähler ist schon immer klar und eindeutig: Der Bund muss die Landkreise
bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung entlasten. Konkret:
Wenn der Bund ein Gesetz erlässt, muss er auch die finanziellen Lasten tragen.
Es gab auch schon ganz andere Positionen im Kreistag. Drei Jahre lang haben die
Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen „gebetsmühlenartig“ ohne Begründung
behauptet, die ganze Sache sei für den Landkreis Miltenberg kostenneutral,
obwohl die Realität eine ganz andere Sprache spricht. Heute schweigen die
Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen zu diesem Thema.
Was ist zu erwarten? Nach Aussagen des Bayerischen
Landkreistages wird im Frühjahr 2007 vom Bundesverfassungsgericht eine
Entscheidung zugunsten der Landkreise kommen. Das Gesetz wird als
verfassungswidrig eingestuft werden. Allerdings werden die Landkreise nicht für
alle zurückliegenden Jahre finanziell entlastet werden, so dass die Freude im
Landkreis Miltenberg auch nur gedämpft sein wird.
4. Was den Landkreis
voranbringt und was nicht. Drei Beispiele:
- Die Freien Wähler begrüßen das neue
Tourismuskonzept des Landkreises Miltenberg, das den schlafenden Riesen
Tourismus nach vorn bringen wird. Wir hoffen, dass möglichst alle Gemeinden
Mitglied werden. Wir müssen alle Kräfte bündeln und daher auch ja zum geplanten
Römermuseum in Obernburg a.Main sagen, weil wir dadurch überregional bekannt
werden und den Markennamen Landkreis Miltenberg stärken. Nicht voran bringt uns
z.B. die Bündelung von Aktivitäten dagegen z.B. in Form eines Bürgerentscheids,
weil dies kontraproduktiv ist. Wir wünschen dem neuen Vorsitzenden des Vereins
Mainland-Churfranken, Bürgermeister Bieber, alles Gute für seine neue
Tätigkeit.
- Voran bringt den Landkreis Miltenberg auch
eine aktive Familienpolitik und ein besseres Zusammenleben der Generationen. Dazu
hatten die Freien Wähler zwei Anträge eingebracht. Zum einen sollten die
Erfahrungen von Bündnissen für Familien z.B. aus dem Landkreis Nürnberg in den
Kreistag Miltenberg eingebracht werden. Dieser Antrag wurde für nicht nötig gehalten.
Warum eigentlich? Der Stadtrat Erlenbach a.Main hat vor kurzem als erste
Kommune im Landkreis einen Familienbeirat einstimmig beschlossen. Im Landkreis
Würzburg gibt es auch ein Familienbündnis. Warum also nicht im Landkreis Miltenberg?
Weil der Antrag von den Freien Wählern eingereicht wurde? Man muss dies fast vermuten.
Ein zweiter Antrag der Freien Wähler forderte einen Wettbewerb „Das
familienfreundlichste Unternehmen“. Landrat Schwing und die Mehrheit des
Ausschusses (also auch die SPD) lehnte diesen Antrag ab, weil dadurch angeblich
die Verwaltung zu viele Aufwand habe, obwohl dies nur eine Frage der
Organisation und des politischen Willens ist. Drücken wir es einmal positiv
aus: Der Landkreis Miltenberg und damit auch der Landrat haben eine einmalige
politische Chance verpasst, sich familienpolitisch zu profilieren. Immerhin,
und dies sei zur Ehrenrettung des Landrats gesagt, wurde der Antrag der Freien
Wähler an die Initiative Bayerischer Untermain verwiesen und hier wurde der
Antrag (jetzt formal nicht von den Freien Wählern, sondern von Landrat Schwing)
positiv aufgenommen. Inhaltlich und thematisch passt die Anregung in den
Themenkomplex „Familienmesse Bayerischer Untermain“. Der Wettbewerb „Das
familienfreundlichste Unternehmen“ ist anlässlich der Familienmesse 2008 im
Landkreis Miltenberg fest eingeplant und Jugendamtsleiter Winkler hat
geschrieben: „Wir danken Ihnen nochmals für Ihre Anregung. Wir werden uns im
Rahmen unserer Mitarbeit bei der Familienmesse dafür einsetzen, dass die Aktion
ein Erfolg wird.“ Auch im Landkreis Miltenberg sollten wir das Zusammenleben
der Generationen verbessern. So fördert z.B. der Bund das Zusammenleben der
Generationen in Form von sog. Mehrgenerationenhäusern. Hier leben Kinder und
Senioren unter einem Dach. Dies ist auch im Landkreis Miltenberg heute nicht
mehr die Regel. Nach Informationen von Bundesfamilienministerin von der Leyen
stellt der Bund dafür bis zum Jahr 2009 eine bereits bewilligte Fördersumme von
98 Mio. € zur Verfügung. In jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt soll es
nach dem Wunsch des Familienministeriums in den nächsten Jahren eine solche
Einrichtung geben. Warum stellt der Landkreis Miltenberg hierfür keinen Antrag?
- Voran bringt uns im Landkreis Mlitenberg auch
eine aktive Klimaschutzpolitik. Obwohl die Daten seit über 25 Jahren bekannt
sind, ist nach dem neuesten Klimabericht die Zeit sehr günstig, noch stärker
als bisher tätig zu werden. Wir müssen mehr als bisher tun und nicht immer nur
auf andere schauen. Dazu einige Beispiele:
1. Es kann nicht sein, dass von der Mehrheit
immer nur aus Kostengründen abgelehnt wird, den Müll mit der Bahn nach
Schweinfurt zu transportieren. In spätestens zwei Jahren wird die WestFrankenBahn
ihren eigenen Güterverkehrsbetrieb haben und könnte einsteigen.
2. Vor
einiger Zeit hat der Mehrheit im Ausschuss für Natur- und Umweltschutz (CSU und
Neue Mitte) die Energieberatung seitens des Landratsamtes Miltenberg
abgeschafft, angeblich ein Beitrag zum Projekt „Intelligenten Sparen“. Die
Wirklichkeit hat uns eingeholt. Es war ein Sparen an der falschen Stelle. Hier
sollte der Landkreis wieder aktiv einsteigen.
3. Warum
diskutieren wir im Landkreis Miltenberg permanent, ob das PPP-Modell für die
Umgehung Miltenberg eine unwirtschaftliche Finanzierung darstellt oder nicht?
Reden wir doch lieber über den ÖPNV. Auf Initiative der SPD haben wir im Dezember
2006 eine Resolution zur Erhaltung der Madonnenlandbahn und der Taubertalbahn
verabschiedet, was sich positiv ausgewirkt hat. Wir haben Farbe bekannt und
beide Strecken konnten erhalten bleiben. Genau so könnten wir eine Resolution
gegen die Kürzung der ÖPNV-Mittel verabschieden, denn die WestFrankenBahn, die
ja alle zu Recht loben, hat um 130.000 Zug-km und 1 Mio. € gekürzt.
4. Warum
fördert der Landkreis Miltenberg – zumindest politisch nicht stärker die Ziele
der WestFrankenBahn? Wir haben doch inzwischen ein durchgehendes Siedlungsband
von Aschaffenburg nach Miltenberg und da bieten sich doch für die Westfrankenbahn
ungeahnte Möglichkeiten. Elektrifizierung der Bahnstrecke von Aschaffenburg
nach Miltenberg und evtl. eine doppelgleisige Fahrweise. Dann hätten wir
sozusagen eine S-Bahn von Miltenberg nach Frankfurt, könnten die Zahl der
Bahngäste noch erheblich steigern und damit die Straße entlasten. Dies könnten
die Gebietskörperschaften in den nächsten Jahren finanziell fördern.
5. Beim
lokalen Klimaschutz wollen jetzt alle politischen Gruppierungen mitarbeiten und
lt. CSU-Generalsekretär Söder soll auch die CSU zu einer Ökopartei werden. Sogar
die Neue Mitte fordert in einer Pressemitteilung vom 01.03.2007 mehr
Aktivitäten des Landkreises Miltenberg im Umweltschutz. Stellen Sie doch den
angekündigten Antrag für die Einrichtung einer nichtöffentlichen Arbeitsgruppe.
Ihrem Antrag wird die CSU sicherlich zustimmen und wir sind auch dabei.
Die genannten Punkte sind mehr in die Zukunft gerichtet und
tangieren den Haushalt 2007 nicht oder nur unwesentlich. Doch bei der heutigen
Kreistagssitzung geht es um die vorliegenden Zahlen für dieses Jahr und diese
sind sehr solide und geben kaum Anlass zu Kritik, zumindest keinen Anlass, den
Haushalt abzulehnen. Außerdem ist die konjunkturelle Situation derzeit recht
günstig. Kommunale Fachexperten rechnen auch für die nächsten drei Jahre mit
steigenden Gewerbesteuereinnahmen und einer steigenden Umlagekraft. Damit
sollte es dem Landkreis Miltenberg gelingen, auch in den nächsten Jahren einen
Haushalt ohne Neuverschuldung vorzulegen. Die Freien Wähler unterstützen daher
auch die Planungen von Landrat Schwing und Kämmerer Straub, die Kreisumlage in
den nächsten Jahren bei 45,5 % zu belassen. Dies gibt auch den Kämmerern in den
32 Gemeinden eine wichtige Planungssicherheit, die nicht zu unterschätzen ist.
Die Freien Wähler stimmen daher dem Kreishaushalt 2007 zu.
Kreisrat Stappel, Vorsitzender der Fraktion Neue
Mitte, führte folgendes aus:
Sehr
geehrter Herr Landrat Schwing, werter Herr Kreiskämmerer Straub, meine Damen
und Herren der Verwaltung, werte Kolleginnen und Kollegen des Kreistages, auch
die Fraktion Neuen Mitte hat den Kreishaushalt 2007 geprüft, sehr sorgfältig
beraten und besprochen.
Sehr
viele der im Haushalt angeführten Schwerpunkte von größeren Maßnahmen,
Investitionen, wirtschaftlichen Einrichtungen, sowie sozialen Belastungen
wurden von uns bei der Beurteilung einer kritischen und intensiven
Hinterfragung unterworfen. Hier kamen wir im großen und ganzen zu dem Ergebnis,
dass wir inhaltlich der Politik von Landrat Schwing voll zustimmen können. Denn
der vorliegende Haushalt 2007 ist nach unserer Auffassung sehr ausgewogen,
übersichtlich und solide erstellt. Deshalb möchte ich mich auch gleich an
dieser Stelle bei dem Hauptverantwortlichen und Verfasser dieses Riesenzahlenwerkes,
Kreiskämmerer Straub, für die gute und sehr übersichtliche Maßarbeit sowie für
die persönliche sehr angenehme Beratung meiner Fraktion sehr herzlich bedanken.
Dass
wir uns über gewisse Zahlen, Fakten, sowie sich im Betrieb befindende und noch anstehende
Maßnahmen dieses Haushaltes 2007 auch einige Gedanken gemacht und besprochen
haben, dürfte wohl eine Selbstverständlichkeit sein. Wir kamen zunächst zur
Feststellung, dass das Gesamtvolumen des Haushaltes 2007 von sage und schreibe
über 100 Mio. € eine Wucht für sich ist. Doch wenn man den Schuldenstand vom 01.01.2007
mit 55,230.000,00 € (das sind über 54 % des Gesamthaushalts) dagegenstellt und
vergleicht, dann sollte man seine Bedenken und ein gewisses Maß an Besorgnis
schon öffentlich zum Ausdruck bringen.
Denn
dieser Netto-Höchstschuldenstand zwingt uns eigentlich, bei künftigen
Investitionen entweder etwas auf die Bremse zu treten und die eine oder andere
Maßnahme etwas zurückzustellen, oder grundsätzlich, wenn es der Haushalt nicht
hergibt, bei Investitionen die nicht überaus dringlich sind, einen Maßnahmen-
oder Investitionsstopp einzuführen. Denn allein von 2002 bis heute wurden über
21 Mio. € zusätzliche Schulden gemacht und dies ist für die Mitglieder unserer Fraktion
enorm viel. Dass die Generalsanierung unserer Schulen, die den Landkreis allein
über 22 Mio. € kostet, sehr stark zu diesem Schuldenberg beigetragen hat, steht
hier außer Frage. Doch diese Investition für den Rohstoff Geist unserer Kinder
und die Folgegeneration war auch aus unserer Sicht notwendig und unumgänglich
und dazu stehen wir auch. Wir bitten aber auch, die Berufsschulen nicht zu
vergessen. Außerdem sehen wir bei dieser Investition auch eine Stärkung des
Eigenkapitals. Wichtig ist für die Fraktion Neue Mitte die Ankündigung von Kreiskämmerer
Straub, dass im Jahr 2007 keine Neuverschuldung vorgesehen ist. Hierzu meine
ganz besondere Empfehlung: „Bitte sparen, wo es möglich ist und investieren,
nur dort wo es unbedingt erforderlich und nötig ist.“
Was
uns erfreulich stimmte ist die Tatsache, dass wir im Jahr 2006 mit 3,018.000,00
€ das höchste je erzielte Gebührenaufkommen hatten. Das könnte sich dieses Jahr
wiederholen. Natürlich sollen hier die 7,7 Mio. € Zuführung als höchstes
Ergebnis auch nicht unerwähnt bleiben.
Was
die 1,7 Mio. € Zuschuss des Freistaates Bayern für Hartz IV ausgelöst und
positiv bewegt haben, ist für uns mehr als erfreulich. Denn wir hatten ehrlich
gesagt mit einer Erhöhung der Kreisumlage gerechnet, da wir ja über die
Vorfinanzierung der Hartz IV-Kosten informiert waren. Dieser Zuschuss war aus
unserer Sicht ein echter finanzieller Glückbringer.
Was
die derzeitige Kreisumlage von 45,5 % betrifft, sollte man nach unserer
Auffassung unter keinen Umständen an eine Minderung der Umlagenhöhe denken, denn
wie sollte unser Schuldenberg nicht nur gebremst, sondern endlich auch einmal
etwas abgebaut werden, wenn wir die Höhe der Umlage reduzieren. Bis jetzt haben
wir zwar einen Schuldenstopp erreicht, aber noch lange keine Schulden abgebaut.
Hier sollte sich auch im Interesse der Bürgermeister und des Landkreises etwas
tun.
Was
die Gewerbesteuer-Mehreinnahme von 2,676.354,00 € betrifft, muss man von einem
großartigen und vor allen Dingen unerwarteten Ergebnis sprechen. Was dieses
Rekordergebnis betrifft, könnte man auf eine wirtschaftlich bessere und
erfolgreiche Zukunft unseres Landkreises hoffen. Dass sich die Umlagekraft um
3,750.000,00 € auf 81,250.000,00 € erhöht hat, wird von uns positiv bewertet,
denn es sind ja immerhin 0,4 % Umlagekraft mehr als der Landesdurchschnitt.
Die
Personalausgaben mit insgesamt 3,475.000,00 € entsprechen den tariflichen
Grundlagen und können aus unserer Sicht nur durch die Einsparung von Personal
abgebaut werden, was jedoch schwierig sein dürfte! Die Netto-Personalkosten in
Höhe von 10,8 Mi. € haben nur durch die Beförderung einiger Beamter eine kleine
Erhöhung erfahren.
Was
die Krankenhausumlage von 2,2 Mio. € betrifft, haben wir keine Handhabe und
Möglichkeit, diese sehr starke Kostenbelastung zu verändern oder evtl. dem
Rhön-Klinikum zu übertragen.
Sorgen
bereiten uns die steigenden Zahlen in der Heimunterbringung, der Sozialhilfe
und die Grundabsicherung. Hierauf werden wir auch weiterhin ein genaues und
wachsames Augenmerk verwenden.
Abschließend
stellten wir in der Fraktion Neue Mitte fest, dass insgesamt gesehen im
Landkreis Miltenberg sehr viel bewegt und auch geleistet wurde. Die
Infrastruktur allgemein, die Bildung, die soziale Betreuung, Sport, Kultur,
sowie vieles andere mehr haben in unserem Landkreis einen sehr hohen
Stellenwert, den man anerkennen muss und nicht übersehen kann. Alles in allem gesehen, sind
wir beim Haushalt 2007 an einem Punkt angelangt, der immer bei jeder meiner
vorausgegangenen Haushalts-Reden ein echter Mittel- und Schwerpunkt war und
zwar die Schuldenlast, die der Landkreis zu tragen hat. Heute haben wir aus
meiner Sicht gemeinsam ein erstes Ziel erreicht. Es lautet bei einem
Schuldenstand von über 55-Mio €: Keine zusätzliche Neuverschuldung! Dies ist
für die Fraktion Neue Mitte ein kleiner Erfolg, vor allen Dingen aber ein
wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Herr
Landrat Schwing und Herr Kreiskämmerer Straub, ich möchte Ihnen hier indirekt
keine Vorwürfe machen oder Ihre Fachkompetenz und Fähigkeit in Frage stellen. Das
wäre nicht berechtigt und ungerecht. Das ist auch nicht meine Art. Doch
insgesamt gesehen müssen wir auf diesem vorgezeichneten Weg kontinuierlich,
sachlich und wohlüberlegt weiterarbeiten. Wir müssen alle in der Zukunft anstehenden
neuen Maßnahmen sehr vorsichtig und durchdacht planen sowie mit unseren
Entscheidungen maßvoll umgehen, damit wir auf keinen Fall den derzeitigen Schuldenstand
jemals noch erhöhen. Dies wird bestimmt nicht leicht sein, doch gemeinsam
schaffen wir es bestimmt.
Ich
komme zum Schluss meiner Ausführungen. Die Fraktion Neue Mitte steht voll
inhaltlich hinter dem vorliegenden Haushalt 2007 und stimmt ihm deshalb geschlossen
zu. Ich bedanke mich im Namen meiner Kollegen bei Landrat Schwing,
Kreiskämmerer Straub, allen verantwortlichen Abteilungsleiterinnen und
-leitern, den beiden Landrats-Stellvertretern, Frau Fichtl und Herrn Eck, sowie
allen engeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Glückwünsche übermitteln wir
dem neu gewählten Bezirkstagspräsidenten Dotzel. Wir erhoffen uns von ihm
Unterstützung für den Landkreis Miltenberg.
Kreisrat Scherf sagte namens der Ausschussgemeinschaft
Bündnis 90/Die Grünen-ödp folgendes:
Werter
Herr Landrat Schwing, werter Herr Kämmerer Straub, werte Vertreterinnen und
Vertreter der Verwaltung, werte Gäste, werte Kreisrätinnen und Kreisräte, die
Mitglieder der Ausschussgemeinschaft Bündnis 90/Die Grünen-ödp möchten diese
Gelegenheit nutzen, all den Menschen zu danken, die diesen Haushalt erstellt
haben und die im vergangenen Jahr die Rädchen im Landkreis Miltenberg
erfolgreich gedreht haben. Jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem einzelnen
Mitarbeiter in diesem Haus danke ich im Namen von Bündnis 90/Die Grünen und ödp
stellvertretend für die Bevölkerung des Landkreises Miltenberg.
Den
Haushalt für das Jahr 2007 haben die Kreisrätinnen und Kreisräte von Bündnis
90/Die Grünen und ödp geprüft und sind abschließend zu dem Ergebnis gekommen: Die
Ausschussgemeinschaft von Bündnis 90/Die Grünen-ödp lehnt den Haushalt für das
Jahr 2007 ab.
Lassen
Sie mich dieses Ergebnis nach einigen grundsätzlichen Aussagen zum Haushalt
kurz begründen: Keine Kritik von Seiten der Grünen werden Sie an der stabilen
Kreisumlage hören. In Anbetracht der sehr hohen Verschuldung (Top 15 in Bayern)
und der anstehenden Investitionen brauchen wir entsprechende Rücklagen.
1. Im Einzelplan 4 nehmen wir positiv zur
Kenntnis, dass der Zuschussbedarf von 16,1 Mio. € auf etwa 12,7 Mio. € gesenkt
werden konnte. Hauptursache dafür sind Zuschüsse zu den Kosten für die
Grundsicherung und Hartz IV, beides Bereiche mit dramatischen Fallsteigerungen.
Im Bereich der Grundsicherung wurde offenbar, dass mehr Menschen an Armut
leiden als gedacht, die sich bisher aus Scham nicht um Sozialhilfe bemüht haben.
Bei Hartz IV schlug die schlechte konjunkturelle Lage der vergangenen Jahre zu,
zudem widerlegen Mehrausgaben von 12 Mrd. € jährlich das Märchen, es handle
sich bei dieser Reform um einen sozialen Kahlschlag. Auch Bundespräsident
Köhler lobte in einem Interview mit der „ZEIT“ vom 01.03.07 die Maßnahmen der
rot-grünen Regierung als Grundlage für den Wirtschaftsaufschwung. Weitere
Entlastung brachten die Minderausgaben in Höhe von 600.000,00 € bei der
Jugendhilfe, hauptsächlich weniger Heimaufenthalte. Dies bedeutet, dass sich
die umfangreichen Investitionen (Mehrausgaben) in den vergangenen Jahren in
niedrig schwellige Angebote sowie in die Prävention gelohnt haben. Rufe in
diesem Haus nach Kürzungen bei der Jugendhilfe werden nun im Nachhinein ganz
klar als falsches und kurzfristiges Denken entlarvt. Das Jugendamt ging den
richtigen Weg – auch mit Unterstützung der Grünen. Heute müssen wir jedoch
wieder voraus denken und trotz größter Zufriedenheit mit dem Jugendamt zwei
Fragen stellen:
- Ist
das Personal des Jugendamtes noch quantitativ ausreichend aufgestellt? Ich
möchte hier nicht populistisch auf dramatische Vorfälle wie in Bremen
verweisen. Es geht mir darum: Reicht das Personal aus, um den Anforderungen
gerecht zu werden. Heute ist es doch so, dass eine Meldung über eine
vermeintliche Misshandlung eines Kindes den gesamten Alltagsbetrieb (Gespräche
mit Eltern, Fallbearbeitung etc.) des betroffenen Sachbearbeiters zum Erliegen
bringt.
- Zusätzlich
müssen wir überlegen, wenn wir zukünftige dramatische Ausgaben- und
Fallsteigerungen vermeiden wollen, wie wir mit freiwilligen Hilfsangeboten die
Familien erreichen können, die am meisten Unterstützung brauchen, die aber
bislang die Angebote des Jugendamts nicht annehmen. Wir benötigen Strategien
zum Aufsuchen der Familien, was Ideen, Personal und Geld kosten wird. Es dient
aber der Hilfe und der Kostenvermeidung! Unser Jugendamt hat eine umfassende
Imagekampagne verdient, damit es nicht als Kind-Wegnahme-Amt angesehen wird,
sondern ins Bewusstsein der Familien die Familien unterstützende und beratende
Funktion tritt.
Ein richtiges Zeichen setzt dieser Haushalt, dass er
trotz der Unterschreitung 2006 den Haushaltsansatz für die Jugendhilfe stabil
lässt. Das zeugt von vorausschauendem Denken und von Nachhaltigkeit, ein klarer
grüner Pluspunkt durch einen grünen Akzent im Haushalt.
2. Unsere baulichen Investitionen gehen
fast voll in den Bereich Schulen und haben die Einrichtung von Ganztagesschulen
zum Ziel. Damit geht der Landkreis Miltenberg in die richtige Richtung: Bildung
und Ganztagesangebote sind Investitionen wert. Traurig, dass in der
gesellschaftlichen Diskussion von Seiten katholischer Bischöfe diese Angebote
in unsachlicher Weise diskreditiert werden. Wir unterstützen die Familien,
machen Schulen zu Lebensräumen, die Freude am Lernen vermitteln und geben der
Bildung unserer jungen Menschen einen hohen Stellenwert. Ganztagesschulen und
Bildungsinvestitionen, weitere grüne Akzente in diesem Haushalt.
3. Mit den weiteren Maßnahmen im Straßenbau
können wir leben: Wir beschränken uns auf das Notwendige und geben Geld für den
Straßenerhalt aus. Viel besser könnten wir Grüne das auch nicht machen, als beim
Straßenbau so knauserig zu sein.
Bevor
jetzt der Eindruck entstehen könnte, die Schwarzen könnten tatsächlich mit den
Grünen (und der ödp) konkurrieren – ich erinnere an den Faschingsscherz
„Ökopartei CSU“, um Hintenrum für einen weiterhin ungehemmten CO 2-Ausstoß
einzutreten und im Landtag mit Kreisrat Rüth konkrete Klimaschutzinitiativen
der Grünen abzulehnen, komme ich zu den Schattenseiten der Haushaltsberatungen:
1. Wo bleibt die Initiative unseres Landrats für
den Bahntransport des Mülls nach Schweinfurt? Von Woche zu Woche fahren mehr
Güterzüge durch den Landkreis Miltenberg, Firmen scheuen aus
Verantwortungsgefühl keine Mehrausgaben, aber der Landkreis scheut vor der
Hürde! Hier ist nur Stillstand zu beobachten, den wir nicht gutheißen können.
2. Wo ist der Wille zu sagen, das
Nahverkehrsangebot im Landkreis Miltenberg ist wirklich gut, aber in Anbetracht
der katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels müssen wir die Bemühungen noch
deutlicher intensivieren. Seit Jahren z.B. fährt der Seckmauerer Bus durch
Wörth a.Main und erst jetzt ist ein City-Bus angedacht. Herr Dotzel, Herr
Stappel, da hat man auch in Wörth a.Main mindestens ein Jahrzehnt geschlafen
und weder Seniorenresidenz noch Bahnhof in den ÖPNV integriert. Und Herr Andre,
auf den Verweis des Kollegen Fahn und meinerseits auf den Klimawandel
entgegneten sie am Montag: „Man muss nicht auf jedes Schlagwort, das durch die
Medien geistert, aufspringen.“ Das ist der traurige Beweis dafür, dass es
selbst im Jahr 2007 noch immer nicht jeder kapiert hat, dass der Klimawandel
ein Umdenken und ein entschiedenes Handeln erfordert, und glaubt, das Thema
Klimaschutz sei nur ein kurzzeitiges Phänomen. (Wobei: Wenn wir nicht handeln,
könnten Sie Recht behalten, denn dann wäre bald alles zu spät!). Aber Herr
Andre, wir spüren jetzt erst den Anfang! Wider besseren Wissens – wir schätzen
Sie als einen sehr gescheiten Menschen, widersprechen Sie uns.
3. In diesem Zusammenhang ist die Abschaffung der
kostenfreien Energieberatung als Ausdruck dummen Sparens, das es allem
intelligenten Sparens zum Trotz auch gibt, zu erwähnen.
4. Wertstoffhof Süd: Dieses
Dienstleistungsangebot für die Menschen im südlichen Teil des Landkreises
Miltenberg werden wir solange nicht aufgeben einzufordern, bis es endlich da
ist - zum Wohle der Menschen und der Umwelt. Dies lässt Grüne-ödp aber nicht
nur inhaltlich, sondern auch formal Kritik üben. Ein fristgerechter Antrag zum
Thema Wertstoffhof Süd vom Oktober 2006 wurde bis heute nicht mehr behandelt
und zu diesen Haushaltsberatungen nicht mehr zugelassen. Es kann nicht sein,
dass ein Haushalt im März 2007 beschlossen wird und ein Antrag dazu ist im
Oktober 2006 zu spät gestellt ist. So werden die Haushaltsbe-ratungen zur
„Farce“, wenn der Kreistag nicht mehr die Möglichkeit hat, Posten und Zahlen im
Haushalt zu ändern. Durch diese Art und Weise wird der Kreistag zu einem
Abnickgremium degradiert.
5. Herr Landrat, sehr geehrte Damen und Herren
der CSU und der Neuen Mitte, Sie verhindern Transparenz. Sie legitimieren, dass
bis heute nicht der Geschäftsbericht der Krankenhaus-GmbH aus dem Jahr 2005
vorliegt. Auch den aktuellen Stand evtl. Einnahmen aus dem Verkauf der GmbH
dürfen die Kreistagsmitglieder nicht wissen. Wie kleine, unwissende Kinder
sollen wir warten, bis es plötzlich heißt „Ja ist denn schon Weihnachten“ und
unser Landrat kann glücklich das positive Ergebnis vermelden. Oder ist diese
Einnahme ein Polster für mögliche Wahlgeschenke für die Landratswahl 2008? Herr
Schwing, Sie sagen, der Verkauf der Krankenhäuser sei kein Grund den Haushalt
abzulehnen. Da haben Sie Recht, aber ein Grund diesen Haushalt abzulehnen ist
es, wenn wir Kreistagsmitglieder zu wenig Klarheit und Transparenz haben!
6. In diesem Zusammenhang erscheint es auch
verständlich, weshalb wir ein Informationsfreiheitsgesetz brauchen, wie es auf
der ganzen Welt von Kanada bis Indien, von Norwegen bis Südafrika, von
Großbritannien bis Australien Usus ist. In acht Bundesländern und auf
Bundesebene hat jeder Deutsche dieses Recht, das von den Bürgern nicht in nennenswerter
Zahl missbraucht wird und unter dem noch keine Verwaltung in der ganzen Welt
zusammengebrochen ist. Nur in Bayern wieder und im Landkreis Miltenberg, haben
wir plötzlich Angst vor dem Bürger, und Kreistagsmitglieder sind gezwungen vor
Gericht zu ziehen, um sich wichtige Informationen verschaffen zu können. Verwaltungsdirektor
Fieger hält dieses Gesetz nicht für nötig – dabei hätten wir gerne eine
Information darüber, wie Sie in der Vorlage zu dem Antrag des Kollegen Frey auf
eine rot-grüne Initiative verweisen können, die schon längst abgelehnt ist. Das
ist dreist und zeugt von wenig Achtung den Kreistagsmitgliedern gegenüber.
Bislang haben die Bürger das Problem, ihre unmittelbare Betroffenheit nachweisen
zu müssen. Der Wunsch des konservativen Blocks nach Geheimhaltung geht sogar so
weit, dass die Neue Mitte Nichtöffentlichkeit von Arbeitsgruppen und Sitzungen
propagiert – angeblich wegen der Profilierung. Geht es nicht viel mehr darum,
dass die Öffentlichkeit nicht sehen soll, dass die Neue Mitte als einzige
Gruppierung in diesem Kreistag in den vergangenen fünf Jahren keine einzige
politische Initiative eingebracht hat?
Dieser Landkreis, seine Bewohnerinnen und Bewohner,
verdienen mehr Vertrauen, mehr Transparenz und mehr Offenheit auch im Kampf
gegen die Demokratiemüdigkeit, ein Informationsfreiheitsgesetz für die Bürgerinnen
und Bürger und mehr Transparenz bei den Haushaltsberatungen und
Geschäftsbeteiligungen des Landkreises Miltenberg. Ohne den letzten Geschäftsbericht
der Krankenhaus-GmbH und einen Kenntnisstand über die aktuelle Lage eines
möglichen Gewinns aus dem Verkauf fehlen uns wichtige Informationen zum
Beschluss des Haushalts 2007. Wir haben ein Recht auf den Geschäftsbericht und
verzichten in Verantwortung vor den Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises
nicht darauf. Im Verbund mit den anderen Punkten sagen die Mitglieder der
Ausschussgemeinschaft Bündnis 90/Die Grünen-ödp deshalb NEIN zum Haushalt.
Bezüglich des Mülltransports per Bahn bedauerte
Landrat Schwing, dass einige Mitglieder des Ausschusses für Natur- und
Umweltschutz die Informationen nicht weitergeben, denn sonst müssten sie
wissen, dass die Landkreisverwaltung bisher in allen Ausschreibungen (auch in
der laufenden Ausschreibung) den Bahntransport vorgesehen, jedoch noch nie ein Angebot
dafür erhalten habe. Was den Geschäftsbericht der Krankenhaus-GmbH betreffe,
sei zu sagen, dass sich die GmbH noch in der Liquidation befinde und noch keine
Abschlusszahlen vorliegen. Es werde noch eine Sitzung des Verwaltungsrates der
GmbH stattfinden und in der nächsten Kreistagssitzung der Bericht gegeben
werden. Entscheidend werde sein, was am Schluss übrig bleibe. Nachdem der
Kreistag die entsprechenden Verträge beschlossen habe, müsste allen
Kreistagsmitgliedern der Inhalt der Verträge bekannt sein.
Das von Kreisrat Dr. Schüren angesprochene Thema „Tourismus“
sehe er (Landrat Schwing) nicht so dramatisch. Es gebe bereits 107
Leistungsanbieter in der TAG Spessart. Außerdem seien alle Bürgermeister sowie
Stadtrats-, Gemeinderats- und Kreistagsmitglieder aufgefordert, sich zu
engagieren. Der Landkreis Miltenberg werde dafür auch künftig Geld in die Hand
nehmen müssen, weil der Tourismus ein Stück Wirtschaftsförderung sei. Es können
in diesem Bereich Arbeitsplätze geschaffen werden, die genau so wichtig wie
Arbeitsplätze in anderen Breichen seien.
Kreisrat Dr. Fahn, sagte Landrat Schwing weiter, habe
von guten und schlechten Schulden gesprochen. und 55 Mio. € als gute Schulden
bezeichnet. Einen Unterschied zwischen guten und schlechten Schulden gebe es
aber nicht. Alle Schulden müssen zurückgezahlt werden.
Bezüglich der Grundsicherung habe der Landkreis
Miltenberg dem Landkreis München den Vortritt gelassen, weil diesem
dramatischere Zahlen als dem Landkreis Miltenberg vorgelegen hätten. In der
Zwischenzeit habe man keinen Einfluss nehmen können. Es sei nur schon mehrmals
gesagt worden, dass die Klage laufe und das Urteil bald ergehen werde.
Was das von Kreisrat Dr. Fahn angesprochene
Mehrgenerationenhaus betreffe, müsste bekannt sein, dass sich der Landkreis
Miltenberg schon längst auf diesem Weg befinde. Bereits anlässlich einer
Dienstbesprechung im Jahr 2006 sei allen Bürgermeistern ein diesbezügliches
Schreiben ausgehändigt und gebeten worden, darüber zu beraten und anschließend
auf den Landkreis Miltenberg zurückzukommen.
Kreisrat Dr. Linduschka (FDP/UWG) lobte die
mustergültige Aufstellung von bis heute 25 mustergültigen Haushaltsplänen durch
Kreiskämmerer Straub. Lob zollte er ebenfalls den anwesenden Pressevertretern
für ihre Berichterstattung über den Haushaltsplan 2007. Jede interessierte Bürgerin
bzw. Bürger, hätte sich anhand dieses Berichtes hervorragend informieren
können. Diese Information habe der Information eines Kreistagsmitgliedes nicht
nachgestanden.
Erfreulich bezeichnet es Kreisrat Dr. Linduschka,
dass, kaum sei Kreisrat Dotzel zum Bezirkstagspräsidenten von Unterfranken
gewählt, die Bezirksumlage gesenkt werde, was für die Zukunft gute Aussichten
erwarten lasse. Unter Hinweis auf die von Landrat Schwing und Kreisrat Dr. Fahn
angesprochene Verschuldung des Landkreises Miltenberg vertrat Kreisrat Dr.
Linduschka die Meinung, dass gute Schulden Schulden für Investitionen in die
Sicherung und den Ausbau des Bildungsstandortes Landkreis Miltenberg seien. In
den letzten zwei Jahren könne folgende Entwicklung der Verschuldung beobachtet
werden: Beim Landkreis steigen die Schulden, bei den Städten und Gemeinden
sinken die Schulden. Kreisrat Dr. Schüren habe daher die einzig richtige
Forderung ausgesprochen. Nachdem die weiterführenden Schulen von Kindern aus
allen zum Landkreis Miltenberg gehörenden Städten und Gemeinden besucht werden,
gebe es nur eine einzige Lösung, nämlich eine Erhöhung der Kreisumlage.
Landrat Schwing habe zu Recht Prozentzahlen bezüglich
des Wirtschaftssektors genannt, die seit 10 Jahren erstaunliche Rückstände aufweisen.
Es bestehe ein hoher Rückstand. Wuchern könne der Landkreis nur mit dem
Tourismus. Erstes Beispiel dafür seien die jährlich stattfindenden
Klingenburg-Festspiele, zweites Beispiel die Arbeit der Kulturreferentin, beides
tolle Werbeeffekte. Was jeweils im Kulturherbst geboten werde, gehe weit über
die Grenzen des Landkreises Miltenberg hinaus und ermögliche vielen Menschen
aus dem Landkreis sowie aus dem Rhein-Main-Gebiet Kultur zu
familienverträglichen Preisen. Diese guten Preise seien einem geschickten
Sponsoring zu verdanken.
Die Mitglieder der FDP/UWG werden dem Haushaltsplan
2007 aus voller Überzeugung zustimmen.
Kreisrat Berninger (Vorsitzender des Bayerischen
Gemeindetages) bemerkte, er vermisse das Wort vom gemeindefreundlichen
Haushalt. Es könne festgestellt werden, dass der Kreishaushalt nicht
gemeindeunfreundlich sei. Richtig gemeindefreundlich wäre der Kreishaushalt
jedoch nur, wenn es zu einer Senkung der Kreisumlage gekommen wäre. Schließlich
hätten die Städte und Gemeinden in Zeiten, in denen es ihnen finanziell nicht
gut gegangen sei, zwei Kreisumlageerhöhungen hinnehmen müssen. Spielraum gäbe
es bei den 6 Mio. € Rücklagen des Landkreises Miltenberg. Diese hätten eine
gesenkte Kreisumlage über zwei oder drei Jahre stabil halten können.
Dem Ziel, keine Erhöhung der Verschuldung, könne sich
kein verantwortungsbewusster Politiker widersetzen, zumal die Streckung
notwendiger Investitionen damit verbunden sei. Dem vorliegenden Haushaltsplan
2007 des Landkreises Miltenberg könne zugestimmt werden, allerdings mit der
Bitte an den Kreistag, die Gemeinden und deren Finanzen auch in Zukunft nicht
aus den Augen zu verlieren. Glücklicherweise gehe es bereits vielen Kommunen
finanziell wieder besser, aber auch vielen Kommunen noch nicht. Die Kommunen
des Landkreises Miltenberg können die vorgesehene Kreisumlage mittragen, wenn
beim Tempo der Investitionen auch weiterhin gebremst werde, denn auch die
Kommunen hätten notwendige Investitionen zu tätigen. Dann sei der Kreishaushalt,
wie Landrat Schwing gesagt habe, auch ein “Mutmacher“ für die Städte und
Gemeinden. Seitens der Bürgermeister sei schon immer betont worden, dass sie
Partner des Landkreises seien und zusammenarbeiten müssen. Die Gemeinden können
dem Landkreis jedoch nur bei der Schuldentilgung helfen, wenn sie
leistungsfähig seien.
Zur Bemerkung von Kreisrat Dr. Linduschka bezüglich
der Kulturarbeit des Landkreises bitte er (Kreisrat Berninger) zu
berücksichtigen, dass die Städte und Gemeinden einen Großteil dieser Arbeit
leisten und die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen.
Landrat Schwing sagte dazu, er finde es gut, dass
Kreisrat Berninger in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Bayerischen
Gemeindetages schwierige Dinge angesprochen habe. Er glaube, dass der Landrat
nicht immer wieder betonen müsse, dass der Landkreis Miltenberg
umlagefreundlich sei. Es müsse anerkannt werden, dass der Landkreis viele
Investitionen für die Städte und Gemeinden tätige. Er persönlich sehe eine
Erhöhung der Kreisumlage nur als letztes Mittel und sei ein überzeugter
Anhänger einer möglichst lang anhaltenden stabilen Kreisumlage. Der Landkreis
Miltenberg sei bestrebt, die Kreisumlage stabil zu halten, aber im Hinblick auf
die weiteren Bauabschnitte im Schulzentrum Elsenfeld müsse Sicherheit bei der
Kreisumlage bestehen. Bezüglich der Aussage von Kreisrat Dr. Fahn, dass einige
Landkreise in Unterfranken ihre Kreisumlage gesenkt hätten, sollte bedacht
werden, dass diese Landkreise nicht den Standard des Landkreises Miltenberg bezüglich
der Höhe der Kreisumlage hätten.
Kreisrat Fischer wies darauf hin, dass die Mitglieder
von Bündnis 90/Die Grünen ständig die Fraktion Neue Mitte im Visier hätten.
Tatsache sei, dass die Neue Mitte sehr aktiv sei. Ohne diese Fraktion hätte es
im Kreistag z.B. keine Mehrheit für den Verkauf der Krankenhäuser gegeben mit
der Folge, dass es im südlichen Teil des Landkreises Miltenberg bald kein
Krankenhaus mehr gegeben hätte. Auch wäre der Schlachthof Aschaffenburg schon
ein paar Jahre geschlossen, wenn dessen Erhalt nicht auf Initiative der Neuen
Mitte gesichert worden wäre. Des Weiteren habe die Neue Mitte eine in Konkurs
gegangene Baufirma in Elsenfeld mit 60 Mitarbeitern gerettet.
Kreisrätin Marsilia bemerkte, dass sie seit den
jährlichen Statements von Kreisrat Berninger, dem Vorsitzenden des Bayerischen
Gemeindetages, im Kreistag wisse, was „Fensterreden“ seien. Wenn er konsequent
wäre, müsste er den vorliegenden Haushaltsplan ablehnen.
Landrat Schwing sagte dazu, er habe die Äußerungen von
Kreisrat Berninger als ausgewogen empfunden. Kreisrat Berninger vertrete 32
Bürgermeisterkollegen und dürfe deren Meinung mitteilen, selbst wenn diese von
der Meinung des Landrats abweiche. Kreisrat Berninger habe klar gesagt, dass
das gemeinsame Ziel von Landkreis und Kommunen eine möglichst niedrige und
stabile Kreisumlage sein müsse.
Der
Kreistag fasste sodann auf Empfehlung des Kreisausschusses vom 24.03.2006 bei
drei Gegenstimmen folgende
B e s c h l ü s s e
:
1. Das von der Landkreisverwaltung vorgelegte Investitionsprogramm
wird genehmigt (Art. 64 Abs. 2 LKrO).
2. Der
Finanzplan, der von der Verwaltung der Entwicklung angepasst bzw.
fortgeschrieben ist, wird angenommen (Art. 64 LKrO).
3. Der
Stellenplan für die Verwaltung wird genehmigt (Art. 58 Abs. 3 LKrO).
4. Die
Landkreisverwaltung (Landrat und Kämmerer) wird ermächtigt, die in § 2 Abs. 1
der Haushaltssatzung aufgeführten Kredite in Höhe von 2,800.000,00 € im
Haushaltsjahr 2007 bei der Bank mit dem günstigsten Zinssatz aufzunehmen.
5. Die
Haushaltssatzung für das Haushaltsjahr 2007 wird gemäß Art. 55 ff LKrO
erlassen.